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håtten sie diesen als Kriegsgefangenen weggebracht, den Treibern die Esel mit der Frucht abgenommen, und die Leichname beraubt und liegen gelassen. Eben so scheuslich war es, daß fie einen Kapitain, welcher auf der Brücke von Almaraz ere schoffen und nahe bey Naval moral begraben wurde, wieder ausgegraben, ausgekleidet und an einen Baum aufgehårgt hatten.

Navalmoral, den 7tenFebruar. In der Naht vom 2ten auf den zten dieses erhielten wir um 12 Uhr d'e Ordre, schleunig auf dem Wege über Waltanhungar und Vel vis nach der Brücke von Almaraz vorzubringen, und uns un 6 Uhr mit dem ersten Bataillon daselbst zu vereinigen. J war mit einer Kompagnie bestimmt worden, eine halbe Stun de von der Brücke seitwärts bey einer Kapelle Posto zu fassen, um, im Falle, daß sich der Feind etwa da hinausschlüge, unerwartet über ihn herzufallen. Ich glaubte Wunder was es geben würde. Wir marschbirten in größter Eile dorthin, ich nahm meine Position so, daß ich unbemerkt Alles überse hen konnte, wurde aber bald gewahr, daß alles dieses nur zur Absicht hatte, die Stellung des Feindes zu rekognosziren und diejenigen, die etwa diessseits der Brücke waren, abu schneiden und zu Gefangenen zu machen. Die Spanier wa ren jedoch von Allem unterrichtet; empfingen unser Regiment, obgleich es noch dunkel war, mit Granaden und hatten diesseits nichts, als nur auf der Brücke ein starkes Piket. Nahdem Alles, was zu wissen nöthig war, ausgeforscht worden, ließ man mich mit der Kompagnie als Piket zurück und merscirte wieder ab. Unser Bataillon folgte dem ersten nach Naval moral, vier Stunden von Almaraz, weil mittlerweile die Badenschen Truppen nach Poroleda marschirt waren. As ich gestern Abend von meinem Piket zurückkam, fand ich es hier sehr lebhaft. Die Soldaten nämlich, welche überall Wein aufsuchten, hatten in einen Garten frisch gegrabene Erde gefunden. In der Meinung, daß daselbst, wie hier

gebräuchlich ist, Töpfe mit Wein vergraben wåren, hatten sie eine nåhere Untersuchung angestellt und nach und nach zehn Leichname von Polaken herausgezogen, die auf das Gräßlichste zerstümmelt, und wahrscheinlich bey dem legtern Uebers gang des Korps von Lefebre über die Brücke zurückgeblie ben und solchergestalt waren ermordet worden. Gleich wur: de das ganze Dorf umstellt; alle Einwohner, welche entflie: hen wollten, angehalten und auf diese Art 18 in Arrest genommen, über die heute Morgen gleich Standrecht gehalten. wurde. Leider waren die Hauptthäter schon früher entlau: fen, doch wurden die zwey Eigenthümer des Gartens, worin man die Todten gefunden hatte, sogleich vor dem Dorfe an einen Delbaum durch ihre Mitbürger aufgehängt und zwey Andere mussten die Todesangst aushalten. Bey dem Aufhên: gen ging es sehr schindermäßig her, denn Niemand verstand damit umzugehen, und so geschah es, daß der erste, bey wel chem man einen zu schwachen Strick genommen hatte, wieder herunter fiel und noch einmal gehängt werden musste. Bey dem Zweyten ging es besser, aber dessenungeachtet hatte er doch mehr auszustehen, als zehn andere, die durch Meisterhånde sterben.

Naval moral, den 12ten Februar. Am sten dieses kam ich eine Stunde von hier nach St. Augustin auf Piket, hatte jedoch noch einen kleinen Kavallerievesten vor mir. Kaum war ich aufgezogen, so erhielt ich die Meldung, daß eine feindliche Kavallerie-Patrouille auf meine Bedetten gefeuert und diese sich zurückgezogen hätten. Schon lang hatz te man einen Angriff des Feindes erwartet, besonders da man Nachricht hatte, daß auf der andern Seite des Flusses Tijes dar sich ein Korps Bauern zusammen gezogen habe, und uns diese leicht in den Rücken fallen konnten. Alle Morgen was ren wir deswegen schon um Ein Uhr ausgerückt, in der sichern Vorausseßung uns schlagen zu müssen, jedoch bis jezt vergebens; nun aber glaubte man es gewiß. Ich musste mich zu

rückziehen, wurde verstärkt und brachte die Nacht mit großer Vorsicht zu. Des andern Morgens um sieben Uhr kam unsere ganze Brigade und eine Brigade Kavallerie, nahmen mich mit und so marscirten wir nach Almaraz, wahrscheinlich um die Brücke zu stürmen.

General Leval, der die Position des Feindes noch niemals selbst rekognoszirt hatte, kam dieses Mal in Person mit, fand den Feind aber so stark, ungefähr 16,000 Mann, und seine Batterien so gut angelegt, daß er nicht glaubte, mit unsern zwey Regimentern ohne Artillerie etwas unter: nehmen zu können. Es lief also wieder auf eine bloße Rekognoszirung und ein nachfolgendes Bivouak ab, das uns nach dem sehr starken Regen, der den Tag über gefallen war, und weben wir oft bis an die Knie durch kleine Bäche waten mussten, eben nicht wohl anstand. Des andern Morgens gingen wir wieder in unsere alte Stellung zurück, doch vorher ließ mich der General S. rufen, und übergab mir 5 Bauern aus Almaraz, die man in der Gegend aufgefangen, jedoch vergebens Mittel angewendet hatte, sie zum Geständniß zu bringen, wo die Leichname von meinen vier Leuten seyen. Einer war ein Greis von 80 Jahren, zwey waren sehr junge Bursche, und zwey davon völlig erwachsen. Die beyden legtern zeigten, nachdem sie eine Anzahl Fuchtel erhalten hatten, den einen, welcher mit acht Dolchstichen in den Kopf umge= bracht und in einen Graben unter Reisern verborgen war, und nach einigen weitern Zwangsmitteln auch endlich den Ort, wo die beyden andern Ermordeten neben dem Weg zwischen Büschen begraben lagen. General Leval ließ nun auf dem Marsch sogleich Halt machen, einen Kreis schließen, und befahl sie aufhängen zu lassen. Sie bekannten hierauf, daß sie wirklich bey dem Mord gewesen wären, und daß der vierte als Kriegsgefangener fortgeführt worden sey, beteten und wurden dann aufgehängt. Mit dem ersten ging es eben so schlecht zu, als in Naval moral; als aber ein französischer

Jäger half, so war es in einem Augenblick geschehen. Lachen musste ich bey dieser traurigen Geschichte dennoch über einen Einfall des Franzosen, der, als der Delinquent in dem Augenblick des Hångens erbårmliche Gesichter schnitt, ganz trocken zu ihm sagte: Mon ami courage, tu và monter aux nuages. Den alten Mann und die zwey halbwüchsigen ließ ich laufen; machte es ihnen aber zur Bedingung, daß sie ihren Landsleuten die Ursache dieser Erekution bekannt machen follten.

Bivouak bey Arzobispo, den 23sten Februar. Wir ziehen wirklich toll in der Welt herum, und ich bin diese Gegend an dem Tajo, wo ich jeden Weg und Steg kenne, und wo Alles so aufgezehrt ist, daß man kaum noch Brod ers halten kann, so müde, daß ich einer Veränderung unserer Lage mit Begierde entgegen sehe. Da das Korps vom Mars schall Viktor nach Andalusien bestimmt war, keinen andern Weg jedoch mit Artillerie passiren konnte, als der von Almaraz über Travilla führt: so war beschlossen, daß Viktor von Arzobispo aus dem Feind in den Rücken fallen, unsere Division aber, durch die Artillerie von Viktor unterstüßt, die Brücke von Almaraz wegnehmen, und so der Armee den Weg bahnen sollte. Wir erhielten also am 13ten Februar einen Park von 20 Stück und gingen den 15ten wieder gegen Almaraz vor, bezogen unter dem Haubißen-Feuer des Feindes auf Kanonenschußweite ein Bivouak, und beschäftigten uns den ganzen Tag mit Faschinen machen; schickten bey Anbruch der Nacht Arbeiter vor, um Batterien für unser Gefchüß zu machen und erwarteten den andern Tag, an welchem endlich die Brücke genommen werden sollte. Sonderbar schien es uns, daß kein Spanier weder auf der Brücke, noch diese feits derselben zu sehen war, sondern daß sie Alle, wenn sich von uns Einer sehen ließ, von der jenseitigen schroffen Seite mit Gewehren und Kanonen soffen. Um Mitternacht wur: de es uns aber erklärlich, denn mit einem fürchterlichen Kra

chen stürzte der 120 Fuß breite Bogen dieser künstlich von Stein, noch von den Römern erbauten, und in der That ein zigen Brücke in ihrer Art, welcher schon vorher ganz unter: minirt worden war, zusammen, und ließ uns nichts übrig, als mit einer langen Nase abzuzichen.

Doch man wollte das Aeußerste versuchen und ließ gleich Anstalten zu Flößen machen. Das Kirchendach zu Almaraz wurde abgerissen, alles große Holz zusammen gesucht, und fleißig daran gearbeitet. Allein wie man beynahe mit zwey Flößen fertig war, erhielten wir am 17ten Febr. Abends vom Marsayall Viktor die Ordre, diese Arbeit sogleich liegen zu lassen, und nach Arzobisvo zu marschiren. Dies geschah, und so kamen wir sehr ermüdet den 18ten Mittags 2 Uhr nach einem 13stündigen Marsch hier an. Des andern Ta ges marsóirten wir mit unserer ganzen Division, jedoch ohne Artillerie, über die Brücke nach la Estrella, bivouakirten da: selbst, verliessen des andern Morgens mit unserer Brigade die Division und marshirten nach Corecaleda, in der Erwar tung, den folgenden Tag angreifen zu müssen; bezogen ein Biveuak und sahen Nachmittags zu unserer größten Verwunderung die zwey Divisionen, mit welchen Marschall Viktor den Feind hatte im Rücken angreifen wollen, hinter uns von den hohen Bergen herunter defiliren und sich nach Arzobispo zurückziehen. Nicht allein waren von hieraus die Ber=" ge zu ungangbar gewesen, sondern Viktor hatte auch den Feind zu stark gefunden, um sich ohne Artillerie an ihn zu wagen und deswegen diesen Rückzug vorgenommen. Nachts um 2 Uhr verliessen auch wir unsere Stellung, marshirten durch das Viktor'sche Korps, welches zwey Stunden von Arzobispo stand, und deckten ihm hier, eine halbe Stunde von der Stadt, die rechte Flanke. Hier liegen wir nun schon drey Tage im Bivonak mit unserer ganzen Division, mit der wir uns wieder vereinigt haben und wissen nicht, was es ei gentlich geben soll. Wahrscheinlich werden wir bald Alle die

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