Johann Friedrich Herbart's sämmtliche werke: bd. Schriften zur pädagogik. 1.theil

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Seite 8 - Erfahren würden sie da, dafs man nicht eher von Erfahrung reden darf, bis der Versuch geendigt ist, bis man vor allen Dingen die RÜCKSTÄNDE genau geprüft, genau gewogen hat. Der Rückstand der pädagogischen Experimente sind die Fehler des Zöglings im Mannesalter.
Seite 11 - Und ich gestehe gleich hier, keinen Begriff zu haben von Erziehung ohne Unterricht; so wie ich rückwärts, in dieser Schrift wenigstens, keinen Unterricht anerkenne, der nicht erzieht.
Seite 42 - Der Vielseitige hat kein Geschlecht, keinen Stand, kein Zeitalter! Mit schwebendem Sinn, mit allgegenwärtiger Empfindung, passt er zu Männern, Mädchen, Kindern, Frauen; er ist, wie ihr wollt, Höfling und Bürger, er ist zu Hause in Athen und in London, in Paris und in Sparta.
Seite 75 - DARSTELLEND versinnlichen, was hinreichend ähnlich und verbunden ist mit dem, worauf der Knabe bisher gemerkt hat. So giebt es Gemälde fremder Städte, Länder, Sitten, Meinungen mit den Farben der bekannten; es giebt historische Schilderungen, die durch eine Art von Gegenwart täuschen, weil sie die Züge der Gegenwart entlehnen.
Seite 19 - Die Menschheit selbst erzieht sich fortdauernd durch den Gedankenkreis, den sie erzeugt. Ist in diesem Gedankenkreise das Mannigfaltige lose verbunden: so wirkt er, als Ganzes, schwach; und das einzeln Hervorragende, wie ungereimt es sei, erregt Unruhe und Gewalt.
Seite 208 - Erwerbs und Fortkommens wegen oder aus Liebhaberei gelernt wird, dabei kümmert man sich nicht um die Frage: ob dadurch der Mensch besser oder schlechter werde. Wie er nun einmal ist, so hat er, gleichviel ob zu guten, schlechten, gleichgültigen Zwecken, die Absicht, Solches oder Anderes zu lernen; und für ihn ist derjenige Lehrmeister der rechte, der ihm tuto, cito, jucunde, die verlangte Geschicklichkeit beibringt. Von solchem Unterricht wird hier nicht geredet, sondern nur vom erziehenden Unterricht.
Seite 58 - Staunen zurückgekommen, theilt, verbindet, läuft hin und wieder, verweilt, ruht, erhebt sich von neuem, — es kommt die Betastung, es kommen die übrigen Sinne hinzu, es sammeln sich die Gedanken, die Versuche beginnen, daraus gehen neue Gestalten hervor und wecken neue Gedanken, — überall ist freyes und volles Leben, überall Genufs der dargebotenen Fülle!
Seite 127 - Versuchen liegt wieder ein neues Wollen — nicht mehr des Gegenstandes, sondern der Bewegungen, die man macht mit dem Wissen, man sei ihrer mächtig, und mit der Hoffnung, man werde mittelst einer geschickten Combination derselben seinen Zweck erreichen.
Seite 35 - Da nun die geistige Empfänglichkeit auf GEISTESVERWANDTSCHAFT, und diese auf ÄHNLICHEN GEISTESÜBUNGEN beruht: so versteht sich, dass im höhern Reiche der eigentlichen Menschheit die Arbeiten nicht bis zur gegenseitigen Unkunde vereinzelt werden dürfen. Alle müssen Liebhaber für Alles, jeder muss Virtuose in Einem Fache sein.
Seite 24 - Bewegung; und so kann sie trefflich dienen, einen werdenden Willen, der verkehrt sein würde, zu ersticken. Sie ist am unentbehrlichsten bei den lebendigsten Naturen; denn diese versuchen das Schlechte mit dem Guten; und sie verfolgen das Gute, wenn sie sich im Schlechten nicht verlieren. — Aber erworben wird die Autorität nur durch Ueberlegenheit des Geistes; und diese lässt sich bekanntlich nicht auf Vorschriften reduciren; sie muss für sich, ohne alle Rücksicht auf Erziehung, DASTEHN.

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