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ALLGEMEINE

LITERATUR-ZEITUNG

März 1838.

GRIECHISCHE LITERATUR. LEIPZIG, b. Koehler: Lucianus ex recensione Caroli Jacobitz. Accedunt scholia auctiora et emendatiora. Vol. I. 1836. XLII u. 546 S. 8. (3 Rthlr.).

einzulassen; wir mufsten derselben nur erwähnen, um die Nothwendigkeit einer neuen kritischen Bearbeitung Lucian's darzuthun.

Es dürfte kaum einen andern Schriftsteller des Al- länglich erwiesen; dafs er aber auch mit gehörigen

wären,

Dafs Hr. Jakobitz zur Uebernahme derselben vollkommen geeignet sey, hat er schon durch die Herausgabe einzelner Lucianischen Schriften hinterthums geben, für welchen in unserer Zeit so viele Hilfsmitteln reichlich ausgerüstet an das Werk geneue und bedeutende Hilfsquellen eröffnet worden gangen, zeigt die Ansicht vorliegender Ausgabe. als für Lucian, und die tüchtige Bearbei- Der Herausg. giebt in der Vorrede Rechenschaft von tung mancher einzelnen Schriften beweist, dafs man den benutzten Handschriften und Ausgaben. Die den Werth derselben anerkannt habe; doch wurde Zahl der die sämmtlichen Werke oder einzelne Schrifgerade dadurch der Wunsch besonders rege, endlich ten Lucian's enthaltenden Manuscripte beläuft sich auch eine durchgreifende Recension des Lucian zu auf acht und zwanzig, und Ref. freut sich, die Wicherhalten, welche auf dem Ansehen der Handschrif- tigkeit der Wiener Handschrift Cod. Phil. CXXIII. ten berubend und mit Benutzung der neueren For- hier anerkannt und gewissermassen als Grundlage schungen einen auf diplomatischer Unterlage beru- der Recension betrachtet zu finden, eine Sache, die henden Text gewähre. Denn ohne dem Verdienste er früber schon als Wunsch ausgesprochen hatte, Schmieder's zu nahe zu treten, welches auch Fritz- Nächst dieser Wiener Handschrift leisteten die wichsche und Jakobitz anerkennen, kann doch seine Aus- tigsten Dienste der Görlitzer (A.) und der Cod. Pagabe auf den Namen einer neuen Recension keinen ris. 3011. (C.); noch einige andere, z. B. die WolAnspruch machen, wenn er auch die Pariser Ver- fenbütteler, wurden bier zum erstenmal vollständig gleichungen Belin de Ballu's und den Görlitzer Co- benutzt. Von Ausgaben wurde ein besonderer Werth dex benutzte. Die Lehmann'sche Ausgabe, bei al- auf die editio princeps gelegt, welche aus einer sehr lem Guten, was sie hat, ist doch eine sonderbare guten Handschrift geflossen ist, und also eine durchErscheinung; denn dafs ein neuer Abdruck der Am- gängige Vergleichung wohl verdiente; die beiden sterdamer oder Zweibrücker Ausgabe (viel mehr Aldinischen Ausgaben wurden wegen der Unzuverist die Lehmann'sche Arbeit nicht, mit Abrechnung lässigkeit der Lehmann'schen Angaben zu Rathe etwa der Zusätze im Commentare), ein Erneuern gezogen; die Juntinische (Venedig 1535) blieb dem des unsäglichen Wastes, ein Festhalten der kriti- Herausg. unzugänglich;,,bene igitur de me measchen Gehaltlosigkeit, welche die Reitzische Ausgabe que Luciani editione merebitur, si quis huius editiobezeichnet, für den jetzigen Standpunkt der Philo- nis copiam mihi faciat." Das Urtheil über diese logie nicht passend sey, scheint kaum mehr in Ab- Ausgabe,,egregia editio, unica tantum Florentina rede gestellt zu werden. So löblich es auch ist, der inferior" scheint indefs nicht ganz in Einklang zu oft völlig grundlosen Neuerungssucht mit Kraft entstehen mit der Aeufserung über die Ald. II. gegen zu treten und das Hergebrachte zu vertheidi- Juntina plerumque consentit, ut haec ad illam exgen, so lange es nicht durch etwas unbestreitbar pressa esse videatur." Dafs übrigens nicht alle AusBesseres ersetzt werden kann, eben so tadelnswerth gaben von neuem verglichen worden sind, wird man ist es, wenn man das Alte, die lectio vulgata, nur nicht mifsbilligen, und Hr. J. rechtfertigt sich in defswegen festhält, eben weil sie die Vulgata ist, dieser Beziehung ganz kurz:,,Ne autem mireris, has als ob eine Lesart dadurch ein gröfseres Gewicht er- non omnes, quemadmodum hodie mos est, a me denuo hielte, weil sie durch eine Reihe von Ausgaben durch- esse collatas, quod a nonnullis viris doctis mihi crimini gegangen ist! In dieser Beziehung macht die Leh- datum iri praevideo, scias, me otio meo abuti noluisse mann'sche Ausgabe oft einen wahrhaft unangeneh- ad vitia typographica, quibus Luciani verba nihil men Eindruck, wenn man sieht, wie der besten omnino proficiant, enotanda." Für die Schildhalter Lesart, die von den entschieden besten Handschrif- einer durch die Zahl der Ausgaben sanctionirten lectio ten geboten ist, die Aufnahme nur defshalb verwei- vulgata sollte sie sich auch am Ende als Druckgert wird, weil etwa die Aldinischen oder Baseler fehler ausweisen - wird diese Aeufserung freilich Ausgaben die Vulgata haben. Es ist hier der Ort höchst anstöfsig seyn; Ref. mufs sich jedoch ganz zu nicht, sich in eine Beurtheilung früherer Leistungen ihr bekennen.

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Dagegen kann Ref. einen andern Wunsch nicht unterdrücken. Ein genaueres Eingehen in das Verfahren des Herausg., welches er bei einigen Schriften vorgenommen hat, hat ihn von der sorgfältigen Prüfung des Hn. J. längst überzeugt und nur in wenigen Stellen würde Ref. den Text anders festgestellt haben; es lässt sich demnach durchaus nicht bezweifeln, dafs bei der Arbeit bestimmte leitende Grundsätze befolgt worden seyen. Gewil's aber dient es zu grofser Erleichterung und zur Feststellung eines richtigen Urtheils, wenn ein Herausgeber sich über die befolgten Grundsätze selbst ausspricht und es nicht dem Leser überläfst, sich dieselben aus dem Werke zu abstrahiren. Hr. J. scheint Willens zu seyn, sich am Schlusse darüber auszusprechen; wenigstens lesen wir p. XL. Scholia invenies in tertio volumine, cui etiam disquisitionem de duabus codicum familiis, nisi eam libri moles respuat, addere constitui." Ref. ist nun der Meinung, dafs diese Untersuchung, womit dann nothwendig eine kritische Klassificirung der einzelnen Handschriften verbunden ist, nicht als unbestimmtes Versprechen für den dritten Band, sondern unumgänglich als Einleitung zum ganzen Werke mitzutheilen war, indem sie dem kritischen Verfahren als Unterlage und in den einzelnen Fällen zugleich als Rechtfertigung dienen mufste. Denn da dem Herausg. sein Studium mit dem Charakter und Gehalt einer jeden einzelnen Handschrift genauer und zuverlässiger bekannt gemacht haben mufs, als dies bei dem Leser, der sich oft vielleicht nur mit einer einzelnen Schrift beschäftigt, vorausgesetzt werden darf, so verlangt man wohl nicht ganz mit Unrecht, dafs der Herausg. seine gewonnene Einsicht und die darauf beruhenden Gründe seines Verfahrens dem Leser mittheile, damit es ihm nicht an dem richtigen Prüfstein fehle, und er sich nicht genöthigt sehe, will er anders mit Sicherheit verfahren, die Prüfung selbst von vorn an vorzunehmen. Ref. richtet defshalb an den Herausg. die Bitte, seine Untersuchung über die Handschriften und ihre Familien nicht vielleicht dem Ende des dritten Bandes anzufügen, sondern lieber dem zweiten Bande voranzuschicken. Er sieht derselben mit um so gröfserer Spannung entgegen, da er (abgesehen von dem Interesse, welches dergleichen Untersuchungen im Allgemeinen gewähren) bei seinen freilich nur beschränkten Kenntnissen der Lucianischen Handschriften sich nicht recht vorstellen kann, wie Hr. J. seine Eintheilung in nur zwei Familien durchführen wird; es dürfte vielleicht die Annahme von drei Klassen nothwendig werden. Doch bescheidet sich Ref. gern, und sieht den Belehrungen des Hn. Jakobitz entgegen.

Wie die Handschriften, so mufsten auch die Ausgaben einer vorgängigen Prüfung und Sichtung unterworfen und das Ergebnifs dem Leser mitgetheilt werden, und zwar erscheint dies hier noch dringlicher als bei den Handschriften. Denn es ist kein Codex so schlecht (die wenigen von vollendeten Ignoranten geschriebenen stofsen die Regel nicht

um), dessen Vergleichung nicht die eine oder andere gute Lesart zur Ausbeute gäbe, und selbst die schlechteste Lesart kann den Weg zum Richtigen zeigen oder als Bestätigung des Richtigen dienen; ja ein monstrum lectionis kann oft seinen Nutzen haben, und sollte es nur zur Aufstellung der Physiognomie seyn. Ganz anders verhält es sich bei den Ausgaben; bei ihnen ist genau die Quelle zu prüfen und darnach ihr Ansehn festzustellen; kritischen Werth haben also nur die aus Handschriften geflossenen oder auf Handschriften beruhenden; alle übrigen gelten nur so viel, als man der Gelehrsamkeit und der Kritik des Herausgebers zugestehen will. Wahrhaft lächerlich ist es aber, den Werth einer Lesart nach der Zahl der Ausgaben abzuwägen, von dem die eine immer aus der andern abgedruckt ist, und wo der Hauptunterschied oft nur in der wenig ergötzlichen Abwechselung der Druckfehler besteht, welche aufzuzeichnen freilich eine nutzlose Zeitverschwendung ist. Wo übrigens die Handschriften, nach denen Ausgaben abgedruckt, noch vorhanden und zugänglich sind, wird man gewifs lieber aus der Quelle selbst als aus einem abgeleiteten Kanale schöpfen, und eine solche Ausgabe hat nur subsidiarisch Wichtigkeit.

Dafs Hr. J. die Bemerkungen und Verbesserungen der Kritiker nicht unberücksichtigt gelassen haben werde, braucht kaum besonders erwähnt zu werden; er nennt mit vorzüglichem Lobe Solanus, Hemsterhusius, Jens, Jacobs, Struve und Fritzsche nebst den Bemerkungen Seager's. Sehr zu loben ist es, dafs Hr. J. bei der grofsen Anzahl zum Theil vortrefflicher Manuscripte aus verschiedenen Familien der Conjecturalkritik einen sehr beschränkten Raum zugestanden hat, indem er nur an höchstwenigen Stellen eine fremde oder eigne Conjectur mit einigen Ausnahmen im Accente in den Text aufgenommen hat. Ganz anders würde sich die Forderung stellen bei einem Schriftsteller, von dem wir nur Handschriften Einer Klasse und alle aus einer getrübten Quelle hergeleitet übrig haben. Da jedoch im Plane des Herausg. nicht allein eine durchgreifende Recension des Textes lag, sondern auch eine Zusammenstellung des apparatus criticus (was auf dem Titel des Buches nicht angegeben ist), so dürfte wohl Mancher der Ansicht seyn, Hr. J. sey in Mittheilung der verschiedenen Conjecturen allzusparsam gewesen. Denn wenn man auch billigerweise in dieser Beziehung keine Vollständigkeit verlangen und gern der Aeufserung des gelehrten Herausg.,,multas tamen coniecturas ab omni verisimilitudine abhorrentes de industria silentio praeterii" seinen Beifall geben wird, denn wer möchte all' den Wust sammeln? so scheint doch hin und wieder mit zu grofser Rückhaltung verfahren zu seyn. Ref. rechnet besonders hieher, wenn die Conjectur eines Kritikers durch eine oder mehrere Handschriften bestätigt wird, so zählt Hr. J. nur die Handschriften auf, ohne jener emendatio e coniectura Erwähnung zu thun. Für die Sache selbst ist dies freilich vollkom

Durch alle diese Bemerkungen soll keineswegs ein Tadel gegen das Verfahren des Hn. J. ausgesprochen werden; Ref. ist vielmehr der vollen Ueberzeugung, dafs der Herausg. aus wohlüberlegten Gründen so und nicht anders gehandelt habe; er hat nur seine abweichenden Ansichten darlegen wollen, in Hoffnung, dafs vielleicht das eine oder andere Berücksichtigung finden könnte.

men gleichgültig; aber billig scheint es doch, die avti oo hatte G. F. Gronov und Hemsterh. schon per Verdienste früherer Kritiker am Leben zu erhalten, coniecturam gefunden und Lehmann aufgenommen; da ja der Werth einer Conjectur durch handschrift- hätte also nicht die Note etwa so lauten können: liche Bestätigung nicht verdunkelt wird, sondern (Xmag einmal das Zeichen für Lehmann seyn): vielmehr in hellerem Lichte erscheint, man auch,,vti oov] J. F. Gronov. Hemsterh. X. B. avti Tou wohl keine übertriebene Anforderung an einen com- v."? Der ganze Bestand würde dadurch klarer hermentarius criticus macht, wenn man nicht allein eine vortreten; auch wäre wohl eine Andeutung an ihrem Zusammenstellung des diplomatischen Materials, Platze gewesen, dafs J. F. Gronov. u. Hemsterhuys sondern auch gewissermalsen eine Geschichte der Anstofs nahmen an to zatεhenoute, und dafs SchmieKritik des Textes verlangt. Sparsamkeit mit dem der und Lehmann die Worte sogar eingeklammert Raume kommt hier wohl nicht in Betracht, indem haben; sie scheinen wirklich unpassend. Im Andieser nur eine untergeordnete Rücksicht einge- fang des 4ten Cap. hat Hr. J. nach dem einzigen B. räumt werden darf, und einige Zeilen mehr auf je- tov "Ouroov aufgenommen; Ref. würde bei der Lesder Seite vollkommen genügen würden. Hr. J. sagt art aller übrigen Handschriten und der Ausgaben p. XXXVIII. von der Hemsterh.- Reitzischen Ausg., tov nointiv geblieben seyn, indem sich ersteres dentAmsterd. 1743.,,haec intelligenda est, ubi in anno- lich genug als Glossem ankündigt, während es nicht tationibus signum v. invenis, quo signo omnes et codi- leicht jemanden in den Sinn kommen konnte statt tov ces et editiones comprehenduntur, de quibus non diser- "Oungov zu schreiben tov zonτýv. tis verbis mentio fit." Durch dieses einzige v (= vulgata) wird sehr viel Raum gewonnen; nur bleibt es nach den angeführten Worten unentschieden, ob durch jenes Zeichen alle nicht ausdrücklich aufgeführten Ausgaben mit bezeichnet werden sollen, oder nur die bis zur Amsterdamer. Da die Ansicht des Buches für das letztere spricht, so ist es nach des Ref. Meinung ein Mangel, dafs man in der Regel über die Lesart der Zweibrück-, Schmieder'schen und Lehmann'schen Ausgabe nichts erfährt, was doch von den Meisten gewünscht werden dürfte und durch drei Buchstaben mehr leicht zu erreichen gewesen wäre. Einige Beispiele mögen die Sache erläutern; wir wollen dazu den Anfang des Prometheus oder Caucasus wählen, einer Schrift, die vorzugsweise in vorliegender Ausgabe gewonnen hat und in der kein Paragraph ohne wesentliche Verbessorung geblieben ist. Im ersten Cap. hat Hr. J. unstreitig richtig aus Cod. Vindob. Philol. Philos. CXXIII. (bei Hr. J.-B.) inauúvouer aufgenommen; die Note lautet:,, inavyoev B. inaμvev a. (=ed, Florent.) inauVVELY at Súvoortα cd. (= Ald. II. ἐπαμύνειν αὐτῷ δύνωνται Junt.) idem in Y (= marg. Ald. 1. Wessel.), sed (: transversa linea inductum. Reliquae et Graevius supra vers.: Inauúvei." Wer sind hier die reliquae? Ref. hat keine der ältern Ausgaben zur Hand, auch fehlt ihm die Amsterdamer; aber Solanus und Hemsterhusius billigen inuuvveev unbedingt und die Zweibrücker, Schmieder und Lehmann haben es im Texte. Einige Zeilen weiter hat Hr. J. richtig nógvoo; in der Note: nógvoo BRTUV et in mrg. J. anoto Aber nógvoo steht schon bei Schmieder und Lehmann. Nach einigen Zeilen im Texte ακροποδητί; in der Note: ἀκροποδητί Β. ἀκροποδιτε v. йxow nosí d." (die beiden Lesarten sollten wohl in umgekehrter Ordnung stehen). Lehmann hat indefs axooлodηti aufgenommen mit der Bemerkung: sic emendavi vulgatum axρoлodiτí. Allein schon Solanus ἀκροποδιτί. und Hemsterhus. hatten so emendirt; an sich ist es zwar einerlei, wer es gethan hat; aber suum cuique! Cap. 2. lesen wir ganz richtig nach B. arti σοῦ; in der Note; ἀντὶ σοῦ Β. ἀντὶ τοῦ υ. B. v.” Aber Aber

μοι υ.

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B.

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Ein Punkt, der noch besonders erwähnt zu werHr. J. nach des Ref. Ansicht gerade das rechte Maafs den verdient, ist die Interpunction; hierbei hat getroffen, und weder den Text zu Häckerling gehackt, noch auch durch endlos fortlaufende Sätze ohne Interpunction alle Uebersichtlichkeit aufgeboben. Ein tieferes Eingehen in das Einzelne liegt nicht im Zwecke dieser Anzeige; Ref. wollte nur im Allgemeinen auf diese tüchtige Arbeit aufmerksam machen, die sich übrigens selbst schon Eingang verschaffen wird, indem niemand, der sich mit Lucian beschäftigen will, dieselbe entbehren kann. Der erste Band enthält die Schriften Lucians nach der gewöhnlichen Ordnung bis zum Scytha einschliefslich; am zweiten wird dem Vernehmen nach fleifsig gedruckt. Das Ganze ist auf drei Bände berechnet. Unabhängig

von diesem Werke wird noch ein Lexicon Lucianeum versprochen, worin unter andern auch Untersuchungen über den Dialect und die Orthographie Lucians mitgetheilt werden sollen, ein Versprechen, dessen Erfüllung wir dem Hn. Jakobitz recht sehr an das Herz legen wollen, da nicht leicht jemand vorbereiteter zu dieser Arbeit kommen kann, als er. Zur Erleichterung des Auffindens sind aufser den gewöhnlichen Capitelzahlen am innern Rande auch lie Seitenzahlen der Amsterdamer Ausgabe angegeben.

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Eine sorgfältige Correctur und eine durch Schönheit des Drucks und des Papieres sich gleich empfehlende äufsere Ausstattung, in welcher Beziehung das Buch die Vergleichung mit den schönsten Erzeugnissen der Presse nicht zu scheuen braucht, gereichen dem Werke noch zu besonderem Lobe. Wir wüinschen die baldige Erscheinung des zweiten Bandes.

NEUERE SPRACHKUNDE.
WIEN, bei Volcke: Handbuch der italienischen
Sprache. Von J. B. Bolza. 1835. XVI u.
344 S. 8.

Die Wissenschaft gewinnt durch Bücher, wie das vorliegende, in keiner Beziehung. Der Vf. weils gegen seine Vorgänger nichts einzuwenden, als dafs sie theils den lateinischen Grammatiken zu ängstlich folgten und so manche Mifsgriffe sich zu Schulden kommen liefsen, theils zu praktisch, d. h. systemlos verführen, theils endlich zu dicke und zu theure Bücher zu Tag förderten. Der letzte Vorwurf trifft ohne Zweifel Fernow's italienische Grammatik, welche unser Vf. eifrigst zu studiren, picht aber in den Schatten zu stellen bemüht seyn sollte; denn bis jetzt ist dieses Werk, das deutschem Scharfsinne und deutschem Ernst zur Ehre gereicht, noch von keinem der Männer übertroffen worden, die Italien und Deutschland mit Grammatiken überschwemmten. Ein gewisser grammatischer Tact ist indessen Hn. B. nicht abzusprechen und wir würden sein Buch wegen des praktischen Momentes, das vorherrscht, denen empfehlen, welche das Italienische ohne höhere Zwecke sprechen und schreiben lernen wollen, wenn dieses Handbuch gehörig zwischen der Dichtersprache und der Sprache der Prosaisten, zwischen der Sprache der früheren Jahrhunderte und der heutigen unterschieden hätte. Wie fein hat hier Fernow geWie fein hat hier Fernow geschieden, was poetischer Ausdruck, was prosaischer, was provincieller u. s. w. ist; welche Umsicht beweiset Biagioli in seiner Sprachlehre hinsichtlich dessen, was er aus der ältern und der neuern Zeit anführt. Aufgaben, Wörterbuch, Phraseologie, Gespräche, Anekdoten u. dergl. zeugen übrigens von Takt und machen den praktischen Theil dieses Handbuches sehr schätzenswerth.

MEDICIN.

werde. Diese Ansicht gehört dem Vf. allein an.
Rec. bemerkt zunächst, dafs allerdings eine abge-
storbene Frucht im Uterus faulen kann, dafs aber
gar nicht so selten abgestorbene und ganz faulende
Kinder, namentlich aus früheren Monaten der Schwan-
gerschaft geboren werden, aufserordentlich stinken-
des aber häufiger gar nicht besonders riechendes
Fruchtwasser abfliefst, und der Uterus vollkommen
gesund bleibt, dafs in andern Fällen wirklich aafs-
haft stinkendes, jauchigtes und ätzendes Fruchtwas-
ser abfliefst, und ein reines, frisches gesundes Kind
aus dem eben so gesunden Uterus hervorgeht, und
dafs auch nach der Geburt lebender Kinder Putres-
cenz der Gebärmutter vorkommt. Der Vf. stützt
seine Meinung, dafs von der faulen Frucht und der
Placenta - deren Fäulnifs er ebenfalls für den Uterus
inficirend hält die Putrescenz ausgeht, auf eine
von Gierl erzählte Geschichte. Diese aber läfst weit
eber den Schluss zu, dafs der Uterus krank war, und
die Affection desselben den Tod des Kindes veran-
lafst hat, als dafs das Uterinleiden von der abgestor-
benen und faulenden Frucht verursacht war.
die Schwangere war im Laufe der Schwangerschaft
krank, fühlte Abgeschlagenheit und Mattigkeit, die
Substanz des Uterus war ganz besonders diinn, so
dafs er wie ein Beutel auf der rechten Seite lag, und
zwischen seiner innern Wand an der nur in der Mitte
losgetrennten Placenta lag eine Schicht Eiters. Dals
die Fäulnifs im Fötus und in der Placenta schon
sehr grofse Fortschritte gemacht, im Uterus aber
kaum begonnen hatte, beweist durchaus nicht,
dafs sie von jenen Theilen ausgegangen ist, da sie
im todten Körper schnelle Fortschritte machen kann,
und ein todter Körper mit dem Verhalten eines Or-
gans im lebenden Körper nicht verglichen werden
kann. Auch ist von Gierl nicht gesagt, dafs auch
die Placenta faul war. Auch ist es durchaus nicht
richtig, dafs die faulig - zerfliefsende und theilweise
resorbirte Placenta in der Regel ein heftiges Fieber
und örtliche und allgemeine Putrescenz veranlasst.

Denn

ERLANGEN, b. Palm und Enke: Die Wundfieber Die von Naegele, Salomon, Götzenberger u. a. beobund die Kindbettfieber

u. S. W.

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von Dr. Eisenmann

(Beschlufs von Nr. 44.) Mit der Metrosepsis, Mutterfäule, Putrescenz der Gebärmutter S. 517–546 wird das Werk beschlossen. Nachdem der Vf. in der geschichtlichen Darstellung deutlich genug hat merken lassen, wie wenig ihm Boer's Autorität in Bezug auf die Putrescenz der Gebärmutter gilt, wirft er einen kritischen Blick auf die verschiedenen Ansichten über dieses Uebel, und berührt so 1) die Gebärmutter - Putrescenz als Ausgang der Kindhettfieber; 2) die Gebärmutter - Putrescenz in Folge der Fäulnifs der Frucht oder ihrer Apertinentien. Hier erklärt sich nun der Vf. besonders dafür, dafs durch Absterben und Fäulnifs der Frucht eine Infection und Putrescenz des Uterus veranlafst

achteten Fälle bezeugen das Gegentheil. Endlich sucht der Vf. auch die von Boer angenommene Putrescenz der Gebärmutter, deren Erscheinungen Balling in die pathologisch-anatomischen und in die physiologischen eingetheit hat, zn widerlegen. Dafs diese Widerlegung nicht durchaus gelungen ist, wird jeder Leser schon bei einem leichten Ueberblick finden.

Wir verlassen nun ein Buch, das allerdings mit grofsem Fleifs geschrieben, dessen Inhalt zum Theil der Beachtung und Prüfung empfehlbar ist, dem es aber an Hypothesen so wenig fehlt, als an Citaten, die der Vf, seiner Ansicht angepasst hat. Druckfehler fand Rec, nur wenige, S. 119 wit st. mit, S. 194 noche st. noch, S. 195 Entbindung st. Entstehung.

Hohl.

ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

März 1838.

ORIENTALISCHE LITERATUR. 1) OXFORD, b. Talboys: An historical Sketch of Sanscrit Literature, with copious Bibliographical Notices of Sanscrit Works and Translations. From the German of Adelung; with numerous additions and corrections. 1832, 234 S. gr. 8.

2) Petersburg, gedr. b. Kray: Bibliotheca Sanscrita. Literatur der Sanskrit-Sprache von Friedrich Adelung, K. Russ. wirkl. Staatsrathe u.s. w. Zweite durchaus verbesserte und vermehrte Ausgabe, 1837. XXII u. 430 S. gr. 8.

Im

m J. 1830 gab Hr. Staatsrath Adelung die erste Ausgabe seines Werkes unter dem bescheidenen Titel: Versuch einer Literatur der Sanskrit-Sprache. Es hatte damals fast nur bibliographisches Interesse, war aber trotz seiner Lücken und Fehler ein brauchbares und darum gesuchtes Nachschlagebuch. (S. die A. L. Z. 1832. Erg.- Bl. Nr. 5.) Diese erste Ausgabe wurde durch den geschickten Uebersetzer von Heeren's Ideen, Hn. Talboys, der zugleich Verleger seiner Bücher ist, ins Englische übertragen und mit vielen Zusätzen und Berichtigungen versehen, welche Hr. A. jetzt in seine zweite Ausgabe aufgenommen und damit wenigstens für uns Deutsche die englische Bearbeitung entbehrlich gemacht hat; nur einige von Hn. T. zu weit ausgeführte Partien sind hier übergangen oder ins Kurze gezogen, um die Gleichmässigkeit der Ausführung nicht zu stören. Hr. A. hat auch seinerseits seit dem Jahr 1830 fleifsig gesammelt, und so erscheint jetzt sein Buch fast um das Doppelte stärker als das erste Mal. Das Bibliographische ist auch bei dieser zweiten Aufl. noch die Hauptsache und so vollständig zusammengebracht, dal's in dieser Beziehung wenig zu wünschen übrig bleibt. Der Vf. hat damit seine Zwecke erreicht. Er bescheidet sich, da er der Sanskrit-Literatur selbst nicht kundig und auch der Sanskrit-Sprache kaum mächtig ist, das Verdienst des fleissigen Sammlers erstrebt zu haben, welches ihm Niemand streitig machen wird. Er wollte den Reichthum der indischen Literatur aufzeigen, den jüngeren Gelehrten andeuten, welche Werke bereits im Original gedruckt und übersetzt sind oder eine Uebersetzung verdienen, und alle Schriften und Abhandlungen nachweisen, in denen die dahin einschlagenden Gegenstände besprochen werden. Er giebt aber nebenbei auch Manches, was den Inhalt und

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Werth der Sanskrit Literatur angeht, und wenngleich dies die schwächere Partie des Buches ist, enthält doch auch sie viel Schätzbares und wird besonders dem Anfänger oft nützlich seyn. Hr. A. hält sich jetzt in diesen Dingen meist an die besseren Autoritäten, wogegen er sich früher von brauchbaren Quellen oft irre führen liefs. Die Anordnung ist viel zweckmäfsiger als in der ersten Auflage, und die einzelnen Angaben durchgängig correcter und zuverlässiger. Da der Vf. zur weiteNachträge und Berichtigungen angelegentlich anren Vervollkommnung seines Buches die Kritik um spricht, so wollen wir bei kurzer Darlegung des Inhaltes, so viel der Raum gestattet, mittheilen, was wir etwa vermissen.

Das Ganze zerfällt in drei ungleiche Theile: I. Ueber die Sanskritsprache. Zu den Abhandlungen allgemeinern Inhalts gehört aufser den aufgeführten der vortreffliche Aufsatz A. W. v. Schlegel's über die Zunahme und den gegenwärtigen Stand unsrer Kenntnisse von Indien, im Berliner Kalender auf das J. 1830 und 1831, und Burnouf, de la langue et de la litterature sanscrite. Par. 1832. In diesem Abschnitt wird auch von der indischen Schrift gehandelt, so wie von den Dialecten des Sanskrit; letztrer Gegenstand fehlte in der ersten Ausg. fast gänzlich. Beim Prakrit sind jetzt zu Höfer's Arbeit die trefflichen Institutiones von Lassen (Bonn. 1837) nachzutragen. Die neueren vom Sanskrit ausgegangenen Sprachen Indiens werden nur sehr kurz berührt, sie erscheinen hier freilich als Nebensache, aber wenigstens verdienten die dem Sanskrit noch am nächsten stehenden, wie Hindi, Bengali u.a., etwas mehr Berücksichtigung. Die wichtigen Hindee Selections von W. Price (2te Ausg. Calc. 1830) sind in den Nachträgen genannt. Dal's die Sprachen des südlichen Indiens ihrem Kerne nach zu einem andern Sprachstock gehören als das Sanskrit, wird gleichfalls erst in den Nachträgen bemerkt. S. darüber d. A.L.Z. 1832. Erg.- Bl. Nr. 11. Derselbe Abschnitt enthält zugleich die Rubrik der einheimischen Grammatiker und Lexicographen, welche dann weiter unten, wo sie wieder in Betracht kämen, übergangen werden. Von Bhartrihari's Bhatti-Kâvja (S. 34) sind kürzlich die fünf ersten Gesänge ins Deutsche übersetzt von C. Schütz in Bielefeld 1837. Unter den Alphabeten (S. 21) fehlt das freilich ganz werthlose Alphabetum Brahmanicum. Rom. 1771. der neuen Ausgabe von Wilson's Wörterbuch vermifst man nicht blofs die gebaltreiche Vorrede (welche übrigens in verbesserter Gestalt als academische

Bei

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