Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

weiter noch auf alle Gewalthätigkeiten gefasst halten, welche die Uebermacht am Haupte der katholischen Kirche zu verüben ferner noch wagen werde. Sicher und getrost, daß alle die Demüthis gungen, die Sie erduldeten, der Religion selbst zur Ehre gereis chen werden.

Rom den 7. April 1808.

II. Kundmach u ug.

Der unterzeichnete Minister der auswärtigen Angelegenhei ten Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen und Kinigs von Italien hat die Note Sr. Eminenz des Hrn. Kardinals Caprara Sr. Majeftåt vorgelegt, und den Auftrag erhalten, folgende Antwort zu ertheilen:

Niemals wird der Kaiser den Grundsaß verändern, daß die Prälaten Unterthanen jenes Souverains sind, unter dessen Herrs schaft sie geboren werden. Unbelangend die zweyte Frage, so besteht die Forderung, von der der Kaiser nicht mehr abgehen wird, dar. in, daß ganz Italien, Rom, Neapel, Mayland ein Schuß- und Trußbündniß schließen sollen, um alle Unordnung und Kriege von der Halbinsel zu entfernen. Geht der heil. Vater diese Fordes rung ein, so ist Alles beygelegt, weigert er aber sich, so zeigt er durch diese Entschließung, daß er kein Einverständniß, keinen Frieden will, und daß er hiemit den Krieg erkläre. Das erste Resultat des Krieges ist Eroberung; das erste Resultat der Eroberung ist Veränderung der Regierung. - Denn, wenn der Kaiser gezwungen ist, Rom zu bekriegen, ist er denn nicht eben auch dadurch gezwungen, es zu erobern, die Regierung umzuåns dern und eine andere einzuführen, die mit dem Königreiche Itas lien und Neapel gemeine Sache und Krieg gegen den allgemei nen Feind mache? — Oder, was könnte ihm, sonst die Ruhe und Sicherheit von Italien verbürgen, so lange die zwey Reiche durch einen Staat getrennt sind, in welchem die Feinde immerhin auf eine sichere Aufnahme rechnen können? Der heil. Vater wird bey diesen Veränderungen, welche für den Fall, daß er auf seis ner Weigerung beharren sollte, nothwendig würden, von seinen geistlichen Rechten nichts verlieren. Er wird fortwährend Bis schof von Romseyn, so wie es während der ersten 8 Jahrhunderte und unter Karl demGroßen seine Vorfahren waren. Indessen

wird es immer ein Gegenstand des Schmerzens für Se. Majes stát, wenn er durch Unklugheit, Starrsinn und Verblendung das Werk des Genie's, der Politik und Weisheit vereitelt fehen muß.

In diesem nämlichen Augenblick, wo Unterzeichneter den Auftrag erhielt, dem H. Kardinal Caprara diese Antwort zu ertheilen, wird ihm die Note zugestellt, mit der ihn Se. Eminenz den 30. März beehrten.

Diese Note enthält zwey verschiedene Gegenstånde.

Erstens: Erklärte darin der Hr. Kardinal Caprara, daß feine Vollmacht, die er bisher als Legat des heil. Stuhls hatte, mit diesem Augenblick aufhöre, und diese Anzeige machte er gegen alle bisher übliche Gewohnheiten und Formalitäten, nämlich am Vorabend der heiligen Woche, zu einer Zeit also, da es der rði mische Hof, wenn er noch vom wahren evangelischen Geiste beseelt würde, für seine Pflicht halten sollte, die geistlichen Hülfs quellen zu vervielfältigen, und allen Gläubigen durch sein Bey spiel Friede und Eintracht zu predigen. Doch, dem sey wie ihm wolle! Nachdem nun einmal der heil. Vater Sr. Eminenz alle Vollmacht abgenommen, so wird er auch von dem Kaiser nicht mehr als Legat anerkannt. Die gallikanische Kirche tritt zurück in den vollständigen Besiß ihrer Lehre, sie wird fortfahren durch ihre Einsichten und Gottseligkeit die katholische Religion in Frankreich zu erhalten und ihr Ehrfurcht zu verschaffen, auch ihr seinen Schuß angedeihen zu lassen, darin wird der Kaiser stets seinen Ruhm suchen.

[ocr errors]

Zweytens: Verlangen Se. Eminenz, der Hr. Kardinal Caprara, als Gesandter ihre Reisepåsse. Unterzeichneter hat die Ehre sie ihm zuzusenden. Diese förmliche Abforderung der Reiz sepåsse, die man nach der Sitte der neuern Zeiten für eine wahre Kriegserklärung ansieht, vernehmen seine Majestät mit Bedauern; Rom hat also Krieg mit Frankreich, und in dieser Lage der Dinge mussten seine Majestát jene Vorkehrungen treffen, welche die Ruhe von Italien nothwendig machten.

Der Entschluß, welchen der römische Hof ergreift, für diesen Bruch einen Zeitpunkt zu wählen, wo er seine Waffen für mächs tiger, als sonst halten könnte, mag zwar andere Extreme von sei: ner Seite vermuthen lassen, aber die Aufklärung des Jahrhuns derts wird die Wirkung derselben zu hemmen wissen. Das Zeits liche und Geistliche ist nicht mehr in einander verschmolzen; die königliche, von Gott selbst geheiligte, Würde ist über alle Be

griffe erhaben. Der Unterzeichnete wünscht übrigens, daß die Gesinnungen der Achtung, welche eṛ Sr. Eminenz, dem Hrn. Kardinal Caprara, zu bezeugen den Auftrag erhielt, den heil. Stuhl bestimmen möchten, den Forderungen Sr. Majestät bey. zutreten. Er hat die Ehre Se. Eminenz von seiner ausges zeichneten Hochachtung neuerdings zu versichern.

Paris den 3. April 1808.

Dem Original gleichlautend.
Le Febure.

III. Kundmachung.

An alle auswärtige Minister in Rom aus dem Innern des Quirinals, den 4. April 1808.

Nachdem Se. Heiligkeit mit unglaublicher Ueberraschung und gleichem Herzensleid ihre Truppen mit den französischen gewalts thätiger Weise vereinigt, und diejenigen, welche ihrem Sous verain zu ihrer größten Ehre treu geblieben waren, bestraft sehen mussten, so waren sie darauf bedacht, ihrer Leibwache und den wenigen Milizen des Kapitoliums und der Finanzen, die mit den Franzosen noch nicht vereinigt waren, und noch nicht unter - Die ihren Befehlen stunden, eine neue Kokarde zu geben. Absicht, welche Se. Heiligkeit bey dieser Veränderung der Kokar. den im Auge hatten, war diese :

Sie wollten dadurch ihr Mißfallen über die erfolgte gewalts thätige Vereinigung öffentlich an den Tag legen, und zeigen, daß Sie fest darauf beharren, ihre Neutralität zu behaupten, und an den Operationen ihrer mit den Franzosen vereinigten Trups pen, die Sie nicht mehr für die Ihrigen erkennen, keinen Antheil zu nehmen. - Diese Absicht wurde auf Befehl des heil. Vaters Eurer Erzellenz und dem ganzen diplomatischen Korps offiziell eröffnet, und dem nämlichen diplomatischen Korps wurde auch, wie gewöhnlich, von dem Herold die neue Kokarde zugesandt.

Nach einer so freymüthigen und schleunigen Erklärung hát ten sich Se. Heiligkeit nicht vorstellen können, daß man Ihre reins sten Absichten so sehr verschwärzen, und dem Volk weismachen sollte, die neue Kokarde sey ein Zeichen der Vereinigung gegen die französischen Armeen, so wie dieses aus dem Tagsbefehl ers hellet, der gestern an allen Ecken von Rom und in den Provins

jen durch gedruckte und ausgehängte Blätter bekannt gemacht wurde. Unterdessen will der heilige Vater glauben, daß dieser Befehl nur von falschen Vorstellungen herrühre, die man Sr. Majestät dem Kaiser und König Napoleon von der Sache gez macht hat; in Wahrheit — wären Se. Majestät auch unterrichtet von der wahren Absicht, welche der heil. Vater bey Verände rung der Kokarde im Auge hatte, wüssten sie auch, daß selbst das französische Militár - Kommando der Truppen, die Ihrer Armee bereits einverleibt waren, dieselben zu tragen erlaubte, so hätten Sie sicher diese Kokarde für kein Zeichen einer Vereinis gung gegen die französische Armee ausgegeben, da sie selbst von Truppen getragen wurde, die einen Theil der französischen Ars mee ausmachten. Zwar ist der heilige Vater versichert, daß das Volk von Rom, ja die ganze Welt seinem reinen, redlichen Be tragen werde Gerechtigkeit widerfahren lassen, versichert, daß fich Niemand den Verdacht in den Sinn kommen lassen werde, daß die Diener des Gottes des Friedens niederträchtigen und' boshaften Absichten auf Gewalt und Blutvergießen in seinem fanftmüthigen Herzen Plaß geben werde. Nichts desto wenis ger haben die verabscheuten Farben, mit denen man eine That, die so unschuldig als die Unschuld selbst ist, Sr. Majestát vorzus mahlen suchte, das Herz des heil. Vaters so lebhaft durchdrungen, daß er dem Vice Staats- Secretár Kardinal Gabrielli den Auftrag ertheilte, bey Euer Erzellenz hierüber laute Klagen zu führen, Sie bey Treu und Glauben zu verpflichten, die vorgenommene Veränderung der Kokarde Sr. Majestät im wahren Lichte darzustellen. - Der heilige Vater, immer sich selbst gleich, erklärt hiemit feyer'ich, daß die bekannt gemachten und öffentlich ausgehängten Tagvvefehle äußerst beleidigend für seinen Charaks ter, für seine Würde und für seine Souverainetäts-Nechte sind; daß er als gebietender Herr, wie jeder andere Fürst, das Recht habe, Leute, die in seinem Dienste stehen, durch jede Merkmale auszuzeichnen, die ihm belieben, und daß er aus diesem Grunde die neue Kokarde gewählt habe, um hiemit absichtlich zu zeigen, daß er die Kokarde, welche die mit der französischen Armee vers einigten und unter französischen Befehlen stehenden Truppen trugen, nicht mehr für die feinige anerkenne, erklärt endlich, daß man die Individuen seiner adeligen Garde und einige andere Offiziers mit dem Gefängniß belegte, ungeachtet man nicht eins mal einen Schatten des geringsten Verbrechens auf sie bringen

konnte, und sie überdies das Verdienst für sich hatten, den Wil, len ihres Souverains vollzogen zu haben. - Die Unschuld erhebt laut ihr Geschrey zu ihren Gunsten, und fordert jene Freyheit, die der heil. Vater, obwohl bisher ohne Wirkung, für sie gefor. dert hat, und hiemit wieder aufs Neue fordert.

Der Unterzeichnete, nachdem er sich des Auftrages, ̈ den er von Sr. Heiligkeit erhielt, getreu entledigt hat, bedient sich der Gelegenheit, die Gesinnungen der Hochachtung gegen Eure Herr lichkeit zu erneuern.

Kardinal Gabrielli.

IV. Kundmach ung.

Kardinal Gabrielli, Vice-Stats-Sekretär Sr. Heiligkeit, an Hrn. le Febure, Geschäftstråger des franz. Reichs, den 19. April 1808.

Nachdem Ew. Erzellenz den heiligen Vater in Kenntniß ges segt haben, daß es der entschiedene Wille Sr. Maj. des Kaisers und Königs ist, daß er mit den Fürsten Italiens ein Schuß- und Trußbündniß schließen solle, wie sich hierüber Se. Erzellenz, Herr Champagny, gegen den Hrn. Kardinal Caprara in einer Nos te vom 3ten laufenden Monats erklärte, erhielt man mittlerweile die Depeschen des nämlichen Prälaten, der diese Note des ges meldeten Ministers im Orginal eingeschickt hat. Der heil. Vas ter, nachdem er dieselbe aufmerksam gelesen und erwogen hatte, gab dem Kardinal Gabrielli, seinem Vices Staats- Sekretár, den Auftrag, seine Gesinnungen über die Artikel dieser Note Ew. Erzellenz zu eriffnen.

--

Von dem Artikel anzufangen, um welchen sich wie um ihre Achse alle übrige drehen, mussten Se. Heiligkeit zu Ihrem Leids wesen ersehen, daß auch die leßte Forderung, das Schuß- und Krusbündnis belangend, mit der Drohung begleitet ist, den heil. Vater seines weltlichen Gebiets zu berauben, wenn er demselben nicht beytreten würde. Wären menschliche Rücksichten die leis tende Triebfeder, nach denen der heil. Vater sein Betragen richtete, so hätte er gleich Anfangs den Forderungen Sr. Majestát nachgegeben, und sich nicht der Gefahr ausgefeßt, so viele Drangfale zu leiden. Allein nur die Rücksichten auf seine Pflichten und auf sein Gewissen sind es, die den heil. Vater bestimmen und leiten. Wie ihm aber die einen so wenig als die andern erlaub ten, dem Bündnisse beyzutreten, so erlauben sie ihm auch nicht,

« ZurückWeiter »