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Krümmung des Weges nach der Magnetnadel, jede Veränderung des Luftzugs nach der Windrose bestimmt, den Wechsel des Wetters und des Thermometerstandes u. dergl. angemerkt findet. Aber bald knüpfen sich an diese überflüssig scheinenden Pünktlichkeiten wichtigere Beobachtungen über die Beschaffenheit des Bodens und der Gebirgsformationen, über die Richtung der Bergzüge, der Flüsse und Wadi's, über die Höhe der erstern, die Tiefe der letztern u. S. W. So wächst das Interesse des Berichts, je weiter der Leser mit seinem Führer vordringt, an Ausdehnung und Mannichfaltigkeit, so dafs nicht nur der Geolog, der Meteorolog, der Geograph, sondern auch der Archäolog, der Statistiker, der Sprachforscher viel Neues und Wichtiges über sein Fach hier findet. Diesem reichen und bunten Inhalte wollen wir versuchen durch unsre Blätter eine weitere Verbreitung zu geben, besonders soweit er ein allgemeineres Interesse für jeden Gebildeten hat. Nur der Botaniker geht dabei ganz leer aus, da R. sich in keiner Weise auf Botanik verstand, was er selbst öfter beklagt. Wir würden aber den Bericht nur seines gefälligen und bunten Gewandes entkleiden, wenn wir hier etwa einen gemessenen Auszug nach sachlicher Ordnung geben wollten, weshalb wir es vorziehen, dem Vf. auf dem Fufse zu folgen und die wichtigsten seiner Erfahrungen und Beobachtungen in eben so zufälliger und mannichfaltiger Reihe unsern Lesern vorzuführen, wie sie sich dem Reisenden selbst dargeboten haben. Unsere Karten sind freilich, was Kurdistan betrifft, noch äusserst mangelhaft und werden durch Nutzung der beiden von Rich entworfenen offenbar sehr sorgfältigen Reisekarten viel an Vollständigkeit und Genauigkeit gewinnen.

denis) Der Sommer ist in Bagdad so unerträglich heifs, dafs die Einwohner den Tag über in unterirdischen Gemächern zu wohnen und des Nachts auf den Dächern zu schlafen pflegen. Solchem leidigen Sommer zu entfliehen, beschlofs Rich im Jahr 1820 die kurdischen Gebirge zu besuchen, zumal er von seinen Bekannten unter den Kurden schon mehrfach zu solchem Besuch eingeladen worden war. Er reiste als Beamter mit Gefolge und Harem (d. b. Mrs. Rich mit ihren Dienerinnen), einer wohl organisirten Karawane von 50 bis 60 Personen, worunter Christen, Juden, Türken, Armenier, Perser und Inder, einschliesslich einer militärischen Bedeckung von 25 Sipahis. Bei dem verfallenen Dorfe Dochala, 21 engl. Meilen nördlich von Bagdad, wurde das erste Lager aufgeschlagen am 16. April des genannten Jahres. Agha Minas, der Hauptagent im Hause des Hn. Rich, war für die Dauer der Reise Oda-Baschi oder Aidede-camp, und führte die Kasse. In R's nächster Umgebung war sein Geheimsecretair Bellino, ein Deutscher aus Tübingen, der bekannte Correspondent Grotefend's in Sachen der Keilschrift. Mrs. Rich, die Herausgeberin, folgte theils zu Pferde, theils in einem Tacht-rewan, ihre Dienerinnen in

Keschawa's (), einer Art Wiege, die man zu beiden Seiten der Maulthiere aufhängt. Schon auf der zweiten Station an einem alten Canale wurde die Karawane durch starke Gewitter und Regengüsse, die die ganze Gegend unter Wasser setzten, mehrere Tage aufgehalten; auch weiterhin konnte sie durch Regen und schlechte Wege behindert nur langsam vorrücken. Bei dem Dorfe Kara-tepeh fand man zuerst einen künstlichen Hügel, wie sie in dieser Gegend nicht selten vorkommen. Er ist 20 Fufs hoch und wird von den Einwohnern des Dorfes als Mufselle oder Betplatz benutzt. Beim Aufgraben fanden sich viele Urnen mit Knochen, wie man sie in den Ruinen von Seleucia und Babylon antrifft. Der Vf. schliefst mit Recht, dafs dieser Hügel eine Dachme () gewesen, wo die Feueranbeter ihre Todten aussetzten. Die Dorfbewohner erzählten, dafs sie da zuweilen auch kleine silberne Zierrathen fänden. Erst am 25. April wurde Kifri erreicht. Dieses Dorf hat eine kleine Judengemeinde mit einer Synagoge. R. hörte zufällig von Ruinen unter dem Namen Kara Oghlan, und suchte sie sofort auf. Sie liegen eine halbe engl. Meile SO. von Kifri in dem Bett und am Ufer eines Wadi in der Ausdehnung von einer Meile in die Länge und M. in die Breite. Hin und wieder standen Spuren von Gebäuden zu Tage und beim Aufgraben fanden sich Reste von Mauern, Stücken Gyps mit Blumen oder Arabesken in fresco gemalt mit schön erhaltenen Farben, auch stiefs man Gold- und auf einen viereckigen Hügel mit Urnen. Silbermünzen waren von den Bewohnern der Gegend oft gefunden, aber eingeschmolzen worden. Offenbar hat hier eine Stadt gestanden. R. setzt dieselbe nach Vermuthung in die Zeit der Sassaniden. Auch Felsengrüber giebt es in der Umgegend. Bellino besuchte deren einige, fand aber nichts Bemerkenswerthes an ihnen. Tags darauf wurden andere Ruinen besucht, welche 2 Stunden SW. vom Dorfe liegen und Eski Kifri genannt werden. Zuerst traf man dort einen ungebeuren künstlichen Hügel mit steilen Seitenwänden, 960 F. lang, fast eben so breit und 57 F. hocb. In demselben waren kürzlich Urnen und Goldmünzen gefunden worden, von denen aber R. keine auftreiben konnte. Er fand trotz eifriger Nachgrabungen nur zerbrochene Urnen, Gebeine und kleine Stückchen Eisen, Kupfer und Glas. Es ist ohne Zweifel ein Todtenhügel aus der Zeit der Sassaniden. Auf der Mitte desselben liegt ein kleiner muhammedanischer Gottesacker. Nördlich und westlich von hier sieht man viele Ruinenhügel von bedeutendem Umfang. Ein Jude brachte drei Miinzen, eine arsacidische, eine sassanidische und eine cufische, auch einen geschnittenen Stein mit einer römischen Victoria; aber er wufste den Fundort nicht anzugeben. Die Reisenden passiren einige Hügel und Regenbäche, einen Turkomanenstamm, die Ruine Kisil-Charaba mit Erdhügeln, und einige leere Dörfer, und kommen nach Tuskhurmatti, wo sie im Hause des Omar Bey abstiegen, eines vornehmen Bagda

die

dier's, dem diese Stadt als ein Timar (s. Meninsky) gehörte. Die Einwohner, etwa 5000, sind Türken, meist von der Secte der Ismaelier oder Tschiragh-sonderan, d. i. Lichtlöscher, wie sie auch heifsen. In der Umgebung dieser Stadt giebt es ein paar Naphtabrunnen, Ruinenbügel und ein zerstörtes Castell. Die nächste Station ist Tauk an eihem reifsenden Bergstrome mit einigen Ruinen, Olivier, vermuthlich nach einem Gedächtnifsfehler, bei Tuskhurmatti erwähnt. Rich findet sonst eine löbliche Correctheit bei Olivier. Von Leilan aus fand R. die Lage von Kerkuk N. 24 W., unsre Karten setzen es zu weit westlich. Zwischen beiden Städten ist eine grofse Ebene. Mit Ersteigung der Hügel im Norden der Ebene von Leilan traten die Reisenden wie mit Einem Male in ein gesunderes Klima ein; jeder Kranke in der Gesellschaft fühlte sich plötzlich gestärkt durch eine frische Bergluft, die von der ungesunden Bagdadischen Atmosphäre sehr abstach. Dazu kam eine schönere Vegetation, besonders herrliche Rosenplätzchen, wo die Reisenden sich zuweilen vergnüglich niederliefsen. 'Dies ist der District von Kara-Hasan, dessen Gouverneur, Jusuf Agha, ein Georgier von Geburt und alter Freund von Rich, seinen Gästen eine vortreff liche Aufnahme bereitete. Auf der Höhe der Hügelreibe endet dieses Gebiet, dort entspringt der Flufs von Leilan, an dessen Ufer man hinaufgezogen war. Auf der Nordseite der Hügel stieg man dann nach Kurdistan hinab in's Gebiet von Suleimanie. Zur Rechten blieb ein unter den Kurden sehr gefeierter Pilgerplatz (ein Sijaret, ), genannt Mekami Khisr-Ilia, d. i. Ruheplatz des Khisr- Elias. Das Lager wurde zunächst auf einem hohen künstlichen Hügel aufgeschlagen, der eine herrliche Aussicht auf die kurdischen Berge gewährte (Bd. 1. S. 54. 63). Dieser Hügel führt den Namen Tschemtschemal, wie auch der ganze Distrikt genannt wird. Der höchste Berg dieser Gegend ist der schneebedeckte Gudrun. Der Weg der Karawane, bisher immer gers le nördlich, schlägt sich nun nordöstlich bis zum Pafs von Derbend, von da aber südöstlich und östlich in der Richtung auf Suleimanie. Zunächst jenem Passe liegt der Ort Derghesin, nach einem Turkmanenstamme so genannt. In der Nähe und weiterhin giebt es noch einige Hügel von der Art des Tschemtschemal, welche R. für Stationen der königlichen Heere aus der Zeit des Xerxes oder Darius zu halten geneigt ist (S. 62). Gegen die Ebene von Suleimanie hin entspringt nahe an dem Wege der Sertschinar, ein ziemlich bedeutender Flufs. Je mehr sich R. der Residenz des Pascha näherte, desto häufiger wurden die Beschickungen und Begrüfsungen, ja im letzten Lager vor Suleimanie erhielt R. sogar von Mahmud Pascha selbst einen Besuch, was eine ganz ungewöhnliche Auszeichnung war. An einem (wahrscheinlich nach dem Rathe der Astrologen) bestimmten Tage hielt R. seinen Einzug, er wurde von Osman Bey, einem jüngeren Bruder des Pasoha, und

einem grofsen Gefolge eingeholt. Bei der Audienz im Palaste des Pascha äufserte R. u. a., dafs er gehört habe, der Wali von Sinna gehöre zu einer Familie der Guran oder Bauern. Dies gefiel den stolzen Kurden vom edlen Stamme Kermandsch, welche die Guran verachten, und R. gewann durch diese Aeufserung alles bei ihnen. Er bezog ein Haus, das zu den besten gehörte und aus an der Sonne getrockneten Erdsteinen erbaut war, das Dach platt von Holzsparren, Rohr und Erde, der ganze Bau viereckig, innerhalb eines Raumes, der von einer Quermauer durchschnitten war, welche zu beiden Seiten an das Haus stiefs und so dasselbe in Vorderhaus

Au

(l) und Hinterhaus (>) theilte und
Zu den
zugleich einen doppelten Hofraum bildete.
Zimmern der Weiber im Hinterhause führte keine
Thür im Innern des Vorderhauses, sondern aus die-
sem heraustretend gelangte man durch eine Thür der
Quermauer zu dem besonderen Eingange des Hinter-
hauses. In den beiden Höfen waren Grasplätze mit
Rosenbüschen und Bäumen. Dies ist die Einrich-
tung aller gröfsern Häuser. Einige Zimmer waren
getüncht, eins nach vorn offen mit Säulen, wo man
Besuche empfängt und schläft. Nur die Aermsten
entbehren dessen und schlafen auf dem Dache.
fserdem giebt es gewöhnlich noch eine weite, finstere
und kühle Halle, die aber oft von Scorpionen, Flöhen
und anderem Ungeziefer wimmelt. Suleimanie ist
eine elend gebaute und kleine Stadt, sie hat jedoch
6 Chans, 5 Moscheen, ein vortreffliches Bad, und
10,000 Einwohner, wovon die meisten Guran sind.
Diese heifsen auch Ra'ja's (ar. *,) oder Köjlü's
(türk.), d. i. Bauern. Die Clan's nennen sich
Sipah (pers. s) Soldaten, was die Guran selten
sind, wogegen die Clan's fast nie den Acker bauen.
Diese halten sich alle für wahre Kurden, bewahren
unter sich grofse Anhänglichkeit, dagegen hassen
sie nicht nur die Guran, sondern auch die Türken,
ihre Oberherren. Rich erhielt viele Besuche von den
Kurden und benutzte stets ihre Gesellschaft, um Er-
kundigungen der verschiedensten Art einzuziehen.
Die Leute beeiferten sich, ihm zu gefallen. Unter
andern führten sie ihm ein Kampfspiel von Rebhüh-
nern vor, eine Art cock fight, womit sich die Kurden
gern vergnügen (S. 90. 109. 116). Sie haben auch
Pferderennen und Hundekämpfe, gewöhnlich mit
Wetten verbunden.
Wetten verbunden. Die Kurden zeigten aufseror-
dentliche Liebe zu ihren Bergen, besonders war ih-
nen Bagdad ein schreckliches Exil. Einem war ein-
mal das Paschalik von Bagdad angetragen worden,
er hatte es ausgeschlagen mit den Worten:,,Ein
Trunk von dem Schneewasser meiner Berge ist mir
mehr werth, als alle Würden des Reichs. Manche
waren sehr wilsbegierig und bestürmten Rich mit
Fragen über alle Reiche der Welt von China bis zu
England und Frankreich. Osman Bey batte von der
Schlacht bei Waterloo gehört, Napoleon kannte er
unter dem Namen Imperatol. Rich mufste ihm die
Verfassung von England, die Entdeckung von Ame-

rika u. dgl. auseinandersetzen. Mit der Verfassung der Vereinigten Staaten verglich er die in einigen kurdischen Stämmen, wo jede Ortschaft ihr Oberhaupt hat, aber mit den andern zur Berathung über das gemeine Wohl zusammentritt. Die Kurden sind gesellig, ihre Besuche machen sie meist des Abends und man bleibt bis 2 und 3 Uhr Nachts zusammen, was sonst im Orient nicht gebräuchlich ist. In den Wäldern von Kurdistan wird viel Holz geschlagen und so viel möglich zu Wasser (auf dem Diala und seinen Nebenflüssen) nach Bagdad geschafft. In den Waldgebirgen bei Hallabdschi wohnt ein ganz wildes Volk, welches sich blofs von Eicheln und wilden Früchten nähren soll. Auch giebt es in der Provinz Schehrisur einige Dörfer, die von Afghanen bewohnt sind (S. 107). In derselben Provinz wohnen im Herbst die Kurden von dem kriegerischen Stamme Dschaf, der eigentlich in den hohen Gebirgen an der Grenze von Sinna seinen Sitz hat. Der Bey dieses Stammes stellt dem Pascha von Suleimanie die Leibgarde zu Pferde von 2000 Mann, und bringt aufserdem in seinem Stamme leicht 4000 Fufsgänger auf. Die Dschaf's leben alle in Zelten (S. 112). Das Klima von Suleimanie ist im Sommer angenehm, aufser wenn der heftige Ostwind weht, der dann eben so heifs und lästig als im Winter kalt und scharf ist. Im Winter fehlt es nicht an Schnee. Die Provinz Schehrisur ist heifs und ungesund. Ihre Hauptstadt ist Kulambar, bei den Türken Ghulambar. Man findet in diesem District viele Alterthümer, wie künstliche Hügel, unterirdische Wasserstollen, Urnen, Münzen u. dergl. Besonders befinden sich bei Arbet beträchtliche Spuren einer ehemaligen Stadt, welche R. für das alte Schehrisur hält, obgleich alle Kurden leugneten, dafs je eine Stadt dieses Namens existirt habe. Die Wallfahrt nach Mekka ist unter den Kurden sehr häufig, so dafs sie in den letzten drei Jahren von vielleicht 2000 Kurden allein aus der Provinz Suleimanie vollzogen wurde, Von ihrer Rückkehr an tragen sie dann einen weifsen Turban. Die Stadt Suleimanie wurde im J. 1788 von Ibrahim Pascha gegründet, welcher damals Gouverneur des südlichen Kurdistan war und besonders der Jagd zu Liebe von Karatscholan seine Residenz hier her verlegte; den Namen bekam die Stadt zu Ehren des damaligen Pascha von Bagdad Suleiman. An der Stelle des jetzigen Palastes war damals ein Todtenhügel, um welchen sich ein Dorf zog, Namens Melikindi (Melik hindi, indischer König?). In dem Hügel hatten sich viele Urnen und Gebeine gefunden, auch eine Inschrift, die man wegwarf, weil sie niemand lesen konnte. Die Stadt hat 2000 muhammedanische Häuser, 130 sind von Juden, 9 von chal

So

däischen Christen, 5, von Armeniern bewohnt. sammelte R. täglich während seines Aufenthalts in Suleimanie Erfahrungen und Nachrichten, durch welche er sein Tagebuch bereicherte. Fast jeden Abend war er in Gesellschaft der Kurden; entweder wohnte er ihren Clubs bei, die sie sehr häufig besuchten, oder er empfing ihre Besuche in seiner Wohnung. Man stellte ihm zu Ehren Gastereien an, Kampfspiele aller Art, Schiefsen nach dem Ziel, musikalische Unterhaltungen u. dgl. Mit den vornehmern Kurden konnte er sich türkisch unterhalten, da sie gewöhnlich dieser Sprache mächtig sind. Aber er befreundete sich auch mit der kurdischen Sprache und suchte sich überhaupt und in aller Weise dort heimisch zu machen. Von dem Munedachim Baschi, dem Astronomen des Pascha, liefs er sich eine Weltkarte zeichnen, er bestimmte dem Pascha, der an astronomischen Dingen Geschmack fand, den genauen Beginn des Ramasan uach dem europäischen Kalender, und liefs sich von den Spielleuten kurdische Volkslieder vorsingen zur kurdischen Rohrflöte. Diese heifst Bilwar und hat einea sanften und angenehmen Ton. Die Lieder waren monoton und melancholisch. Das eine fing an: Az de nalim, d. i. Ich will klagen. Den klagenden Charakter hatte auch ein anderes, das aus einer langen Reihe von Doppelversen bestand, deren Hemistichen gewöhnlich durch einen Seufzer oder Schluchzen mit einander verbunden wurden. Ein Lied sang ein Bauer aus Sinna, welches die anwesenden Kurden wegen des abweichenden Dialects nur theilweise verstanden (S. 138. vgl. 319.). Die Landesproducte dieses Theils von Kurdistan gehen alle nach Kerkuk und von da nach Mosul. Es giebt viel Honig, in Schehrisur Reis, Galläpfel besonders in den Eichenwäldern des Karadagh. Das beste und meiste Manna sammelt man von der Zwerg-Eiche. Man pflückt die Blätter, trocknet sie und drischt sie dann gelinde auf einem Tuche. So vermischt mit einer Menge von Laub, bringt man es in Klumpen zu Markte, die dann durch Auskochen von den Unreinigkeiten befreit werden. Ausserdem sammelt man auch Manna von andern Gewächsen, ja eine Art davon findet sich auf Steinen, ganz weils und rein, und wird höher geachtet als das Pflanzenmanna. Die Manna-Zeit beginnt gegen Ende Juni, es zeigt sich besonders häufig am Morgen nach einer küblen Nacht. Die Kurden sagen dann:,, es regnet Manna" (S. 143). Das Manna heifst auf Kurdisch ghezo (bei Garzoni S. 183 ghazó), was dem persischen spricht.

(Die Fortsetzung folgt.)

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zurückhaltend. Er kleidet sich gut, wie man sich etwa in Mosul trägt, die rothe Mütze, die hinten überhängt nach Art des Fes, mit einem KaschmirSchahl umwunden. Die Uniform seiner Diener besteht in einem schwarzen Wams und buntgestreiften weiten Beinkleidern. Amadia hat ein ungesundes Klima, die Einwohner beziehen daher alljährlich ein Sommerlager höher im Gebirge. Der Pascha hat dort

Wichtig sind die Mittheilungen S. 150 ff. über ein Landhaus, und das Volk wohnt in Hütten oder

zu

کلاه

einige kurdische Stämme. Die von Khoschnav und Revandiz (erst neuerlich von den Türken unterjocht) gehören zu den rohesten. Die Bulbassi's, denen sechs Stämme gehören, haben gleichfalls sehr robe Sitten. Jeder Häuptling hält sich eine Anzahl Diebe, die für ihn rauben. Dieser Raub und freiwillige Geschenke machen seine gesetzlichen Einkünfte aus. Mord wird kaum geachtet, aber Ehebruch mit dem Tode bestraft. In ihrem Gebiet erkennen sie keinen Oberherrn an, weder die Türken noch die Perser; nur wenn sie in die Gegend von Karatschuk herabkommen, geben sie dem Bey einen Tribut an Schaafen. Mitten unter ihnen leben, wie in ganz Kurdistan, als dienende und ackerbauende Kaste die schon erwähnten Gurun, welche hier auch Kelowspi heilsen, d. i. Weifsmützen, pers. ė, bei Garzoni S. 99 Kolàf spi berettino bianco. Diese Guran sind wohl, wie auch Rich vermuthet, die Ureinwohner Kurdistan's, und sie sind also etwa das, was die Tadschik für Iran. Für die edelste der regierenden Familien unter den Kurden gilt die der Buhdinan, deren Hauptstadt Amadia ist. Ihr Gebiet ist erst in der neuesten Zeit durch Reschid Pascha der Pforte unterworfen. Sie leitet ihren Ursprung von den Chalifen her, ist aber vermuthlich schon älter. Vgl. Garzoni in der Vorrede zu seiner kurd. Grammatik. Amadia wird sonderbarer Weise von den Eingebornen Ekbadan oder Ekbeden genannt. Es liegt auf einem hohen Berge, und hat 1000 muhammedanische, 200 jüdische, 50 nestorianische und und einige jakobitische und armenische Familien (S. 153). Die Person des Fürsten wird für heilig gehalten, aber er hat wenig oder gar keine Macht über die Stämme die seine Unterthanen ausmachen, auch hat er keine stehenden Einnahmen. Bedarf er einer aufserordentlichen Geldsumme, so besteigt er sein Maulthier, kehrt bei den Häuptlingen der Reihe nach als Gast ein und wird von ihnen beim Abschied beschenkt. Er affectirt die Haltung und Manieren der letzten abbasidischen Chalifen. Immer speist er allein und ist überhaupt so wenig sichtbar wie möglich, stets erscheint er sehr gemessen und

چاردی

sogenannten Tschardaks (b). Es mufs hier immer eine starke Wache ausstehen wegen Invasion der kriegerischen Christenstämme im Hakkari-Gebiet. Diese Christenstämme sind unabhängige Nestorianer und werden von den Muhammedanern sehr gefürchtet. Auch nahe bei Amadia wohnen in vier Dörfern Nestorianer, die Gheranmûsi heifsen und Filzhüte tragen (in Hakkari von Reisstroh) - eine auffallende Tracht mitten in Asien! (S. 156. 278). Aufser den Bahdinan giebt es noch andere alte, einst mächtige Kurdenfamilien, wie die Boattan (bei Garzoni: Bottan) in dem gleichnamigen District mit der Hauptstadt Dschesira. Ueber ganz Kurdistan herrschte einst die alte Familie der Soran, die in Harîr ihren Sitz hatte, aber erloschen ist, und auf deren Trümmern jetzt die Bebbeh's herrschen, die vormals ihre Lehnfürsten waren. Letztere hatten damals Piscbder inne mit der Residenz Darischmana, welche zu einem schlechten Dorfe von 18 Häusern herabgesunken ist. Der Pascha von Suleimanie gehört zur Familie der Bebbeh's, die sich auch Kermundsch nennen. Diese Nachrichten über die Kurdenstämme waren die Frucht einer langen Unterhaltung, die R. mit einem seiner kurdischen Freunde führte. Es war ihm bei seinem langen Aufenthalt in Suleimanie, vom 10. Mai bis zum 16. Juli, eine vorzügliche Sorge, durch dergleichen Erkundigungen seine Collectaneen über Kurdistan zu vervollständigen. Daneben referirt er auch unwichtigere Sachen, die aber den Leser in das dortige Leben einführen und ihn sogar mit den geselligen Verhältnissen und mit den bedeutenderen Figuren der damaligen kurdischen Noblesse der Residenz allmählig vertraut machen. Rich versichert, nirgends in Asien solche Gastfreundschaft wiedergefunden zu haben.

Rich beschlofs, die beifseste Jahreszeit in dem District von Kisildschi höher in den Bergen, ONO. von Suleimanie, zuzubringen. Am 17. Juli reiste er dahin ab. Die Lage und Umgebung der Residenz ist schlecht gegen die Naturschönheiten, die sich dem Blicke sogleich auf den östlichen Höhen entfalten, wo freie und bewachsene Hügel in der angenehmsten

Abwechselung mit üppigen Thälern und tiefen quell heifst. Beinahe die ganze Gesellschaft erkrankte an reichen Gründen durcheinander laufen. Was zur einem heftigen Gallenfieber, und sobald es anging, Rechten liegt, gehört zum District von Serotschik brach sie in eine andere Gegend auf. Man traf eine und nördlich dehnt sich der von Schehribasar aus, in wandernde Horde von Kurden, die sich allmählig welchem das jetzt gänzlich zerstörte Karatscholan, nach Schehrisur hinabzogen, sie gehörten zu den die alte Residenz der Bebbeh's, lag. Das Dorf Ghellali, den Kelhore und einigen andern Stämmen, Gherradeh, der erste Ruheplatz, liegt in einer Tiefe, welche Schutzgenossen der Dschaf sind. Einige ganz in Wallnufsbäume, Weiden und Pappeln ge- Tage brachte R. in Pentschwin zu, einem Dorfe, hüllt, von mehrern kleinen Quellen bewässert, rings durch welches die Handelsstrafse führt. Die Karaumher viele Wein- und Tabakpflanzungen und Gär- vanen gehen von hier bis Hamedan in 8, bis Sinna ten mit Pflaumen-, Pfirsich-, Maulbeer- und Feigen in 4 Tagen. Hier, wie öfter beim Anblick der üppibäumen. R. fiel es heute auf, dafs der Mehmandar gen Vegetation Kurdistan's, bedauert R. seine Uneinen seiner Leute bei dem Namen Perwis rief. Er kunde in den Naturwissenschaften. Er macht nur erfuhr, dafs solche alte Namen, wie Chosru, Beh- namhaft die gewöhnliche Nessel, den giftigen Nachtram, Kobad, Perisad (Parysatis), unter den Kur- schatten, den wilden Rosenbaum, den Sumach; von denstämmen noch ganz gewöhnlich sind (S. 163). Geflügel das Rothkehlchen (kurd. fendeguleh), eine Man stieg allmählig wieder aufwärts den höheren schöne Spechtart roth und grau gefärbt, TurteltauBergen zu. Die ganze Gegend war mit Eichen- ben, viele Wachteln und das rothfüfsige Rebhuhn in büschen bedeckt. Zur Linken ragte der hohe Berg unzähliger Menge. Sersîr empor, die nordwestlichen Berge beherrschte Am 20. August brach R. auf, um einen Abder hier überall sichtbare Gadrun. Die Hügel nächst stecher nach Sinna zu machen, wobei aufser der HerSuleimanie enthielten Sandstein, höher hinauf be- stellung der Gesundheit, die Bestimmung der Lage merkte man Kreide und Flint. Die Gebirgslagen dieser Hauptstadt des persischen Kurdistan, der hatten vorherrschend östliche Neigung, die West- Besuch der Gebirgskette des Zagros, und vorzüglich seiten waren immer die steileren. Man passirte den des bisher unbekannten Passes von Garran seine Tenguschi, welcher nördlich, bei Karatscholan vor- Hauptzwecke waren. Einen Theil seiner Begleitung, über, in den Kiupri oder Altun - Flufs mündet, nach- namentlich die Sipahis, schickte er nach Suleimanie dem er den Flufs von Harir aufgenommen. Weiter zurück, was er bei einer späteren Verlegenheit fast östlich stiefsen die Reisenden auf den Flufs von Ki- bereuen musste. Er ging nicht den kürzeren Weg sildschi, der am Fufse der persischen Berge ent- über die Hügel, sondern durch die Ebene am Fufse springt, dann in nördlicher Richtung den District der Hügel hin. Schon nach einer Stunde erreichte von Siwel durchströmt und gleichfalls in den Kiu- er die persische Grenze, die auf diesem Wege durch pri mündet. Bald theilte sich der Weg; der eine eine hölzerne Brücke über einen kleinen Bach belief nordöstlich nach Bîstan, der Hauptstadt von Ki- zeichnet wird. Bald lag der kleine helle See Ziribar sildschi, der andere südlich nach Ahmed Kulwan, vor ihm: im Hintergrunde nach Süden die wilden wo R. seinen Aufenthalt nehmen wollte. Zwei Felsenmassen der Berge von Avroman, durch welche Söhne des Khaled Bey, des Hauptes der Provinz, nur Fufspfade führen, an der linken Seite des Sees kamen mit 200 Reitern, um R. einzuholen. Da gab Berge und Baumwuchs, auf der rechten eine sumpfige es ein Lärmen und Toben, dafs Niemand sein eignes Ebene, die früher wohl zum See gehörte. Dieser ist Wort hören konnte. Die sich begegnenden tummel- jetzt etwa 3 engl. Meilen lang und 2 M. breit. Es ten die Rosse, Trommeln, Trompeten und Geslinge wächst an ihm viel Lotus (Neiluphar), und in den erschollen, die Reiter warfen mit dem Dscherid und Sümpfen wohnen wildes Geflügel und Biber. führten im Weiterziehen allerlei kriegerische Spiele den Umwohnern geht die Sage, dafs an der Stelle auf, was eine malerische Scene gab, bis man bei des Sees einst eine Stadt gestanden, die Gott wegen dem Sommerlager anlangte, das Khaled Bey für die ihrer Bosheit durch ein Erdbeben versenkt habe, ein Gesellschaft hatte einrichten lassen. Es bestand aus zweites Sodom. Zwei Meilen südlich vom See traf einer Anzahl bequem und anmuthig gelegener Tschar R. auf ein Lager des Dschaf-Stammes, dessen Haupt daks an der Seite eines grofsen Getreidefeldes, in Kai Khosru Bey, den er schon in Suleimanie kennen welchem die Schuitter eben mit der Ernte beschäftigt gelernt, ihn hier gastlich empfing. Auf einem Hüwaren, Castell von Meindem sie die Geschichte des Ferhâd und der gel gerade südlich war das zerstör Schirin in kurdischen Versen sangen (S. 171). Die Baumwollenstauden in dieser Gegend wurden kürzlich von Heuschreckenschwärmen stark heimgesucht. Es gab viele Moskito's. Die Nächte waren kühl, die Morgen kalt mit Thau. Mit Anfang August wandte sich R. nach Bistan (d. i. Weidenplatz, pers.

ان

s), einem Orte von 50 Häusern, worunter 15 bis 20 jüdische. In der Nähe sind Spuren eines Bergcastells, auch zwei künstliche Hügel, wovon der eine Rustem's Berg, der andere Schah's Berg

Bei

riwan (so heifst der District) im Gesicht, wahrscheinlich aus der Sassaniden- Periode, im Osten noch zwei andere Ruinen. Die nackten Abhänge des Avroman lagen gerade im Süden. Zwischen ihm und dem Zagros ist ein enges Thal, durch welches eine Strafse von Suleimanie nach Kermanschah führt. Durch das Thal fliefst ein kleiner Flufs, der von Garran kommt und in den Diala fällt. Zagros-Kette erscheint nackt und hoch. Nachdem R. noch ein schlechtes Dorf im Rücken gelassen,

Die

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