Johann Friedrich Herbart's sämmtliche werke, Band 5

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Beliebte Passagen

Seite 82 - Er findet sich auch vernünftig genug, um zu fassen, was die Vernunft ihm sage; und reizbar genug, um die Lockungen der Begierde auf sich wirken zu lassen. Wäre dies nicht, so würde seine Freiheit keinen Werth haben; er könnte alsdann nur blindlings sich da oder dorthin neigen, aber nicht wählen. Nun ist aber die Vernunft, welcher er Gehör giebt, und die Begierde, die ihn reizt und lockt, nicht wirklich ausser ihm, sondern in ihm, und Er selbst ist kein Dritter neben jenen beiden, sondern sein...
Seite 107 - Dingen; es liegen auch in ihr keine Formen des Anschauens und Denkens, keine Gesetze des Wollens und Handelns; auch keinerlei, wie immer entfernte, Vorbereitungen zu dem allen.
Seite 287 - Das vorstellende Subject ist eine einfache Substanz, und führt mit Recht den Namen Seele. Die Vorstellungen enthalten nichts von aussen Aufgenommenes; jedoch werden sie nicht von selbst, sondern unter äusseren Bedingungen erzeugt, und eben so wohl von diesen, als von der Natur der Seele selbst, ihrer Qualität nach bestimmt.
Seite 339 - Vorstellens übergeht. Berechnung der Schwelle ist ein verkürzter Ausdruck für Berechnung derjenigen Bedingungen, unter welchen eine Vorstellung nur noch vermag, einen unendlich geringen Grad des wirklichen Vorstellens zu behaupten; unter welchen sie gerade an jener Grenze steht.
Seite 134 - Hoffnung sein, dass die Metaphysik etwa im Fortgange der Wissenschaften einen bequemern Zugang bekommen möchte, als den durch die Widersprüche in der Form der Erfahrung. Die Einheit der Seele selbst ist der tiefe Grund, aus welchem in unser Vorstellen diejenige Einheit kommt, die wir hintennach im Vorgestellten vermissen.
Seite 194 - Denn ich stehe nicht (wie man bei oberflächlicher Ansicht etwa glauben könnte) auf der einzigen Spitze des Ich: sondern meine Basis ist so breit wie die gesammte Erfahrung.
Seite 257 - Kann nun irgend jemand diese Identität, als sich selbst, denken? Schlechterdings nicht; denn um sich selbst zu denken, muss man ja eben jene Unterscheidung zwischen subjectivem und objectivem vornehmen, die in diesem Begriffe nicht vorgenommen werden soll.
Seite 2 - Ehemals konnte man in akademischen Vorlesungen mit einiger Sicherheit voraussetzen, die Zuhörer seien schon auf den Schulen mit empirischer Psychologie und Logik vorläufig bekannt gemacht; und bei den Fortschritten des philosophischen Denkens in neuerer Zeit, da die mündlichen Vorträge nicht leichter, sondern schwerer ausfallen müssen, sollte die Universität nicht eine schlechtere, sondern eine bessere Unterstützung durch die Gymnasien erhalten. Mathematik und Sprachen können vieles, aber...
Seite 82 - Zugerechnet wird eine Handlung, sofern man sie als Zeichen eines Wollens betrachten darf: mehr oder minder zugerechnet, je mehr oder weniger, je schwächeren oder festeren Willen sie verräth. So weit ist alles klar und allgemein bekannt. Nun aber verdirbt man alles, indem man den Willen selbst wieder zurechnen möchte; welches nicht besser ist, als ob man das Maß, das alles andere messen soll, selbst einer Messung unterwerfen wollte. So geschieht es, dass man fürchtet, wenn der Wille frühere...
Seite 88 - Einbildungskraft (90 usf) verräth zwar, dass keine einmal erzeugte Vorstellung ganz verloren geht, und nicht leicht ein einmal entstandenes Zusammentreffen von Vorstellungen ganz ohne Folgen bleibt. Allein wenn wir mit der Menge alles dessen, was der Geist eines erwachsenen Menschen eingesammelt hat, dasjenige vergleichen, dessen er sich in jedem einzelnen beliebigen Augenblicke bewusst ist, — so müssen wir über das Missverhältniss erstaunen zwischen jenem Reichthum und dieser Armuth!

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