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ten uns glauben, daß wir bey unserer Ankunft sogleich in Aktivität gesezt werden würden; allein für diesmal hinderte uns die eingebrochene Nacht daran. Am heutigen Morgen gingen wir schon frühe etwas vor, formirten eine geschlosse ne Kolonne, blieben dann aber ruhig siehen, und nur die drey leichten Kompagnien liessen sich mit dem Feinde ein, Diese stehen denn nun auch bereits den ganzen Tag im Feuer und haben schon einige Todte und Verwundete gehabt, ohne daß einer von beyden Theilen seine Stellung verlässt. Unsere Lage ist übrigens bedenklich und bietet uns die Aussicht dar, aller Wahrscheinlichkeit nach gefangen zu werden. Nicht stårker als höchstens 3000 Mann stehen wir an der Oeffnung einer langen Bergschlucht, die sich von Durango bis hierher zicht. Vor und haben wir ein starkes spanisches Armee: korps, das die gegenüberliegenden Berge befeht hat. Die Berge zur Linken sind schon gestern vom Feinde umgangen worden' und rechts stehen die Engländer, und sind bereits so weit vorgedrungen, daß sie weit näher an Durango stehen, als wir. Schneiden uns diese ab, so sind wir in der Falle. Dennwenn auch gleich die Badner und Darmstädter noch bey Du: rango stehen, so sind diese doch bey Weitem nicht stark ge: nug, uns zu retten, da der Feind bey 60,000 Mann stark seyn soll.

Im Lager bey Durango, den 27sten Okt. Für dieses Mal sind wir mit Hülfe einer Kriegslist glücklich das von gekommen. Vorgestern, am 25sten Abends, nachdem das Feuern unter den leichten Truppen aufgehört hatte, be kamen wir die Ordre, uns in Schlachtordnung auf einen ho hen Bergrücken zu ziehen. Wir thaten dieses und hatten hier einen solchen schönen Anblick, als man nur denken kann. Vor uns im Thale standen die Franzosen und uns gegen über auf den Bergen die svanische und englische Armee, welche durch unzählige Feuer die stocks instere Nacht erhellten. Es dauerte nicht lange, so war auch unsere Linie durch eine Rei

he Feuer bezeichnet, und wir legten uns in Erwartung der Dinge, die es am andern Morgen geben würde, ruhig schla fen. Aber schon um 12 Uhr hieß es in größter Stille; auf! auf! Bey jedem Feuer wurde ein Mann mit dem Befehl gelassen, das Holz nicht zu svaren, und in der größten Stil: le zogen wir uns den Berg herab, trafen hier schon die Fran zosen, welche auf gleiche Art ihre Stellung verlassen hatten, in voller Bewegung an und marshirten mit diesen hier her, wo wir nach fünf Uhr ankamen, Regimenterweis ge schlossene Kolonnen formirten, und dann Bataillonsweis ein Lager bezogen, wozu wir aus den umliegenden Wäldern bald Hütten erbaut hatten. Diesen Rückzug werde ich nicht leicht vergessen. Der abscheulichste Weg in einer undurchdringlichen Finsterniß, wo man mehrentheils bis über die Knöchel, oft bis über die Knie im Koth waten musste, und dabey noch immer Gefahr lief, in den Löchern Hals und Bein zu brechen; dabey oft ein Aufenthalt, bald durch zerbrochene Mus nitionswagen oder Lavetten, bald durch andere Korps, zu welchem Allen bey mir noch die größte Mattigkeit von einem schon sechs Tage angehaltenen Durchfalle kam. Doch langten wir glücklich hier an, ohne größern Verlust, als den einiger Voltigeurs, welche den Rückzug gedeckt hatten und gegen Morgen von den Spaniern verfolgt wurden...

Heute liegen wir ganz ruhig und beschäftigen uns nur, durch Seitenpatrouillen Lebensmittel einzufammeln. Odsen, Kühe, Schafe, Schweine, Hüner, Gånse, selbst Esel und Pferde kommen von allen Seiten an, und benehmen uns we: nigstens die Furcht Hunger zu leiden. Unterdessen sind denn auch wieder fünf französische Regimenter angekommen, denen morgen und übermorgen sieben andere folgen und unsern Muth anfachen. Marschall Lefebre ist selbst dabey, und wird jeht das Kommando auf dieser Seite übernehmen, wo ben wir besser fahren werden, als unter dem Befehle der bisherigen Generale, die durch ihre falsch genommenen Stel

lungen den letzten Rückzug veranlasst haben. In diesem Augenblick lassen sich unsere Vorposten dicht vor uns mit dem Feinde ein, wahrscheinlich gibt es heute noch etwas Ernsthaftes. Da wird Arvell geschlagen!

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Bivouak über Durangó, den 29 sten Okt. Weil die Spanier vorgestern vordrangen, so mussten wir unsere Hütten verlassen und mit den Badenschen Truppen unsere Stellung an einem Bergrücken herunter nehmen; der Feind zog sich jedoch wieder zurück, und wir blieben die Nacht durch und auch gestern in Ruhe.

Gestern Abend nahm ein eben angekommenes französis sches Voltigeur-Regiment Position auf dem vor uns befindli chen Bergrücken, und wir bilden daher gegenwärtig die zweyte Linie, haben aber unsere Vorposten mit jenen in einer Kette. Gegen 11 Uhr fingen diese an, mit dem Feinde sich einzulassen, und noch jest dauert das Feuern dicht vor uns fort, jedoch ohne sonderliche Wirkung. Unsere Macht auf diesem Flügel ist ziemlich ́ansehnlich und beträgt an 20,000 Mann. Wahrscheinlich wird daher in den ersten Tagen ein großer Schlag geschehen, der uns hoffentlich wieder in den Besitz von Bilbao bringen wird.

Mit meiner Gesundheit sieht es eben nicht zum Besten aus, denn gestern Abend hatte ich einen starken Anfall von der rothen Ruhr und eine zu starke Portion Opium, die ich einnahm, hat mich so geschwächt, daß ich wenig von meinem. Strohlager aufkomme. Heute ist mir jedoch, Gott sey Dank, wieder besser und ich habe nun gute Hoffnung.

Die traurigen Folgen des Kriegs zeigen sich hier schon ziemlichermaßen. Die einzeln liegenden Häuser stehen leer und werden ganz ausgeplündert. Die schönsten angepflanz= ten Eichenschläge und Obstbäume werden abgehauen und ver brannt; hin und wieder selbst Häuser abgebrannt oder wenig stens abgebrochen und das Holzwerk verbrannt. Die Bauern, obgleich furchtsam, doch durch ihre Wuth und den Haß gegen

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die Franzosen aufgereiht, ermorden unter der Hand auch wohl Manchen, der das Unglüx hat, einzeln in ihre Hände zu gerathen, müssen aber dann gewöhnlich mit ihren ganzen Familien dafür büßen.

Bilbao, den 5ten Nov. 1808. So wäre denn nun die Eröffnung unsers Feldzuges, und zwar auf eine sehr vortheilhafte Art, gemacht. Nicht allein Bilbao und Valmaseda sind in unsern Hånden, sondern auch die ganze Gegend ist von Feinden gereinigt,, außer Vittoria gegenüber, wo die Spanier noch mit einer starken Armee stehen sollen, aber durch ein entscheidendes Treffen, das ihnen ehester Ta gen geliefert werden wird, sicherlich ganz geschlagen und zer: Freut werden.

Am 29sten Okt. kamen noch Abends Holländer in Du rango an. Mir ahnte gleich, daß Bekannte von mir da bey seyn würden; aber wie sehr wurde meine Erwartung übertroffen, als ich des andern Morgens von meinen Freun den K. und St. eine Einladung erhielt, sie zu besuchen. Sobald ich konnte, eilte ich zu ihnen, und war äußerst glücklich, zwey meiner besten Freunde nach so langer Trennung wieder zu sehen. Des Nachmittags erhielten wir Befehl, uns auf den andern Tag zum Angriff bereit zu halten, Alles wurde angeordnet, und so kam der 31ste Okt., ein Schrę. ckenstag für die Spanier, herbey.

Unser Regiment bildete mit den Badenschen Truppen, unter dem Kommando des Obersten v. P., die erste Brigade von der ersten Division des Armeekorps unter Marschall Lefebre, und machte auf dem rechten Flügel die Avantgarde. Des Morgens frühe um sechs Uhr rückte das ganze Korps in sechs Kolonnen vor. Die Holländer auf dem linken Flügel machten den Anfang, und trieben den Feind bald aus seiner Stellung. Im Thal ward der Angriff durch ei nen sehr starken Nebel etwas verzögert, und auch wir mussten dessen Verschwinden erst abwarten. Um neun Uhr enda

lich ging es vorwärts. Mehrere gut angebrachte Haubißen verschafften uns gleich Anfang Luft, und da unser linker Flü gel schon vorgedrungen war, so bedurfte es nur unsrer Voltigeurs, um den Feind aus einer Stellung nach der andern zu vertreiben, und wir erstürmten einen Berg nach dem andern. mit geschlossenen Kolonnen, ohne nur ein einziges Mal zu derloyiren, oder nur einen Schuß zu thun. Einige Male fehte sich der Feind und vertheidigte sich herzhaft und anhaltend; allein wir liessen uns dadurch nicht stören, marscirten in Kolonnen unsern Weg fort und zwangen so die Spanier, durch die Furcht abgeschnitten zu werden, die Flucht zu neh men und ihre festesten Stellungen zu verlassen. Nachmittags 4 Uhr kamen wir in Saranassa an, wo Marschall Lefebre, zum Zeichen seiner besondern Zufriedenheit, unsere Brigade' bey sich behielt, die andern aber anderthalb Stunden weiter marshiren, und die vom Feinde verlassenen Stellungen beses hen mussten. Unsere Voltigeurs hatten einen ziemlichen Verluft erlitten, aber weit mehr noch der Feind, dessen Todte uns oft den Weg zeigten, den unsere Voltigeurs gegangen. waren. Das Mehrste war jedoch durch die geschickten Maz novres der Kolonnen bewirkt worden, wodurch wir den noch einmal so starken Feind gänzlich zerstreut hatten. Was mir die Freude über diesen glücklichen Tag sehr verbitterte, war die Nachricht, die ich Abends erhielt, daß Lieutenant K. zwey Mal durch das rechte Bein geschossen sey, und dieses wohl verlieren würde, und daß der Voltigeur-Kapitain H. von unserm Regiment ebenfalls gefährlich durch die rechte Schulter blefirt sey.

Am Isten Nov. marscirte unser Armeekorps auf drey verschiedenen Wegen nach Bilbao. Kein Feind wurde mehr. gesehen, und nur hin und wieder ein Paar abgeschnittene und verirrte Bauern gefunden, und ohne weitern Prozeß er schossen. Nachmittags 4 Uhr kamen wir hier an, und bezo gen mit unserm Bataillon die Vorhallen eines Klosters, von

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