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welchen Jäger als Terailleurs vorangingen, mit zwei Kanonen an der Spiße. Diese marschirten sodann auf das Glacis um beim Angriffe der Stadt mitzuwirken.

Das Wiederergreifen der Waffen, hervorgebracht durch die ausgesprengten Gerüchte des Heranrückens der Ungarn, wirkte auch auf die Vorstädte Gumpendorf, Mariahilf, Schottenfeld, u. a. m. und brachte eine ungemeine Aufregung in denselben hervor, indem das größtentheils bereits entwaffnete Proletariat wieder zu den Gemeindehäusern lief, und mit Gewalt die abgelegten Waffen verlangte. Die Linien waren während der Nacht vom 30. auf den 31. noch ziemlich zahlreich beseßt, wodurch die Bewohner besorgten, daß es auch hier zu einen Kampf kommen könnte. Diese Besorgniß steigerte sich dadurch, daß polnische Lanziers die Hauptstraße durchritten, und zum Kampfe aufforderten. — Es kam zu verschiedenen Krawallen, ein Theil der Bewohner war kampflustig gestimmt, ein anderer Theil bestand darauf, fich ruhig zu verhalten, ein Lanzier wurde bei der Stiftkirche vom Pferde gerissen, und wäre bald ein Opfer seiner Frechheit geworden. Nachdem dieser Zustand immer gefährlicher zu werden drohte, begaben sich mehrere Bürger und Hausbesißer an der Spiße den Grundrichter Mung in den Gemeinderath um Hülfe zu suchen. Gemeinderath Brodhuber, gewählt vom Bezirke Mariahilf, richtete an die Permanenz des Gemeinderathes in dieser Beziehung das Wort, worauf bestimmt wurde Alles aufzubieten, um einen allenfälligen Kampf auf dieser Seite zu vermeiden. Es wurde in dieser Beziehung eine schriftliche Einladung an das Studentencomitee geschickt, um 6 Mitglieder zur Theilnahme einzuladen, da deren Einfluß auf die bewaffneten Arbeiter be kannt war. Es erschienen wirklich 6 Mitglieder aus dem Studentencomitee, von welchem sich Eines dem Gemeinderathe Brodhuber und Magistratsrath Blümel anschloß, und mit weißen Fahnen versehen in die bedrohten Vorstadttheile fuhren, um diese Friedenszeichen auszustecken, und die kampfentflammten Arbeiter zur Ablegung der Waffen zu vermögen. Bei der Mariahilferlienie gelang dieses leicht, und die weiße Fahne wurde ausgesteckt, schwerer war dieses bei der Lerchenfelderlienie zu erreichen, indem dort viele kampfbereite Arbeiter waren, doch durch die angestrengte Bemühung dieser Abgeordneten, und besonders durch das Mitglied des Studentencomitees wurde es auch hier ungeachtet der hereinfliegenden Kugeln erreicht, und die weiße Fahne von einem muthigen Jungen von beiläufig 12 Jahren auf dem Giebel des Mauthgebäudes aufgepflanzt. Als diese Kommission auch zur Hernalserlienie sich begeben wollte um gleiche Anstalten zu treffen, wurde sie in der Nähe der Josefstädter Kaserne von einem großen Haufen Mobilen umrungen, nach Erklärung ihres Vorhabens von dieser als Verräther bezeichnet und insultirt. Das Vorzeigen der Gemeinderaths-Zeichen wurde mit Hohn zurückgewiesen, und erklärt, der Gemeinderath sey gestürzt; die Drohungen wurden immer ärger, und als ein Techniker dazugesprengt kam, und einen an

geblichen Sieg der Ungarn verkündete, war die Aufregung auf das Höchste gestie gen, und das Leben jedes Einzelnen dieser Kommission bedroht. Von einer Waffenablegung oder Einstellung der Feindselichkeiten war keine Rede mehr. Die Wuth des Volles stieg auf's Höchste, und nur die Geistesgegenwart des Magistratsraths Blümel rettete den Kommissionsgliedern das Leben, indem er sich als Geißel anboth bis Gemeinderath Brodhuber vom Ober-Commando mit den weiteren Verhaltungsbefehlen zurückgekehrt seyn werde. Drei Mann Mobilgarden sezten sich als Bedeckung auf den Wagen Brodhuber's. Allein am Glacis angekommen, waren bereits die Thore der Stadt gesperrt, und von Seite der f. t. Truppen die Anstalten zum Angriffe getroffen, er mußte daher unverrichteter Sache zurrückkehren, während welcher Zeit Magistratsrath Blümel in das f.f. Militär-Transports-Sammelhaus in Sicherheit gebracht ward.

Gegen Mittag sprengten zu Pferde mehrere vorgebliche Ungarn durch die Stadt mit dem Rufe: „Zu den Waffen — die Ungarn sind da!" — Einer kam sogar zum Ober-Commando, und wollte die daselbst befindlichen Mobilen, und den in der Stallburg als Wache zurückgebliebenen Theil der 6. Compagnie des VII. Bezirkes mit sich fortführen. Der Play-Offizier Doninger forderte von diesem in der Legionsuniform gekleideten Ungar die Ermächtigung ab, worauf dieser erklärte: er sey von der Universität im Auftrage eines gewissen Hauk gesendet. -Doninger ließ ihn vom Pferde absißen und führte ihn mit dem Bedeuten auf die Wachstube, daß er so lange hier zu verweilen habe, bis er sich von der Wahrs heit überzeugt haben würde. Der Plaß-Offizier war wirklich im Begriff auf die Universität zu gehen, als ihm auf dem Stephansplage Allarmschlagende ent gegen kamen; er wollte solche am Trommeln verhindern, allein der sie führende Offizier der Mobilgarde drang mit dem Säbel auf ihn ein, so daß er sich vor der Uebermacht zurückziehen mußte. Doninger begab sich hierauf zu Messenhauser, welcher sich im Gemeinderathe befand, erstattete ihm Bericht und verlangte die weiteren Befehle. Der Ober-Commandant gab ihm den Auftrag diesen Aufwiegler in der Stallburg festzuhalten. Als er in die Stallburg zurückkam, und dem Arretirten den Säbel mit dem Bedeuten abforderte, daß er als Aufwiegler in Haft zu verbleiben habe, stürzten mehrere Mobilen über Doninger und schrien: Du schwarzgelber Hund vom Plaz-Commando, jezt kannst du wählen, ob du aufgehängt oder niedergeschlagen werden willst!"

Einige packten ihn schon, da trat der Wach-Commandant, Lieutenant Kieß ling, der 6. Compagnie VII. Bezirkes hinzu, entriß den Schwerbedrohten den Mobilen, und ließ ihn heimlich entkommen. Der Pseudo-Ungar jedoch konnte nicht wieder zur Haft gebracht werden, da von den erbitterten Mobilen eine Demonstration zu befürchten war. Er bestieg unangefochten sein Pferd und sprengte von der Stallburg auf die Bastei unter dem immerwährenden Rufe: „Zu den

Waffen,

die Ungarn find da!"

Ein Proletarier schoß ihn vom Pferde, indem schon vor dem Burgthor die k. Truppen standen, und diese grasse Lüge selbst die Bewaffneten empört zu haben schien.

Mittags bestieg Robert Blum mit C. Grüner den Stephansthurm. Sie konnten aber nichts sehen, nur hörten sie etwas später Kugeln pfeifen, und fahen die Raketen fliegen, der Verzweiflungskampf hatte begonnen. Da äußerte sich Robert Blum: „Es ist zwölf Uhr vorüber und die schwarzgelbe Fahne weht nicht vom Thurme; ich nehme jest gerne die Worte zurück, die ich im Comitee über die Wiener gemacht habe!" Grüner schied dann von ihm und sah ihn nimmer wieder. Alle Kampflustigen eilten auf die Basteien, wohin auch alle noch disponiblen Kanonen gebracht wurden. Zwei Geschüße wurden am Stephansplage so aufgestellt, daß sie die Kärnthner- und Rothenthurmstraße bestreichen konnten, weil die Umsturzpartei die Gutgesinnten fürchtete, und die Stadt bis auf den letzten Mann vertheidigen wollte.

Kurz vor dem Beginn des Bombardements der Stadt suchte der Plazhauptmann du Beine, welcher mit den Plazoffizieren das Ausstecken der weißen Fahnen auf mehreren Punkten der Stadt veranlaßte, - auch die Bewaffneten zur Einstellung der Feindseligkeiten, und zur Ablegung der Waffen zu bewegen, als er aber in den Hof der Stallburg zurückgekehrt, kam ihm der Garde Krall mit der Warnung entgegen, ja nicht hinauf zu gehen, indem Mobilgarden die Lokalitäten beseßt halten, und alle, die ihnen unterkommen, bedrohen, da fie der Meinung sind, das Ober-Commando habe sie verrathen und verkauft; es sey auch Niemand mehr oben, da das Bureau des Ober-Commando in's Landhaus übertragen worden ist. Da jedoch die schon erwähnten, den Tag zuvor gefang enen t. t. Offiziere, der Artillerie-Lieutenant Dirschl und Hauptmann Weigl von Erzherzog Franz Carl Infanterie sich noch in der Stallburg befanden, so ging du Beine in die Reichstags- Lokalitäten, forderte den daselbst anwesenden Ministerial-Adjunkten Raffelsberger auf, ein sicheres Zimmer für zwei k. Offiziere zu öffnen, welches dieser auch bereitwilligst that, und kehrte dann auf Seitenwegen zurück, suchte die Offiziere auf, hing dem Hauptmann Weigl, wel cher in einer Generalstabs-Uniform gekleidet war, seinen eigenen Mantel um, und, segte ihm seine Nationalgarde-Lagermüße auf. So verkleidet brachte er Weigl, dann Dirschl in das erwähnte Zimmer, und somit außer jeder Gefahr. Hauptmann Morerette vom Künstler-Corps, von diesen Vorgängen unter, richtet, blieb von dieser Zeit an fortwährend bis zu dem Einrücken der k. k. Truppen bei diesen Offizieren, und dieselben wurden mit aller Aufmerksamkeit behandelt.

Gegen 2 Uhr Nachmittag, als schon die Vorposten der f. f. Truppen beim Hofstallgebäude vor dem Burgthore sich aufstellten, zogen zahlreiche Abtheilungen Mobilgarden, zum Corps des berüchtigten Hauf gehörig, gegen den äußeren

Burgplaß, und fingen an, das Burgthor zu verbarrikadiren; auch verbreitete sich das Gerücht, ein Theil dieser Leute wolle von der Bastei aus durch den Augu stinergang in die Burg eindringen. Wirklich kam eine Schleichpatrouille von ungefähr eilf Mobilgarden, und schlich sich, von der Augustiner-Bastei kommend, gegen den Rittersaal-Schwibbogen. Hofzimmerpuger Dasler forderte den Anführer auf, die Waffen abzulegen, und da er sich dessen weigerte, riß er ihm das Gewehr vom Arme, und arretirte ihn mit Hülfe der Hofzimmerpußer M o ly und Gugler und des Holzträgers Stich, die übrigen Mobilen warfen die Wafs fen weg und entflohen, so daß diese Wächter eilf Gewehre, eine Pistole, ein Bajonett, eine Patrontasche, eine Feldflasche, und mehrere scharfe Patronen an den Hauptmann der Burgwache abgeben konnten. Unter diesen Berhältnissen fand es der Burg-Plazoffizier Unter st einer für nöthig, eine Abtheilung Stadtgarden in den Augustinergang zu führen, um den dortigen Wachposten zu verstärken.

Auf dem äußern Burgplaß stand eine Abtheilung Fünfhauser Nationalgarden auf der Wache, und über Anfrage des Commandanten, wie er sich bei einem Angriffe zu benehmen habe, erhielt er die Weisung, sich auf den inneren Burgplag zurückzuziehen. Mittlerweile langte vom Ober-Commando der Befehl an die Mobilgarden, vom äußeren Burgplaz abzuziehen, und mit diesen zogen aus Irrthum auch die Fünfhauser Nationalgarden ab, und das äußere Burgthor war dadurch gar nicht bewacht.

Der Burg-Plaßoffizier v. Heidt eilte aus der Burg auf den äußeren Burgplatz zum Thore, von wo aus ihm der Freireiter Schus der Thorwache entgegenkam, mit dem Rufe: „Eilen Sie, so eben schoß man vom Thore herab auf einen Militär-Parlamentär, welcher vor dem Burgthore erschien.“

Um Unglück zu verhüten, sendete Heidt nach Leuten in die Burg, welche die Barrikade wegräumen und das Thor öffnen sollten. Die Barrikade unter dem Burgthor war durch Hofburgwachleute und drei berittene Munizipalgarden, wobei der Wachtmeister Prohaska, beinahe ganz weggeräumt, und ein herbeigeeilter Schlosser öffnete bereits das Thor; da seßte sich ein Legionär dagegen, wurde jedoch entwaffnet und auf die Burgthorwache in Sicherheit gebracht. Zur Unterstüßung der Burg - Plazoffiziere Untersteiner und Heidt, sendete der Plazhauptmann du Beine noch den Plaßoffizier Möser dahin ab; derselbe fand ober dem Burgthore rechts und links auf der Bastei einige Kanonen, zu deren Bedienung Mobilgarden auf der zum Thore führenden Treppe aufgestellt waren, welche jedoch über Aufforderung dieser Offiziere mit Zurücklassung der Waffen abzogen; doch kaum waren diese abgegangen, so zog eine bedeutende Abheilung der Mobilgarde unter Anführung eines Legionärs mit mehreren Kanonen über die Augustiner-Bastei gegen das Burgthor im Sturmschritte mit dem Rufe: „Verrath! Verrath!" und schossen auf die Burgwächter und bezeichneten Offiziere.

Indessen waren der Plazoffizier Möser, der Nationalgarde Löff lad, und einige Hofburgwächter bereits aus dem geöffneten Burgthor dem Militär entgegengeeilt, als hinter ihnen von dieser Truppe das Thor neuerdings geschlofsen und verbarrikadirt wurde.

Mehrere Munizipalgarden und Hofleute zeichneten sich hier durch ihre Unerschrockenheit aus, indem sie mehrere Mobilen mit Gefahr ihres Lebens entwaff neten, und einige, welche sich unverschämte Drohungen erlaubten, auch gefangen nahmen, wobei sich durch seine Unerschrockenheit und Muth der MunizipalgardeFührer auf der Burghauptwache, Iglowsky, besonders auszeichnete.

Auf den Plazoffizier Untersteiner legte ein Mobile sein Gewehr an, welches jedoch versagte. ·

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Zu gleicher Zeit sammelten sich Proletarier vor dem Landhause, und schoben in die Fenster der Gebäude. Oberst Schaumburg trat auf dieselben hin, und entriß einem das Gewehr, worauf das Gesindel dem das muthige Einschreiten Schaumburg's imponirte entwich.

Um 2 Uhr wurden Kanonen am Stephansplaß aufgestellt, um jene niederzuschießen, die es vielleicht wagen möchten, eine Entwaffnung des Proletariats gewaltsam herbeizuführen. Ein wüthender Demokrat stellte sich mit gespannten Doppelpistolen an die Aufgangsthüre des Stephansthurmes, und drohte Jeden zu tödten, der sich beikommen ließe, die schwarzgelbe Fahne hinaufzutragen und auszustecken.

Als das Burgthor geöffnet war, ging & öfflad, welcher sich als Fahnenträger des X. Bezirkes, 1. Compagnie auf der Hofburgwache befand, mit ungefähr zehn Burgwächtern vor das Thor hinaus, und zeigte dem angekom menen Parlamentär des Militärs an, daß der innere und äußere Burgplag unbesest seyen. Doch in demselben Augenblicke erfolgte von der Bastei von mittlerweile herbeigeschlichenen Mobilen eine Decharge auf die Gruppe vor dem Thore, und Alles flüchtete sich nach verschiedenen Richtungen. Löfflad lief gegen den ungarischen Gardehof. Nach kaum zehn Minuten begann das Bombardement. Derselbe wurde auf sein Ansuchen zu dem Generalen Karger auf die Laimgrube geführt; diesen bat er, das Feuern einzustellen, mit der Versicherung, daß nur eine geringe Anzahl der Mobilen das Burgthor vertheidige. Dieser General soll hierauf die Einstellung des Feuerns, und die Bestürmung mit dem Bajonette an= geordnet haben; Löfflad mußte mit der Sturmcolonne vorrücken, damit man sich in seinem Beiseyn von der Wahrheit seiner Anzeige überzeugen könne. Während jedoch die vorausgeschickten Zimmerleute vergeblich mit dem Einhauen der Thore beschäftiget waren, und 2 of flad ihnen gerathen, mittelst Kanonenschüssen schneller eine Oeffnung zu bewerkstelligen, sprengte der erwähnte Parlamentär, der eine Husaren-Uniform trug, heran, erkannte Löfflad, und ließ diesen mit

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