Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Bom Stephansthurme wurde berichtet: Außer den gestern angeführten Wachfeuern, ließ sich auch ein lebhaftes an der Donauseite bei Nußdorf sehen, es werden auch Gewehrschüsse vernommen. 1 Uhr Nachts. An der Lobau, gegenüber der Simmeringer Gegend, ließen sich Gewehrschüsse vernehmen. 6 Uhr Morgens. Von den Schanzen beim Wienerberge, so wie bei der Spinnerin am Kreuz hörte man einige Kanonen- und Kleingewehrschüsse. Des Nebels wegen sieht man nicht mehr. Um 9 Uhr fing die Hütte bei Erdberg neuerdings zu brennen an, und um 10 Uhr entzündete sich eine andere in der Nähe der angeführten. 10 Uhr. So eben beginnt neuerdings die Kanonade an der Nußdorfer Linie, an der Donau und am Währingerspig. Im Lichtenthale, in der Rossau wird Sturm geläutet. Auf der Döblingerstraße ausser den Linien geht ein Haus in Flammen auf. Halb 11 Uhr Mittags. Im Lager der Kroaten herrscht große Bewegung. Halb 12 Uhr. Die früher angeführte Kanonade bei der Nußdorfer Linie hat */. Stunden angedauert. Bor den Schanzen am Wienerberge stehen Cavallerie-Vorposten. Die Posten bei der ungarischen Straße sind noch sichtbar. Die Pontonbrücke bei der schwarzen Lacke, gegenüber von Nußdorf, ist am Ufer von einigen Posten beseßt. Das Schießen hat aufgehört.

Abgesehen davon, daß nachstehende, in Nr. 78 der Zeitschrift: „Constitution,“ redigirt von L. Häfner, Grigner junior und Sauk, enthaltene Adresse den Stämpel des Apogriphs an ber Stirne trägt, so können wir doch nicht unterlassen, solche hier anzuführen. Der Inhalt dient als Beleg, daß das Blatt und seine Redacteure und Mitarbeiter republikanische Verbindungen unterhielten, und derlei Tendenzen gerne" förderten, und zwar schon dadurch, daß sie diese Adresse, ob sie nun falsch oder nicht falsch ist, „gerne“ veröffentlichten oder fabricirten. Solche hat kein Datum, und die deutsch-demokratische Legion in Frankreich und in der Schweiz scheint eben so wenig eine Stadt zum Hauptquartier zu haben, wie die Republik in Wien. Doch hier folgt das Machwerk der oben genannten einstigen Dreieinigkeit, und zwar:

„Die demokratische Legion in Frankreich und der Schweiz hat folgende Adresse an das Volk von Wien gerichtet, der wir hier gerne" einen Raum gekämpft, zum dritten

[ocr errors]

gönnen: Edle Wiener! Ihr habt zum dritten Male Male gesiegt, ihr habt der frechen Reaction Halt geboten und zwei große Völker vor neuer Schmach bewahrt. Nicht verdorben durch den Quietismus eines lügen. haften constitutionellen Zustandes, nicht verweichlicht auf den Promenade-Wegen der sogenannten Geseßlichkeit (!) habt ihr muthig die breite Heerstraße der Selbsthilfe der Volks-Justiz (!), der Volks-Gesezgebung eingeschlagen. Deutschland, Europa dankt euch diesen Sieg, und wir begrüßen euch freudig (!) als mächtige Bundesgenossen unseres Strebens; denn wir sind überzeugt, nur praktische Rücksichten, Rücksichten der äußeren Politik, Rücksichten auf die Freiheitsbestrebungen der ehe

dem an der gleichen Kette gelegenen Nachbarvölker waren es, welche euch von der Proklamation der Republik abhielten. Die Erfahrung, daß das constitutionelle System keine (!) Garantien der Freiheit bietet, den Wohlstand Aller, die Hebung der untern Volksklassen nicht befördert, die Erfahrung, daß das Fürstenthum unverbesserlich ist, nichts lernt und nichts vergißt, die Erfahrungen, welche vas constitutionelle Europa in Jahrzehnten gemacht, sind bei euch die Früchte weniger Monate. Der Geist der Republik weilt in Wien (?), die Republik existirt faktisch, die Monarchie hat sich durch ihren Verrath (?) zu Grunde gerichtet, das Mißtrauen des Volkes blieb weit hinter den enthüllten Thaten zurück, ihre Schandthaten (?) überboten die Gerüchte. Was bedarf aber ein edles freiheitsliebendes Volt mehr als Bewaffnung, um die Fürstenherrschaft unmöglich zu machen; die entlarvte Sünde wird nicht nur gehaßt, sie wird verachtet, und die Verachtung eines bewaffneten Volkes ist der Tyrranei tödtlich. Tapfere Wiener! Ihr fechtet seit dem 6. October mit weggeworfener Scheide, vergeßt es nicht; kein Friede ohne vollständigen Sieg der Freiheit, und keine dauernde Freiheit, kein Volksglück als in der Republik (??). Im Namen der deutschen demokratischen Legion in Frankreich und der Schweiz. Mit republikanischem Gruße.

Der Präsident:

Johann Ph. Becker.

Der Schriftführer:
Alfred Michel.""

Solche schändliche Mittel wendete die Umsturzpartei an! —

Die vom Fürsten Windischgräß gestellten Bedingungen hatten im Centralausschusse aller demokratischen Vereine die Folge, daß solcher statt durch Emissäre, Plakate und Reden zu wirken, zu den Waffen griff. Der Vorsißer desselben, Chais és, erhielt von Messenhauser die Vollmacht, ein demokratisches Freicorps zu bilden. Er wolle sich selbst an die Spiße stellen, und da man an seiner Person Anstoß nahm, und er überdieß keine militärischen Kenntnisse besaß, geriethen die Demokraten in Streit. Endlich glich sich das Zerwürfniß durch Errichtung zweier Corps aus, welches durch nachfolgende Plakate bekannt gemacht, leßteres wegen Einreihung fast aller einheimischen und fremden in Wien anwesenden Literaten und Ultra, darunter Robert Blum und Julius Fröbel als Hauptleute, das Corps d'elite genannt wurde, und binnen 24 Stunden auf 6 Compagnien anwuchs.

,,Aufforderung. Das Central-Comitee der demokratischen Vereine Wiens, unter Vorsiz des Unterzeicheten, wurde von dem wahrhaft patriotisch gesinnten Ober-Commandanten Messenhauser beauftragt, ein „mobiles demokratisches Freicorps" zu bilden. Wir fordern alle freien Männer Wiens auf, sich diesem Corps anzuschließen, und bei dem Freiheitskampfe, welcher in unserer Vaterstadt für ganz Europa geschlagen wird, thätig mitzuwirken? Der Zweck des Corps ist ein heiliger; es sicht für die Errungenschaften des März und Mai,

für die Souveränität des Voltes, für die Würde seiner Vertreter im Reichstage. Welcher Feigling bliebe bei diesem Kampfe zurück?

Einschreibung findet in der Adjutantur des Corps, Stadt, Schulenstraße, Gasthof zur goldenen Ente, im zweiten Stocke statt. Die Bedingungen sind dieselben wie bei dem mobilen Universitäts-Corps, mit Vortheilen (?), die beim Einreihen näher bekannt gegeben werden. Hoch das edle souveräne Wien!

Wien, am 25. October 1848.

Adolf Chaisés,

Vorsißer des Central-Ausschusses, u. Comm. des mobil. demokr. Freic."

Aufruf. Auf Befehl des Nationalgarde-Ober-Commandos wird ein Corps d'elite aus den Reihen der Nationalgarde, des akademischen Corps und der Arbeiter-Vereine gebildet. Diejenigen, die in dieser Stunde der Gefahr mit Kraft und Energie unsere bedrohte Freiheit vertheidigen wollen, werden aufgefordert, sich in dem Universitätsgebäude in dem unteren Saale anzumelden, wo sie die näheren Bedingungen und besonderen Vortheile (?), die ihnen geboten werden, erfahren. Die Mitglieder der Reichsversammlung in Frankfurt, Herren Robert Blum und Fröbel haben sich diesem Corps, welches unter dem unmittelbaren Befehle des Nationalgarde-Ober-Commandos steht, als Volontärs eingereiht. Wien, am 25. October 1848.

Hauf,
Corps Commandant."

Schreiben des Minister-Präsidenten, Freiherrn von Wessenberg, an den Finanzminister, Freiherrn von Krauß, dd. Olmüß den 25. October 1848. Das an mich dd. den ". dieses erlassene Schreiben nebst beigelegter Anfrage von Seite des Reichstags-Ausschusses habe ich heute Morgens (6'1⁄2 Uhr) erhalten. Der Zustand der Stadt Wien ist leider ein so exceptioneller, zumal dadurch, daß daselbst vorzüglich fremde Elemente im Spiele sind, so wie daß die Insurrection auch durch den Uebertritt verführten Militärs einen ernsteren Charakter angenommen, daß olle Aussicht verschwand, mit gewöhnlichen oder friedlichen Mitteln auszureichen. Diese kaiserliche Kundmachung vom 19. d. läßt nicht den mindesten Zweifel, eben so wenig über die unwandelbaren väterlichen Gesinnungen Sr. Majestät, als über den Zweck der militärischen Maßregeln, zu welchen Sich der gütige Monarch nothgedrungen sieht. Die Umstände sind aber von der Art, daß wohl nicht möglich gewesen wäre, die Vollmacht des mit der Herstellung der gesetzlichen Ordnung beauftragten Oberbefehlshabers anders als durch Bezeichnung des vorgesetzten Zweckes zu beschränken. Da jeder Augenblick eine andere Maßregel hervorrufen kann, so lassen sich solche nicht im Voraus bestimmen. Der Reichstag darf überzeugt seyn, daß die constitutionellen Rathgeber Sr. Majestät in vollem Maße seine Theilnahme an dem Schicksale der Stadt Wien und der

gutgesinnten Bewohner derselben theilen; allein derselbe wird nicht verkennen, daß vor Allem von diesen selbst geeignete Schritte hätten ausgehen müssen, um der zunehmenden Unordnung zu steuern, und dem Geseze Achtung zu verschaffen, und vielleicht noch jest Statt haben sollten, um größerem Unheil vorzubeugen, indem dem Befehlshaber der Truppen nichts willkommener seyn wird, als in Stand gesezt zu werden, Milde vor Strenge vorwalten zu lassen.

Wessenberg, m. p."

,,Hoher Reichstag! In diesen gefahrvollen Tagen, in welchen die in Monaten errungene und ausgebildete (?) Freiheit der Völker Oesterreichs von Neuem in Frage gestellt ist, von Neuem in Wien die Freiheit der Monarchie festgestellt, und für immer gekräftiget werden muß, vereinigen sich die höchsten Behörden des Landes, der hohe Reichstag, und der Gemeinderath der Stadt Wien in dem erwiesenen Bestreben, der gewaltsamen Unterdrückung der Rechte des Volkes, und einer willkührlichen Beschränkung der bürgerlichen Wirksamkeit ernstgemessen entgegen zu treten. Der hohe Reichstag hat durch seinen denkwürdigen Beschluß vom 22. und 24. October sich in der Geschichte Desterreichs, in der Geschichte der Freiheit verewigt (?). Ein schweres Gewicht ist in die Wagschale der Geschichte geworfen, und das Eisen der Kriegswehr wird sie nicht zu verrücken vermögen. Das Wort des hohen Reichstages hat Widerhall gefunden in den Herzen der Völker im gesammten Europa. Die Bürger (?) Wiens schaaren sich begeistert um die Vertreter der Freiheit zu Sieg oder Tod. Der Gemeinderath erfüllt vom gleichen Ernst für das Recht und die Zukunft seiner Mitbürger, fühlt sich gedrängt, einem hohen Reichstage den Ausdruck seiner Hochachtung mit der Versicherung vorzulegen, daß er mit ungeschmälertem Vertrauen dem künftigen segensreichen Wirken des hohen Reichstages entgegensehe, und entschlossen sey, denselben mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln kräftigst zu unterstügen. Am 25. October 1848. Vom Gemeinderathe der Stadt Wien. Der Vorstand Stellvertreter, Stifft, m. p.

Der Schriftführer, Silvester, m. p."

In Anwesenheit der zur Eröffnung der Signug erforderlichen Anzahl von Mitgliedern wurde die gestern unterbrochene Reichstags-Sizung vom Präsidenten Smolka um 12. Uhr Nachmittags mit der Mittheilung wieder aufgenommen, daß der Feldmarschall Fürst Windisch gräß über die an ihn ergangene Aufforderung wegen Gestattung, daß drei in Floridsdorf von dem Militär zurückgehaltene Deputirte nach Wien gelassen werden, erwiedert habe, daß diesfalls ein Irrthum obgewaltet haben müsse, indem, wenn die gedachten drei Deputirten ihre Eigenschaft als solche ausgewiesen hätten, ihrem EinLasse nach Wien gewiß kein Hinderniß wäre in den Weg gelegt worden; daß der Finanzminister Krauß in Folge erhaltener Einladung heute Früh in

das Lager des Fürsten Windischgräß sich begeben, und als Zeugen der mit leßterem beabsichtigten Unterredung den Abgeordneten Brestl fich zuge= sellt habe, fie seyen jedoch noch nicht zurückgekehrt.

Hierauf wurde die Sigung bis 5 Uhr Abends unterbrochen, weil der permanente Ausschuß wegen eingelangten wichtigen Depeschen seine Berathung noch nicht beendet habe.

[ocr errors]

In Folge eines Finanz-Ministerial-Erlasses Nr. 6123 F. M. v. h. demgemäß die f. Cigarren-Fabrik in der Roßau vom Proletariat bedroht wäre, und die Arbeiter derselben unter Todesandrohungen zum Waffendienste gezwungen wurden, wodurch der Betrieb der Fabrik in Stocken gerieth, verfügte sich der Play-Offizier Dunder in den Bezirk, requirirte eine angemessene Anzahl Garden, besezte die gedachte Fabrik, und verfügte, daß dieselbe geschüßt wurde, und die gehemmten Arbeiten fortgeseßt werden konnten.

4 Uhr Nachmittag bemerkte man, daß sich ein Bataillon Kroaten vom Laaerberg gegen.Kaiser-Ebersdorf zog.

Um 5. Uhr Abends wurde die Reichstags-Sizung in Anwesenheit der zur Eröffnung und Schlußfassung genügenden Anzahl von 194 Deputirten vom Präfidenten Smolka mit der Aufforderung an die Versammlung wieder begonnen, daß die Mitglieder der Wichtigkeit der heute vorkommenden Gegenstände volle Aufmerksamkeit und reife Würdigung widmen wollen. Hierauf erstattete Schuselka im Namen des permanenten Ausschusses folgende Berichte:

1. Der Abgeordnete Michael Leithner übergab von seinem Bezirke Urfar in Oberösterreich 103 fl. 24 kr. für unbemittelte Wehrmänner. 2. Von Seite des Studenten-Comitee's wurde dem Gerüchte widersprochen, daß von Studenten Briefe aufgefangen, auf die Aula gebracht, dort erbrochen und gelesen worden seyen. 3. Wurde eine Adresse des Gemeinderathes, dd. 25. October 1848 an den Reichstag gelesen. 4. Der Abgeordnete Pillersdorff erstattete Bericht über eine mit dem Feldmarschall Fürsten Windischgräß gepflogene confidentionelle Unterredung. 5. Die Unterredung des Finanzministers Krauß und des Abgeordneten Brest 1 mit dem Feldmarschall Windischgråß führte zu keinem besonderen Erfolg, indem legterer im Wesentlichen auf den in seiner bekannten Proklamation gestellten Bedingungen beharren zu wollen erklärte. 6. Wurde das Schreiben der zwei Commissäre des Frankfurter Reichs tages verlesen, welche lautet:

„An Ein hohes Präsidium des Reichstages zu Wien. Hohes ReichstagsPräsidium. Wir haben die Ehre gehabt, diesen Morgen Ihr, vermittelst Kouriers an uns übersandtes Schreiben zu empfangen. So wie schon vorher in dem Lager des Feldmarschalls Fürsten Windischgräß, haben wir auch hier gleich gestern nach unserer Ankunft bei dem Minister Wessenberg, und heute

« ZurückWeiter »