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berg über die Traun zu sehen, und bey Mauthausen oder bey Krems sich an das linke Donauufer zurückzuziehen. Das erste Unternehmen › hielt er im Angesichte eines kühnen entschlossenen Feindes, der bereits Nachmittags den General Bianchi von Efferdingen zurückgedrängt, und jede Bewegung über die Donaus brücke wahrnehmen konnte, für zu gewagt; auch die Abtheilung unter dem General Radesky, welcher Linz nicht mehr erreichen konnte, zu sehr bedroht; er entschloß sich daher, den Marsch nach Ebelsberg fortzusehen, und dem Feinde den Uebergang über die Traun durch einige Tage zu verwehren; an die Generale Radesky, Bianchi und Schuster erging der Befehl, ihren Marsch dahin einzurichten; den Lestern indeß hielt man bereits für perloren.

Der Monarch, von Hillers Entschluß zu Strengberg benachs richtigt, machte in seiner Antwort, 3. Mai, den General auf das Schwere, ja unausführbare dieses Entwurfes aufmerksam,,,da feine Streitkräfte nicht hinreichten, dem Feinde gleichfalls bey Lambach den Uebergang über die Traun mit eben dem Nachdruck, so wie bey Ebelsberg zu verwehren;" und zu eben der Zeit, als der Kaiser dieses Schreiben in die Feder sagte, hatte der Mars schall Lannes die Traun bey Lambach bereits überschritten, und rückte mit der Division Gudin und einiger leichten Reiterey unaufhaltsam auf Kremsmünster los, da General Nordmann mit seiner wenigen Mannschaft ihm nirgends Schach bieten konnte. Hiller's Entschluß blieb den Truppen einstweilen noch ein Geheimniß; allein mehrere Bürger erfuhren ihn Abends durch Civilbeamte, und verbreiteten diese Neuigkeit erst allgemein. Bey der Menge feindlicher Kundschafter, die sich unter den vers schiedensten Verkleidungen in Linz eingeschlichen, konnte der Plan des österreichischen Feldherrn für die französischen Marschälle kein Geheimniß mehr bleiben, und das lebereinstimmen ihrer Maßs regeln am folgenden Tage beweist auch hinreichend, wie genan sie von dessen Absichten unterrichtet gewesen sind.

Die mit dem Entschlusse des Feldherrn vertrauten Offiziere erwarteten nun, daß Hiller noch am späten Abend den Rückzug antreten würde, um unter Begünstigung der Nacht dem Feinde einen weiten Vorsprung abzugewinnen; allein dieser beschloß noch zuvor, die Kühnheit der feindlichen Abtheilung, welche von Efferdingen bis nahe an Linz vorgedrungen war, in einem nächts lichen Ueberfall zu bestrafen, durch diese entschlossene That dem

Feinde Ehrfurcht zu gebieten, sich selbst aber einen desto ruhigern" Rückzug zu erkämpfen; alle Anstalten waren bereits getroffen, als einer der heftigsten Orkane, der sich um Mitternacht erhob, diese Unternehmung wieder vereitelte, und das Heer trat erst um 4 Uhr Morgens den Rückzug nach Ebelsberg an. Sechs kostbare Stunden waren verloren, und Augenblicke entscheiden so oft das Schicksal mächtiger Staaten!

Die Traun, hinter die sich das österreichische Heer zurückzog, entspringt am südlichen Abhang der Gebirge, deren nackte Kalkspişen die Marken zwischen Oesterreich und der westlichen Steyermark bilden. Am Fuße des Minnerkogels, eines der großen Grenzsteine der Natur, liegt in einem engen düstern Waldthale der Wildsee, die Geburtsstätte der westlichen Traun, der durch Waldbäche verstärkt in den Altenaufferfee abfließt. In der Tiefe der schwarzen Gewässer dieses Sees spiegelt sich das Haupt des Hallstädter Gletschers, Morgens und Abends von der Sonne vergoldet, während tiefe Finsterniß in den Thälern herrscht. Nörds lich vom Dorfe Altenaussee, dessen Hütten zwischen Wiesen und Gärten am linken Ufer des Sees zerstreut liegen, verbirgt ein Hüs gel einen der größern Salzstöcke, welche die Natur in Zeiten uns unbekannter Revolutionen in dieser Gegend so reichlich nieders gelegt hat. Rauschend entflieht die junge Nymphe dem zweyten mütterlichen Schoße, und eilt, mit dem Ramsaubach vereint, der Shwester entgegen. Diese, die mittlere Traun, am Fuße des Predigtstuhls, des Nabensteins und anderer Kogel, durch den Töpplißbach, dem Wasser des Langgang- und Kammersees, und einige Wildbäche gebildet, stürzt sich in den tiefen, schwarzen Topplißsee, und aus diesem nach kurzem Laufe in den Grundels fee, den am linken Ufer ein steiles Waldgebirg, der Scheibling, vom Altenauffersee scheidet. Das düstere Thal mahnt an Schottlands Gebirge und den schwermüthigen Barden Offian. In wilden Sprüngen eretit die mittlere Traun noch vor dem Markte Aussee den westlichen Arın uud südlich dem Sudhanse erreicht der Nessenbach, der von Osten her aus dem von düstern Waldgebirgen einges schlossenen öden See fließt, die vereinigten Schwestern. So vers stärkt grub sich die Traun zwischen dem Sarstein und der hohen Koppen ein grausenvolles Bett über eine Welt von Ruinen; bald füßt die Tochter Steyermarks Desterreichs Grenze, und stürzt sich bey Traunders, vor Josephs Duldunggeseß, der heimliche Zus fluchtsort filler, häuslicher Protestanten, in den Hallstädter See.

In diesem düstern, von hohen Felsenwänden eingeschlossenen Kessel, mit dichten Nebeln häufig bedeckt, wohin durch dritthalb Monde kein Sonnenstrahl fällt, wo der schmaroßende Spaß ein Fremdling it, ruft der Reisende mit Tacitus aus: „Wer wollte in diesem Thale wohnen, dem es nicht Vaterland ist?“ Genügsame Bergleute bauten sich am Abhange des westlichen Waldgebirgs ihre Wohnungen, den Markt Hallstadt; hoch über ihn ragt der ehrwürdige Rudolphsthurm hervor, den Albrecht I. erbaute, und dessen Wittwe bewohnte; tiefer in das Gebirg hinein liegt der Salzberg, der Nährer der ganzen Gegend.

Außer der Traun und vielen unterirdischen Quellen erhält der Hallstädter See, der 4260 Klafter lang, 1130 breit, und ar manchen Stellen 75 tief ist, einen bedeutenden Zufluß durch einen Waldbach, den in einem engen, einsamen Thale am westlichen Ende des Sees die prachtvollen Wasserfälle, des Strub-, Sprat ter: und Staubbaches bilden, und durch den Gosabach, der hins ter dem hohen Schratten durch zwey romantische Seen wild hers vorrauscht, das freundliche Gofathal ruhig durchströmt, da, wo es wieder sich einengt, tosend über Felsen hinwegschäumt, und unter dem Gosazwang, Spillbüchlers Werk, in den See sich stürzt; ein schmaler Fußsteig führt von hier in den Markt, senk rechte Felsenwände unterbrechen am rechten Ufer den Pfad.

Von der Gosamühle bis zum Steg am nördlichen Ende wird der See allmählig feichter, für Wasserpflanzen ein fruchtbarer Boden. Durch ein anmuthiges Thal voll Wiesen und Wäldchen grub sich die Traun ihr weiteres Bett; ein Kreuz auf einem bemosten Felsen im Fluffe erinnert die Schiffer an den wilden Laufen und zur Andacht; pfeilschnell schießt der eingeengte Strom über Felsen herab, dem schönen erweiterten Thale entgegen, wo ihm die schiffbare Ischel aus dem schönsten aller österreichischen Seen, dem Abersee, das Wasser zuführt. Weiter in dem ans muthigen Thale nimmt sie von Westen den Weissenbach, von Often das Wasser aus dem hintern und vordern Ostensee auf, und stürzt sich bey Ebensee, nicht fern von der Mündung des Lambathbaches, der das Wasser seiner beyden Seen durch ein enges Waldthal herbeyführt, in den Traunsee.

Diesen zweyten Wasserbehälter der Traun erheben zu einem der schönsten und merkwürdigsten Seen Deutschlands eben so sehr feine Größe (6310 Kl. lang und 1570 breit), und das Leben, das durch die vielen mit Segeln bespannten Schiffe auf ihm herrscht,

als seine reizenden Umgebungen. Am östlichen Ufer starren die kahlen Kalkgipfel senkrechter Berge gegen Himmel empor; die Felsenpyramide des Traunsteins bildet den Schlußstein des hohen Gebirges; wo ein schmales User sich hier und da gebildet, baute die Armuth eine Fischerhütte oder Mühle hin. Dem Netz telsteine gegenüber ist die leßte Felsenwand am westlichen Ufer; auf diesem waldigen Vorgebirge, das weit in den See hineins springt, prangt Traunkirchen als die Beherrscherinn des Sees; von hier ziehen sich nur noch sanfte Hügel mit Feldern, prachts vollen Auen und schönen Dörfern hin; aus dem See erhebt sich das Schloß Ort, am nördlichen Vordergrunde das freundliche Gmünden.

Durch die geöffnete Klause schießt aus dem See pfeilschnell die Traun, die in der Breccia des Mittelgebirgs einen tiefen Minnsal sich grub. 7218 Klafter unterhalb Gmünden stürzt sie im engen Felsthal 6 Klafter tief über zerschellte Klippen, und weithin tönt das Tosen des schäumenden Flusses; neben dem schauerlichen Abgrund baute der unsterbliche Seeauer den bes rühmten Fallkanal, auf dem in einer Strecke von 200 Klaftern Die Schiffe pfeilschnell eine Höhe von 10 Klastern hinabfliegen. Bey dem Stifte Lambach empfängt die Traun durch die Ager das Wasser des Mond- und Attersees, des österreichischen Mees res, und bald darauf das des schiffbaren Baches, der aus dem schönen Albensee am nördlichen Abhang der Ausfeer - Alpen hers vorströmt. Nahe bey jener stolzen Abtey tritt sie in die Ebene hervor, ihr Bett wird breiter, ihr Lauf minder reißend als bisher; bey heftigen Regengüsseu oder beym Schmelzen des Schnees in den höhern Gebirgen bleibt jedoch in der Welser Heide ein freyer Spielraum ihrem Ungestúm; das rechte Ufer ist etwas hdz her, und behält diesen Charakter bey Ebelsberg, wo die breite Traun die Krems aufnimmt, stets neue kleine Inseln bildet, und nach dem Laufe einer halben Stunde ihre meergrünen Fluthen in die Donau wälzt.

Obschon die Traun alle Gewässer der beyden Kammergüter empfängt, so ist ihr Lauf doch viel zu kurz, um ihre Wassermasse mit der des mächtigen Inn, oder auch nur der Enns zu vergleis chen. In ihren großen Wasserbehältern zu Hallstadt und Gmündeu muß daher das Wasser immer erst anschwellen, ehe die Klause ged net, und der Fluß troß des Baues künstlicher Pölster und Wehren für die schweren Salzschiffe fahrbar gemacht werden kann.

Diese geringe Wassermasse, die in der Ebene bey erweitertem Bette dieses noch seichter macht, und der schiefe, nordöstliche Lauf erschweren die Vertheidigung dieses Flusses; er ist daher mehr durch seine Lage an den großen Salzbergen Desterreichs für die Staatswirthschaft wichtig, als dem vordringenden Feinde gefährlich. Im hohen Gebirgsland ist er bey der Hallstädter Klause (am Steg), bey Laufen, Ischl und Ebensee; im Mittelgebirge bey der Klause zu Gmünden und unterhalb dem Traunfall; in der Ebene an den Poststraßen aus Salzburg und Bayern bey Lambach, Wels und Ebelsberg überbrückt.

Nebst den drey leßtern ist die Brücke zu Ischl die wichtigste, weil durch diesen Markt eine Hauptstraße aus Salzburg über den Pötschen in das Ausseer Kammergut, und von da in das Ennsthal führt. Von Linz nach Kleinmünchen erstreckt sich eine Ebene eine kleine Stunde lang; südlich derselben zieht sich der Wald von Thar gegen die Traun und ihre breiten Auen hin. Diese werden von zwey Mühlbächen durchschnitten, welche bey Kleinmünchen aus dem Flusse geleitet, und an der Poststraße 7 Klafter breit über: brudt sind. In einer bedeutenden Entfernung von dem zweyten stròmt die Traun, welche durch Regengüsse im Gebirge in der Nacht vom 2. Mai sehr angeschwollen war. Eine Jochbrücke, 294 Klafter lang, führt über dieselbe durch ein Thor, das nur für eis nen Wagen gangbar ist, in den Markt Ebelsberg. Gleich links am Thore erhebt sich zwischen zwey Mauern ein steiler Fußweg, 4 Schritte breit und 176 lang, in das alte Schloß. Diese in der Geschichte Desterreichs denkwürdige Burg, im spanischen Erbfolge: kriege selbst noch als ein bedeutender Posten geachtet, liegt auf ei ner Anhdhe, die 18 20 Klafter über die Brücke erhaben, an vies len Stellen senkrecht, sich längs dem Flusse in einiger Entfernung vom Ufer bis an den Schildenberg hinzieht, und gegen die Landseite zu eine Fläche bildet. Auf dieser Seite wird das Schloß soz wol durch eine doppelte gothische Mauer, als auch durch zwey trockene Gråben, die 5–8 Klafter tief, sich gegen die Brücke hinabziehen, geschüßt; über beyde sind Brücken geschlagen, von wel chen die eine 12, die andere 14 Klafter lang ist. Der innere Hof bildet ein beynahe regelmäßiges Viereck, dessen größere Seite 44 Schritt lang ist; die Gemäuer waren alt, und die Dächer mit Schindeln gededt. Außer den beyden großen Eingängen, bem Waffers und Landthor, führte auch noch aus dem Zwinger ein bes deater hölzerner Gang in das Wirthshaus zum Stern auf dem

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