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der algebraischen Gleichungen mit einem und mehreren Unbekannten, S. 76-85. Cap. 9: Von den quadratischen, cubischen und andern Gleichungen. Von den allgemeinen und imaginären Quadratwurzeln, S.85-102. B. Die Lehre der benannten Zahlen, S. 103-111. Nur die ersten Grundzüge werden hier gegeben. Die Anwendungen der Proportionsrechnung mufs der Lehrer fast alle suppliren. Der zweite Theil enthält die ebene Geometrie, S. 112-158, und die ebene Trigonometrie, S. 158 bis 180, nämlich: Von den geraden Linien und Winkeln. Parallele und schneidende Linien. Vergleichung der Seiten und Winkel in einem Dreieck. Congruenz der Dreiecke. Folgerungen. Von der Aehnlichkeit der Dreiecke und der ebenen Figuren überhaupt. Von der Vergleichung der Flächen, bei Dreiecken, bei Parallelogrammen und bei geradlinigen Figuren überhaupt. - Vom Kreise und von Eine Auswahl von den regulären Vielecken. Sätzen zur Uebung. Geometrisch-algebraische Aufgaben, z. B. eine Linie a in zwei Theile x und a-x so zu theilen, dafs a:x=x:a-x ist; aus dem Inhalte eines gleichschenklichen Dreiecks, dessen eine Seite bekannt ist, jeden der beiden gleichen Schenkel zu finden; aus dem Inhalte eines gleichseitigen Dreiecks die Seite desselben zu finden; u. s. W. Bei der Erklärung der trigonom. Functionen geht der Vf. nicht vom Kreise, sondern vom rechtwinkligen Dreiecke aus. Die analytische Trigonometrie beschliefst diesen Theil. Der dritte Theil enthält die körperliche Geometrie: Von der Lage der Linien und Ebenen gegen einander. - Von den körperlichen Dreiecken u. s. W. Sphärische Trigonometrie. Von den Projectionen und den Coordinaten im Raume. Anhang: Einiges über Reihen und über Permutationen und Combinationen, nebst dem Beweise des binomischen Lehrsatzes, Druck und Papier sind gut.

GESCHICHTE.

M.

REGENSBURG, b. Pustet: Die neueste Geschichte von Frankreich und Oestreich (vom Jahre 1789 bis 1834) von J. A. Boost. 1834. X und 114 S. gr. 8. (12 gGr.)

Der Vf. dieser Schrift, welche auch den weiteren Titel führt: Die neueste Geschichte der Menschheit. Erster Theil, ist ein alter Mann mit einer zahlreichen Familie, der in Darmstadt lebt und dort auf Taggelder angestellt ist. Er ist Katholik und war in seiner

Jugend Geistlicher bis zur französischen Revolution. Vor mehreren Jahren gab er unter dem sonderbaren Titel: Das Jahr 1840, eine Schrift über die franzosische Revolution heraus, die bereits in Nr. 31 dieser A. L. Z. vom Jahre 1834 gewürdigt wurde. Trotz der ungünstigen Aufnahme dieses Buchs bat er sich doch nicht abhalten lassen, wiederum als Schriftsteller aufzutreten und diese Geschichte herauszugeben, die, wie er in der Vorrede sagt:,,jenem Geist," den er in jener früheren Schrift gezeigt habe, entsprechen, und,,ein Seitenstück oder Fortsetzung für alle jene Geschichtbücher, die in einem christlichen, als eine Widerlegung und Kritik aber für jene, die in einem antichristlichen Geist geschrieben sind," seyn solle. Seine Absicht ist,,,furchtlos gegen den Antichristianismus, ja selbst gegen das neu aufblühende Heidenthum, diese Irrlichter der Hölle, anzukämpfen und ihre Vertilgung herbeizuführen." Es gilt also den Kampf des Ritters Georg gegen den Lindwurm.

Der Vf. ist sehr ungehalten auf die Reformation, die er die Mutter der Revolution nennt. Letztere brach, wie er sich ausdrückt,,,als Zorngericht des Himmels über die ihr vorhergegangene Reformation herein." Desto zufriedener ist er mit den Jesuiten. Dieser Orden ist nach ihm,, der entschiedenste Gegner" der Reformation und ihres Kindes, der Revolution,,, dieses Krokodils und Alligators in der geistigen Welt," indem er,,sich stets als ein religiös-politischer Ichneumon" zeige und „, die böse Brut allenthalben aufsuche und sie in ihrem Keime ersticke" (S. 48). Er nennt ihn einen Orden, der,, in alle Stände eindringend, durch Rath und That, wie durch Frömmigkeit sich beliebt, und die Religion jeden angenehm machte."

Eine Entdeckung verdanken wir dem Vf., er erzählt, dafs Joh. v. Müller, „, obgleich selbst Protestant, doch wie Friedrich II. und jeder tiefe Denker, selbst, ohne es zu wissen, katholisch dachte."

Nach dem vorliegenden ersten Theil erhält das neue Evangelium der Geschichte, womit der Vf. das lesende Publicum beglücken will, einen colossalen Umfang, da er darin erst bis zum Jahre 1791 vorgedrungen ist. Ohne die Zahl der sibyllinischen Bücher wird es daher nicht abgehen. So viel bekannt, ist indessen bis jetzt noch kein zweiter Theil erschienen.

Bopp.

ALLGEMEINE

LITERATUR - ZEITUNG

Januar 1838.

Kritische Uebersicht

der

plautinischen Literatur in den letztverflossenen Jahren.

Je gröfsere Aufmerksamkeit gegenwärtig den älte

sten Sprachdenkmälern Roms und der italischen Völker zugewendet wird, und je besonnener und urkundlicher in unseren Tagen die philologische Kritik geworden ist, desto zweckmäfsiger mag es erscheinen, den neuesten Bemühungen unserer Gelehrten um Plautus eine übersichtliche Betrachtung zn widmen, weil dieser Dichter einerseits als der älteste unter den erhaltenen lateinischen Schriftstellern ein hohes sprachgeschichtliches Interesse hat, andererseits aber sein Text aufser seinem eingewurzelten Verderbnisse durch ältere und neuere Kritiker dergestalt aus den Fugen gebracht worden ist, dafs seine Wiederherstellung zu den Meisteraufgaben der philologischen Heilkunst gehört. Was freilich den erstern Punkt, oder die genauere Erforschung der plautinischen Grammatik und seines Wortgebrauchs betrifft, so können wir darüber noch nichts Specielles aufweisen, so rühmend wir auch die genaue Kücksicht erkennen müssen, die bei Grammatikern wie K. L. Schneider und Lexikogra phen wie W. Freund auf unsern Dichter genommen wird; insofern aber diese Seite der gelehrten Behandlung fast noch mehr als jede andere eines kritisch gesicherten Textes bedarf, so wollen wir die Anforderungen an sie gern noch eine Weile suspendiren, bis die Kritik ihre Vorarbeiten beendigt haben wird, und hier ist denn gerade wieder in der neuesten Zeit eine erhöhete Regsamkeit eingetreten, die, wenn sie auch noch in der Gährung begriffen ist, doch jedenfalls höchst erspriefsliche Resultate crwarten läfst. Wie es bisher damit stand, können wir hier nur kurz andeuten. Nachdem die GronovErnestische Ausgabe (Lips. 1760. 2 Voll. 8.) dem Bedürfnisse derer genügt hatte, die nichts als einen lesbaren und so weit es den damaligen Hülfsmitteln entsprach, urkundlich begründeten Text verlangten, hatte sich zuerst Friedrich Wolfgang Reiz erhoben, um die Verse des Dichters, die in dieser Gestalt häufig gar nicht von Prosa zu unterscheiden waren, nach denselben Principien wie es Bentley beim Terenz gethan hatte, auf ihren metrischen Charakter zurückzuführen und insofern der Text in demselben Maafse wie er unrhythmisch war auch als verdorben betrachtet werden musste, damit zugleich auch die

sen seinen ursprünglichen Formen wieder anzunähern; sein Rudens (Lips. 1789. 8.) brach die neue Bahn, auf der ihm sein Schüler G. Hermann theils mit seinem Trinummus (Lips. 1800. 8.), theils mit den zahlreichen Behandlungen schwieriger Scenen nachfolgte, die seine Elementa doctrinae metricae (Lips. 1815. 8.) neben ihren andern Verdiensten zu einem der wichtigsten Beiträge zur plautinischen Kritik machen, und während Bothe, der dieselbe Richtung einschlug, durch das Uebermaafs kritischer Kühnheit und falscher metrischer Theorie das durch blendenden Scharfsinn erworbene Ansehen bald wieder verscherzte, behaupteten jene einen solchen Einflufs, dafs noch 1823 Lindemann in seiner Ausgabe dreier Komödien (Captivi, Miles gloriosus, Trimummus), 1824 und 1825 Göller in seiner Aulularia, Trinummus und Truculentus viele vou Hermann's Textesconstitutionen aufnahmen, und C. E. Chr. Schneider sogar den Reizischen Rudens (Vratisl. 1824. 8.), nur mit einer Zugabe von Varianten, noch einmal wörtlich abdrucken liefs; wenn jedoch schon Bentley sich nicht selten ohne Noth von dem urkundlichen Buchstaben entfernt hatte, wie dies Hermann selbst in seiner Abhandlung de R. Bentleio eiusque editione Terentii (Opuscc. T. II. p. 263) sehr richtig nachgewiesen bat, so konnte dies Reiz bei seinem Mangel an Gehör für rhythmische Sprachbewegung, wie ihn Hermann Elem. p. XIII schildert, noch weniger vermeiden, und wie defshalb Chr. C. Balbach in seinen nicht unverdienstlichen Observationibus criticis in locos quosdam Plautinos (Erlangae 1821. 8.) die überlieferte Lesart vieler Stellen gegen Bothe mit Glück vertheidigte, so hat Aehnliches C. Kampmann in seinen von genauem Studium des Dichters zeugenden Annotationibus in Plauti Rudentem (Olsnae 1835. 8.) mit Erfolg auch gegen Reiz versucht; zugleich überzeugte man sich stets mehr und mehr, dafs die plautinische Metrik nicht allein rücksichtlich des Hiatus, wo wir auf C. Linge's Quaestionum Plautinarum liber primus (Vratislav. 1817. 8.) verweisen, sondern auch in vielen andern Stücken ungleich gröfsere Freiheiten als die terenzische geniesse, und wie dies Lindemann in der Vorrede zu seinem zweiten Miles gloriosus p. IV offen bekannt hat (quo in genere id

mihi accidit ut quo diutius ego tractarem Planti fabulas, eo liberiores mihi visae sint leges prosodice Piautinae, eoque diligentius et firmius codicibus insistendum esse judicare coeperim; unde factum est ut nunc longe aliam habeam de metris Plautinis deque Plauti prosodia persuasionem, quam olim habebam), so zeichnen sich auch die von ihm seit 1827 für die Teubnerische Sammlung besorgten Ausgaben derselben Stücke, in welchen er kurz vorher noch dem Metrum grofse Opfer bringen zu müssen geglaubt hatte, durch eine wirkliche Rückkehr zu der handschriftlichen Auctorität und ein gelungenes Streben, diese mit der unerlässlichen rhythmischen Anordnung der Verse zu verbinden, auf eine Weise aus, die in ihnen bereits die Morgenröthe eines neuen Tages für Plautus erkennen liefs. Nur was diese Handschriften und die ihnen gleich geachteten ältesten Ausgaben selbst betraf, scheint er nach dem ganzen Plane jener Ausgaben weder hinlänglich umfassende Notiz von ihnen genommen noch sich für ihre Benutzung feste Principien genug gebildet zu haben, um theils einem schwankenden Eklekticismus zu entgehen, theils sich vor den Irrlichtern junger und interpolirter Codices zu sichern, wie dies Ritschl in der Beurtheilung eines Amphitruo (Lips. 1834. 8.) in diesen Blättern (August 1834, Nr. 143 u. 144.) kundig nachgewiesen hat; und von dieser Recension, die uns schon damals in der Kritik des plautinischen Textes ein neues Stadium zu beginnen schien, wollen wir daher auch in diesem Ueberblicke der neuesten Erscheinungen in diesem Gebiete ausgehen, nachdem wir nur erst noch mit wenigen Worten von einem gleichfalls neuen, aber ganz aufserhalb der geschilderten Entwickelung liegenden und deshalb auch, wie es scheint, mil'sglückten Unternehmen gesprochen haben,

das den Titel führt:

1) M. A. Plauti quae supersunt Comoediae; textum recognovit, virorum eruditorum notas collegit, Suasque adjecit Ernestus Julius Richter, AA. LL. Mag. Philos. Dr. in univers. Erlang, D. Pr. Vol. 1. Amphitruo, Norimb. impensis atque typis Riedelianis. 1830. XII u. 195 S. 8. Vol.11. Arinaria, ebend. 1833. 197 S. 8. Vol. III. Aulularia, ebend. 1833. 222 S. 8. (Das Bänd

chen 1 Rthlr.)

Diese Ausgabe scheint der Vorrede zufolge ihre Entstehung der Speculation eines Buchhändlers zu verdanken, der auf ähnliche Art, wie es in dem Beck'schen' Aristophanes, dem Thucydides von Morstadt und Gervinus u. s. w. geschehen ist, die Quintessenz aller vorhergehenden Ausgaben in der seinigen zu vereinigen wünschte, dabei aber offenbar schlecht berathen war und in die Hände eines mechanischen Arbeiters gefallen ist, der gar nicht gewufst zu haben scheint, worauf es dem gelehrten Kenner des Plautus bei einem solchen Unternehmen hauptsächlich ankam; sonst hätte er sich nicht mit demjenigen begnügt, was ihm die verschiedenen eigentlichen Ausgaben mühelos darboten, sondern aus Monographien und Sammelschriften gerade dasjenige

zusammengestellt, was nicht einem jeden Besitzer einer mässigen Bibliothek von selbst zugänglich ist, und einen Theil des Raumes, den er mit den grofsentheils trivialen oder veralteten Auszügen aus Valla, Camerarius, Lumbin, Taubmann, dem französischen Uebersetzer Limiers u. s. w. gefüllt hat, den Bemerkungen eines lost, Hermann, Linge u. s. w. gewidmet, von denen wir kaum hier und da einen spärlichen Gebrauch gemacht finden; ja selbst die, älteren Erklärer Gulielmus, Acidalius, Turnebus, Caspar Barth, welcher letztere bekanntlich in seinen Adversarien die ganze Asinaria commentirt hat, scheinen nur da erwähnt zu werden, wo ihrer bereits von andern Herausgebern gedacht war, wie dies namentlich nach Göller's Vorgange in der Aulularia geschehen ist, und das nämliche gilt von den alten Grammatikern, wo sich Hr. R. schon ein grofses Verdienst hätte erwerben können, wenn er, statt bei dem schon von Lambin u. A. hinlänglich ausgebeuteten Nonius und Festus stehen zu bleiben, alle Stellen, wo ein plautinischer Vers citirt ist, mitgetheilt und so gleichsam den Mangel antiker Scholien zu diesem Bichter compensirt hätte. Wie wenig unter diesen Umständen auch die lectionis varietas, so grofsen Raum sie auch einnimmt, genügen könne, leuchtet ein, da Hr. R. sich auch hier hauptsächlich nur an die der Erklärung wegen benutzten Ausgaben gehalten, auf Handschriften, ältere Drucke und Einzelobservationen aber nur insoweit eingelassen hat, als er deren dort gedacht fand, und wenn wir ihn gleich damit entschuldigen wollen, dafs mehr nicht im Plane seiner Arbeit lag, so wird damit die nach einem schlechten Plane angelegte Arbeit selbst nicht besser, zumal da er sie so gedankenlos ausgeführt hat, dafs er nicht einmal von jedem einzelnen Stücke angiebt, welche Ausgaben er dabei zunächst berücksichtige, wo er dann auch in der Var. Lect. selbst, wie Orelli in seinem Cicero, durch vorherbestimmte Siglen und Zahlen grofsen Raum hätte ersparen können. Gerechter Tadel aber trifft ihn jedenfalls rücksichtlich der Behandlung des Textes selbst, wo ihm gewils durch den Verleger keine Fesseln angelegt waren, und wo er gleichwohl eine solche Unbekanntschaft mit den Forderungen der heutigen Kritik und dem fortgeschrittenen Standpunkte derselben zeigt, dafs seine Ausgabe eben so gut auch im nächsten Jahre nach der Ernesti'schen hätte erschienen seyn können; denn von dieser weicht sie nur in wenigen unwesentlichen Stücken ab und nimmt von den metrischen Gesetzen auch um kein Haar mehr Notiz, was um so mehr zu verwundern ist, als sie Hr. R. insbesondere für Schulen und Vorlesungen bestimmt hat, wo das pädagogische Bedürfnifs bei weitem mehr aufsere Formrichtigkeit als ängstliche Urkundlichkeit fordert, und so löblich auch letztere an sich seyn mag, so wird sie doch in solchen Fällen, wo die handschriftliche Lesart durch ihren unmetrischen Charakter ihre Verdorbenheit selbst beurkundet, zu einem wahren Unrechte gegen den Dichter selbst, der hier geradezu mit scinen unwissenden Abschreibern verwechselt wird.

Vom Amphitruo and der Asinaria, wo Hr. R. auf eigenen Fülsen hätte stehen müssen, wollen wir gar nicht reden; aber selbst in der Aulularia, wo durch Göller bereits so manches aufgeräumt war, finden wir nicht einmal die offenbarsten Interpolationen, die das Metrum zerstören, ausgemerzt, wie 1, 2, 58 me, 111, 4, 2 homine, III, 5, 46 hosce, IV, 10, 54 atque, oder die leichtesten Emendationen vorgenommen, die nur Correcturen, nicht Conjecturen heifsen können, wie II, 2,70 congrediri für congredi, IV,4,7 rogas für rogitas, V, 1, 10 repperi für reperi, was sogar schon bei Ernesti steht, so wie auch sonst sogar urkundlich gebotene bessere Lesarten verschmäht worden sind, wie III, 5, 37 si vivo für sed vino und IV, 1, 9 pueris für pueri; ja selbst wo ohne irgend cine Abweichung vom Vulgartexte dem Metrum blos durch andere Versabtheilung geholfen werden konnte, wie II, 1, 2, ist es nicht geschehen, so dafs man sich nicht wundern darf, dasselbe Mittel III, 5, 45 und III, 6, 3 verschmäht zu sehen, wo es allerdings noch weitere Ausmerzungen mit sich führte. Der einzige Punkt, worin Hr. R. mit selbständiger Consequenz verfahren hat, ist die archaistische Orthographie in den Endungen auf vos und vom und den mit Präpositionen zusammengesetzten Wörtern, wo er alle Alliteration ausgemerzt hat, aber gerade hier fragen wir billig, wie er z. B. communis für communis und obcidere, obcasio für occidere, occasio, ja obficium für officium rechtfertigen würde, was gewifs nie ein Römer geschrieben hat, und wenn man dazwischen wieder Formen wie negotii (11, 6, 7; III, 2, 13) oder animae, filiae (II, 4, 26; IV, 10, 67) liest, wo das Metrum selbst negoti, animai, filiai verlangte, wie auch III, 6, 4 einmal wirklich filiai geschrieben ist, so kann man sich des Gedankens kaum erwehren, dafs selbst diese anscheinende Consequenz, 80 wie die Paar Abweichungen, die Hr. R. nach Göller und andern von dem Ernesti'schen Texte vorgenommen hat (II, 1, 18, 37; 2, 21; III, 3, 27; IV, 2, 12; 5, 4; 10, 30, 38, 45, 72), nur zum Deckmantel für die innere Haltlosigkeit und Unselbständig keit des Unternehmens bestimmt waren, die sich schon in den wenigen mitgetheilten Proben so deutlich ausspricht, dafs wir uns dadurch nicht länger von der Betrachtung der neuen und originalen Richtung der plautinischen Kritik zurückhalten lassen wollen.

lieferten Grundlagen des plautinischen Textes in einer ausführlichen Abhandlung über die Kritik des Plautus in Welcker's und Näke's Rheinischen Museum für Philologie, Jahrg. IV. S. 153-216 und 480570 erklärt und daneben als Probe eines rein auf diesen Grundlagen aufgeführten Textgebäudes eine einzelne Komödie wirklich herausgegeben:

2) M. Acci Plauti Bacchides; ad Codicum Palatinorum fidem cum integra scripturae discrepantia reliquorum librorum edidit Fridericus Ritschelius. Halis Sax. 1835, in libraria Orphanotrophei, XXVI u. 181 S. 8.

welchen fast gleichzeitig und nach ähnlichen Grundsätzen auch noch ein anderes Stück unter dem Titel: 3) M. Acci Plauti Epidicus; ad Camerarii veterem codicem recognovit Fridericus Jacob, director Lubecensis. Lubecae, apud bibliopolam de Rohden. 1835. VIII u. 47 S. 8.

gefolgt ist. Ob Hr. Jacob unabhängig von Hn. Ritschl oder angeregt durch dessen erwähnte Recension auf diesen gleichen Gedanken mit ihm gekommen ist, darüber giebt seine Vorrede keine Auskunft; jedenfalls aber beurkundet dieses Zusammentreffen ein wirkliches Bedürfnifs, das sich mit dem bisherigen Verfahren nicht mehr begnügen konnte, und so mannichfachen Widerspruch beide auch, wie das jeder neuen Richtung zu gehen pflegt, schon bis jetzt erfahren haben, so können wir diesen doch nur insoweit als begründet betrachten, als er die Einzelheiten des Verfahrens selbst rügt oder berichtigt; die hauptsächlichste Gegenschrift aber, die das Princip selbst angreift:

4) Plautus und seine neuesten Diorthoten; philologisch-kritische Abhandlung von Karl Herm. Weise; Quedlinburg u. Leipzig, Druck und Verlag von Gottfr. Basse, 1836; VI u. 108 S. 8. können wir um so weniger billigen, je weniger sie den Standpunkt ihrer Gegner nach Gebühr gewürdigt und die Frage mit dem wissenschaftlichen Ernste, den sie verdient, behandelt hat. Welche matte und weitschweifige Witzelei liegt nicht in dem Gespräche zwischen Plautus und Quintilian, das beinabe die Hälfte des Büchleins (S. 6-45) einnimmt, Diese beginnen wir also, wie gesagt, mit dem wie empörend ist nicht die Vergleichung Ritschl's Aufsatze, wo Hr. Prof. Ritschl in Breslau zuerst mit Gutzkow, die nichts weniger als die Insinuation wieder auf die Nothwendigkeit einer festeren Ba- enthält, dafs ein Gelehrter, dessen gründliche Leisis für die plautinische Kritik als der hergebrachte stungen in andern Gebieten bereits von der gelehrten Vulgattext sie bietet, aufmerksam gemacht, und als Welt anerkannt sind, sich hier blos von dem,, Unsolche die beideu Pfälzer Handschriften empfohlen ternehmungsgeiste" babe bestimmen lassen, den hat, von welchen die eine oder der von Camerarius,,leeren Thron" der plautinischen Kritik zu bestei8. g. Coder decurtatus sich auch in diesem Augen- gen,,, um etwas gethan zu wissen, wodurch er sich blicke wieder zu Heidelberg befindet, und von der an den Ruhm der Helden anreiben könne" (S. 45), andern vollständigen oder dem Codex vetus, der noch und wenn wir auch von allen diesen Unwürdigkei seit Tilly's Zeiten in der vaticanischen Bibliothek ten absehen wollen, die durch den ganzen Ton der begraben liegt, wenigstens die genaue Collation von Abhandlung wiederklingen, so sind die kritischen Pareus in seiner zweiten Ausgabe (Neapoli Neme- Grundsätze, die sie zur Schau trägt, von der Art, tum 1619. 4.) vorhanden ist; näher bat er sich so- dafs wir bisweilen unseren eigenen Augen nicht gedann über die verschiedenen urkundlichen und über- traut haben. „Die alten Schriftsteller", heifst es

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S. 24,,,sind verschieden von den Urkunden und minder auf alle Schriftsteller auszudehnen, ohne können beim Gebrauche der letzteren nur durch die aber darum, wie jene, den aristarchischen, doch irTheorie richtig erkannt werden, ja auch die Urkunde gend einen andern Normaltext anzuerkennen, so dals selbst kann man nur nach einer richtigen Theorie ihm für seine Kritik kein anderer Maafsstab bleibt richtig auffassen. Diese Theorie aber besteht als die Theorie, d. h. das subjective Bild, das er sich in nichts geringerem als der,, richtigen apriorischen von dem Dichter entworfen hat, zu verwirklichen, Ansicht von der Beschaffenheit des Schriftstellers", wozu die handschriftlichen Urkunden ibm nicht sodie also der Kritiker, noch ehe er sich mit den Quel- wohl als Quellen, sondern nur als Hülfsmittel dielen zur Kenntnifs desselben beschäftigt, schon be- nen; nur aus diesem Gesichtspunkte erklärt es sich, sitzen soll und hier bildet es namentlich,, einen wie er S. 31 f. die Handschriften und nach solchen sichern Grundsatz und eine unumstöfsliche Säule der verfertigten Ausgaben des funfzehnten und sechszehnKritik", dafs ein guter Dichter unmöglich etwas ten Jahrhunderts so empfehlen und herausstreichen Dummes und nicht zur Sache Gehöriges sagen könne kann, obschon er selbst zugiebt, dafs in einzelnen (S. 16), während es bisher jeder besonnene Kritiker,,die freie Kritik eingeschritten sey, um da doch für seine ausschliefsliche Aufgabe gehalten hat, nicht wenigstens einen Sinn herzustellen, wo keiner war, was ein Schriftsteller habe sagen können oder sollen, oder einen Vers, wo gar keiner zu erkennen war sondern was er wirklich gesagt habe, so urkundlich (S. 33), und wenn er darin gar so weit geht, die als möglich auszumitteln und nach der Mehrzahl dieser Möglichkeit, dafs auch jene aus älteren verlornen Ergebnisse dann über Güte oder Verwerflichkeit des Codd. geschöpft haben können, dem wirklich höherm Autors zu urtheilen, ohne jedoch auch dabei das quanAlter der R.'schen Normalhandschriften entgegen zu doque bonus dormitat Homerus aufser Acht zu lassen. halten, oder, während er die Anklage der Männer Eine solche Urkundlichkeit aber will Hn, W. nicht be- des '15ten und 16ten Jahrhunderts" die notorisch hagen:,,die Form, die Antiquität, die Authenticität", Handschriften und Ausgaben ohne alle Erinnerung sagt er 5.7,,,sind zwar auch wichtige Dinge, aber sie des Lesers nach eigenem Geschmacke zu corrigiren müssen doch alle der Sache selbst weichen als kein Bedenken trugen für,, baare Verläumdung' ob hier nicht gerade die authentische Herstellung des erklärt, sich nicht entblödet,,, die neuesten philoloantiken Thatbestandes in seiner wahren Form die gischen Produkte", -wo jede Emendation stets mit Sache wäre und da er demgemäfs weiter nichts der gröfsten Gewissenhaftigkeit angegeben ist verlangt, als einen lesbaren Text in usum communem noch in einem weit höheren Grade der Verfälschung (S. 78), der dem Bilde entspricht, das man sich a anzuklagen so kann von einer Berechtigung despriori von dem Dichter gemacht hat, so ist ihm be- selben zum Mitsprechen auf diesem Gebiete eigentgreiflicherweise diejenige Handschrift oder Ausgabe lich gar nicht mehr die Rede seyn. Dafs die Kritik die vernünftigste (S.56), deren Lesart mit dem Sinne ein Ideal von Urkundlichkeit vor Augen haben, des Ganzen am besten übereinstimme, ohne Rück- um dieses wenigstens approximativ zu erreichen, eine sicht darauf, ob diese Klarheit und Sinngemäfs- solche Operationsbasis wählen müsse, die bei binheit nicht gerade nur Folge willkürlicher Ueber- länglicher Sicherheit auch der Zeit nach dem Ziele arbeitung und Interpolation seyn möge, wie es z. B. am nächsten liege, ist ein Princip, das nur der derücksichtlich des S. 56 erwähnten Leipziger Codex sultorische Empiriker in Abrede stellen kann; und höchst wahrscheinlich ist (s. Ritschl im Rhein, Mus. die einzige Frage bleibt daher nur die, in wie weit S. 172 f.); er gebt vielmehr geradezu von dem Satze Hr. Ritschl und Jacob diesem ihrem Principe auch aus (S. 7), dafs schon die ältesten Abschreiber he- wirklich entsprechen und theils eine richtige Basis rechtigt gewesen seyen, manches zu ändern, wenn gewählt, theils in ihren darauf begründeten Operadie Sache in ihrem wahren und reinen Lichte er- tionen mit Besonnenheit und Glück verfahren haben; scheinen sollte", und kommt damit ganz consequent hat inzwischen auch Hr. Weise gleich andern später auf den Schlufs, dafs derjenige Herausgeer, der zu nennenden Beurtheilern in der letztern Rücksicht die relativ ältesten Handschriften zu Grunde lege, manche Mifsgriffe derselben im Einzelnen scharfsinden Schriftsteller nur um so und so viel hundert nig aufgedeckt und widerlegt, so hat ihn doch sein Jahre zurückversetze, ohne sich darum seiner ur- blinder Eifer dabei des abusus non tollit usum ganz sprünglichen Gestalt in etwas zu nähern (S. 39), weil vergessen lassen, und so nothwendig auch seine Pogerade die Zeit, in welcher jene Handschriften ent- lemik gegen die Codd. Palatt, aus seinem angeführten standen seyen,,,sehr unvollkommene Organe gehabt Principe folgt, so läfst sie doch in der Verwechse habe, um ihn in einer richtigeren Gestalt einiger- lung des Fundaments und des darauf zu errichtenden mafsen aufzufassen" (S. 43). Ueberhaupt scheint Gebäudes selbst die nämliche Unklarheit der kritier nach diesen Principien jeden Versuch der Ann- schen Begriffe, woraus jene Principien selbst herberung an den ursprünglichen Text des Dichters als vorgingen, nicht verkennen. eine Chimäre zu verlachen, und was Wolf aus ganz besondern Gründen für Homer behauptete, mehr oder

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(Die Fortsetzung folgt.).

und

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