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Zusammensetzung and Derivation einerseits und mit der Syntax auf der andern Seite andeutungsweise aufzuzeigen so wie das Eine oder Andre zu berichtigen oder vervollständigen." Nach einer allgemeinen Einleitung, wo manche beachtenswerthe Bemerkungen über den Begriff der Casus, folgt 1) Declination S. 620-651, wo wir insbesondre auf die Bemerkungen über den Latein. und Griech. Dat. Sing. S. 636 aufmerksam machen. S. 651 bis zum Schlufs wird die Conjugation behandelt und zwar nach den drei Bestandtheilen der Verbalform: Stamm (mit der Zeitbezeichnung), Copula (mit der Modalbezeichnung) und Personen.

Hiermit schliefsen wir unsre Betrachtung dieses höchst beachtenswerthen Werks. Mögen unsre Ausstellungen dem Vf. die Aufmerksamkeit beweisen, mit welcher wir es behandeln zu müssen glaubten '). Theodor Benfey.

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PRAKTISCHE THEOLOGIE. BERLIN, in d. Enslin. Buchh. (Ferdinand Müller); Biblische Betrachtungen über Johannes den Täufer. Von Friedrich Gustav Lisco, Prediger an der St. Gertraud-Kirche. 1836, X u. 272 S. 8. (1 Rthlr. 4 gGr.)

Vorliegende Betrachtungen sind aus Predigten entstanden, welche der Vf. in den Jahren 1834 und 1835 gehalten und umgearbeitet hat, weil ihm die freiere Weise der Betrachtung manches zu berühren oder weiter auseinander zu setzen erlaubte, was in der Predigt seine Stelle nicht würde haben finden können." Der Vf. ist als ascetischer Schriftsteller so bekannt, dafs es für unsere Leser überflüssig seyn würde, ihn näher zu charakterisiren. Dafs er aber auch in diesen Betrachtungen ganz seinen einseitigen dogmatischen Standpunkt mit der seiner Partei eigenen Hartnäckigkeit festhält, beweiset sogleich der erste Satz, mit dem die erste der Betrachtungen beginnt. Er lautet:,,Jahrhunderte lang hatte der Geist der Weissagung geschwiegen, seitdem er durch Maleachi, den letzten der Propheten, geredet und darauf hingewiesen hatte, dafs nun die Zeit nicht mehr ferne sey, wo der schon den ersten Eltern Verheifsene, der Weibessame und Schlangenzertreter, erscheinen werde." In diesem Geiste geht es durch das ganze Buch fort, wenn nicht, was allerdings oft der Fall ist, die Gegenstände selbst zu einer praktisch fruchtbaren Auffassung und Behandlung nöthigen. Es wird daher genügen, den Lesern, die an den Erbauungschriften des Vfs. Gefallen finden, das Inhaltsverzeichnifs der vorliegenden mitzutheilen. I. Die Verheifsung. Luc. 1, 5 — 25. 1) Die Eltern des Verheifsenen. 2) Zeit und Art der Verheilsung. 3) Der Verheifsene. 4) Der Unglaube des Zacharias. 5) Die beginnende Erfüllung II. Die Erfüllung und Aussicht. Luc. 1, 57-80.

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1) Die Geburt Johannis. 2) Die Aussicht. 3) Der
Lobgesang des Zacharias. Erster Theil. Das Heil
vom Messias. Zweiter Theil. Von Johannes. III.
Die Morgenröthe von der Sonne. Joh, 1, 6—9. IV.
Die göttliche Berufung. Luc. 3, 1-6. V. Die Bufs-
predigt. Luc. 3, 7-14. VI. Johannes tauft Jesum..
Matth. 3, 13-17. VII. Die Demuth des Täufers.
Joh. 1, 19-28. VIII. Johannes Zeugnifs von Jesu, dem
Lamme Gottes. Joh. 1, 29. 30. 35-37. X. Johan-
nes im Gefängnifs. Luc. 3, 19. 20. Marc. 6, 17-20.
XI. Die dunkle Stunde. Matth. 11, 2-6. XII.
Christi Zeugnifs über Johannes. Matth. 11, 7-15.
XIII. Der Eigensinn und die göttliche Weisheit..
Matth. 11, 16-19.
19. XIV. Der Tod des Täufers.
Marc. 6, 21-29.

RELIGIONSSCHRIFTEN.

BERLIN, b. Schröder: Lehrbuch der Religion für evangelische Lehranstalten von C. Judä, ordentl. Lehrer an der Königstädtschen höhern Stadtschule zu Berlin, 1836. XII u. 379 S. 8. (16 gGr., Partiepreis 25 Exempl. 12 Rthlr.) Der Vf. hat dieses Lehrbuch zunächst für den Religionsunterricht in mehren Klassen der Schule bestimmt, an welcher er angestellt ist, und giebt darin zuerst eine zusammenhängende biblische Geschichte, sodann Luthers kleinen Katechismus mit einer kurzen Reformationsgeschichte und längern Erläuterungen, und endlich eine kurze Einleitung in die h. Schrift. Bei dem ersten Abschnitt haben wir zu erinnern, dafs von dem Bibelwort zu wenig Gebrauch gemacht ist, und der Ton der Erzählun-, gen zu modernisirt erscheint. Der zweite ist in einzelhen Theilen, namentlich den letzten Hauptstücken etwas oberflächlich behandelt; doch hat der. Vf. wohl hier dem Unterrichte in den obern Klassen und der Vorbereitung der Konfirmanden nicht vorgreifen wollen. S. 307 ist wohl unpassend gesagt, wissen möchte, worin in jener Welt Lohn und Strafe wenn es heifst, dafs die menschliche Neugier gern. Im 3ten Abschnitt isť Rec. nichts Unrichtiges aufbestehen wird. Neugier ist das gewifs nicht blos. gefallen.

SCHULSCHRIFTEN.

LEIPZIG, in d. Hahn. Buchb.: Evangelisches Gesangbuch für höhere und niedere Schulen, mit einer Auswahl liturgischer Antiphonien und alter Lieder nach classischen Melodien, herausgegeben von' Dr. C. Ch. G. Wifs, Consistorial-Rathe, Gymnasial-Director und Professor zu Rinteln, d. Z. Mitgliede der Commission für die GymnasialAngelegenheiten in Kurhessen. (Hieran schliefst sich ein Melodienbuch von Volkmar.) 1837. VI u. 111 S. 8. (5 gGr.)

Diese neue, 254 Numern zählende Sammlung von Gesängen besteht aus einem allgemeinen und ei

') Nachträglich bemerke ich, dafs das in Ergänzungsbl. 1887 Nr. 114 S. 909 über cacumen Bemerkte falsch ist. Cacumen hängt gar nicht, wie Ir. P. und ich, ihm folgend, annahmen mit dem sskr, çikha zusammen, sondern ist das sskr, kakut Gipfel,

nem besonderen Theile. Der erstere zerfällt in die Unterabtheilungen: Gottes Wesen, Eigenschaften und Werke Nr. 1-18; Christi Geburt, Leben und Vollendung Nr. 19-56; des heiligen Geistes Gaben, Wirkungen und Wohlthaten Nr. 57-77; des Menschen Natur, Bestimmung und Pflichten Nr. 78139: der letztere in Lieder für Schüler überhaupt Nr. 140-159 und in Lieder für besondere Zeiten Nr. 160-254. Den Anhang bilden allgemeine und besondere liturgische Antiphonien und ein alphabetisches Register der Dichter, Lieder und Melodien. Bec, kann sowohl über die Auswahl der Lieder als über die Einrichtung des Gesangbuches im Ganzen sich nur beifällig aufsern und glaubt, dasselbe mit vollem Rechte empfehlen zu dürfen. Die Lieder sind fast alle zweckmäfsig, die Melodien würdig und geschmackvoll, und man wird es dem Vf. nur Dank wissen, dafs er auch ältere, minder bekannte Melodien wieder aufgenommen hat; doch fürchten wir, dafs die Aufnahme ganz aus der Kunde gekommener Melodien dem Gebrauche des Buches nur schaden wird, weil wohl nicht alle Lehrer geneigt seyn möchten, sich um dieser willen Volkmars Choralbuch, auf welches der Vf. verweist, anzuschaffen.

Dafs man unter den Liedern meist nur alten bekannten begegnet, wird dem Vf. Niemand verargen, da hier ja weniger das Neue als das Zweckmälsige in Betracht kommt; doch lässt sich wohl nicht leugnen, dafs manches Lied der Absicht des Hn. Dr. W., sein Gesangbuch für Bürgerschulen eben so brauchbar als für Gymnasien zu machen, nicht entspricht und dafs für manche Melodie nicht immer ein entsprechender Text gewählt ist. Unmöglich kann z. B. das Lied Nr. 242 Benedicamus Domino etc., so freundlich es auch an sich ist, in Bürgerund Volksschulen benutzt werden, und schwerlich möchte man den Text des 230sten Liedes: Schönes Ziel u. s. w. der Melodie: Gott des Himmels u. s. w. oder der (jedoch nicht angeführten) Parallelmelodie: Alle Welf, was lebt u. s. w., entsprechend finden. Die vom Verfasser selbst herrührenden Gedichte, zu denen auch die beiden eben citirten gehören, sind keineswegs die unbedeutendsten der Sammlung; doch mufs Rec. aufrichtig gestehen, dafs er in die beiden letzten Verse des 230sten Liedes nur schwer Sinn zu bringen vermocht hat, und dafs das,, Zuge" im 1sten Verse schwerlich poetisch seyn dürfte. Er räth daher dem Vf., bei einer zweiten Auflage, sich hier klarer und der deutschen Grammatik gemäfser auszudrücken. Druck und Papier sind gut; der Preis ist mäfsig.

nommene'

L.

VERMISCHTE SCHRIFTEN. WEILBURG, b. Lanz: Christlich religiöse Anregun gen für studirende Jünglinge auf Gymnasien und

nen.

Universitäten, aus den Schriften der bewährtesten Denker, Gottesgelehrten und Kanzelredner aller Konfessionen gesammelt von Friedr. Traug. Friedemann, Dr. Theol, et Phil., H. Nass. Oberschulrathe u. s. w. Erster Band. 1837. XVI u. 388 S. 8. (1 Rthlr. 8 gGr.)

Der gelehrte Herausgeber dieser empfehlenswerthen Schrift sucht durch dieselbe studirenden Jünglingen ein Mittel an die Hand zu geben, wie sie in der oft verwirrenden und vielleicht gar zum Unglanben führenden Mannichfaltigkeit der religiösen und kirchlichen Partikularitäten die höhere christliche Einheit auffinden und sich dadurch theils vor Einseitigkeit, theils vor Indifferentismus bewahren kön Wir pflichten ihm darin vollkommen bei, dass der Sieg gewonnen ist, wenn diese Einheit wirklich aufgefunden und in das Herz aufgenommen ist, und glauben auch, dafs die vorliegende, mit diesem Bande erst begonnene Sammlung, welcher sich an die früher erschienenen,, Paränesen" anschliefst, mit Erfolg dazu mitwirken werde. Allein es will Rec, doch scheinen, als wenn einem grofsen Theile unserer studirenden Jugend noch der nöthige religiöse (nicht der wissenschaftliche) Ernst fehle, der zu einer anhaltenden Beschäftigung mit so geweihter Rede dringend erfordert wird. Wir meinen, dafs die Persönlichkeit eines geliebten Lehrers und sein lebendiges, begeistertes und vom Herzen kommendes, durch das Gewicht der Wissenschaft und Erfahrung gestütztes Wort noch dazu kommen müsse, wenn, wenigstens bei vielen Jünglingen unserer Tage der schöne, wahrhaft gottgefällige Zweck erreicht werden soll. Uebrigens können wir die hier gegebene Auswahl im Allgemeinen nur loben, und wenn wir auch mit einzelnen in den Aufsätzen ausgesprochnen Ansichten unserer Seits nicht ganz übereinstimmen, so sind wir doch eben der höbern Einheit mit demselben uns bewulst. Es reden in dem vorliegenden Bande Hase, Heydenreich, de Wette, Steudel, Ackermann, Röhr, H. Schmid, v. Ammon, Ullmann und Lord Byron; für die nachfolgenden Bände werden noch Worte u, a. von Ancillon, Baumgarten Crusius, Baner, Bengel, Böckel, Bouterweck, Bretschneider, Delbrück, Dinter, Dräseke, Ehrenberg, Fichte, Fries, Garve, Gellert, Gieseler, Göschel, Gügler, Harms, Hegel, Herder, J. G. Hermes, Hüffell, Jakobi, Jerusalem, Kähler, Kant, Köppen, Köster, Kosegarten, Lefs, Lessing, Marezoll, A. Neander, Niemeyer, Nitzsch, Jean Paul, Planck, Reinhard, Seiler, Schelling, Schleiermacher, Schott, Dav. Schulz, Schwarz, Solger, Spalding, Staudenmeyer, Stirm, Tegnér, Tzschirner, Usteri, Weiller, Wessenberg, Zimmermann, Zollikofer, verheifsen, zu welchen gut klingenden Namen sich auch wohl noch einige andere nicht erwähnte fügen lassen.

ERGÄNZUNGSBLATTER

ZUR

ALLGEMEINEN LITERATUR-ZEITUNG

GESCHICHTE.

Mai 1838.

1) LÜNEBURG, b. Herold: Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg für Schule und Haus, von Wilhelm Havemann, Lehrer am Pädag, zu Flefeld. Erster Band, 1837. XXVI. 422 S. & (1 Rthlr. 8 gGr.)

2) BRAUNSCHWEIG, b. Meyer: Bücher der Geschichten der Lande Braunschweig und Hannover. Eine Volks- und Jugendschrift, von Dr. E. G. H. Lentz, Past, zu Halchter. 1837. VI u. 298 S. 8. (1 Rthlr.)

3) ALTONA, b. Hammerich: Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogthums Lüneburg, von Peter von Kobbe, 1836, Erster Th. XII u. 316 S. Zweiter Th. 420 S. (4 Rthlr.) 4) LEIPZIG, b. Reimer: Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. Herausgegeben von Joseph Freiherrn von Hormayr. XXVII. Jahrgang der gesammten u. IX. der neuen Folge, 1838. VIII ů. 448 S. 12. (2 Rthlr. 12 gGr.)

Unsere

nsere Leser mit Hilfe der hier gegebenen Geschichte von Hannover bis 1592, auf den Standpunkt zur Uebersicht der Landesverfassung in ihrem alten und neuesten Gange zu führen, würde ihnen wohl angenehm seyn, könnte aber ohne Ueberschreitung der Grenzen mit Zurücklassung des sorgsamen und gefulligen Geleitsmanns Havemann nicht geschehen. Mit den Lesern das Mittelalter durchzugehen, ohne das praktische Ende, seinen Verlauf in die Gegen wart abzusehen, würde sie ermüden; sie werden daher nicht mifsbilligen, wenn ihre Aufmerksamkeit Vorläufig nur auf die Ordnung gerichtet wird, in welcher die alten Sachsen die nothwendigen Träger und an sich gleichen Grundsäulen des Familienhaltes and Volksbestandes aufgestellt und aufgereihet haben, und wenn das Weitere vorbehalten bleibt, bis die gekrönte Preisschrift von Schaumann über die altsächsische Geschichte gedruckt und das Havemannsche Werk vollendet ist, dessen Anfang sich leicht tadeln, aber schwer verbessern läfst.

Die Ureinwohner an Weser und Elbe zwischen Harz und Meer werden mit Bezeichnung ihrer Abmarkungen Völker genannt, und ohne die mindeste Hindeutung auf Vergliederung nehen einander gestellt. Es fehlt also das Volksbild, dem sie ange

hörten, und das Tacitus in lebendiger Gestalt auf dem Bereiche seines Bodens zwischen seinen Nachbarn mit Einem Meisterzuge darstellt. Die Germa – nie insgesammt auf ihren ungekeuren Räumen läfst keinem Römer das grofse Volk verkennen, vor dem er mit dem Glauben an sein Weltreich irre. wird. Die Germanie, wie sie Tacitus voranstellt, ist in ibrer Ableitung von Wehrmann, oder von guter Mann nach niederdeutscher Aussprache zur Gewinnung des gallischen Landvolks ungewifs, aber gewifs bezeichnet sie das Volk in seiner Eigenthümlichkeit und Heimath: wäre das blofse Land gemeint, so würde nicht omnio, sondern tota beigefügt seyn, und auch Casar sagt Gallia omnis von Land und Leuten in ihrer Selbständigkeit mit Ausschlufs des Gegensatzes: der gallischen Provinzen im Römerreiche; so würden auch nur die Nachbarländer und nicht die Nachbarvölker benannt seyn, in deren Mitte die Germanie als Hauptgestalt, wie auf einem Gemälde, erscheint; so würde die Schilderung nicht malerisch schön, sondern durchaus milsrathen seyn; der Vordergrund wäre ein leerer Raum und in der Nebelform nichts als Nebengestalten; und so würde auch die Erklärung des Volksnamens sich nicht richtig anschliefsen; aber sie pafst vortrefflich zu der Volksstellung daheim, sie zeigt die Bewegung nach aufsen. Soll nun auch im Kleinen das Volksmäfsige gleich hervortreten, so macht es eben in der Urgeschichte für das Hannoversche grofse Schwierigkeit, Mit dem deutschen Volke lässt sich für einen Volkstheil, von 1/24 nach jetziger Rechnung, nicht anfangen, der Sachsenbund ist zu jung und auch noch viel zu grofs, und selbst die fast verschollenen Niedersachsen passen nicht recht, wenn auch die später vergliederten Westphalen nicht gleich, sondern zeitgemäfs, wie von dem Vf. eingereiht werden. Die Gauen scheinen noch am ersten durchzuhelfen, um die Volksstämme und Gemeinen in ihren Abmarkungen nachzuweisen, und ihre Kriegsgenossenschaft für den Nothfall und die Blutrache anzudeuten. kommen auf den ersten Blick die stetigen und die schwankenden milslichen Verhältnisse zur Anschauung, und es spiegeln sich die Schwierigkeiten der ältesten Zeit wieder in der neuesten Zeit ab, worin die natürliche Abtrennung zwischen den Anwohnern des Gebirges und des Meeres nothwendig in Kraft verblieben und die nachbarliche Verbindung ihres Wechselverkehrs nicht staatsmäfsig abgerun

So

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Vorschreitender Grenze nicht verkennen.

waren,

Es war auch für die Sachsen sehr verführerisch, den Klöstern ihren landwirthschaftlichen Betrieb abzusehen, welcher der wohlfeilste war, weil die harten Dienste in strenger Zucht dabei nur durch blofse Kost und selbstgemachte Kleidung vergolten ward, ohne dafs mit den Dienenden auch ihre Familien zu versorgen und weil die fränkisch werdenden Herren zur Einführung ähnlicher Bewirthschaftung freie Hand hatten. Dergleichen eignet sich zur Prüfung des Geschichtschreibers, es darf in seinem Vortrage weder Aergernifs noch Achselzucken veranlassen, und es gehört nicht in einen Schulvortrag. Havemann schweigt davon, er macht nur das behaglichere Leben der Grofsen bemerklich, S. 8, und sagt dann: eingreifender als dieses wirkte die allmählige Verbreitung der Lehre Christi. Lentz drückt S. 26 sich so aus: eine höhere Befugnifs gab die Religion. Carl war Christ, und die Verbreitung des Christenthums erschien ihm als das verdienstlichste Werk. Uebrigens zeigt er in der Darstellung des Kirchenwesens Es läfst sich hinzufügen, dafs Hohenbuchen (alta im Lande, dafs er dafür zu den rechten Quellen gekommen, und mit Fleifs und Liebe bei der Arbeit gewesen ist. Es darf auch dieses hier nicht ausgeführt werden, um Raum für die Frage zu gewinnen: wie verlor sich die alte Weisheit von der Speisung des Volks in der Noth, wenn sie nicht erträumt, sondern oben erwiesen ist? Sie verlor sich, weil sie später grade in der Noth am wenigsten benutzt werden konnte, und weil unter ganz veränderten Umständen die Noth entweder seltener oder anders gestaltet war. Als in Folge der fränkischen Wirthschaftsordnung die Getreideernte reicher und das Landvolk abhängiger wurde, erhielt die sogenannte Hausmannskost ihre ursprüngliche Einrichtung, und konnten nicht blos, sondern mufsten die Hörigen auf ihren Herrenhöfen die Nothhilfe finden, wenn sie dafür arbeiten und sich nicht verlaufen sollten. Als ferner die Hauptvorräthe in Burgen und Städten sicher speicherten und auch dabin statt in Bruch oder Wald das Landvolk mit dem Seinigen flüchtete, wenn Fehde war, da konnte die alte Hülfe in der Noth am wenigsten mehr benutzt werden; und es ist nicht zu verwundern, dafs mit ihrem Gebrauch sich ihre Kenntnifs auch verlor, und dafs mitten in dem Ueberflusse von wildwachsender Nahrung die gesteigerte städtische Volksmenge bei fehlgeschlagener Kornernte mit Hunger- und Seuchentode rang. Die gemeinste Kost ist zwar in der neuesten Zeit durch die Sicherheit der Kartoffelnernte sicherer geworden, sie würde aber verdaulicher und gedeihlicher werden, wenn sie den Bedarf an ätherischem Stoff und Oel durch Zumischung von dazu geeigneten wildwachsenden Gewächsen erhielte.

Bei der Untersuchung ferner: ob zwischen Elbe and Weser neben den alten Sachsen auch Slaven wohnten, wird die Durchforschung der Geschichte von Lauenburg empfehlenswerth bleiben, welche von Kobbe ohne einen namhaften Vorgänger unternommen hat. Ohne sich auf die Vermuthung von einem

slavischen Volkszuge in der Urzeit zur Erklärung der slavischen Spuren in Gallien und Italien einzalassen, beschränkt er sich auf die Meinung, welche v. Ledebur ausführt, und schreibt die Niederlassung der Slaven an der Elbe der Völkerwanderung zu. Er hebt von ihnen besonders die Polaben im heutigen Ratzeburgischen und Schwerinschen hervor, S. 11, und beschreibt ihre Einrichtungen mit gelehrtem Aufwande und nach den zu Prillnitz aufgefundenen gottesdienstlichen Alterthümern, bis S. 32. Die Erzählung von den darauffolgenden Vorgängen mit Karl dem Grofsen wird länger und die Bestimmung der damals gezogenen und durch zwei Festen gedeckten Grenze abgekürzter in dem Texte gewünscht werden. Hochbuche, das Hauptschlofs auf der Sächsischen Mark, wird nicht auf Hamburg, sondern auf Buchen bezogen, weil es wohlgelegen ist, und weil später die Gewohnheit gewesen, die uralte Kirche von nah und fern mit Gaben zu ihrer Unterhaltung zu besuchen, und an dem Orte Landtag zu halten. arbor) den altdeutschen Versammlungsort bezeichnet, und noch häufig vorhanden ist. Die Schlufsbemerkung lautet mit Beseitigung der Zweifel: Karl war zufrieden, einen wichtigen Stamm der Slaven durch politisches Interesse sich verbunden zu sehen, und hütete sich, durch Einmischung in Religionssachen einen unzeitigen Schritt zu versuchen, welcher ihm sehr wichtige und gelegene Bundesgenossen zu entziehen gedroht hätte. Das ist das Urtheil eines Geschichtschreibers, und es wird durch das Benehmen des Kaisers gegen die Araber u. d. m. bestätigt. Die Sachsen kämpfen über drei Jahrhunderte noch mehr aus Habsucht als aus Bekehrungseifer mit den Slaven ohne sichern Erfolg, bis sie endlich den Landbau gründlich verbessern. Friesische und niederlän dische Einwanderer leisteten dabei desto nützlichere Dienste, je besser sie sich auf Wasserbauten verstanden, die Bevölkerung verdeutschte sich, und die Polaben verloren sich obne vertrieben zu werden, sie mochten daheim bleiben, oder zu ihren Stammverwandten auswandern. Dafs die Colonisten, heifst es S. 166, in ein leibeigenes Verhältnifs getreten, liefse sich wohl durchaus nicht annehmen, denn sie waren nicht in dem Falle, sich harten Bedingungen unterwerfen zu müssen, und es gab zum Theil keine Leibeigenschaft in der Gegend, von welcher sie hergezogen wurden; sie sind höchstens als Besitzer mit beschränktem Eigenthume zu betrachten. Eben so waren die alten Bewohner der Sächsischen Mark westlich von der Stecknitz von jeher frei, und daher ist es erklärbar, weshalb erfreulich bald alle Spuren der Leibeigenschaft aus der Lauenburgischen Geschichte verschwinden, deren Beendigung in dem benachbarten Mecklenburg erst unsere Zeit nicht vergeblich erwartet hat. Von ritterlichen Geschlechtern sind ohne Zweifel mehrere, wie auch im benachbarten Mecklenburg noch slavischen Ursprungs, und ihre im zwölften Jahrhundert herrschend werdenden Geschlechtsnamen geben kein zu verwerfondes

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