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den Brückenkopf bilden; die Truppen vor Kleinmünchen, in Ges fahr abgeschnitten zu werden, ziehen sich bis auf einzelne Scharen, die mit dem Feinde im Handgemenge sind, gleichfalls zus rück; doch der Abmarsch wird durch das Abfallen der Mannschaft am Brückenthor wesentlich verzögert, und nur der Heldenmuth der Truppen vergütet einigermaßen die Nachtheile, welche die Gegend der zurückziehenden Schar entgegen seßt.

Standhaft widerstehen die Braven dem Andrang der Feinde, und von Kleinmünchen bis weit unterhalb der Traunbrücke wütet der Kampf, am heftigsten in der Nähe der Brücke; um diesen großen Preis, ringen mit Erbitterung beyde Parteyen; das ganze Feuer des feindlichen Geschüßes wird auf ihre Vers theidiger gerichtet, und in wenigen Minuten zählen die Regis menter Spleny und Benjowsky 12 todte und verwundete Offiziere und 215 todte 390 verwundete Gemeine; noch widerstes hen sie der Uebermacht, und nur dann, als mehrere Scharen von Uhlanen, Husaren und Gradiskanern sich in Haft auf sie stürzen, werden ihre Glieder durchbrochen; der Feind benut den Augenblick, teilförmig gestellt dringen die unerschrocknen Scharfschüßen-Bataillons vom Po und aus Corsika im Sturms marsch auf die verworrne Masse, dringen pfeilschnell auf die Brüs ɗe vor, und vollenden dadurch die allgemeine Verwirrung, nur durch Ehrgefühl und Heldenmuth wurden noch die Fahnen ges rettet. Der Korporal Theodor Moldavan von Spleny haut sich durch die Feinde und rettet die Fahne seines Bataillons *). Der Korporal Franz Szabo übergibt die feinige dem Hauptmann, und vertheidigt sich nun mit seinem Waffenbruder Michael Szekran gegen eindringende Feinde, bis der Hauptmann die Fahne gerettet. Der General Hofmeis ster stürzt mit dem Pferde, und ist in Gefahr von feindlichen : Noffen zertreten zu werden; Szekran wirft sich auf die Feins de, und rettet im entscheidenden Augenblick den General. Der, Korporal Munty an, der Fahnenträger des ersten Batails lons von Benjowsky, sinkt von einer feindlichen Kugel ges troffen zu Boden, die Feinde stürzen auf ihn. Mit dem Tode ringend ist die Rettung der Fahne Muntyans einziger Ges danke; im Fallen hebt er sie hoch empor: „Brüder,“ ruft er aus allen Kräften,,,rettet eure Fahne!" Der Feldwebel Ka s

*) Der Brave erhielt die filberne Tapferkeitsmünze. Europ. Annalen. 2tes Stúďk. 1814.

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par Feuchtner kehrt schnell zurück, reißt die Fahne aus der Hand des Gefallenen, und bahnt sich zu seinen Waffenbrüdern den Weg; die Feinde dringen ihm nach, er haut mit dem Såbel die Stange entzwey, die Fahne verschwindet, der Feind wird im Berfolgen irre, und Feuchtner erreicht die Brücke. Auf die Fahne des zweyten Bataillons macht der Feind besonders Jagd. Der Fahnenträger, Korporal Anton Bogdan, zieht sich bis an das Ufer der Traun fechtend zurück, stürzt sich in die Fluthen des reißenden Stroms, und schwimmt mit dem heiligen Unters pfand an das jenseitige Ufer; mehrere folgen dem heldenmüthis gen Beyspiel, ohne mit ihm ein gleiches Schicksal zu theilen.

Noch kämpfen die Oesterreicher mit den Franzofen unter eins ander geworfen in einzelnen Scharen fort, und einige Brave verherrlichen durch ihren Heldenfinn diesen ruhmvollen Tag. Rittmeister Gavenda sprengt mit 17 Reitern von Rosenberg durch Kleinmünchen.,,Wir sind abgeschnitten,“ ruft einer der Seinigen;,, wir hauen uns durch, nur nicht ergeben, mir nach, Brüder!" Durch einen Schuß vom Pferde gestürzt, wird der Held von den Roffen zertreten, dreyzehn Reiter fallen mit ihm im rühmlichen Kampfe, drey mit einem Wachtmeister bahnen sich durch die Feinde den Weg; heftig verfolgt stürzen sie sich in die Traun, und erreichen glücklich das jenseitige Ufer. Der Kors poral Alexander Zubow zieht sich mit einer halben Eskadron Uhlanen von Kleinmünchen zurück, als er in der Ferne einen Trupp Gradiskaner mit der Fahne der Brücke zueilen sieht. Brús der, die seit Eröffnung des Feldzugs alle Gefahren redlich getheilt, können sich heute unmöglich verlassen; Zubow sprengt mit seiner Mannschaft den Gradiskanern entgegen, sein Zuruf bringt sie zum Stehen, und ein wirksames Musketenfeuer und die drohenden Lanzen der Uhlanen, dämpfen die Hiße der vers folgenden Feinde. Doch der Kampf ist zu ungleich, und die Brús de bereits vom Feinde beseßt.,,Wenigstens soll die Fahne, das Heiligthum der Waffenbrüder, gerettet werden.“ Der Korporal Franz Hera ergreift sie, die Uhlanen sprengen in den Strom, auf Zubo w 8 Geheiß hält sich an jedes Pferd ein Gras diskaner an, und schwimmend erreichen sie das andere Ufer; mit: ten unter den feindlichen Kugeln kehren Zubo w und Hera mit mehrern Uhlañen zurück; und entreißen aufs Neue einige ihrer Waffenbrüder der Gefangenschaft; so lange die Gradiskaner sich halten, wird auch das Hin- und Herschwimmen fortgescht, und

107 Mann jubeln ihren unerschrocknen Rettern entgegen. Am folgenden Tage lässt der Befehlshaber der Gradiskaner den Hels den für die gerettete Fahne und Männschaft feyerlich danken, und heilige Schwüre werden von den braven Kroaten gelobt, keinen Uhlanen in der Gefahr zu verlassen. In dem allgemeis nen Gewirre wurde dem Nittmeister Ewik von Kienmayer Hus faren sein Pferd getödtet, er selbst von der Traunbrücke nahe am Ufer ins Wasser gestürzt, einige zersprengte Husaren und Uhlas nen, vom Feinde verfolgt, sprengen in die Traun; doch kaum ers blickt der Korporal Peter Jenpei (von der ersten Eskadron der ersten Majorsdivision) seinen Rittmeister húlflos am Ufer, als er mitten im reißenden Strome zurückschwimmt, und ihm, im Angesichte des vordringenden Feindes, sein Pferd zurückführt. Ewit schwingt sich darauf, der Korporal hált sich an dasselbe fest, und unter dem größten Kugelregen durchschwimmen Beyde den ersten breiten Arm des Flusses; auf einer kleinen Insel macht sich auch der brave Jeny ei durch ein aufgefangenes Pferd wieder beritten, und erreicht sammt seinem Rittmeister das reche te Ufer der Traun.

Das Gefecht nahe an der Brücke artet zuleßt ganz in ein Handgemenge mit Kolben und Bajonetten aus, und nach einem Kampfe der Verzweiflung wird der Rest der beyden Regimenter, gegen 500 Mann, in einzelnen Schären gefangen. Ein gleiches 2008 trifft auch eine Schar Gradiskaner, den Oberstlieutenant Bubna von den Husaren, und den Rittmeister Hohenegg von den Uhlanen mit einigen Getreuen, die sich von den Anführérn nicht trennten; Einige von der Mannschaft flüchten sich auf nahe Inseln, Andere unter die Jochbrücke, und harren dort auf den Ausgang des Treffens.

Rasch dringen indeß die unerschrocknen Scharfschüßens Bas taillons vom Po und aus Corsika auf der Brücke vor; die Vors dersten halten sich fest an den Achseln und Patrontaschen der Desterreicher; mit Kolben und Bajonetten schlagen und stoßen diese zurück; die Franzosen weichen, und ein unbedeutender Raum trennt beyde Parteyen; doch schnell drången sich einige französiz sche Offiziere an die Spike, und eifern durch Worte und Beys spiel die Mannschaft zum Kampf, die nachrückenden Massen dringen mit Gewalt vorwärts, und zum zweyten Male schließen sich die Franzosen fest an die weichenden Oesterreicher an, ime mer heftiger wird der Andrang, immer furchtbarer das Gewühl,

Meiter und Fußgänger sind untereinander gemengt, und mitten in den Neihen der Franzosen werden gefangene Oesterreicher mit fortgerissen. Der Uhlane Joseph Uhlanicks hieb sich bis auf die Brücke durch, auch hier erblickt er schon Feinde vor sich, von seinen Verfolgern heftig gedrängt, springt er in die reisende, Traun, und schwimmt an das andere Ufer. Der Uhlane Tea reskiewicz bietet einem Major vom Generalstab, dessen Pferd, erschossen war, in Kleinmünchen sein eignes an, doch sein Edelmuth stürzt ihn in dieselbe Gefahr, aus der er den Offizier ges rissen, durch sein Dienstkleid zu kenntlich, wirft er schnell den Mantel um sich, welchen der General Madeß ky ihm zur Aufs bewahrung gegeben, seht den Czako eines getödteten Franzosen auf, und dringt, den Såbel in der Faust, mitten unter den feinde lichen Truppen unerkannt im Sturmmarsch über die Brücke. Was dieser durch Schlauheit bewirkt, erringt Stephan Paltso, einer der lehten Plenkler von Kienmayer, durch Muth, als er die Brücke erreicht, ist sie vom Feinde beseßt.,, Lieber sterben, als sich ergeben, ist Paltso's fester Entschluß, mitten zwischen den Feinden sprengt er über die Brücke, stürzt mehrere in den Fluß, und erreicht seine Wassenbrüder, die ihn mit Jubel empfangen. Viele brave Oesterreicher und Franzosen durch den Schwall hinabgedrängt, finden in den Fluthen ihr Grab, und um den schmalen Weg frey zu erhalten, werden Verwundete und Todte in den Fluß geschleudert. General Claparede folgt seinem Vortrab im Sturmmarsch mit dem Reßt seiner Division; das Feuer vom Schloßberg schadet nur wenig, wegen der Höhe der Batterie, die nur Bogenschüsse erlaubte. Eine halbe Kompagnie von Benjowsky zur Vertheidigung des Wafferthors aufgestellt, wird vom Schwall über den Haufen geworfen, die Besahung im Markte und die Mehrzahl der Kanoniere bey der Batterie im Schloßgraben mit fortgerissen, und nur ein Theil der Kanonen gerettet: bey der allgemeinen Flucht verlassen auch die Scharfschüßen ihren Posten. Noch immer fest an die weis chenden Oesterreicher geschlossen, stürmen die Franzosen mit Unges súm durch das Wasserthor über den Marktplaß bis in den Hohls weg, und drohen das Schloß und die dortige Batterie, im Mús cken zu faffen; ein Theil wendet sich rechts, um durch den Seis tenweg den Hohlweg zu umgehen; schon ist der ganze Vormarkt, schon der Leichenacker von ihnen befeßt, das Flachfeld gewonnen, und das Schwerste, errungen; die Eroberung des Schlosses, die

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Vertreibung der Desterreicher vom Schildenberge schien nur noch eine geringe Anstrengung zu fordern, und ihre Entschlossenheit durch einen vollkommenen Sieg zu krónen; da stoßen sie plößlich auf die zweyte Abtheilung der Wiener Freywilligen, and ein ganz neues Treffen entzündet sich.

(Der Beschluß folgt.)

VI.

Bulletins der Kaiserlich - Russischen Armee. *)

Nro. I.

Am 30sten des abgewichenen Juny:Monats, um 12 Uhr Vors mittags, zeigte sich der Feind auf den Anhöhen der Festungswerke, ohngefähr 2 bis 3 Werste vom Gute Kalkunen. Zur Entdeckung des Feindes detachirte ich aus der Festung 3 Escadrons Husaren, welche den ganzen halben Tag von denen von feindlicher Seite auf den Anhöhen ausgestellten Piquets-Wachen 12 Gemeine zu Gefan: genen machten und überdem 2 getödtet haben; von unserer Seite aber ist Niemand weder getödtet noch verwundet, außer daß einem Husaren Pferde das Ohr beschädigt worden.

Aus den Aussagen der Gefangenen geht hervor, daß die feind lichen Truppen aus 2 Kavallerie- und einem Jäger-Regiment be stehen, 2 leichte Stücke bey sich führen, zum Corps des Generals Oudinot und der Division des Generals Lagrange gehören, die übrigen Negimenter aber, welche 24,000 Mann ausmachen, den folgens den Tag ankommen sollten; die denn auch am Nachmittag um 4 Uhr ankamen, die Brücken - Befestigung höher hinauf bey den Bergen attaquirten, und sich von 6 Uhr an in Gefechte einliessen, die bis 10 Uhr Abends fortdauerten, Obgleich der Feind hartnäs dig versuchte, in die Festung einzudringen, so wurde er dennoch von den Scharfschüßen der Reserve-Bataillons und durch starkes Kano: nenfeuer von der Festung und aus hiesiger Gegend vertrieben, bes unruhigte uns jedoch die ganze Nacht durch seine Scharfschüßen,

*) Zur Vervollständigung der Geschichte des gegenwärtigen Kriegs fehlten uns noch die russischen Berichte, die wir hiers mit nachliefern, und wobey wir uns auf die in den Heften 13 u. 5. der Europ. Annalen 1813 gelieferten Karten beziehen.

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