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ist Vermittlung in der mir angetragenen Form unter solchen Vorausseßungen möglich? Hauptquartier Heßendorf, am 25. October 1848.

Fürst zu Windischgräß, m. p., Feldmarschall."

Am 25. October wurde die Strenge hinsichtlich des Postverkehrs von beiden Seiten so sehr gesteigert, daß die Passage den Reisenden untersagt, und der Abgang und die Ankunft der Post gänzlich bis 3. November unterblieb.

"Zur Widerlegung der unwahren Gerüchte, welche bezüglich der am 23. und 24. d. M. vom hiesigen Hofpostamte abgefertigten, vor den Linien aber angehaltenen Fässer ausgestreut wurden, wird auf das Bestimmteste versichert, daß diese Fässer, und zwar einunddreißig an der Zahl, von der hiesigen Staats-Central-Cassa für die Provinzial-Einnahms-Cassa in Triest aufgegeben wurden, in dreien derselben neue sechs Kreuzer Münzen im Gesammtwerthe von 5100 fl., und in den übrigen achtundzwanzig Fässern Ein Kreuzerstücke, im Gesammtbetrage von 3920 fl., sonach.im Ganzen 9020 fl. enthalten sind, deren Absendung von hier die Behebung des äußerst fühlbaren Mangels an Ausgleichungsmünzen in Triest zum Zwecke hatte. Bon der f. f. obersten Hospostverwaltung.

Wien, am 25. Dctober 1848."

Eine Note wegen Zwang der Gemeinderäthe zum Waffendienste :

Löbliches Nationalgarde-Ober-Commando! Da in Folge Nachtrages zum Frühbefehle vom heutigen, mehrere Gemeinderäthe unter das Gewehr zu treten gezwungen wurden, und den gröbsten Insulten ausgesezt worden sind, so wird das löbl. Nationalgarde-Ober-Commando ersucht, in einem Tagsbefehle ungesäumt kundzumachen, daß die Mitglieder des Gemeinderathes schon ihrer Stellung zufolge dem aktiven Nationalgarde-Dienste nicht unterzogen werden können. Diese Veröffentlichung bittet man ohne Bezugnahme auf die vorangegangenen Borfallenheiten!) einzuleiten, und auch auf die bei dem Gemeinderathe angestellten Beamten auszudehnen.

Vom Gemeinderathe der Stadt Wien, den 25. October 1848.

Winter, m. p., Obmann. Fr. Schmiedmayer, m. p. Schriftführer."

Früh kamen vier Compagnien des zwölften Bataillons, die von der Lobau einen Nachtmarsch nach Nußdorf gemacht hatten, in die Brigittenau hinüber. F. M. L. Ramberg unternahm an diesem Tage

mit 2 Compagnien des 2.

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12.

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Jäger-Bataillons,

,, Infanterie-Regiments Heß,

,, Infanterie-Regiments Kaiser, dann mit

1 Zug Fiquelmont Dragoner und einer halben Batterie einen Angriff auf den Augarten. Die zwei Compagnien des zweiten Jäger-Bataillons bemächtigten sich im schnellen Laufe, troß eines bedeutenden Geschüß- und Kleingewehrfeuers aus

dem nördlichen Theile des Augartens, der kleinen Taborbrücke, verließen sie aber wieder, nachdem die Jäger, durch das Feuer der diesen Angriff begünstigenden Batterie des G. M. Wyß auf dem linken Donauufer, in ein Kreuzfeuer gerathen zu seyn glaubten. Das zwölfte Jäger-Bataillon stürmte mehrere Male vergeblich, bis es, von einer Compagnie Heß kräftig unterstüßt, den nördlichen Eingang des Augartens nahm. Die Volkswehr wurde mit bedeutendem Verlust zurückgetrieben, und nur das große Schloßgebäude des Augartens war noch von der Nationalgarde und Mobilen stark beseßt. Bei dieser Gelegenheit gerieth die Damenschwimmschule in Brand. Es wurden drei Fahnen und viele Waffen erbeutet; der Berlust des Militärs an Todten und Verwundeten bestand in dreißig Mann.

Das Lusthaus im Prater war am 25. Nachts von einer Compagnie von E. H. Stephan Landwehr aus dem Neugebäude im Verein mit 200 Serezanern beseßt, die Brücke über den Donau-Canal aber schon um 5 Uhr Abends unter dem Schuße einer vom Obersten Heller dort seit längerer Zeit placirten halben sechspfündigen Batterie geschlagen worden. —

Der Wiener Charivari brachte am heutigen Tage Nachstehendes:

„Dr. Hammerschmidt hatte von Wien aus den Auftrag bekommen, den Linzer Landsturm zu organisiren. Er ging auch zur Audienz bei Skrbensky, dieser schlug ihm aber das Ansinnen rund ab. Ein Beweis, daß Skrbensky seine Landsleute nicht kennt, denn wenn er es auch erlaubt hätte, so weiß ich gewiß, daß die Oberösterreicher Bauern zwar viel Sym pathie für uns zeigen, aber sich durchaus nicht für Leute todtschlagen lassen, die sie nichts angehen, und die überdies ihre eigene Vaterstadt im Augenblick der Gefahr verlassen." Ferner:

,,M. G. Saphirovich soll von Jellach ich täglich als Courier am militärischen Horizontovich, zwischen Auerspergovich und Windischgrägovich reiten."-

Messenhauser, obgleich gegen den Willen der Nationalgarde vom Studenten- Comitee zum Ober-Commandanten gewählt, mochte fühlen, daß der Schwerpunkt seiner Stellung nur in der Nationalgarde zu finden sey, und näherte sich dieser in demselben Maße, als er sich der Aula emtfremdete.

Fenneberg, dessen Ehrgeiz sich nimmermehr mit der zweiten Stelle begnügen konnte, benügte die Stimmung gegen Messenhauser auf eine teuflische Weise. Während er durch treulose Rathschläge den Ober-Commandanten in einem fortwährenden Schwanken zu erhalten wußte, ließ er keinen Moment unbenüßt, gegen diesen zu intriguiren. Wohl fühlend, daß bei dem damaligen Stande der Dinge die Aula, wenn auch nur für den Augenblick, den Ausschlag gab, suchte er diese auf alle mögliche Weise für sich zu gewinnen. Derselbe Mann,

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der noch vor wenigen Monaten eine Jesuiten-Zeitung schrieb, dessen aristokratischer Stolz es nicht zuließ, daß er sich je anders als „Fenner Freiherr von Fenneberg" unterzeichnete'), zeigte sich nun als der wüthendste Jakobiner, als der rotheste aller rothen Republikaner. Er predigte offen den wüthendsten Terrorismus, forderte die Aufhebung des Reichstages, des Gemeinderathes, und die Errichtung einer Commission: du salut publiques. Er mochte sich wohl schon im Geiste als Dictator sehen! Die Aula, größtentheils aus jungen Enthusiasten ohne eine höhere politische Bildung bestehend, nahm alles das für bare Münze, und gab sich willig dem Ehrgeizigen als Werkzeug hin. Im Besiße des Bertrauens der Mitglieder des Studenten-Comitees, war es ihm ein Leichtes, bei dem „Central-Comitee aller demokratischen Vereine" in der Ente, und durch dieses bei den Eliten-Corps und der Mobilgarde festen Fuß zu fassen.

Bei dem Umstande, daß das ganze Observations - Corps sammt seinen Schreibern und Ordonnanzen aus lauter Mitgliedern des Studenten-Corps bestand, war es natürlich, daß im Gefolge obiger Verhältnisse das Observatorium bald keine andere Behörde mehr anerkannte, als das Studenten-Comitee. Die Berichte an den Gemeinderath, ja selbst jene an das Ober-Commando wurden immer seltener, der eigentliche Zweck des Observatoriums ganz aus dem Auge gelassen. Um diese Zeit (den 25.) wurde durch einen Specialbefehl des OberCommandanten der Nationalgardist und Optiker Groß als Leiter des Observatoriums auf dem Stephansthurme commandirt. Zu gleicher Zeit erhielten mehrere Garden den Befehl, fich unbewaffnet auf den Thurm zu verfügen, um nöthigenfalls als Assistenz zu dienen. Von nun an kamen die Berichte regelmäßiger, und der Gemeinderath wurde nächst dem Ober-Commando von allen Vorkommnissen gleichzeitig in Kenntniß gesezt.

Abends um 7 Uhr ordnete General Bem einen Ausfall) im Prater an, es marschirten ungefähr 1800 Mann Mobile mit fünf Geschüßen in den Prater, um das Lusthaus einzunehmen, und die k. k. Truppen zurückzudrängen. Be m, umgeben von den Adjutanten B. Horezki, Caur airy und 3 ach, mit ungefähr fünfundzwanzig Mann Krakusen, die mit den Pferden der ungarischen Garde beritten gemacht, und mit Lanzen bewaffnet waren, commandirte das Gros, der Defenfions-Offizier Wehle die Avantgarde; doch kaum auf vierhundert Schritte angelangt, wurde diese Truppe mit Kartätschen empfangen, die Pferde wurden scheu, gingen auf das Fußvolk los, und brachten eine ungeheure Unordnung hervor. Dem General Bem wurde ein Pferd unter dem Leibe erschos sen, und in der Finsterniß wußte man nicht, wer Freund und Feind sey, Alles schoß durch und aufeinander, und als retirirt wurde, so fand sich kaum mehr

1) Ich habe zahlreiche Unterschriften von ihm, und nie anders als blos Fenneberg gezeich net gesehen. ) Später eingelangter Bericht über jenen auf Seite 673. Dr.

die Hälfte der ausmarschirten Mannschaft vor, ein Theil war gefangen, ein Theil getödtet, und ein Theil suchte in der Flucht sein Heil. General Bem war über diesen vereitelten Ausfall so in Wuth, daß er dem Hauptmann mit dem Säbel den Kopf spalten wollte, weil die Compagnie des Furcht zuerst zurückwich.

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26. October.

Furcht

Um 3 Uhr Nachts wurde auf Befehl Bem's ein Mobilgarde, der auf den Telegraphisten, Techniker Hofmann, das Gewehr anschlug und diesen erschießen wollte, auf der Sandgestätte nächst dem Belvedere erschossen, und eine halbe Stunde später wurde daselbst ein anderer Mobile, der wegen verübter Nothzucht zur Haft gelangte, ebenfalls durch das Erschießen gerichtet.

Da bei dem zusammengeseßten Kriegsgerichte mehrere, selbst auf Bem's Anordnung Untersuchte frei gesprochen wurden, so äußerte sich Bem, daß bei allen Völkern im Felde dem Feldherrn das Recht zur Ausübung des jus gladii zustehe, folglich werde er in Zukunft selbst den Richter über die Vergehen seiner Untergebenen machen. Diese beiden Erschossenen gehörten zum Corps des Preßlern von Sternau. Die Executions - Compagnie, welche hiezu ausgerückt, war vom Wutsch e l'schen Corps.

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Mit Tagsbefehl des Ober-Commandanten wurde der Plaß-Oberlieutenant und Verwaltungsrath der Nationalgarde, Dunder, als Ordonnanz - Offizier unmittelbar zur Person des Ober- Commandanten commandirt; derselbe trat jedoch diese Dienstleistung nicht an, und lehnte die Auszeichnung mit der offenen Erklärung ab, daß es zu spät sey, sich Jenen zu nähern, die nicht zur Ultrapartei gehören, und daß er als Play-Offizier im bisherigen Dienste verbleiben wolle. Der Aktuar des Verwaltungsrathes W. Ernst erhielt den OffiziersCharakter ad honores, und der Garde Girardet, von der N. G. Caval lerie mit dem deutschen Hut und der Kartusche ohne Adler, wurde dem BezirksChef Plattensteiner als berittener Ordonnanz-Offizier zugetheilt.

Da das Hauptquartier, damit es vorkommenden Falles nicht vom Militär von der inneren Stadt abgeschnitten werde, nach der Stallburg verlegt werden sollte, und keine Räumlichkeit für die früher berufenen Vertrauensmänner vorhanden war, so ist denselben vom Ober-Commando befohlen worden, zu ihren Compagnien einzurücken.

6. Uhr des Morgens wurde vom Stephansthurme berichtet. In der Brigittenau, so wie am Donaukanal wird geplänkelt.

7. Uhr. Vom Donaukanale hörte man auch Gewehrfeuer. In der Brigittenau bis in die Gegend des Augartens vernimmt man ein heftiges Pelotonfeuer, auch mitunter einige Kanonenschüsse.

8 Uhr Früh. In der Jägerzeile, in der Stern- und Pfarrhofgasse standen National- und Mobilgarden. Das Feuer begann vom Tabor, von der Eisenbahn und aus der Tiefe des Praters. Um 8. Uhr Früh wurde der erste Verwundete, ein polnischer, zur Mobilgarde übergegangener Grenadier mit einer Schußwunde durch den Schenkel in das Spital gebracht. Zwei Israeliten, bewaffnet, flüchteten sich in den Pfarrhof und suchten einen Schlupfwinkel um sich zu verbergen; obwohl man sie kannte, so wurden sie doch ausgewiesen, indem dieser Pfarrhof zum Spitale eingerichtet ward, und wohl Kranke, aber keine Bewaffneten daselbst Aufnahme finden konnten.

Die 48stündige Frist war abgelaufen, und im Bewußtseyn dessen handelte Wiens anarchischer, durch nichts einzuschüchternde Theil der Bevölkerung an diesem Tage, vom frühen Morgen, den bereits einzelne Kanonenschüsse verkündeten, angefangen, bis in die späte Nacht, die ebenfalls mit Kanonendonner endete. Der Knall der Flinten, der Donner der Kanonen, das Schwirren der Granaten, das Hurrah der Kämpfenden, und das Knistern und Prasseln brennender Balken war die Musik zu dem wahnsinnigen Volkstreiben der Stadt, das durch die lodernden Flammen zahlreicher brennender Gebäude beleuchtet wurde.

In den ersten Stunden des Tages stand bereits Wiens waffenfähige Mannschaft gerüstet an den Pläßen des sich entspinnenden Kampfes, oder erwartete ebenfalls gerüstet an mancherlei Versammlungsorten das Commando, das sie zum blutigen Waffenspiele dahin oder dorthin rufen würde, wo immer die Ge fahr des Moments ihr Einrücken fordern könnte. Kleinere und größere Abthei lungen der Volkswehr durchschritten die Gassen der Stadt, deren Kaufläden geschlossen, deren Märkte gänzlich verwaist waren, und die Einzelnen, die auf den Straßen wandelten, waren nicht minder mit Waffen versehen, eben so die Gruppen, die an den Stellen, wo sich Gassen kreuzen, sich versammelten, um über Gesehenes und erst zu Schendes zu verhandeln. Offiziere und Ordonnanzen flogen auf angespornten Rossen von einem Ende zum andern, und zogen die besorgten Blicke der auf den Straßen Wogenden nach sich. Man war allgemein auf einen Angriff vorbereitet. Gegen 9 Uhr Früh durchzitterte dumpfer Kanonen donner die Stadt. Die Kanonenschüsse sehr bald von mehreren Seiten abgefeuert, wurden immer gewaltiger, immer zahlreicher, bis Knall auf Knall folgte, und durch Kleingewehrfeuer an Effekt gewann. In den Vorstädten wurde Sturm geläutet und Allarm geschlagen. Die Garden rückten aus. An der Hernalser Linie und vor der Tabor-Linie entspann sich ein Kampf, der sich später bis zur SophienKettenbrücke zog. Die Kämpfenden waren ja der vom Gemeinderathe zugest cherten Pensionen gewiß; sie kämpften ja für die Errungenschaften!! —

9. Uhr Vormittags. Bei der Währinger Linie hörte man ebenfalls ein anhaltendes heftiges Gewehrfeuer, so wie von der Brigittenau und im Augarten

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