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dene bereits im I. Bande S. 59, 60 angegeben worden sind, und welche schon bei der Temperatur des siedenden Wassers, ja einige sogar noch etwas früher, in Fluß kommen. Das Schriftgießermetall, obwohl viel schwerflüssiger, und zwar in Graden, welche vom Verhältniß seiner Bestandtheile abhängen, und über welches man Bd. XVI. S. 442 das Nähere findet, muß hier ebenfalls und um so mehr genannt werden, als man gegenwärtig dasselbe fast ohne Ausnahme zum Abklatschen und zum Stereotypen-Verfertigen anwendet, und zwar mit Recht, weil bei ihm die mit dem Gebrauche jener leichtflüssigen Mischungen verbundenen Nachtheile und Unbequemlichkeiten wegfallen. Es ist wohlfeiler als die gedachten Legierungen, welche fast alle das fheuere Wißmuth als Zusaß haben, und zugleich seines Antimon-Gehaltes wegen weit härter und der Abnügung länger widerstehend. Es ändert feinen Schmelzpunkt nicht so sehr, wie jene, in welchen sich beim öftern Umschmelzen die einzelnen Metalle im ungleichen Verhältnisse orydiren, so daß man sich dann auf ihre Leichtflüssigkeit nicht mehr verlassen darf, welche selbst wieder eine Unbequemlichkeit mit sich führt, daß nämlich daraus verfertigte Druckplatten oder deren einzelne Bestandtheile, wenn sie nach dem Drucken, um sie von Farbe zu reinigen, mit heißer Lauge behandelt werden, leicht selbst schmelzen und verloren gehen, weßhalb man bei ihnen fast nur kalte Lauge oder Terpentinöl mit Sicherheit gebrauchen

fann.

Die Nothwendigkeit zur Darstellung der Didot'schen Ste: reotypen mechanische Hülfsmittel anzuwenden, wurde durch die Nennung der Clichirmaschinen schon angedeutet. Denn das Abflatschen aus freier Hand reicht aus den, in den obangeführten Stellen dieses Werkes angegebenen Gründen nicht mehr hin, und zwar immer weniger, je größer die zu erhaltenden Flächen sein sollen, worunter sich dann sehr viele fehlerhafte, oft ganz un: brauchbare Abdrücke befinden. Selbst die Anwendung eines schnellen starken Schlages durch die nach Art der Fallwerke wir kenden Clichirmaschinen findet an der Größe der darzustellenden Platten bald ihre Gränze; und hierin liegt offenbar der Grund, warum die geschästen und berühmten Stereotyp - Ausgaben der

Firma Didot ohne Ausnahme nur kleines (Achtzehner-, höchstens Duodez) Format haben.

Das bisher Gesagte über das Didot'sche Verfahren wird hin reichen; da es zum Drucke ganzer Werke, so viel bekannt, nicht mehr in Ausübung ist theils der angedeuteten Schwierigkeiten wegen, theils aber uns vorzüglich, weil es einfachere und leichter anwendbare Methoden verdrängt haben.

Ludwig Stephan Herhan's Stereotypen.

Das zuletzt Bemerkte, die Schwierigkeiten und Hindernisse bei der Ausübung des Didot'schen Verfahrens betreffend, gilt in noch höherem Grade von der mit Didot's Stereotypen fast gleichzeitig entstandenen des L. St. Herhan in Paris. Auch dieser, obwohl sinnreiche, aber noch umständlichere Prozeß wird nirgends mehr ausgeübt, und ist der Geschichte der Erfindungen anheim gefallen. Doch verdient er seinen Umrissen nach hier in so ferne eine Stelle, als die Vergleichung mit den übrigen Arten des Stereotypirens manches Interesse darbietet, und die Erörterung des Verfahrens selbst, als nicht mehr üblich, daher für die Praxis nicht von Belang, nur kurz zu sein braucht.

Der Didot'schen Manier gegenüber geht der Zweck auf Abkürzung und Vereinfachung hinaus, wird aber nur scheinbar erreicht, weil die Vorarbeit den Nugen der hier Statt findenden Abänderung wieder aufhebt. Charakteristisch bei Herhan's Prozedur ist der Umstand, daß er die Verfertigung der zum spätern Abklatschen dienlichen vertieften Form oder Blei-Matrize in Ersparung bringt und dieselbe gar nicht braucht, dagegen aber einen Originalsah von eiz. genthümlicher Beschaffenheit. Dieser Sah besteht nämlich nicht aus gewöhnlichen Lettern härterer Komposition, sondern muß eigends, nur zu diesem Behufe und ohne anderweitige Brauchbarkeit, verfertigt werden. Während die Lettern und Schriftzeichen zu einem gewöhnlichen Sah und auch zu dem von Didet benüßten, auf ihren Metallkörpern oder Stäbchen erhöht, und damit sie sich recht ab. drucken, verkehrt stehen, braucht Herhan solche von entgegenge segter Beschaffenheit, nämlich rechtstehend und vertieft. Daß eine Fläche mit solchem Sah unmittelbar, und ohne das Zwischenmittel einer vertieften Matrize, sich so abklatschen läßt, daß

die dadurch entstehende Stereotyp-Platte, den Didot'schen gan¡ ähnlich, ohne Weiters zum Abdrucken mit Farbe dient, bedarf keines Beweises, so wenig als die dadurch zu erwirkende Abkürzung und Vereinfachung des Stereotypirens. Die große Schwierigkeit der wirklichen Ausführung liegt aber darin, sich diese vertieften Lettern zu verschaffen, wenn man auch die Unbequemlichkeit nicht sehr in Anschlag bringt, daß das Seßen derselben von der Art und Weise, auf welche die Seher eingelernt und geübt sind, völlig abweicht. Man hat auch hierin auf Erleichterungs-Mittel gedacht, allein die Sache ist demungeachtet mühsam und weitläufig geblieben.

Die rechts stehenden Typen zum Original - Saß hat sich Herhan durch besonders verfertigte Stahlpunzen zu verschaffen gesucht, von solcher Form, daß sie in ein dazu geeignetes Gießin: strument, statt der gewöhnlichen Matern eingefeßt, und zum Ab. gießen gebraucht werden können. Da die Zeichen auf den Stempeln hoch und (wie sonst) verkehrt sind, so fallen die Lettern recht und vertieft aus. Aus diesen, gehörig mit den bekannten Mit telu abgerichtet, lassen sich demnach Kolumnen zusammenseßen von der verlangten Beschaffenheit, d. h. in denen die Schrift recht und einwärts erscheinend, die bey dem vorhergehenden Verfahren vor: kommende, durch Eindrücken entstandene Bleimatrize erfeßt.

Später fand es der Erfinder, vermuthlich durch manche Hindernisse beim Gebrauch der Stahlpunzen belehrt, besser auf andere Weise vorzugehen. Er verschaffte sich, ohne Zweifel durch die Mittel des Drahtziehens, rechtwinklig vierkantige Stäbchen aus Kupfer, welche in Stückchen von 9′′ Länge zerschnitten, dem Körper gewöhnlicher Typen analog, auf der einen ebenen Grundfläche, mit Beihülfe einer Maschine und kurzer gehärteter Stahlstempel die vertieften Eindrücke der Schriftzeichen erhielten. Es ist unnöthig erst zu erweisen, und jedem Kenner feinerer mechani scher Arbeiten ohnedieß klar, welcher Grad von Genauigkeit zur vollkommenen Ausführung dieser, hier nur angedeuteten Idee nöthig gewesen ist. Durch den Gebrauch solcher Lettern wird daher das Stereotypiren, wenn schon die Bleimatrize in Ersparung fommt, nicht vereinfacht, und namentlich durch die dazn nöthigen Utensilien sehr kostspielig.

Ueber die weitere Anwendung dieser, aus kupfernen Lettern

zusammengefeßten vertieften Formen ist nur noch zu sagen, daß sie, mittelst eines Fallwerkes, in eine Mischung von 20 Theilen Antimon und 40 Theilen Blei abgeklatscht wurden, und daß die dadurch entstandenen Platten mit erhöhten Schriftzeichen zum unmittelbaren Abdruck mit Farbe dienten.

Gelegenheitlich mag bemerkt werden, daß die Idee gepreßter oder geprägter Lettern, deren Reinheit, Schärfe und Dauer sie sehr schäzbar machte, in neuerer Zeit wieder aufgetaucht ist, und daß dieß sich sowohl von gegossenen, als auch nach Art des Drahtes aus Kupfer oder Messing gezogenen Metallstäbchen (über lehtere findet man eine Notiz im XVI. Bande S. 453) gilt. Man bekáme auf diese Art sehr feste, dichte und reine Typen; die dazu erforderlichen Maschinen und mechanischen Hülfsmittel aber, wohl an und für sich nicht schwer auszudenken, und mit einiger Sorgfalt ohne Schwierigkeit, jedoch nur mit bedeutenden Kosten beizuschaffen, werden der allgemeinern Verbreitung dieses Vers fahrens immer sehr hinderlich entgegentreten.

Das vorhin übersichtlich dargestellte Verfahren Herhan's möchte leicht die Idee zu einer noch größern Vereinfachung hervorrufen, indem man glauben könnte, es wäre am kürzesten den Sah aus kupfernen vertieften Lettern sogleich in einer weis chern Metallplatte abzuprägen, und mit dieser dann zu drucken. Allein man würde dabei auf kaum zu überwindende Schwierigkeiten stoßen. Es gehörte nämlich zu solchem Abprägen eine außerordentlich große Gewalt und sehr starke Presse; weil das Metall in sich selbst vertieft zusammengepreßt werden müßte, da es nicht, wie bei den Didot'schen Bleimatern zur Seite der Lettern in Form eines Aufwurfes oder Grathes ausweichen kann. Ferner, welche Metallmischung müßte man hier neh. men? Eine dem Schriftzeug ähnliche wäre zu hart und ungefügig; Kompositionen aus Zinn und Blei aber, besonders wie es, um den nöthigen Grad von Weichheit zu erreichen, sein müßte, wenn das leßtere vorherrscht, würden sich während des Abdruckes mit Farbe zu bald abnügen und nur geringe Dauer haben. Demnach bleibt wieder kein anderer Ausweg, als das schon erwähnte, mit anderweitigen Nachtheilen ver bundene, wenigstens immer weitläufige und mißliche Clichiren oder Abklatschen.

Die englische Stereotypir-Methode.

Die besprochenen Unbequemlichkeiten, welche nebst noch anderen bei den hier weggelassenen, mitunter blos als Vorschläge und Versuche anzuschenden Methoden meistens in viel höherem Grade eintreten, haben die allgemeine Verbreitung des sogenannten englischen Verfahrens, so wie dessen allmählige weitere Ausbildung zur Folge gehabt. Die Grundidee, welche darin besteht, statt des Clichirens, die Stereotyp Platten durch Gießen und zwar aus Lettern-Metall zu verfertigen, so wie die erste Ausführung selbst, von welcher man spåter fast nur in den Details abgewichen ist, gehört dem Lord Stanhope an, der mit Hülfe mehrerer, Praktiker diese Idee ins Leben gerufen hat. Die Leichtigkeit und die verhältnißmäßig geringen Kosten der Ausführung, haben diesem Verfahren Unerkennung und gegen alle anderen die ausgebreitetste Verwen dung verschafft: so daß man es jest nicht nur zur Darstellung von Druck-Kolumnen, sondern sogar für große Lettern, Verzierungen (mehrere in einer ganzen Platte, die man dann in eins zelne Theile zerschneidet) und überhaupt sehr vielfältig im Ge brauche findet. Diese Rücksichten verlangen eine ausführlichere Beschreibung und Untersuchung nach dessen gegenwärtigem Zustande.

Ein gewöhnlicher Lettern oder Schriftfah als Original, jedoch wohl zu merken, mit hohen Ausschließungen, so daß die Typen mit der Gesichtsfläche viel weniger als sonst freistehen, ferner eine vertiefte Form oder Matrize, endlich die Kopie der felben als eine Metallplatte von geringer Dicke, kommen auch hier wieder vor; nur wird die lehte nicht durch einen Abschlag der Matrize oder durch das Clichiren, sondern, wie schon bemerkt, durch den Guß erzeugt.

Hauptmomente sind: die Anfertigung des Letternsages auf gewöhnliche Weise, die Kopié desselben oder die vertiefte Form, ihr Abguß in Metall oder die eigentliche Stereotyp-Platte.

Das Gießen, wo man es überhaupt anwenden kann, ist das leichteste und bequemste Mittel, Metallkörper, als Rohstoff betrachtet, in beliebige, sogar sehr complicirte Formen umzu wandeln, und es ist beinahe zu verwundern, daß man dasselb e

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