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sollen einen viel tieferen Sinn haben, als man gewöhnlich annimmt. Is, qui non possidet soll nicht der seyn, der nicht besitzt, sondern der in den Besitz gesetzt zu werden verlangt und umgekehrt solle es sich mit dem is, qui possidet verhalten: denn man müssen annehmen, dafs die Verfasser der Institutionen mit den Grundsätzen der alten Philosophen bekannt gewesen seyen. Hätten diese den Satz ausgesprochen, der ist der Reichste, der die wenigsten Bedürfnisse fühlet, so könnten Tribonian und seine Collegen auch wohl den besitzend nennen, welcher nicht für sich begehrt, was der Andere besitzt), so tritt uns wieder die Idee des moralischen Eigenthums entgegen: nur der Nichtbesitzende dürfe die rei vindicatio anstellen, folglich auch nur der Nichtbesitzende die Servitutenklagen. Auch über den Beweis der Negatorienklage hat der Dr. Luden seine eigene Ansicht; che er jedoch diese aufstellt, sucht er die bisher aufgestellten zu widerlegen. Er möchte aber sehr irren, wenn er der Ansicht ist, dafs neuere Schriftsteller die Ansicht, wonach stets dem Beklagten der Beweis der behaupteten Servitut obliegt, aus denselben Gründen vertheidigen, aus denen Accursius es that, wefshalb denn auch diese Ansicht nicht für widerlegt zu halten ist durch die Behauptung, dafs für die Freiheit des Eigenthums keine rechtliche Präsumtion streite. Die eigene Ansicht wird folgendermalsen begründet: da die Negatorienklage nach den Grundsätzen des R. R. nur dazu bestimmt gewesen sey, den Besitz der Freiheit dem zu verschaffen, welchem derselbe auf unrechtmässige Weise entzogen sey, so werde sie, wie jede Eigenthumsklage vom Nichtbesitzenden gegen den Besitzer angestellt. Nach dieser Voraussetzung habe der Kläger die Servitut zu beweisen, da die Gesetze in Beziehung auf ihn Nichts besonders bestimmten. Rec. sieht nicht, wie hieraus für den Beweis der Servitut Etwas folgen solle. Nach der vom Vf. aufgestellten, freilich nicht zu billigenden Ansicht, dafs der Negatorienkläger nicht im Besitz der Servitut seyn dürfe, würde allerdings derselbe anfangen müssen zu beweisen: allein da er eine Eigenthumsklage, nur in besonderer Beziehung gedacht, anstellt, so genügt er seiner Beweispflicht auch dadurch, dafs er sein Eigenthum beweiset. Das Vorhanden seyn aller, regelmässig im Eigenthum liegenden Rechte hat er nicht darzuthun: die Beschränkung des Eigenthums mufs vielmehr von dem, der sie behauptet, bewiesen werden. Wollte man das Gegentheil annehmen, so würde man von einem ganz zufälligen Umstande, ob nämlich der Kläger die Servitut kenne und von dieser Kenntnifs Gebrauch machen wolle, das ganze processualische Verhältnifs abhängig machen.

Auch das über den Besitz der Servituten Gesagte ist weder genügend noch vollständig. Uebrigens wird die Savigny'sche Ansicht angenommen, dafs nicht für alle, nicht durch besondere Interdicte geschützte Servituten, das interd. uti possidetis statthabe. Die gegen Mühlenbruch und Thibaut vorge

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brachten Gründe wird man aber ebenso wenig, wie das von Savigny dagegen Behauptete für genügend halten können.

Diese Bemerkungen werden vollkommen hinreichen das vom Rec. über das Werk im Eingange der Recension abgegebene Urtheil zu motiviren. Es findet sich in dem ganzen Buche fast keine, irgend bedeutendere Ansicht, die Hr. Dr. Luden nicht neu zu begründen versucht hätte, aber fast immer ohne Rücksicht auf Quellen und frühere wissenschaftliche Leistungen. Hätte der Vf. sich nicht damit begniigt, Uebersichten geben zu wollen, die, selbst wenn sie geistreich wären, am Ende doch zu nichts führen, so würde er sich durch Interpretation der Quellen ein Grundelement habe bilden können, das ihm der leitende Grundfaden bei den einzelnen Untersuchungen werden mochte; während er jetzt in Folge einer a priori construirten Idee vom physischen und moralischen Eigenthum Alles erklären und umstofsen will. Und ist es überhaupt entschuldbar, wenn die Idee des Eigenthums an Rechten, nachdem sie besonders in neuerer Zeit ebenso scharfsinnig als gründlich widerlegt ist (Mühlenbruch's Lehre der Cession der Foderungsrechte §. 2 und §. 49), ohne den geringsten Versuch, sie aus den Quellen zu construiren, ja! sie nur tiefer zu begründen, als die Basis einer ganzen und zwar sehr schwierigen Lehre des R. R. aufgestellt wird? Möge Hr. Dr. Luden einen andern Weg betreten und mit Ernst zu Werke gehen, wenn er die andern Monographien ausarbeitet, die, wie er in der Vorrede verpricht, der Lehre von den Servituten nachfolgen sollen. Druck und Papier lassen wenig zu wünschen übrig.

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MEDICIN.

BERLIN, b. Heymann: De methodo antiphlogistica remediisque, quae illa amplectitur. Commentatio critico-historica, a facultate medica Universitatis Berolinensis praemio aureo ornata. Auctore L. Hollstein. 1837. 199 S. gr. 8. (1 Rthlr.) Der Vf. beginnt seine Schrift, welche er auf Veranlassung einer Preisaufgabe der medicinischen Facultät zu Berlin verfafste, und die sich, wie aus dem Titel zu ersehen, des ersten Preises zu erfreuen hatte, mit einer Angabe der, den in Rede stehenden Gegenstand behandelnden Schriften im Allgemeinen. Wir können derselben aber keineswegs das Prädikat der Vollständigkeit geben, da sich schon aus Plouquet leicht eine Nachlese halten liefse, und wir selbst eine Anzahl Dissertationen besitzen, die allein zu Berlin über diese Heilmethode erschienen sind, mithin, da sie doch auf der dortigen Universitätsbibliothek aufbewahrt werden, dem Vf. leicht zugänglich waren. Indessen ist dies allerdings von geringem Belang, zumal da der Ertrag aus der Lektüre jener Schriften nicht eben reichlich ist; auffallender dagegen ist es, dafs der Vf. nicht einmal Meyer's Geschichte der Entzündungen. 1ster Thl. Berlin 1812. gr. 8. zu kennen scheint, die ihm bei der Bearbeitung

des zweiten Theils seiner Schrift sicher wesentliche Dienste geleistet haben würde. Die Schrift selbst nun anlangend, so zerfällt sie in 3 Theile, deren je der mehrere Kapitel und diese wieder mehrere durch die ganze Schrift fortlaufende Paragraphen enthalten. Der erste Theil, Pars theoretica überschrieben, han delt im ersten Kapitel von dem Begriff der antiphlogistischen Methode. Es wird hier gezeigt, dafs der Begriff der Antiphlogistica von den verschiedenen Schriftstellern verschieden aufgefafst sey, und diese Ansichten werden in 3 Abtheilungen gebracht. Die erste enthält die Schriftsteller, welche darunter im Allgemeinen die Methode verstehn, welche bei Entzündungskrankheiten angewendet werde; der Vf, will sie um Verwechslung zu vermeiden, lieber contrainflammatoria nennen; es werden hierher Boerhave, van Swieten, Ziehm, Tode, Marcus, S. Cooper, Dzondi, Zimmermann, Caspari und Schönlein gerechnet. Die zweite Abtheilung bilden die Ansichten derer, welche Antiphlogistica und Refrigerantia für identisch balten, wie Hartig, M. Stoll, Af. Hecker, Schröder, Sprengel und Voigtel. Die dritte Abtheilung endlich stellen diejenigen dar, welche Antiphlogistica als Debilitantia oder Mitigantia betrachten; es werden hierher gerechnet Krocker, Hufeland, Reil, Horsch, von Hildebrand, Berends, Wolfart, Bartels, Boehr, Siebergundi, Nasse, Suringar, Hartmann, Bischoff, Puchelt. Der Leser sieht aus diesem Namenverzeichnifs schon, dafs keineswegs eine Vollständigkeit hier bezweckt ist, denn nur bei den Lehrbüchern der neueren Zeit zu bleiben, so sieht man sich vergebens nach den Namen von Augustin, Neumann, Remer, Naumann, Hergenröther, Berndt etc. um. Hierauf sucht der Vf. die Unzulänglichkeit dieser Ansichten nachzuweisen, wobei wir ihm aber hier nicht genauer folgen können, da eine Prüfung seiner hier geäufserten Ansichten uns zu weit führen würde. Nur eins wollen wir, als Beispiel der Schlufsfolgen anführen, woraus der Leser allenfalls sich schon ein Urtheil bilden kann. S. 36 heifst es: es gebe keine antiphlogistische oder contrainflammatorische Methode, dies werde durch die Geschichte der Theorien bestätigt: Non quidem eo, quod omnino variae fuerint inflammationis theoriae, minime! De syphilide etiam variae exstiterunt, et tamen methodum habemus antie syphiliticam, quae optime in hoc nomen meretur! Sed, quoniam una cum inflammationis theoriis rationes etiam illam curandi mutarentur etc. Freilich eifert der Vf. sehr gegen die antiphlogistische Behandlung der Syphilis S.86. Trotz allem diesem soll aber doch eine antiphlogistische Methode beibehalten werden, welche S. 53 also definirt wird: quae valeat, systematis sanguiferi nimias actiones, atque energiam exorbitantem restringere atque imminuere etc. Das zweite Kapitel handelt von den Grenzen der antiphlogistischen Methode und giebt ihre Indicationen und Contraindicationen im Allgemeinen, wie im Speciellen bei Fiebern, Entzündungen, Exanthemen, mechanischen Verletzungen, so wie bei fieberlosen und

chronischen Krankheiten an, wobei wohl eine logi schere Eintheilung hätte befolgt werden können. →→ Der zweite Theil, Pars historica, der Schrift handelt vom Ursprung der antiphlog. Methode im ersten Ka pitel, und beweiset, dafs sie lange vor Boerhave be, standen habe, der ihr nur den besondern Namen ge geben habe. Der 20. Paragraph hätte füglich weg. bleiben können, oder wenigstens schon oben sein Inhalt kurz erwähnt werden sollen. Der hier beiläufig mit einer Anekdote erwähnte Lehrer dürfte es wenigstens kaum als einen Beweis ansehen, dafs des Vf. ihn zu den summe venerandis praeceptoribus, de nen die Schrift gewidmet ist, rechnet. Das Geschicht liche über die antiphlogistische Methode wird in drei Theile getheilt und zwar beschäftigt sich Cap. II. mit den Ansichten von Hippocrates bis auf Boerhave; Cap. III. von letzterm bis auf Brown und Cap. IV. von Brown bis auf unsere Zeit, d. h. bis auf Hahnemann. Der Vf. hat hierauf augenscheinlich viel Fleifs verwandt, was wir von der einen Seite um so mehr mit Dank anerkennen müssen, als er, wie ge sagt, die vorhandenen Vorarbeiten nicht einmal benutzt hat, wie das oben genannte Werk von Meyer und den ersten Band von Langenbecks Chirurgie, der bekanntlich eine sehr ausführliche Darstellung der Lehre von der Entzündung auch in geschichtlicher Hinsicht enthält. Der dritte Theil der Schrift: de singulorum medicaminum antiphlogisticorum origine atque viribus, welcher eigentlich doch die Hauptsache ausmachen sollte, ist leider etwas mager ausgefallen, und es scheint uns, als hätte der Vf. eilen müssen mit seiner Arbeit um zur rechten Zeit fertig zu werden, was freilich bei Preisaufgaben ein übles Verhältnifs ist, das nicht selten eintritt. Das erste Kapitel handelt von den Blutentziehungen, wo nur das ganz Allgemeine angegeben, nicht einmal des Streites im Mittelalter de vena secanda in pleuritide etc., besonders in Bezug auf die Oertlichkeit erwähnt wird. Die Münchner Fakultät hatte 1831 hierüber eine Preisaufgabe gestellt, zu deren Lösung B. Geis und von Loewenfeld zwei ebenfalls gekrönte Abhandlungen schrieben: de viis proximis ad organa intus posita, quae in eorum passionibus inflammationis vel similibus patent medico in usum sanguinis evacuationis. Monach, 1832 u. 183. Mit leichter Mühe hätte sie der Vf. auf der königl. Bibliothek zu Berlin finden können. Das zweite Kapitel handelt von der Kälte als Antiphlogisticum, das dritte von den Neutralund Mittelsalzen, so wie von den vegetabilischen Salzen und Säuren, die mehr als zu kurz wegkommen. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit den Metallsalzen, besonders dem Calomel und Tartarus stibiatus; das fünfte mit dem antiphlogistischen Regimen und den Beschlufs machen einige Bemerkungen über die Mineralsäuren, Narkotika, Blei u. s. W. im sechsten Kapitel. Die Sprache ist fliefsend und gut; Druck und Papier sind zu loben; der Preis von einem Thaler aber etwas zu hoch für dreizehn Bogen.

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

MEDICIN.

Brunnen- und Badeschriften.

Mai 1838.

den sogen, Allöopathen, sondern selbst von den Heroen der Homöopathie die unverschämtesten und absichtlichsten Lügen nachgewiesen sind. Nachdem der Vf. gezeigt, dafs man die Heilwirkungen des Eisens

Ref., der seit mehreren Jahren in diesen Blättern und deshalb auch nicht die der Eisen-fälschlich Stabl

über die neuesten Brunnen- und Badeschriften cursorische Berichte erstattete, wird in diesem Jahre über den nämlichen Gegenstand eine Uebersicht in einzelnen Abschnitten geben, da die Masse der Badeschriften dergleichen Anhaltspunkte zu erheischen scheint. Merkwürdig ist, wie reich wir an Schriften über Kochsalzquellen, Seewasser und Thermen geworden sind, wie mager dagegen die Ausbeute der über Eisenwasser und Säuerlinge!

I. Schriften allgemeinen Inhalts, Gesellschaftsschriften u.s.w. *).

Wir beginnen unsern diesjährigen Bericht mit einer den Freunden und Feinden der Homöopathie gewidmeten Abhandlung:

1) HANNOVER, im Verl. der Helwing. Hofbuchh. Bemerkungen über den Gebrauch natürlicher und künstlicher Mineralwasser, mit Rücksicht auf die Grundsätze des homöop. Heilverfahrens. Im Centralvereine homöop. Aerzte zu Magdeburg_am 10. Aug. 1836 vorgetragen von W. Elwert zu Hildesheim, Dr., K. Hannov. Hofmedicus und Landphys. u.s, W. Für Aerzte und Nichtärzte. 1837. 64 S. gr. 8. (Pr. 9 gGr.)

Der Hr. Vf., jetzt in Hannover wohnend, will hier die Gründe angeben, weshalb die homöopath. Aerzte ihre Kranken nicht so häufig nach einem Mineralbrunnen zu schicken pflegen. Ihr Hauptgrund ist: es mangelt an einer genauen Kenntnifs von der Heilwirkung der meisten Bäder, obschon die Homöopathen nicht weniger darüber wissen als die Allöopathen; aber sie kennen die Wirkungsweise der verschiedenen Mineralquellen auf Gesunde nicht und diefs giebt doch den einzigen richtigen Schlufs. Wirklich komisch ist es zu lesen, wie der Vf. auf die Beleuchtung der Quellen der gewöhnlichen Materia medica durch den mit seltner (ja wohl!) Beobachtungsgabe versehenen Hahnemann hindeutet (der ja dieselben Täuschung und Lüge nennt), und dabei vergifst, dafs dem grofsen Hahnemann nicht blos von

bäder noch gar nicht kenne, wendet er sich zu den Ostund Nordseebädern, von ihnen versichernd, dafs sie keine Heil-, sondern nur diätetische Mittel seyen. Wolle man das Hannov. Bad Norderney heben und die Frequenz der Badegäste steigern, so müsse man einen anerkannten homöop. Arzt (wahrscheinlich den Hrn. Vf. selbst) dahin committiren, der gewifs verhindern würde, dafs die Kranken mit Parforcekuren und besonders dem Trinken des ekelhaften Seewassers verschont würden. (Denkt der Vf, nicht an die von den gewöhnlichen Homöopathen verordneten isopathischen Mittel, wenn er von ekelhaft redet? Ref.). - Ferner lebrt der Hr. Vf., dafs die Rücksicht der Allöopathen auf die chemischen Bestandtheile der Mineralquellen und die während des Gebrauchs derselben gemachten Erfahrungen eben so und spricht von reinen Erfahrungen, genauer Krantrüglich sey, wie die Erfahrungen der alten Schule, kenuntersuchung u. s. w., als wenn sich ein Homöopath nie irren könne und alle Hilfsmittel der Diagnostik anwende. (Gedenkt der Hr. Vf. nicht seines Besuches bei einer vornehmen Dame in H., die ihn wegen Mangelhaftigkeit der Untersuchung und der dadurch hervorgegangenen Charlatanerie abwies? Ref. Der Hr. Vf., der sich und seine Kranken mit heroischen und besonders mit abführenden Mitteln 17 Jahre hindurch eifrigst behandelte, ging zur Homöopathie über und sab, wahrscheinlich zum ersten Male, dafs eine Krankheit auch ohne Arznei und gewils sanfter als bei dem Gebrauche stürmisch wirkender Arzneien in Genesung überging. Kein Wunder, dafs er sich viel besser dabei befand; aber trotz aller Geständnisse und Bekenntnisse, die Griefelich und Schroen und viele Gleichgesinnte mit ihm in Magdeburg unterschrieben, scheint er doch nicht die Lügenhaftigkeit und Unsicherheit seiner neuen Geliebten einzusehen.) Der Hr. Vf. versichert übrigens, dafs die Mineralbrunnen allerdings Arzneimittel seyen und ihre Wirkung auf Gesunde und Kranke haben; allein die homöop. Aerzte, welche es nun einmal, zum Verdrusse der rationellen Herren, mit den sogenannten Erfahrungen genauer neh

*) Hieber gehören zum Theil auch die später erwähnten Schriften Löwig's und Landesmann's.

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men, wenden sie nicht eher an, als bis sie 'so untersucht sind, als Teplitz." (Diese Untersuchungen geschahen durch einen halbverrückten Barbier und wurden vom Dr. Groos herausgegeben. Ref.) Recht schauerlich ist der Schlufs der vielbeschwatzenden Schrift: Fallen mufs aber, was auf morschem Grunde steht (natürlich die Allöopathie!); die Wahrheit (die Homöopathie?), die oben bleibt, wird sich Bahn machen und sollte ihr der Teufel, der Vater aller Lüge, in noch so vielen Gestalten entgegentreten! (besonders in dem Verbote gegen das Selbstdispendenn ohne dieses kann die Homöopathie sich nicht halten. Ei, ei, wie schwach!)

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2) WIESBADEN, in d. Ritter. Buchh. Ueber Nachkuren, von Dr. Fenner v. Fenneberg, H. Nass. Geh. Rathe, Badearzte zu Schwalbach, Ritter u.s. W. 1836. 68 S. 8. (10 gGr.)

Unter Nachkuren versteht der tüchtige Brunnenarzt F. die nach Brunnenkuren nothwendigen Heilprozeduren. Sie sind nöthig, wenn die sonst richtig indizirten Gesundbrunnen nur bis auf einen bestimmten Punkt heilen, bei fortgesetztem Gebrauche den Kurgast kränker machen und nach völliger Erholung von der Kur nicht von selbst verschwinden. In neueren Zeiten hat man dergleichen Krankheitsreste auch durch die Traubenkur beseitigt. Man gebraucht hierzu nicht die Keltertrauben, sondern die von wässrigerem Gehalte, aber in guten Weingegenden. Man ifst sie erst zwischen 11 und 12 Uhr und Nachmittags gegen 4 Uhr und trinkt, aufser dem Kaffee am Morgen und etwas altem Rheinwein bei der Mittags- und Abendmahlzeit, die aus kräftiger Fleischsuppe, Kartoffeln in der Schale und gebratnem Rindfleische oder Wildpret besteht, gar nichts. - Erholt sich nach dem Gebrauche der Thermen des sonst fast genesenen Kranken Verdauungsapparat nicht vollständig, bleibt noch immer Schwäche und Mattigkeit zurück, ja scheint Cachexie zu drohen, so sind die kohlensäurehaltigen Stahlbrunnen die einzigen, jedoch mit grofser Vorsicht anzuwendenden Hilfsmittel. Bei bedeutender Einwirkung auflösender Thermen entsteht (besonders wenn sie nicht früh genug gegen die Krankheit gebraucht wurden) leicht grofse Aufregung und Reizbarkeit; hier Rube und der Gebrauch des calmirenden Schlangenbades (Diel). Fürchtet man, dafs der durch die Thermalkur genesene Kranke recidiv werde, so lasse man ihn Stahlquellen gebrauchen und zweckmässig reisen. In dieser Hinsicht nützt auch der Aufenthalt in den Gebirgen und namentlich im südlichen Tyrol, weshalb Ref. hier anzeigt:

3) WIEN, gedr. b. Straufs's sel. Wittwe: Ueber die Stadt Meran in Tirol, ihre Umgebung und ihr Klima. Nebst Bemerkungen über Milch-, Molken- und Traubenkur und nahe Mineralquellen.

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(Mit einer Karte der Umgebung.) 1837. 45 S. gr. 8. (8 g Gr.)

Italien unter 28°49'o. L. und 46°41' n. Br., 1190 F. Meran, an der Poststrafse zwischen Botzen und über der Meeresfläche liegend, hat 220 Häuser und 2400 Einwohner. Die mitgetheilten meteorologischen Tabellen der J. 1830-35 ergeben, dafs der Winter Meran's (milder noch als der des südlicheren Trient's) hinsichtlich seiner Temperatur und Heiterkeit Trient's)hinsichtlich mehr dem italienischen, und der Sommer wegen öfteren Regens und häufigerer Gewitter mehr dem deutschen gleicht. Zu den häufiger vorkommenden Krankheiten dieser an Naturschönheiten reichen Gegend gehören der Friesel und die Convulsionen im kindlichen Alter, beide jedoch nur Folgen fehlerhafter Lebensart. Die an Convulsionen (?) Verstorbenen machen jährlich 14, die an Lungensucht nur Todten aus; das Verhältnifs der durch Schlagflüsse Getödteten ist 1/10, der durch Wassersucht 1/3. Nur bei beginnender Lungensucht, ohne hectisches Fieber, nützt der Aufenthalt in Meran, mehr aber noch den entkräfteten, nervenschwachen Personen. An Gicht und Rheumatismus Leidende können durch das gleichmässige Klima mit Hilfe zweckmässiger Diät und Heilmittel gänzlich genesen. Hier ist der Ort, wo man im Frühjahre und Sommer Milch- und Molkenkuren, im Herbste Traubenkuren mit Nutzen verordnen kann. Es werden da auch Mineralwasserkuren verordnet; besuchter ist indessen das nahe Mitterbad im Alten Thale, ein Eisensäuerling, der aber auf unzweckmäfsige Weise zu heifsen Bädern benutzt wird. Der Vf. räth zur Anlegung einer Wasserkuranstalt, wozu sich eine Quelle ganz vorzüglich eignet.

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4) ZÜRICH, b. Siegfried: Europa's vorzüglichste Bäder und Heilquellen. Ein Handbuch für Aerzte und das badereisende Publikum. Von J. Lavater. 1836. 128 S. 8. und 2 Tabellen in fol. (18 gGr.) 5) ZÜRICH, b. Schultbels: Geographische Tabellen der Mineralwasser und Bäder in den deutschen Staaten, in Ungarn, Frankreich, Schweiz, Italien und Grossbritannien, mit einer Hydracologie begleitet, vorzüglich für Aerzte. Von J. L. (J. Lavater.) 1836. 48 S. 8. u. 1 Tab. in fol.

Ref. führt bier beide Schriften nur an, damit unsre Leser nicht eben so getäuscht werden, als er. Man kann indessen schon aus dem Titel schliefsen, was man hier erhalten kann. Ein Handbuch für Aerzte über Europa's vorzüglichste Bäder und Heilquellen auf 128 Seiten in kl. 8.! Einem Quartaner würde man die geographischen Schnitzer, welche sich in Nr. 5. finden, schwerlich ungestraft hingehen lassen! - Die Hydracologie, Wasserbeilkunde, ist so unvollständig und schwankend wie das Ganze.

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6) LEIPZIG, Hartleben's Verlags-Expedition: Die berühmtesten und besuchtesten Bäder und Gesund

brunnen von Ungarn, ihre Eigenschaften, Heilkräfte und Gebrauchsweise. Nach den besten Quellen und eignen Untersuchungen für Aerzte und Heilbedürftige dargestellt. 1) Mehadia. 2) Trenchin. 3) Pöstyén. 4) Toplika. 5) Ofen. 6) Parád. 7) Bartfeld. 8) Füred. 9) Szliács. 1837. 226 u. 3 unpagin. S. 8. (1 Rthl.)

In der aus Wien datirten Vorrede klagt der dem Ref. unbekannte Vf., dafs die Arbeiten über einzelne Kurorte Ungarns so mangelhaft abgefafst seyen, ja selbst die neuesten Monographieen über Mehadia, Trenchin, Pöstyén, Füred u. s. w. so Vieles zu wiinschen übrig liefsen, weshalb man auch den Vf. dieser Collectivschrift, der sich in und aus dem ungeheuern Wuste die Bahn selbst brechen musste, nach sichtig beurtheilen möge. Wenn auch Ref. das vom Vf. über seine Vorgänger gefüllte Urtheil zum Theil unterschreiben mufs, so gesteht er doch, dafs der Vf. auch nicht mehr als eine leidliche Compilation gegeben hat, denn von dessen eignen UntersuchunUngarn, ein von der gen bemerkte Ref. nichts. Natur vorzüglich begünstigtes Land, besitzt über 700 Mineralquellen, von denen man jedoch nur wenige benutzen kann, da die meisten ungefafst und selbst der allernöthigsten Einrichtungen entbehren. Fast nur die Schwefelthermen und einige an Kohlensäure oder Eisen reiche Mineralquellen sind wieder in neuerer Zeit (denn die früheren Badeinrichtungen sind verfallen) mit einigen Anstalten versehen und erfreuen sich jährlich einer gröfseren Frequenz an Gästen. Zu diesen Quellen gehören die auf dem Titel genannten 9 Bäder, deren Beschreibung mit Ausnahme von Mehadia, Trenchin, Pöstyén, Ofen und Füred (welche Ref. bei Gelegenheit der über sie erschienenen Monographieen besprochen hat und noch besprechen wird), hier folgen wird. - Die Schwefeltherme Toplika oder Töplitz bei Warasdia (+45— 47° R.) wurde schon vor Christi Geburt von den Römern benutzt und nach dem Verfalle der Badeinrichtungen diese im 1V. Jahrhunderte durch Constantin wieder prächtig restaurirt, daher auch die von den Pilgern Aquae vivae geheifsenen Thermen Thermae Constantinianae genannt wurden. In unserm Jabrhunderte wurden vom Agramer Domkapitel die Josephsbäder neu errichtet, wo sich auch 2 öffentliche Bäder befinden, deren jedes bequem 100 bis 200 Personen fassen kann. Auch für Schlammbäder ist Sorge getragen. Selten wird eine Trinkkur verordnet. Badeinrichtungen und vorzüglich die Badkanzlei sind gut.

Parád, 4 Stunden von Erlau, 12 Meilen von Pest, hat am Fußse des Matragebirges eine überaus reizende Lage. Des Dorfes Mineralquellen wurden besonders durch Kitaibel aus ihrem Dunkel, das nur die nächste Umgebung kannte, hervorgezogen, und haben jetzt an vielen ungarischen Aerzten, besonders am Prof. Bene in Pest, ihre Lobredner. Noch ist nicht bestimmt, ob die ersten 2 Quellen Eisen enthalten (Kitaibel) oder nicht (Meissner). Reich sind sie an kohlensäurem Gase und besitzen

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noch Schwefelwasserstoffgas und schwefel- und salzsaure Salze, bei einer Temperatur von +7-8° R. Bene empfiehlt sie besonders bei veralteten chron. Katarrben mit starker Schleimabsonderung. Eine dritte Quelle hat nur eine Spur von kohlensaurem Eisen; dagegen eine vierte 4,50 und die fünfte gar 5,50 Gr. in 16 Unzen (?), dabei 36-38 Kub. Z. koblens. Gas. Bei diesen letzten Quellen fehlen alle Einrichtungen und wird das Wasser durch Boten herumgetragen. Das Stunde entfernte Alaumwasser ist ergiebig (wovon das Gegentheil in Osann's Werke behauptet wurde). Man benutzt es selten zum innerlichen Gebrauche. - Bartfeld's an Natron und koblensaurem Gase so reiche, auch kohlensaures Eisen enthaltende Mineralquellen sind schon seit 300 Jahren bekannt und gebraucht. Sie liegen eine halbe Stunde von der Stadt Bartfeld. Die Fassung, deren sich aber nicht alle Quellen zu erfreuen haben, ist ein hohler Baumstamm. Für die Bedürfnisse der Kurgäste ist ziemlich gesorgt. - Szliacs ist eine Anhöhe über den Dörfern Ribár und Hainik und der Nähe von Altsohi; deshalb werden die daselbst entspringenden Mineralquellen bald szliácser, bald ribárer genannt. Schon zu Math. Corvinus Zeiten waren sie wegen des gewaltigen Ausströmens von kohlensaurem Gase und dadurch bewirkter Tödtung kleiner Thiere bekannt. Erst Bel und Marsigli (im Anfange des 18. Jahrhunderts) rühmen die Heilkräfte und gedenken einiger Badeinrichtungen. Von den 7 Quellen entspringen 3 oben auf dem Hügel und liefern das Wasser zu dem Herren-, Bürger- und Bauernbade. Ihre Temperatur ist +25-22°R. Die anderen brechen an der Seite des Hügels aus und haben + 19—17, ja eine nur +9° R. Diese werden mehr zum Trinken benutzt. Alle Quellen sind reich an Kohlensäure, Eisen und Salzen, je kälter desto reicher an Eisen und Kohlensäure, aber desto ärmer an Salzen. Man gebraucht die Quellen in vielen chronischen Krankheiten, bedeutend aber ist ihr Ruf bei Harngries und Harnsteinen, welche sie auflösen sollen.

7) LEIPZIG, h. Brockhaus: Die Heilquellen Deutschlands und der Schweiz. Ein Taschenbuch für Brunnen- und Badereisende von Dr. K. Chr. Hille, Arzt am Kön. Krankenstifte zu Dresden u. s. w. Erster Theil. Mit Kärtchen und Plänen. 1837. Erstes Heft: Brunnen- und Bade-Diätetik für Kurgäste. CXXVIII S. 8. (12 gGr.). Zweites Heft: Die Bäder und Heilquellen des Königreichs Böhmen und der Markgrafschaft Mähren. Mit 2 Kärtchen und dem Plane von Karlsbad. 217 S. 8. (20 gGr.)

Die Verlagshandlung wünschte vom Hn. Dr. Hille die Besorgung einer neuen Auflage des bekannten Taschenbuches von Mosch. Derselbe bearbeitete den Gegenstand auf seine und gewifs zweckmäfsigere Weise, schickte eine Brunnendiätetik für gebildete Laien voraus, verliess die alphabetische und wählte

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