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betheiligen nicht sonderliche Lust haben dürften, was der Erfolg auch bewährte. Durch Proletarier mehr als durch Ober-Commando-Befehle gezwungen, mar schirten wohl einzelne Abtheilungen dahin; allein nur zu bald sah man die Garden verschwinden, und nur wenige derselben Stand halten. Eben so war der dortigen Mobilgarde weniger um eine Vertheidigung als um den Fortbezug der Löhnung täglicher 25 fr., und um die reichlichen Wein- und Bier-Rationen zu thun, welche ihnen von vielen Seiten zufloßen, und nach deren Genuß sie sich dem behaglichsten Schlummer hingaben. So kam es auch, daß man in später Nacht daselbst oft nicht zwanzig Individuen finden konnte, welche die Hüther und Vertheidiger so wichtiger Punkte seyn sollten; und wären diese nur von National- und Mobilgarden des Bezirkes zu vertheidigen gewesen, so hätte das k. Militär da selbst wahrscheinlich ohne auch nur einen Schuß zu thun, einmarschiren können. Diesen Zustand mochten die Lenker der Geschicke, Messenhauser und Bem, eingesehen haben, weil sie 2 Compagnien, meist aus Fremden, Ueberläufern und Polen bestehend, und von Polen und Legionärs angeführt, dahin commandirt hatten, und obgleich sich diesen ein Theil der Mobilen und ein winziges Häuflein Nationalgarden angeschlossen hatte, so waren doch diese zwei fremden Compagnien die beinahe ausschließlichen wuthentbrannten Kämpfer an der Nußdorfer-Linie geblieben. Kaum dort zum Schrecken der gutgesinnten Einwohner angekommen, war von ihnen auch die Einäscherung des Geißlerschen Gasthauses vor der Linie vollbracht. Am 23. wurde im Gemeinderathe bekannt, daß in der Nacht desselben Tages ein Ausfall auf das t. Militär, welcher zugleich die Zerstörung der Pontonsbrücke bei Nußdorf zum Zwecke hatte, beabsichtiget werde. Der Gemeinderath Winter, früher Bezirks-Chef der Nationalgarde daselbst, von diesem Vorhaben unterrichtet, und erkennend, daß dasselbe für die dortigen Borstädte nur die verderblichsten und schrecklichsten Folgen haben könne, eilte sogleich zu Messen hauser und Bem, und erschöpfte sich in Bitten, Vorstellungen, ja selbst Drohungen, diese von dem Vorhaben des Ausfalls abzubringen. Obwohl Messenhauser von der Idee dieses Ausfalles abzugehen schien, so war dieß jedoch bei Bem nicht der Fall; dieser rückte vielmehr mit 2000 Mobilen und zehn Kanonen in der Nacht in die Rossau, und bezog für seine Person das Haus Nr. 122 am Thury. Er ertheilte den Befehl ihn vor halb 2 Uhr Morgens nicht zu wecken, weil diese Stunde zum Ausfalle bestimmt sey, und er sich vorerst ausruhen müsse. Auf wiederholtes Ansuchen sowohl vom Gemeinderathe, wie auch anderer Gutgesinnten beim Ober-Commando, fertigte in Abwesenheit Messenhauser's der Chef des Generalstabes Haug den Befehl aus, daß Bem unter keiner Bedingung den Ausfall unternehmen dürfe, und übergab denselben dem Oberlieutenant Kuchenbecker nebst einer besonderen Ordre, daß er an der NußdorferLinie das Commando zu übernehmen habe. Hauptmann J. Mocrette schloß

sich freiwillig an denselben an. Diese beiden fuhren eiligst in einem Fiafer dahin. Sie stiegen bei dem Bezirks-Chef am Thury ab, wo sich ihnen der Oberlieutenant Thomas Rider des 12. Bezirkes anschloß. Diese drei Offiziere suchten nun die vor dem Linien-Amtsgebäude gelagerten Mobilen, unter Borweisung des dießfälligen Befehles, von der Theilnahme am Ausfalle abzureden, welches auch theilweise gelang. Um halb 2 Uhr erschien Bem im Verzehrungssteuer-Amt8- ́ lokale; hier wurde ihm der erwähnte Befehl eingehändigt. Nachdem er diesen gelesen, gab er den Befehl zur Versammlung der Mobilen, und sagte zu einem Anführer: „Wir werden hinausgehen." Da ungeachtet des Befehles dennoch Bem den Ausfall zu unternehmen entschlossen war; so ritt Hauptmann J. Mocrette auf dem Pferde eines Sicherheitswächters in den SchwarzenbergGarten um hiervon die Anzeige zu erstatten. Doch ohne hier etwas erwirken zu können, ritt er wieder zur Linie und langte dort um 4 Uhr Morgens an. Hier fand er die Mobilen in zwei Parteien getheilt; die eine wollte vom Ausfalle nichts wissen, die andere schimpfte auf diese und suchte sie für das Unternehmen zu gewinnen, welches jedoch nicht gelang. Mocrette und Kuchenbacker gingen nun zu Bem um ihm wiederholte Vorstellungen zu machen. Sie trafen ihn im Amtsgebäude neben der Kapelle, umgeben von seinen Adjutanten, wo er eben den Anführern der Mobilen seinen Operationsplan mit folgenden Worten mittheilte : Also, wir werden gehen über Ober-Döbling, Unter-Döbling, die hohe Warte nach Heiligenstadt und Nußdorf, werden ihnen die Brücke anzünden, und so Alle vernichten." Mocrette und Kuchenbacker oponirten Bem, und es entspann sich eine heftige Debatte. In dem Momente brachten mehrere Mobilen den jungen Nationalgarde-Artilleristen Franz Hirsch mit der Anzeige, daß dieser auf dem Walle die Artilleristen vom Feuern abzumahnen suchte. Sie berichteten ferner: daß ein großer Theil schon nach Hause gegangen, daß in der Nacht zwei Offiziere in Mänteln gehüllt die Mannschaft abgeredet, und als die Anzeiger Mocrette und Kuchenbäcker erblickten, sagten sie, daß diese die beiden Offiziere wären; Bem erklärte sofort alle Drei als Verräther an der Nation, ließ ihre Namen aufzeichnen, brachte sie in Haft und befahl, daß solche dem Kriegsgerichte zu übergeben seyen. Doch selbst in der Haft waren sie vor Mißhandlungen nicht geschüßt, und der Mobilgarde-Commandant Wittenberg bot Alles auf, um die Wuth der Mobilen zu beschwichtigen. Um 7 Uhr Morgens erschien daselbst Messenhauser, und nachdem ihm die Vorfälle der Nacht mitgetheilt worden, wurde auf seinen Befehl Mocrette, als minder gefährlich bezeichnet, entlassen. Kuchenbäcker und Hirsch aber führte man unter den größten Insulten des Pöbels in einem Fiaker in den Schwarzenberg-Garten, wo ersterer später vor ein Kriegsgericht gestellt, jedoch freigesprochen wurde.

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Um eine Uebersicht der agirenden Commandanten und der denselben untergeordneten Kräfte zu haben, führen wir solche, mit Ausnahme der Nationalgarde und der Bürger, wie folgt an:

Defenfions Commandanten waren: Srißner, sen.; Joh. Moser; Redl; Aigner. Commandanten der Mobilen - Bataillone: 1. Sternau, 2. Frank, 3. Mutschel, 4. Wittenberg, 5. 2. Hauf.

Scharfschüßen: Ferd. Eisenbach, — Arbeiter-Verein: Tach; - Akad. Legion: Norb. Bauer; - Akad. Freicorps: Kupka; Demokr. Freicorps: Ad. Chaises; Freicompagnien: Brentano, Keller, Flick, Sarwost.

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24. October.

In der Nacht vom 23. auf den 24. fand ein unangenehmes Aufsehen durch die Ungeschicklichkeit eines Dieners Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Johann in der Hofburg statt, da er ohne vorher eine Anzeige zu machen, 39 Stück Jagdgewehre theilweise in Bettdecken eingewickelt in der Nacht mit zwei anderen Individuen aus der Kammer des Erzherzoges in der Reichskanzlei, in die Privatwohnung des Erzherzogs in das Michaelerhaus übertragen lassen wollte, daselbst von dem Wachposten angehalten, und auf die Hauptwache geführt wurde.

Indem der Plazoffizier Untersteiner herbeieilte, gelang es ihm von der höchst aufgeregten Mannschaft sammt ihren Führern durch persönliches Gutstehen für die Person des Dieners (Mayer) dessen Freilassung zu bewerkstelligen, mußte aber zugeben in diesem so aufgeregten Zeitpunkte, daß die Kammer des Erzherzogs weiter untersucht, und während der Nacht die Jagdgewehre bei der Hauptwache deponirt wurden, wo man selbe am frühen Morgen dem Nationalgarde Obercommando übergeben wollte, durch Plazoffizier Intersteiner und den Obersten Schaumburg aber bewerkstelliget wurde, daß diese 39 Stück Jagdgewehre als Eigenthum des Erzherzogs unter die unbedingte Gewahrsamkeit des Dieners Mayer in die Privatwohnung des Erzherzogs gebracht werden durften. —

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Am 23. Nachts wollte General Bem die Brücke, welche das Militär geschlagen hatte, abzubrennen versuchen; er ließ daher die Mannschaft zusammenziehen, die übrigen auf den Linien-Wällen und an den Linien befindlichen Garden und Mobilen zu sich stoßen, die Wälle nur schwach beseßen, doch unendlich viele Wachfeuer um und auf den Wällen anzünden, um das Militär zu täuschen. Um 3 Uhr Morgens sollte der schon früher projektirte aber vereitelte Ausfall neuerdings stattfinden, allein die Zimmerleute arbeiteten bis 5 Uhr Morgens an der Wegräumung der Barrikaden, es wurde zu licht, und Hereinkommende versicherten, daß man im Lager alles wisse, und das Militär auf den Ausfall vorbereitet sey.

Das Kanonen- und Kleingewehrfeuer an und um die Linien wurde noch immer fräftig unterhalten; Gemeinderaths-Mitglieder wurden an General Bem gesendet, um ihn zu vermögen, den Ausfall zu unterlassen; allein Bem antwortete: „Was fümmert mik Gemeinderath, ik kommandir, und werden thun was it will." Kurz nachher langte der vom Ober-Commandanten Messenhauser aus dem Schwarzenberg'schen Hauptquartier zum zweitenmale mit schriftlicher Ordre wegen Einstellung des Feuers an General Bem gesendete Plaz-Hauptmann du Beine daselbst an. Er fand ungefähr 3000 Mann Mobilen und Garden nebst neun Geschüßen. Um 6 Uhr Morgens marschirte diese Truppe wieder in das Belvedere,

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,,Befehl. Die Herren Bezirks-Chefs haben bei strengster Verantwortung den heute vorzunehmenden Barrikadenbau mit allen ihren Kräften zu unterstüßen und zu befördern, und deshalb sämmtliche Leute den mit diesem Bau betrauten Herrn der Legion zur Verfügung unweigerlich zu stellen. Der Bau hat unter unmittelbarer Aufsicht der Herren Bezirks-Chefs zu geschehen, welche deßhalb heute Abends um 9 Uhr und morgen Früh um 6 Uhr in einem eigenen genauen Rapport dessen Fortschreiten anzuzeigen verpflichtet sind. Um die nöthigen Verhaltungen einzuholen, haben sich die Herren Bezirks-Chefs heute mor, gens um 11 Uhr bei mir persönlich im Hauptquartier zu melden. Hauptquartier Schwarzenberg-Palais den 24. October 1848.

Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant." ,,Sämmtliche Mitglieder des Gemeinderathes der Stadt Wien werden aufgefordert vom 25. d. M. an, um so sicherer in der Sizung zu erscheinen, als zufolge eines gefaßten Beschlusses diejenigen Mitglieder, welche ohne Angabe eines Verhinderungsgrundes durch 3 Sizungen hintereinander ausbleiben, nach vorausgegangener nominativer Aufforderung in der Wiener Zeitung als stillschweigend ausgetreten zu betrachten, und an deren Stelle neue Wahlen einzuleiten sind.

Am 24. October 1848. Bom Gemeinderath der Stadt Wien."

9. Uhr Vormittag. Wurde dem Ober-Commando gemeldet, daß an diesem Tage um 4 Uhr Früh in der Artillerie-Caserne auf der Landstraße in die geschlossene Wohnung des f. f. Hauptmanns Fabisch eingebrochen worden sey, und daß von Mobil-Garden ein Paket Wäsche entwendet wurde. Da ähnliche Fälle sich schon mehrmalen ereigneten, so wurde das Ober-Commando um Abhilfe gebethen. Abermals ein Beweis, das Eigenthum sey den Demokraten heilig gewesen.

10%. Uhr Vormittag. Nationalgarde-Lieutenant Schmidt zeigte dem OberCommando an, daß die Ottakringer Nationalgarde bereits entwaffnet sey.

Desselben Tages Früh forderte General Bem von dem Feldadjutanten Fenneberg die Ablösung des Play-Offiziers Ruf aus dem k. k. MilitärTransport - Sammelhause, und die Stellung desselben vor ein Kriegsgericht, angeklagt des Einverständnisses mit dem Militär. Virklich wurde auch Ruf auf dessen Anordnung durch den Plazoffizier Edtbauer ohne Wissen und Verständigung des provisorischen Plag Commandanten du Beine abgelöst; um 9 Uhr Früh erhielt du Beine die ämtliche Anzeige der Vorfallenheiten vom 24. October im k. t. Militär Transport-Sammelhause, veranlaßt durch den Generalen Bem, und kurze Zeit darauf die Ablösung des Plaß-Offiziers Ruf. -Ungesäumt verfügte sich du Beine persönlich zum General Bem in das Belvedere, erklärte ihm, laut Bericht, im entschiedensten Tone, daß er sich vor Eingriffen in seinen Wirkungskreis von Seite desselben für die Folge verwahrt wissen wolle, und daß er unter Einem Protest einlege gegen die an

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