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Punkt (.) Naturalist,
kein Zeichen Atheist.

Der besondere Zug unter dem Namen des Inhabers wurde zum Ausdruck des innern Charakters gebraucht. So wurde

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Zwei Striche (,,) über dem Schlußzeichen, welches unter dem Namen steht, bedeuteten Ehrlichkeit, Ehrliebe und Redlichkeit. Verschwiegenheit wurde durch zweifache Doppelstriche (,,,,) an den Seiten des Schlußzeichens ausgedrückt; Hang zu Betrügerei aber unter dem Schlußzeichen mit dem Zuge

Ein Punkt über dem Schlußzeichen (Spieler; ein Punkt unter demselben

ein kleiner Strich unter dem Schlußzeichen nete den Trinker.

-) bedeutete den ) Verliebtheit;

) kennzeich

Endlich wurden Kenntnisse mit Zahlen ausgedrückt, welche leichthin für die Nummer und Registratur des Billets gelten fonnten.

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Kenninifie in mehrern Fädern wurde durd mehrere nebeneinander griezte Zahlen ausgedrückt, wobei die links irbende Zahl die Vorzüglichkeit der durch fie repräsentirten Wisenschaft vor der redus folgenden bezeichnete, z. B.: 726 bedeutet mehr Kenntniß in Sprachen als in der Jurisprudenz und mehr Kenntnis in lepterer als in der Mathematik. Zit die Zahl mit dem Zeichen unterzogen, io fennt der Inhaber das Wesen

und Wesentliche der angezeigten Henschaft.

3ur nähern berpielsweisen Berdeutlichung des ganzen Verfabrens mögen hier zwei der bei Klüber, Laf. V unr VI, angekingten Empfehlungskarten folgen.

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Die Karte ist so zu interpretiren: Alphons d'Angeha ist ein Portugiese (bas Papier ist weiß), unter 45 Jahre alt (die Karte ift achteckig), groß von Person (die Einfassung ist breit), aber schlecht gewachsen (die Einfassung hat gerade Linien); von Gesicht leiblich schön, doch freundlich (in der Einfassung oben ist eine Sonnenblume), verheirathet (die Einfassung ist mit einem Bande ummunten), nicht arm (um die Einfassung befinden sich vier Knöpfe), hat eigenes Haar (es ist keine Muschel hinter der Sonnenblume), sucht Kriegsdienste (zwischen den Einfassungslinien find

vier kleine Kreise), ist katholischer Confession (hinter dem Namen d'Angeha steht ein Kolon), leichtsinnig (unter dem Namen steht eine geschlängelte Linie), einsichtsvoll (unter dem Zeichen des Leichtfinns steht das der Einsicht), ehrliebend (über dem Zeichen des Leichtsinns stehen zwei Striche,,), verliebt (unter dem Zeichen der Einsicht steht ein Punkt), kennt Mathematik, Staatskunde und Sprachen, besonders Mathematik (denn in der Zahl 657 steht die 6 voran) und hat gründliche Bildung (unter der Zahl 657 steht das Zeichen der Einsicht).

Ein zweites Beispiel ist folgendes:

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Die Farbe des Papiers ist hier gelb. Esquire de Gray ist danach ein Engländer, 35 Jahr alt (die Einfassung ist oval), groß von Statur (die Einfassungslinien stehen weit auseinander), schön gewachsen (die Einfassungslinien sind wellenförmig), schön von Gesicht, aber ernsthaft (oben in der Einfassung ist eine Tulpe), verheirathet (die Einfassung ist mit einem Bande umwunden), sehr

reich (um das Oval stehen zwölf Knöpfe), trägt eine Perrüke (hinter der Tulpe ist eine Muschel), reist als Gelehrter, um seine Kenntnisse zu erweitern (oben seitlich von der Tulpe, dem Gesichtszeichen, sind zwei Ovale), ist evangelischer Confeffion (hinter dem Namen steht ein Semikolon), besigt viele Kenntnisse (unter dem. Namen steht das Zeichen der Einsicht), ist redlich (über dem Zeichen der Einsicht stehen zwei Striche,,), verschwiegen (das Zeichen der Einsicht ist zu beiden Seiten mit zwei Strichen versehen), liebt das Spiel (über dem Zeichen der Einsicht steht neben den Strichen noch ein Punkt), versteht sich auf Jurisprudenz und Staatswissenschaft (die Karte hat oben links die Zahl 25, und zwar sind die Kenntnisse in der Rechtswissenschaft größer als in der Staatskunde, weil die 2 voransteht), und hat gründliche Bildung (das Zeichen der Einsicht ist unter die Zahl 25 geseßt).

Noch bestimmter als die auf so schmähliche Weise verrathenen Personen charakterisirte aber die französische Polizei sich selbst mit dieser raffinirten Gaunerschrift, indem sie sich damit als Typus hinterlistigen Verraths hinstellte. In jener Zeit der französischen Revolution, wo in brutaler Gottesvergessenheit alles geheiligte Recht, aller Glaube, alle Sitte mit Füßen getreten ward, kann es nicht befremden, daß selbst den bekanntesten und unverdächtigsten Personen solche Karten als sogenannte,, Sicherheitskarten" auf gedrungen wurden, damit die geheime Aechtung zu jeder Zeit an dem bereits schon verrathenen Opfer unter der Guillotine vollzogen werden konnte.

Wenn aber auf demselben sittenverwüsteten Boden, an dessen Horizontlinie jeßt die,,Civilisation" und ,,Civilisation“ und „Nationalität" wie eine Fata Morgana in trügerischer verkehrter Spiegelung am Wüstenrande erscheint, das neue Kaiserreich den alten Verrath auch für seine Polizei nüglich und gut fand, so werden die ebenso ungeheuern wie räthselhaften Erfolge der kaiserlich französischen Polizei auf deutschem Boden einigermaßen erklärlich und in der deutschen Brust das Bewußtsein alles dessen lebendig angefacht, was deutscher Ernst, deutsche Ehre, deutsche Zucht und Sitte heißt. Von der Propaganda des scheußlichen geheimen Verraths mögen

Klüber's Worte, a. a. D., S. 293, Zeugniß geben. „Noch jezt“, sagt Klüber,,,pflegt zu Paris der Minister der auswärtigen Angelegenheiten manchem Fremden eine Art von Sicherheits- und Empfehlungskarten zu geben. Ich will eine derselben von dem Jahre 1806 hier beschreiben, ohne daß ich jedoch die darin muthmaßlich enthaltene Geheimschrift zu erklären vermag. Es ist ein Achteck von starker, aber dünner Pappe, überall mit feinem, gut aufgeleimtem Papier überzogen, ungefähr in der Größe einer großen Taschenuhr. Auf beiden Seiten läuft auf dem äußersten Rande zuerst eine schwarze Linie herum, an dem einen Orte stärker, an dem andern schwächer; auf diese Linie folgt eine rothgelbe Einfassung, einen starken Messerrücken breit; diese wird sodann abermals begrenzt durch schwarze Linien, die bald einfach, bald doppelt, bald dicker, bald dünner sind. Auf der Hauptseite steht auf weißem Papier in Kupfer gestochen, der französische Reichsadler, auf einem gewundenen Stabe, unter der schwebenden Reichskrone, zwischen zwei Lorberzweigen, die unten sich kreuzen, und mit einem Bande zusammengebunden sind. Zu beiden Seiten der Krone steht cirkelförmig: «Empire français». Die Kehrseite ist in der Mitte, von oben herab, durch zwei Farben getheilt; die linke (heraldisch die rechte) Hälfte ist weiß, die rechte hellgrün. Oben steht, in Kupfer gestochen, in einem Halbzirkel: «Respect au droit des gens». In diesem Halbzirkel steht, in drei geraden Linien, geschrieben (als wäre es in Kupfer gestochen) der Name und Charakter des Eigenthümers der Karte. Dann ein Duerstrich, und unter diesem, in Kupfer gestochen, die Worte: «Le Ministre des Relations Extérres». Unter diesen, eigenhändig, die Signatur: «Ch. Man. Talleyrand». Hierunter, in Kupfer gestochen, in zwei Zeilen: «Par le Ministre. Le Chef de la div.on des Rel.ons Comm.les. Und darunter eigenhändig die Signatur: «D'Harmond»."

Welch' eine Beglaubigung in dem Namen Talleyrand!

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