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Ferner eröffnete der Präsident, daß die deutsche Reichs-Commission in einer an das Reichstags-Präfidium gerichteten Zuschrift, ddo. Passau 19. Oct. 1848, ihre bevorstehende Ankunft in Wien angekündiget, und derselben mehrere Exemplare einer von dieser Commission erlassenen Kundmachung, aus welcher der Zweck dieser Commission ersichtlich ist, mit dem Ersuchen um Veröffentlichung dieser Kundmachung, so wie um Vermittlung, damit alle Feindseligkeiten eingestellt werden - beigelegt habe.

Der Inhalt der bezogenen Zuschrift ist:

„An das Präsidium der hohen Reichsversammlung in Wien. Indem wir dem Präfidium der hohen Reichsversammlung unsere bevorstehende Ankunft in Wien ergebenst anzeigen, beehren wir uns derselben eine Anzahl Exemplare einer von uns erlassenen Bekanntmachung, aus welcher sich die Natur und der Inhalt unseres Auftrages ergeben, mit dem angelegentlichen Ersuchen zu überreichen, für deren schleunige Veröffentlichung gewogendlichst Sorge tragen und die Einstellung aller Feindseligkeiten möglichst vermitteln zu wollen. Hochachtungsvoll verharrend: Die Reichs-Commission, C. Welder, m. p., Mosle, m. p.

Die beigelegte Kundmachung der Reichs-Commission ist Seite 351 enthalten, und ist nach der Erklärung des Präsidenten veröffentlicht worden.

Hierauf verlas der Schriftführer Wieser nachstehende, an die Reichsversammlung gerichtete Eingabe mehrerer Wahlmänner des Mährisch- Trübauer Wahlbezirkes:

„Sohe Reichsversammlung. Einer der jüngsten Beschlüsse der hohen Reichsversammlung rief alle, sowohl mit als ohne Urlaub abwesenden Abgeordneten der den Gesammtstaat (?) bildenden Provinzen zurück, um in den gegenwärtigen. Tagen der Gefahr dasjenige zu berathen und zu beschließen, was zur Erhaltung der Ruhe und der geregelten Staats-Verwaltung Noth thut.

Mit Erstaunen nahmen die gefertigten Wahlmänner des Mähr. Trübauer Wahlbezirkes wahr, daß ihr zur Reichsversammlung gewählter Abgeordneter, Herr Anton Weigl, sich seit mehreren Tagen zu Hause befindet, anstatt seinen Siz in der hohen Reichsversammlung, wohin er gehört, einzunehmen.

Die gefertigten Wahlmänner des Trübauer Wahlbezirkes einer hohen Reichsversammlung für die in der lezten Zeit berührte große Umsicht und Aufopferung der Thätigkeit zu hohem Danke verpflichtet, protestiren hiermit feierlichst gegen das Verhalten dieses Abgeordneten Herrn Anton Weigl, und indem fie in Vertretung ihrer Comittenten sich den Beschlüssen der auf legal constitutionellem Boden stehenden hohen Reichsversammlung unbedingt, nur mit Freuden unterwerfen, stellen dieselben die gehorsamste Bitte: Die hohe ReichsVersammlung geruhe den durch den Herrn Abgeordneten Weigl ohne Urlaub in den Tagen der Gefahr verlassenen Posten eines Vertreters des Mährisch-Trü

bauer Wahlbezirkes für erledigt zu erklären, die neuerliche Wahl eines solchen der Dringlichkeit des Gegenstandes wegen mit möglichster Beschleunigung anzubefehlen, und die gehorsamst gefertigten Wahlmänner des Trübauer WahlbezirLes von der höchsten Schlußfassung gnädigst zu verständigen, um denen vom constitutionellen Princip durchglühten 50,000 Bewohnern des Trübauer Wahlbezirfes das Recht zu wahren an der constitutionellen Geseßgebung unseres Gesammtstaates Theil zu nehmen." M. Trübau, am 15. October 1848. (Folgen die Unterschriften von mehreren Wahldistrikten).

Schufelka führte Namens des permanenten Neichstags-Ausschusses an, daß abermals namhafte Beiträge zur Unterstüßung der dienstthuenden Nationalgarden und Legionäre eingegangen find. Durch den Abgeordneten Thar ist von der Gemeinde Erlaf der Betrag von 27 fl. 40 kr., von der Gemeinde Ne ubach 6 fl., von der Gemeinde Rohr 6 fl. 48 kr., endlich von der Nationalgarde der Stadt Steyer in Oberösterreich, durch den Ober- Commandanten Schönthan, zur Unterstüßung der Freiheitskämpfer, dann der Witwen und Waisen der Gefallenen, ein Betrag von 400 fl. CM, zusammen daher 440 fl. 28 kr. CM. eingegangen; ferner, daß auf den am gestrigen Lage an den Feldmarschall-Lieutenant Grafen Auersperg expedirten Erlaß des permanenten Reichstags-Ausschusses folgende Antwort eingetroffen sey:

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An den löblichen Ausschuß der hohen Reichsversammlung. Indem ich den Empfang der geschäßten Zuschrift vom heutigen Tage anmit bestätige, kann ich nur bemerken, daß, nachdem Se. Majestät der Kaiser bekanntlich mit a. h. Entschließung vom 16. d. M. den Oberbefehl über alle t. t. Truppen dem Fürsten Windischgräß übertragen hat, welchem somit auch ich mit den bisher unter meinem Commando gestandenen Truppen - Abtheilungen untergeordnet bin, die Erledigung der aufgestellten Fragepunkte nicht mehr von mir abhängt, sondern an denselben gewiesen werden müsse. Ich erwarte den Herrn Oberbefehlshaber zwischen heute und morgen, und bin erböthig ihm die gedachte Depesche zur weiteren Verfügung mitzutheilen.

Einstweilen kann ich nur bemerken, daß die Entwaffnung einiger Ortschaften des flachen Landes blos eine vorübergehende, mit der militärischen Beseßung derselben in enger Verbindung stehende Maßregel war, von der es bei veränderten Umständen ohne Zweifel wieder sein Abkommen finden wird. Hauptquart. Inzersdorf, am 20. Oct. 1848. Gr. Auersperg, m. p., F. M. L."

Hiernach bliebe nichts anders übrig, als die Antwort des Fürsten Windischgräß abzuwarten, und im Falle sie binnen einigen Tagen nicht eintrifft, die Aufforderung an Windischgräß zu wiederholen.

Der Minister Krauß verlas hierauf das vor einer halben Stunde ihm zugekommene Manifest Sr. Majestät, dd. Olmüş 19. October 1848.

Zugleich machte der Minister die Eröffnung, daß ihm von der Reichs-Commission dieselbe Mittheilung gemacht wurde, wie sie vorne angeführt ist.

21 Uhr Nachmittag. Ein Tischlermeister und Offizier der N. G. Landstraße, berichtete beim Ober-Commando: er fuhr in dem Fiaker Nr. 622 von Gänsern dorf nach Wien, wurde vom Militär in Süssenbrunn aus dem Fiaker herausgerissen und mit allen erdenklichen Schimpfworten belegt, auf das herrschaftliche Schloß transportirt und ihm der Säbel und zwei Pistolen abgenommen.

Ein Frauenzimmer in Männerkleidern erschien in der Sigung des Studenten-Ausschusses und ersuchte in die mobile Garde aufgenommen zu werden. Das Comitee wies fie unter Heiterkeit zum Commando der Nationalgarde. Ueberhaupt hatte sich zu jener Zeit eine unglaubliche Waffenbegeisterung aller Stände bemächtigt; ja man sah sogar Leute mit Waffen herumgehen, von denen man glauben sollte, daß fie eher in ein Spital, als auf den Kampfplaß gingen. So bemerkte man einen Mann mit einem Stelzfuße rüstig durch die Straßen schreiten und auf der Achsel eine mächtige Muskete tragen, während einen Zweiten seine beiden Krücken nicht hinderten, sich einen langen Schleppsäbel umzuschnallen. Zwölfjährige Knaben gingen mit Pistolen, und Frauen der untern Classe mit mancherlei Waffen versehen umher; so sehr war die Bevölkerung Wiens fanatifirt. Auf den Werbeplag am Getreidemarkt kam ein 14jähriger Knabe und wollte sich anwerben lassen. Als man ihm Vorstellungen machte, daß er noch zu jung set, erwiederte er, daß er die gehörige Kraft troß seiner Jugend besiße, und flehete so lange, bis man seinen Bitten willfahrte. Kaum war er angeworben, so erschien seine Mutter und erhob ein Zettergeschrei, daß man ihren Sohn verführt habe. Man ließ den Knaben sogleich wieder frei, allein weder das Jammern und Bitten der Mutter, noch das Zureden der Umstehenden konnten ihn bestimmen, von seinem gefaßten Beschluße abzustehen, und als der Zug der Neuangeworbenen sich in die Kaserne begab, war er der Erste in der Reihe, weinend folgte ihm die besorgte Mutter. Ein Bedienter der englischen Gesandtschaft berichtete beim Studenten-Comitee, daß an alle Gesandten die Aufforderung erging, Wien zu verlassen, sich jedoch blos in der Nähe der Residenz niederzulassen. Die Nordbahn konnte nun nicht mehr befahren werden, da alle Stationen militärisch beseßt waren, und überdies die Schienen an vielen Stellen vom Militär ausgebrochen wurden.

Am 21. überschritten die Ungarn die österreichische Gränze, griffen die Vorposten des Banus an, welche von den Ungarn bis Stixneusiedl und Trautmannsdorf zurückgedrängt wurden. Da ein ernstlicher Angriff zu befürchten war, so sendete der Feldmarschall Fürst Windischgräß auf die erhaltene Nachricht von ihrem Vorrücken sogleich die Brigade Colloredo mittelst der Ueberfuhr bei Stadl-Enzersdorf zur Verstärkung der Truppen des Banus.

Laut Spezifikation vom 21 übergab der Plazoffizier Schefzit aus dem Glashause im Schwarzenberggarten an den Bataillons-Commandanten Leopold Moser einen Wagen mit zahlreichen Militär-Effekten *).

An alle Commandanten der mobilen Corps. Die Herren Commandanten erhalten hiemit den Auftrag, ihre sämmtliche Mannschaft in vollkommener Feld-. bereitschaft zu halten. Waffen und Munition find genau zu visitiren. Jedes Corps hat sogleich einen Offizier in mein Hauptquartier abgehen zu machen, welcher sich mir persönlich vorzustellen hat. Derselbe hat den ausrückenden Stand des Corps mitzubringen, und sich in eine solche Verfassung zu seßen, daß er bis übermorgen den 23. Mittags nicht nöthig hat, abgelöst zu werden. Er wird den wichtigsten Auftrag an das Corps überbringen.

Hauptquartier Schwarzenberg-Palais, den 21. October 1848.

Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant." „Tagsbefehl. Um die Herren Bezirks-Chefs kenntlich zu machen, befehle ich, daß dieselben lange, herabhängende, weiße Federn zu tragen haben. Bis morgen früh um 9 Uhr sind, wie bereits schon angeordnet worden, von allen Bezirken die Listen jener Garden, welche eine Zulage empfangen, so wie das Verzeichniß aller Arbeiter, welche daselbst eingereiht wurden, zuverlässig einzusenden. Von nun an werden alle Zutheilungen von Offizieren zu den verschiedenen Bureaux und Commandos meines Hauptquartiers bis auf Weiteres fiftirt, und alle fich meldenden Offiziere sind von der Feldadjutantur einstweilen auf der AspirantenListe vorzumerken. Dem Bezirks-Commando der Landstraße spreche ich für die energische Hintanhaltung der beim Gasometer in Erdberg beabsichtigten Ruhestörungen sowohl meinen als den Dank des Ministeriums des Innern aus, und erwarte, daß in ähnlichen Fällen alle Commandanten mit Kraft und Thätigkeit allen Störungen der öffentlichen Ordnung und Ruhe vorzubeugen bemüht seyn werden. Von 10 Uhr Abends an hat vom Unteroffizier abwärts Niemand das Hauptquartier zu verlassen, außer er kann sich mit einem schriftlichen Befehle ausweisen. Hauptquartier Schwarzenberg-Palais, den 21. October 1848.

Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant."

Bezirks-Chef Plattensteiner hat sich hier mit seiner gewohnten Thätigkeit und Energie benommen, und auf diese Weise die Zerstörung des Gasometers verhindert, wie überhaupt Plattensteiner schon seit den Augusttagen her rühmlich bekannt, sich nie der Gefahr entzogen, wo es sich gehandelt hat, die öffentliche Ordnung und Ruhe zu erhalten, um so bemerkenswerther, als er, ein sehr vermöglicher Mann, nicht von Wien geflohen ist.

*) Die Spezifikation habe ich an Hrn. Baron du Beine im Originale ausgefolgt, als Bes leg, daß die Militäreffekten vom N. G. Plaz-Commando redlich geschügt worden sind. Dr.

Circulandum an alle Bezirks: Chefs der Nationalgarde:

„Befehl. Herr Bezirks-Chef! Ich habe mich bereits deutlich darüber ausgesprochen, wie sich im Falle einer Allarmirung beim Ausmarsch der Ungarn zu verhalten ist; Sie sorgen für die Beseßung der Linienwälle und Thore, stellen Ihre Unterstüßung auf, und bilden die Reserve. Die bedrohtesten Bezirke find : Leopoldstadt, Erdberg, St. Marx und Wieden, den andern Bezirken droht nur eine scheinbare Gefahr. Die Freiwilligen der innern Stadt haben sich auf dem Glacis gegenüber der Karlskirche aufzustellen. Sie bilden die Reserve der mobilen Corps. Sämmtliche mobile Corps werden an die Ausgangspunkte: Erdberger-Linie, St. Mary, Belvedere-Linie, Favoriten- und Maßleinsdorfer-Linie aufgestellt. So lange der Kanonendonner dauert, und so lange nicht von mir durch das Trommelzeichen abgeschlagen wird, hat Alles bei strengster Verantwortung unter den Waffen zu stehen. Weitere Befehle werden, wie es Noth thut erfolgen. Die Herren Bezirks-Chefs haben sich mit den tüchtigsten Ordonnanzen zu umgeben. Ich bin zuerst auf dem obern Belvedere, und dann auf dem Glacis bei der Reserve der Freiwilligen zu treffen. Ich mache Jedermann ohne Ausnahme dafür verantwortlich, in der Abfassung von Meldungen behutsam zu seyn, und meine Aufmerksamkeit von dem wichtigsten, nicht auf bloß scheinbar bedrohte Punkte zu lenken; ich ersuche, mir ́mit männlicher Entschiedenheit zu vertrauen. Der Feind wird nicht allein an keiner Stelle in die Stadt hereinbrechen, sondern er wird mit Schmach (?) bedeckt in die Flucht gejagt werden. Gott mit uns, Kameraden! Brüder! Wir fämpfen für unsere Errungenschaften.

Dieser Befehl ist der Mannschaft auf den Sammelplägen vorzulesen. Herr Bezirks-Chef, Sie haben bei Ihrer Ehre diesen Befehl so lange geheim zu halten, bis Allarm geschlagen, und hiezu durch Versammlung der Tambours in Ihrem Quartier die nöthigen Vorbereitungen zu treffen.

Wien, Hauptquartier Schwarzenberg-Palais, am 21. Oct. 1848, 8 Uhr Abds. Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant." ,,An die in den Bezirken eingetheilten, zur Nationalgarde nicht gehörigen Wehrmänner. Mitbürger! Es wird gegen eine Mehrzahl von Euch Klage geführt, und zwar mit Recht! Erstens. Ihr empfängt in Eueren Bezirken Löhnung und leistet dafür nicht die erforderlichen Dienste, darum, weil keine Listen über Euch existiren, weil ihr weder in Züge noch in Compagnien abgetheilt und mit militärisch-gebildeten Anführern versehen seyd. Zweitens. Wenn Ihr nicht in ordentliche Compagnien gebracht seid, so ist es unmöglich, Eure Auszahlung zu überwachen. Betrügerische Individuen werden jede Gelegenheit aufspüren, um sich unter verschiedenen Titeln, anderswo eine zweite, vielleicht auch eine dritte Bezahlung an einem und demselben Tage zu erschleichen. Dadurch wird der Kaffe Eurer Gemeinde großes Uebel zugefügt. Die beschränkten Mittel der

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