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LITERATUR

Mai 1838.

ALTERTHUMS WISSENSCHAFT

der Revolutionür. 1837. 91 S. 8. (16g Gr.).

mit Niebuhr und

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gern anbinden möchte,penein, mit denen wir nicht

ruft der Vf. sich S. 88:

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Denn auf jene beiden beEs mag unserer Darstel

BERLIN, in d. Nicolai, Buchh. P. W. Forchhammer, Die Athener und Sokrates die Gesetzlichen und lung zur Bewahrheitung gereichen, dafs sie im Wesentlichen mit der Ansicht jenes grofsen Denkers zusammentrifft, der mit seinem durch ein

Der Vf. ladet die etwanigen Gegner dieser Schrift sin unvollständig erforschtes historisches Dunkel

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hindurchschaute (Hegel); während auf der andern Seite wir uns getrauen, der nicht mehr einzuholenden Zustimmung des grofsen Geschichtsforschers (Niebuhr) gewifs zu seyn, dessen Worte wir dieser

als nach dem Erscheinen der Schrift, doch ohne Schrift vorangestellt haben."

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dafs sich die völlig entgegengesetzten Ueberzeugungen im geringsten verändert hätten. Nur mit Widerstreben entschlof's Rec. sich endlich, mit seiner Ansicht, welche die Widerlegung der entgegengesetzten in sich schliefst, an das Publikum zu appelliren, Er hätte warten können, bis ein Andrer, ein Besserer sich der Sache annähme. Doch nicht ein Jeder fühlt die Lust zum Schreiben, selbst wenn er von einer Ueberzeugung aufs lebendigste durchdrungen Dazu kommt, ich gestehe es, eine so tief eingewurzelte Verehrung des Sokrates, dafs dieser für Rec. beinahe Glaubensartikel geworden ist, welchem zu Gefallen man sich immer, dünkt mich, ein Bischen Fanatismus oder selbst Pedantismus erlauben darf. Sokrates ist eine jener Eminenzen der Geschichte der Menschheit, welche zugleich die wahrhaften Stützen des Glaubens an die Menschheit, an ihre Würde, ihren Fortschritt sind. - Uebrigens glaubt Rec. keineswegs, die Sache durch die nachfolgenden Zeilen zu erschöpfen. Sollte dieses erreicht werden, so wäre das Buch mit einem Buche zu beantworten. Er wird vielmehr nur auf einige Hauptpunkte aufmerksam machen, und möchte dadurch einen Andern anreizen, die Untersuchung durch allseitige Beleuchtung der fraglichen Punkte zu Ende zu bringen.

Die Resultate der zu beurtheilenden Schrift sind kürzlich diese: Sokrates ein Revolutionär und zwar im Sinne der oligarchischen Factionen seiner Zeit, die Atbener hatten das beste Recht, ibn hinzurichten, Anytos und Meletos waren vortreffliche Bürger, Xenophons Vertheidigung ist erbärmlich, sein Character der beste Beweis von dem verkehrten Streben des Sokrates, Platons Apologie ist eine Gemeinheit.

Es wird zunächst angebracht seyn, das Verhältaifs dieser Ansicht zu ähnlichen, worauf sie sich

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Diese Worte sind folgende: „, Ich will denen, die über die Athenienser als über ein heilloses leichtsinniges Volk declamiren, ihr Unrecht nicht zur Verantwortung rechnen, denn sie wissen nicht, was sie thun. Dabei offenbart sich aber, wie ungenügende Kunde zu Unrecht und Verleumdung führt, und warum frägt nicht jeder sein Bewufstseyn, ob er denn auch über das Vorliegende urtheilen könne?" Sie sind dem bekannten Aufsatze über Xenophons und Platos bürgerlichen Character entlehnt. Xenophon wird dort ein schlechter, Plato ein,,nicht guter" Bürger genannt; aber Sokrates? Hätte der Vf. doch die auf das Mitgetheilte gleich folgenden Worte noch ausgeschrieben: Auch hier wird der Dämon des Sokrates den Redlichen nicht verlassen." Schon hier eine Präsumtion, dafs N. über den Sohn des Sophroniskos doch wohl andrer Meinung gewesen; aber man lese nur weiter diese Stelle, wo der Satz exemplificirt wird, dafs bei politischen Parteistellungen hänfig der schlechte Mensch auf der Seite der guten Bürger sich befindet, und umgekehrt: Kl. Schrr. S. 476:,, Bald hernach erschien einer der Häupter der Gegenrevolution und Herstellung der legitimen Regierung (Anytos) unter Sokrates Anklügern: ein merkwürdiges Beispiel, wie wenig sich die politischen Parteien moralisch sondern, und unter den Fahnenträgern des Gesetzes und der gerechtesten Sache Bösewichter nicht fehlen." Mag der Vf. Niebuhrn zutrauen, dafs er dieses ohne,,genügende Kunde" des faktischen Zusammenhanges niedergeschrieben, und dafs er anders urtheilen würde, wenn er des Vf.'s Buch gelesen?

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sum Theil beruft, näher zu Deleuchten, damit wir tionär hält Hegel den Sokrates allerdings; und wer möchte es leugnen, dafs Sokrates das gewesen; auch

es hernach mit dem Vf. allein zu thun haben, nicht

des Sokrates gesessen, er würde wahrlich anders geurtheilt haben.

Nun haben wir den Vallein, und wollen wenigstens den Hauptargumenten genau folgen:

dafs, wenn man will, insofern die Athenienser ein Recht hatten ihn hinzurichten, dasselbe Recht, kraft dessen von jeher grofse Manner, die Hebel in der Geschichte der Menschheit, mit dem, was ihren Zeitgenossen positiv war, in Conflict gekommen, deshalb 1),,Mit Recht wurde Sokrates angeklagt, nicht gesteinigt, gekreuzigt, gemordet sind, um in einer, an die Athenischen Staatsgötter zu glauben. Dieser bessern Persönlichkeit, in ihrer Idealität, in dem, Glaube war schon früher wankend gemacht, aber was sie gewollt und gedacht, wieder aufzuerstehen nie vorher hatte der Rationalismus und in Folge und mit allen folgenden Geschlechtern fortzuleben. davon der Unglaube an die Staatsreligion so um sich Dieses Recht des Unrechts hatten auch die Athenien- gegriffen, als zur Zeit des Sokrates und durch ihn. ser gegen den Sokrates, kein andres aber: so ur- Ist dend unter allen seinen Schülern ein einziger, theilt auch Hegel. Er sieht im Sokrates einen,,un- der sich nach der Lehre der Attischen Staatsreligion schuldig Leidenden"; in seiner Lebensgeschichte rechtgläubig nennen konnte?" Ein Beispiel wäre ,,den Kampf zwischen zwei gleich berechtigten Mäch- gleich zur Hand, das des Xenophon, der altväterisch ten (insofern höchst tragisch), dem göttlichen Rechte, rechtgläubig war wie nur einer; doch diesen wird der unbefangenen Sitte, und auf der andern Seite Hr. F. nicht gelten dem Rechte des Bewusstseyns, der subjectiven Frei- und ähnliche Epithetasenso einen alten Sünder", würde man hören; denn nieheit" (Gesch. d. Philos. II. S. 487). Jenes Recht mals ist härter, heftiger iiber den Xenophon geurhätten die Athenienser für sich gehabt, dieses, das in dieser Schrift. Ich könnte theilt worden, als rates sey es ja eben höhere der freien Entwickelung allgemeiner Mensch- ferner anführen, gewesen, lichkeit, der Unterliegende. Des Sokrates Stel- der gegen die Sophisten den Glauben an Götter wielung im Staate sey etwas Zufälliges an ihm gewesen der in seiner höheren Begründung und Nothwendig S. 52:,, Neben diesen für ihn mehr zufälligen Ver- keit aufgewiesen; allein auch dieses würde nicht hältnissen zum Staate (seinen Feldzügen, Magistra- helfen; Orthodoxie will Hr. F., recht krasse Orturen), die er nur als allgemeine Bürgerpflicht that, thodoxie, die auch keinen Titel von dem, was der ohne eben selbstthätig die Angelegenheiten des Staats forderte, abgewizu seiner eigentlichen Hauptbeschäftigung zu ma- chen seyn dürfte. In diesem Sinne möchte man In diesem Siderte, abgewichen, noch sich an die Spitze der öffentlichen Ange- nun allerdings den Sokrates nicht gerne für orthodox legenheiten zu drängen." Er nennt ihn ein voll- halten; wohl aber war er orthodox in dem Sinne, endetes klassisches Kunstwerk sittlicher Gröfse, ein wie es jeder wahrhaft religiöse Mensch ist, der auch rubiges frommes Tugendbild, u. s. w.; es ist kaum in den unvollkommensten Formen immer noch Nahehrerbietiger vom Sokrates gesprochen, als von He- rung genug für sein Gemüth finden, und jene Forgel. Nur bei dem Urtheil über den Tod des Sokra- men deshalb lieb haben und heilig halten wird. Xetes beschleicht ihn einmal wieder der leidige histori- nophon sagt ausdrücklich, und durfte sich auf das sche Optimismus; obgleich auch hier seine Ansicht Athen berufen, Sokrates habe alle Publikum von und die des Hn. F. völlig divergiren. Sokrates war nach Hegel so gut wie unschuldig und wäre auch gewifs mit gelinder Züchtigung davon gekommen, wenn er sich nur vor Gericht anders benommen hätte. Man überliefs ihm die Schätzung seines Vergehens; er sagte: ich verdiene die höchsten Ebren. Damit habe er sein Gewissen der Volkssouverainität entgegengesetzt, und somit den Tod verdient. Er hätte sich demüthigen müssen, bitten müssen, bei dem Volke ,, herumgehen", so wie Perikles für seine Aspasia, für den Anaxagoras beim Volke, als dem Souverain, berumgegangen sey und gebeten habe. Uns scheint dieses eine unwürdige Ansicht; wir führen sie übrigens nur an, um das Verhältnifs der Hegelschen Ansicht zu der des Vf.'s vollständig zu characterisiren

Eine Autorität hat

Buchstabe der Solonischen BELS

Werke der Frömmigkeit geübt, wie die attische
Staatsreligion sie vorschrieb. War doch noch seine
letzte Handlung eine religiöse, Phaedo p. 118; oder
wollen wir, weil dieses Opfer an den Aesculap uns
läppisch erscheint, annehmen, dafs Sokrates, der
Sterbende, damit nur einen Witz babe machen wol-
len? Und da doch Hr. F. so ausdrücklich auf die
Staatsgötter besteht, warum liefs er Memorab. IV,3
unberücksichtigt, wo auf die Worte des Euthyde-
mos: ,,Ja, du bist fromm, Sokrates, ich weifs es
wohl. Mich aber beunruhigt es, dafs bei so unend-
lichen Wohlthaten der Götter kein Mensch im Stande
ist, Gleiches zu vergelten"
wortet wird:,,Fragst du, wie du die Götter vereb-
ren sollst, so halte dich daran, was der Delphische
Gott antwortet, wenn man ihm dieselbe Frage vor-

danem Sokrates geant

aber die ist auch danach! Derdings für sich, legt, voμW πÓNεWS, nach der Weise, wie ein je

alte sagt beim alte Cato sagt beim Plutarch (v. Cato c. 23), ziemlich dasselbe, was Hr. F. sagt. Ohne Zweifel sprach Cato so, als die Gesandtschaft wegen Oropos die römische Jugend so gefährlich aufregte, wo denn die Herren Senatoren im Karneades einen directen Schüler des Sokrates mögen gesehen haben. Wie nur Cato vom Sokrates erfahren haben mag? Hätte er unter den Richtern

der Staat seinen Bürgern vorschreibt, solle man sie
verehren." Kein Religionslehrer von Profession
hätte besser antworten können! Auch das Gespräch
mit Aristodem (Memor. I, 4) bietet Vieles des Wür-
digsten, was vom Standpunkte der Alten über Göt-
terverehrung gesagt werden konnte, und auch hier
sind die Götter keineswegs abstracte Wesen,
dern dieselben,,, welche den Atheniensern und allen

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Griechen, wenn sie durch Mantik befragt werden, das) Beste zu rathen pflegen." Und war nicht das ganze Leben und Treiben des Sokrates ein dem Auftrage des Delphischen Gottes, wie er diesen aus dem bekannten Ausspruche mit wahrer Kindlichkeit herausgefunden, geweihetes? oder glaubt der Vf. nicht, was Sokrates in der Platonischen Apologie mit ausdrücklicher Berufung auf bestimmte Zeugen aus Bagt? -Doch Hr. F. hält sich an das, was auch die Anklager für ihr ἕτερα δὲ καινὰ δαιμόνια εἰςηγούμεyog allein vorzubringen wussten, an das Dämonion des Sokrates, und, was schlimmer ist, er mifsdeutet es nicht allein eben so willkührlich wie die Ankläger, sondern er füigt auch noch eine neue Unbilligkeit hinzu. Wenn Sokrates beim Plato sagt, Apol. p. 31 c, sein Dämonion habe ihn immer abgehalten, an den Staatsangelegenheiten Theil zu nehmen (ra nohtina TQάTTE), so ruft er aus:,,Das also war das neue göttliche Wesen, gegen welches die Athener nach der Lehre des Sokrates ihre alten, noch immer mächtigen Götter hätten austauschen sollen, gegen einen elenden verneinenden Geist, der nichts vermochte, als den Sokrates abzuhalten, seine Pflicht gegen das Vaterland zu thun. Das Dämonion des Sokrates war kein neues göttliches Wesen"; Plato sowohl als Xenophon heben überall hervor, dafs es weiter nichts gewesen, als eine eigenthümliche in der Individualität des Sokrates durch besondre Naturanlage begründete Art von Mantik; und Schleiermacher hat zum Ueberflufs darauf aufmerksam gemacht, dafs Saóνιον immer Adjectiv sey, mit der Ellipse σημεῖον ; Uebers, des Plato I, 2. p. 432 f. Ferner: wie kann man πολιτικὰ πράττειν und Bürgerpflichten identificiren! Es beruht dies auf einer eigenthümlichen Ansicht des Vf.'s, dafs nämlich in einer Republik eines jeden Bürgers Pflicht sey τὰ πολιτικὰ πράττειν, sofern jeder Bürger nach solcher Verfassung Souverain sey, und der Souverain die Pflicht habe, die Staatsangelegenheiten zu betreiben. Eine wunderliche Confusion zwischen dem, was Recht eines jeden Bürgers und dem, was seine Pflicht war; seine Pflicht war doch nur, Feldzüge mitzumachen, die Volksversammlung zu besuchen, Aemter, wenn er gewählt wurde, anzunehmen; die Staatsgeschäfte aber zu betreiben in dem Sinne, wie Perikles, Themistokles u.s. w. es gethan, das war doch wohl blos freiwilliger Dienst, dessen sich ein Jeder enthalten konnte, ohne deshalb schlechter Bürger zu seyn. Ich weifs gerade nicht eine bestimmte Stelle zu citiren (auch hätte ich Ursache, dieses von Hrn. F. zu fordern, nicht er von mir), aber die ganze Praxis der Alten entscheidet dafür, indem eine politische Carriere in dem Sinne, wie jene Männer sie übernommen, namentlich die Demagogie immer für etwas Freiwilliges gegolten hat. Nun kämpfte Sokrates mit bei Potidäa, Amphipolis und Delion, war hernach mit im Rathe und bei der Gelegenheit notáτng in der Volksversammlung (Xenoph. Memor. IV, 4 init.), hat also seine Bürgerpflichten wohl gethan; allein, wie Hegel sagt, die Stellung zum Staate war nur etwas Zufäl

liges an ihm; noch weniger konnte er sich eine Profession daraus machen, in die Regierung des Staates einzugreifen; mit rubiger Besonnenheit hatte er früh erkannt, dafs sein Beruf ein andrer sey, der ihm von göttlichen Stimmen bestätigte, Weisheit zu suchen, die völlige, die vollendete, so lange er lebte in Athen, nach seinem Tode in Elysium. Was übrigens den vermeintlichen Widerspruch zwischen Xenophon's und Platon's Aussagen über das Sauóνιον betrifft, so hätte Beriicksichtigung verdient, was Schneider zu Memorab. I. 1, 4 bemerkt, dafs sehr wohl beider Aussagen neben einander bestehen könnten, indem, so oft das Dämonion den Sokrates nicht abgerathen, dieses Schweigen ja für ein Zurathen hätte gelten können.

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2) Die Hauptsache der Beschuldigungen, Sokrates ein verkappter Oligarch. Der Vf. giebt zur Einleitung eine kurze Geschichte der Verfassung Athens und verweilt besonders beim Perikles und seiner Rede (wie Thukydides sie wiedergiebt) zum Lobe der Athenienser. Was waren die Athenienser für ein Volk, jeder ein Selbstherrscher, alle gleich thätig, dem Perikles als Freie ergeben, ihm, dem Muster der Gesetzlichkeit im Handeln und in der Gesinnung!" Gewifs, dieses war eine schöne, grofse Zeit; aber nicht auf die Schilderung dieser Zeit kommt es an, sondern auf die der Zeit, in welcher Sokrates lebte.

(Der Beschlufs folgt.)

MEDICIN.

Brunnen- und Badeschriften.

(Beschlufs von Nr. 86.)

47) HIRSCHBERG, b. Nesener: Warmbrunn und seine Schwefelquellen u. s. w. Mit 3 lithographirten Abbildungen und 1 Kärtchen vom Hirschberger Thale. 1836. XIV und 287 S. gr. 8. (1 Rthlr.)

Warmbrunn liegt in dem schönen Hirschberger Thale, in welchem indessen Hernien und Kröpfe endemisch, Lungensucht häufig und an den meisten Orten rheumatische und katarrhalische Leiden stationär sind. Nach einigen geognostischen Bemerkungen theilt der Vf. das Geschichtliche und Topographische über Warmbrunn mit und giebt eine Beschreibung von dem Badeleben und den Vergnügungen während der Saison. Die warmen Schwefelquellen dringen mitten in Warmbrunn 20 Fufs unter der Bodenfläche aus mehreren Spalten grobkörnigen Granits hervor und werden das grofse und kleine Bad genannt. Schon im grauen Alterthume sollen die Quellen zu Bädern benutzt worden seyn. Recht iuteressant sind die geschichtlichen Nachrichten über die Badeinrichtungen seit dem XVI. Jahrhunderte, die bei gröfserer Frequenz der Badegäste in neuester Zeit verbessert und vermehrt wurden.. Für Kurgäste ist die

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Bemerkung des Vfs. gewifs nicht einladend, indem er von dem im Jahre 1825 erbanten Leichenhause versichert,,, dass es während der Sommerszeit seinem Zwecke vollkommen entspreche." Die Physisch chemischen Eigenschaften der nach des Vfs. Ansichten vulkanischen Ursprungs sich erfreuenden Warmbrunner Thermen werden nach Prof. Fischer angegeben. Das Baden in den Bassins, in welchen die Geschlechter, Stände und Rangstufen u. s. w. gehörig abgehandelt werden, ist dem in Wannen vorzuziehen, da über diefs noch die in jenen sich findende Temperatur von +28-30° R. eine fast allen Kranken zusagende ist. Die Thermen beruhigen und beleben das Nervensystem, erhöhen die Thätigkeit des Hautorgans, der Blut- und Lymphgefälse und des ganzon vegetativen Lebens, verbindern Congestionen und Blutstockungen und erweichen und zertheilen durch Beförderung aller Ab- und Ausscheidungen Stockungen und Verhärtungen. Metalloxyde werden desoxydirt und auf diese Weise Vergiftungen unschädlich gemacht. Hieraus ergiebt sich die Anzeige zum Gebrauche der Badekur in Warmbrunn bei den verschiedensten, aber in ihrem Wesen sich gleichenden Krankheiten von selbst. Die Trinkkur beginnt mit einem und steigt bis zu 4 und 6 Bechern. Fast immer sind Vorbereitungskuren bei eingewurzelten Krankheiten nöthig. Man badet anfangs nur 10 Minuten hindurch, später eine ganze Stunde und Gichtische und Gelähmte in der Regel zweimal täglich. Bei Obstructionen setzt man dem Thermalwasser Karlsbadersalz, bei Griesbeschwerden Natron carbon, und bei Lungenaffectionen warme Milch hin

zu.

48) AACHEN U. LEIPZIG, b. Mayer: Aachens heifse Quellen. Ein Handbuch für Aerzte, so wie ein unentbehrlicher Rathgeber für Brunnengäste von Dr. Zitterland, K. Preufs. Reg. Med. Rathe U. S. W. 1836. XI u. 342 S. 8. (1% Rthlr.) Wie die rühmlichst bekannte Schrift Monheims über Aachen vorzüglich die Naturforscher berücksichtigt hat, so soll vorliegende mehr das ärztliche und in Aachen Hilfe suchende Publikum belebren, weshalb der Vf. nicht blos seine eignen, seit 10 Jahren gemachten Erfahrungen, sondern auch die älterer Beobachter mittheilt. Mit Uebergehung der Topographie des Ortes und der Quellen, die wir sammt deren chemischen Beschreibung aus dem eben erwähnten vortrefflichen Werke kennen, wenden wir uns zu dem Rein praktischen und, weil wir ex nocentibus in der Regel leichter und leider häufiger die Juvantia erkennen lernen, zu den Gegenanzeigen der Aachner Thermalkur. Schädlich ist die Trinkkur bei wahrer Magenschwäche (bei Magensäure dagegen zu

versuchen), Nervenschwäche, Schwindsncht und Lungengeschwüren, Herzkrankheiten, Blutflüssen (besonders denen der Lungen), frisch entstandnen Magenkrämpfen, Koliken und Durchfällen (bei chronischen wirkt sie oft wunderbar günstig), congestivem Kopfweb, Fiebern (mit Ausnahme der intermittirenden) und Entzündungen. Selbst die Badekur mufs vermieden werden bei Blutcongestionen nach Kopf und Brust, Schwind- und Wassersuchten (letztre werden zuweilen durch Schwefelbäder geheilt. Rec.), wahrer Nervenschwäche, Blutspeien, Schwangerschaften (Kortum beschuldigte die Bäder, dafs sie Frühgeburten erregten; indessen ist der Ge brauch in Aachen allgemein, in der letzten Hälfte der Schwangerschaft fleifsig zu baden, ohne dafs Z. eine nachtheilige Wirkung bemerkt hätte.), gastrischen Zuständen, Fiebern und frischen Enzündungen. Die Diät und die Regeln beim Trinken und Baden in Aachen sind recht zweckmäfsig angegeben; aber auffallend und Erstaunen erregend mufs es für jeden seyn, wenn Hr. Reg. Med. Rath Zitterland, der Commissarius perpetuus für die Badanstalten in Aachen und Burtscheid, warnt, wie folgt:,, Ein andrer wichtiger Gegenstand, den der Kurgast nicht aus den Augen verlieren darf, ist, sich die Ueberzeugung za verschaffen, dafs das Bad, welches er nehmen will, rein, d. h. ungebraucht sey. Die vollkommenste Ueberzeugung davon erhält man dadurch, dafs man bei dem Einlaufen des Bades selbst gegenwärtig ist, oder es unter die Aufsicht einer zuverlässigen Person stellt!" Ei, ei! wozu mag die perpetuirliche Commissariatstelle, nützen? - Der zweite Abschnitt enthält die Beschreibung einzelner Krankheiten und deren spezielle Behandlung, ist also nicht Was auch für Kurgäste, sondern allein für Aerzte. der Vf. zur Entschuldigung dieser ärztlichen Mittheilungen in einer doch hauptsächlich für Kranke bestimmten Schrift hervorbringen mag, Ref. überzeugt es nicht, da er aus Erfahrung die Nachtheile solcher Erörterungen für Kranke kennt. Aus ihrem Gesichtspunkte, nach ihren mannichfaltigen Kenntnis sen beurtheilen sie dergleichen Krankheits- und Genesungsgeschichten und welche Folgerungen ziehn sie daraus; sie quälen sich und ihren Arzt mit Erklärungsversuchen u. s. W. Ueberflüssig erscheint Rec. die Bitte an die homöopathischen Aerzte, Kranke, die sie nach Aachen senden, als einstweilen aus der homöopathischen Behandlung getreten zu betrachten, da die Kur in Aachen eine allöopathische sey.

Im 3. Abschnitte werden historische, die Aachner Thermen betreffende Notizen mitgetheilt und im 4. auf einige sehenswerthe Gegenstände und Einiges für den Verkehr aufmerksam gemacht. B-r.

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gezogen, einigen Schein; aber Alcibiades war doch Demokrat; das ist also Widerspruch. Doch wenn nicht seine politische Richtung, so soll jedenfalls seine dissolute Aufführung dem Sokrates anzurechnen seyn. S. 29 ist von der Thätigkeit des Sokrates im Rathe die Rede. Der Rath, behauptet der Vf., war damals kein durchs Loos, sondern durch

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Die sittlichen Zustände dieser Zeit und das innere Wahl ernannter: also die Oligarchen hatten ihren

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Verfassungsleben derselben hätte der Vf. schildern, müssen, da er jetzt nur das äufsere Gerippe der Ereignisse giebt. Nicht allein er selbst lässt sich hier nicht auf die damaligen Zustände ein, sondern er möchte auch Anderen die freie Forschung darüber verleiden, indem er medusenartig jene Worte Niebuhr's dem Leser entgegenhält:,, Ich will denen, die über die Athenienser u. s. w." (S. oben.) Doch Niebuhr kann mit jenen Worten unmöglich völlige Tadellosigkeit der Athenienser haben aussprechen wollen; er meinte sicher nur, auch damals noch waren Keime grossartiger Tugend in den Atheniensern; es wäre Rettung möglich gewesen, wenn sich die dazu berufenen Männer (aher war Xenophon, war Plato ein zu solcher Aufgabe Berufener?) hätten an die Spitze der Angelegenheiten stellen wollen. In einer Untersuchung, wie der über den Procefs des Sokrates, wo es so wesentlich darauf ankommt zu sehen, was das für Leute waren, die den Sokrates anklagten, verurtheilten, kam es durchaus darauf an, die Hauptgebrechen der Zeit markirt zu schildern: die Characterlosigkeit, die aufserste Gesinnungslosigkeit, mit welcher damals die Volkssouverainität vom Volke wie von den Demagogen geübt wurde, wie damals vollkommne Bewufstlosigkeit über das eigentlich Gesetzliche der Verfassung, der

politischen Glaubensgenossen in den Rath gewählt!" Aber hätte der Vf. nur nachgewiesen, dafs der Rath damals wirklich noch durch Wahl ernannt wurde. Wachsmuth sowohl (Hellen. Alterthumsk. 1, 2. S. 205) als K. Fr. Hermann (Staatsalterth. §. 167) bekennen sich zu der Ansicht, dafs der Rath damals ein rein demokratischer war, und ob sie gleich kein ausdrückliches Zeugnifs dafür anführen konnten, so ist doch diese Annahme im Zusammenhange der damaligen Ereignisse und dessen, was Xenoph. Hellen. 1,4,20 und 7,3 sq. erzählt, im höchsten Grade wahrscheinlich, ja mehr als dieses; zumal da auch bei Plato Apol. p. 32 die damaligen Zustände im Gegensatze zu den späteren demokratische genannt werden, Das wäre denn doch erst zu widerlegen gewesen, ehe die Folgerung so zuversichtlich ausgesprochen werden dürfte: dafs Sokrates im Rathe gewesen, verdankte er lediglich der oligarcbischen Faction. Und wäre auch nur ein Schein von oligarchischer Tendenz in der Weise, wie Sokrates nun im Rathe auftritt! Im Gegentheil, er allein ist, wie Hr. F. selbst eingestehen mufs, bei dieser Gelegenheit,,guter Bürger"; eben so hernach in der Volksversammlung, vgl. Xenoph. Memorab. IV, 4.

ausgelassenste Neotorismus herrschte, wie die Ge- Dreifsig (Kritias war Schüler dhaft der

bestechlich waren und ein so künstlich organisirtes und so durchgreifendes Hetärien - Unwesen herrschte, dafs an freie selbstständige Thätigkeit des einzelnen Bürgers gar nicht zu denken war. (S. Vischer, Die oligarchische Partei und die Hetärien in Athen, von Kleisthenes bis ans Ende des peloponn. Krieges. Basel 1836.) Diese Zeit war es und dieser Staat, in welchem Sokrates lebte.

S. 33 eine neue Instanz gegen die politische Gesinnung des Sokrates. Während der Herrschaft der Sokrates; dafs auch Theramenes ein solcher genannt wird, ist unbillig; er war Schüler des Prodikos, Scholl, Aristoph. Nubb, 360) erscheint Sokrates zum zweiten Mal in politischer Thätigkeit.,,Die Dreifsig hefahlen ihm und vier Anderen, sie sollten den demokratischen Feldherrn Leon, den selbst sein Feind lobte, von Salamis nach Athen führen, damit er bingerichtet würde. Sie wandten sich mit solchem Auftrage S. 24 ihres Sinnes." Sokrates gebildet; ihre Politik war die seinige; also was that denn Sokrates, dafs er eines Sinnes mit mit Recht heifst es, Sokrates habe die Jugend ver- Menschen wie Theramenes und Kritias genannt werdorben." Die alte Rede! was Anytos gesagt, den darf? Nahm er die Commission an? Keineswas Aeschines gg. Timarch p. 24 nachspricht, wo- wegs! Mit Gefahr seines Lebens entzog er sich dem gegen Xenophon und die gesunde Vernunft den So- Befehle der Gewalthaber. Ist denn das erlaubt, Krates in Schutz nimmt. Kritias war Oligarch; in- aus der blofsen Zumuthung von Seiten der Tyrannen sofern hat die Insinuation, Sokrates habe Oligarchen zu folgern, dafs sie in der Gesinnung des Sokrates

,Den Alcibiades und den Kritias hat natürlicher Weise an Leute er e

Und

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