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Marktplay. Dieser ist 150 Schritt lang und 60 breit, und macht den größern Theil des Marktes aus, da ihn nur kleine und schmale Gassen vom Brücken- und Ennserthor trennen. Durch dieses geht in gerader Richtung der Weg in den Vormarkt, der zwis schen einer sanften Anhöhe und der Krems, aus welcher ein breiter Mühlbach sich im Markte nahe der großen Brücke in tie Traun ergießt, liegt, links in einer schiefen Wendung zieht sich hart am Fuße des Schlosses, in das auch hier einige Stufen hinaufführen, die Poststraße durch einen Hohlweg, der 270 Schritt lang und nur für einen Lastwagen breit ist; in der Mitte desselben fällt ein zweyter schmalerer, der sich hinter dem Leichenacker herzieht, quer in denselben hinein. Zwischen dem Leichenacker und der Fahrstraße nach dem Schlosse erreicht die Poststraße das Flachfeld, und zieht sich eine halbe Stuns de weit in einer sanften Anhöhe über den Schildenberg, der die ganze Gegend von Ebelsberg in einem Halbzírkel von eis ner starken Stunde umfasst, da dessen beyde Spißen die Traun und den Kremsbach berühren; eine vortreffliche Stellung, um den Feind einige Zeit aufzuhalten, wenn sie nicht von Wells und Lambach her umgangen werden könnte. Nun geht die Post: Fraße über mehrere waldige Hügel, doch schon vor Asten, durch welches Dorf sich die Straße von Enns nach Wells zieht, be: ginnt wieder das Flachfeld, und zieht sich bis zu den sanften Fügeln hin, welche von Steyer die Enns beynahe bis zu ihrer Mündung am linken Ufer begleiten.

Um neun Uhr verliessen die leßten österreichischen Truppen Linz, und um dieselbe Zeit wurden auch die fünf nächsten Joche der Donaubrücke abgebrannt; zum großen Leidwesen einiger Civilbeamten, die in allem Ernste die Erhaltung dieser Brüs che wegen der beträchtlichen Summe wünschten, die ihre Wies derherstellung kosten würde. Diese Männer geizten mit höls zernen Brücken, und die Monarchie war in Gefahr!

Die ganze Gegend, die Lage des Heeres und andere Er scheinungen, die sich ihrem beobachtenden Blicke aufdrangen; erinnerten viele Offiziere an den heftigen Kampf, den das Heer vor 14 Tagen bey Landshut bestanden; ein rascher Andrang des Feindes drohte auch an der Traun die Scenen an der Isar zu erneuern. Ein großer Zug von Packwagen und Unterstühunggeschüß, der Willkür der Führer überlassen, übernachtete in Kleinmüuchen, anstatt noch Abends über die Traun zu geż

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hen. Hauptmann Wirder vom G. St., der zum Lagerauss 'flecken von Linz vorausgeschickt wurde, erstaunte nicht wenig, eine so große Menge von Wagen noch am linken Ufer, und um drey Uhr des Morgens noch keinen bespannt zu finden, und donz nerte die Führer zum schleunigen Marsche auf; allein Troh de Eifer dieses braven Offiziers hatte doch nur ein Theil des Zuges die Brücke zurückgelegt, als der Vortrab des Heeres um halb fünf Uhr anlangte, und die Ankunft neuer Wagen den Marsch der Truppen verzögerte; mit vieler Mühe arbeitete sich die zweyte Unterstüßungschar durch, und stellte sich bey Asten, nahe bey Enns auf; dieser folgten, stets mit denselben Hindernissen kämpfend, die Brigaden Weissenwolf und Frdhauf, die dres ersten Bataillons der Wiener Freywilligen, und die Abtheilung unter dem General Dedovich; die Truppen seßten laufend über die Brücke, lagerten sich in 12 bis 13 Linien hinter dem Schlosse und Hohlwege, ohne jedoch die nöthige Ordnung zu beobachten, und schickten sich dann zum Abkochen an, da sie auch an die Möglichkeit eines Kampfes nicht dachten; nur wenige Bataillons, lagerten sich nach dem Plane des Feldherrn auf dem Schildenberg; General Vincent erhielt den Auftrag, mit den leichten Reitern von Rosenberg und der Brigade Hofmeis ster, den Rückzug der verschiednen Abtheilungen, die man noch erwartete, sammt der Straße von Linz zu decken.

Die Regimenter Benjovsky und Spleny, welchen man dieses ehrenvolle Geschäft übertrug, gehören zu dem Keru des dsterreichischen Heeres. Ihr Werbbezirk in Siebenbürgen, dem östlichen Tyrol der Monarchie, liefert in den Sachsen und erne sten Wallachen-einen derben festen Menschenschlag, seit der Ges burt an jedes Ungemach der Witterung, als Knabe fåon an die hårtesten Arbeiten gewöhnt; voll Gefühl für Nationalehre, die ein Wort, ein Zuruf schnell erweckt, lieben diese Völker den Krieg als ein Mittel, ihren Muth, ihre Ueberlegenheit der Kräfte, Vorzüge des Mannes, zu zeigen. Seit ihrer Errichs tung (Spleny 1702 und Benjovsky 1741) prangen auch die Namen dieser beyden Heldenscharen in den größten Schlachten Oesterreichs, und beyde trugen bey Kolin wesentlich zur Ents scheidung bey; nach der Schlacht zählte das Regiment Sple ny (damals Stephan Giulay) nur noch 40 dienstfähige Krieger, welche von diesem Tage an einen doppelten Sold ers hielten. Theresia wünschte einige dieser Helden zu sprechen,

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und über die benarbten Wangen der ergrauten Krieger stúrzs ten Freudenthränen herab, als sie vor der geliebten Königinn, ihrer guten Mutter, knieten, welche ihre eignen Thränen veri gebens zu verbergen suchte. Für Theresia“ wurde das Feldgeschrey dieser Heldenschar seit dieser unvergesslichen Stunde, und das Andenken an jenen rührenden Auftritt erhält sich bey diesem Regiment auch noch in unsern Tagen. Im Laufe des französischen Krieges bezeichnen viele Orte die Thaten der Braven von Syleny; vorzüglich aber zeichnete sich dieses Rez giment in der Riviera von Genua 1800 aus, und wurde wes gen seines kriegerischen Ungestüms von den Franzosen die Höls lenschaar (legion infernale) genannt; allein in dem Treffen bey Montebello, wo es fast mit der ganzen französischen Abtheilung unter dem General Lannes einige Stunden um den Sieg mit der höchsten Erbitterung rang, wurde es beynahe aufgerieben; doch zum zwesten Mal pflanzte sich der kriegerische Geist wes niger Veteranen auf die Neulinge fort. Das harte Loos vies ler ihrer Brüder, die als Kriegsgefangene 1797 nach Spanien verkauft, theils vom gelben Fieber hingerafft, theils in den afriz kanischen Festungen ihr Leben hinschmachteten, blieb ihnen nicht unbekannt, und heiße Schwüre wurden beym Ausmarsch 1809 gelobt; den Tod und die Leiden ihrer Brüder furchtbar zu rås chen. Doch hier an der Traun galt es nicht sowol Rache den Todten, als Rettung den lebenden Brüdern, und die Braven, obschen sie erst vor 14 Tagen in einem ähnlichen Kampfe bey Landshut einen bedeutenden Verlust erlitten, täuschten dennoch die Hoffnungen des Feldherrn nicht.

Von den erwarteten Generalen langte zuerst der Graf Ras deßky an. Den Befehl nach Kleinmünchen aufzubrechen, und auf der Welser Straße den Nachtrab des Haurtheeres zu deź den, erhielt er vor Wels um Mitternacht. „Seyn Sie auf ihe re Sicherheit bedacht, schrieb ihm General Hiller; können Sie indeß noch etwas zur Nettung des Generals Schußtek beytras gen, so wird ihr Verdienst um so größer seyn. Da ich gar keine Nachricht von ihm erhalten, so fürchte ich, daß er mit seiner Abtheilung bereits gefangen ist.“ Radekky sendet sogleich an Schuster einen entschlossenen treuen Uhlanen ab, und vers spricht ihm 50 Dukaten und die ülberne Tapferkeitsmünze, wenn er den General von Hillers Maßregeln benachrichtigen würde; er selbst bricht sogleich auf, die Gradiskaner ziehen längs der

Traun, die Uhlanen mit ihrer Batterie auf der Ebene fort, und decken die Seite der Waffenbrüder, sie erhalten die Weisung auf dem ersten Anruf: Qui vit, sogleich loszubrechen, und den Fras genden mit Säbel und Lanze die Antwort zu bringen; allein ohne auf eine feindliche Streifwache gestoßen zu seyn, erreicht Nas dekly gegen 7 Uhr Morgens Kleinmünchen, und stellt hier seis ne Truppen zur Beobachtung der Welser Straße auf; gegen 10 Uhr kam auch General Bianchi mit dem Nachtrab des Hauptą heeres von Wilhering an, ohne vom Feinde stark gedrängt wors den zu seyn, und zog sich sogleich über die Brücke zurück; nur Schustek fehlte noch.

Schon sah man feindliche Massen auf der Welser und Linz zer Straße heranziehen; schon kündigte das Kanonen - und Mustetenfener den Kampf der Vorposten vor Scharling und Kleins münchen an, als General Hiller bey der erprobten Kühnheit des Feindes einen Angriff für möglich hielt, und einige Anstala ten zur Vertheidigung der Brücke traf. Im Schloßgraben wurs de eine Batterie von sechs, auf der Anhöhe rechts neben dem Schlosse eine andere von acht sechspfündigen Kanonen aufges führt, das Schloß durch drey Kompagnien des dritten Batails lons von Lindenau unter dem Oberstlieutenant Pflüger, der Markt durch das wallachisch - illyrische Regiment unter dem Obers sten Graze beseßt, einige Schüßen in das Wirthshaus obers halb der Brücke gelegt, allein der Thurm des Brückenthors selbst · unbeseßt gelassen, dem Hauptmann Abele vom Pionierkorps das Abbrennen der Brücke aufgetragen, und der größere Theil der in Waffen noch ungeübten Landwehrbataillons nach Enns zurückgeschickt, um Gedränge und Verwirrung zu vermeiden; in der verworrnen Stellung der Truppen jedoch keine Aenderung vorgenommen, ja der Mannschaft nicht einmal das Abkochen ung tersagt; ein Beweis, daß man auf einen ernstlichen Angriff der Feinde doch nicht zählte.

Die feindlichen Massen näherten sich ihren Vorposten sehr schnell; Marschall Massena drang mit seiner Abtheilung auf der Linzer, der Marschall Bessieres mit zwey Divisionen Kús rassier, einigen Brigaden leichter Reiter und der Schaar des Ges neral Oudinot, auf der Welser Straße vor. Vincent und Nadehky hielten den General Schustek, der sich zwischen den beyden französischen Heerabtheilungen befand, für verloren, und waren auf ihren eignen Rückzug bedacht, als die Husaren von

Kienmayer unter Schustecks Anführung aus dem Dorfe Oberhard hervorbrachen.

Ohne die glänzenden Vorpostengefechte, welche die braven Uhlanen unter dem unerschrocknen Radeßky am 2. May be standen, wäre General Schustek wahrscheinlich umgangen und abgeschnitten worden; seine ausgeschickten Streifparteyen fließen schon in allen Richtungen auf feindliche Posten; den Rückzug feines Waffenbruders nach Wels erfuhr er spät Abends zu Griess kirchen, und brach um Mitternacht nach Maria Scharten auf, um nach Linz zu rücken, wo er die Hauptabtheilung des Heeres noch anzutreffen hoffte; allein da seine Vorposten auch dieses Dorf vom Feinde beseßt fanden, schlug er in der Richtung nach Leondingen Seitenwege ein, die, beynahe ungangbar, durch frans zösische Streifparteyen unsicher waren; ohne Unfälle erreichte er indeß gegen Anbruch des Tages diesen Ort, gegen halb 11 Uhr Oberhard, warf sogleich mit seinen Husaren und einer leichten Batterie die vordringenden Feinde zurück, und verschaffte das durch seinem Fußvolk (der Brigade Hohenfeld) Zeit, die Trauns brücke zu erreichen; nur der Major Jamez verweilte mit eis nem sehr schwachen Bataillon von Klebek zwecklos in den Auen zwischen den Mühlbächen, wurde von den feindlichen Neitern umringt, und dieselben braven Truppen, die in dem Treffen bey Neumark mit dem Bajonet die feindlichen Reiter geworfen, die noch vor 2 Tagen bey Niedau sich aufs Neue mit Ruhm bedeckt, mussten hier die Waffen strecken. Zwar zeigten einzelne Brave, was der Befehlshaber mit dem Bataillon zu unternehmen habe; mit dem Bajonet bahnten sie sich durch die feindlichen Reiter den Weg zum Flusse, und stürzten sich in denselben. Doch wo zu nüßen erhabene Bevspiele demjenigen, aus dem die Gottheit nicht von innen spricht?

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Noch kämpften mit unerschüttertem Muthe Husarën und Uhlanen auf der Straße von Wels; eine französische Brigade leich ter Reiter bricht aus dem Walde von Thar hervor, und will ihre rechte Seite umgehen, der Oberst Klebelsberg wirft sie mit einer Eskadron in wilder Unordnung bis an den Fuß der Anhöhe bey Oberhard zurück. Vergebliche Anstrengungen der Tapfern! Während hier der Feind aufgehalten wird, dringt Massena's Vortrab gegen die große Brücke vor, General Vincent lässt nun die leichten Reiter von Rosenberg zuerst darüber ziehen, und Benjowsky und Spleny einen lebens

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