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Ueber die von demselben 1770 unternommene chemi-
sche Analyse der Karlsbader Wässer fällte Berzelius
1822 das günstigste Urtheil. - Die Haupttrinker,
welche d. C. bis zum J. 1832 kennen lernte, waren
Männer, die 20 bis 30 Becher verschlangen (ein Mann
Brauner trank Morgens 40 und Abends 10 Becher),
aber eben nicht gröfsere Wirkung hatten, als die,
welche 8 bis 10 tranken. Recht gut vergleicht C.
diese Kur mit dem Platzregen, der für die Erde auch
nicht so fruchtbar als ein sanfter Regen ist. Die
himmelblauen Gallensteine sind nach Pleischl und Stein-
mann sehr selten, sie saben sie nie, obschon sie eine
bedeutende Masse Gallensteine unter den Händen
hatten. (Walter Sohn in Berlin besafs einige blaue,
und wünschenswerth wäre es, wenn man eine che-
mische Analyse damit anstellte, da der Gehalt an
Kupfer, von dem Lattermann, ein sächsischer Che-
miker, die Farbe herleitete, Ref. doch noch sehr
Dafs Karlsbad den Cal-
problematisch scheint.)
lus frakturirter Knochen auflöse, hat bis jetzt nur
Brieske (in Hufeland's Journal 1816. 10.) beobachtet
und de Carro hat ganz Recht, dafs dieser Fall, wo
von einem 22 Tage alten Knochenbruche, und also
von beginnender Heilung die Rede ist, nicht abhal-
ten dürfe, Kranke mit geheilten Knochenbrüchen zur
Kur nach Karlsbad zu schicken. Aerzte und Kranke
werden zur Beachtung dieses hochwichtigen Gegen-
standes aufgefordert. - Die viel gebrauchte Spru-
delsuppe, das Abendessen vieler Kurgäste in Karls-
bad, besteht aus Sprudel, etwas feinem Mehl, But-
ter und Salz und einem Ei. Der Herausgeber
theilt Dr. Kahlert's Erfahrungen über die Schutz-
mauke mit. K. impfte mit der Lymphe der nach Fie-
ber entstanden Pferdemauke zwei Kühe und erzeug-
te vollkommne Kubpocken, von denen er mit bestem
Erfolge vaccinirte. de Carro zeigt, dafs das Ueber-
tragen der Schutzmauke auf Kühe unnöthig sey, da
man mit dem Maukenstoffe (equine) selbst vacciniren
könne. Die Vaccination in Persien und Ostindien
wurde durch Equine, welche Dr. Sacco an de Carro
schickte, verbreitet. (Es ist gewils von höchster
Wichtigkeit, dafs hierauf die Medicinalbehörden
Rücksicht nehmen. Auch Heim untersuchte im J.
1830 die gewöhnlichen Kuhpocken ganz ähnlichen
Blattern, welche in der Thierarzneischule bei 7 Per-
sonen, die maukenkranke Pferde gepflegt hatten,
ausgebrochen waren. Dess. Leben II. S. 279. Ref.)
Anziehend ist die, zwar schon bekannte, Geschichte
dieser Verbreitung durch de Carro, und ein Brief des
Dr. Auban, der die Kinder des Sultans impfte.
Vom Caffe. Der Herausgeber räth zur Vorsicht bei
dem Gebrauche desselben zum Frühstück und hält ihn
für schädlich bei subacuten Unterleibsleiden (Abends
macht er leicht schlaflose Nächte). Sprudelbäder, die
sonst die ganze Kur ausmachten, dann wieder gar

nicht beachtet wurden, werden jetzt wieder mehr benutzt. Es finden sich noch mehrere andere, unsere Leser jedoch nicht interessirende Mittheilungen, die Ref. auch in den folgenden Jahrgängen unerwähnt läfst. - 1834. Die Litteratur Karlsbads. Hier findet sich eine Zusammenstellung aller Schriften, in welchen Karlsbad beschrieben und abgehandelt wird, Der Mühlbrunnen ist seit mehreren Jabren so besucht, dafs die Trinker fast mit Lebensgefahr und oft nur durch stämmige Diener ihren Becher füllen lassen können, während der viel wasserreichere Neubrunnen fast ganz verlassen ist. Man glaubt, dafs jener eine mehr abführende und weniger erhitzende Wirkung auf den Körper habe. Hr. de C. zeigt, dafs die Verschiedenheit beider Brunnen nur in der Temperatur bestehe und dieselbe verschwinde, wenn man den Neubrunnen im Becher etwas abkühlen lasse. Seit dem Drängen zum Mühlbrunnen (das man in ei ner lebhaften Saison erlebt haben mufs, um die Unbequemlichkeit und grofse Störung zu empfinden Ref.) läfst de C. nur Neu- und Theresienbrunnen trinken und erreicht auf eine für die Trinker bequemere Weise seinen Zweck. (Auch Ref, hat sich während zweimaligen Gebrauchs des Karlsbades von der Richtigkeit dieser Ansicht überzeugt.) Agardh fand und beschrieb bei einer 14tägigen Abwesenheit 30 Spezies von Algen, und unter diesen mehrere neue. - Die Impfung eines gesunden achtmonatlichen Kindes mit Equine schlug fehl, da die Lymphe aus zu alten Pusteln genommen war. Die Grippe war in Karlsbad sehr gelinde im J. 1833. bains de marc. Die Bäder von Weintrebern sind in Weinländern das, was bei uns die Maischbäder, eine Art von kohlensauren Gasbädern, bei denen, wenn sie ganz genommen werden, immer Vorsicht wegen Erstickungsgefahr anzurathen ist. Dr. Ryba giebt seine Beobachtungen über die Anwendung der Dümpfe des Bernhardsbrunnens bei Augenkrankheiten. Sie nützen besonders bei zu grofsem Erethismus, krampfhaften Bewegungen des Augapfels und der Augenlider und Lichtscheu, bei chron. Blennorrhöe der Bindebaut, Verhärtung der Meibom'schen Drüsen, Epiphora, Xerophthalmia, Hornhaut flecken, verschiedenen nervösen Affectionen des Auges, welche von wahrer Schwäche und Mangel an Lebenskraft, von stockendem Blutumlaufe, Unterdrückung der Hautthätigkeit herrühren, bei beginnender Amblyopia rheumatica und Paralysis musculor, ocul, rheum. (Malfatti versicherte dem Ref., dafs er bei anfangendem Glaucom seines linken Auges in Folge einer Gichtmetastase von diesen Dämpfen in Verbindung mit einer Trinkkur den günstigsten Erfolg gehabt habe.) Schädlich sind die Dämpfe während des ersten Stadiums der Entzündung. Gut sind die Cau telen bei dem Gebrauche derselben angegeben. (Die Fortsetzung folgt.)

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Les

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hatten ihm Aachen oder Wiesbaden verordnet.
Ein Brief von Berzelius beantwortet die Frage de C.'s,
ob und wie man mit Nutzen das für die Glasbereitung
so wichtige Natron carbon. aus den Karlsbader Ther-
men gewinnen könne, dahin, dafs es am besten durch
Gradirwerke und Siedpfannen zu erhalten sey. -
Ortmann giebt Nachträge zur Flora.

Romberg und de Carro stellten Versuche über die Verschiedenheit der Abkühlungszeit des

Auch der an freier Kohlensäure reiche Sauerbrunnen und heifsen Wassers an und fanden, dafs das prudel

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wird als Augenwasser benutzt, ist aber nur bei pas- lich erwärmte in gleicher Zeit einige Grade seines siven Congestionen und davon herrührender erhöhter Wärmestoffs mehr verlor, als das vom Sprudel. de Sensibilität angezeigt. Die Bäder von mehrstün- C. schliefst hieraus, dafs man den künstlichen Wäsdiger Dauer, in früherer Zeit in Karlshad so ge- sern nie eine gleiche Wärme geben könne, als die bräuchlich, werden jetzt gar nicht mehr angewendet, natürlichen besitzen — ein Trugschlufs; in dem de C. giebt die Schilderung nach den Schweizer Bä- künstlich erwärmten Wasser der Versuche fehlten dern aus der Abhandlung Ure's in der Bibl. univ. de ja die nämlichen, oder doch ähnlichen Bestandtheile Genève. 1821. Poetische und prosaische Mittheilun- des Sprudels! Man hätte mit Struve'schen Nachgen finden sich über die Entdeckung Karlsbads. bildungen experimentiren müssen. Nach Prof. 1835. Die Saison 1834 zählte 3287 Numern oder Jungmann in Prag giebt de C. ein alphabetisches Ver6165 Individuen (1800 mit 700 und 1833 mit 2933 zeichnifs von 177 böhmischen Mineralquellen; - CorNumern); gröfserer und mehr beförderter Reise- da in Prag Mittheilungen über die in mehreren von lust und besserer Bekanntschaft der Karlsb. Wasser den Thermen Karlsbads aufgefundenen mikroskopidurch die Struve'schen Trinkanstalten schreibt de C. schen Geschöpfe. 1836. Für viele grofse Herren, wohl mit Recht diese bedeutende Vermehrung zu. auch für Gelehrte und Künstler, ist es eine Art von Besonders gilt dies von den Engländern, von denen Trost, ein Heilmittel zu gebrauchen, dessen sich die Liste des J. 1826 nur 20, die des J. 1834 aber andere ihres Standes schon mehrmals bedient haben; 153 zählt. Auffallend war, aufser der grofsen Zahl in dieser Hinsicht ist das Verzeichnifs der hohen der höchsten Stände, die der die Kur gebrauchenden Herrschaften, Staatsmänner, Krieger, Gelehrten, Aerzte, 97. Schon vor dem 1. Mai, dem gewöhn- Künstler und anderer merkwürdigen Personen, die lichen Eröffnungstage der Saison, enthielt die Liste in den Jahren 1826-35 in Karlsbad waren, recht für die Monate Januar und Februar 7, März 4 und interessant. Aerzte gebrauchten die Kur 1826: 38, April 13 Numern. Die grofse Hitze im Juli er- 1827: 64, 1828; 66, 1829: 72, 1830: 67, 1831:35 regte Typhus abdominalis, der besonders bei jünge- (Cholerazeit), 1832: 66, 1833:75, 1834: 97, 1835: ren Personen heftig war und 8 Fremden das Leben 65, 1836: 72 (Sa 717); ein Beweis, dafs dieselben kostete. (Nach Malfatti war die Krankheit Typhus von der grofsen Wirksamkeit dieser Thermen übercontagiosus, dessen Verbreitung durch Ansteckung zeugt sind, da sie selbst sich derselben bedienen. sich nachweisen liefs. Ref.) Noch nie sah de C. die Der Chemiker Creuzburg aus Hildburghausen fand 4 Wasser mit einer solchen Energie auf die Haut wir- Bestandtheile in dem Karlsb. Wasser, die dem beken. Hauteruptionen entstanden häufig, besonders rühmten Berzelius entgangen waren. Sie sind das bei Frauenselbst Pemphigus entstand, ohne dafs Jod (der Karlsb. Apotheker Nentwich fand es früher jedoch diese Personen von der herrschenden Krank- und Creuzburg bestätigte nur dessen Entdeckung), heit befallen wurden oder waren. (Ref. sah indessen das Bitumen, eine organische seifenartige Substanz in der Reconvalescenz von diesem Typhus bei einem und Schwefelwasserstoffgas. Besonders das Jod ist aus Karlsbad zurückgekehrten Mädchen Pemphigus den Karlsh. Aerzten von grofser Wichtigkeit und entstehen, ohne dafs die Kranke die Kur gebraucht de C. unterläfst nicht, an die Nachbildung dieser hätte. Die im J. 1834 gemachten Verbesserungen Thermen ohne Jod (in 16 Unzen finden sich 0,01708 und Verschönerungen des Kurorts und seiner Umge- Gran) zu erinnern und hält mit Recht für ungenübungen waren nicht unbedeutend. Baron v. Cha- gend, wenn Struve sagt: dafs dieser Stoff, als er hot wurde durch eine russische Somnambüle nach (Struve) und Berzelius die Thermen untersuchten, Karlsbad zur Kur geschickt und genas. Seine Aerzte nicht darin gewesen, also erst später hinzugekom

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wässer vor den Richterstuhl der Wissenschaft und tig und wird durch Sprudelwassen Moor ist eisenhal

.

Prak

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men sey und wahrscheinlich wieder verschwinden wird.) Zu den mannichfaltigen Kurmitteln sind noch werde. Creuzburg zieht die künstlichen Mineral- Moorbäder hinzugekommen. Der Moor ist eisenhaltische Beobachtungen über die Gallensteine. Die Gallenconcretionen spielen fast bei allen Unterleibskranken, die sich jährlich in dem grofsen europäischen Hospitale, wie man Karlsbad wohl auch schon genannt hat, eine grofse Rolle. Obschon einige Symptome die Gegenwart derselben erkennen lehren, so giebt doch erst der wirkliche Abgang solcher Steine Gewissheit. Der Herausgeber lehrt die Kranken, nach Gallensteinen zu forschen. (Zweckmälsig hierzu sind die tragbaren Nachtstühle, die man im gen als Fufsbänke benutzen kann. Der Kunsttischler Jos. Wagner verfertigt sie in Karlsbad. Ref.) Der Koryphäe der Karlsbader Wassertrinker ist ein leberkranker mährischer Winzer, Prinz (man nannte ihn den Sprudelkönig. Ref.), der im J. 1836 fünf Wochen hindurch des Morgens 35 bis 40 (meistens Sprudel) und Abends 15 bis 20 Becher (gewöhnlich Schlofsbrunnen) ohne ärztliche Anweisung trank. Der schon erwähnte Böhme (Jahrgang 1833) trank zwei Becher auf einmal, der Mähre nur einen alle 10 Minuten von Morgens 3 und Nachmittags 4 Uhr an. In dem von Pöschmann und de Carro darüber ausgestellten Atteste heifst es schliefalich: Quamquam Adull. Prinz sese per quinque hebdomadas bene habuerit, talem immodicum'usum, rationi medicae prorsus contrarium, summopere reprobramus et damnamus. Nos etenim experientia docet insignes effectus thermarum Carolinarum lenta et progressiva absorptione tuto et feliciter obtineri. Heilung eines Tic douloureux (es scheint hysterische Neuralgie gewesen zu seyn). Rust's Abhandlung über die Wirksamkeit der an mineralischen Bestandtheilen armen Quellen und die der künstlichen Mineralwasser übersetzt und kritisirt der Herausg. Beide Theile scheinen zu weit zu gehen.

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zeigt, wie bei der höchsten Gewandtheit in chemischen Uutersuchungen dennoch das stete Fortschreiten der Wissenschaft die genaueste Analyse verhindert und noch immer übrig bleibt, neue Entdeckungen zu machen. Deshalb sind die künstlichen Mineralwässer mit den natürlichen nicht identisch, aber immer sehr lobenswerth und nützlich. Ausführlicher ist er über diesen Gegenstand in seinen wissenschaftlichen Neuigkeiten über Karlsbad 1836. Romberg: über die jetzige Praxis in Karlsbad (aus Casper's Wochenschrift 1835), vergleicht die jetzige Praxis mit der früheren und verbreitet sich über den Wechsel der ärztlichen Ansichten von einem und demselben Mittel. (Ref., der sich an Ort und Stelle von der Richtigkeit dieser Bemerkungen überzeugte, glaubt, dafs sehr oft die Sucht nach Neuerungen nur aus dem Wunsche entsteht, Aufsehen zu erregen und Patienten zu erhalten.) Die ergänzenden Zusätze des Herausgebers sind, so wie der ganze Aufsatz, lesenswerth. - Bigel's Heilung u. s. w. kennen unsre Leser. Pleischl untersuchte das an den Mauern der Karlsbader Thermen sich bildende Salz (Mauersalz), und fand es aus 53,5 Theilen unauflöslichen Kalkes und 46,5 Theilen auflöslicher Salze bestehend. Wichtig für Naturwissenschaft ist die Abhandlung Corda's über die Oscillatorien der Karlsb. Thermen. Der Herausgeber giebt Nachrichten aus Carus's Aufsatze (Hufel. J. 1836. 1.), von den Neothermen zu Paris und der königl. deutschen Brunnenanstalt zu Brighton. Dr. King, einer der Aerzte dieser Austalt, wo jeder Trinker wöchentlich ein Pfund Sterling bezahlen mufs, schreibt an de C. Wir fühlen recht gut, dafs unsre Wässer mit den natürlichen nicht identisch seyn können; aber es genügt uns, durch diese Nachbildung neue Heilmittel erhalten zu haben, welche mit besonderen Eigenschaften begabt und verschieden von den früher besessenen Medicamenten, Krankheiten heilen, die anderen Mitteln widerstanden. (Gewifs das richtigste Urtheil!) - 1837. Der Vf. fährt mit seinen Listen über die merkwürdigsten Kurgäste des J. 1836 fort und zeigt, dafs die Abnahme der Totalsumme durch die Krönung des Kaisers in Prag (auch durch die Nähe der Cholera. Ref.) bedingt wurde. Fast alle Länder Europa's lieferten ihr Contingent, besonders aber England.,, Die Pairs des Königreichs hätten dieses Jahr auf der Wiese eine Versammlung des Oberhauses bilden und die K. Marineoffiziere eine respektable Flotte commandiren können." (Karlsbad verdankt diesen Zuspruch besonders de Carro's englischer Brunnenschrift über diese Thermen.) Aber auch aus Nordamerika, Ost- und Westindien, selbst aus Australien fanden sich Kurgäste. (Interessant für Schafzüchter ist der Bericht Archer's, Besitzers der bedeutendsten Schäfereien auf van Diemens Land, über den Zustand derselben und die Verfeinerung der Wolle, welcher vom Herausgeber mitgetheilt

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Dr. Ed. Schmalz aus Dresden, der sich seit längrer Zeit mit Krankheiten des Gehörs- und Sprachorgans beschäftigt hat, zeigt, dafs nur in denjenigen Gehörfehlern, welche durch Unterleibsleiden, besonders Störung der Blutcirculation bedingt oder unterhalten werden, der innerliche Gebrauch der Karlsb. Thermen angezeigt sey und dem äufseren vorangehen müsse. Ohne Nutzen bleibt die Kur bei rein nervösen und acuten, entzündlichen Gehörkrankheiten, ja sie verschlimmert sie meistens. Die örtliche Anwendung geschiebt unter feuchter und trockner Form, jene durch Eintröpfeln und Dämpfe, diese durch Einströmungen des kohlensauren Gases. Die nöthigen Cautelen werden falslich gegeben. Die Moorerde der Schlammbäder hat nach Pleischl auch nicht eine Spur von salzsauren Salzen und wird wohl erst durch das Sprudelwasser wirksam. Zwei Briefe des Dr. Bigel an d. Carro über des erstern Steinkrankheit. B. hielt sich bei seiner Abreise von Karlsbad vom Blasensteine gänzlich befreit, wurde aber schon nach 2 Monaten vou der Gegenwart eines Steins überzeugt, der nach 17 lithotriptischen Sitzungen durch den Dr. Linke in Warschau entfernt wurde. d.. C. glaubt

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nicht, dafs dieser Stein sich nicht neu gebildet habe, sondern wohl früher eingehalgt war B., dis gnter Halinemannianer, suchte die Ursache der Steinbil dung in einer vor 40 Jahren gehalten psorischen Hautkrankheit und gebrauchte unglaublicherweise nicht die nie trügenden, immer heifenden Antipsorica seines Meisters sondern die nech nicht homöopathisch untersuchten Warmbrunner Thermen. Hier wurde er,,bis auf eine chronische, katarrha Hisch Hämorrhoidalische Affection der Blase und deren Halses, verbunden mit einer arthritisch-rheumatischen Diathese, die seit 30 Jahren sohon in den Schultern ihren Sitz hatte, von seinem. Blasenfibel befreit." Er liefs daselbst seine letzten Steine, verdankt Warmbrunn die Wiederkehr des Rheumatismus an seinen alten Ort und verlangt nicht mehr, Aber wo steckt denn nun die Psora? Hofrath Schwabe aus Dessau, beschreibt die verschiednen Panzerinfusorien, aus denen der Kieselguhr des Elinbogner Kreises besteht. Die meisten gehören der Navicula viridis an; er find aber auch noch Frustulien, Gaillonellen, Closterien etc. Goepperts Versuche über Versteinerung und Veränderung organischer Körper in Metallen und Erden und die bekannten (indessen keinesweges schon bestätigten) Entdeckungen Crofse's, so wie noch mehrere geognostische und historische Notizen werden mitgetheilt und geben Zeugnifs von der ungemeinen Thätigkeit des verdienten Herausgebers.

43) BERLIN, b. Enslin: Wiesbaden nebst seinen Heilquellen und Umgebungen von G.H. Richter, Dr. etc. zu Wiesbaden etc. VIII, 350 und 4 unpaginirte Seiten. 8. (11 Rthlr.)

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sen nach Beendigung der Kúr, zuweilen erst in ibrer Heimath ein, und noch andere werden durch Lysen geheilt. Unter den Krankheiten, welche in Wiesbaden wenn nicht völlig geheilt, doch bedeutend gebessert werden, steht die grofse im Pfortadersysteme wurzelnde Gruppe oben an; dann folgen die Skrofeln, chronische Metallvergiftung und Hautausschläge, Lähmungen und Rückenmarkskrankheiten, gutartige Anschwellungen der Geschlechtsorgane u. s. w. Recht gut ist gezeigt, wie diese Krankheiten durch die Thermalkur beseitigt werden können, wobei sich die Gegenanzeige von selbst ergiebt. Die hen Regeln, die zweckmälsigste Lebensordnung, selbst die Vorschriften zur Reise nach Wiesbaden sind so vortrefflich, dafs sie nicht genug von den Kurgästen beherzigt werden können. Die sehr gute Brunnenschrift empfiehlt sich überdiels noch durch ihre typographische Ausstattung.

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c) Schwefelthermen.

44) WIEN, b. Gerold: Baden in Oestreich, seine reichlichen Quellen und deren heilende Kräfte, seine vorzüglichen Merkwürdigkeiten und malerischen Umgebungen. Von C. Rollet, Dr. Med. u. s. w. zu Baden. Mit einer Karte. 1838. XII u. 254 S. 8. (16 gGr.)

Badens Thermen wurden wahrscheinlich schon vor

den Römern, die sie Aquae Pannoniae nannten, benutzt und erfreuten sich seit geraumer Zeit der gröfsten Aufmerksamkeit der nahen Kaiserstadt und ihrer Fürsten. Der einzelnen Schwefelquellen und Badanstalten in dem wirklich reizend gelegnen Baden giebt es bekanntlich eine grofse Anzahl, die nicht in ihren Bestandtheilen, sondern nur in dem WärWie seine Vorgänger schrieb der Vf. für Aerzte megrade (+23 30° R.) von einander abweichen. und Kurgäste zugleich. Nachdem er das Historische Die vom Vf. mitgetheilte Analyse (vom Prof. Spécz) und Geographische der Stadt Wiesbaden und die weicht in Etwas von der Schenk's ab. Bade- und PoGeognosie der Umgebungen erörtert hat, giebt er die lizeiverordnungen seit den ältesten Zeiten werden abbekannten Ansichten und Hypothesen über Entste- gedruckt. Die Trinkkur in Baden ist sehr alt, wurhung der Thermen im Allgemeinen und der Wies- den aber die ganze letzte Hälfte des vorigen Jabrhunbadens im Besondern, führt deren physisch-chemi- derts vernachlässigt und erst durch Schenk und vorschen Eigenschaften nach Kastner an und betrachtet züglich Obersteiner wieder eingeführt. Die verschieddann ihre Wirkungsart. Mit Carus nimmt er eine einen Bäder werden nach ihrer Temperatur von den genthümliche organische Natur der Thermen (den Aerzten verordnet. Zu wenig ist über die ThermalBrunnengeist) an, welehe auf das Gesammtleben des kur gesagt; indessen ist die Schrift auch weniger Individuums wirkt und zu Heilbestrebungen anregt, für den Arzt als für den Kurgast bestimmt, und desNach dem Trinken des W. Thermalwassers entsteht balb werden Oertlichkeit und Umgebungen Badens vermehrte Schweifs- und Urinabsonderung und häu- mehr berücksichtigt. Befsre Schreibart und weniger figere Darmabscheidung, letztre um so mehr je küh- Druckfebler wären zu wünschen. ler das Wasser getrunken wird (aleo ähnlich wie in Karlsbad. Ref.). Die in der Regel von +28-29o R. genommenen Bäder wirksn mehr auf die Haut und beseitigen durch Regulirung der Hautfunctionen eine grofse Zahl von Unterleibsleiden. Den durch äuIsern und innerlichen Gebrauch hervorgebrachten kritischen Ausscheidungen gehen meistens fieberhafte Bewegungen, das sogenannte Brunnenfieber vorher, das wohl von dem Fieber unterschieden werden mufs, das durch Uebersättigung des Körpers mit der Therme entsteht. Bei einigen Kranken treten diese Kri

45) PESTH, b. Hartleben: Die warmen Heilquellen der Hauptstadt Ofen im Königreiche Ungarn. Geschichtlich und naturhistorisch beschrieben, nebst Angabe ihrer Einrichtung, Anwendungsweise und Heilkraft. Von Dr. F. X. Linzbauer, Mitgliede der löbl. med. Fakultät zu Pesth, Honorar- Physikus und ausübendem Arzte in Ofen. Mit 4 lithogr. Tafeln. 1837. XX u. 236 S. gr. 8. (1% Rthlr.)

Nach kurzer Einleitung giebt der Vf. die Geschichte Ofens und seiner Bäder. Schon den Römern wa

ren die Thermen Ofens bekannt, wie aufgefundne Inschriften bezeugen. Unter den Hunnen, und Magyaren wurde nicht viel für Badeinrichtungen gethan, desto mehr aber von den Türken, von denen Wernher (in s. Hypomnemation de admirandis Hungariae aquis. Vien. 1551) gesteht, dafs die Alles verheerenden Türken die oberen und untern Bäder nicht nur nicht verdorben, sondern sogar verschönert und mit besondrer Vorliebe zu verherrlichen gestrebt haben. Vielfältige Mittheilungen verschiedner Reisen-, den bestätigen diesen Ausspruch. Wie zweckmäfsig, diese Türkischen Badeinrichtungen waren, geht aus den Abbildungen Marsigli's hervor, welche der Vf. auf der ersten Tafel giebt. Nach Verdrängung der Türken verfielen die Badanstalten wieder mehr und hoben sich erst in neuester Zeit hervor. Nach einer Topophysiographie wendet sich der Vf. zur Geognosie, meistens auf Beudants mineral, und geognost. Reise durch Ungarn. Leipzig 1825 verweisend. Die bügligen Umgebungen scheinen aus Kalkstein, Hornsteinbreccio und Kalkmergel zusammengesetzt zu seyn. Ueber die reiche Flora schrieb Prof. Sadler; von der Fauna erfabren wir nichts. Die Quellen wurden von jeher in die untern und obern eingetheilt. Aus den ersteren erhalten das Wasser 1) Das Blocksbad (+37° R.), welches eine grofse Menge nicht beachteten Badeschlammes absetzt, der schon von Stoker (1721) als die Sacra anchora dolore artuum ulceribusque infestatis gepriesen wird. 2) Das Bruckbad (+35-37° R.) und 3) das Reizenbad (das Hauptbad des Königs M. Corvinus, jetzt das unansehnlichste). Der obern Quellen warmes Wasser macht 1) Das Königsbad (von den Türken eingerichtet. Das auf der Bleicherwiese entspringendo Wasser (+48° R.) wird in einem fast 1000 Klafter langen, gemauer ten Kanale zu den Blijdern geleitet) und 2) das Kaiserbad, das von den Türken besonders verschönert und durch ein in der Nähe erbautes Derwischkloster verherrlicht wurde. Eine türkische Inschrift, von welcher der Vf. eine getreue Copie liefert, konnte weder durch von Gévay und v. Hammer, noch durch Hier Nuri Effendi (im J. 1835) entziffert werden, entdeckte man auch die zuerst im J. 1804 untersuchte Trinkheilqaelle. Diese so wie alle Anlagen im Kaiserbade sind das Besitzthum der barmhorzigen Briider, Das Geschichtliche über die chemischen Untersuchungen dieser so wirksamen Thermen zeigt, dafs in neuerer Zeit gar nichts zur Feststellung ihrer Bestandtheile gethan wurde, ja dafs wohl keine seit 1636 Jahren benutzte Quelle so wenig in chemischer Hinsicht bekannt sey, als die in Ofen. Die im J. 1804 von Winterl und Kitaibel gemachten Analysen der Trinkquelle weichen gar zu sehr von einander ab und das vom Prof. Schuster mitgetheilte Resultat einer Analyse ist blos eine Uebersetzung der von Oesterreicher (1781) aufgefundnen Bestandtheile. Aus den Mittheilungen über die bisherige und zu hoffende Anwendung der Ofner Thermen ersehen wir, auf welcher niedrigen Stufe die Badeinrichtungen stehen;

nirgends findet sich in den Spiegelbädern ein bleibender durch Thermometer bestimmter Wärmegrad, nirgends eine Douche, ein Dampfbad, ein Gasdunstbad, ein Schlammbad, welches doch schon vor 100 Jahren durch Stoker empfohlen wurde! Es ist aber auch kein wirklicher Badearzt da, und die meisten Kranken gebrauchen die Bäder ohne Rath und Anleitung eines Arztes, nach eigner Willkür. Auch aus des Vfs., in zu schwülstiger Sprache geschriebenem Buche erhalten wir nur Andeutungen über den Gebrauch dieser Thermen und fromme Wünsche, dafs Verbesserungen bald eintreten mögen! Leider wird die diesjährige Wassersnoth und das die Schwesterstädte betroffne Unglück diese Wünsche zu erfüllen, sobald nicht erlauben.

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46) LEIPZIG, b. Engelmann: Die heifsen Quellen zu Pösteny (Piestjan) in Ungarn. Von Dr. F. E. Scherer. 1837, 220 S. gr. 8. (11⁄2 Rthle.) Die seit der Mitte des XVI. Jahrhunderts bekannten und beschriebnen Bäder, in dem reizenden Waagthale des Neutraër Comitats, erhielten erst in neue ster Zeit einige Einrichtungen, die indessen nach deutschem Maafsstabe Vieles zu wünschen übrig lassen. Die Haupt- und die Trinkquelle haben eine Temperatur von + 48°, die zuweilen, bei Gewittern, bis auf + 51° R. erhöht wird. In den verschiednen Bädern weekselt der Wärmegrad von + 28-34 und im Badeschlamme von + 32-38° R. Von den durch Prof. Josz in Wien angestellten chemischen Untersuchungen des Thermalwassers und Schlammes werden die vorläufigen Resultate mitgetheilt. Vor der Trinkkur ist es nöthig, krankhafte Stoffe entweder nach oben oder unten auszuleeren, und mufs dieses zuweilen selbst während der Kur geschehen, da dieses alkalische Schwefelwasser nur auflösend uud nicht ausleerend wirkt. Man trinkt das Wasser so heifs als es von der Quelle kommt zu 4 Unzen aller 10-15 Minuten, von 2-3 bis zu 8-12 Gläsern. Gewarnt wird mit Recht vor dem, schnellen Umhergehen während des Trinkens, weil dadurch zu bedeutende Schweisse erregt werden; die Bäder verordnet man gewöhnlich zwei Stunden nach dem letzten Becher, nachdem ein leichtes Frühstück genossen ist. Regelmässiger Gebrauch dieser Thermen nützte besonders bei arthritischen und rheumatischen Leiden, bei herpetischen und psorischen Ausschlägen, spezifischen Cachexien schen Cachexien, vorzüglich aber bei Steiligkeit, Contracturen, und Lähmungen der Glieder nach mechanischen Verletzungen, wie die Zahl der in den Kriegsjahren verkrüppelten und hier geheilten Soldaten bezeugen kann. Bei reinen Nervenkrankhei ten, wenn sie nicht Folgen spezifischer Krankheitsursachen sind, schaden die Thermen mehr. Diät und Regimen sind zweckmälsig angegeben. Durch die oft lächerlich poetische Schreibart bringt der Vf, den Leser oft zur Verzweiflung oder zum Lachen.

(Der Beschlufs folgt.)

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