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INTELLIGENZ BLATT

DER

ALLGEMEINEN LITERATUR ZEITUNG

Mai 1838.

Am

LITERARISCHE NACHRICHTEN.

I. Todesfälle.

m 2. Februar starb zu Paris L. Franç. Beffara, ehemaliger Polizeicommissair, Verf. der Schrift: esprit de Molière avec un abrégé de sa vie (2 Voll. 1777) und vieler anderen, besonders aber durch seine reichen Sammlungen zur Geschichte der Musik, des Theaters und der Dramaturgie überhaupt bekannt. Er war am 23. August zu Nonancourt geboren.

Am 5. Febr. starb zu Ohrdruf Friedr. Augustin Philipp Gutbier, Consistorialrath und Superintendent, der sich durch mehrere theologische und pädagogische Schriften rühmlich bekannt gemacht hatte. Geboren zu Ohrdruf am 2. März 1765.

Am 12. Febr. st. zu Glenegg bei Salzburg der Medicinalrath Dr. Franz Paul Storch, Ritter des Civil-Verdienstordens, der seit 1804 Cur- und Badearzt zu Gastein gewesen. Er ist nicht blos als practischer Arzt, sondern auch als Schriftsteller durch mehrere kleine Abhandlungen sehr verdient, und seine hinterlassenen Schriften sollen jetzt veröffentlicht

werden.

Am 14. Febr. Nachts um 12 Uhr st. der 1836 in Ruhestand versetzte vormalige grofsherzogl. sächs. Canzler zu Eisenach Georg Friedrich Conrad Ludwig Müller von Gerstenbergk, Comthur des weifsen Falkenordens, nach mehrjährigen schmerzvollen Leiden auf seinem Rittergute Rautenberg bei Altenburg. Er war 1760 zu Ronneburg geboren, dann Advocat und Syndicus in seiner Vaterstadt gewesen, später Regierungs-Assessor (1810) und Rath zu Weimar geworden und von da in das zuletzt bekleidete Amt befördert. Er ist als Verf. der Kaledonischen Erzählungen, der Phalänen und einzelner Erzählungen und, jedoch weniger gelungenen, lyrischen Gedichte in Almanachen bekannt und hat besonders im Fach der sentimentalen Erzählung Vorzügliches geleistet. Als Schriftsteller nannte er sich Friedrich Müller.

Am 17. Febr. st. zu Trier Hubert Auer, Domprobst an der dasigen Kathedralschule, Ritter des rothen Adlerordens, zu Bingen am 1. Mai 1780 geboren. Er war früher Caplan zu Aschaffenburg, und dann Stadtpfarrer zu Wetzlar, und hat einen christkatholischen Katechismus geschrieben, der in fünf Auflagen weit verbreitet ist.

Am 25. Febr. st. im 86. Lebensjahre Daniel Schürmann zu Remscheid, der durch manche pädagogische Schriften sich bekannt gemacht hat.

Am 2. März starb in Crefeld in einem Alter von 71 Jahren der Taubstummenlehrer Professor Carl August Heinicke, ein ausgezeichneter Menschenfreund und sehr verdienter und geachteter Mann.

An demselben Tage zu Prefsburg Dr. Ign. Endlicher, erster Physicus dieser Stadt, 75 Jahre alt. Auch als medicinischer Schriftsteller ist er durch einige Abhandlungen bekannt.

Am 3. März starb in Leipzig Traugott Friedr. Georgi, Ehrenmitglied der k. sächs. Academie der Künste, als Portrait- und Historienmaler geachtet, 58 Jahre alt.

Am 4. März starb zu Kopenhagen Dr. Johann Christian Wilhelm Wendt, Stabschirurg der däpischen Armee, Professor und Obermedicus am allgemeinen Hospital, Ritter des Danebrogordens, als Schriftsteller durch zahlreiche Werke, von welchen mehrere auch ins Deutsche übersetzt wurden, rühmschen am 16. Sptbr. 1778 geboren. lichst bekannt. Er war zu Eckernförde im Schleswig

Am 5. März st. zu Wemding Dr. Gabriel Knogler, geistlicher Rath, Dechant und Stadtpfarrer daselbst, Mitglied der k. baier. Academie der Wissenschaften. Am 1. Januar 1757 zu Pfaffenhofen in Oberbaiern geboren, war er zuerst Benedictiner von Scheyern, dann seit 1784 Professor zu Freisingen, 1786 zu Amberg, 1792 zu Neuburg an der Donau, 1794 Prof. der Mathematik an der Universität zu Ingolstadt, darauf Prof. der Mathematik und Astronomie zu Lands

hut. Als Schriftsteller ist er durch ,,Elemente der angewandten Mathematik (1796), „Meteorologie zum Gebrauch academ. Vorlesungen (1803)" und viele andere Schriften rühmlichst bekannt.

Am 6. März st. der älteste der Pariser Geschichtsmaler Chéry, in einem Alter von 80 Jahren.

Am 9. März starb in Quedlinburg Heinrich Hauer, Stifter und Vorsteher des dortigen Taubstummen-Instituts und Inhaber des allgemeinen Ehrenzeichens, im 76. Lebensjahre. Geboren am 24. Febr. 1763 zu Wegeleben im Halberstädtischen, hat derselbe nach glücklicher Bekämpfung von mancherlei Hindernissen,

und rastlos getrieben von seinem eigenthümlichen Geist Banz, in welcher der zuvorkommend artige Pater Diound Gemüth, es vom armen Kräutersainmler und Holz-ny's das Amt eines Gastmeisters bis zur Secularisation hauer zum Zimmermeister, dann zum Schullehrer in verwaltete, einkehrte, nahm mit dem gröfsten Ververschiedenen Ortschaften und endlich zum Stifter ei- gnügen das Kabinet in Augenschein und sprach sich ner wohleingerichteten Taubstuimen - Anstalt ge- über die Reichhaltigkeit desselben und L's Verdienste bracht und dieselbe unter göttlichem Schutze und durch mit der rühmlichsten Anerkennung aus. Im Jahre Beiträge edelgesiunter Menschen zu einer blühenden 1802 bei Errichtung des Bamberger Lyceums wurde Schule erhoben, deren Fortbestehen auch nach des die an der ehemaligen Universität befindliche, weder Begründers Tode gesichert zu seyn scheint. seyn scheint. Als durch Inhalt noch Ordnung zu empfehlende Naturalien Schriftsteller ist er öfter aufgetreten und mehrere sei- Sammlung den Studienanstalten überlassen und L. als ner Bücher, wie,,die Freuden der Kinderzucht" (1801), Custos mit 100 Gulden jährlichen Gehalt (wozu nach Lustreisen und Spaziergänge mit Kindern in einige 6 Jahren 200 Gulden Zulage kamen) angestellt. L. verGegenden des Niederharzes (4 Hefte)", seine treuher- band sein eigenes Kabinet ohne alle Vergütung oder zig und kunstlos, nur mit etwas zu viel Selbstgefühl Entschädigung irgend einer Art mit der vorhandenen geschriebene Selbstbiographie (1835 und 1836), haben Sammlung, und von nun war sein ganzes Thun und zwei Auflagen erlebt. In den letzten Lebensjahren Treiben nur darauf gerichtet, dieses Naturalienkabinet beschäftigte ihn besonders die Herausgabe einer Zeit- immer mehr in Aufnahme zu bringen. Er unterhielt schrift,, der Menschenfreund", deren Ertrag zur Er- selbst eine lebhafte Correspondenz und opferte mit haltung seines Instituts bestimmt war. Sein menschen- hochherziger Resignation nicht nur alle von ihm gefreundliches Wirken so wie seine wechselnden Schick- nachten Ersparnisse, die bei seiner höchst frugalen sale erinnern vielfältig an A. H. Francke. Lebensweise sehr ansehnlich waren, sondern sein ganzes Privatvermögen, welches durch einige Erbschaften ihm zufiel, dem Gedeihen und Glanze des Naturalienkabinets auf. Ein Capital von beinahe 9000 Gulden hat er dieser seiner Stiftung hinterlassen, um die Existenz derselben auch für die Zukunft zu sichern. Sein Liebe zur studirenden Jugend, die er auch in der Studienkirche zum feierlichen Gottesdienste lange Jahre um sich versammelt hatte, bewies er noch durch eine Stiftung von 1400 Gulden im allgemeinen Krankenhause zur Pflege armer Studirenden. Für solche Verdienste verlieh ihm der König Max Joseph die gotdene Verdienstmedaille und den Titel eines Inspectors, und König Ludwig machte ihn 1833 zum königl. geistlichen Rathe, das Ausland aber nahm ihn als Mitglied seiner gelehrten Gesellschaften auf. Umständlichere, höchst interessante Nachrichten über den würdigen Mann finden sich in Semilasso's vorletztem Weltgange I. 1. S. 115 — 130.

Am 9. März st. zu Bautzen der Stadt- und Landphysicus Dr. Christian Friedrich Buchheim im 57. Lebensjahre. Er hat an mehreren medicinischen Zeitschriften lebhaften Antheil genommen.

Am 11. März starb in Hamburg H. F. Justus, seit 1814 Diaconus, seit 1832 Oberalter zu St. Jacopi.

Am 12. März starb in Truro (Cornwall) in seinem 79. Jahre der Geistliche R. Pol whele, bekannt als Verfasser vieler beliebten prosaischen und poetischen Schriften, als geschmackvoller Uebersetzer der griechischen Bukoliker und als Geschichtschreiber von Cornwall und Devonshire.

Am 18. März starb zu Bamberg Dionysius Linder, k. baierscher geistlicher Rath, Inspector des dasigen Naturalienkabinets und Ritter des Civil-Verdienstordens der baierischen Krone. Dieser wahrhaft edle Mann war zu Bamberg am 19. März 1762 geboren, wo sein Vater, städtischer Bader, eine zahlreiche Familie zu ernähren hatte. Von seinen Söhnen wurde einer Conventual im Kloster Langheim, ein anderer Franciscaner, ein dritter Clericus, und Diony's Conventual in der 1802 aufgehobenen Benedictiner-Abtei zu Banz. Seine erste Bildung hatte er auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt erhalten. Da es den Mitgliedern jenes Stiftes erlaubt war, sich neben dem geistlichen Berufe einem Lieblingsfache zu widmen, so wählte L. die Naturgeschichte, für welche schon der Banzberg, auf dein das Kloster stand, eine reiche Ausbeute gewährte. Von dem regsten Eifer für sein Studium beseelt, war er aus allen Kräften bemüht, die schon vorhandene kleine Sammlung im Kloster zu vergrössern und ein Kabinet zu veranstalten, das sich über alle Zweige der Naturgeschichte verbreitete. Auch gelang es ihm durch fortgesetztes Bemühen während seines fünf und zwanzigjährigen Aufenthalts im Kloster eine Sammlung zusammen zu bringen, welche schon damals die Aufmerksamkeit des gebildeten Publieums auf sich sog Jeder, der in der gaatfreien Abtei

königlicher Professor, als Gelehrter und Dichter hochAm 13. März starb zu Kopenhagen Paul Möller, geachtet, in 44. Lebensjahre.

Am 15. März starb zu Würzburg Michael Erhard, Domdechant beim dasigen Domcapitel, 75 Jahre alt. Er war zu Rannungen am 14. Sept. 1778 geboren. Am 16. März starb zu Coburg der herz. sächs. Geheime - Medicinalrath Dr. Joh. Samuel Sommer, Comthur des Sachsen- Ernestinischen Hausordens und Officier des königl. Belg. Leopold- Ordens, im 75. Lebensjahre. Er ist Verfasser einiger kleinen medicinischen Abhandlungen.

Am 17. März starb zu Geisa in Kurhessen Dr. Franz Klee, der zu Fulda gebildet an demselben Gymnasium seit 1829 als Lehrer angestellt war.

Am 18. März starb zu Berlin der Geheime OberFinanzrath Ferber, Ritter des rothen Adlerordens. Er hat sich als staatswirthschaftlicher Schriftsteller und namentlich in seinen 1829 und 1882 erschienenen

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Beiträgen zur Kenntnifs des gewerblichen und commerziellen Zustandes der Prenfsischen Monarchie" wé-sentliche Verdienste erworben. Es

Am 18. März starb in Passau der Domcapitular und geistliche Rath Kreis-Scholarch Anton Strohmayer, $53 Jahre alt. Er war seit 1824 Gymnasialrector in

Passau.

Am 20. März starb zu Würzburg Prof. Dr. Jos. Mich. Stern, Lehrer der Mathematik und Geographie am Gymnasium und Privatdocent an der Universität, aus Bischberg in Oberfranken gebürtig, ein ausgezeichnet gründlicher Lehrer und als Mensch hochgeehrt.

Am 21. März starb der Domvicar Georg Schmelzer, Ritter des k. baierschen Ludwigordens.

Am 23. März starb der ehemalige bischöflich Freisingische Canonicus und k. baierische Regierungsrath Clemens Aloysius von Baader im 77. Jahre seines Lebens. Er ist als litterarhistorischer Schriftsteller, durch seine Werke, das gelehrte Baiern im 18. Jahrh." (1. Bd. 1804 in 4.), welches leider unvollendet blieb, und durch sein Lexicon verstorbener Baierischer Schriftsteller des 18. und 19. Jahrh." in 2 Bden (1824 und 25 in 8.) rühmlich bekannt.

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Am 27. März früh zwischen 7 und 8 Uhr starb der badensche Staatsminister Ludwig Winter, nachdem er noch Tags zuvor in einer höchst erfreulichen im Geiste des wechselseitigen Vertrauens zwischen Fürst und Volk gehaltenen Rede den Landtag geschlossen hatte. Ueber das äufsere Leben des hoch verdienten Staatsmannes giebt das Conversations-Lexicon der neuesten Zeit und Literatur IV. p. 965 die nöthigen, freilich nicht durchaus richtigen, Notizen. Wir erwähnen blos, dafs er bei der bekannten badenschen Territorialstreitfrage die Interessen seines Vaterlandes und der Dynastie Zähringen auf rühmliche Weise in der Schrift Ueber die Ansprüche der Krone Baiern an Landestheile des Grofsherzogthums Baden (Mannheim 1827)" verfochten hat.

In Monat März starb zu Charkoff in einem Alter von 77 Jaliren der wirkliche Staatsrath Dr. Anton

Maier. Fast zwanzig Jahre lang war er Inspector des dortigen Medicinalwesens und Vorsitzer im evangelischen Kirchenrathe.

II. Nachträge.

Die aufserordentliche Beilage zur Allgem. Zeitung Nr. 205 und 206 theilt aus Schelling's Rede, wel che dieser als Vorsitzender der Münchner Academie ain 28. März gehalten, Folgendes mit, was unsere Notiz in Nr. 12. S. 94 auf das erfreulichste vervollständigt: Karl Ehrenbert Freiherr von Moll, königl. Geheimerrath, kürzlich in hohem Alter gestorben, war seit Erneuerung der Academie im Jahre 1807 anwesendes Mitglied und zugleich Secretär der mathe matisch-physikalischen Classe: ein Amt, das er zwanzig Jahre hindurch mit unermüdeter Thätigkeit und

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grofsen Einsicht versehen hatte, ads er sich im Jahr 1827 in die Stille, wonach er lángi sich gesehnt, freiwillig zurückzng, den Sommer auf seinem unweit Dachau gelegenen Landgut, den Winter in dem benachbarten Augsburg verlebend. Ich werde mir nicht herausnehmen zu schildern, was Moll für diejenigen Wissenschaften gewesen, denen seine erste und entschiedenste Neigung angehörte, der Oryktognosie und Geognosie, dem Bergbau, der Hüttenkunde, und was

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er diesen Fächern theils durch unmittelbare Bearbeitung, theils durch Herausgabe periodischer Schriften und Bekanntmachung neuentdeckter Thatsachen oder nifs der Litteratur zu Statten kam, theils durch angeGegenstände, wobei ihm die ausgedehnteste Kenntlegte Sammlungen, theils und besonders auch durch Unterstützungen genützt hat, welche er, mit ansehnlichen Verwaltungsstellen im ehemaligen Erzbisthum Salzburg betraut, anderen Forschern bereitwillig zu gewähren im Stande war. Nur zu erwähnen habe ich, dafs seine wissenschaftliche Thätigkeit, ohne an die eben genannten Fächer gebunden zu seyn, sich über das ganze weite Gebiet der Naturgeschichte verbreitete, so wie, dafs kein irgendwie bekannter Gegenstand aus der Cheinie, der allgemeinen Physik, oder der Witterungskunde ihm fremd blieb. Aber selbst nicht auf das grofse Reich der Naturwissenschaften beschränkte sich seine Theilnahme; nichts, was in ganzen Umfange des Wissenswerthen, sey es durch innern Gehalt, oder auch nur durch zufällige äufsere Umstände Wichtigkeit oder Bedeutung erlangt hatte, entging seinem Forschungsgeist; und, Liebhaber alles Selinen und Besondern in der Litteratur, war der grofse Mineralog, Berginaon aud Hüttenkundige zugleich in einem weiten Umfang Deutschlands vielleicht der gröfste Bücherkenner, der mehr als einmal bedeutende Bibliotheken gesammelt und geordnet, und an ausländische Institute, wie das brittische Museum, oder an auswärtige Staaten überlassen hatte, während er zugleich im Stande war und sich vorbehalten hatte, auch die reichsten und ansehnlichsten unserer einheimischen Büchersammlungen noch mit kostbaren freikann vorzüglich nur seyn, bei dieser Gelegenheit seiwilligen Geschenken zu bereichern. Meine Absicht nes Antheils an der Academie zu gedenken, für die er imuner als wesentlichen Grundsatz aufstellte, dafs sie von allen wissenschaftlichen Austalten am meisten Ursache habe, jeden Parteigeist sich fern zu halten; welcher sein Ansehen wie seine Geschäftskunde, seinisse ebenso wie seine billige Denkart, oft genug in ne gründlichen Einsichten und ausgebreiteten Kennt schwierigen Zeiten sich nützlich zu erweisen Gelegenheit hatten; welcher fortwâbrend von seiner Seite eine nicht blos amtlich gebotene, sondern herzliche Theilnahme gewidmet war, erprobt in zahlreichen Berathungen der damals bestehenden Verwaltungscommissionen, besonders der über die königliche Bibliothek gesetzten, deren Seele er war; erprobt selbst in Berathungen über eine veränderte Einrichtung der gesammten Academie, die, von der Regierung selbst hervorgerufen, freilich unter den gegebenen Umstän

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den nicht zum erwünschten Ziele führen konnten: denn das wahre Mittel zu dem Zweck, der Academie eine angemessene Stellung zu geben, sollte der Weisheit unseres jetzt regierenden allergnädigsten Königs vorbehalten seyn, durch dessen Beschlüsse die Academie wenigstens in die Möglichkeit gesetzt wurde, unter Hinzukunft anderer günstiger Umstände das zu seyn, was sie zu seyn wünschen muss und allein wünschen kann. In allen diesen Verhandlungen hatte sich Moll's Einsicht und Charakter so bewährt, dafs Keiner, ohne Ausnahme, von Allen, denen er näher bekannt war, ohne lebhaftes Bedauern ihn gerade beim Anfang dieser neuen Epoche aus der Academie scheiden sah, deren Leitung ihm schon früher gebührt hätte. Ich sagte: keiner von allen, denen er bekannt war, denn Moll gehörte zu den Menschen, welche nicht allen, die von ihnen wissen, auch bekannt sind. Kein Mann aller Menschen und aller Zeiten, galt er vielen für menschenscheu und ungesellig, während er, innerlich voll von wohlwollenden Gesinnungen, denen, welche sich ihm erprobt hatten und auf deren Freundschaft er einen hohen Werth legte,

selbst ein treu anhänglicher und ergebener Freund war' Es gab sogar eine Zeit, wo man ein freigebig vertheiltes Prädicat von gewissen Seiten auch auf ihn ausdehnte; denn, weil er mit Männern aller Stände in Verkehr und in freundlicher Verbindung stand und nicht in die unbedingte Verwerfung gewisser Institute einstimmte, von deren Wohlthätigkeit für die Welt unter gegebenen Umständen er nach seinen Erfahrungen überzeugt war, wurde ein Mann zum Theil unter die Lichtscheuen gesetzt, der zu allgemein unterrichtet, zu gründlich gebildet und erfahren war, um je wirklich dumpfen, feindselig beschränkten Gesinnungen Gehör zu geben oder gar zu huldigen. Zum Ersatz dafür war derselbe Mann vielleicht in andern Zeiten und andern Umgebungen zu freier Gesinnungen verdächtig geworden. Wir, denen die Unparteilichkeit seines Geistes, das Gleichmaafs seines Urtheils, bekannt war, werden ihn oft zurückwünschen und seiner Denkweise, seiner Art zu seyn, eben so wie seinen Verdiensten um die Wissenschaft fortwährend den gebührenden Tribut anerkennender Erinnerung zollen.

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LITERARISCHE ANZEIGEN. 'Ankündigungen neuer Bücher.

Im Verlage der Gebrüder Reichenbach in Leipzig erschien so eben und ist durch alle Buchhandlungen zu erhalten:

Theorie der

Interpunction, aus der Idee des Satzes

entwickelt von

Dr. Johannes Weiske,

In Umschlag, 122 Bogen. gr. 8. 18 Ggr.

Diese Schrift ist die erste in unserer Literatur, welche auf streng wissenschaftlichem Wege den Gegenstand abhandelt und, indem sie Form und Inhalt des Satzes in gegenseitiger Verbindung betrachtet, ein festes Prinzip für den Gebrauch der Interpunction aufstellt. Bei der noch herrschenden Unsicherheit auf diesem Felde wird sie daher jeden Gebildeten als eine willkommene Erscheinung zur gründlichen Belehrung sich darstellen.

Bei Eduard Anton in Halle ist so eben erschienen:

Sendschreiben an J. Görres von Heinrich Leo. gr. 8. 9 Bogen geh. Preis & Rthlr.

In meinem Verlage ist erschienen: ant va
Ergänzungen der

Allgemeinen Gerichtsordnung und der Allgemeinen Gebührentaxen für die Gerichte, Justizcommissarien und Notarien in den Preufsischen Staaten, des Stempelgesetzes, Salarien-Kassen-Reglements, sammt der Instruction für die Ober-RechnungsKammer, wie auch die Verordnungen der GeneralCommissionen v. 9. W. Herausgegeben von

Friedrich Heinrich von Strombeck. Vierter Band. Enthaltend die Nachträge zur dritten Ausgabe derselben, bearbeitet und bis auf die neueste Zeit fortgeführt von

Ferdinand Leopold Lindau.

Gr. 8. Auf Druckpapier 1 Rthlr. 4 Ggr. Auf Schreibpapier 1 Rthlr. 12 Ggr.

Um den Ankauf dieses durch die Nachträge wieder höchst brauchbar gewordenen Werkes zu erleichtern, gebe ich alle 4 Bände zusammengenommen auf Druckpapier jetzt für 4 Rthlr. 16 Ggr., auf Schreibp. für 7 Rthlr. 12 Ggr. Strombeck's Ergänzungen des Allgemeinen Landrechts für die preufsischen Staaten, fortgesetzt von F. L. Lindau, 4 Bände, kosten nur 5 Rthlr. auf Druckpapier und 8 Rthlr. auf Schreibpapier.

Leipzig, im April 1888.

F. A. Brockhaus.

INTELLIGENZ BLATT

DER

ALLGEMEINEN LITERATUR - ZEITUNG

Mai 1838.

ARCHÄOLOGISCHES INTELLIGENZBLATT.

Inschriften.

Attische Inschriften.

zen von Preufsen vorgenommenen Ausgrabungen haben wenig Erhebliches zu Tage gefördert. Einer der interessantesten Funde sind die nachstehenden In

Die auf der Akropolis während der Anwesenheit schriften, auf einer viereckigen Basis zwischen dem

1. I. K, K. H. H. des Erzherzogs Johann und der Prin- Parthenon und dem Erechtheion:

1.

Σ]ΩΘΕΙΣΕΓΜΕΓΑΛΩΝ ΚΙΝΔΥΝΩΝ ΕΙΚΟΝΑ ΤΗΝΔΕ

ΣΤΗΣΕΝ ΛΥΣΙΜΑΧΟΣ ΠΑΛΛΑΔΙΤΡΙΤΟΓΕΝΕΙ
ΛΥΣΙΜΑΧΟΣ : ΛΥΣΙΘΕΙΔΟ ΑΓΡΥΛΗΘΕΝ

2. ΟΔΗΜΟΣ

ΜΑΡΚΟΝ ΛΙΚΙΝΙΟΝΚΡΑΣΣΟΝΦΡΟΥ

ΓΕΥΣΕΒΕΙΑΣΤΕΤΗΣΠΡΟΣ ΤΟΝ
ΣΕΒΑΣΤΟ ΝΕΝΕΚΑ ΚΑΙΤΗΣ ΠΡΟΣ
ΤΟΝ ΔΗΜΟΝΕΥΝΟΙΑΣ ΚΑΙ ΕΥΕΡΓΕ
ΣΙΑΣ «Ο
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Dieser Stein giebt ein augenfälliges Beispiel zu den falsae inscriptiones statuarum alienarum, über welche schon Cicero zu seiner Zeit Klage führt. Die Statue des Lysimachos war, nach den Spuren der Fufstapfen auf der Oberfläche der Basis zu schliessen; eine eherne; sie wurde durch Auslöschung der obern Inschrift und durch Eingrabung der zweiten in ein Bild des Crassus verwandelt. Allein glücklicher Weise ist die erstere Operation so nachlässig geschehen, dafs man die Inschrift noch vollkommen gut lesen kann; und noch leserlicher müfste sie also in jener Zeit gewesen seyn, wenn sie nicht wahrscheinlich mit einem dünnen Stuck überzogen gewesen wäre.

Wer nun der Lysimachos S. des Lysitheides gewesen, der sich die erste Inschrift gesetzt, wage ich nieht zu entscheiden. Man möchte an die Familie des Aristeides denken, wenn diese nicht aus Alopeke gewesen wäre. Also vielleicht ein Sohn des bei Demosthenes öfter vorkommenden Lysitheides, dessen Demos ich mir nicht gemerkt habe. Beide Namen sind freilich nicht selten. So hat eins der vor Kurzem im Arch. Intelligenzblatte bekannt gemachten πινάκια ηλιαστικά auch einen Thriasier Lysitheides. Jedenfalls gehört die Inschrift, nach dem Charakter

1.

Σ]ωθεὶς ἐγ μεγάλων κινδύνων εἰκόνα τήνδε
Στῆσεν Λυσίμαχος Παλλάδι Τριτογενεί
Λυσίμαχος Λυσιθείδου Αγρυλῆθεν.

2.

Ὁ δῆμος

Μάρκον Λικίννιον Κράσσον Φρου-
γι εὐσεβείας τε τῆς πρὸς τὸν
Σεβαστὸν ἕνεκα καὶ τῆς πρὸς
τὸν δῆμον εὐνοίας καὶ εὐεργε
σίας.

ihrer Schriftzüge, ins Demosthenische Zeitalter. Ob
die Form τριτογενής (Hon. Hymn. 28, 4) bereits in
andern Inscriptionen vorkommt, entsinne ich mich
nicht.

Der M. Licinius Crassus Frugi aber, auf dessen Namen die Statue später umgeschrieben wurde, scheint der Vater des Piso Frugi Licinianus zu seyn, den Galba während seines kurzen Imperiums adoptirte (Tac. Hist. 1, 14. Suet. Galba 17. Plut. Galb. 23).

Ich verbinde hiermit einige andere Inschriften aus Athen und der Umgegend. Ein grofses viereckiges Piedestal mit der nachstehenden Inschrift wurde schon im verflossenen Sommer an der neuen Aeolosstrafse zwischen dem Bazar und der Hermesstrafse gefunden:

5

3.

ΕΠΙΝΕΙΚΗ ΚΑΙ
ΥΓΕΙΑ ΤΩΝ

ΘΕΙΩΝ ΚΑΙ ΦΙ

ΛΑΔΕΛΦΩΝ ΑΥ

ΤΟΚΡΑΤΟΡΩΝΜΑΡ

ΚΟΥΑΥΡΗΛΙΟΥ

ΑΝΤΩΝΙΝΟΥ

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