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können. Leider dauert der Krieg hier schon långer, als ich mir eingebildet hatte, und wer weiß, wie lang er noch währt.

Nachschrift des Herausgebers.

Nicht lange nach dem Empfange der vorstehenden lehten Fortsetzung des Tagebuchs, lief die Nachricht ein, daß der Verfasser desselben, in der bekannten Schlacht bey Talavera de la Reyna am 28sten Julius 1809, mithin in seinem 27sten Jahre, geblieben sey.

Wer diesen guten jungen. Mann persönlich gekannt, oder ihn durch Lesung seiner Tagebücher kennen gelernt hat, den wird es vielleicht interesiran, auch noch von seinen legten Tagen und der Art seines Todes etwas Näheres zu erfahren. Ich theile daher hierüber noch zum Schluß eine Nachricht mit, die ich der Güte feines würdigen Chefs, des Herrn General v. S. zu verdanken habe. Er schreibt nämlich:

Der Hauptmann Ries kam erst am 22sten July 1809 wieder zum Regiment Nassau, welches bey Madridejos in der Mancha, zwanzig. Stunden jenseits Toledo, wo Rieß fünf Tage vorher gelegen hatte, vorbeykam, und ihn mit bey nahe 200 Mann an sich zog. Er hatte mit diesem Detaschement lange Zeit in Puente del Arzobispo gelegen, und nachher wurde er zur Vertheidigung der Brücke über den Tajo. nach Aranjuez beordert, von wo er den 16ten July nach Madridejos aufgebrochen war.

Mit dem Regiment marscirte er nachgehends am 22ften July nach Las Herenzias, am 23sten nach Consuegra, am 24sten nach Orgas und am 25ßten nach Toledo. Am 26sten rückte das Regiment mit der deutschen Division vor bis Torrigos, wo wir am Abend bivouakirten, nachdem vorher ein Kavalle riegefecht Statt gefunden hatte. Am 27sten July passïrte das Regiment mit dem ersten und vierten Armeekorps die Alberge, trieb die Feinde mit dem Bajonnet aus dem geEurop. Annalen. 2tes Stück. 1814.

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genüberliegenden Holze, und bivouakirte am Abend eine halbe Stunde von der Stadt Talavera de la Reyna...

Am 28sten July 1809 war die Schlacht, in welcher der gute Rieß gegen 12 Uhr Mittags blieb. Eine Kartåtschenkugel traf ihn mitten vor den Kopf, als er eben während dem Vorrücken des Regiments im Begriff war, mit seinem Fernglas die Bewegung des Feindes zu beobachten.

R.

III.

Kleine historische Denkwürdigkeiten.

I.

Ein Wort der Kaiserinn Maria Theresia über die erste Theilung von Polen.

Man findet diese Aeußerungen in einer Depesche des französischen Gesandten, Baron von Breteuil, an den Grafen von Vergennes vom 23. Febr. 1775. (Flassan Vol. VII. p. 125.) „Ich weiß“ waren die Worte der Kaiserinn,,daß meine Regierung durch das in Polen Vorgefallene gar sehr befleckt worden ist. Allein man würde es mir gewiß verzeihen, wenn man wüsste, wie sehr ich dagegen gewesen bin, und wie viel Umstände sich vereinigt haben, um meine Grundsäge und Entschlüsse unter dem unersättlichen und ungerechten Ehrgeize des russischen und preußischen Kabinets unwirksam zu machen. Da ich nun nach langer Ueber legung kein Mittel vor mir sah, mich dem Plane jener beyden Mächte allein zu widerseßen, so dachte ich durch Ueber treibung meiner Forderungen vielleicht noch alles rückgängig zu machen. Allein zu meinem größten Erstaunen und Schmer: ze willigte Rußland und Preußen in Alles ein. Nie ward

mein Herz so tief verwundet; auch der Fürst von Kaunis war tief betrübt. Ich muß ihm die Gerechtigkeit wiederfah ren lassen, daß er sich von jeher dieser grausamen Theilung aus allen Kräften widerseht hat. Ich muß Ihnen sogar gestehen, daß sein Betragen vor und nach der Theilung mir ihn noch weit theurer und achtungswerther macht. Er verhinderte dieselbe so lange als es möglich war, und fühlte nur zu gut, welch ein nachtheiliges Licht dies auf sein Ministerium wer fen würde. Gleichwol verbarg er seinen Schmerz, und ließ fich in der öffentlichen Meinung alles aufbürden, was er den noch so sehr bekämpft und mißgebilligt hatte. Ja noch in diesem Augenblicke bietet er sein ganzes Genie auf, um diese unglückliche Sache auf eine Art zu endigen, die wenigstens definitiv seyn soll!" Die Kaiserinn fährt der Baron von Breteuil fort sagte mir noch zum Schlusse, wie in den Polnischen Angelegenheiten nicht einmal ein Ende abzusehen sey. Preußen suche beståndig auszuweichen, und die Sache in die Länge zu ziehen; wahrscheinlich um bey neuen. Discussionen noch eine Vergrößerung seines Antheiles zu er: halten u. f. w.

2.

Politische Kuriosität.

Herzberg schrieb am 1. Febr. 1793 aus Berlin nach Paris (S. Moniteur v. 13. März 1793) Folgendes:

"

-

Millendorf hat einen Theil von Polen beseßt — und unser jeßiges Ministerium hat darüber eine Erklärung erlassen. Ich habe keinen Theil daran, und so sehr ich auch Preußen die nöthigen und schicklichen Vergrößerungen verschaffen möchte, (aber auf eine gerechte Art) so bedaure ich doch, daß diese Erwerbung nicht bey Gelegenheit der Reichenbacher Konvention gemacht wurde, wo ich sie auf die gerechteste Art und mit vollkommner Beystimmung der Repu

blik Polen machen konnte, als welcher ich eine fünffache Entschädigung geben konnte, die der Wiener Hof uns in Gallizien antrug, wenn ihm der König zugestehen wollte, Belgrad, von allen seinen Eroberungen in der Turkey, nur Belgrad zu behalten."

3.

Noch ein Paar Worte über die von Bonneau vors geschlagenen billets hypothecaires.

Die Cedules hypothecaires der spanischen Regierung wur den noch 1809 allen Staatsgläubigern und Pensionisten in Spanien angetragen, wenn sie darin das Kapital ihrer For derung an den Staat ausbezahlt haben wollten; zugleich wurs de aber bemerkt, daß sie nirgends, als beym Verkauf der Nationalgúter zugelassen würden.

Der Vorschlag fand wenig Eingang. Ueberhaupt wird man allen diesen hypothezirten Privatbilleten, die man als Stellvertreter des baaren Geldes in Umlauf sehen will, immer das unumstößliche Dilemma entgegenstellen können: entwe der nimmt sie der Staat in seinen Kassen an, oder nicht. Im erstern Falle darf er nicht mehr darauf rechnen, baares Geld eingehen zu sehen, im leßtern Falle werden diese Billete nicht lange Kredit finden, folglich nicht das baare Geld im Umlauf erfeßen können.

Sie können den Ausstellern, und unmittelbar dem ganzen Lande, als Hebemittel des Landesflors, nur dann wirklichen Nußen schaffen, wenn sie, wie bey dem Kredit-Systeme der Ritterschaft im Hollsteinischen und Pommerschen, als reine Privat-Effekten im Kurse bleiben, und die dadurch möglich ge= machte Verbesserung der Landgüter ihnen einen natürlichen, ungezwungenen, aber beschränkten und willkürlichen Kredit verschafft.

IV.

Europa und Napoleon.

Ein einziger Knabe auf Korsika mehr geboren, und in Frankreich erhebt sich ein neuer Kaiserthron! Ein einziger Funke, der Moskwa entzündet, und zertrümmert ist die Schöpfung Napoleon's! Welche Verkettung der Dinge! Welch' ein politisches Epos! Die Begebenheiten dreyer Jahrhunderte in ein Menschenalter zusammengedrångt!

Als Bonaparte am 10. Nov. 1799 seinen Soldaten zurief:,,Soldats! Puis-je compter sur vous?«< da verrieth er auf einmal das ganze Geheimniß einer milis tårischen Usurpation. 1) Starr und düster, ein gigantisches Nebelbild, liegt diese Vergangenheit hinter uns; doch mit ten aus dem Chaos der Begebenheiten treten zwey glänzende Ideen hervor: - Eine neue Dynastie Ein neues Europa. Das waren die Grundlagen eines politischen Systems, dessen Entwicklung hier verfolgt werden soll.

I.

Bie in der physischen, so herrschen auch in der moralischen Welt, gewisse große und allgemeine Geseße, bey deren Berücksichtigung man immer und überall dieselben Resultate erwarten kann. Nach diesen Ansichten scheint der erste Konful gehandelt zu haben, als er die Masse zu den alten Ideen und Formen zurückzuführen anfing. Er öffnete daher dem Volke die Kirchen wieder; schaffte die revolutionåren Feste, so wie die Decaden ab; und that der Vorfolgung der Adlichen und Emigrirten kräftigen Einhalt. Die verschiednen

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