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machen wollten. In Aegypten kündigten sich unsere Feldherrn als Freunde Gottes und des Propheten Mahomets, als Werkzeuge der ewigen Vorsicht, als Rächer des Despo tismus an. B)

Noch keine Nation, zu der wir unsere Waffen trugen, machten wir glücklich. Statt des Glückes, das wir den Völ kern verhießen, nöthigten wir sie, unsere Unfälle und unsern Wahnsinn zu theilen.

Den Verbündeten misst man die Absicht bey, das Interesse des Volkes von jenem des Souverains abzusondern. O des Widerspruches! Wünscht nicht Napoleon selbst Friede, und wünschte ihn nicht längst das unglückliche Volk?

Es gab Tyrannen, welche dem Volke Thrånen und Seufzer verboten, aber keiner maßte sich noch die Macht an, ihm Wünsche zu diktiren. Wenn nun, wie bey uns der Fall ist, die Wünsche des Volkes mit jenen des Souverains übereinstimmen, und die siegenden Feinde eindringen, warum sollen sie ihm nicht zurufen: legt eure Wünsche an das Herz eures Souverains; die Noth zwang uns den Krieg in euer Land zu wälzen, wir verlangen nichts von euch als Friede, Sicherheit gegen Beleidigungen, und was man uns gegen das Volkerrecht entrissen hat.

Mit gleicher Ungerechtigkeit ist der Vorwurf behaftet, daß die Neutralitäts-Linie der Schweiz von den Verbündeten überschritten worden.

Ein Volk, das kraft eines Allianz - Traktats 12000 Mann im französischen Solde hat, kann nie als neutral be trachtet werden. Seit der dem eidgendssischen Volke aufge= drungenen Mediations: Akte war es immer von Frankreich abhängig.

Dürfen wir vergessen, daß eine Division unserer Völker noch vor einigen Jahren den Durchmarsch durch Basel und den Einfall über die Rheinbrücke nach Deutschland erzwang? Daß das Korps des Fürsten Berthier im Jahr 1810 sei:

nen Rückmarsch aus Oesterreich durch den Kanton Schaffhaus sen, Aargau und Basel nahm ?

Und warum beseßten wir mitten im Frieden, im Jahre 1811 das Gebiet des eidgenössischen Kantons Tessin? Welches Recht hatten wir zu diesen Gewaltthätigkeiten gegen ein friedfertiges und unabhängiges Volk? Hörte damals unsere Re gierung auf die Beschwerden des Landammanns der Schweiz?C)

So spielten wir mit Verträgen, und jeßt vermessen wir uns, die Verbündeten anzuklagen, die noch weit wichtigere Gründe für sich hatten, sich den Weg durch die Schweiz zu öffnen, als daß Beyspiel unserer gebrochenen Verträge.

Endlich jene unglückliche aus Sizilien vertriebene, nicht entflohene Königinn, die Urgroßmutter unsers pråsumptiven Kronerben! Es wäre besser gewesen, der erlauchte Redner hätte sie nicht als Schreckbild der beleidigten königlichen Würde aufgestellt. Das Andenken dieser Fürstin muß Erinnerungen in dem Herzen eines jeden gefühlvollen Sterblichen erwecken. Wie darf es ein französischer Senator wagen, die unglückliz che Königinn zum Vorwurfe des öffentlichen Mitleids zu machen, ohne zu bedenken, daß wir es waren, die ihre Familie aus Neapel vertrieben, die ihren Söhnen das angestammte väterliche Erbe entrissen, sie nöthigten, sich in die Arme un serer Feinde zu werfen,

Zu dieser Ungerechtigkeit fügten wir noch ungroßmüthig die Waffen des Spottes und des Hohnes. Ohne Rücksicht auf die großen persönlichen Eigenschaften dieser Prinzessinn machten wir sie in unsern öffentlichen Blätten zur Zielsweibe unserer pöbelhaftesten Ausfälle. Und jezt bestreben wir uns Mitleid zu erwecken. Welchem Leichtsinne müssen wir dem Wechsel dieser Gesinnungen beymessen?

Sind wir es nicht selbst, die ihr die Rückkehr in ihr Va terland versperrten? Die Küsten Italiens und Frankreichs, die Seehäfen Hollands, des adriatischen und deutschen Meeres waren von uns, ihren Feinden, befeht,

Die Ausschließung von jedem ruhigen und gastfreundlichen Lande nöthigte die von uns so sehr mißhandelte Fürstinn, ihr Verhängniß zu einem Volke zu tragen, das wir so oft mit dem Namen Barbaren gebrandmarkt haben, zu den hochherzigen Ottomannen, die schon aus Religions-Grundsäßen geneigt sind, jedem unglücklichen Souveraine die Arme zu öffnen. Karl XII. fand nach seinem unglücklichen und tollkühnen Feldzug bey den Ottomannen Schuß. Napoleon der Große würde gleiche Aufnahme gefunden haben, wenn feine unglücklichen Gefechte in Rußland auf den Feldern von Pultawa vorgefallen wåren.

Den König von Sachsen stellte unser Redner als ein Opfer seiner Treue und seiner Anhänglichkeit an Franks reich vor.

Höchst bedauernswerth ist dieser Fürst. Aber seitdem unsere Heere sein Land zum Schauplah ihrer mißlungenen Waffenthaten wählten, war er nicht mehr Meister seines Wils lens, seiner Entschließungen, seiner Finanzen, seines Eigengenthums, seiner Truppen.

Wenn die Geschichte einmal unsere Verhandlungen mit Sachsen bekannt macht, die Gewalt, mit welcher der unglück liche König an unfern hinfälligen Triumphwagen gekettet worden, die unedlen Drohungen, die ihn aus seinem ruhigen Asyl in Böhmen herausschreckten, jene leeren Verheißungen, durch die er noch in der fürchterlichen Krise, da seine Hauptstadt schon eingeschlossen war: dann, dann wird die Welt erst den unglücklichen Fürsten bedauern, der mit dem besten Willen sein Volk zu retten, das Opfer eines fremden Ehrs geizes ward.

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,,Der Mißbrauch der Gewalt steht mit blutigen Zügen. auf allen Blättern der Geschichte geschrieben, alle Nationen sind auf Irrwege gerathen, alle Regierungen haben das Maaß überschritten, alle müssen einander verzeihen." So sprach der Redner des Senats. D)

Wie weit muß es mit uns gekommen seyn, wenn wir keine andere Zuflucht haben, als die Verzeihung der von uns so grausam unterdrückten Nationen anzurufen, und ihre ge= rechte Empfindlichkeit durch solche pathetische Formeln zu be schwören.

Jeder, der es wagt, auf den Thron der Welt über Blut und Leichen empor zu steigen, begeht Hochverrath an der ges fellschaftlichen Ordnung und dem Glücke ruhiger Völker. Er jagt einem Phantome nach, das die berüchtigten Weltstürmer von König Alerander dem Großen an bis auf Napoleon den Großen zu erhaschen sich vergebens bemüht has ben. Dies lehrt uns die Geschichte.

Waffengewalt mag auch gebildete Nationen auf einige Jahre besiegen, aber ihren Geist nie unterjochen. Gleiche Geseze hat die physische und die politische Welt. Jede Kraft, die sich über jene von der Natur und der Gerechtigkeit ihr bez stimmte Grenzen ausdehnt, schwächt sich selbst, und verliert vom Centralpunkte aus ihre Intension im Verhältniß, je weiter sie wirken will.

Frühe oder spåt erwacht der Muth gedemüthigter Vôlter. Die Genossen der gemeinschaftlichen Unfälle drången sich in eine Masse zum Widerstand gegen den vermessenen Unterdrücker. Hier habt ihr den Ursprung aller Koalitionen, die wir im Taumel des Glücks so oft verhöhnten.

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Ganz Europa ergriff gegen uns die Waffen. Vergebens nennt der beredsame Sprecher diesen Bund eine aus widerstrebenden Elementen zusammengefeßte, zufällige Vereinigung so vieler von Natur zu Nebenbuhlern bestimmten Bilker."

Nicht der Zufall, aber wohl die Pflicht ver Nothwehr und der Selbsterhaltung, das erste dem Menschen von der Natur eingeprägte Gesez vereinigte alle Völker zu einem gemeinschaftlichen Zwecke. Wir waren es, die alle Verfassun gen zertrümmerten, alle Bande der gesellschaftlichen Ordnung

auflösten, Alles, was heilig und ehrwürdig war, unter die Füße traten.

Wir drangen fremden Völkern unsere Geseße auf, die weder für ihre Sitten noch für ihren Nationalgeist berechnet waren, zernichteten ihren Handel, ihre Finanzen, raubten ihre Kunstwerke und National-Denkmale, zwangen ihre Junglinge unter unsern Fahnen gegen ihre Landsleute zu fechten.

Wir begingen die empörende Ungerechtigkeit, Nationen Könige von ausländischem Stamme aufzudringen, ohne jene persönliche Eigenschaften, welche die Trauer eines Volkes bey dem Wechsel einer Dynastie zuweilen lindern, aber nie das unter den altangestammten Beherrschern genossene Glück verschmerzen lehren. Einige dieser Fürsten verschwendeten die Hülfquellen des Landes, um ihren ungemessenen Aufwand zu bestreiten. Sie bemühten üch den National-Karakter zu vertilgen, bis auf die Muttersprache, die kein Volk sich als theures, angeerbtes Heiligthum ungestraft entreißen Last.

Wehe dem, der unter diesen Bedrückungen es gewagt hätte, die Stimme zu erheben. Jeder Seufzer ward unterdrückt. Unsere Geschichte wird mit dem ewigen Schandflecke gebrandmarkt seyn, daß der militärische Despotismus auf hdhern Befehl einen unschuldigen Buchhändler in Deutschland erschießen ließ, E) den Herausgeber eines Werkes, das die Klagen der unterdrückten Nation enthielt. Durch die Schre cken des Todes wollte man ihm den Namen des Verfassers auspressen. Aber der großmüthige Deutside zog den Tod eis nem sæändlichen Bekenntnisse vor, welches das Leben eines Landsmanns in Gefahr geseht hätte. Auf der andern Seite erlaubten sich die Sóldlinge unsers Ministeriums, die unge zogensten Ausdrücke gegen die auswärtigen Regierungen zu gebrauchen! F) Wie ward das englische Kabinet behandelt ? Wie das österreichische verläumdet? Wie die in der Geschich te jest glänzenden Namen Metternich, Stadion, No.

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