Alt-Wien in Wort und Bild, Band 1

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Hans Tietze
A. Schroll, 1926 - 144 Seiten

Im Buch

Ausgewählte Seiten

Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 104 - Geh nicht zur Schule da und dort, wo laute Redner lärmen, wo der Gedanke nur im Wort, zu leuchten statt zu wärmen; wo längst die Wege abgebracht, die Kopf und Herz vereinen, und statt der Überzeugung Macht der Mensch ein grübelnd Meinen; wo Falsch und Wahr und Schlimm und Gut...
Seite 82 - Da streiten sich die Leut herum Oft um den Wert des Glücks, Der eine heißt den andern dumm, Am End weiß keiner nix. Da ist der allerärmste Mann Dem andern viel zu reich. Das Schicksal setzt den Hobel an Und hobelt s
Seite 62 - Brüderlein fein, Brüderlein fein, Mußt mir ja nicht böse sein! Scheint die Sonne noch so schön, Einmal muß sie untergehn.
Seite 23 - Brüder und ich machten sich wenig aus dem wunderlichen Mann — er war unterdessen stärker geworden und ging höchst nachlässig, ja unreinlich gekleidet — wenn er brummend an uns vorüberschoß, meine Mutter aber, eine leidenschaftliche Freundin der Musik, ließ sich hinreißen je und dann, wenn sie ihn Klavier spielen hörte, auf den gemeinschaftlichen Gang, und zwar nicht an seiner, sondern unmittelbar neben unserer Türe hinzutreten, und andächtig zu lauschen.
Seite 82 - Und hobelt s' beide gleich. Die Jugend will halt stets mit G'walt In allem glücklich sein. Doch wird man nur ein bissei alt, Da findt man sich schon drein. Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus ! Das bringt mich nicht in Wut, Da klopf ich meinen Hobel aus Und denk, du brummst mir gut. Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub Und zupft mich: Brüderl, kumm, Da stell ich mich im Anfang taub, Und schau mich gar nicht um.
Seite 103 - Was kommt heran mit kühnem Gange? Die Waffe blinkt, die Fahne weht, Es naht mit hellem Trommelklange Die Universität. Die Stunde ist des Lichts gekommen: Was wir ersehnt, umsonst erfleht, Im jungen Herzen ist's entglommen Der Universität.
Seite 101 - Fleisch hat um zwei Kreuzer aufgeschlagen, und vorgestern versammelte sich ein Volkshaufe auf dem Graben unter den Fenstern eines jüdischen Bankiers, der einen Ball gab; man solle nicht tanzen, hieß es, während das Volk kein Fleisch habe.
Seite 62 - Du mußt jetzt solid werden; du mußt dich um sieben Uhr zu Bette legen; darfst dir keinen Rausch mehr trinken, kurz, was du zu tun hast, das wirst du von einem andern hören, der dir alles pünktlich auseinandersetzen wird. Wurzel: Ah, Bruder, was wär' denn das? — Ich keinen Rausch — und das ist das Edelste an mir. Ich bin so g'sund, daß ich mit einer Armee raufen könnt'.
Seite 104 - Sei mir gegrüßt, mein Österreich, auf deinen neuen Wegen, es schlägt mein Herz wie immer gleich auch heute dir entgegen. Was dir gefehlt zu deiner Zier, du hast es dir errungen, halb kindlich fromm erbeten dir und halb durch Mut erzwungen. Die Freiheit strahlt ob deinem Haupt wie längst in deinem Herzen, denn freier warst du, als man glaubt, es zeigten's deine Schmerzen. Nun aber, Ostreich, sieh dich vor, es gilt die höchsten Güter, leih...
Seite 72 - G'stutzte orecchi. (Zu Camilla.) Wie hat's denn mit dem Gebiß ausg'schaut? Camilla. Er hatte fast gar keine Zähne. Zwirn. So? (Nachsinnend, für sich.) Keine Zähn', wie heißt denn das auf wällisch? . . . Hab's schon. (Diktiert.) Zani kani . . . War er klein oder groß? Camilla. Ein ganz kleines Hunderl.

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