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bei Sr. Majestät für eine unblutige und möglichst versichernde und milde Beendigung der bestehenden Zerwürfnisse zu wirken gesucht. Wir werden in dieser Bemühung fortfahren, und sobald es uns möglich seyn wird, nach Wien kommen. Ölmüş, den 24. October 1848. Hochachtungsvoll verharrend.

Die Reichs-Commissäre C. Welker, Mosle."

7. Ferner wurden noch verlesen, und zwar: a) Das Schreiben des Minister-Präsidenten Wessenberg an den Reichstags-Präsidenten, dd. Olmüş, 22. October 1848. b) Ein Erlaß Sr. Majestät an den Reichstags-Präsidenten, dd. Olmüş, 22. October 1848.

Der Antrag des permanenten Ausschusses gegen die Verlegung des constituirenden Reichstages von Wien nach Kremsier bei Sr. Majestät eine Vorstellung im Wege einer Adresse einzubringen, wurde angenommen. Der Abgeordnete Umlauft, als Verfasser dieser Adresse, verlas dieselbe, und sie wurde nach einer Berichtigung in folgender Fassung in Gegenwart von 193 Abgeordneten angenommen.

„Eure Majestät! Der constituirende Reichstag hat Eurer Majestät niemals sprechendere Beweise von seiner unerschütterlichen Treue für die Freiheit, für das Wohl des Gesammtvaterlandes, und für den constitutionellen Thron zu geben vermocht, als er sie in der aufopfernden Thätigkeit der lezten Tage darlegte, wo er, verlassen von Eurer Majestät und den Trägern der Erekutivgewalt, allein durch das Gewicht seiner Autorität den hereindrohenden Gefahren der Anarchie und des Zerfalles der Monarchie entgegentrat.

Mitten in diesen friedensvermittelnden Bestrebungen, deren vollkommene Ankennung der Reichstag sowohl von Eurer Majestät, als von den Völkern durch Stimmen aus allen Theilen der Monarchie erhalten hat, trifft den Reichstag der Erlaß Eurer Majestät vom 22. October I. I, in welchem Sie die versammelten Volksvertreter auffordern, alsobald ihre Sigungen in Wien zu unterbrechen, und sich zur Fortsetzung des Verfassungs-Werkes am 15. November in der Stadt Kremsier einzufinden.

Gegen diese Vertagung des Reichstages, beziehungsweise dessen Berufung an einen andern Ort, findet sich der Reichstag, im Bewußtseyn der ihm gegen die Völker und gegen den Thron gleichmäßig obliegenden Pflichten gedrungen, Eurer Majestät die nachfolgenden inhaltschweren Vorstellungen mit dem dringenden Anliegen zu unterbreiten, die erwähnte Verfügung zurücknehmen zu wollen, um so mehr, als diese Verfügung mit dem kaiserlichen Worte vom 19. Oktober, worin dem Reichstage die ungestörte und ununterbrochene Fortseßung seiner Berathungen garantirt wurde, im offenen Widerspruche steht.

Der Reichstag hat es bereits durch wiederholte Beschlüsse in der Adresse an Eure Majestät vom 18. und in dem Manifeste an die „Völker Oesterreichs!“

vom 20. October ausgesprochen, daß Wien der einzig mögliche Sig eines Reichstages seh, welcher der Gleichberechtigung so verschiedener Völker entsprechen soll, und daß der Reichstag seine Verlegung an einen andern Ort für keine Gewährschaft der ferneren Freiheit in der Berathung, sondern nur als eine Anmuthun g betrachten könne, als habe er seine hohe Stellung, seine heilige Pflicht jemals durch Einflüsse von Außen her außer Acht gelassen, oder als sey er fähig, dieses in Zukunft zu thun.

Was dem Reichstage einerseits die Wahrung seiner Ehre auferlegt, dazu sieht er sich auch durch seine hohe Mission verpflichtet, Eurer Majestät ungescheut seine leberzeugung mit den offensten Worten zu erklären, daß keine Maßregel unheilvoller für die Zukunft Desterreichs, gefahrdrohender für den Fortbestand der Gesammtmonarchie, und für die Aufrechthaltung der Krone selbst seyn könne, als die Verlegung des constituirenden Reichstages nach einem andern Orte.

Schwächung des Verbandes der Provinzen, nationale Eifersucht und Ueberhebung, ja Bürgerkrieg! würden die unausweichlichen Folgen seyn.

Wien allein, der durch Jahrhunderte ehrwürdige Sig des Monarchen, der gastliche Aufnahmsort aller Nationalitäten, bietet sich als der neutrale Boden var, auf welchem die friedliche Einigung sämmtlicher Völker Desterreichs, die Constituirung des Vaterlandes, im Sinne der Gleichberechtigung zu einem dauernden Zukunftsbau vollendet werden kann, und in diesem Sinne haben die Volksvertreter ihr Mandat, das sie zur constituirenden Reichsversammlung nach Wien, und nur nach Wien berief, übernommen. Aber auch Wien selbst, woher den Völkern Desterreichs die Freiheit gekommen, -Wien, dessen Aufopferung für die Rechte der Völker im Laufe von sieben Monaten unermeßlich waren, — Wien selbst hat in seiner Stellung allen anderen Städten der Monarchie gegenüber, die vorzüglichsten Anrechte, bei der Neugestaltung des österreichischen Kaiserstaates bedacht zu werden. Eine Verlegung aber des Reichstages aus dem Centralpunkte der Verwaltung und dem Sige der Ministerien, würde nicht nur dem Reichstage die zu seinem Verfassungswerke nothwendige unmittelbare Berührung mit den Central-Behörden, und die Benüßung der reichen, wissenschaftlichen Hülfsmittel Wiens entziehen, sondern auch Wien selbst durch die Schmälerung seines Verkehrs und öffentlichen Lebens vielfachen Bedrängnissen Preis geben, die unmöglich in dem Willen Eurer Majestät gelegen seyn können! Wien, von dessen treuen Kämpfen für das Haus Habsburg die Geschichte aller Jahrhunderte erzählt!

Euer Majestät! In dem Allerhöchsten Erlasse vom 22. October steht abermals der Ausspruch voran, daß in der Hauptstadt der Monarchie ein anarchischer Zustand, ja offene Empörung herrsche.

Die Vertreter aller Völker Desterreichs, die bis zu dieser Stunde in dieser

Hauptstadt tagen, halten es für ihre nicht zu umgehende Pflicht, wie sie es schon vordem wiederholt gethan, Eurer Majestät noch einmal im Angesichte von ganz Europa, und mit dem heiligen Ernste unverbrüchlicher Wahrheitsliebe die Verficherung zu geben, daß gegenwärtig weder (?) Anarchie, noch Empörung in den Mauern Wiens herrscht. Die Gefahr eines solchen Zustandes könnte nur eintreten, wenn die treue und loyale Bevölkerung, aus deren Mitte sich die Mehrzahl der für den geregelten Zustand der öffentlichen Verwaltung verantwortlichen Beamten pflichtvergessen entfernt haben, wenn diese Bevölkerung durch die Verta-gung des Reichstages den leßten Saltpunkt verlöre, an den sie die Hoffnung einer friedlichen Vermittlung knüpft, -wenn sie andererseits durch das Herandringen unerbittlicher Gewaltmaßregeln zu einem Verzweiflungskampfe getrieben würde, der in jedem Falle nur verderbenbringend für Desterreich endigen kann.

Aus diesen Gründen erkennt es der Reichstag für ein Gebot seines Gewissens und der Nothwendigkeit an, in diesen Tagen der allerhöchsten Gefahr seine Stelle nicht zu verlassen, sondern, seiner Pflicht gegen die Völker und gegen Euer Majestät getreu, auszudauern in dem Vermittlungswerke, das er zur Lösung der unheilvollen Wirren begonnen hat, in welche Desterreich gestürzt worden ist.

Die Zustimmung Eurer Majestät zu diesem Beschlusse muß der Reichstag in der Antwort ersehen, die Eure Majestät auf seine Adresse vom 13. October zu ertheilen geruhten, und in welcher Sie alle Maßregeln des Reichstages zur Hintanhaltung der Anarchie durch ihre vollkommene Anerkennung gutgeheißen haben.

Schließlich kann der Reichstag nicht umhin, Eurer Majestät die Erfüllung der mit dem allerhöchsten Handbillete vom 6. October 1. J. ertheilten Zusicherung nochmals dringendst an's Herz zu legen; denn nur durch schleunige Berufung eines, Eurer Majestät, wie dem Volke gleich ergebenen Ministeriums, kann jener unheilschwangere Zustand einem glücklichen Ende zugeführt werden, der bereits jest in den Provinzen die gefährlichste Aufregung erzeugt hat.

Wien, den 25. October 1848.

Für den constituirenden Reichstag.

Der Vorstand: Franz Smolka, m. p., Präsident.

Carl Wieser, m. p., Schriftführer. Gleispach, m. p., Schriftführer." 4 Uhr Nachmittag. Vom Stephansthurme wurde berichtet: Bei Nußdorf wird heftig mit Kanonen und Musketen gefeuert. So eben marschiren einige tausend Mann, zwei Batterien Cavallerie-Geschüß und Pulverwagen, dann einige hundert Mann Cavallerie von Nußdorf über den kleinen Donauarm zum Jägerhause in die Brigittenau. Von da gehen sie im Sturmschritt über den Damm gegen den Augarten am Tabor.

Im Studenten Ausschusse wurde der Antrag angenommen, das Landvolk durch Luftballone von der Lage Wiens genau zu unterrichten.

Am 25: Abends 5 Uhr, starke Kanonade in der Brigittenau und an den Donaubrücken, die an diesem Abend angezündet wurden.

Nachmittags kam es im Augarten zu einem Conflikte zwischen den in der Brigittenau postirten Jägern, und den wenigen Garden, welche unterhalb des Dammes aufgestellt waren. Der Augarten war fast ganz verlassen; dorthin hatte man eine stärkere Besagung zu commandiren vergessen. Die Kartätschen, welche von der Seite des Universums herüberflogen, zerstreuten die Vertheidiger. und hätten den Jägern die Bahn gebrochen, wenn nicht aus der Leopoldstadt plöglich Succurs angelangt wäre. Das Scharmützel begann von Neuem. Die Garden besetzten den Erdaufwurf, welcher den Linienwall bildet, und wehrten sich mit einem Muthe, den selbst das Militär nicht verkannte. Durch ein Mißverständniß kamen die Scharfschüßen, welche ebenfalls, aber schon gegen Abend, in den Augarten beordert worden waren, in einen Kugelregen. Die Mobilen und die daselbst stationirte Volkswehr-Abtheilung wurden von den Büschen, welche auf den Schüßenhüten flatterten, getäuscht und legten in der Meinung, es seyen die Jäger, auf die Ankommenden los. — Etwas später stieg eine Feuersäule empor: es war die Marienbad-Anstalt, welche ein Raub der Flammen wurde. Von diesen Tage an flog der rothe Feuerhahn, dieser böse, schonungslose Gast, fortwährend über dem Häusermeere Wiens, und ließ sich bald an dem, bald an jenem Orte unglück und verderbenbringend nieder.

Während hier die Flamme raste, wütheten, ebenfalls in Folge eines Mißverständnisses, Garden gegen Garden, unweit von dem Lusthause im Prater. Bem hatte daselbst einen Ausfall unternehmen wollen. Die Mobilgarde kam angerückt. Die dort postirten Wehrmänner glaubten Kroaten zu sehen, und so fielen sich die beiden Compagnien gegenseitig im Dunkel an, wobei zwei Individuen blieben. Gegen zwanzig sind in der Brigittenau verwundet worden, ein Hauptmann der 2. Compagnie der Techniker blieb todt. Das Universum und die Marien-Badanstalt wurde von den Belagerten angezündet, um dem Militär wichtige Punkte zu rauben.

In der Goldschmidgasse verwundete ein, aus einem Fenster lautlos gefallener Schuß einen Garden. An der Nußdorfer Linie fand abermals ein ernsthaf tes Geplänkel statt, wobei die Belagerten geringen Verlust erlitten.

„Der Ausschuß der Studenten sieht sich zu folgender Erklärung veranlaßt. Gestern, am 24. October, wurde ein Herr Postbeamter, Namens Trombetta, von Garden arretirt und auf die Universität zum Studenten-Ausschusse gebracht. Auf dem Wege dahin hatte er von dem, den Zug begleitenden Volke mancherlei Unbilden zu erdulden, unter andern hat man ihn mit dem Namen Spion beschimpft. Der Ausschuß erklärt hiermit, daß Herr Trombetta sich mit einer Voll

macht des Reichstags-Ausschusses vollkommen legitimirte, und seine-Verhaftung in Folge eines bedauerlichen Irrthums Statt gefunden habe.

Der Ausschuß der Studenten Wiens."

Mehrere Israeliten wollten sich im Pfarrhofe in der Jägerzeile verstecken. Einer von ihnen blieb bis 10 1hr Abends und suchte das Kirchenpersonal durch Weinzahlen zu bestechen, daß es ihn verbergen möchte. Er wurde aber um 10 Uhr fortgewiesen. Sein Gewehr hatte er schon in der Dämmerung in irgend einen. Winkel der Gasse gestellt.

Am 25. wurde der Thierarzt Holzmann, Garde der bürgerl. Cavallerie plöglich geholt, um dem Pferde des General Bem, welches bei dem Ausfalle im Prater eine Kugel erhielt, dieselbe herauszuschneiden. Nachdem er dieses verrichtet hatte, war er im Begriffe aus dem Belvedere wieder zurückzureiten, als ihm ein Legionär-Offizier eine schriftliche Ordre übergeben wollte, mit welcher er als Ordonnanz zur Nordbahn abgehen sollte. Holzmann bemerkte, daß er Thierarzt sey, und ihm die Pflege der Pferde übertragen worden, daher sich keineswegs zu derlei Diensten herbeilafsen könne, worauf ein junger Mensch mit einem Kalabreser auf ihn zusprang, ihn insultirte, ihn einen schwarzgelben Lumpen der bürgerl. Cavallerie schalt, und während sich um ihn eine Gruppe von Mobilen schaarte, las ihm dieser junge Mensch das Plakat vor, nach welchem jedem kriegsrechtlich behandelt zu werden angedroht wurde, welcher sich weigert einen ihm übertragenen Befehl zu vollziehen. Holzmann mußte daher den Ordonnanzritt machen, doch als er fortreiten wollte, meinte dieser junge Mensch, man könne diesem schwarzgelben Bürger nicht einmal die Depesche allein anvertrauen, er trug sich daher an, ihn zu begleiten, welches der Legions-Offizier auch für gut fand, und so ritten sie mit einander ab. Die Depesche enthielt den Auftrag, im Gasthofe zur Nordbahn, Zimmer in Bereitschaft zu halten und Sorge zu trageu, daß für sechzehn Pferde Stallungen hergerichtet werden.

Nachdem die Ordre abgegeben war, war es bereits dunkel geworden, und so ritten diese Beiden miteinander wieder zurück; in der Nähe des alten Hauptmauthgebäudes packte aber Solz mann den jungen Menschen beim Kragen, erinnerte ihn auf die Beschimpfungen, beutelte ihn tüchtig durch, rieß ihn vom Pferde, und gab seinem Pferde die Sporn und ritt nach Hause, um — unter solchem Terrorismus keinen Dienst mehr zu thun. — Holzmann hatte mehrere Schmiedegesellen in Thätigkeit, indem er die Schmiede für alle im Dienste der Garde gestandenen Pferde versah; diese Schmiedegesellen wurden arretirt, weil man von ihnen den Aufenthalt ihres Meisters erfahren wollte, allein da sie ihn selbst nicht wußten, so konnten sie ihn auch nicht angeben, und so entkam Holzmann der ihn bedrohenden Gefahr.

Der Angriff, den die Kroaten am 25. gegen die Sophien-Kettenbrücke mach

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