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nals' bilden. Mit welchen Waffen hier gefochten wird, mögen die Leser aus folgender Stelle S. 106 entnehmen, wo es heisst:

ben

,,Wäre der etc. Rust wirklich Militairarzt gewe sen, so würde er noch andere Gründe gefunden hadafs die Militairärzte durch ihren Beruf und durch ibre Pflichten doch wohl eine besondere Classe des Heilpersonals bilden und durch Civilärzte nicht vollständig zu ersetzen sind. Welchen Einfluss auf die Armee und selbst auf den Staat würde es wohl haben, wenn z. B. die ärztlichen Functionen des Ersatzgeschäftes den Civilärzten übertragen würden? Welche Pensionen würde der Staat wohl zu leisten haben, wenn die Untersuchung der sich als invalide Meldenden und die Ausstellung der Invalidenatteste den Civilärzten übertragen werden sollten? Welchen Eindruck würde es auf das Heer wohl machen, wenn demselbeu kurz vor einer Schlacht mitgetheilt wird, dafs die Militair-Aerzte sämmtlich durch Civilärzte ersetzt sind? und was würde wohl geschehen, wenn in der Schlacht zehn tausend Bles

sirte vorkommen?"

Ref. fühlt wirklich, nachdem er aus der vorliegenden Schrift solche Ausbrüche blinden Kastengeistes den Lesern hat vorführen müssen, kein Behagen, in die ferneren Auseinandersetzungen des Hn. Vfs. einzugehen. Er kann sich dessen auch um so mehr überheben, da der Inhalt der folgenden Zeilen schon bereits oben berücksichtigt worden ist, anderer Seits die Urtheile über die beim Ausbruch der Cholera vom Staate ergriffenen Maafsregelu nichts Neues enthalten, und Dasjenige, was über die Unzweckmäfsigkeit der Einsetzung eines Curatorii für die Krankenhausangelegenheiten und die chirurgisch pbarmaceutischen Studien gesagt werden kann, zu sehr sich Jedem selbst aufdrängt.

Sollten wir im Allgemeinen nun, zum Schlusse unserer Anzeige, uns darüber aussprechen, welchen Eindruck die vorliegende Schrift in uns zurückgelassen habe, und welchen Einflufs wir uns von derselben versprechen dürften, so können wir nicht in Abrede stellen, dafs, als wir sie zur Hand nahmen, wir in ihr ein unparteiisches auf Sachkenntnifs nnd ErWenn die beiden ersten Fragen, die Ausbrüche fahrung begründetes Urtheil über manche, besonders des unter den Militairärzten herrschenden, von dem Unwesen des Chirurgenthums, allgemein als unsolche Puncte des Medicinalwesens, welche, wie das Verf. kurz vorher so hoch gepriesenen Geistes sind, zweckmässig anerkannt werden müssen, erwarteten. dann bedauern wir Geist und Herz gleich sehr. Was Dals bei dieser Gelegenheit Personen, welche bei gehört dazu für eine Stirn, was für eine Ueberwin- der neuern Organisation besonders einflussreich sich dung für Jemand, der den Glauben an Treue und bewiesen hatten, unangenehm, doch stets der Würde Redlichkeit in der Welt noch nicht aufgegeben hat, der Personen und der Sache angemessen, getroffen auf eine ganze Classe von wissenschaftlich gebildeten werden mussten, dies liefs sich als unumgänglich Männern, denen der Staat das körperliche Wohl und nothwendig nicht verkennen. Diese unsere ErwarWehe und das daraus zum grofsen Theil hervorge- tungen fanden wir in der ersten Hälfte der Schrift, bende Familienglück seiner Bürger anvertraut hat, auf eine Classe von Beamten, deren unparteisches, sachwelche ein gediegenes, wenn gleich nicht selten durch verständiges Urtheil in der Rechtspflege die HauptmoVorliebe für das Veraltete modificirtes Urtheil erkentive der Urtheilssprüche über Leben und Tod begrün- lein so vorgekommen, als ob im Verfolge seiner Unnen liefs, bestätigt. Es ist uns aber wohl nicht alden, den Schein meineidiger Schurkerei zu werfen!? tersuchungen der Hr. Vf. sich zuweilen auf ein Feld Dafs dies aber der Zweck der beiden ersten Fragen begeben habe, auf welchem er nicht recht zu Hause ist, ist unverkennbar. Der Vf. würde es nur dann ist, wie z. B. da, wo er über Bildung der Aerzte im leugnen können, wenn er sich zu beweisen getraute, Allgemeinen spricht. In ihrem letzten Theile aber dafs es leichter sey über Zurechnungsfähigkeit, übernimmt die Schrift ganz offenbar ihre Richtung nicht die Art der Tödtlichkeit der Verletzungen zu urthei- mehr gegen Sachen, gegen Facta, sondern gegen Perlen, als abzuschätzen, ab ein Recrut, weil er den Daumen nicht rühren kann, unfähig zum Militair-sonen, ihre Tendenz scheint dabin gerichtet, für eine bestimmte Partei etwas zu erstreiten. Ob hierzu geVeranlassung sind, darüber zu urtheilen vermag Ref. wisse Collisionen von persönlichen Interessen mit nicht, da er zu wenig Kenner derselben ist. könnte es übrigens nur bedauern, wenn diese Makel Er der Schrift dazu Veranlassung geben sollten, dafs fernerweit Männern, welchen wohl eine berathende Stimme über Medicinalverfassung zugestanden werden kann, die Erlaubnifs genommen würde, ein freies Wort zu reden. Wenn dies aber, zur Vermeidung von einseitigem oder wohl gar willkürlichem Verfahren, nicht der Fall seyn sollte, so erscheint es Ref. wünschenswerth, dafs man auch diejenigen unter den Aerzten anhören möge, welche gerade die Verhältnisse der Praxis in kleinen Städten und auf dem Lande aus längerer eigener Erfahrung kennen,

dienst sey.

Was aber die dritte Frage betrifft, so ist der darin supponirte Fall so eigenthümlicher Art, dass, wenn er eintreten würde oder müfste, er allerdings einen unbeschreiblich überraschenden Eindruck auf Alle, die ihn erleben müfsten, ganz besonders aber auf eine tapfere, ihrer Fahne folgende Armee machen müfste. Der in der letzten Frage erwähnte Fall ist wirklich in den Jahren 1813 und 1814 vorgekommen, und da haben denn die Vorfälle nach der Schlacht bei Leipzig und an andern Orten ad hominem demonstrirt, dafs überall, wo es nicht auf Formalitäten, z. B. auf Kamaschendienst ankommt, ein wesentlicher Unterschied zwischen Civil- und Militairärzten nicht aufzufinden war.

Was endlich die Form der Schrift anbetrifft, so hat zwar der Vf. uns auf dem Titel nur Aeufserungen versprochen, indefs vermifst man doch, sobald diese zu Papier gebracht sind, nur sehr ungern darin eine gewisse auf einer Ordnung beruhende Gedankenfolge, wobei es dem Verf. zu folgen leichter wird und Wie derholungen am besten vermieden werden. Druck und Papier sind gut.

B-g-r.

LEXICOGRAPHIE.

LEIPZIG, b. Kummer: Etymologisches Handwörter-
buch der lateinischen Sprache mit steter Bezug-mologieen u. s. w.
nahme auf die naturphilosophischen Ideen des
Orients als Grundstoffe auch abendländischer
Wortbildungen, nebst einer nach Kanne's Prin-
cipien beigegebenen Erklärung der Buchstaben
von F. Nork. Erster Theil. A-I. XII und
482 S. 1837, 8. (3 Rthlr. 18 Gr.)

Dieses Buch besteht aus zwei Theilen, wovon der eine gedankenlos, der andere sinnlos ist, oder auch, um mit Hieronymus Jobs zu reden, den einen man verstehen kann, den andern man nicht verstehen kann. Sie sind himmelweit von einander verschicden; der eine ist ärgerlich und langweilig, der andere sehr vergnüglich und spafshaft; der eine ist, so weit er Richtiges enthält, schon sehr alt und in vielen anderen Büchern zu finden, der andere ist von ganz neuer Erfindung und erstaunenswerth deshalb, weil er schwerlich ein Körnchen Wahrheit enthält. Trotzdem ist nicht zu bezweifeln, dafs beide von demselben Verfasser herrühren, denn sie sind beide gleich verkehrt, ebenso wie der auf dem Titel angegebene Name des Verfassers. Was den letzteren Punkt anbetrifft, so ist zwar Ref. immer lieber für die ganz anonyme Unsterblichkeit; will aber der Vf. einmal seinen Namen in dieser Verkehrtheit unsterblich machen, so ist dagegen auch nichts einzuwenden, und es soll daher hier nicht verrathen werden, ob er eigentlich Kron, Korn oder Knor heifst.

Ueber Inhalt und Zweck des Buches soll nur kurz referirt werden; denn wenige Worte werden dem Publikum zeigen, was es davon zu denken hat; dagegen wäre es ganz unnütz, den Vf. auf allen sei nen obscuren Irrgängen zu verfolgen oder ihn gar davon abbringen zu wollen, zumal wenn man weifs, dafs er auf ihnen schon seit Jahren lustwandelt, und dafs die Aufnahme, welche seine früheren Leistungen gefunden haben, für ihn ohne Einflufs gewesen ist.

Laut Vorrede p. XI war es der Plan des Vfs., dafs sein Wörterbuch auch beim Lesen der Classiker Dienste leisten sollte; dies zu erreichen, wäre auch für einen mittelmäfsigen Philologen nicht allzu schwer gewesen; aber nicht einmal als einen solchen konnte sich der Verf, documentiren, da ibn seine Haupttendenz nöthigte, wie er selbst sagt, das grammatische Element in den Hintergrund zu schieben, und da ihn ferner „das immer noch herrschende günstige Vorur

theil für Scheller veranlafste, einen Auszug aus der Lünemannschen Bearbeitunng desselben zu geben." Wenn er die günstige Meinung über Scheller selbst als ein Vorurtheil erkennt, warum hat er nicht lieber Forcellini, Schellers Quelle, oder wenigenst den ersten Theil von Freund benutzt? Die Schuld liegt offenbar darin, dafs der Vf. selbst noch bei weitem nicht über jenes Vorurtheil hinausgekommen ist; ja, was viel sagen will, er steht noch ein gut Stück hinter Scheller zurück; an Benutzung neuerer Leistun gen vollends ist gar nicht zu denken. Um nur etwas sehr nahe Liegendes zu nennen, so ist z. B. Hand's erschienen; ebenso Doederlein's Synonyme und EtyTursellinus für dieses Wörterbuch so gut wie nicht dafs z. B. die S. 28 beibehaltene Ableitung des WorDaher ist es nicht zu verwundern, tes Ac-Castor von aedes Castoris (so auch Aedepol aedes Pollucis S. 480 für die bisher fortgeerbte Meinung angesehen wird. Die crasse Ignoranz in Ab sicht der heutigen Philologie liefse sich noch durch viele andere noch schlagendere Beispiele belegen, wenn es noth thäte. Von welcher Art aber die Dienste seyn möchten, die das Buch leistete, wenn es beim Lesen der Classiker gebraucht würde, kann man aus jedem beliebigen Artikel sehen, der auch nur ein geringes Nachdenken erforderte; ich führe nur an die Bedeutungen von addo: 1) hinzufügen, 2) vermehren, 3) hineinstecken, 4) Muth machen, an spornen, Glaubwürdigkeit geben. Schon dieser einfache Artikel zeigt, dafs von der Grundbedeutung und deren natürlicher Entwickelung gar nicht die Rede ist, und dafs Bedeutungen hingestellt werden, die allenfalls erst durch Zusätze entstehen; wefshalb denn auch z. B. von abire eine Bedeutuug brennen ist, weil man sagt: abire in flammas. - Dafs es mit der griechischen Gelehrsamkeit des Vfs. nicht besser bestellt ist, zeigen manche merkwürdige Etymologieen, wie z. B. der Wechsel des und durch die Vergleichung von xolve und xoiua bewiesen wird s. v. emo, welches in Folge dessen von avtoum abgeleitet wird. Daher mag auch wohl der Verf. seine guten Gründe gehabt haben, das Griechische stets ohne Accente zu schreiben. Wie man nun auch von den Scheller-Lünemannschen Arbeiten denken möge, so ist es doch klar, dafs dieser Auszug auch als solcher in keiner Weise empfohlen werden kann, und zwar für die Jugend um so weniger, da darin alle Augenblicke von der Zeugung, von den Zeugungsgliedern und was sonst dahin gehört, die Rede ist. Diese Dinge nämlich spielen eine sehr grofse Rolle in den etymologischen Forschungen des Vfs., welche nun als die eigentliche Hauptaufgabe desselben zu beschreiben sind.

v

Wenn schon der Titel zu erkennen giebt, dafs er seine Weisheit aus dem Orient holen will, se ist nicht etwa zu glauben, dafs er denselben Weg mit den Forschern der vergleichenden Sprachwissenschaft geht. Auch an diesen und ihren Jüngern nimmt man ein oft unbesonnenes, luftiges Spiel mit Etymologieen wahr, die einst, wenn die noch junge Wissenschaft

davon.

ibre jugendliche Schwärmerei und Haltlosigkeit abgelegt hat, nur noch als Curiositäten im Gedächtnifs bleiben werden; hier ist jedoch wenigstens das anzuerkennen, dafs man nach Principien irrt, gerade wie manche Philologen von altem Schlage nach ganz richtigen paliographischen und grammatischen Regeln die unrichtigsten Conjecturen machen, Viel schlimmer ist es mit dem Vf. des vorliegenden Buches. Die grofsen Entdeckungen der neueren Zeit über den organischen Zusammenhang der Sprachen, die überaus wichtigen Gesetze der Lautverschiebung, des Consonantenwechsels u. s. w., kurz alle Forschungen auf dem Gebiete des indo- germanischen Sprachstammes ignorirt er, d. h. nicht nur, er will nichts davon wissen, sondern er weils auch wirklich nichts Ibm sind die Stammväter der Lateiner die Phönizier und deren nächste Nachbaren, die Hebräer; dorther nimmt er die meisten seiner Ableitungen; seine Sprachkenntnifs ist aber auch hier nur eine lexikalische, und wo er noch andere Sprachen zur Vergleichung zieht, wie Sanskrit, Persisch, Arabisch u. s. w., beweist er auch nur, dafs er deren Wörterbücher zu wälzen gewulst hat. Er verfolgt demnach in gewisser Beziehung dieselbe Richtung, der in neuerer Zeit Sickler ergeben war, ohne jedoch dessen Namendeutungen in seinem Lehrbuch der alten Geographie zu benutzen, und ganz unbekannt ist ihm das jüngst erschienene Programm von Leidenroth geblieben, der ebenfalls eine überraschende Uebereinstimmung italischer Ortsnamen mit semitischen nachweist. Neben dieser Richtung hat der Vf. aber noch eine andere, die er meistens von Hug und Kanne entlehnt hat, und die ihn ganz ins Blaue führt. Die Sprache ist ihm ein ursprünglich künstliches Product der Priester mit hieroglyphischem Charakter; die natürliche Weiterbildung im Munde des Volkes ist erst später. Die von den Priestern erfundenen Wörter hatten eine Grundbedeutung; aber vermöge ihrer eigenthümlichen orientalischen Vorstellungen und vermöge des Bestrebens, ihre uralten Mythen in der Sprache niederzulegen, wurde der eine Begriff benutzt, um eine Menge anderer gewissermaafsen sinn bildlich zu bezeichnen, die der Natur der Sache nach gar keinen Zusammenhang mit einander haben. Wo also der Verf. gleich oder ähnlich klingende Wörter findet, da nimmt er ohne weiteres einen solchen von den Priestern willkürlich festgesetzten Zusammenhang an, und sein Bestreben geht dann nnr dahin, irgend eine orientalische Idee oder Mythe nachzuweisen oder zu erdichten, wodurch die heterogensten Begriffe in irgend eine Verbindung gebracht werden können; und umgekehrt, wo er eine solche Verbindung gefunden hat, da identificirt er die allerverschiedensten Wörter ohne alle Rücksicht auf regelmässige Ableitung, oder mit höchst unwissender und oberflächlicher Vergleichung; wo etwa die Verschiedenheit gar zu auffällig ist, da trägt die Schuld ein

härterer oder weicherer Dialect. Ueber die in demselben Geiste verfasste Erklärung der Buchstaben braucht nicht weiter berichtet zu werden, um zu zeigen, dafs das ganze Bemühen des Vfs, fast von keiner Seite her ein wissenschaftliches Sprachstudium berührt. Jedoch mögen hier noch, inebr des Spafses wegen als zum Beleg für das Gesagte, ein paar Pröb chen angeführt werden.

Arca ist identisch mit 2 (Erde), dox (Anfang, Ursache, Ursprung), denn die Arche des Noah, Osiris, Adonis und Bacchus (die an) ist die Urerde (an), die aus den Wassern hervortauchende Insel Delos, der von den Fluthen getragene Weltberg der indischen Mythologie. Darum konnte arca Erde, Anfang und Surg zugleich bedeuten, weil die Verkörperung der Tod des Geistes, weil das Ende auch der Anfang, und aus dem Tode das Leben hervorgeht, und die bei der Weltschöpfung auf den Wassern schwimmende Erde auch mit einem Schiffe verglichen werden konnte. Das gr. apyn bedeutet, nicht zufällig, auch Erde, und uoxos, der Erste, Oberste, ist nur weitergebildeter Begriff der ursprüngl, Idee Erde, die vor der belebten Schöpfung, also zuerst, da gewesen seyn mulste. Die weitere mythische Ausführung der Sache kann hier nicht mitgetheilt werden.

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Arbor ist eigentlich a-ribor oder a-robor, wovon noch robur ein Beweisrest, genannt nach der Reibapflanze in einer persischen Mythe, worin das erste Menschenpaar androgynisch verbunden war; es ist der Haderbaum, von, Streit, denn die spätere Trennung und Begattung der Geschlechter setzt Zwietracht voraus; daher auch Eoveos von εqi5. Die ursprüngliche Doppelgeschlechtigkeit liegt auch in der hebräischen Sage von der Schöpfung des Weibes aus der Ribbe (2), und damit entstand zugleich auch die Zwietracht, nos.

Ganz dieselbe Methode wird angewendet, um bei arare die Begriffe ackern, zeugen, fluchen (agow, nouw) Aons, agony u. s. w. zusammenzubringen; das. findet man auch xaça, d. h. die Ribbe (im Hebr. das Finstere,, von, Schatten, weil sie Zwietracht zeugt), mit xapiw, vom Throne stofsen, erniedri gen, verdammen, die Augen schliefsen, 11. 11, 453. 2, schwarz,, räuchern, verfinstern, und Ketteri, Brama's Sohn, identificirt.

Schliefslich, damit man doch endlich einmal erfahre, woher eigentlich die Pfarrer benannt sind, erwähne ich noch, dals sie nach S. 1. nichts anderes als Farren sind; denn der Stier ist bei den Orientalen das Bild der Gerechtigkeit, und auch der heilige Stephan wurde wegen seiner Tugend der Stier genannt. Wer wird nun noch, wie früher, an parochus, oder gar an die Anfangsbuchstaben von pastor fidelis animarum rationalium denken, was bisher die sinnreichste Ableitung war? X+X

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

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Februar 1838.

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1) LEIPZIG, b. Brockhaus: Geschichte Europa's scit dem Ende des funfzehnten Jahrhunderts, von Friedr. v. Raumer. Vierter Band. 1834. VIu.

414 S. Fünfter Band, 1835. VIII u. 499 S. 8. (3 Rthlr. 8 gGr.)

2) Ebend., b. Ebendems.: Beiträge zur neueren Geschichte aus dem britischen Museum und Reichsarchive, von Friedr. v. Raumer, Erster Theil. Auch unter dem Titel:

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Die Königinnen Elisabeth und Maria Stuart nach den Quellen im britischen Museum und Reichsarchive. Mit dem Bildnifs der Maria Stuart. XVI u. 630 S. Zweiter Theil.

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Auch unter dem Titel:

König Friedrich II. und seine Zeit (1740 bis 1769). Nach den gesandtschaftlichen Berichten im brit. Mus, und Reichsarchive. 1836. XXIV u. 613 S. 12. (5 Rthlr.)

stellt. Es war gewifs, sowohl was die Vorstudien, als die Bearbeitung selbst betrifft, in jeder Hinsicht eine ungemein schwierige Aufgabe, sowohl des Stoffes mächtig zu werden, als in Mitten desselben die hörlich wiederkehrenden Hofintriguen, FamilienstreiGeduld nicht zu verlieren, welche durch die unauftigkeiten und Parteikämpfe auf die höchste Probe gesetzt wird; es ist aber wohl kaum möglich, diese Aufgabe glücklicher, befriedigender und lehrreicher zu lösen, als der Vf. gethan hat. - Für die Ansicht der Hugenottischen Händel hat der Vf. gewils den richtigsten Standpunkt gewählt, wenn er sie nicht als eine ausschliesslich religiöse, sondern als eine vorherrschend politische Parteiung betrachtet, obgleich wir uns nicht erinnern, von ihm klar und entschieden genug ausgesprochen zu finden, dafs eben diese Vermischung des politischen Parteiwesens mit der Religion, worin der wesentliche Charakter und das wahre Leben der Religion selbst ganz verloren ging, zugleich der Grundfehler war, welcher die Stellung der Reformirten in Frankreich nothwendig

Die beiden Bände von Nr. 1, welche uns diesmal zu einer verfehlten und unnatürlichen, eben so gefähr

zur Anzeige vorliegen, beschäftigen sich, dem bei weitem gröfseren Theile ihres Inhaltes nach, mit den Geschichten Frankreichs und Englands, und awar nur mit kurzen, aber höchst inhalts- und bedeutungsreichen Zeiträumen ihrer Geschichte. Schon bei der Anzeige der drei ersten Bände wurde bemerkt, dafs die Geschichten Frankreichs und Englands zu den mit besonderer Vorliebe bearbeiteten, daher auch durchdachtesten und gelungensten Partien dieses Werkes gehören. Auch hinsichtlich der bei den neueren Bände, mit denen wir uns diesmal beschäftigen, mufs dies Urtheil wiederholt werden, wie denn überhaupt mit dem Fortschreiten dieses Werkes auch sein innerer Gehalt immer höher steigend erscheint.

Den vierten, und noch den gröfseren Theil des fünften Bandes, nimmt das vierte Buch ein, welches, in zwei Abtheilungen, die Geschichte Frankreichs und Englands umfalst, jene vom Tode Heinrichs IV. bis zum Tode Mazarins (1610 1661), diese vom Tode der Königin Elisabeth, bis zur Herstellung Karls 11. (1603-1660). Der Geschichte Frank1660). Der Geschichte Frankreichs ist die gröfsere Hälfte des vierten Bandes (S. 1 bis 247) gewidmet. Den Inhalt dieses Abschnittes bildet hauptsächlich die innere Geschichte, die freilich im Ganzen ein eben so verworrenes als unerfreu liches Gemälde darbietet, das aber der Vf. mit so vieler Ruhe und Klarheit, als der widerstrebende Gegenstand nur irgend erlaubt, entwickelt und dar

Unbe

lichen als gefahrdrohenden, machen musste. denklich mufs man aber seinem Urtheile Beifall geben, wenn er (S. 55) sagt:,, Beiden Theilen fehlte höhere Ruhe und Mäfsigung; beide Theile verletzten Sinn und Buchstaben der Vorträge, und indem Eiferer die Furcht wie die Hoffnung über alles billige Maals steigerten, gerieth man, zu grofsem Elend des Landes, in offenen Krieg." Richelieu erscheint in dem wüsten und finsteren Treiben des damaligen Frankreichs als ein Lichtpunkt, den der Vf. mit besonderer Auszeichnung hervorgehoben hat. Der Geschichte desselben, und dem Urtheil über seine Verwaltung, schickt der Vf. (S. 62-70) einen Abrils der Verwaltungsgrundsätze, wie sie Richelieu selbst erklärt hat, voraus, in welchem sich Scharfblick und strenge Festigkeit aussprechen. Dafs Richelieu durch Niederhaltung aller Parteien die Rube im Innern herstellte, durch Umgestaltung und kräftige Handhabung der auswärtigen Politik Frankreichs Ansehen und Einflufs im Auslande wieder erhob und befestigte, und überhaupt den schlechten Zustand, den er bei seiner Uebernahme der Verwaltung in Frankreich antraf, in vielen Stücken verbesserte, hat der Vf., ohne ein anderes Mittel, als die einfache und klare Darstellung der Geschichte, unwidersprechlich erwiesen; und dafs der Hafs, der sich vielfach gegen ihn regte, gröfstentheils aus Parteisucht hervorging, dafs manche abschreckende Handlung, die Richelieu veranlafste oder doch zuliefs,

durch die, freilich traurigen und verwickelten Verhältnisse herbeigeführt wurde und in ihnen einige Entschuldigung fand; dafs überhaupt Richelieu's ganze Erscheinung und Wirksamkeit viel Grofsartiges und Gewaltiges hatte, mufs unbedenklich zugegeben werden; doch scheint es, als habe der Vf. die Schattenseite von Richelieu's Verwaltung nicht genug berücksichtigt, die doch ohne Zweifel auch in nicht geringem Grade vorhanden seyn mufste, da, um nur auf Einiges aufmerksam zu machen, ungeachtet des von R. ausgesprochenen Grundsatzes: Ueberall herrsche die Vernunft; denn die Macht zwingt nur, die Vernunft hingegen überzeugt, und es ist weit besser, die Menschen durch milde Mittel zu lenken und ihren Willen unmerklich, aber für immer zu gewinnen, als Mittel anzuwenden, die nur so lange wirksam bleiben, als die zwingende Gewalt dauert" (S. 67); doch gerade seit seiner Zeit in Frankreich der einseitigste und willkürlichste Despotismus in der Regierungsform herrschend wurde, während im Wesentlichen das Regierungssystem, wie alles Willkürliche, häufigem Wechsel unter worfen, und Richelieu's cignes System, nach seinem Tode, ohne festo Dauer war; da ferner die Sittlich keit, an der es in Frankreich am meisten fehlte, nicht nur unter Richelieu's Verwaltung keine Fortschritte machte, sondern vielmehr seitdem in ihrem Verfall immer weiter vorwärts eilte, und mit der aufseren Gröfse Frankreichs, die allerdings durch ihn einen neuen Schwung bekam, die wahre innere Glückseligkeit keineswegs in gleichem Verhältnisse stand, also doch mehr für den Schein, als für das wahre Leben gearbeitet wurde. Jedenfalls ist es nach beiden Seiten etwas übertrieben, wenn der Vf. (S. 141) behauptet:,, Frankreich strebte damals aufbehauptet:,,Frankreich wärts in jeder Beziehung, während Deutschland, Spanien, England schlechter beherrscht wurden, and täglich in gröfseres Elend binabsanken." Das Elend Deutschlands war ja zunächst nicht Folge schlechter Regierung, sondern des verheerenden Krieges, der hin und wieder die Regierungen fast ganz aufser Wirksamkeit setzte. Uebrigens finden sich unter den Aussprüchen, welche der Vf. aus Richelieu's politischem Testamente mittheilt, manche, die von einem überraschenden, dem eignen Zeitalter weit voraus eilenden Scharf- und Tiefblieke zeugen, und noch heute Beherzigung verdienen; z. B.,, Jedem Staate ist die Wissenschaft höchst nöthig, und er soll sie befördern, nicht aber die Erziehung so einrichten und so hoch stellen, als sollte Jeder ein Gelehrter werden, was nur Anmafsung und Ungehorsam hervorbringen, und den andern Berufsarten schaden dürfte." (S. 62.) Es ist höchst wichtig, dafs sich Rechtsgelehrte nur mit Rechtssachen beschäftigen; sie sind unwissend in Staatsangelegenheiten, und bei allem Selbstvertrauen zu ihrer Gelehrsamkeit, unfähig darüber angemessen zu urtheilen." (S. 64.),, Am besten wird ein Staat regiert, wenn der König selbst tüchtig ist, aber Rath hört und annimmt." (S. 65.) U. d. m. Sehr

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interessant ist auch folgende Bemerkung: (S. 86.) Richelieu fand sich durch die entgegengesetzten Ansichten und Streitigkeiten der verschiedenen Stände die geringen Vortheile ihrer Berathungen und Beschlüsse u. s. w. bewogen, keine allgemeinen Reichstage zu berufen;,, wohl aber glaubte er, dafs landständische Versammlungen in den einzelnen Theilen des Reiches, und Berathungen mit wohlunterrichteten Männern, dem Gange der Regierung förderlich seyen.' In weit weniger günstigem Lichte als Richelieu, erscheint Mazarin; und dafs dies nicht blos von der Schilderung des Vfs. abhängt, sondern ganz in der Natur der Sache liegt, ist leicht zu durchschauen, da die absichtlich auf den äussern Schein hinstrebende Berechnung und die gänzliche Vernachlässigung des wahren inneren Wohls in Mazarin's Periode zu offen am Tage liegen; es wäre aber doch nicht uninteressant gewesen, den innern Zusammenhang zwischen Richelieu's und Mazarin's Grundsätzen und Handlungsweise, und die Nachwirkung von dem Regierungssysteme des Ersten in dem des Letztern zu ermitteln, zumal da dieses gewissermalsen von jenem nur eine Kopie war. Welch ein Contrast stellt sich uns aber gleich im Anfange dieser Verwaltung dar, wo Frankreich, in seinem Innern durch Parteien zerrüttet und an den Rand des Unterganges gebracht, doch im Auslande, namnentlich bei den westphälischen Friedensunterhandlungen, das grofse Wort führte! Das merkwürdige Gesetz, wodurch man die Streitigkeiten zwischen der Staatsregierung und dem Parlamente (das sich hierbei gleichsam als Repräsentanten der Nation henahm) auszugleichen suchte (S. 184), war ja von gleichent Datum, wie der westphälische Friedensschlufs (24. Octbr. 1648)! - Auch in dieser Zeit finden wir übrigens so manches, was sich in den Ereignissen viel späterer Perioden wiederholte.,, Wichtige Fragen, z. B. über das Recht des Volkes den König zu bekriegen, über seinen Antheil an der Gesetzgebung, über das Aendern des Herrscherstammes, wurden in Flugschriften nicht ohne Leidenschaft erörtert. Die Verhältnisse, sagt deshalb ein Schriftsteller, sind mehr unkriegerisch, als beruhigt." (S. 207.) Jahre 1652,, meinten Einige: man solle sich des Königs und Parlamentes gleichmässig entledigen und eine Republik gründen; Andere: man müsse den sinkenden Eifer der Massen erneuen, und durch den in Bewegung gesetzten Pöbel Alle einschüchtern und zur Unterstützung neuer Kriegsplane zwingen. Hierzu wirkten unter andern Flugschriften nichtswürdigen Inhalts. In einer derselben heifst es z. B.: bei Aufständen ist allein derjenige strafbar, welcher zu viel Mäfsigung zeigt; man mufs einen Staat nur erschüttern, um Alle zu stürzen, welche auf Kosten der armen Leute emporgestiegen sind"; u. s. w. (S. 229.) Und bei allen diesen innern Schäden fühlte sich Frankreich dennoch mächtig genug zu fortgesetzter Einmischung in die Angelegenheiten Deutschlands, die wenige Jahre nachher die von dem Vf. (S. 239) nur flüchtig angedeutete rheinische

Im

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