Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]
[ocr errors]

der Aufhellung. (Ein sonderbares Geständnifs!) Ueber Grotefends Uebersetzungen gröfserer Inschriften, von denen Hr. B. nur die von Le Bruns 131 kennt, sagt er (S. 4): nous ne craignons pas d'affirmer qu'on reste, après l'avoir lue, dans une complète ignorance du sens du texte. Ueber Rask's Bemerkung aufsert er sich aber, man könne dieselbe nur dann für unbedeutend halten, wenn man blos nach der Zahl der Consonanten, deren richtige Lesung sie giebt, urtheile. Das Nähere über die Inschriften von Alwend und ihre Wahl für diese Abhandlung entwikkelt der Vf. auf folgende Art. Zuerst hot sich allerdings Niebuhrs H. I. und A. für den Anfang seiner Auseinandersetzungen über Keilschrifterklärungen dar. Die ersten beiden verwarf er, weil die Originale hie und da Lücken baben; die letzte, weil er fand, dafs derselben die ersten Zeilen fehlen und Grotefend mit Recht ihren Anfang als identisch mit der Mitte der 3ten Zeile von Le Bruns 131 angegeben hatte, was sich dem Vf. darauf auch aus den Inschriften vom Alwend und der von Van bestätigte. Nun folgen, in Beziehung auf erstere, Aufklärungen über Existenz und Ursprung dreier Zeichnungen, welche man gegenwärtig der wissenschaftlichen Reise unsers unglücklichen Landsmanns Schulz angeheftet findet, ohne dafs sie ursprünglich zu derselben gehört ha ben oder von Schulz herrühren. Die erste derselben mit der Ueberschrift: Première colonne de la niche à droite, auf Xerxes bezüglich, ist gezeichnet von Vidal, Dollmetscher bei dem französ. Consul zu Aleppo, eine zweite unter dem Titel: Première colonne à gauche de l'inscription de l'Alvande ist ganz dieselbe Inschrift, nur dafs drei Charaktere ungenau gezeichnet sind und ein Zeichen weggelassen ist; eine dritte mit der Ueberschrift: Première colonne de l'inscription à gauche, dite Ganj-nameh, au pied de la montagne d'Elwand, près Hamadan enthält ebenfalls denselben Text, nur dafs sie sich nicht, wie die vorher gehenden, auf Xerxes, sondern auf Darius bezieht. Diese ist von dem Engländer Steuart für Lajard gemacht, welchem letzteren Hr. B. diese Nachrichten verdankt. Diese drei Zeichnungen der beiden Inschriften vom Alwend, die auf Taf. 2, 3, 4 dieser Abhandlung edirt sind, wählte Hr. B. sich darum zur ersten Behandlung aus, weil ihr Text sich am leichtesten diplomatisch constatiren läfst, da er in mehreren andern Inschriften ebenfalls enthalten ist. Hr. B. fand nämlich auch unter den von Schulz bei Van gezeichneten 42 Keilinschriften eine, auf Xerxes bezügliche, Inschrift, die ihrem Inhalte nach mit denen vom Alwend identisch ist, nar mit dem Unterschiede, dafs sie etwa um ein Drittheil grösser ist, indem sie nach den Worten mit welchen jene schlie fsen, noch einen Zusatz hat. Ganz dasselbe ist ferner der Fall mit Le Bruns 131, aber der Zusatz ist hier ein anderer. Endlich zeigte sich Hn. B. aus Vergleichung der erwähnten Dariusinschrift noch, dafs das Von W. Ouseley (Travels Tom. II. p. 255) aus den Ruinen von Persepolis bekannt gemachte Fragment in der That der fehlende Anfang die ersten fünf

[ocr errors]

Zeilen von Niebuhrs A ist, was schon Grotefend (Fundgr. d. O. VI, 254 und A. L. Z. 1820 N. 106) behauptet hatte, durch welche Vereinigung aus Niebuhrs A eine Inschrift wurde, die mit der Alwendschen Dariusinschrift eben so sehr wie die vorhergebenden übereinstimmt. So wählte denn Hr. B. sehr glücklich einen Text, der auf vier verschiedenen Monumenten vorkommt und daher über jeden Verdacht eines Feblers der Zeichnung oder des Originals erhoben werden kann.

Der zweite Theil (S. 20-120) ist nun lediglich der Behandlung der Dariusinschrift vom Alwend gewidmet. Diese findet sich in einem Thale bei Hamadan, welches Ker Porter beschrieben hat, auf einem ungebeueren Block rothen Granits links neben der Xerxesinschrift, jede in einer besondern einen Fufs breit in den Felsen gearbeiteten, ungefähr 5 Fufs hohen und 5 Fufs breiten Nische, welche drei Columnen Keilschrift neben einander enthält, deren erste zur Linken, wie gewöhnlich, die altpersische ist. Die beiden andern Columnen mufs Hr. B. nur oberflächlich betrachtet haben, da er über dieselben (S. 21) die Bemerkung macht, dafs ihre Entzifferung eine Aufgabe für Gelehrte sey, welche sich speciell mit den semitischen Sprachen beschäftigen. Dafs wenigstens in der zweiten Columne, deren Sprache und Schrift Rec. oben mit Saint-Martin medisch genannt hat, keine semitische, sondern eine der altpersischen nahe verwandte Sprache vorliege, würde sich ihm gezeigt haben, wenn er mit Hülfe einiger Buchstaben, deren Entzifferung die Namen Darius und Ormuzd an die Hand geben, eine Anzahl Wörter verglichen hätte; auch würde er dann bemerkt haben, dafs diese Sprache Casusendungen hat.

Mit vielem Interesse liest man nun von S. 22 an, wie der Vf. die Lesung und Erklärung der einzelnen Wörter behandelt. Er erwägt und rechtfertigt jeden Buchstaben einzeln, führt an, wie die so sehr abweichenden Alphabete Grotefends und Saint-Martins ihn nehmen, setzt sein Urtheil für und wider mit ausdrücklicher Angabe der Gründe auseinander, steht fast unabhängig zwischen beiden, indem er sich nicht selten für eine von beiden abweichende Buchstabenpotenz erklärt, giebt häufig die Zahl der Wörter an, in welchen der in Rede stehende Buchstabe in den bis jetzt bekannten Keilschriften überhaupt vorkommt, und hebt diejenigen hervor, aus welchen die behauptete Geltung desselben am meisten einzuleuchten scheine. Nie läfst er sich, was seinen Vorgängern begegnet ist, durch Fehler der Abschriften oder der Originale dazu verleiten, zwei oder mehrere verschiedene Keilgruppen für identisch in ihrer Geltung zu nehmen, oder Einer Keilgruppe verschiedene Potenzen beizulegen. Bei der Auffindung der unbekannten Sprache sieht man die Vorstellung gebüh rend vorherrschen, dafs diese sich dem Zend und Sanscrit, vorzüglich Ersterem, sowohl nach ihren Wurzeln und ihrer Wortbildung als nach ihren grammatischen Endungen und Suffixen so nahe als möglich anschliefsen müsse, so wie bei Entzifferung

[ocr errors]

der Buchstaben die Annahme sichtbar hervortritt, dafs das Alphabet der Keilschrift in Hinsicht auf Zahl und speciellen Unterschied der Consonanten und Vocale zunächst der Zendschrift entsprechen werde. Und die Uebersetzung der durch Entzifferung aussprechbar gewordenen Buchstabenreihen in denen Herr B. nirgend unter dem Vorwande von Zeichnungs- oder Originalfehlern, aufser in den dringendsten, klarsten Fällen ändert giebt nur solche Worte, welche einen einfachen in den Zusammenhang vollkommen passenden Sinn geben, der dabei dem persischen Alterthum ganz angemessen ist. So stellt sich die interessante Erwähnung Ormuzds als Schöpfers des Himmels, der Erde, des Menschen, welche nach Hrn. B.'s Erklärung die erste Hälfte beider Inschriften einnimmt, als im Ganzen richtig interpungirt und übersetzt dar. Man überzeugt sich bald, dafs die Entzifferung einer Anzahl Consonanten, wie Z, K, B, F, Dh, ganz oder annäherungsweise getroffen ist. Gegen Einzelheiten wird man indefs schon beim ersten Lesen mifstrauisch, wenn z. B. das zweite Wort der Inschriften i.zr.k. zu lesen und identisch mit dem zendischen yazata, divinus neupers. ized (1) seyn soll, mit dem Uebergange des D in R. Bei der Bestimmung der Vocale, z. B. i (S. 32), ô (S. 47), welche von grofser Wichtigkeit für die Entzifferung sind, weil sie in Wörtern und Wortformen häufig vorkommen, und, da in den sanscrit. Sprachen die Vocale radical sind und ein Schwanken zwischen heterogenen nicht Statt findet, grofse Unterschiede der Bedeutung begründen, vermifst man die Erwägung ihres Werths, indem ihre Potenz ziemlich schnell und auf Gründe bin fest gesetzt wird, deren Schwäche dem Vf. nicht bemerkbar geworden ist. - Diejenige Substantivendung, die unter allen die häufigste ist, liest Hr. B. ôh, welches der sanscritischen Nominativendung as entsprechen soll: und doch werden sämmtliche vorkommende Casusendungen dieser unveränderten Endung angehängt; dieses ist, wie der Vf. selbst sagt, gerade als wenn man in einem lateinischen Dialekt dominusum für dominum erwarten wollte. Aber anstatt mit Hrn. B. sich dabei zu beruhigen, dafs eine solche Flexionsanhängung „ eher barbarisch als alt sey" (S. 61), hat man sich vielmehr sofort nach einer richtigeren Lesung jener Substantivendung umzusehen; wovon unten. Derartige allgemeine Zweifel steigern sich noch, wenn Hr. B. S. 108 sagt, eine grosse Anzahl zendischer Wörter seyen in diesen Inschriften so umgestaltet, dafs man sie kaum erkennen könne, und ihm demnach das Altpersische als ein corrupter und barbarischer Dialekt erscheint. Rec., der nicht glauben kann, dafs das Altpersische, eine alte, in echten Monumenten erhaltene, an Endungen und Consonanten reiche Sprache, eine Schwester des Sanscrit und Zend, einen solchen Vorwurf mit Recht erfahre, erinnert sich dabei lebhaft des gewöhnlichen Schicksals derjenigen Sprachen, zu deren Kenntnifs wir lediglich durch monumentarische Inschriften gelangt sind. Man war so lange geneigt, ihnen allerhand

80,

Sonderbares und Regelloses, was man bald Corruption bald Barbarismus nannte, beizulegen (s. Hamaker!), his man-richtig buchstabiren und lesen lernte. Dieser philologische Irrthum ist dann am leichtesten erklärlich, wenn die Lesung und Uebersetzung der Inschriften bei einem logisch richtigen Zusammenhange und deutlichen Sinne einen monumentarisch und archäologisch höchst wahrscheinlichen oder gar den richtigen Inhalt darbietet, und sich aufserdem streng an den gegebenen Text hält, paläographische Fehler sorgfältig vermeidend (falsche Bestimmung der Potenz der Buchstaben, wenn sie nur consequent durchgeführt wird und die richtige noch nicht bekannt oder bewiesen worden war, zählt Rec. nicht zu den paläographischen Feblern). In diesem Falle nämlich giebt sich, sobald die Potenzen der bäufiger vorkommenden Buchstaben noch nicht sämmtlich richtig gefunden sind dieses gelingt aber schwerlich gleich dem Ersten der es versucht das Daseyn irriger Bestimmungen, entweder speciell oder im Allgemeinen, nur an der Physiognomie kund, welche der Sprache der Inschriften durch die Erklärung wissentlich oder unwissentlich beigelegt wird. Und dies ist ganz der Fall, in welchem sich nach dem Urtheil des Rec. Hrn. B's Erklärung der Keilinschriften befindet, wie sich auch zum Theil schon aus Vergleichung der von Hrn. Lassen gewonnenen Resultate ergiebt. Die wichtigsten Einzelheiten zum Beleg dieses Urtheils werden sich unten ergeben. Aber auch die Orthographie oder vielmehr um mit einem in der semitischen Grammatik sonst sehr gewöhnlichen Ausdrucke zu reden die Scription macht auf Einheit und Regelmässigkeit Anspruch. Indem es sich Hrn. B. auf drängt, daf's man nicht selten Wörter erhält, in welchen eine Anzahl Consonanten ohne dazwischengesetzte Vocale nebeneinander stehn, so dafs sie kaum aussprechbar sind, philologisch aber sich eine mehr vocalisirte Aussprache fast zwingend darbietet, wie z. B. in f.r.m.a.t.a.r.m., a.u.r.m.z.d.â., k.r.t.m., ç.p.r.d., welche Hr. B. framåtârem, a(h)uramazda u. s. w. ausspricht, stellt er den Satz auf, dafs die Schrift nicht sämmtliche Vocale der altpersischen Sprache ausdrücke, und ist desselben so sicher, dafs er binzufügt, die Nichtbemerkung dieser Unvollkommenheit der Schrift habe seine Vorgänger verleitet, mehrere Buchstaben, welche Consonanten sind, durchweg für Vocale zu nehmen, um dadurch die meisten jener consonantenreichen Wörter aussprechbar zu machen (S. 42). Dieser Tadel der frühern Alphabete ist nicht nur sehr gegründet, sondern auch von Wichtigkeit für das Fortschreiten der Entzifferung, indem nun einer Anzahl Buchstaben statt der ihnen durch jenen Irrthum angezwungenen vocalischen Potenz ihre richtige consonantische leichter angewiesen werden kann. Anstatt aber dafs Hr. B. die sich hier aufwerfenden Fragen: in welchen Fällen tritt Weglassung von Vocalen ein? welche Vocale könHen weggelassen werden? die kurzen? oder vielleicht nur Einer? zu beantworten gesucht hätte, was freilich darum schwierig war, weil diese Keilschrift nach Hn.

B's Alphabet sieben Vocale, vier lange, a, î, û, ô, und drei kurze, a, i, u, hat, scheint er annehmen zu wollen, dafs bei Setzung oder Nichtsetzung der Vocale Verwirrung oder Ungeschicklichkeit herrsche, indem er aus der Nichtsetzung, um diese sich zu erklären, sebliefst, dafs diese Schrift eine von den Persern fremdher entlehnte, nicht für die indisch-persischen Sprachen geeignete oder ausgebildete sey, und sogar S. 160 hinzusetzt: nous pouvons donc admettre comme établi le fait que le système d'écriture qui occupe le premier rang sur les monuments de Persepolis est d'une origine sémitique. Wir kennen ja aber die semitischen Schriften und ihre Geschichte bereits fast ganz speciell, und gerade am sichersten, je näher sie dem höheren Alterthume sind, denn hier, wo noch wenig Gebrauch von Schrift gemacht wurde, war sie am wenigsten Veränderungen ausgesetzt: es ergiebt sich also leicht, dafs zur Zeit der ersten Achämeniden die weit verbreitete semitische Sohrift, wo sie auch existirte, sich noch nirgend so sehr von ibrer ältesten uns bekannten Gestalt, der pelasgischphönizischen, entfernt haben kann, dafs sie nicht sogleich zu erkennen wäre; in diese Schriftfamilie gehört aber die altpersische Keilschrift nicht. Doch bedarf es darüber hier keiner Auseinandersetzung, da Rec. unten die einfache Lösung jenes Problems des Vocalmangels, wie sie Hr. Lassen bis auf einen einzigen Anstofs gegeben, mit Hebung des letztern besprechen wird.

Im dritten Theil seiner Schrift behandelt Hr. B. zuerst (1ste Section) die Xerxesinschrift vom Alwend S. 121-126, bei welcher, da sie mit der Dariusin schrift fast ganz identisch ist, nur der Name Xerxes, der Genitiv des Namens Darius und ein aus ein paar Worten bestehender auf Ormuzd bezüglicher Zusatz, den die vorige Inschrift nicht hat, zu behandeln übrig war, Die beiden auf Tafel IV dargestellten Zeichnungen dieser Inschrift, deren Ueberschriften in der Schulz'schen Reise oben angeführt worden, sind nach Hrn. B. (S. 121) Abschriften einer und derselben Inschrift. Unstreitig richtiger sieht man beide für Abschriften Einer Zeichnung Einer Inschrift, oder besser die zweite für eine Abschrift der ersten an; Hr. B. würde gewifs eben so geurtheilt haben, wenn er zwei starke Fehler der Zeichnung entschieden als solche erkannt hätte: am Ende der 12ten Zeile sind nämlich in dem König bedeutenden Worte statt des 4ten, 5ten und 6ten Buchstaben der 1ste, 2te und 3te wiederholt, welches offenbare Versehen sich hinlänglich daraus erklärt, dafs dieselben drei Buchstaben gerade darüber, am Ende der 11ten Zeile, steben; und in dem Sohn bedeutenden Worte ist der 3te Buchstabe dem ersten gleich. Den Fehler der 13ten Zeile und seine Veranlassung hat Hr. B. richtig bemerkt (S. 125), eben so den der 7ten und den der 20sten. Diese offenbaren Fehler finden sich sämmtlich in beiden Zeichnungen, während die Differenzen beider nur sehr gering sind und die zweite nirgend ein Zeichen richtiger hat als die erste,

In der zweiten Section des dritten Theils: Analyse de l'alphabet S. 127-159 behandelt Hr. B. die Zusammenstellung der Charactere der altpersischen Schrift und ihre Potenzen. Hier stellt er die Ergebnisse seiner Bestimmung der Letztern zusammen und verbreitet sich, da in den beiden Inschriften vom Alwend nur eine beschränktere Anzahl von Characteren vorkommt, zugleich über Stellen und Wörter anderer Inschriften. Bei dieser Gelegenheit macht er von einer schönen Entdeckung, die er in einer spätern Abhandlung vollständig darstellen wird, dals nämlich in Niebuhr's mit I bezeichneter Inschrift aus Persepolis ein Verzeichnifs der dem Darius tributpflichtigen Länder enthalten ist, vorläufigen Gebrauch, da sie hier für Potenzirung einer Anzahl von Characteren von Wichtigkeit ist. Dabei ist das Grotefendsche und Saint-Martinsche Alphabet, welche auf Taf. I mit dem des Vf. zur bequemsten Uebersicht zusammengestellt werden, sorgfältig und vollständig berücksichtigt, indem die dreifsig von Grotefend aufgestellten Buchstaben (S. 133-154) einzeln durchgegangen, die Abweichungen Saint-Martins dabei angeführt, und die Gründe der Abweichung oder Zustimmung des Vfs., wo sie nicht schon früher ausführlich angegeben waren, desto fleifsiger auseinandergesetzt werden, je seltener und schwieriger der Buchstabe ist. Sein eigenes Alphabet tritt in einer organischen, vom Dêwanâgari entlehnten Anordnung des Zendalphabetes auf, welches letztere zugleich daneben gestellt ist. Eine solche Anordnung mufs der Erklärer allerdings stets im Sinne haben; auch wäre sie wohl die passendste für ein Alphabet des Altpersischen, wenn nur mehr Buchstabenpotenzen, als bis jetzt der Fall ist, hätten richtig bestimmt werden können. Gegenwärtig hat man aber dabei die offenbare Unbequemlichkeit, das Falsche mit dem Wahren vollkommen zu vermengen. So fangen Hr. B. und L. ihr Alphabet gleich mit einem (nach Rec.) falsch bestimmten Buchstaben an, dem A, welches, wie unten gezeigt werden wird, ein Consonant ist. Für den Anfang der Entzifferung war das von Hrn. Grotefend nach der Aehnlichkeit der Charactere geordnete Alphabet sehr passend. Jetzt dürf te es das Beste seyn, die gegen jeden gegründeten Zweifel sicher stehenden Buchstaben in der Ordnung, in welcher sie sich dargeboten haben, denen die weniger sicher sind, vorzustellen, so dafs die fraglichsten die letzten Stellen einnehmen. Rec. hat dieser Recension ein Alphabet beigegeben, welches aber nicht ganz die eben genannte Einrichtung hat, indem er darin nicht seine Meinung über Entzifferung der Buchstaben vortragen, sondern hauptsächlich eine deutliche Uebersicht des Verhältnisses geben wollte, in welchem die Entzifferungen Hrn. B.'s und L.'s unabhängig zu einander und zu denen ihrer Vorgänger stehen. (Dieses Alphabet ist mit Ziffern versehen, nach welchen Rec. die einzelnen Buchstaben im Folgenden mit [] citiren wird.) (Die Fortsetzung folgt.)

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

ALTERTHUMSKUNDE.

Januar 1838.

Ueber die neuesten Forschungen zur Ent- sey, welche zuweilen anstatt des langen „,,König" bezifferung der Keilschrift.

1) Paris, in d. kön. Druckerei: Mémoire sur deux inscriptions cunéiformes trouvées près d'Hamadan et qui font maintenant partie des papiers du Dr. Schulz. Par M. Eugène Burnouf etc. 2) BONN, b. Weber: Die Altpersischen Keilinschriften von Persepolis. Entzifferung des Alphavon Dr. bets und Erklärung des Inhalts Christian Lassen u. s. w. 3) HANNOVER, in d. Hahn. Hofbuchh.: Neue Beiträge zur Erläuterung der persepolitanischen Keilschrift von Dr. G. F. Grotefend u. s. w. (Fortsetzung von Nr. 2.)

ner,

Hrn. B's Alphabet unterscheidet dreissig Keilgruppen; zu diesen kommen nachträglich noch drei [auf unserer Tafel Nr. 20, 21, 22] als ungewisse hinzu, welche er für einen und denselhen Buchstaben Gh zu halten geneigt ist, dessen verschiedene Formen nur der Willkür der Künstler beizumessen seyen. Mit vielem Vergnügen sah Rec. jene dreifsig Charactere in formeller Hinsicht durch, denn 1) es findet sich unter ihnen keider ein blofser Fehler einer Zeichnung oder eines Originals wäre, dergleichen in den übrigen Alphabeten auftreten; 2) kein Buchstabe hat eine Variante: mit Recht, denn hei der grofsen Einförmigkeit der Keilschrift ist jede Variante ein Fehler der Abschrift oder des Originals, dergleichen nicht in das Alphabet gehören; 3) keinem Buchstaben werden zwei oder mehrere Potenzen beigelegt; 4) kein Sprachlaut wird durch mehrere sich ähnliche Charactere ausgedrückt. Dieses letzte Kriterium bei Aufstellung der Buchstaben aufser Acht zu lassen, wird man nur zu sehr in Versuchung geführt, theils durch die starke und häufige Aehnlichkeit der Charactere mit einander, theils durch die grofse Anzahl derselben, theils durch Febler der Originale oder der Abschriften (wenn diese nämlich in einem öfter vorkommenden Worte statt eines richtigen Buchstaben einen ähnlichen haben). In einem einzigen Falle ist Hr. B. zu einer Identität zweier Charactere [Nr. 33 mit Nr. 8] geneigt, doch thut er es blos fragend, wie bei den drei Gh. Nur zwei Verstölse gegen formelle Vollkommenheit des Alphabets findet Rec. Erstlich: Der Buchstabe [Nr. 18] fehlt ganz. Hr. B. folgt nämlich Hrn. Grotefend in der sonderbaren Ansicht, dafs [Nr. 18] kein

Buchstabe, sondern nur ein Theil einer Abbreviatur deutenden Wortes gesetzt werde. Entschieden verwirft Hr. Lassen (S. 174 seiner Schrift) diese Ansicht Hrn. G's. mit Recht, aber zufälliger Weise fehlt eben derselbe Buchstabe durch einen andern Irrthum in seinem eigenen Alphabete, indem die Figur des [Nr. 18] mit der des [Nr. 8] von ihm für identisch genommen wird, wobei Hrn. L. entgangen ist, dafs jener, den man zwar oft, aber nur in dem kürzern König bedeutenden Worte findet, von dem häufig vorkommenden [Nr. 8] überall durch das Fehlen des Er findet sich Horizontalkeils unterschieden ist. aber nicht nur in Le Brun's 131 und auf der pariser Vase vor, wie Hr. B. angiebt, sondern noch an drei andern Stellen, welche seine Gestalt aufser Zweifel setzen: 1) auf den Le Brun'schen Fragmenten (Voya

tig herausstellt, 2) in der Fensterinschrift bei Kimpfer (amoen. exot. S. 344), 3) in der Dariusinschrift an den Ruinen des Verbindungscanals des Nils mit dem rothen Meere (Descr. de l'Egypte Tom. VIII. S. 27 ff.), wo indefs der darauf folgende Worttheiler eine falsche horizontale Stellung hat. Zweitens fehlt in Hrn. B's. Alphabet der Buchstabe [Nr. 23], der schon darum nicht hätte weggelassen werden sollen, weil der Vf. S. 133 und 113 sich dahin erklärt hatte, dafs er ihn für Th nehme, wenn er nicht eine fehlerhafte Variante des Buchstaben [Nr. 10] sey; letzteres aber kann man nur dann behaupten, wenn man die Autorität der beiden Zeichnungen der Xerxesinschrift vom Alwend (die, wie Rec. oben bemerkt hat, nur Eine, und zwar eine fehlerhafte sind) und der Schulz'schen von Van (deren Werth noch unbekannt ist), den anerkannt guten Zeichnungen Niebuhr's, Ker Porter's und der Le Brun'schen Fragmente vorziehen will, in denen das,,Sohn" bedeutende Wort se oft ohne Variante den Buchstaben [Nr. 10] zum ersten und den [Nr. 23] zum dritten hat, was zum Ueberflufs jetzt auch noch durch die vortrefflich gezeichnete Bellino'sche Inschrift (in der Schrift Nr. bestätigt wird.

3)

Das Verhältnifs seiner Potenzirung der drei und dreifsig Charaktere seines Alphabets zu der seiner Vorgänger wird von Hn. B. selbst in folgende numerische Uebersicht gebracht, die auf seiner Alphabettafel durch verschiedene neben die Charaktere gesetzte Zeichen anschaulich gemacht wird. In zwölf Buchstaben folgt er Hn. Grotefend, in dreien Saint Martin, in zweien Rask, die Bestimmung der übrigen sechszehn ist neu, wiewohl noch zwei derselben

sich der Grotefend'schen sehr annähern. (Nach Rec. sind unter den zwölf von Hn. G. entlehnten vier unrichtige, nämlich die [nr. 8, 24, 25, 29], unter den drei Saint Martin'schen Ein unrichtiger [nr. 271, die zwei die sich der G'schen Bestimmung sebr nähern, beide unrichtig [nr. 7 u. 30]: unter den übrigen vierzehn von Hn. B. neu potenzirten, unter denen indefs noch einige den G'schen und Saint-Martin'schen Bestimmungen etwas ähnelnde sind, wür de Rec. bis jetzt nur fünf, nämlich die [nr. 28, 31, 32, 33, 34] entschieden verwerfen.)

Am Schlusse stellt der Vf. in einem Résumé (S. 160-168) die zum Theil bereits erwähnten Ergebnisse seiner Untersuchungen über Schrift, Sprache und Inhalt der Keilinschriften erster Gattung summarisch zusammen: die altpersische Keilschrift sey, weil sie die altpersische Sprache, in Beziehung auf Bezeichnung der Vocale, nur unvollkommen darstelle, fremden und zwar semitischen Ursprungs, was Rec, oben widerlegte; dann läfst er sich über Grotefend's Meinung, dafs die beiden andern Keilschriftgattungen durch künstliche Zusammensetzung aus der ersten entstanden seyen, dahin aus, dafs man aus demselben Grunde der künstlicheren Zusammensetzung der erstern mit eben so viel Recht gerade die entgegengesetzte Meinung hegen könne. Gegen ebendenselben ist das Urtheil liber die Sprache dieser Keilschriftgattung gerichtet: dafs sie nicht das Zend, sondern ein Dialect des Zend sey, der an Regelmässigkeit und Ursprünglichkeit seiner Formen immer mehr verliere; sie sey die Sprache der alten Perser, weil sie den ersten Rang unter den Schriften der achämenidischen Monumente einnehme und die heilige Sprache, das Zend, nicht sey; sie sichere, was kaum mebr nöthig sey, das Alter und die Echtheit der Zendsprache auf das Nachdrücklichste, da sie, obgleich dem 5ten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung angehörend, gegen Zend und Sanscrit gehalten, doch schon barbarische und bäurische Entartung zeige. Zuletzt legt der Vf. — und das mit gröfstem Recht Gewicht darauf, dafs man nach seinen Untersuchungen nunmehr den wesentlichen so interessanten Inhalt mehrerer der gröfseren Keilinschriften kenne, in denen man vorher nur einzelne Namen und Titel mit Sicherheit hatte erkennen können.

schriebenen Titel: Inscription de Tarkou, d'après un dessin du prince Dimitri Cantemir, qui se trouvait avec les instructions de Güldenstädt. St. P. 4. Aug. 1807. Diese Zeichnung stellt ganz dieselbe Inschrift dar und unterscheidet sich von jener nur durch unbedeutende Abweichungen in der Gestalt zweier Buchstaben, deren einer nach Hn. B. von Cantemir richtiger gezeichnet ist als von Witsen, während von dem andern das Umgekehrte gilt. Hieraus schliefst Hr. B., dafs beide Zeichnungen unabhängig von einander eine und dieselbe wirklich existirende Inschrift wiedergeben, deren Erklärung er dann beginnt und den in drei verschiedenen Transscriptionen wiederholten Namen Arsaces oder Arsacide darin findet. Hier ist Hr. B. jedenfalls unglücklich gewesen. Nach Rec. hat die Cantemir'sche Zeichnung nichts richtiger als Witsen, theilt aber mit diesem dieselben Fehler (die gerade Stellung zweier Keilgruppen statt der schiefen, den verzeichneten 6sten Buchst, der 2ten Zeile, den in Stellung und Gröfse verfehlten obersten Querkeil des 5ten und des letzten der 2ten Zeile); sie ist daher wahrscheinlich aus Witsen genommen und durch ein Mifsverständnis zu jener Ueberschrift gekommen. Die Quelle beider ist aber in keinem Falle ein Monument, sondern eine Zeichnung, die von einem Reisenden herrührt, der vor einem achämenidischen Monument, ohne einen Begriff von dem Unterschiede dreier Keilschriftgattungen zu haben, eine Anzahl einzelner Buchstaben aus allen dreien, wie sie sich gerade seinem Blick darboten, in zufälliger Ordnung als Probe der sonderbaren Schrift aufgeschrieben. Šo mochte wohl auch Hn. G's Zweifel gemeint seyn, den Hr. B. mehr berücksichtigt haben würde, wenn er verständlich ausgedrückt wäre.

Wir geben zur Schrift Nr. 2 über. Nur die Vortrefflichkeit derselben widerrieth, sie zuerst zu besprechen. Hn. B's Schrift würde, nach der Hn. L's analysirt, in den Augen der Leser mehr als billig ist in den Schatten gestellt worden seyn. Hn. L's Schrift aber könnte selbst dann nichts verlieren, wenn die B'sche schon seit Jahren erschienen wäre. In anderer Hinsicht gewinnen sogar die Resultate der letztern durch das Erscheinen der erstern. Flöfsten auch die von Hn. B. vorgetragenen EntdeckunDer Appendix (S. 169-191) behandelt noch gen dem Leser eben so viel Interesse ein, als sie zwei Inschriften, die achämenidische auf den Pfei- sich durch sich selbst zu sichern schienen, so schien lern von Murghab, deren Erklärung durch Hn. B. es doch noch möglich, dafs wissenschaftlich streng Rec, hernach bei der Hn. L's besprechen wird, und Zweifelnde, wenn sie nicht zugleich selbstthä die von Tarku in Südrufsland. Unter letzterer ver- tig forschten, die Unbestimmtheit der Begriffe steht Hr. B. die zwei Zeilen welche 1705 Witsen über Vocalisation und Sprachformen des Altpersi(Noord en Ost Tartarye II, 563) bekannt gemacht schen mit Bedauern so aufnahmen, als dürfe man am und deren Authenticität Grotefend in dieser A. L. Z. Ende wohl schwerlich je eine ganz sichere Ueber(1820 S. 845) wegen der darin Statt habenden Ver- setzung von Keilinschriften erwarten, indem bier mischung der drei Keilschriftgattungen bezweifelt fast nur Mathmafsungen gegen Muthmafsungen aufhat. Hr. B. glaubt, dass dieser Zweifel gegenwär- treten könnten: eine Meinung durch welche selbst tig durch ein neues Document gehoben werde. Es das beste von Hn. B. Geleistete dem Scheine cifindet sich nämlich unter den Schulz'schen Papieren ner durch Fleifs und Kunst glänzend ausgestateine Zeichnung unter dem von Klaproth's Hand ge- teten Zufälligkeit anheim zu fallen in Gefahr war,

« ZurückWeiter »