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burg und

Frieden herstellen, um das Land unter österreichische Herrschaft zu bringen, und untersagte dem Truchseß jedes weitere friegerische Vorgehen. Dieser kümmerte sich aber nicht um das Verbot und rückte im Verein mit dem tapfern Rottenführer Georg von Frundsberg gegen die Aufständischen vor, die Dörfer niederbrennend. Auch die Bauern des Allgäu hielten nicht lange Stand. Es heißt, Frundsberg habe die Landsknechte, die unter ihm in Italien gedient, auf seine Seite gebracht und dadurch Verwirrung und Flucht unter den feindlichen Haufen erzeugt. In Kurzem war auch Oberschwaben beruhigt. Der tapfere Bundeshauptmann wurde vom Kaiser zum Landesstatthalter von Würtemberg und zum Erbtruchseß des Reichs erhoben und mit der Herrschaft Zeil beschenkt. Auch im Hegau und Klettgau, wo im Mai in der Gegend von Zell der Aufstand sich mit erneuter Heftigkeit erhoben hatte, wurde theils durch die österreichischen und reichsstädtischen Waffen, theils durch die Vermittelung der Schweizer die Ruhe hergestellt. Eine kleine Schaar entrann nach Hohentwiel zu Herzog Ulrich. Am e) In Salz- längsten und hartnäckigsten wüthete der Bauernkrieg in Salzburg und Tirol. Tirol. Schlamingen, so verhängnißvoll für den österreichischen Adel, wurde von Niclas von Sulm überfallen und angezündet; aber es gelang demselben nicht, die Belagerung des erzbischöflichen Schlosses in Salzburg aufzuheben. Erst als Georg von Frundsberg und Herzog Ludwig von Baiern im Auftrag des schwäbischen Bundes den Kampf gegen die Insurgenten aufnahmen, wurde auch hier mehr durch Austrag und Vergleich, als durch Waffengenwalt die Ordnung hergestellt. Nur in der Gegend von Brixen hielt Geißmayer die Bauern noch länger bei der Fahne. Und als auch hier die Reihen seiner Anhänger sich mehr und mehr lichteten, trat er mit dem Reste seiner Getreuen in den Dienst der Venetianer, fand aber bald darauf seinen Tod durch Meuchelmörder. So gereizt war jedoch die Stimmung des Landvolks in dem südöstlichen Alpenlande, daß sowohl der Erzbischof von Salzburg, als Ferdinand von Desterreich sich zu wichtigen Zugeständnissen herbeiließen. Die Roboten wurden ermäßigt, einige der drückendsten Feudalrechte ausgeglichen und sogar gestattet, „daß das Evangelium nach dem Buchstaben gelehrt werde". In den meisten andern Reichslanden dagegen wurden den Bauern wieder alle früheren Lasten aufgebürdet und hartherzige Edelleute sprachen wie einst Rehabeam: „Unsere Väter haben Euch mit Peitschen gezüchtigt, wir aber wollen Euch mit Scorpionen züchtigen".

Gesammt= urtheil.

Wie der Anfang des Bauernkrieges rohe Gewaltthat war, so war sein Ende ein Act der blutigsten Rache, ein ruhmloser Sieg der staatlichen Ordnung ohne innere Heilung. Aus der Zerstörung entfeimte kein neues Leben. Nur wenige Fürsten und Grundherren waren so billig, einige Erleichterungen zu gewähren. Ganze Landschaften waren verödet; die Spaltung der Nation war vergrößert, die Reformbewegung geknickt, das politische Leben lahm gelegt, eine reiche Saat des Mißtrauens und der Verdächtigung gestreut. Nicht ohne manche fruchtbare Keime und Elemente in seinem Ursprung und Entstehen scheiterte der Völker

sturm des Bauernkriegs an der eigenen Ausschweifung und Zerfahrenheit und an dem Mangel verständiger und geachteter Führer, welche die losgebundenen Kräfte unter die Autorität des Gesezes zu beugen und nach einem bestimmten Plan und Ziel zu lenken vermocht hätten. Wenn man absieht von dem Bauernausschuß in Heilbronn, der aber nicht mehr Zeit hatte, sich allgemeine Anerkennung zu verschaffen, war nirgends ein klarer einheitlicher Zweck, nirgends eine durchgreifende Leitung der Bewegung, sogar nur in geringem Maße ein gemeinschaftliches Interesse hervorgetreten. Es hatte sich zu vielerlei Fremdes und Verschiedenartiges in die Sache des Landmannes gemischt, als daß man Mittel und Bege hätte ausfindig machen können, die tolle Gährung in eine geregelte Strömung zu leiten. Jener Bauer, der bei seiner Hinrichtung erklärte, er habe sich in seinem ganzen Leben noch nie satt an Brod gegessen, und jener lustige Haufen im Rheingau, der auf dem Wachholder das große Klosterfaß austrank, hatten ganz andere Motive und Zwecke als der Herzog Ulrich von Würtemberg, dem es gleich war, ob er durch den Schuh oder den Stiefel wieder zu seinem Lande käme, als Graf Wilhelm von Henneberg, welcher die Säcularisation des Bisthums Würzburg zu Gunsten seines Vetters, des Markgrafen Georg von Brandenburg, wünschte, als Göz von Berlichingen. Und welche Bande der Gemeinsamkeit konnten bestehen zwischen dem blutdürstigen Haufen vor Weinsberg, welcher den Grafen Ludwig von Helfenstein und zwölf andere Ritter durch die Spieße laufen ließ, oder dem schwärmerischen Thomas Münzer, dem furchtbaren Apostel der Freiheit und Gleichheit, und den Reichsstädten, wo Aristokraten und Demokraten um die Herrschaft des Gemeinwesens rangen, die Einen mit Hülfe der empörten Bauern, die Andern durch Anlehnung an die obrigkeitlichen Autoritäten!

VII. Die Kämpfe in und um Italien.

1. Vertreibung der Franzosen aus Mailand.

Stellung in

Durch die „Riesenschlacht“ von Marignano war Franz I. Herr von Mai- Frankreichs land, Genua und einem Theil der Lombardei geworden (IX, 880 f.). Der Italien." älteste Sohn Ludwigs des Mohren genoß in Frankreich das Gnadenbrod, das ihm der neue Herrscher reichte, der jüngere Francesco Sforza lebte als Flüchtling am Hofe seines kaiserlichen Verwandten Maximilian; Papst Leo X. hatte mit dem siegreichen König in Bologna fich verständigt. Selbst der Kaiser und sein Entel Karl gaben in dem erwähnten Vertrag von Noyon ihre Einwilligung, daß 13. Aug. die Verhältnisse, wie sie durch Waffen und Unterhandlungen sich gebildet, ungestört fortbestehen sollten, und die Schweizer wurden auf einer Tagfahrt zu Frei- 29. Nevbr. burg mit leichter Mühe dahin gebracht, die alten Verträge mit der französischen Krone zu erneuern, die ihnen reiche Jahrgelder eintrugen. Venedig stand mit

1516.

1516.

Frankreich im Bund und König Heinrich VIII. von England gab, troß seiner Verwandtschaft mit dem spanischen Herrscherhaus, keine Veranlassung zu Mißtrauen oder Befürchtungen, zumal, da es dem französischen Monarchen gelang, Juni 1520. auf einer glänzenden Zusammenkunft zwischen Ardres und Guines ein Freundschaftsbündniß mit dem überseeischen Nachbar abzuschließen. So konnte es geschehen, daß Franz mehrere Jahre im ungestörten Besiß des italienischen Herzogthums blieb, auf das er vermöge seiner Abstammung von Valentine Visconti erbliche Ansprüche geltend machte. Aber im österreichischen Kaiserhaus war man nicht gesonnen, diese Ansprüche anzuerkennen und den französischen Monarchen als legitimen Herrn der Lombardei gewähren zu lassen. Das Herzogthum Mailand war stets als ein Reichslehn betrachtet worden, und die Visconti wie die Sforza hatten ihre Berechtigung nur auf kaiserliche Belehnung gründen können. Selbst Lodovico Moro, dessen reiche Nichte Blanca Maximilians Gemahlin gewesen, hatte nur kraft dieses Lehnsrechts seine Herzogskrone getragen. Kaum hatte daher Karl V. die Kaiserwürde erlangt, so erneuerte er die Lehensansprüche des Reichs über die Lombardei. Wir wissen, welchen Einfluß diese politischen Pläne, zu deren Ausführung ihm die Freundschaft Leo's X. von großer Wichtigfeit war, auf seine Haltung gegenüber dem Wormser Reichstag geübt haben. 8. Mai 1521. Kraft des Vertrags zwischen Kaiser und Papst sollte den Franzosen Mailand entrissen und an Francesco Sforza zurückerstattet, Parma und Piacenza der Kirche übergeben werden. Um dieselbe Zeit hatte Franz Versuche gemacht, während der bürgerlichen Unruhen in Spanien das Königreich Hochnavarra von Castilien loszureißen und seinem Schüßling Heinrich von Albret zuzuwenden. Ein Krieg zwischen den beiden Herrschern stand somit in nächster Aussicht. Beide Parteien waren bemüht, sich der Hülfe der Eidgenossen zu versichern, aber wie sehr auch der Cardinalbischof von Sitten im Interesse des heiligen Vaters wirkte: als Franz die früheren Jahrgelder um die Hälfte zu erhöhen versprach, brachte er die Mehrzahl der Schweizer auf seine Seite. In Luzern kam zwischen Frankreich und der Eidgenoffenschaft ein Bündniß zu Stande, kraft dessen Franz I. die Erlaubniß erhielt, nach Bedarf von 6000 bis zu 16,000 Mann in den Kantonen anwerben zu lassen.

Hein

Vergebens versuchte der englische König, der mit Franz und Karl Freundschaftsrichs ride VII: bündnisse geschlossen und sich verpflichtet hatte, sich gegen denjenigen zu erklären, der Haltung. August 1521. den Frieden zuerst brechen würde, durch Wolsey eine Vermittelung zu bewirken; die Forderungen des Kaisers waren so hoch gestellt, daß der Andere unmöglich darauf eingehen konnte: der französische König sollte das Reichslehn Mailand und Genua räumen, sollte die Ansprüche auf Neapel aufgeben, sollte das Herzogthum Burgund abtreten, das durch Ludwig XI. Karl dem Kühnen, des Kaisers Urgroßvater, widerrechtlich entrissen worden, und sollte auf die Oberlehnshoheit der Krone Frankreich über Flandern und Artois Verzicht leisten, denn es stehe einem Kaiser nicht an, der Vafall eines andern Königs zu sein. Diese Forderungen kamen einer Kriegserklärung gleich; Heinrich VIII. fand aber, daß Franz I. die Schuld trage, und da ihm von dem

Kaiser überdies größere Vortheile in Aussicht gestellt wurden, so wandte er sich auf deffen Seite. In Brügge schloß Wolsey im Namen seines Königs mit Karl ein enges Freundschaftsbündniß.

gänge an den

Die Unterstüßung, welche der französische König dem Grafen von der Mark Die Waffengewährte, gab den ersten Anstoß zum Krieg, der daher auch zunächst in den fran- Grenzen. zösisch-niederländischen Grenzlanden entbrannte. Unter der Führung von Nassau, Frundsberg u. A. rückte ein kaiserliches Heer über die Grenze, nöthigte Mouzon zur Uebergabe und belagerte Mezières. Diese Stadt wurde jedoch troß ihrer geringen Festigkeit durch Montmorency und Bayard so lange vertheidigt, bis der König Det. 1521. mit Heeresmacht herbeikam und den Feind zum Abzug nöthigte. Einmal hatte es den Anschein, als würde es zwischen Cambrai und Valenciennes zur entscheidenden Schlacht kommen; aber das Jahr ging mit der Wegnahme einiger befestigten Grenzorte zu Ende. Auch der Versuch Bonnivets, noch einmal nach Navarra vorzudringen, hatte keine andere Wirkung, als daß Fuentarabia von den Franzosen besetzt ward.

Oberitalien.

Es waren dies nur Nebengefechte, bis man die Kräfte zum Hauptkampf Der Krieg in gesammelt hatte, der in Italien ausgefochten werden sollte. Hier war der Krieg 1521. bereits ausgebrochen. Ein päpstlich-neapolitanisches Heer, bestehend aus Spaniern, Deutschen, Schweizern und italienischen Söldnern war in das Gebiet von Parma eingerückt. Prospero Colonna und Ferrante d'Avalos von Pescara theilten sich in den Oberbefehl; Federigo Gonzaga von Mantua war Bannerträger der Kirche; auch der Geschichtschreiber Guicciardini befand sich als päpstlicher Commissar bei dem Heer. Aber im Anfang standen die Sachen nicht günstig. Frankreich hatte weitaus die Uebermacht: außer den Besaßungstruppen von Mailand unter Marschall Lautrec waren die Venetianer ins Feld gerückt, der Herzog von Ferrara, der sich durch den Bund mit Frankreich gegen die Eroberungslust des Mediceers in Rom sichern wollte, war in das päpstliche Gebiet eingefallen, zu vielen Tausenden zogen die Berner und die übrigen Reisläufer die Berge herab, im kaiserlich-päpstlichen Heer herrschte wenig Eintracht und Ordnung. Aber Dank der Saumseligkeit des französischen Marschalls gewannen die Dinge bald eine andere Gestalt. Es war dem Cardinal von Sitten gelungen, einen Theil der Eidgenossenschaft, vorab die Züricher, für den päpstlichen Dienst zu gewinnen; zugleich hatte Julius Medici, der von Florenz mit dreizehn beladenen Saumthieren sich im Lager eingefunden, die unzufriedenen Heerführer durch reiche Gaben willig gestimmt. So konnte Prospero Colonna über den Po seßen und zum Oglio vorrücken. Umsonst ermahnten die Führer den Oberbefehlshaber Lautrec zu einem Angriff wider Colonna, der bei Rebecca ein wenig vortheilhaftes Lager bezogen hatte, ehe die helvetischen Bundesgenossen sich alle eingefunden hätten; dem französischen Marschall fehlte Entschlossenheit und kriegerisches Geschick; er zog es vor, eine feste Stellung hinter der Adda zu nehmen. Die französischen Schweizer, unwillig, daß ihnen der Schlachtfold entgaugen und von Lautrec überdies nicht

den Kaiser

nommen.

1521.

bezahlt, tehrten in großen Haufen in ihre Heimath zurück, während ihre für den Det. 1521. Papst geworbenen Landsleute sich mit Colonna am Oglio vereinigten, oder gegen Reggio zogen, um Parma und Piacenza für den Kirchenstaat zu gewinnen. Vergebens suchte Lautrec bei Cassano die Feinde an der Adda festzuhalten; seine Vertheidigungsanstalten waren so mangelhaft, daß die Verbündeten den Mailand von Uebergang erzwangen und auf Mailand losrückten. Das Land war von Regenlichen einge- güssen überschwemmt, so daß Lautrec der Meinung war, die Feinde würden ihr Geschüß nicht fortschaffen können, er begnügte sich daher mit der Aufwerfung einiger schwachen Verschanzungen um die Stadt. Aber der Muth der kaiserlichpäpstlichen Truppen wurde gehoben durch die Sympathien, die ihnen allenthalben entgegengebracht wurden. Die Franzosen hatten sich durch Druck und Uebermuth so verhaßt gemacht, daß man die heranziehenden Kriegsmannschaften als Erlöser von allem Elend begrüßte. Die verbannten und flüchtigen Ghibellinen strömten von allen Seiten herbei, selbst die Guelfen wünschten die Rückkehr des Francesco Sforza, deffen Proclamationen Milde und Versöhnlichkeit athmeten. Umsonst suchte Lautrec durch Schrecken zu wirken, indem er den alten Christoph Pallavicini, einen nahen Verwandten der Medici und eifriges Ghibellinenhaupt, im Castell enthaupten ließ; er steigerte durch diese Grausamkeit die Erbitterung. In 19. N. vbr. einer dunkeln stürmischen Herbstnacht erschienen die Verbündeten vor Mailand. Der Marchese von Pescara, Befehlshaber des spanischen Fußvolks, drang an der Spiße von einigen Schüßen und Landsknechten durch die Porta Romana in die Vorstadt ein. Dies kühne Beispiel feuerte die andern zur Nacheiferung an: die Verschanzungen wurden erstürmt, da und dort schritten die Kriegsvölker zum Angriff, Spanier, Italiener, Deutsche und Schweizer wetteiferten in kriegerischem Muthe, bis an den Gürtel sah man die Landsknechte im Wasser waten. Da die ganze französische Streitmacht in der Stadt lag, war das Gelingen des Unternehmens immer noch zweifelhaft, und schon überlegte man im Kriegsrath, ob man nicht zum Rückzug blasen solle. Da erscholl in den Straßen der Ruf: „der Herzog, das Reich, nieder mit den Franzosen!" wie Ein Mann erhob sich die ganze städtische Bevölkerung. Nun ordnete Lautrec den Rückzug nach Como an und nahm dann eine feste Stellung in Cremona. Mailand aber empfing die Befreier mit Jubel. Die Straßen wurden festlich beleuchtet, als das päpstlichkaiserliche Heer in die innere Stadt einzog. Im Namen des angestammten Herzogs Francesco Sforza übernahm nun dessen vertrauter Rath Hieronymus Morone, der die Verbindung der ghibellinischen Familien unterhalten und das Meiste zum Gelingen des Unternehmens beigetragen hatte, die Verwaltung der Stadt, ein verschlagener Parteigänger von staatsmännischen Talenten, aber ohne Charakter und Ueberzeugungstreue. Einem angesehenen Mailändischen Hause entsproffen, unter den Intriguen, Wirren und Wechseln der Sforza'schen Herr schaft herangewachsen, übte er als Unterhändler, Gesandter, Berather des Francesco eine vielseitige Thätigkeit, doch ohne feste Grundsäge. Ursprünglich ein

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