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gungen bestimmten Ew. Maj. einzig auf das Glück Ihrer Unterthanen und auf den Wohlstand Ihres Reiches bedacht zu seyn; und zu diesem Zwecke eröffneten Ew. Maj. Ihre Hafen den Flaggen aller Nationen.

Die bereits erwähnten Versuche Frankreichs, Schwe den in einen offenbaren Krieg mit England und Rußland zu ziehen, waren nicht die einzigen. Der österreichische Minis fter an Ew. Maj. Hof erhielt von dem österreichischen Ge: sandten in Paris, Fürsten von Schwarzenberg, einen Eilbo ten mit der Nachricht von dem Bündnisse, welches den 14ten März zwischen Frankreich und dieser Macht zu Paris geschlosssen worden. Der Fürst von Schwarzenberg trug dem Mis nister seines Hofes zu Stockholm auf, bey Mittheilung diefer Nachricht an Ew. Maj. Ministerium allen seinen Einfluß anzuwenden, um Schweden an dem Kriege mit Rußland theilnehmen zu machen. Ew. Maj. antworteten auf diesen Antrag, wie auf den vorhergehenden, durch die Erklärung, daß Sie die Ruhe Ihres Reiches erhalten wollten, und daß Sie die Vermittlung II. MM., des österreichischen und des rufsischen Kaisers, in Allem, was sich auf die ungerechte Wegnahme von Pommern beziehe, annehmen; daß außerdem Ew. Maj., wenn der Kaiser Napoleon es gern sehe, bereit feyen, an den kaiserlichen Hof von Rußland zu schreiben, um wo möglich dem Blutvergießen zuvor zu kommen, bis die schwedischen, russischen, französischen und österreichischen Bez vollmächtigten würden zusammen kommen können, um die eingetretenen Mißhelligkeiten beyzulegen.

Da der Erfolg zeigte, daß diese Erbietungen von dem Kaiser der Franzosen nicht angenommen worden, so mussten Ew. Maj. es als eine heilige Pflicht ansehen, Ihr Reich in Vertheidigungstand zu sehen; und Sie verwandten dazu eis nen Theil der Hülfsquellen, welche Ihre treuen Reichsstände Ihnen übergeben hatten, um der Unabhängigkeit der Nation die gehörige Achtung und Sicherheit zu verschaffen.

Die langwierige Erfahrung vergangener Zeiten und die Kraft gegenwärtiger Beyspiele haben die Klugheitmaßre. geln Ew. Maj. für die Sicherheit und Unverlegbarkeit Ihs rer Staaten gerechtfertigt.

Man hatte sich bereits an den französischen Geschäftstråger, Hrn. de Cabre, gewandt, um eine Erklärung über die Einnahme von Pommern zu verlangen. Man forderte ihn auf, sich zu erklären, ob er in Stockholm sich befinde als Geschäftstråger einer befreundeten oder einer feindlichen Macht; da mehrere Monate ohne Antwort verflossen, und allerley in Dunkel gehüllte und dem Völkerrecht nicht gemäße Anspinnungen Statt gefunden hatten, so ward Herr de Cas bre zurückgeschickt.

In einem Augenblicke, wo alle, Schweden umgebende, Mächte ihre Kriegsmacht auf einen bis jest beyspiellosen Punkt gebracht haben, mussten Ew. Maj. ebenfalls der gebieteris schen Nothwendigkeit der Zeit sich unterwerfen; und mit einziger Rücksicht auf Schwedens Glück und Wohlstand be reiteten Sie die Mittel, wodurch Sie in Stand gesezt wer den, im Wesentlichen auf Ihre eignen Kräfte und auf die der befreundeten Regierungen sich zu verlassen. Wenn zu Erreichung dieses Zweckes Aufopferungen nöthig sind, so werden die guten Schweden sich beeifern, die Absichten Ew. Maj. zu befördern; denn sie waren stets die feste Stüße der Monarchen, welche ihre Freyheit in Ehren hielten.

Eine alte Gewohnheit hat Schweden lange veranlasst, Frankreich als seinen natürlichen Bundesgenossen zu betrach= ten; diese Meinung vergangener Zeiten, diese überlieferten Eindrücke wirkten aufs Kräftigste auf Ew. Maj. Seele; die Zuneigung des Kronprinzen für sein voriges Vaterland, die jedoch in seinem Herzen seinen Pflichten gegen Schweden stets untergeordnet ist, befestigten Sie in diesen Gesinnungen. Sobald aber Frankreich dem, eine Halbinsel bildenden, Schwes ben das Recht untersagen wollte, die Meere zu durchschiffen,

die es umgeben, und die Wellen zu durchschneiden, die seine Küsten bespülen; da musste die Regierung ihre Rechte und die Vortheile der Nation schüßen, um nicht in die Lage jener Mächte zu gerathen, die durch ihre Unterwürfigkeit gegen Frankreich gegenwärtig ohne Schiffe, ohne Handel und ohne Einkünfte sind. Der Bund mit Frankreich fordert zunächst den Verlust der Unabhängigkeit, und führt dann stufenweise zu allen Aufopferungen, wodurch das Wohl eines Staates zerstört wird. Um sein Bundesgenosse zu werden, muß man in keiner Beziehung mit England stehen, an die Stelle der Einkünfte von der Waarensteuer und des Ertrags vom Hans del, muß man stets zunehmende Auflagen treten lassen, um die Kriege durchzuführen, worin feine eigensinnige Politik seit acht Jahren es verwickelt hat. Håtte dieses Königreich dem Willen Frankreichs sich gefügt, so würde man Schweden in Spanien gesehen haben, wie man dort Deutsche sieht und Italiener in Polen. Man würde sie selbst in der Türkei gesehen haben, wenn der Kaiser Napoleon den Kaiser Ales rander überwunden hätte.

Wenn Ew. Majeftåt, um die Geschicke Schwedens, durch Sicherheit in der Gegenwart und Verbürgung der Zukunft, zu befestigen, genöthigt sind, Ihre Heere in Bewegung zu se hen, so wird dies nicht in der Absicht geschehen, Provinzen zu erobern, die der skandinavischen Halbinsel zu ihrem Wohlstande unnüß sind. Die Unabhängigkeit dieser Halbinsel ist der beständige Gegenstand der Sorgfalt Ew. Maj., und kein Opfer wird den Schweden zu theuer seyn, um diesen großen und wichtigen Zweck zu erreichen. Ew. Maj. haben den uns würdigen Vertrag, den man Sie unterschreiben lassen wollte, von sich gestoßen, Sie haben sich über eine niedrige und wandelbare Staatskunft erhoben, und haben nicht gefürchtet, den Muth, die Rechtlichkeit, die Vaterlandsliebe und das Ehr. gefühl der Nation in Anspruch zu nehmen. Ew. Maj. has ben die Schweden richtig geschäßt; und Sie finden Ihre Be

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lohnung in dem unbegrenzten Zutrauen, das diese auf Ew. Maj. Weisheit seßen.

Seit langer Zeit war das Schiff des Staats, indem es auf einem unruhigen Meere wogte und von Stürmen verfolgt ward, im Begriff zu scheitern: Ew. Maj. ergriffen als er: fahrner Steuermann das Ruder, und unterstüßt durch Ihren geliebten Sohn, haben Sie das Glück gehabt, mit Vermeis dung aller Klippen, welche auf dessen Wege sich befanden, es in den Hafen zu führen. Ich stelle dies Bild auf, um für die Zukunft diejenigen Menschen zu belehren, die stets be forgt für ihr künftiges Schicksal, bey der Nachricht von dem mindesten Ungemach, in Unruhe gerathen und sich einbilden, auf diese Erde nur deswegen geschleudert zu seyn, um in friedlicher Ruhe aller Annehmlichkeiten des Lebens zu genies Ben. Ew. Maj. haben den Schweden die Freyheit verspro chen; Sie werden ihnen Wort halten. Die Hütte des Armen, wie der Palast des Reichen, wird dieser unschäßbaren Wohlthat genießen. Nie wird die Willkür in unsre Wohnungen dringen, die bey Tag und bey Nacht das Gefeß sichern wird. Stolz auf alle ihre Rechte, vereint mit ihrem Beherrscher, werden die Schweden ihren Feinden entgegen gehen. Das ruhmvolle Andenken ihrer Vorfahren und die Gerech tigkeit ihrer Sache werden ihnen Bürgschaft leisten für des guten Erfolg.

Ich verharre mit der tiefsten Ehrfurcht

Sire

Stockholm,

den 7. Jan. 1813.

Ew. Majestát allerunterthänigster, gehorsamster

und ergebenster Diener und Unterthan

Lorenz von Engeström.

Aktenstücke.

Nro. I.

Auszug einer Sendung des Barons von Lagerbjelke, schwedischen Ministers zu Paris, an ben König, vom 26. Okt. 1810.

Troß aller Art von Zuvorkommnung, die man nur eben für meine Person gehabt hatte, war es mir leicht gewesen, mich auf einen sehr unangenehmen Auftritt vorzubereiten. Die Natur meis ner Verhandlungen mit dem Herzog von Cadore, die schleus nige Abreise des Hrn. von Czernischef, die Katastrophe, wos mit die Schweiz wegen Handelsgegenständen bedroht gewesen war, die in Portugal errungenen Vortheile, die man ohne Zweifel würde benußen wollen, um die Engländer auf allen Punkten zu überwältigen, alle diese Umstände zusammen hatten mich leicht ahnen lassen, was der Gegenstand der Audienz seyn würde: aber ich gestehe, daß ich auf eine so heftige Explosion nicht gefafft war. Niemals hatte ich den Kaiser noch in Zorn gesehen, und diess mal war er es in einem Grade, der alle Vorstellung übersteigt.

Etwas nach 9 Uhr Morgens wurde ich eingeführt. Ich fand den Herzog von Cadore beym Kaiser, und die Gegenwart dies ses Dritten ließ mich gleich vermuthen, daß ich gerufen sey, um eine offizielle Erklärung zu hören, daß aber keine Erörterungen mir verstattet seyn würden. Deffenungeachtet beschloß ich zu antworten, so oft ich ein Wort würde anbringen können.

Es ist mir unmöglich, Ew. Maj. Alles zu berichten, was der Kaiser innerhalb wenigstens fünf Viertelstunden sagte, weil seis ne Gemüthsbewegung so heftig, feine Rede so ununterbrochen, seine Wiederholungen so häufig waren, daß es unmöglich war, Alles im Gedächtniß zu ordnen. Ich fing damit an, daß ich Ew. Maj. Schreiben überreichte. Wissen Sie, sagte der Kaiser, was der Inhalt des Schreibens ist? Ich gab ihn an, mit Beyfús gung einer Höflichkeit. Ohne darauf zu antworten, fuhr der Kais fer fort: (An jeder Wiederaufnahme der Rede des Kaisers, wers den Ew. Maj. die Art der kurzen Antworten, die ich in den Zwis schenräumen anzubringen suchte, hinreichend erkennen.) Nun

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