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schende Mode um so mehr gefallen läßt, als hierbei der eigenthümliche Glanz des Strohes, so wie dessen Zähigkeit und Dauerhaftigkeit nicht im Geringsten beeinträchtiget sind. Die Schwefelbleiche ist auch nicht dauerhaft, denn nach und nach nimmt das Stroh seine ursprüngliche gelbe Farbe wieder an, ja auf der Stelle thut es dieses, wenn man es in siedendes Wasser taucht. Die Bleiche an der freien Luft gibt bei Stroh nie ein günstiges Resultat; denn theils kann auf der Wiese die große Menge von Farbestoff kaum zerstört werden, theils verliert das Stroh durch den langen Aufenthalt auf der Wiese an Glanz und Dauerhaftigkeit. Da aber eine völlige Weiße die Strohwaaren für die Anforderungen der wechselnden Mode empfiehlt, so war man veranlaßt, zu kräftigeren Bleichmitteln seine Zuflucht zu nehmen, um so mehr, als auch die Strohfärberei, wenn sie in reinen brillanten Farben, namentlich in Blau, Grün und Roth ausgeführt werden soll, ein völlig weißes Material vorausseßt, indem dann immer die gelbe rohe Grundfarbe störend hindurchschimmern würde. Man griff zur Chlorbleiche; aber unvorsichtig ausgeführt, benimmt diese dem Strohe die höchst schäzbaren Vorzüge des Glanzes und der Dauerhaftigkeit. Die Chorbleiche auf Stroh hat daher noch fortwährend mit Mißtrauen zu kämpfen.

Empfehlenswerth ist das folgende, von Fischer angege= bene Verfahren. Man gibt das zu bleichende Stroh in reine hölzerne Bottiche, gießt heißes Wasser darauf, läßt es 24 Stun den lang stehen, zieht das Wasser ab, bringt dann das Stroh in eine Lauge von 1 Pfund Pottasche auf 3 Maß Wasser, und kocht es damit drei Stunden lang in einem fupfernen Kessel. Hierbei erseht man das durch Verdampfung verloren gegangene Wasser immer wieder, ohne das Sieden zu unterbrechen. Man läßt es dann erkalten, bringt das Stroh wieder in Bottiche, in denen man es mit kaltem Wasser übergießt, und wenn diefes Wasser sich gelb gefärbt hat, so schafft man es hinweg; man gießt neues darauf, und verrichtet dieses 8: bis 10mal, bis das Wasser völlig hell bleibt. Nun kocht man das Stroh wieder eine Stunde lang in einer halb so starken Lauge, als die erste war, nimmt es heraus, übergießt es in Bottichen mit

siedendem Wasser, läßt es erkalten, bringt kaltes Wasser darrauf, und erneuert dasselbe drei Tage lang. Nun begießt man das Stroh mit einer Lösung von Chlorkalk, bedeckt das Gefäß und läßt es 24 bis 36 Stunden lang oder noch länger stehen, bis das Stroh völlig gebleicht ist. Wenn die Bleichflüssigkeit während der Zeit sich etwas geschwächt haben sollte, so zicht man etwas ab, und gießt frische zu. Es ist übrigens nicht nōthig, daß man die gebrauchte Bleichflüssigkeit weggießt, sondern man kann sie zur Vorbereitung des später zu bleichenden Strokhes benügen. Das auf diese Art gebleichte Stroh erhält einen, eigenthümlichen sehr fest anhängenden Geruch, welcher nur nach öfterem sorgfältigem Abspülen mit Wasser und Aussehen des Strohes an die Luft und an das Sonnenlicht nach einigen Wochen vergeht. Das Abspülen des Strohes mit Wasser darf vorzüglich wegen des zurückbleibenden Chlors nicht vergessen werden; sonst würde beim Färben die geringste Menge anhängenden Chlors Schaden bringen. Um jede Spur des so nachtheilig wirkenden Chlors aus dem gebleichten Stroh zu entfernen, bedient man¦sich des sogenannten Antichlors, d. i. einer sehr verdünnten Lösung von schweflig-saurem oder unterschwefligsaurem Natron, worin man das Stroh einige Stunden liegen läßt, und endlich mit Wasser abspült. Das auf solche Art gebleichte Stroh verliert nicht an Glanz; im Gegentheile es gewinnt daran; es leidet dadurch nicht im Geringsten an Festigkeit, und die Bleiche ist so vollkommen haltbar, daß an der Luft und Sonne die natürliche Farbe des Strohes nicht wieder erscheint.

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Das meiste Flechtstroh wird in gebleichtem Zustande verar beitet; für manche Arbeiten jedoch wird es gefärbt. Zum Färben sucht man das schönste und weißeste Stroh aus, denn je weißer es ist, desto schöner wird die Farbe. Der Strohfärber gibt diesem Materiale zuerst eine Beize von Alaun. Auf eine Maß Wasser wird ein Loth Alaun genommen. In der Auflösung läßt man das Stroh zwei Tage lang liegen. Auch kann man das Stroh bündelweise in der launauflösung kochen, wodurch es schneller zur Annahme der Farben tauglich gemacht wird. Für manche Farbstoffe und Farben - Schattirungen finden überdieß Weinstein und Zinnchlorid Unwendungen. Roth auf Stroh

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färbt man mit Kochenille, meist mit einer Zinn oder Weinsteinbeize, wenn nicht die Farbe ins Karmoisinrothe ziehen soll, in welchem Falle man Alaun gebraucht. Auch Krapp, Lak-dye, Orseille, Saflor, Fernambukholz und andere rothe, Farbstoffe werden zum Roth auf Stroh, unter Berücksichtigung des Umstandes, daß die Strohfaser der Holzfaser analog ist, nach Vor: schriften angewendet, welche sich leicht aus dem Artikel »Rothfárbens (12. Band, Seite 62) entnehmen lassen. Pfirsichblüth: farbe auf Stroh erhält man, mit einer Auflösung von Orseille in warmem Wasser. Um Stroh auf verschiedene Weise gelb zu färben, pflegt man 8 Loth Kurkumewurzel mit 2 Maß Urin zu kochen; man filtrirt die schön gelbe Tinktur durch Leinwand, läßt in der filtrirten Flüssigkeit das Stroh einige Minuten sieden, zieht dann das Gefäß vom Feuer, und läßt das Stroh so lange in der Brühe liegen, bis es die Farbe völlig angenommen hat. Nach einer andern Vorschrift nimmt man Kreuzbeeren, und läßt sie im Wasser kochen, bis das Pigment gänzlich ausgezogen ist; dann gießt man die Brühe in einen glasurten Topf, sest diesen in warme Asche, und läßt das Stroh darin weichen. Statt der Kreuzbeeren kann man auch Safran, oder zu einem Theile Kreuzbeeren, zum andern Safran nehmen; leßteren darf man jedoch nur kurze Zeit kochen lassen. Man kann auch Gelbholz abkochen, und in diese Abkochung das Stroh legen, welches man damit noch einmal aufsieden läßt. -Um das Stroh grün zu färben, läßt man Grünspan in Weinessig auflösen, gießt etwas Weingeist dazu, legt das Stroh hinein, und läßt es auf warmer Asche darin beizen. Nach einer zweiten Art löse man ein wenig Weinstein in Weinessig auf, sege verhältnißmäßig Grünspan dazu, lege dann das Stroh ein, und lasse es so lange darin, bis es die verlangte Farbe angenommen hat. Ein schönes Grün erhält man auch, wenn man das Stroh zuerst mit Safran- oder Kurkumebrühe gelb färbt, und dann dasselbe in eine Indigobrühe taucht. Zu Blau auf Stroh nimmt man 2 Loth fein pul verisirten Indigo auf eine Maß Wasser, legt das Stroh hinein, und läßt es über warmer Usche gehörig beizen. Man kann auch eine Auflösung von Indigo in Schwefelsäure, so wie Indigo, Karmin, ferner Berlinerblau und andere Farbstoffe zu Blau auf

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Stroh nach Vorschriften anwenden, welche sich leicht aus dem Artikel »Blaufärbena (II. Band, Seite 194) entnehmen lassen. um Biolett auf Stroh zu erhalten, kocht man Kampecheholz in Wasser, legt das Stroh in die Brühe, und läßt es so lange darin, bis es schön gefärbt ist. Zur violetten, gelben und grü nen Farbe scheint das Gerstenstroh am besten zu taugen. man Schwarz auf Stroh erhalten, so legt man dieses zuerst in die violette, dann in die grüne Brühe, und seht es dann einem Galläpfelbade aus, zu welchem man salzsaures oder schwefelsau. res Eisen gegeben hat. Will man der schwarzen Farbe einen angenehmen Stich in das Blaue geben, so kann dieses sehr gut mit Kampecheholz geschehen. Wegen anderer Farbevorschriften vergleiche man den Artikel »Schwarzfärben« (14. Band, Seite 204).

Die mühsamste und zeitraubendste Arbeit zur Erzeugung von Strohhüten ist das Flechten. Es wird nämlich eine Anzahl von ganzen oder gespaltenen Halmen zuerst zu einem schmalen Bande zusammengeflochten, und erst aus den Bändern wird durch geeignetes Zusammenlegen und Nähen der Hut ge bildet. Obwohl das Flechten der Bänder wenig physische Kraft in Anspruch nimmt, und daher auch von Kindern mit gutem Erfolge betrieben werden kann, so ist es doch für den Anfän. ger bei anhaltender Anstrengung eine schmerzhafte Arbeit, da das Umbiegen und Niederdrücken der Halme leicht blutige Finger macht. Der Preis der feinsten Strohhüte wird fast aus. schließend durch die Flechtbarkeit so hoch, daß solche Hüte zu theueren Lurusartikeln werden, obschon sich die Flechterin mit einem so karglichen Lohne begnügt, wie ihn etwa die Handspinnerei abwirft. Zum Flechten der feinen Bänder ist viel Geduld und ein wohl geübtes Auge erforderlich, besonders da man nur sehr kurze Hälmchen verwenden kann, weil bei Benüßung ganzer oder halber Halmglieder durch die nach unten zunehmende Dicke eine Störung des gleichartigen Aussehens der Bänder, ja selbst eine Farbendifferenz entstehen würde, indem das untere dickere Ende immer etwas mehr Neigung zum Nachdunkeln hat, als das obere, so daß man bei der feinsten. Waare kaum 11⁄2 Zoll von der Halmlänge verwenden kann.

Die Strohbänder erhalten nach der Zahl der dazu gebrauchten Halme nach ihrer Form und Feinheit u. s. w. vers schiedene Namen und Preise. In Italien werden gewöhnlich 13 Halme zu einem Bande geflochten, so auch in vielen ande ren Ländern, wo man feine Strohwaaren erzeugt. In England nimmt man 7 bis 13, ja zuweilen 14 Halmstreifen auf ein Band. In Deutschland steigt man bei groben Geflechten felbft auf 7 bis 5 Halme oder Streifen herab. Das Flechten wird nicht immer nach dem gleichen Dessin vorgenommen, und erleidet manche, wenn auch nicht sehr bedeutende Abwechslungen.

Nach dem Flechtverfahren von Lane, Strohwaarenfabriz kanten in London, bindet man eine gewisse Menge von Halmen oder Streifen an dem sogenannten weißen oder reinen (d. i. dún- || neren) Ende zusammen; wenn man z. B. dreizehn Halme oder Streifen zusammenflechten will, so legt man sie so, daß ihre ! glänzende Fläche unten zu liegen kommt, und zwar sieben auf ciner Seite und sechs auf der anderen. Die auf diese Art vertheilten Halme werden in der linken Hand gehalten, die innere oder hohle Seite zunächst bei dem Arbeiter. Dieser nimmt nun den äußeren Halm an der rechten Seite zwischen den Zeigefinger und Daumen, und zieht ihn abwärts. Durch Aenderung der Lage des Daumens und Fingers kann dieser Halm umgewunden werden, so daß eine Art Umschlag oder Einfassung sich bildet, und die glänzende Fläche des Halmes wieder, wie vorher unten hin kommt. Dieser Halm wird nun mit den übrigen zusammengeflochten, indem man ihn unter dem zweiten und dritten, und über dem vierten und fünften, dann unter dem sechsten und siebenten einschiebt. Die glänzende oder äußere Oberfläche des Strohstreifens muß dabei immer von dem Arbeiter weggekehrt sein. Sieben Halme bleiben an der linken Seite, und die Urbeit wird fortgesezt, indem man den äußersten Halm zwischen den Daumen und Zeigefinger der linken Hand nimmt, ihn nach vorne zu zieht, umwindet, und nach hinten zu beugt. Diesen Halm muß man nun einflechten, indem man ihn unter dem zweiten und dritten Halme an der linken Seite, über dem vierten und fünften, und unter dem sechsten und siebenten einschiebt. Es liegen nun wieder sieben Halme auf der rechten Seite; der äußere

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