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fer gehabten Unterredung Nachricht gibt. Napoleon war sehr heftig and fuhr unter Anderm folgendermaßen heraus: „Ihr verieht die sidnen Grundsäße des Kontinentalsystems. Ich habe eurer Händel wegen die ganze Nacht kein Auge zugethan. Man könnte mich schlafen lassen, ich brauche es. Ich habe euch wie ein Pinsel ge: schont; ja auf meine eignen Kosten habe ich das gethan, aber ihr habt mich betrogen, ja ihr. Ihr sagt, ihr leidet? — Glaubt ihr denn, daß ich nicht auch leide, ich? Und Frankreich, Holland, Deutschland nicht ebenfalls? Aber das ist eben die Ursache, warum es ein Ende nehmen muß. Den Seefrieden um jeden Preis! Ja, Schwe den ist allein an meiner Verlegenheit Schuld! Schweden hat mir mehr geschadet, als alle fünf Koalitionen zusammen!// Auch die Briefe des Kronprinzen an Napoleon sind höchst lesensa werth, und zeigen von der innigsten Liebe für sein neues Vaterland. (Der Ertrag der Zdαle wird – um es beyläufig zu bemerken auf sechs Millionen Franken, das zu stellende Heer auf 80,000 Mann geschäft). — Endlich verdienen auch die eben so feinen als wundervollen Antworten des Ministers Baron v. Engeström auf die Moten des französischen Gesandten Alquier große Aufmerks samkeit. In einer derselben vom 31. December 1810 (Nr. 9.) heißt es unter Anderm: „Der König würdigt die wohlthätige Abs sicht des Kaisers, Schweden Getreide zukommen zu lassen, nach Verdienst, glaubt aber dennoch, Sr. Maj. nicht verhehlen zu dürs fen, daß die täglichen Fortschritte des Ackerbaues das Reich glücks licherweise vor Hungersnoth schüßen, und daß man sogar, wie die lezten Jahre bewiesen haben, Getreide ausführen kann. Bey den gütigen Gesinnungen des Kaisers würde er sich aber viels leicht entschließen, Schweden fein Eisen abzukaufen. Wirklich bes finden sich so große Vorräthe in den Magazinen, daß ihm auf der Stelle für mehr als zwanzig Millionen Fränken davon zu Dienste steht." So etwas war aber freylich keine Sache für Nas poleon!

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51) Die Auflösung des Rheinbundes. - Napo leon hegte gar keine Ahnung davon. Er glaubte die deutschen Fürsten so sehr an seine Person und sein System gefesselt, daß er die Auflösung des Rheinbundes für ganz unmöglich hielt. Als er daher von Bayerns Unterhandlungen hörte, sprach er davon, wie von einem diplomatischen Gaukelspiel. Desto größer musste aber auch nachher seine Ueberraschung sevn. „Fiez-vous aux hommes!" soll er ausgerufen haben Et,

von dem die ganze Welt bisher betrogen worden war! — Es scheint aber überhaupt, daß sein Kopf in den leßten Zeiten etwas gez litten habe, wie båtte er sonst nach der Schlacht von Leipzig auf die Neutralität von Sachsen rechnen, und sagen können: En peu de semaines, je reviendrai plus fort que jamais! Bev läufig noch eine Anekdote, die wenigstens das wunderbare Spiel des Zufalls beweisen kann. Als Würzburg, das die Franzosen vertheidigten, von der vereinigten baverisch-österreichiscen Armee unter dem General Grafen von Wrede in der Nacht vom 24. bis 25. Oktober beschossen ward, flog auch eine Kanonenkugel in das Bibliothekzimmer der dasigen Hermovie und verrieth eine wahrhaft zeitgemäße Politik. Sie schlug nämlich in eines der Res positorien, warf den Rheinischen Bund hinunter, und riß aus dem ersten Bande die Bundesakte heraus.

52) Napoleon's Flucht. Auch die kleinsten Umstände trugen zu dem Schmachvollen derselben ben. Die kleine Brücke, worüber er sich im eigentlichen Sinne vor den Kos sacken rettete, if in Leipzig unter dem Namen des Hahnreybrückchens bekannt, und führt zu einem schmalen Durchgange, durch welchen man an das Ende der Ranstädter Vorstadt gelangt. Die Franzosen nannten diese Brücke le pont de Henri; wie sehr erschracken sie aber, als auch der Pont des cocus abgefagt war.

53) Alerander der Heros der Schönheit. Wie in der indischen Mothe, Ormuzd und Arihman, der Genius des Guten und des Bösen, so stehen in der neuern Geschichte von Europa“ auch Alerander und Napoleon einander gegenüber.

Schlußbemerkung.

Im Jahre 1808 erschien: Collection générale et complète de lettres, proclamations, discours, messages etc. de Napoleon etc. publiée par Chr. Aug. Fischer. Leipzig chez H. Gräff. 8. Der starke Absaß derselben scheint ein hinlänglicher Beweis, daß meine wahre Absicht von keinem denkenden Leser uns durchschaut geblieben ist. Auch der ehrwürdige, mir, wie so vielen Tausenden unvergeßliche Reinhard zu Dresden erkannte die Antiphrasis der Vorrede, die Tendenz der ganzen Zusammenstellung und die Andeutungen der cursiv gedruckten Stellen auf den ersten Blick. Ohne mir die Mittheilung seiner schriftlichen Neußes rungen zu erlauben, will ich blos bemerken, daß jedes Wort in der Vorrede auf einen Gegensinn berechnet ist.

So wurde diese Sammlung im Stillen mit vielem Beyfalle gelesen, und ich sahe mich von mehrern Seiten mit der gütigsten Aufmunterung beehrt. Dies veranlasste theils die Herausgabe des zweyten Bandes, der nach einer nur zu richtigen Horoscope bis zum Juni 1812 geht, und am Ende desselben Jahres erschien; theils gab es mir den Muth, die Vorbereitungen zu einer andern rein diplomatischen Sammlung zu machen, die jener gleichsam zum Kommentare dienen sollte, und deren Ankündigung man in den öffentlichen Blättern finden wird. Da sich die obige Collection einer so guten Aufnahme zu erfreuen gehabt hat, so schmeichle ich mir, daß dieses bep einem solchen diplomatischen Kommentare doppelt der Fall seyn soll. Auch hier wird man eine Menge Curfiv-Andeutungen finden, wovon manche der Stoff zu ganzen Werken enthält. Leider ist dies im zweyten Theile der obigen Collection de lettres etc. nicht der Fall, weil es zur ersten Bedingung des Imprimatur gemacht ward. Der damalige politische. Censor in Sachsen, Hr. Hofrath Brukner zu Leipzig, mochte diese Ans deutungen vermuthlich zu epigrammatisch gefunden haben, und bes stand daher auf durchaus gleichmäßiger Schrift. Ich bin weit ents fernt, hierüber im Mindesten zu klagen; doch glaube ich, daß dies wirklich der Denkfreyheit zu nahe getreten war. Damit ins deffen die Leser nichts dabey verlieren, sollen alle jene Stellen nunmehr auf einem besondern Blatte verzeichnet werden, das der Vers leger allen bisherigen Käufern auf ihr Verlangen nachliefern, und allen noch vorråthigen Eremplaren beylegen wird.

Würzburg, 31, December 1813.

Prof. C. A. Fischer.

V.

Das Treffen bey Ebelsberg.")

Ein Probestück aus der noch ungedruckten Geschichte der östers reichischen Landwehr.

Von J. B. Ridler.

Mancher Leser dürfte uns den Vorwurf machen, daß wir mit einer, für die Geschichte der österreichischen Landwehr, allzugroßen Genauigkeit das Treffen von Ebelsberg dargestellt haben; allein es war das erse, an welchem die Wiener Freywilligen Antheil nahmen, und ihre in demselben erprobte Tapferkeit verhinderte die Auflösung der bis dahin allgemein herabgeseßten Landwehr. Hins reichende Gründe, die uns bestimmten, in der Schilderung dieses Treffens genauer zu seyn; wenn nicht schon der einzige unser Verz fahren hinreichend entschuldigen sollte, daß über diesen würdigen Vorgänger der Schlacht bey Aspern noch nichts Zuverlässiges, ia selbst in dem Versuche einer Geschichte des Feldzugs von 1809 von dem Freyherrn von Valentini (Berlin und Stettin, bey Frie drich Nicolai 1812) noch manches Unrichtige erzählt wird. Werke, wie das des Hrn. Professors Eisenmann: Kriegsgeschichte der Bayern, zu erwähnen, lohnt kaum der Mühe. Wer so die Ges schichte unserer Tage schreiben kann, wie der Hr. Verf. im 2. B. S. 264 das Treffen bey Ebelsberg erzählt, sollte billig die Feder niederlegen. Wir boten daher alle Kräfte auf, um mehrere strits tige Punkte in der Geschichte dieses Treffens zu erörtern, zogen viele Personen zu Rathe, die einen bedeutenden Antheil an dems felben nahmen; lasen alle Berichte, die darauf Bezug haben, und alle ehrenvolle Zeugnisse, welche den Braven wegen der in demsels

*) Wir geben dieses interessante Probestück aus dem Archiv der Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst,“ um unsere Leser über einen Kriegsvorfall zu belehren, der noch so sehr im Dunkeln war, und um zu zeigen, wie wichtig die Landwehr jedem Staate werden kann. Möchte der bescheidne Verfasser, der von besser Unterrichteten belehrt zu werden wünscht, und jede Zurechtweisung mit Dank zu erkennen vers sichert, das Publikum doch bald mit der Herausgabe der „Ges schichte der österreichischen Landwehr erfreuen!

ben bewiesenen Tapferkeit ausgestellt wurden, und verglichen sie sorgfältig mit einander; ja wir besuchten in Begleitung eines tas lentvollen Offiziers vom G. St. zweymal das Schlachtfeld, um uns von dem Oertlichen eine genaue Kenntniß zu verschaffen. Solls ten sich indeß dennoch einige unrichtigkeiten in der Erzählung fins den, so ersuchen wir alle besser Unterrichtete, uns zu belehren. Jede Zurechtweisung soll mit Dank angenommen, und in der Folge gewiß benußt werden.

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Seit dem Rückzuge des österreichischen Heeres nach Vöhmen beruhten alle Hoffnungen, durch einen neuen Angriffskrieg den Feind vom Herzen der Monarchie abzuhalten, auf der Vereinigung des Erzherzogs mit dem General Hiller. Durch die Donau getrennt, näherten sich auch beyde Feldherrn diefem Strome, und Linz war der nächste Vereinigungpunkt. Zwar vermochte der Feind jene Stadt weit früher, als der Erzherzog zu erreichen; allein man hielt den General Hiller für stark genug, um in einem verschanzten Eager, wozu die dortige Gegend viele Vortheile dars bot, bis zur Ankunft des Erzherzogs dem Feinde Schach zu bieten, und Linz und die dortige Brücke zu decken. Allein obgleich der Bau dieses verschanzten Lagers schon beym Vorrücken des Heeres nach Bayern befohlen wurde, so waren bey der Ankunft des Generals Hiller in Linz (2. Mai gegen Mittag) gerade die wich; ·tigsten Schanzen noch gar nicht angefangen, die andern hingegen ‹kaum zur Hälfte vollendet. Die Erörterung, durch wessen Schuld fie unvollendet geblieben, bleibt daher noch immer der Gegenstand Strenger Untersuchungen.

Der Mangel eines Brückenkopfes an der Donau in der Gegend von Linz wurde bey den jeßigen Verhältnissen der österreichischen Heere doppelt gefühlt. Lange vor Ausbruch des Krieges hatte zwar einer der geschicktesten Offiziere des G. St., Oberstlieutenant Fallon, den Vorschlag gemacht, einen Brückenkopf zu Wallsee zu bauen; allein der Bau selbst unterblieb, obschon der Plaß dazu mit großer Einsicht gewählt war, und erst bey dem Bau des doppelten Brückenkopfs zu Gran fand Fallon die Gelegenheit, sowol seine Kenntnisse in der Kriegsbaukunst, als auch das ́große Talent zu crproben, auch mit geringen Hülfsmitteln etwas Vollkommenes auszuführen.

Bey dieser Lage der Dinge blieb dem General Hiller die Wechselwahl, entweder bey Linz über die Donau, oder bey Ebelss

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