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INTELLIGENZ BLATT

DER

ALLGEMEINEN LITERATUR-ZEITUNG

Januar 1838.

ARCHÄOLOGISCHES INTELLIGENZBLATT.

Denkmälersammlung

Lucian Bonaparte's. Schon oftmals ist in unsern archäologischen Mit theilungen von den bemalten antiken Thongefälsen die Rede gewesen, welche Lucian Bonaparte, Prinz von Canino, aus den reichen Fundgruben seines etruskischen Grundbesitzes in den Jahren 1829 bis 1831 ans Licht zog. Nicht wenige Gegenstände jenes, wie durch einen Zauberschlag ungeahndet zum Vorschein gekommenen, wie durch feindselige Mächte alsbald neu verschwundenen, wie durch günstige Schickung dennoch unverwüstlich erscheinenden Denkmälerschatzes sind seitdem in den Kunsthandel Roms übergegangen; bundert der auserlesensten Vasen dem Cardinal Fesch verblieben, noch mehrere andre, welche einer in Florenz aufbewahrten Sammlung des Prinzen angehörten, ihrem gröfsten Theile nach neuerdings durch eine in Paris vollführte Versteigerung den Sammlungen Frankreichs und Englands anheim gefallen. Der Berichterstatter, welcher nach früherer vertrauter Bekanntschaft es doppelt beklagen muss, viele von ihm vormals beobachtete Denkmäler jener Sammlungen seiner weiteren Nachforschung entzogen zu wissen, kann der Hoffnung nicht entsagen, das archäologische Studium noch einmal durch Bekanntmachungen des Kunst und Alterthum liebenden Besitzers jener Schätze bereichert zu sehn; während wir aber gestehen müssen, dafs solche Hoffnung weit aussehend sey, ist es angemessen, der für den Augenblick neu dargebotenen Denkmälerkenntnifs uns bewufst zu werden. Wir werfen demnach, auf ähnliche Weise wie früher in Bezug auf die Durandsche Sammlung geschah, einen Blick auf die durch jene neueste Pariser Versteigerung in Umlauf gesetzten Denkmäler, und benutzen als Leitfaden solcher Betrachtung die vom Verfasser des Durandschen Katalogs mit Einsicht und erprobter Sorgfalt gegebene Beschreibung. *) Unser Zweck erheischt eine Uebersicht der durch Kunstwerth oder bildlichen Inhalt vorzugsweise beachtenswerthen Denkmäler,

und, sofern es uns durch briefliche Mittheilungen möglich ist, eine Nachricht über ihren dermaligen Aufbewahrungsort; wir werden diese Uebersicht in

der vorgezeichneten Folge bildlicher Darstellungen und mit einiger Begutachtung ihrer vorausgesetzten Sicherheit, übrigens aber ohne weitere Prüfung der dem Pariser Verzeichnifs beigegebenen gelehrten Zuthat, hierächst zu geben versuchen.

Die neuerdings versteigerte Sammlung besteht aus dreihundert antiken Gegenständen; etwa zwei Drittheil derselben bestehen aus Thongefäfsen (1. 198), das Uebrige (mit Ausnahme zweier Glasdenkmäler 209, 300) sind Bronzen. Die Vasenbilder sind in herkömmlicher und angemessener Weise nach ihrer mythologischeu oder individuellen Darstellung geordnet. Die Götterbilder beginnen. Zwei schöne Darstellungen delphischer Gottheiten, beide mit rothen Figuren, die erste (Nr. 1) durch aufgetragene vergoldete Verzierungen merkwürdig, sind unter diesen zuerst zu bemerken; jene fiel dem Herzog v. Hamilton anheim, die andere gröfsere ward vom Besitzer zurückerstanden. Ein Gefäls mit schwarzen Figuren (Nr. 3) scheint Apoll mit den drei Grazien vorzustellen, wenn nicht, da nur zwei derselben mit Blumen versehen sind, Artemis und Leto vorausgesetzt werden müssen; die Inschriften eben dieses Gefäfses zu deuten, würden wir aufgeben. Unläugbar ist, dafs eine nächstfolgende Hydria mit rothen Figuren (Nr. 4) andern unleserlichen Inschriften einer Musenversammlung den Namen Klio beigesellt; das gesammte schöne Bild zeigt den Apoll mit einer Siebenzahl von Musen und ist bei der Seltenheit so ausgedehnter Musendarstellungen aus bester griechischer Zeit, in Vergleich mit dem schönen von Panofka (Musée Blacas, pl. 4) herausgegebenen Gefäfsdeckel, sehr bemerkenswertb. Eine archaische Amphora, die Geburt der Minerva darstellend (Nr. 6), zeichnet sich durch das unter dem Throne des Zeus verzierungsweise angebrachte Figürchen einer geflügelten Frau aus, deren Name zwischen Eris, Nemesis, Adrastea oder Nike schwankt; dieser letztere Name liegt wohl am näch

*) Description d'une collection de vases peints et bronzes antiques provenant des feuilles de l'Etrurie par J. de Witte, membre de l'Institut archéologique de Rome. Paris 1887. X u. 158 S. 8.

sten. Minerva und Merkur (Nr. 7), Minerva im Gigantenkampf (8), Minerva zwischen zwei Göttinnen, die wir lieber für Aphrodite und Artemis als für Horen oder Kekropstöchter halten möchten (9), endlich Minerva neben einem Wagenrenner (10) bilden die übrige Reihe der Vorstellungen dieser Göttinnen. Manche eigenthümliche Darstellung ist auf Aphrodite bezüglich, wenn auch unsers Bedünkens die Göttin nicht unmittelbar darstellend. In den anmuthigen Bildern einer Kylix von freiem Stil (11), denen der Katalog die Benennungen einer Venustoilette, meliadischer Nymphen und einer Spinnerin Kyrene oder Ergane ertheilt, sind wir geneigter hochzeitliche Stoffe individueller Beziehung zu erkennen. Wenigstens stimmen Beziehungen solcher Art sehr wohl zu der Spinnerin im Innern der Schale und zum Aepfelsammeln, welches auf der einen Aufsenseite ans theokritische Liebesspiel des Aepfelwerfens erinnert; dagegen wird auf der andern Aufsenseite die Schmückung einer sitzenden Frau, der Blume in ihrer Hand ungeachtet, füglicher der Helene gelten können, als Aphroditen. Diesem schönen Vasenbild, welches der auserwählten Sammlung des Herrn Magnoncourt anheim gefallen ist, folgen fünf zum Theil durch Inschriften ausgezeichnete (1216) Liebesscenen frivoler Art. Noch eine Schale von frivoler Darstellung (17) ist bacchischen Figuren gegenüber, mit dem Bilde eines bärtigen Leierspielers versehen, den eine Rinderbeerde umgiebt und übrigens nur ein Petasus auszeichnet; der Erklärer hält diese Figür für einen Hermes Nomios. Die gedachte Schale trägt den Künstlernamen des Panthãos. Das Vasenbild einer archaischen Hydria, welches den 'Triptolemos, von Demeter und deren Tochter umgeben, darstellt und diese Figuren mit Namensinschriften (4uereo, Tointokeμos, ITεoogara) begleitet (19), ist bereits von Inghirami (Vasi fitteli tav. 35) bekannt gemacht. Noch eine Vorstellung dieser drei Gottheiten (20) ist besonders wegen ihrer Gefäfsform zu bemerken, sie hat nämlich die unter volcentischen Vasen seltene des glockenförmigen Oxybaphon.

Ein ansehnlicher Stamnos von schöner Zeichnung, von Hrn. Rollin erkauft (11), stellt den neugeborenen Dionysos dar, wie Zeus ihn den Nymphen übergiebt. Unter den zum Theil gewöhnlichen bacchischen Vasenbildern der Sammlung zeichnet sich ferner eine prächtige Amphora aus, deren spitzes Ende in einen noch vorhandenen gesonderten Untersatz eingefügt wurde. Das Gefäfs stellt in grandioser Zeichnung einerseits einen bacchischen Zug, andrerseits Athleten, überdies am Hals des Gefäfses ebenfalls athletische Gegenstände dar. In ihren Verzierungen ist die archaisch bemalte Schale (Nr. 39) bemerkenswerth, welche jederseits den Dionysos auf seinem Ruhebett zwischen zwei Augen und zwei Flügeln darstellen. Es folgt unter Nr. 42 noch eine grofse, ebenfalls mit antikem Untersatz versehene spitze Amphora, welche für das brittische Museum erworben ist. Das Bild dieses prächtigen Gefälses

stellt den Dionysos dar, welcher den Kantharos auf einem Altar ausgiefst; ihm gegenüber Ariadne, durch alte Inschrift mit dem Beinamen der Bräut lichen (Nvupaid) ausgezeichnet. Auf der Kehrseite erscheinen, einander ebenfalls gegenüber gestellt, zwei Frauen, die eine mit einer Blume, die andre mit einem Blumenzweig versehn. Im Katalog sind sie als Demeter und Kora angeführt, während sich ihre Erscheinung mehr an bacchische Eingeweihte annähert, und die alten Beischriften sich der Erklärung entziehn. Ueber der ersten Figur ist Kaotovia, über der zweiten 20... zu lesen, in welchem verstümmelten Worte das Artemis-Beiwort hoxu vorausgesetzt wird; zur Deutung des erst erwähnten Namens wird sogar an "otos erinnert. Die nächstfolgende Pelike (43) vom Stil der Fabrik von S. Agata de' Goti sieht man einen sitzenden Dionysos von Personen seines Thiasos umgeben; die bedeutsamen Beinamen dieser Letzteren geben dem Bild einen besondern Reiz. Zwei Satyrn sind, ähnlichen Vorstellungen analog, als Repräsentanten bacchischer Musik und bacchischen Rausches bezeichnet; der Flötenbläser als süfstönender (dvueAns), der andre als plattnasiger (ouuos). Zwei Bacchantinnen derselben Schaar scheinen einfach als Mänaden (Maivas, .. was) bezeichnet, in einer höher sitzenden Frau aber, die als Thyone (I9vwvŋ) vergötterte Semele dargestellt zu seyn.

Eine Hydria mit schwarzen Figuren (44) stellt den Dionysos auf einem Ruhebette, von Ariadne, Hermes und Hephästos umgeben, dar; für diesen letzteren Gott, fährt der Erklärer fort, unsers Wissens unbegründet, den Namen Hebon zu gebrauchen. Ebenfalls nicht gewöhnlich ist die Vorstellung eines Dionysos, welcher einem Manne von ungewisser Deutung den Kantharos reicht; im Katalog heifst derselbe Oenotrus. Nicht gesicherter als dieser Name scheint uns die Voraussetzung von Demeter und Kora, als Gefährtinnen des Dionysos, zu seyn, in Fällen, wo sich eben so füglich Bacchantinnen finden lassen (46, 47). Entschiedener sind andre Verbindungen unzweifelhafter Gottheiten, namentlich die nun mehrfach nachweisliche des Dionysos mit Minerven; das anziehende Gefäfs, cine tyrrhenische Amphora (48), worauf jene Verknüpfung Statt findet, liefert als Gegenstück einen Besuch Minervens bei Herakles, welcher, wie vorher Dionysos, auf einem Lager ausgestreckt erscheint. Die Rückführung des Hephistos in den Olymp findet sich auf drei ansehnlichen Gefäfsen dieser Sammlung (49-51). Ferner ist ein schöner Stamnos bemerkenswerth (61), auf welchem bacchische Opfer einem ländlich aufgeschichteten und aufgeputzten Bacehusbild dargebracht werden, wie auf dem berühmten Gefäfs der Vivanzio'schen Sammlung. Sehr eigenthühmlich ist endlich das unter Nr. 62 aufgeführte, von Micali (Storia Tav. 96, 2) bekannt gemachte Gefäfs; eine Kelebe, welche ausnahmsweise als Aschengefäls diente nud in einem nachlässigen archaischen Stil

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ein dem Priapus oder Hermes dargebrachtes Opfer mit seltner Deutlichkeit des Ceremoniels darstellt.

Eine vortreffliche Hydria archaischen Stils (63) stellt den Poseidon dar in einem mit Flügelrossen bespannten Wagen, von Dionysos, Ariadne und Poseidon und Amymone (64), Hermes begleitet. auch Poseidon als Sieger über Ephialtes (65) sind bekannte Kunstvorstellungen; seltner und unentschiedener ist die mit dem letztgedachten Gegenstand auf der Amphora Nr. 65 verbundene Vorstellung einer Frau, welche zwei Kinder hält. Wegen ihrer bacchischen Umgebung hatte Micali sie auf die Bacchusgeliebte Aura gedeutet, welche jedoch bei Nonnus nur einen Sohn, den Staphylos, gebiert. Hr. de Witte kommt daber auf unsre frühere Erklärung der personificirten Nacht zurück, welche er mit Latona gleich setzt; wie dem auch sey, so ist, in Erwägung des verschiedenen Geschlechtes der beiden Kinder, die neu aufgestellte Ansicht, sie für Apollo und Artemis zu halten, scharfsinnig und treffend. Die Amphora Nr. 66 zeigt einen nicht gewöhnlichen Götterverein, Minerva sitzend, links Hermes und Hestia, rechts Poseidon und Amphitrite. Die Kehrseite desselben Gefäfses stellt sieben Frauen vor, je eine Stehende, welche einer Sitzenden eine Spindel reicht. Eine jener Frauen hält überdies eine Blume, in der Hand einer andern bemerkt man eine Binde, sämmtlich Andeutungen, welche uns auf die Annahme hochzeitlicher individueller Beziehungen zu führen pflegen, von Hrn. Lenormant aber, wegen einer etymologischen Gleichsetzung der Begriffe des Schwimmens und des Wehens (véw), auf Kyrene und Nereiden gedeutet werden.

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Auf einem zierlichen kleinen Skyphos (70), welcher die berühmte Sammlung des Grafen von Pourtales vermehrt hat, ist die sonst hie und da vorgekommene schöne Gruppe der Eos, welche den Leichnam des Memnon entführt, auf eigenthümliche Weise wiederholt; Hermes und noch eine Frau, eher Thetis als Iris, sind gegenwärtig. Die Reihe der Götterbilder schliefst mit der aus den archäologischen Annalen (Vol. II. tav. I. pag. 245 ff.) bekannten Darstellung der sicilischen Paliker (72); unmittelbar vorher (71) ist noch ein anziehender Götterverein aufgeführt, welcher sich auf einer Hydria mit rothen Figuren befindet. Versammelt und mit Inschriften bezeichnet sind Hermes, Dionysos und Poseidon, aufserdem ohne Inschrift Ariadne und Amphitrite; die obere Vorstellung desselben Gefäfses stellt eine Quadriga vor und einen Jüngling, welcher bereit ist, sie zur Abfahrt zu besteigen. Ein daneben stehender Bogenschütze scheint Anlafs gegeben zu haben, diese Scene, gewifs mit Unrecht, auf die Rüstung des Paris zu deuten: die individuelle Beziehung derselben liegt näher und wird auch durch beigeschriebene Namen begünstigt.

Zwei und dreifsig Vasenbilder der Sammlung (73-104) sind dem sagen- und bilderreichen Mythenkreise des Herakles gewidmet. Die Bezwingung des

nemeischen Löwen fehlt in solchem Fall nirgends; eine Hydria, auf welcher dieser Mythos erscheint, folgung der Hemithea geschmückt. Es folgt Herakles ist überdies mit der Vorstellung von Achill's Verbei Pholus (76); auf der Kehrseite der Amphora eine Olivenlese. Ferner Herakles im Kampf mit den Kentauren (78), mit den Amazonen (78, 80) und mit Geryon (81), Seltener ist die nach Raoul Rochette's liche Vorstellung des vor einem Brunnen stehenden treffender Deutung auf sicilische Heilquellen bezügHerakles; die archaische Amphora, auf welcher jenes Bild sich befindet (82), ist auch wegen des für die Kehrseite gewählten Gegenstandes, Demeter und Persephone, bemerkenswerth, wodurch dem ganzen Gefäfs eine zwiefache Andeutung sicilischen Göttersegens gegeben ist. Der Kampf des Herakles mit Nereus ist nach gerade eine sehr häufige Vorstellung geworden; unter den drei neu beschriebenen Vasen(84), welches, wie die schöne Hyrdria Nr. 697 der hildern dieses Gegenstandes zeichnet sich eines aus Königlichen Sammlung zu Berlin, dem besiegten Meergott den Namen Triton beilegt, den Namen Nereus aber, der den Mythographen gemäss jenem Triton gleich gedacht werden könnte, einem zuschauenganze zahlreiche Reihe von Vasenbildern einflussreiden Alten ertheilt. Dieses merkwürdige, für eine che Gefäfs ist zugleich mit dem vorgedachten des Hegefallen. Sehr eigenthümlich ist ferner das Bild eirakles an der Quelle dem brittischen Museum anheim ner von dem Besitzer zurückerkauften Hydria mit schwarzen Figuren (86), welches nach Lenormant's scharfsinniger Erklärung den Herakles darstellt, wie er im Anfang seiner Raserei den thebanischen Lykos tödtet. Vom häufigen Dreifufsraub liefert die Sammlung zwei vorzügliche Vorstellungen, einen Stamnos mit rothen und ein Gefäfs gleicher Form mit schwarzen Figuren (87, 88). Herakles von Hermes Minerven entgegengeführt (89), wird scharfsinnig auf den Verkauf an Omphale bezogen; das Gefäfs, worauf dieses Bild sich befindet, ist eine Hydria mit rothen Figuren, gegenwärtig im Besitz des Hrn. Magnoncourt. Es folgen Herakles im Kampf mit Hippokoon's Söhnen, oder, wie Hr. de Witte vorzieht, mit Giganten (90), Herakles und Alkyoneus (91), Herakles und Achelous (92); das erste dieser Gefäfse ist eine Amphora, die beiden letztern, gegenwärtig im brittischen Museum, Hydrien mit schwarzen Figuren. Das merkwürdige bacchische Gelage des Herakles, welches wir wegen seiner henkellosen amphora-ähnlichen Form anderwärts erwähnt haben, findet sich gleichfalls in dieser Sammlung vor (94). In einer nächstdem folgenden Amphora mit schwarzen Figuren (95) findet Hr. Lenormant die Versöhnung Poseidon's und Athene's. Herakles auf dem Scheiterhaufen ist der Gegenstand einer vom Besitzer zurückerkauften Pelike vom Styl der Fabrik S. Agata de' Goti. Oberwärts in einer Quadriga mit sprengenden Rossen wird Herakles von Athenen geleitet; unterhalb dieses Bildes der Apotheose sind die Flammen des Oeta bemerklich, rechts von wassertragenden

Nymphen, Arethusa und Premunsia genannt, links von Satyrn umgeben, welche hier als Dämonen ironischer Komik, mit den Namen Exona (s) und Yoos (Lauern und Höhnen) bezeichnet sind. Endlich sind noch mehrere Vorstellungen des auf stolzer Quadriga

zum Olymp einfahrenden (97, 98, 103, 104) oder bereits in seliger Ruhe gelagerten (101) auch des Leier spielenden Herakles (100) zum Schlufs dieser reich ausgerüsteten bildlichen Heraklea zusammengereiht. (Der Beschlufs folgt.)

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8.

Diese Ausgabe ist hauptsächlich für das Bedürfnifs der Gymasien bearbeitet und verdient in dieser Hinsicht besondere Empfehlung.

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INTELLIGEN Z BLATT

DER

ALLGEMEINEN LITERATUR ZEITUNG

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Januar 1838.

ARCHÄOLOGISCHES INTELLIGENZBLATT.

Denkmälersammlung

Lucian Bonaparte's.

(Beschlufs.)

Minder zahlreich, aber auserlesen ist nächst

dem die Reihe attischer Vasenbilder.

Den ersten

Platz verdient unter diesen eine prächtige mit ihrem Untersatz erhaltene spitze Amphora mit rothen Figuren (Nr. 105), welche in Form, Gröfse, Stylund Darstellung einem der schönsten Gefäfse der Berliner Sammlung (1602) auffallend entspricht, durch die beigefügten zahlreicheren Inschriften aber einen eigenthümlichen Werth behauptet. Der Gruppe des Boreas, welcher die Orythyia entführt, sind Herse und Pandrosos, Erechtheus (Epeyoto) und Aglauros, Kekrops (Kexgos) und eine bisher unbekannte mythische Person, eine Frau mit einer Blume in der Hand, Apbyas (Aqvas) mit Namen, beigesellt. Dieses Hauptstück der ganzen Sammlung ist dem Vernehmen nach von dem Besitzer zurückerkauft worden. In Bezug auf die Wasserschöpfung am attischen Quell Enneakranos sind drei vorzügliche Hydrien mit der Vorstellung wasserschöpfender Frauen (106-108) ebenfalls zu den attischen Mythen gerechnet. Ein grofses Gefäls von gleicher Form stellt in rothen Figuren die Geburt des Erichthonius vor (109). Es folgt eine Amphora (110), deren Gröfse, Styl und Darstellung, verbunden mit eigenthümlich anziehender Inschrift, unsre Bewunderung schon bei früherer Beschauung fesselte. Theseus, von Pirithous beglei tet, entführt die Helena, oder, wie die Inschrift vielleicht durch nachlässige Versetzung zu besagen scheint, deren Gefährtin Korone; eine fünfte Inschrift (Heges) ist erst neuerdings bemerklich geworden, und wird von Lenormant als Ortsbezeichnung des Heratempels gedeutet, während bei Plutarch der Tempel der Artemis Orthia als Schauplatz jener Entführung bezeichnet wird. Andrerseits ist Theseus ebenfalls mit Pirithous und mit einer andern von ihm geliebten Frau Antiope dargestellt; Ausdrücke des Wechselgesprächs, des Theseus Grufs XuQE QEσevç und der Amazone Ausruf:,, Ich sah den Theseus" (dov Ocoeα) sind beigeschrieben. - Dieselben Personen erscheinen auf einer für das brittische Museum

erkauften Schaale (115) mit rothen Figuren; Theseus, von Pirithous (Пlig905) und Phorbas begleitet entführt die Amazone, deren Name Antiope ebendaselbst zu lesen ist. Eine andre Kylix (111)

stellt des Theseus Kampf mit Sinnis und mit dem krommyonischen Eber dar; der häufige Kampf mit dem Minotaur (112-114) kaun in solcher Umgebung nicht fehlen.

Wir übergehen die ebenfalls häufigen Amazonenbilder (116-117). Unter den nicht ungewöhnlichen Gefälsen, auf denen man Dioskuren voraussetzen kann, zeichnet sich ein Stamnos mit rothen Figuren aus (120), weil er den dort vorgestellten Reiterfiguren die unzweifelhaften Inschriften des Kastor (KuooTwo) und Polydenkes beilegt. Von den übrigen mythischen Vorstellungen bemerken wir als seltnere den Achilles, die Hemithea verfolgend (122 Hydria), Medea, den Pelias verjüngend (124 tyrrhenische Amphora) und Poseidon im Gigantenkampf (128 Oenochoe). Mehrere von Gottheiten begleitete Viergespanne (125 126), welche von Hrn. de Witte mit gelebrten Erklärungen versehen sind, erwarten ihre entscheidende Deutung im Zusammenhang ähnlicher verwandter Darstellungen.

Unter den durch die neueste Versteigerung ins Publikum gelangten homerischen und verwandten Gegenständen begegnen wir zuerst mit Freuden einem Monument, welches wir schon früher kurz erwähnt haben, um daran die Erklärung verwandter schöner Bildwerke zu knüpfen. Es ist dieses eine Schaale mit rothen Figuren (129), deren eine Hälfte mit geringer Verschiedenheit die früherhin bald auf Örpheus, bald auf Paris gedeutete Darstellung einer vorzüglichen Schaale wiederholt, welche aus der Keller'schen Sammlung in die Königliche zu Berlin übergegangen ist. Die Inschriften jenes Bildes geben unzweideutig die handelnden Personen vom Urtheil des Paris (Alexovdoos, Adεvaia, Hɛoɑ, Aqgovidi) zu erkennen, und verknüpfen damit andrerseits, ebenfalls durch Inschriften gesichert, die Entführung der Helena, als deren Gefährtinnen Timandra (Tiuadoa) und Euopis (Evonic) benannt sind, so wie als Zuschauer Ikarios und Tyndareus (Tutαgeos). Noch eine Vorstellung vom Urtheil des Paris auf

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