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tis mus sich behaupten werde. Die Allianz der liberalen Kotyphäen Oesterreichs mit den Polen und Italienern, vorzüglich aber mit den Magyaren, die doch Schufelka in seinen mehresten politischen Schriften als die geschworenen Feinde Oesterreichs, als das einzige Hinderniß eines einigmächtigen Staates geschildert hatte, hat diese Männer moralisch vernichtet!

Nur einen Erfolg konnte diese Allianz haben: die Zertrümmerung Desterreichs, und daß bei diesem Werke deutsche Oesterreicher die Hauptrolle gespielt, muß den wahren Patrioten auf das tiefste schmerzen.

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Man betrachte nun, um die Beweggründe jener politisch-wälsch-magyarischpolnischen Alliirten zu begreifen, den Ausspruch eines der italienischen Koriphäen I-y:,,Wir find," sagte derselbe schon am 7 October wir sind weder Republikaner, noch Constitutionalisten, noch Absolutisten; uns ist die Regierungsund Verfassungsform ganz gleichgiltig; wir sind aber, und bleiben immer und ewig die Feinde Oesterreichs."

Kossuth endlich, der seine zusammengetriebenen Horden einem Zusammenstoße mit der Armee vor Wien lange nicht ausseßen mochte, fertigte das Andringen der Wiener-Radikalen: Tausenau, Mahler und Consorten mit den Worten ab: „Ich habe Euch gezahlt, wir sind somit quitt, und Ihr habt keinen weiteren Anspruch auf ungarische Hülfe; helfet Euch, wie Ihr könnet, selber." Wenn endlich Kossuth doch nachgegeben, so hat er und dessen Wiener Verbündete durch den Einbruch einer fremden Armee auf österreichischem Boden, in ein deutsches Bundesland, ihr Verbrechen nur noch vergrößert. Dadurch ist aber auch die Stellung zu Ungarn eine ganz andere geworden.

Nicht der König von Ungarn allein hat nunmehr die bewaffnete Empörung Ungarns gegen seine geseßliche Autorität zu rächen: Oesterreich selbst durch die Invasion der magyarischen Horden betroffen, ist in seinem Rechte und in seiner spflicht, Ungarn für diesen doppelten Treubruch zu züchtigen, und nachdem es jede Nachsicht verwirkt, mit Gewalt zur Anerkennung jener Pflichten zu verhalten, welche die so reich fließenden Vortheile des Verbandes mit dem großen Gesammtstaate Oesterreichs ihm von jeher auferlegten, und welche es durch die Schuld der vorigen Systemlosigkeit zum furchtbaren Nachtheile der übrigen Provinzen durch so Lange Jahre immerfort von der Hand zu weisen sich erdreistete, nun aber gar, hier durch Kossuth's, dort in Venedig durch den Verrath Zichy's die Monarchie selbst an den Rand des Verderbens führte.

Jezt oder nie! wird ein mächtiges einiges Desterreich gebaut! Ungarn und Siebenbürgen und Italien in den Bau symmetrisch einzufügen, ist die große, aber auch schwierige Aufgabe! Ungarn als Ganzes wäre als Baustoff viel zu spröde, ungefügsam; und der bezügliche Schlußsaß im Manifeste vom

3. October hat dem Kossuth vielleicht weit mehr Anhänger zugeführt, als alle seine Redefünfte! Wenn aber alle die disparaten Volkes Elemente, die im ungarischen Volksleben in ihrer eigenen Entwickelung bisher sich gegenseitig nur behinderten, und, nach dem Sturze der angemaßten Suprematie des einen Stammes und der urabweisbaren Gleichberechtigung aller Nationalitäten unmöglich in einem Staatswesen vereinigt bleiben können, erst ethnographisch und topographisch in entsprechende Länder- und Völker-Complexe auseinander- und bezüglich zusammengelegt und als Provinzen constituirt, sohin aber zur Central-Regierung und zu dem einen, allumfassenden Reichstage in unmittelbar organische Verbindung gebracht werden, dann werden die Völker Ungarns sich ungestört und kräftig entwickeln; - Desterreich, des an seiner Lebenskraft zehrenden magyarischen Separatismus entledigt, wird unter den freien Nationen Europas schnell zu jenem hohen Range von Macht und Wohlstand emporsteigen, zu welchem es durch alle seine bisher gebahnten Schäße der Natur und Intelligenz berufen ist. Darum dreimal Heil und Sieg und Triumph dem andern Heere Oesterreichs, das gleich jenem unter Radeßly dem geseßlichen Rechte von der Leytha bis zur Temesch die Anerkennung zu erzwingen, diese verbündeten Völker vom Terrorismus des Kossuth'schen Advocaten-Regiments zu befreien, und zum Bruderbunde mit gleichem Rechte und gleicher Pflicht in die große österreichische Völkerfamilie einzuführen berufen und begeistert ist.

Folgt der Sieg, wie bisher, der geseßlichen Fahne, so wird Oesterreich in Jahr und Tag das Fest seiner glorreichen Wiedergeburt feiern und einer Zukunft entgegenschreiten, so herrlich und großartig, wie seine tausendjährige Geschichte fie bisher nicht aufweist! Dazu aber gibt es nur eine Poltif:,,Carthago delenda."

Nachträge.

Zur Seite 109. Zeile 2.

Den 6. October Mittags versammelten sich die Abtheilungen des Bürgers Regiments am Hof; Hauptmann Butschek rangirte sie in zwei Compagnien. Inzwischen hatten sich am Hofe auch einige Compagnien der Pioniere und von Nassau Infanterie aufgestellt. Der die Pioniere commandirende Major näherte sich dem Hauptmann Butschek, und frug ihn, ob seine Mannschaft nicht etwa auf die Pioniere zu feuern beabsichtige, was Butschek verneinte, und ihn von der besten Gesinnung der Bürger versicherte, welches durch einen Händedruck bekräftigt wurde, und der Major sich äußerte:,,Wenn Sie nicht schießen, so schießen wir auch nicht!"

Nachdem zu dieser Zeit eine Kanone nach der andern aus dem bürgerlichen Zeughause von Legionärs und Nationalgarden weggeführt wurde, so ging Butschef in Begleitung eines N.G. Art. Offiziers ins Kriegsgebäude und berichtete dem Minister Latour das Wegführen der Kanonen. Dieser Minister erwiederte: „Gehen sie hinab und sagen Sie, ich befehle daß man keine Kanone mehr aus dem bürg. Zeughause verabfolgen solle." Der genannte Hauptmann bath jedoch um den schriftlichen Befehl; worauf der anwesende N. G. Rittmeister Valmagini, der Bürger-Cavallerie, einwendete: „Der Herr Kriegsminister ist nicht berechtigt der Nationalgarde Befehle zu geben, dieß muß der Minister Dob lhoff thun." Hierauf ging Latour ins vierte Zimmer, in welchem eben Doblhoff schrieb, und ersuchte ihn den schriftlichen Befehl deßhalb zu geben; der Befehl lautete: „Nachdem ich nur die Erlaubniß ertheilte, daß zehn Kanonen aus dem bürg. Zeughause ausgefolgt werden sollen, so darf weiters keine mehr erfolgt werden. Doblhoff."

Mit diesem Befehl eilte Butschek in's bürg. Zeughaus und überreichte selben dem dort commandirten N. G. Artillerie Hauptmann. Als dieser jedoch den Befehl seinen Garden vorlas, wurde er ihm aus der Hand gerissen, zerknittert und auf die Erde geworfen, mit dem Ausrufe: alle Kanonen müssen heraus. Indignirt durch solche Nichtachtung des Ministerialbefehls, eilte Butschel wieder in's Kriegsgebäude, und meldete dem Minister das Geschehene; hierauf beorderte Latour zum Schuße des bürgl. Zeughauses eine Compagnie Pioniere. Als jedoch solche gegen dieses Gebäude anmarschirten, richtete man eine eben herausgezogene Kanone gegen selbe; durch Vermittlung Butschek's jedoch kehrten die Pioniere wieder um, ohne daß es zu einem Conflikte kam, und es wurde indeffen keine Kanone mehr weggeführt.

Zur Seite 109. Zeile 10.

Nicht der commandirende Hauptmann der in die Stadt gerückten Pioniere hatte sich mit einem schriftlichen Befehl des Kriegsministers Latour ausgewiesen, sondern ungefähr eine halbe Stunde vor dem Einrücken des Militärs hatte ein Garde in Offiziersuniform, Namens Zay, einen von La tour eigenhändig gefertigten Befehl zum ungehinderten Einlaß des Militärs dem Garde-Hauptmann der 2. Schottenviertel-Compagnie Carl v. Droß überbracht. Das Militär traf erst dann ein und wurde ungehindert eingelassen, nachdem Hauptmann v. Oroß mit der Anfrage: wem denn die Nationalgarde heute in den obersten Befehlen zunächst unterstehe, und wie sich in etwaigen Fällen sich kreuzender Befehle von Seite des Kriegsministers und des Nationalgarde-Obercommandanten zu benehmen sey, eine Ordonanz zum Nationalgarde Obercommando abgesendet, und auf diesem Wege eben die Auskunft erhalten hatte, daß sich der Obercommandant beim Kriegsminister befinde, demnach die Befehle beider der Nationalgarde zur Richtschnur zu gelten haben. Ungefähr um 2 Uhr Nachmittags, als das Schottenthor über höheren Befehl geschlossen, und nur ein Seitenthor unter Bewachung von Garden der 2. Compagnie für den allernöthigsten Verkehr unverdächtiger Fußgeher offen gehalten war, brachte man, vorerst geführt, dann in Wagen, die ersten verwundeten Militäroffiziere zum Schottenthore und verlangte hinaus gelassen zu werden, welchem Wunsche ungesäumt willfahrt wurde. Als aber wegen eines Fiakerwagens, in welchem sich ein am Kopfe verwundeter Militär-Offizier befand, ein Fahrthor geöffnet werden mußte, konnte dieses nicht mehr geschlossen werden, da die eben vor dem Thore angelangten Vorstadtgarden von Neubau in Masse einmarschirten, Willens auf die Aula zu gehen. Mehrere Garden mit dem Hauptmann Moschigg, welche diese Absicht nicht theilten, trennten sich hier von den übrigen und reihten sich der 2. Schottenviertelcompagnie ein, wo sie gleichgesinnte Bekannte fanden. Hierauf drangen die Garden von Fünf- und Sechshaus ein, stellten sich, ungefähr 6 Compagnien stark, gerade der Schotten-Compagnie gegenüber in Front auf, und beseßten die Terasse und Stiege des Schottenthores. Während eben der Bezirkschef Leszcz in 8 ti angekommen war und die zweite Schotten-Compagnie versichert hatte, daß die gegenüberstehenden Garden von Fünf- und Sechshaus mit jenen ganz gleiche Gesinnung theilen, und während so eben von der Freiung her, unter der Führung von Legionären, mit zugespißten Eisen, Sensen u. dgl. bewaffnete Arbeiter mit wilder Hast heranzogen und die Schottengasse der Breite nach abschlossen, (wo sie bald darauf eine Barrikade aufwarfen), erschien auf der Höhe des Schottenthores ein ordentlich uniformirter Nationalgarde, welcher mit starker Stimme zu den Fünfund Sechshausern herabrief: „Meine Herren! die beim Wirthshause (zum Schottenthor) stehenden Garden sind jene schwarzgelbe

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Schottenviertel-Compagnie, welche das Militär hereing elassen hat! Schießt sie, die Hunde nieder!"— Diese schändliche Aufforderung, welche keinen weiteren Erörterungen Raum ließ, war der nothgedrungene Anlaß, daß die Garden der zweiten Schotten viertel-Compagnie, nun mit vielleicht zehnfacher llebermacht von drei Seiten feindlich eingeschlossen, auf der allein noch freien Stiege gegen die Mölker-Bastei hin, durch schnelle Flucht der ernstlichsten Lebensbedrohung durch schmählichen Verrath sich entzog; denn eben wurde theilweise,,Fertig" gemacht, um jener Aufforderung zu entsprechen. Jene Abtheilung der zweiten Schottenviertel-Compagnie, welche sich in die Nationalbank warf, that dieses übrigens nicht unter der Anführung des Lieutenants Fichtner, (der sich allerdings auch dabei befand), sondern unter der Führung des Hauptmanns v. Oroß.

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Vorstehendes ist abermals ein Beweis, wie sehr die Garden der südlichen Bezirke, allerdings mit Ausnahmen, undisziplinirt und excessiv waren. Es kann nicht geläugnet werden, daß solches die blutigen Katastrophen wenn auch in Folge von Verführung der Aufwiegler des 6. Octobers herbeigeführt hatte. Bewaffnete Mannschaft muß disziplinirt seyn, sie darf nie ohne höhere Befehle handeln, und weil dieß am 6. geschah, führten sie über die Vorstädte Leopoldstadt und Jägerzeile — als die unschuldigsten, - über Hundsthurm, Mazleinsdorf 2c. die furchtbarsten Folgen herbei, eine Lehre, die wohl nicht vergessen, nicht unberücksichtiget und ja zur Warnung für die Zukunft dienen möge. Zu beklagen ist es aber, daß leider Unschuldige mit den Schuldigen büßen mußten.

Seite 110. Zeile 6 ist beizufügen:

Als der Lärm durch Schreien und Pfeifen immer größer und stärker wurde, und die Garde nicht am Thurme das Sturmläuten erlaubte, gingen zwei Legionäre mit einem Arbeiter in ihrer Mitte unter lauten Ausrufungen:,,Sie müssen Sturmläuten lassen, wir wollen Hülfe holen, Sie zwingen, Sturm muß geläutet werden!" 2c. vom Thurme weg in die Singerstraße dann Kärnthnerstraße, wo fie dann wahrscheinlich in der Nähe des Kärnthnerthores die in die Stadt marschirende Garde von der Wieden begegneten, und sie aufforderten auf den Stephansplaß zu marschiren, um das Läuten zu erzwingen.

Zur Seite 144, dient als Beleuchtung nachstehendes Schreiben: „Vom Abgeordneten Streffleur der deutschen Nationalversammlung. Sr. Hochwohl. geboren Hrn. W. G. Dunder, Güterdirektor, ehemals Oberlieutenant der Wiener Nationalgarde zu Wien.

Geehrter Freund! Die mir gütigst übersendeten Hefte Ihrer interessanten Denkschrift, dieser für künftige Geschichtsschreiber wegen der enthaltenden Dokumente so wichtigen Arbeit, habe ich mit Vergnügen empfangen, und sage ihnen hiefür den verbindlichsten Dank.

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