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und die Vollmacht ertheilt, würde er sich der Anordnung des NationalgardeOber-Commando fügen, in jedem andern Falle aber es als eine gewaltsame und unrechtmäßige Aneignung eines ungarischen National-Eigenthums betrachten. Hierauf begaben sich Oberstlieutenant v. E tvös mit Fenneberg zu Pulszky, welcher die Vollmacht zur Nebernahme der Pferde ausstellte, worauf nach Rückkunft dieser beiden Herren 40 Stück Schimmeln auf Befehl des Oberstlieutenants v. Etvös zur Uebergabe in den Hof geführt wurden. Eben im Begriffe, diese 40 Pferde zu übernehmen, kam ein Befehl des Ober-Commandanten Messenhauser, diese Pferde einstweilen dort zu belassen, welches auch befolgt wurde. Stallmeister Sensel, welchem der F. M. L. Martoniß zu verstehen gab, daß die schon seit einiger Zeit im Hause aufgestellte Nationalgarde überflüssig sey, und es das Ansehen habe, als wollte man die wenigen hier befindlichen Offi. ziere gefangen halten, ließ auf seine Verantwortung sogleich die Wache abziehen.

12 Uhr Mittags. Das Nationalgarde - Artillerie- Commando stellte an das Ober- Commando das Ansuchen, daß künftig nur von diesem ArtillerieCommando Anweisungen zur Waffenerfolgung ausgefertigt werden dürfen.

3. Uhr Nachmittag. Josef Prantel berichtete beim Ober-Commando: daß die k. k. Generale im Inzersdorfer Schloßgarten promeniren, Fürst Windischgräß zum Feldmarschall ernannt wäre, von den Generalen in Inzersdorf erwartet werde, und von Sr. Majestät dem Kaiser unumschränkte Vollmacht erhalten und mitbringe, gegen Wien zu agiren.

Von der Sternwarte wurde berichtet: Die Kroaten marschiren von ihrem Lager rechts von Simmering durch einen Sohlweg ungefähr 7 Comp. ins Laaerwäldchen, auch mehrere Kanonen sind nach Simmering gefahren. Es wird noch immer rastlos an den Schanzen unter der Eisenbahn, links von der Laxenburger Allee auf der Straße, welche nach Laa führt, von den Pionieren fortgearbeitet. Das ultraradikale Blatt „Constitution" brachte, weil der Landsturm nicht anlangte, einen die Bauern beschimpfenden Artikel, welcher mit den Worten schloß: „so beneide ich euer Rindvich, das wenigstens den Werth hat, daß man sein Fleisch verkaufen kann."

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Becher's Radikale" brachte ein Frankfurter Parlamentslied verbrecherischen und unfläthigen Inhalts *). Auch zeigte dieses Blatt mit durchschoffenen

*) Der Anfang lautete:

Wenn die Wiener fragen,
Was macht Schmerling jegt?
Sollt ihr ihnen sagen:
Der wird eng geheßt!
Hängt noch nicht am Baum,
Hängt noch nicht am Strick!
Doch ihn quält ein Traum,
Deutsche Republie! -

Fragen dann die Preußen,
Ist der Peucker ted?
Nun dann muß es heißen:
Er steckt tief im Dreck.
Briefe mag er schreiben,
Doch befehlen nicht,
Darum muß er bleiben,
Stets ein kleines Licht 2c. 20.

Lettern an, daß die Magyaren doch kommen, dann machte es Saphir in harten Ausdrücken den Vorwurf, daß derselbe für die Kroaten in Baden gesammelt, und nach Umständen mit der Camarilla, wie mit der Demokratie kokettire.

Die Zeitung die Presse" brachte ausgezeichnete leitende Artikel, gemäßigten, gründlichen Inhalts. Am heutigen hieß es darin: „Wir müssen dem Volke mitten unter den Vorbereitungen zum Kampfe in Erinnerung rufen, daß es jedenfalls seine Bestimmung ist, die Waffen wieder abzulegen, und die Werkzeuge friedlicher und nährender Beschäftigung wieder zur Hand zu nehmen. Es braucht weder einen Sieg noch eine Kapitulation, um dieses Ereigniß herbeizuführen.“ - O, hätte man diese redliche Stimme gehört!

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„Kundmachung. Nur durch einiges Zusammenwirken ist im Dienste eine Pünktlichkeit zu erzielen; es werden daher die beiden Corps, die heute unter dem Namen der Nationalgarde- und der Bürger-Artillerie existiren, aufgefordert, sich in Ein Corps zu verschmelzen, — unter dem Namen,,Bürgerwehr-Artillerie". Sämmtliche Artillerie-Garden wollen sich demnach bis zur Rückkunft des Commandanten Kurth aus ihrer Mitte gemeinschaftlich einen Commandanten wählen, und sich bis dahin aber in allen Dienstesbeziehungen an die Herren HauptLeute Anton Prohaska und Conrad Stößl, als provisorische Commandanten, in deren gemeinschaftlichen Bureau, Stadt, bürgl. Zeughaus, wenden. Wien, am 20. October 1848. Bom Nationalgarde-Ober-Commando. Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant.“

„lleber Ansuchen der k. k. priv. Großhändler und des bürgerlichen Handelsstandes in Wien findet das Ministerium der Justiz sich veranlaßt zu erklären, daß Wechsel, welche in Wien und in den zum Polizeibezirke von Wien gehörigen Ortschaften in dem Zeitraume vom 22. bis 31. October 1848, beide Tage einschließlich, zur Annahme oder Zahlung hätten präsentirt werden sollen, auch noch am 1. November 1848 mit voller Rechtswirkung präsentirt werden können. Welches hiermit zur Darnachachtung bekannt gemacht wird.

Wien, am 20. Dctober 1848."

Im Laufe der letzten Woche wurden bei den öffentlichen Bauten unter der Leitung der f. k. Provinzial-Baudirection noch 4627 Arbeiter verwendet und zwar bei den Bauten in oder nahe bei Wien 3868, und bei den entfernteren 759 Individuen. Die Gesammtzahl derselben hat sich seit 7. d. M. um 3073 Individuen vermindert. Der Ausfall ist leicht erklärbar, wenn man bedenkt, daß aus demselben die männlichen Individuen für die Mobilen Corps rekrutirt worden sind.

Am 20. wurde der würdige Bezirkschef Hoffmann in der Leopoldstadt von einem Haufen Proletarier in der Taborstraße, unweit des Gasthofes,zum

Posthorn" vom Pferde gerissen, und durch die ganze Straße zum Gemeindehaus geschleppt, und mit Gewalt aufgefordert, ihnen Pulver und Wein verabfolgen zu lassen. Nur mit außerordentlicher Mühe wurde Hoffmann diesen Leuten entrissen, indem dieselben bezüglich ihrer Forderungen des Pulvers an das OberCommando, und des Weines an den Gemeinderath gewiesen wurden. So wurden die gesinnungstüchtigsten Männer in Wien behandelt!

Nach Verlesung des Protokolls vom 18. October, bemerkte Dr. Häusle dem Gemeinderathe noch einige Worte zur abermaligen Sühne, zum abermaligen Wiederrufe wegen den seinerseits gefallenen Aeußerungen über die Permanenz des Reichstags-Ausschusses, daß er aus den gestrigen Verhandlungen über den Ruf zur Ordnung, welchen Freund angeregt hat, kennen gelernt habe, damals im Irrthum gewesen zu seyn, und er nehme daher diese Aeßerung neuerdings und feierlich zurück.

Mit Rücksicht auf eine Stelle des vorgelesenen Protokolls, vom 18., die Annullirung der Vollmacht, die der Verwaltungsrath zur Ausforschung von Munition und Waffen-Vorräthen angeordnet hat, stellte Freund den Antrag: wenn in der Folge eine öffentliche Berichtigung über Amtshandlungen anderer Behörden erfolgen sollte, so möge man sich früher immer mit denselben in das Einvernehmen seßen, welches angenommen wurde.

Kaltenbäck verlas im Gemeinderath eine ihm zugekommene Zuschrift, in welcher der Eigenthümer des Palais am Rennwege, das Anerbieten macht, es als Verbandhaus zu benüßen, und Kaltenbäck stellte gleich den Antrag, das Anerbieten anzunehmen, und dem Fürsten Schwarzenberg den Dank des Gemeinderaths öffentlich auszusprechen, wobei er gleichzeitig auf die hohe Wichtigkeit dieses Palais und Gartens, für Erholung und Gesundheit der Bevölkerung Wiens aufmerksam machte, und meinte, der Gemeinderath solle denselben unter seine besondere Obhut nehmen. Welches angenommen wurde.

Dr. Kubenik stellte im Gemeinderathe den Antrag: das Ober-Commando zu ersuchen, die Art und Weise anzugeben, auf welche es zu den von ihm veröffentlichten Nachrichten über die ungarische Armee gekommen sey, um sie in Ansehung ihrer Echtheit prüfen, und das Publikum darüber aufklären zu können, was vorläufig durch eine schriftliche Verständigung mit dem Nationalgarde-Ober-Commando eingeleitet werden könnte. Ueber diesen Antrag stellte Stifft den Antrag, zur Tagesordnung überzugehen, welcher auch angenommen wurde. Ob denn sich die Echtheit erwiesen hätte?

Ueber die Anzeige des Vorstandes, daß im Gemeinderathe abermals eine Quittung des Ober-Commando zur Anweisung von 50,000 fl. C. M. vorliege, und die Permanenz zur Anweisung dieses Betrages sich nicht ermächtiget fand, da so viele Einzelzahlungen bereits vorgekommen sind, und wünschte, daß sich

eine Commission mit dem Ober-Commando ins Einvernehmen seße, damit einmal bestimmt werde, welche Ausgaben vom Gemeinderathe, und welche vom OberCommando gezahlt werden sollen, wurde auf Brodhuber's Antrag beschlossen, sich schriftlich an das Ober-Commando zu wenden, damit dasselbe die Löhnungen für die Garden, die Mobilen u. s. w. genau angebe, und alle darauf bezüglichen Plakate mittheile, bevor eine Commission niedergeseßt wird, und daß die Verabfolgung des verlangten Vorschusses von 50,000 fl. C. M. an das Ober-Commando feinem Anstand unterliegen könne. Freund's Antrag, es mögen im Gemeinderathe alle hiesigen Zeitungen, mit Ausnahme der Sassenblätter angeschafft, und in einer gehörigen Ordnung aufgelegt werden; wurde angenommen.

Hierauf verlas der Vorstand die Namen jener Gemeinderaths-Mitglieder, welche ungeachtet der, mit Berufung auf den §. 13 der Geschäftsordnung geschehenen dreimaligen Einladung nicht erschienen sind, und sich auch nicht entschuldiget haben, und Hütter stellte den Antrag: daß die Gemeinderäthe, die noch nicht erschienen find, in der Wiener Zeitung aufgefordert werden sollen, binnen drei Tagen zu erscheinen, oder ihr Ausbleiben zu rechtfertigen, widrigens fie als ausgetreten betrachtet, und neue Wahlen eingeleitet werden sollen; Brodhuber stellte aber den weiteren Antrag: daß, bevor ein energischer Schritt geschehe, die Form erfüllt werde, und daher an sämmtliche Mitglieder des Gemeinderathes vorerst von Seite des Gemeinderathes ein Schreiben über die bestätigte Wahl erlassen werden möge, welch' beide Anträge angenommen wurden.

Ueber die von der Stadthauptmannschaft im Gemeinderathe eingelangte Anzeige, daß bei dem leßten abgegangenen Schube die Schüblinge am Tabor der Geleitmannschaft gewaltsam entrissen, und zur Volkswehr eingereiht worden find, wurde beschlossen, die Mittheilung zur schleunigen Abhülfe an das Nationalgarde Ober-Commando zu machen. Bem hai sie aber selbst einreihen lassen!

Angerer meldete dem Gemeinderathe, daß ein Bäckermeister in Döbling, welchem die Approvifionirungs - Commission Mehl auszuführen erlaubt, und einen Geleitschein dazu ertheilt hatte, an der Nußdorfer Linie von den Mobilen angehalten, und gezwungen worden sey, das Mehl zurückzulassen, worüber beschlossen wurde, die Anzeige hievon an das Ober-Commando zu machen.

Der Präsident verlas ein Dekret des Ministeriums, nach welchem den hiesigen Bäckern ein Vorschuß von 175,000 fl. bewilliget wurde, jedoch die Bedingung gesezt, daß die Commune dafür stehe, wornach auf Freund's Antrag eine Commission niedergesezt wurde, welche über die Mittel zu berathen hätte, wie die geleisteten Vorschüsse gesichert, und das Brod von den einzelnen auf eine solche Weise geliefert werden könne, damit die vorgestreckten Gelder nicht verloren gehen. Zu Commissionsgliedern wurden bestimmt: Freund, Brodhuber, Dirnböck, Hütter und Otto.

Die im Gemeinderathe eingelangte Eingabe des Arbeiter-Vereins, um Anweisung eines Rückstandes von 32 fl. C. M. auf Löhnungen der Offiziere wurde bewilliget, und ebenso wurde eine, von der Permanenz an das Ober-Commando erlassene Note, wegen Hinwegräumung der Barrikaden im Innern der Stadt, und Oeffnung der Thore, so weit es in strategischer Hinsicht zulässig erscheint, genehmiget.

Das an den Gemeinderath gelangte Dekret des Ministeriums des Innern, welches bestimmt, daß die Steuerfreiheit auf 20 Jahre auch auf jene Nebenbauten ausgedehnt wird, die zu Georgi 1849 begonnen, und zu Michaeli 1849 bis zum ersten Geschoße vollendet find, jedoch ist diese Begünstigung an die Bedingung geknüpft, daß die Bauleute von den Bauunternehmern schon mit dem Eintritte des Winters beschäftiget werden, und hierüber eine ämtliche Controlle vorliegt, wurde dem Magistrate zur Amtshandlung überwiesen.

Die vom k. k. Militär-Plaß-Commando an den Gemeinderath gelangte Note, daß zur Verhütung von Feindseligkeiten mit dem Militär, und daraus entspringenden Lebensgefährdung der Gärtnerleute in der Erdbergermais, die Nationalgarde-Posten aus dem Prater zurückgezogen werden sollen, wurde dem Nationalgarde-Ober-Commando mitgetheilt. Ueber die von den Arbeitern der Milly-Kerzen-Fabrik vom Gemeinderathe geforderte Aufklärung, warum in ihrer Fabrik eine Nachsuchung von Waffen stattgefunden hat, wurde zur näheren Untersuchung eine Commission aus den Herren Dr. Kaltenbäck und Kubenik bestimmt. Die deutsch-katholische Gemeinde suchte beim Gemeinderathe um Anweisung einer leerstehenden Kirche an, zur Ausübung ihres Gottesdienstes, worauf, auf Stiffts Antrag, beschlossen wurde, dieses Gesuch vorwortlich an das Ministerium einzubegleiten, und Wessely's Antrag, daß der Bericht früher der Versammlung vorgelesen werde, ebenfalls angenommen.

Aus Veranlassung eines, von der Permanenz des Gemeinderathes einem Sicherheitswachmann ertheilten Urlaubes, und weil einzelne Wachmänner vom Studenten-Ausschusse Anweisungen auf Viktualien erhalten haben; suchte der Corps Commandant der Sicherheitswache an, bei allen auf Disciplin Bezug habenden Anordnungen sich früher an das Corps-Commando wenden zu wollen, wornach auf Stifft's Bemerkung, daß der Corps-Commandant in seinem Corps nicht beliebt sey, über Gräff's Antrag beschlossen, eine Commission zu bestimmen, welche die ganze Angelegenheit untersuchen soll, und Gräff, Wessely, Stifft, Dr. Mayer und Hütter dazu bestimmt.

Ueber Würth's Bemerkung, daß dem Gemeinderathe im Allgemeinen der Vorwurf gemacht wird, daß seine Plakate in der Stadt nur wenig, und in den Vorstädten gar nicht angeschlagen werden, und er glaube, daß es am zweck mäßigsten sey, das Affigiren der Ankündigungs-Anstalt, von der ein schriftlicher

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