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der Tenuis, wo sie ansetzte, so ziemlich durchdringen können; bei den 2 übrigen Stufen hat sie statt des Sieges Zerstörung hinterlassen.

Aber die Sache liegt in jedem dieser Gebiete wieder anders; wir betrachten sie daher, nachdem sie unter dem Gesichtspunkte des Unterschieds von Media und Tenuis verglichen sind, auch noch weiter.

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Bei den Labialen legt Grimm besondern Werth auf den Unterschied zwischen fund v; Graff begiebt sich desselben: er schreibt nicht mehr varan, sondern faran. Und das gewiss mit Recht, denn die ganze Duplicität ist wohl nur aus einem Missverständniss des lateinischen Alphabets zu erklären. Dieses hatte für und wo dasselbe Zeichen V; um der Ungewissheit, die daher entsprang, zu entgehen, schuf man das V für u zu U um, für w zu VV, oder Wund V wurde überflüssig. Aber es ist ganz gegen den Geist der Sprache, auch der geschriebenen, ein Zeichen müssig zu lassen, und so bekamen wir für die Aspirata der Dentalen zwei Zeichen, F und V. Wie sie in Wirklichkeit 2 verschiedene Laute darstellen sollen, ist schwer zu verstehen, da der angebliche Unterschied von ph und bh wenigstens einem heutigen Ohre verschwimmt. Der Vf. erhält also für seinen dritten Theil, die Wörter die mit Labialen beginnen, dreierlei Anlaut: organisches b, z. B. bindan, brechun, blich u. s. w.; organisches p, das ahd. entweder bleibt, z. B. peh, pad (Pech, Pfad), oder wird zu ph *), z. B. phifa, pfafo (Pfeife, Pfaffe); endlich organisches f, d. h. solches, das schon gothisch (urdeutsch) f war und nach Grimm v seyn sollte: faran, fisc, fluz u. s. w.

Aehnlich die Anordnung im vierten Theil bei den Gutturalen: die Quellen, die k in ch verschieben, stehen an Zahl ungefähr denen gleich, die k lassen; so zahlreich wie diese zweierlei Quellen zusammen, sind diejenigen, die zwischen k und ch wechseln. So halten sich also k und ch das Gleichgewicht, wie in Oberdeutschland noch jetzt, da vor W und vor Liquiden Tenuis gesprochen wird z. B. Kwelle, Kleid, Knecht, Kranz, vor Vocalen Aspirata z. B. R-harl, R-bole u. s. w. und nur das Alemannische consequent Chwelle (Kchwelle), Chleid wie Chole spricht. In dieser Verwirrung war wieder nichts andres zu machen, als dass man die Wörter mit organischem K-Laut zu

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sammenstellte, unbekümmert um die Veränderung, die sie etwa erlitten haben, und ebenso die mit organischem G-Laut. Minder passend aber will uns scheinen, dass aus den mit kw (qu) anlautenden Wörtern eine eigene Classe gebildet ist. Wir haben zwar für jene Lautverbindung, die in two und sw klare Analoga findet, ein eigenes Zeichen, aber gar nicht aus einem innern Grunde, sondern lediglich zufolge eines Pleonasmus im lateinischen Alphabet, der auch da wieder schwerlich organisch, sondern aus einer Eigenschaft des semitischen Alphabets entstanden ist, indem q dem Kuph (P) entspricht. Schwerlich lässt sich annehmen, oder gar beweisen, dass quis nicht ebenso gut cuis geschrieben werden konnte, das u für v ist ohnedies nur eine Ruine aus der Zeit, wo die lateinische Orthographie beide Laute mit dem Einen Zeichen V darstellte. Wo die Wissenschaft ein ganz neues Feld rodet, wie in diesem Werke geschicht, da darf sie kecklich ein nutzloses Herkommen aufgeben, mit dem sich die Menschheit nun schon seit Jahrtausenden schleppt und jede Generation der nachfolgenden die klare Ansicht der Dinge verwirrt, ohne irgend einen auch nur äusserlichen Nutzen, wie ihn z. B. das Französische an seinem quk vor e und i hat, da sein sonstiges k, das c, in diesen Fällen & bedeutet. Entweder hat der Vf. das qu des Herkommens wegen gelassen aber darum kümmert er sich, und mit Recht, auch sonst nicht; oder er schreibt dem qu eine eigenthümliche Würde zu, aber dafür. ist kein Grund aufzutreiben und die Einheit der Consonantenlehre wird ohne alle Befugniss zerstört. Denn der organischen dreifachen Anlautreihe des dritten Theils (b,.p, f) steht im vierten eine vierfache gegenüber: g, k, q, h. Warum nicht g, k, h = b. p, f?

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Das führt uns auf die Natur des h. Der Vf. entschuldigt sich (Vorr. VI) über die Anwesenheit des him vierten Theil, offenbar in der Ansicht, dass es als Spirant etwa dem ersten, neben j und w, oder dem sechsten, neben 9, beigegeben seyn sollte. Wir erlauben uns hier die Ansicht vorzutragen, die unsres Wissens zuerst Rapp in seiner Physiologie der Sprache ausgesprochen hat, und die so natürlich ist, dass man sich nur wundern muss, wie spät sie kommt.

*) ph ist wohl nur Zeichen für pf: noch 1490 findet man phorzhemensis (Pforzheimisch) geschriebeu, und wer möchte annehmen, dass damals die Aussprache dieses Anlauts eine andre gewesen sey als jetzt.

(Die Fortsetzung folgt.)

ALLGEMEINE LITERATUR

Julius 1841.mania

NEUERE SPRACHKUNDE. arou Fortsetzung der in Nr. 128 der A. L. Z. abgebrochenen Beurtheilung der lexicographischen Werke von Schmeller und Graff.

Wen

A

enn das Altfränkische Charibert, Childerich, Chrodegang schreibt stattt des sonstigen ahd. Sas Haz ribert, Hilderich, ruodagang; so lag es doch nanäher anzunehmen, es habe sich durch eine der neuhochdeutschen analoge Schreibweise von der gemein althochd. unterschieden, es sey nur die Orthographie, nicht die Aussprache der deutschen Stämme verschieden gewesen, als umgekehrt, die Franken haben hier Aspirata, alle andern Spirans gesprochen. Es wird uns ferner schwer, zu glauben, alle germanischen Stämme haben sich mit jenem vorausgesetzten, aber beinah unaussprechbaren hring, hlaupan, hnigan u. s. w. geqäult und nicht lieber anzunehmen, diese Worte haben bei ihnen so gelautet, dass ein moderner Schreiber sie mit chring, chlaupan. u. s. w. bezeichnen müsste. Dasselbe gilt von den an und auslautenden h und hh der ahd. Orthographie: sollte wirklich je ein hlahan, sihhila, loh, maht gesprochen worden seyn, da die Einrichtung unsrer Sprachwerkzeuge dem so ganz widerstrebt? Gewiss hat schon Otfrid diese Wörter nicht anders gesprochen als der Oberdeutsche des 19. Jahrhunderts, und wenn (nach Graff 4,683) die Pariser Glossen dem h den Namen ch geben, so müsste ihr Vf. ja ganz von Sinnen gewesen seyn, wofern er damit nicht das hätte bezeichnen wollen, was wir jetzt mit ech geben wurden. Auch der neu französische Name des h, ache, ist nur unter dieser Bedingung zu verstehen. Wie schön aber rundet sich bei dieser Ansicht das ganze germanische Lautsystem! Auch die gothische Gutturalenreihe hat dann schon ihre Aspirata, die man ausserdem so sonderbarer Weise vermisEs bedarf nur des kleinen Entschlusses, den Laut ch als denjenigen anzunehmen, den das Zeichen h schon im Lateinischen hatte. Das stimmt wunderbar zu dem Alphabet, von dem das

sen muss.

A. L. Z. 1841. Zweiter Band.

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lateinische, und ohne Zweifel unmittelbar, hersemitischen: der achte Buchstab stammt, zum ist dort h, hier chet (n). Auch die Verwandtschaft des lateinischen heri, hiems, anser (für hanser) hortus, humi mit χθές, χειμών, χὴν, χόρτος, zapoi und das h der Dacoromanen, das nach Diez roman. Grammatik 1,221 noch heute dem neugriechischen z gleich lautet, legen ihr Zeugniss ab für die ursprüngliche Geltung des lateinischen h=ch. Dass Romanen und Germanen h jetzt als Spirans brauchen, hat seinen Grund darin, dass in beiden Sprachgebieten aus der Tenuis c (k) neue Aspiraten aufgekommen sind, die zwar anfangs kch gelautet. haben mögen, z. B. k-charl (wie der Schweizer im Auslaut noch heute dik-ch u. s. w.) allmalich aber sich zu ch oder -h abschliffen (alemannisch charl, oberdeutsch k-harl) und nun die ursprüngliche Aspirata nöthigten, sich zur Spirans zu verflüchtigen. Da aber das Zeichen blieb, so übersetzen wir nun χειμών, χόρτος nicht mit chiems, chortus, sondern mit hiems, hortus. Die Spirans hätte dann freilich nicht nur den Altgermanen, sondern auch den Altitalern gefehlt, wie des letztern Töchter sie noch heute nicht sprechen. Und wenn schon in der guten Zeit lateinische Inschriften das h wegwerfen (s. Diez a. a. O), so hat man da wohl eher zu denken, die Aspirata sey schon damals in einzelnen Mundarten zur Spirans geworden, und als solche in der Schrift weggeblieben, denn der Uebergang von habere (gesprochen chabere) zu avoir ist wohl nicht unmittelbar, sondern durch abere (gesprochen habere) vermittelt.

Wie das Gebiet der Gutturalen hinsichtlich der Lautverschiebung das verwirrteste, so das der Dentalen das geordnetste. Mit ganz geringen Ausnahmen ist die urdeutsche Tenuis zur Aspirata geworden; der urdeutschen Aspirata entspricht in der Mehrheit der Quellen die Media, der Media die Tenuis, d. h. für T, Th, D hat das Ahd. so ziemlich consequent Z, D, T. Aber die Consequenz ist in Betreff der 2 letzten Stufen doch nur ein Schein: die Erbtheilung zwischen D und T ist im

Ggg

Hochd. eben so wenig ganz ins Reine gebracht, wie nach dem Obigen die zwischen B und P, G und K, und wir können es nicht billigen, dass sich der Vf. des Sprachschatzes durch jenen Schein hat verleiten lassen, im fünften Band die Anordnung des dritten und vierten aufzugeben. Während er nämlich in diesen beiden die Wörter nach dem urdeutschen Anlaut aufreiht, hat er sich hier auf einmal überzeugt, dass die ahd. Orthographie eine bessere Richtschnur gebe. Aber so gut wir uns oben darein gefunden haben, pintan, chorn unter b und zu suchen; so hätten wir uns auch hier anheischig gemacht zit unter t, tuon unter d, dorn unter th zu suchen, und die Consequenz des Werkes wäre gerettet. Ist ja doch, da bei keinem der 3 Gebiete weder die eine, noch die andre Anordnung vollkommen befriedigen wird, Gleichmässigkeit des Plans der einzige arme Vorzug eines solchen Wörterbuchs.

Aber auch auf andre Weise bewährt der Vf. noch vor Beendigung des Werks die Richtigkeit eines Satzes, den er in seiner Anm. zu S. II. der Vorrede aufgestellt hatte: "Die Anordnung und die Ansichten, nach welchen dieses Werk bearbeitet ist, mögen einst ungültig werden." Denn statt des eben angegebenen Plans, der aber doch bei den Dentalen wieder anders ist als bei den Labialen und Gutturalen, war in der Vorrede etwas völlig andres beabsichtigt. Dort ist S. XXX an das Wort gunt (Gift, Eiter) eine Anweisung zum Aufschlagen geknüpft, die, wenn wir sie nun anwenden wollten, uns völlig in der Irre führte, weil der Vf. sie frühzeitig wieder aufgegeben hat. Sie kann als eine Steigerung des Gedankens angesehen werden, der bei Schmellers Anordnung zu Grunde liegt, und wir vergleichen daher die Art und Weise, wie jenes Wort in dem einen und dem andern Werk müsste gesucht werden. In beiden hätte man vorerst die Reihe g-n ohne Rücksicht auf den Vocal zu suchen; dann in derselben, abermals ohne Rücksicht auf den Vocal die Formel g-nt, worauf man erst über gant, gent u. s. w. zu gunt käme. Aber bei Schmeller sind die Reihen, was An- und Auslaut betrifft, fast ganz nach dem herkömmlichen Alphabete geordnet, so dass g-l, g-m, g-n sich folgen und ebenso in den letzten Reihen g-nd, g-nf u. s. w. bis g―nz. Graff hatte sich hier zum Theil gezwungen, zum Theil willkürlich ein andres Verfahren vorgenommen: da die ahd. Quellen jenem Worte sowohl g als k, ja einmal sogar ch zum Anlaut, und sowohl

d als t zum Auslaut geben, so fand er nöthig aufzustellen, dass nicht allein, wie bei Schmeller, die einzelnen Vocale, sondern auch die einzelnen Laute desselben Organs (hier g, k, ch, q und im Auslaut d, t, th, z) identisch seyn sollen. Offenbar wäre bei dieser Anordnung der Verwirrung des ahd. Sprachstoffs und der rohen Praxis der ahd. Schreiber zu viel eingeräumt gewesen und Graffs ahd. Sprachschatz hätte nur einen sehr schwachen Anfang gemacht, den Schatz der ahd. Sprache in die Ordnung eines Wörterbuchs zu bringen. Ein einziges Beispiel wird genügen, das darzuthun, das ahd. Wort für fommen. Es begegnen uns in den Quellen für den Infinitiv die Formen queman, cuman, comen, chomen; für die dritte Person des Präs. Sg. quimit, quuimit, quihimit, qhuimit, chuimit, chuuimit, chumit, cumit, kumet, chunt. Nimmt man nun auch u und uu gleichmässig als Zeichen für w, und qu für hw, c für k, qh für ch und das seltsame quihimit für eine ungeschickte Schreibart statt chwimit, so bleiben doch noch die bedeutenden Unterschiede kwim, chwim, kum und chum, d. h. in Betreff des ersten Lauts zeigen die einen Quellen noch Tenuis, die andern schon Aspirata; den zweiten, h haben die einen noch bewahrt, die andern haben ihn mit dem Wurzelvocal i zu u verschwimmen lassen. Offenbar also musste der Vf. eines Wörterbuchs sich an irgend eine Regel binden und danach die üppig wuchernden Ranken beschneiden. Dass er dafür den idealen Urzustand aufgesucht und das Wort als queman aufgestellt hat, ist aus dem Früheren klar; ebenso dass nach unsrer Ansicht mit Ausschliessung des unnützen qu der Anlaut kw vorzuziehen gewesen wäre. Ueberhaupt aber ist mit allem Recht jener erste Gedanke, sämmtliche Gutturalen als identisch zu nehmen und gunt neben kund, bind neben find zu stellen, aufgegeben und eine Annäherung an Schmeller beliebt worden; denn wie dieser die ahd. Orthographie als ein Netz braucht, um die Schwärme dialektischer Wörter einzufangen, so hat Graff die ideale, organische, urdeutsche Orthographie zu diesem Zwecke herbeigezogen. Aber als einen bedeutenden Mangel des Werks darf man es gewiss ansehen, dass nun für verschiedene Theile verschiedene Grundsätze der Anordnung gelten.

Es kommt dazu noch ein weitres Bedenken. Wenn die ideale Form der Wörter angenommen ist, so fällt der Grund weg, die hergebrachte alphabetische Ordnung so auf den Kopf zu stellen, wie der Vf.

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gethan hat. Konnten innerhalb des 3ten Theils b,p,f; innerhalb des 4ten g, k, q, h, innerhalb des 5ten d, t, z mit wissenschaftlicher Strenge gesondert werden, so erhellt nicht, warum nicht, wie bei Schmeller, nach den Vocalanlauten die Anlaute b, d, f, g, h, j, k u. s. w. folgen, denn für den Gebrauch eines Wörterbuchs hat es doch grössere Wichtigkeit, dass man schnell zum Gesuchten komme, als dass etwa die Liquiden, die Dentalen u. s. w. regelrecht beisammen stehen. Eins oder das andre: entweder man wagt auf die Gefahr einzelner unvermeidlicher Irrthümer hin die Anordnung nach urdeutschen Anlauten und hat dann den Vortheil des herkömmlichen Alphabets; oder man nimmt (wie es anfangs beabsichtigt war) auf die ahd. Verwirrung Rücksicht, und hat dann ein wirklich ahd. Wörterbuch. Ein oder der andre Vortheil war zu erreichen, aber die Unterlassung eines rechtzeitigen respice- finem hat uns um beide gebracht.

Nachdem in der Hauptsache das herkömmliche Alphabet einem neuen hat weichen müssen, kann es keine Verwunderung mehr erregen, dass ihm in untergeordneten Puncten keine Anerkennung mehr geworden ist. Auf die Vocale folgen die Halbvocale Jund W, die den ersten Theil schliessen; nach ihnen die liquiden, die den 2ten anfüllen; den 3ten, 4ten und ɔ̃ten haben die Mutae nach ihren 3 Familien; der 6te ist für den Anlaut S bestimmt, in allen germanischen Zungen der umfangreichste. Die Nachtheile dieses veränderten Alphabets werden im Allgemeinen dadurch gut gemacht, dass die einzelnen Theile sich an Umfang etwa gleich werden, und das ganze Werk eine gewisse rationelle Abrundung erhält; aber dieser Gewinn war doch wohl nicht so bedeutend, dass darum die 3000jährige Alphabetordnung revolutionirt werden musste. Stehen denn die Wörter, die zufällig mit Vocalen anfangen, untereinander in engerem grammatischen oder logischen Zusammenhang, als mit denen die ein S, ein L vorn tragen? Und vollends ohne Noth ist es geschehen, dass die alte Reihe 1, m, R, die uns durch lamda-my-ny-rho geläufig ist, und in den Elementen (el-em-en-tis) unsers Wissens eine Rolle spielt, der Neuerung 1,r, n, m hat weichen müssen. Man kann wohl sagen, dass der Gang der Lauterzeugung von der Kehle zur Lippe für diese Ordnung spreche, aber warum mit grammatischen Theorien das Wörterbuch belasten! Zudem hätte dann auch nicht die Labialen sondern die Gutturalenfamilie den Reigen der Mutae im dritten Bande beginnen müssen, statt dass der Vf. sich hier an die alte Ordnung b, g, d gehalten hat; und was die Sache besonders tadelnswerth macht, ist, dass im Auslaut

die Ordnung l m n r fortgilt, denn es folgen sich z. B. die Formeln 1-1, l-m, l‐n, l‐r.

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Dies führt uns auf die schon oben berührte Anordnung der Auslaute überhaupt. Unvermeidlich war hier zunächst, dass die Gemination unbeachtet blicb, wie wir das auch bei Schmeller gefunden haben. Der Umlaut konnte noch weniger in Frage kommen, da er im Ahd. seine Verheerungen erst anfängt, und namentlich in der Periode, die sich der Sprachschatz vorsetzt, noch so gut wie Null ist. Was die Anordnung der Auslaute betrifft, so bleiben wir beim L. Nachdem die Formel 1- abgethan ist, d. h. die vocalisch auslautenden leo, lau u. s. w., so folgen die Formeln l-b und l-p ungesondert, l-g, l-h, l-k, 7-ch gleichfalls ungesondert, dann desgleichen 1-d, l-t, dann l-f und l-v, dann wie schon angegeben 1-1, 1-m, l-n, l-r endlich l-s, l-w, 1-z. Eben so ungefähr (d. h. mit geringen Variationen, die uns nirgends geschenkt werden) in den andern Bänden. Man sieht, der Vf. hat hier auf die Ordnung, die ihn beim Anlaut leitete, möglichst verzichtet; aber diese Inconsequenz mehrt nur die Unklarheit des Planes.

Die Frage des Alphabets oder der äusseren Anordnung hat uns über Gebühr lange beschäftigt, doch wird der Leser die Schuld davon nicht dem Ref. zur Last legen, sondern theils dem verwirrten Zustand der ahd. Lautverhältnisse, theils dem Schwanken des Vfs. in Betreff seines Planes.

Betrachten wir nun weiter die Behandlung der einzelnen Nummern, so zeigen sich die Eigenschaften, die den bisherigen Bericht angeschwellt haben, wieder vielfach thätig. Der Vf. ist seines reichen Wissens nicht vollkommen Herr, die Flut der Thatsachen, die er mittheilen will, übersteigt nicht selten die Dämme, er ist kein Meister in der Kunst der Architektonik, die z. B. die Benutzung von Schmellers Werk so angenehm macht. Der vornehmste Mangel in Betreff der Behandlung scheint uns, dass das Werk nicht einen rein lexicalischen Charakter bewahrt, vielmehr aller Orten in die Aufgabe der Grammatik hineingreift. Ein Lexicograph wird sich zwar, wenn er Missverständnisse und falsche Beurtheilungen seiner Arbeit abschneiden will, grammaticalische Betrachtungen nie ganz ersparen können, aber auch hier muss Ref. an den Tact erinnern, womit Schmeller seinem bayr. Wörterbuch eine Grammatik der bayr. Mundarten vorausschickte, gleichsam als Fundament für jenen grösseren Bau, so dass er sich demselben, als er Hand daran legte, ungestört widmen konnte. Hätte uns Graff etwa 1833 eine ahd. Grammatik gegeben, und dann seit 1834 den Sprachschatz folgen lassen,

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dieser wäre wohl längst fertig, nach Einem Plane ge- als Hinweisungen auf den Anhang anzusehen sind." ordnet, daher leicht zu benutzen und ohne Zweifel Was die eigentlich lexicalische Seite des Werauch wohlfeiler. Es widerspricht doch offenbar der kes anbetrifft, so gehört es zu seinen Vorzügen, dass Bestimmung eines Wörterbuchs, dass in den Text die Vocabeln nach der Verwandtschaft geordnet sind seitenlange grammaticalische Abhandlungen einge- und dass etymologisch verfahren ist. Nicht nur sind flochten sind, dass man z. B. die Ansichten über die die ahd. Wörter, um das ganze Gebilde unsrer SpraLautlehre bei den einzelnen Lauten verstreut findet, che in ihren Wurzeln und Wortbildungen überblicken was eine Menge Wiederholungen nöthig macht. Um zu lassen, überall wo es thunlich war, nach den hinur Ein Beispiel anzuführen, so sind 1,545 ff. alle storisch nachweisbaren und durch das Sanskrit, GrieFunctionen des j angeführt und wir lesen da, dass chische, Lateinische, Gothische, Litthauische, es diene, starke und schwache Feminine zu bilden preussische, Nordische, Angelsächsische, Altnie(suntja, redja); starke Masculine (ferjo); Adjective derdeutsche bestätigten Wurzeln geordnet, und mit (dritjo); Partic. des Präsens (spanantjo). Eh nun der den den ihnen entsprechenden Ausdrücken in den geVf. an die Functionen gelangt, die dem j bei der Bil nannten Schwestersprachen verglichen, sondern es dung des Verbs zukommen, schaltet er einen Excurs ist auch überall wo es möglich war, die ursprüngliche über die Entstehung des nominalen j ein. Bei den Bedeutung erklärt, das lateinische Wort, dem das (schwachen) Verben, die mit j oder i gebildet sind, altdeutsche Wort zur Uebersetzung dient, beigesetzt, folgt dann nicht allein ihre ganze Schaar, auf 42 Co- oder, wo das Wort unerklärt bleiben musste, wörtlumnen aufgezählt, sondern wir bekommen auch die lich die Stelle und der Zusammenhang, worin das der 2 andern schwachen Conjugationen, d. h. die mit deutsche Wort vorkommt, angeführt, jede Verschieo und e abgeleiteten auf 6 Columnen, dann ein langes denheit des Gebrauchs und der Anwendung eines Verzeichniss solcher, die zwischen verschiedenen Worts angegeben. Da der Gebrauch eines altConjugationen schwanken (562-566); mit Einem hochdeutschen Wörterbuchs sich nicht auf die AufWort, die ganze Lehre von der schwachen Conju- suchung einzelner, der Erklärung bedürftiger Wörter gation, so dass, eh das erste Wort mit dem Anlaut beschränkt, sondern dasselbe auch, und vorzüglich, j erscheint, 22 Columnen angefüllt sind. Lebhafter zum Studium der Sprache, zur Uebersicht ihres Geals bei einer solchen Einrichtung kann man sich wohl biets und Organismus und zur Vergleichung mit den nie davon überzeugen, dass die Vermischung von Schwestersprachen dienen soll, so habe ich einem Grammatik und Wörterbuch ein Nachtheil sey, und rein alphabetischen Verzeichnisse der der Wörter eine dass jedes Werk bei seiner bestimmten Aufgabe blei- Anordnung derselben nach den einfachen Wortstāmben sollto. Wir können es daher nicht beklagen, men vorgezogen, und diesen nicht allein ihre comdass der Vf., um der Vollendung des Wörterbuchs posita und derivata untergeordnet, sondern ihnen gewiss zu seyn, schon während der Herausgabe des auch, wo es mir durch Vergleichung mit dem Sanskrit ersten Theils den Entschluss gefasst hat,,, die Laut- und den späteren, verwandten Sprachen möglich lehre und andere etymologische und grammatische war, ihre Wurzeln vorgesetzt. In einer Sprache Untersuchungen und Zusammenstellungen für den aber wie die ahd., die, wenn sie auch ihrem UrAnhang aufzusparen", wo uns auch die vollständige sprunge näher als unser heutiges Deutsch ist, doch, Mittheilung dessen versprochen ist, was,, Mitgabe gleich ihren ältern Schwestern, der griechischen und des Verfassers" zum Material der Sprachlehre war; lateinischen Sprache, nicht mehr in ihrem Urzustande ,, die philosophisch - historische Entwickelung der Be- uns vorliegt, sondern hier abgestorbene, dort verdeutung der Wörter, sowie die etymologischen und stümmelte oder entstellte, dort wieder neue, oft ungrammatischen Resultate seiner vergleichenden Ana- organische Bildungen zeigt, kann, zumal bei der lyse unsrer Sprache" sofern er sie im Werke selbst, Dürftigkeit der Quellen und dem Verluste der vermitum dessen Vollendung zu beschleunigen, unterdrückt telnden Bedeutungen und Formen, sowohl die Hinhat. Wir haben hier freilich wieder eine jener miss- stellung der Wurzeln, als auch die Nachweisung ihlichen Veränderungen des Plans: die ersten Bogen rer Sprösslinge, nur selten mit Sicherheit vollzogen des Werkes, bis S. 148, sind anders angelegt, als werden, mehrentheils bleiben beide bedenklich und die späteren, und man findet bis zu dieser Seite zweifelhaft oder auch ganz unmöglich." ,, Hinweisungen auf die Vorrede, deren einige jetzt

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(Die Fortsetzung folgt.)

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