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in allen Theilen der Wehrkörper Individuen zu Offizieren wissen, die dessen ultrademokratischen Geist fortzupflanzen geeignet waren. Dieß dauerte bis zum 26. Von da an näherte er sich den Gemäßigten, denjenigen, welche die Integrität der Monarchie gewahrt wissen wollten, und sich als treugesinnt dem Throne bewiesen haben. Aber, es war zu spät, fie trauten ihm nicht. Leztere Partei handelte, während die Umsturzpartei schrieb und Phrasen drechselte; sie war eben so erbittert über die Flucht so vieler Gutgesinnten, als leßtere weil sie alle Gefahren bestehen mußte, und auf keinen Dank rechnen konnte. Daß hievon einzelne Speichellecker auszunehmen sind, die keineswegs aus politischer Tugend und Patriotismus, sondern bloß, um eine Anstellung, eine Belohnung zu erhaschen, mitgelaufen sind, versteht sich von selbst. Solche Leute find in Zeiten der Gefahr, und wo ein tüchtiger Kopf nöthig, Nullen; aber in Gelegenheiten, wo es sich um Geltendmachung ihrer eingebildeten Verdienste handelt, werden sie die furchtbarsten Dränger allerhöchsten Orts und bei den Ministerien.

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Von Seite des Militärs ist kein Versuch gegen die Stadt gemacht worden, und der Tag verstrich ohne Kampf.

„Wir Ferdinand der Erste, constitutioneller Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn . c., entbieten Unseren getreuen Völkern Unseren väterlichen Gruß.

Durch die blutigen Ereignisse, welche seit dem 6. dieses Unsere Haupt- und Residenzstadt Wien in einen Schauplag anarchischer Wirren umgewandelt haben, auf das Tiefste betrübt, und in Unserem Innern erschüttert, sahen Wir uns genöthigt, Unseren Sig zeitweilig nach Unserer kön. Hauptstadt Olmüß zu verlegen.

Mit gleicher Betrübniß erfüllt Unser Herz die eintretende Nothwendigkeit, zur Wiederherstellung der geseßlichen Ordnung und zum Schuße der an den Gräueln des Aufstandes nicht betheiligten Staatsbürger militärische Maßregeln zu ergreifen; doch wollen Wir, daß in der Anwendung dieses Uns abgedrungenen äußersten Mittels nur so weit gegangen werde, als es zur Herstellung der Ruhe und Sicherheit, und zum Schuße Unserer getreuen Staatsbürger, so wie zur Aufrechthaltung der Würde Unseres constitutionellen Thrones nöthig seyn wird.

Es ist unser fester, unveränderlicher Wille, daß die unseren Böllern gewährten Rechte und Freiheiten, wenn sie auch von einzelnen Böswilligen oder Mißgeleiteten mißbraucht worden find, in ihrer ganzen Ausdehnung ungeschmälert bleiben, und Wir verbürgen solche neuerdings durch Unser kaiserliches Wort.

Auch wollen Wir, daß die von dem constituirenden Reichstage bereits gefaßten und von Uns sanctionirten Beschlüsse, namentlich jene über die Aufhebung des Unterthans-Verbandes, die Entlastung und Gleichstellung des Grundbesißes gegen die im Principe vom Reichstage anerkannte billige Entschädigung aufrecht

erhalten, und unserer bereits erlassenen Anordnung gemäß in Vollzug gebracht werden.

Eben so ist es Unser fester Wille, daß das begonnene Verfassungswerk von dem constituirenden Reichstage in einer der vollen Gleichberechtigung aller Unserer Völker entsprechenden Weise ungestört und ununterbrochen fortgesezt werde, damit solches in Bälde Meiner Sanction unterlegt, und einem gedeihlichen Ende zugeführt werden könne.

Dieses möglich zu machen, wird der Gegenstand Unserer ernsten Sorgfalt seyn, und Wir rechnen dabei auf die Einsicht, Anerkennung und bewährte Loya lität unserer getreuen Völker.

Gegeben in unserer k. Hauptstadt Olmüß den 19. October 1848.

Ferdinand, m. p.

(L. S.) Wessenberg, m. p

Die von Wien abgegangenen Deputirten Böhmens erwirkten bei Sr. Majestät dieses Manifest, und in Verbindung mit einer Reichstags-Deputation von Wien eine wesentliche Ermäßigung jenes vom 16. Se. Majestät versicherte die gedachten Deputirten Böhmens der baldigsten Wiedereinberufung des zersprengten Reichstages, ehe noch Jemand für den Fall, als Alles glücklich mit den Waffen abgethan werden sollte, den Wunsch auszusprechen wagte, vielleicht einen andern Reichstag zusammentreten zu sehen. Böhmens Deputirte haben sich als die hervorragendsten Capacitäten bewiesen !

An demselben Tage erhielt Fürst Sch warzenberg ein Handbillet von Sr. Majestät, contrafignirt von Wessenberg, worin er mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt wurde.

„Im Namen des deutschen Reichsverwesers. Der Reichsverweser von Deutschland, Erzherzog Johann von Oesterreich, in Betracht seiner Pflicht, über die Sicherheit und Wohlfahrt in allen deutschen Landen zu wachen, sendete uns, die Unterzeichneten, als Reichskommissäre nach Desterreich. Er beauftragte, so viel möglich zur Wiederherstellung der friedlichen Verhältnisse in den deutsch-österreichischen Landen zu wirken. Wir erachten es daher für unsere Pflicht, die biederen Bewohner dieser Lande offen um freundliche Aufnahme und Unterstüßung unserer Sendung zu bitten. Dieselbe bezweckt die Sicherung ihrer konstitutionellen Freiheit, ihres Lebens und Wohlstandes gegen die allergefährlichsten Störungen. Durch diese Bothschaft will die unter Mitwirkung österreichischer Abgeordneten mit Zustimmung der österreichischen Regierung entstandene neue deutsche Reichsgewalt, deren ehrwürdiges Haupt wir Desterreich und seinem glorreichen Fürstenhause verdanken, den österreichischen Stammlande ähnliche Dienste erwiedern, wie sie früher oftmals kaiserliche Vermittlungs-Commissionen Namens des alten deutschen Reichs einzelnen Staaten in unheilvollen inneren Zerwürfnissen mit glücklichstem Erfolge leisteten. Unsere Sendung

ist eine Mission des Friedens und der Versöhnung. Wir fündigen dieselbe bei unserem Eintritte in die österreichischen Lande feierlich als eine solche an. Sie nimmt nur das Vertrauen und die besonnene und rechtliche Ueberzeugung und Mitwirkung der öffentlichen Behörden und der Bürger in Anspruch. Völlig unwahr sind alle Gerüchte, als seyen preußische und bayerische oder andere deutsche Truppen zum Einmarsche in Desterreich aufgeboten, als könne diese Mission, von Männern übernommen, welche schon seit den deutschen Freiheitskriegen länger als ein Bierteljahrhundert ohne Wechsel der Grundsäge und ohne Wanfen ihr Leben dem Siege gefeßlicher deutscher Freiheit widmeten, jeßt reaktionär gegen diese Freiheit, ja frevelhaft gegen die deutsche Nationalität in Desterreich und gegen Desterreichs Verbindung mit ganz Deutschland gerichtet seyn.

Der Mangel vollkommener constitutioneller Freiheit ist gerade das höchste bisherige Unglück Deutschlands, und auch die Quelle der unheilvollen Zerwürfnisse in Desterreich, ihre reaktionäre Unterdrückung würde beide zum Untergange führen. Die deutsch-österreichischen Lande aber sind durch Gott, durch das Vaterland und seine Geschichte mit Deutschland verbunden. Beide gehören so unzertrennlich einander an, wie das Glied dem Körper und der Körper dem Gliede. Ihre völlige Zerreißung, wäre Zerstörung der Lebensgesundheit für beide, wäre Anfang des Bürgerkrieges und Unterstüßung aller feindlichen Gelüste in Ost und West, in Nord und Süd.

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Wir aber fordern nun Euch, wackere, verständige Oesterreicher, feierlich auf, es besonnen zu überlegen, od nicht gerade die Fortdauer Euerer unglückseligen Zerwürfnisse, ja ob nicht ein blutiger Sieg, wie eine blutige Vernichtung der einen oder der anderen, der in Euerer vielfach verwickelten Lage, jeßt einander gegenüber stehenden Parteien', für die Freiheit, für die Verbindung der deutsch österreichischen Stämme mit dem deutschen Gesammtvaterlande, für die Ehre, Blüthe und Macht aller unter dem kaiserlichen Oberhaupte vereinigten Völker gleich verderblich wirken müßte! Darum hört die Stimme des deutschen Reiches und des deutschen Reichsverwesers, vertauschet, noch ehe er weiter entbrennt, den blutigen Kampf der Waffen mit der friedlichen Unterhandlung, und nehmt, so weit ihr derselben irgend Vertrauen schenken könnet, unsere freundliche Vermittlung an, welche wir persönlich Euch anzubieten im Begriffe stehen. Es lebe Desterreich und sein ruhmvolles Kaiserhaus! es lebe Wien! Möchte Desterreich und möchte Wien baldmöglichst und immer mehr Wohlstand und heiteren Lebensgenuß, gleich den freien Britten und ihrer blühenden Hauptstadt mit einer vollständigen aber geseßlichen und mit männlicher Reife gehandhabten constitutionellen Freiheit vereinigen. Passau, 19. October 1848.

Die Reichs commission: Welder, Mos le."

Diese Adresse wurde von der Umsturzpartei verlacht und verhöhnt.

20. October.

Adressen von Großlippen und Gmunden an den Reichstag.

An die Völker

Oesterreichs vom Reichstage. Der Gemeinderath an den Erzherzog Johann.

Wien in Belagerungszußtand.

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Wessenberg an

Bem an die Nationalgarde. den Gemeinderath. Barrikaden - Abtragung. Windischgrät. — Nothspitalwesen. Moratorium. Bezirks Chef Hoffmann wird bedroht. Win: dischgräß in Stammersdorf. Proklamation des Kaisers an die Völker Ungarns, Kroatiens, Slawoniens, Siebenbürgens und der Militärgränze.

Messenhauser an den Fürßten Die Nationalgarde an Se. Majestät.

Die Presse.

8. Uhr Morgens. Robert Müller berichtete beim Ober-Commando, daß er so eben 3 Kanonenschüsse von Mariahilf gegen St. Mary gehört habe.

9 Uhr. Der Uhrmacher Ruschiczka meldete beim Ober-Commando, daß am 19. bei Klosterneuburg sehr viel Cavallerie, die auf Schiffen angekommen, gelandet habe. Militär und Nationalgarden halten dort gemeinschaftlich Wache.

10 Uhr. Außerhalb Jedlersee und Jedlersdorf lagerte fich auf der dortigen Anhöhe eine lange Reihe Cavallerie. Außerhalb Floridsdorf sah man eine große Anzahl Packwägen und Cavallerie. Der größte Theil davon bewegte sich gegen Floridsdorf. Die allgemeine österreichische Zeitung erklärte, daß von Seite der ungarischen Regierung keine Deputation nach Olmüß gegangen sey.

10%. Uhr. Garde Grünfeld des 6. Bezirkes brachte zum Ober-Commando einen Reisenden von Linz, und dieser berichtete: daß er mit circa 135 Nationalgarden aus Linz auf der Donau nach Wien zu kommen begriffen war, daß jedoch alle in Mölk sich ausschiffen mußten, (sie reisten auf einem Dampfschiffe), da dem Capitán vom Militär gedroht wurde das Schiff mit Kanonen zu beschießen, wenn er die Garden auf demselben behalten würde. Gubernial-Secretär Czribinsky soll diesen Befehl veranlaßt haben. Diese Garden warten nun am linken Donauufer auf Succurs um nach Wien kommen zu können.

In der Sißung der Reichsversammlung wurde nachstehende Dankadresse an den hohen Reichstag in Wien vorgelesen :

„Hohe Reichstags-Versammlung! Die gefaßten hohen Reichstags-Beschlüsse vom 31. August 1848, welche durch die von unserem Allerdurchlauchtigsten constitutionellen Kaiser und König, dem allverehrten und innigst geliebten Landesvater Ferdinand I. unterm 7. September d. I. geschehene Sanctionirung zur geseßlichen Kraft erwuchsen, berühren unsere Interessen in so hohem Grade, daß wir unmöglich schweigsam bleiben können, wenn wir in Erwägung bringen, was wir ehedem waren und was wir geworden sind. — Die Art und Weise, wie der

hohe Reichstag den Inhalt seiner Beschlüsse gestellt, hat unsere Erwartungen im hohen Grade befriedigt, und die Gefühle des Dankes durchdringen ganz gewiß die innersten Gefüge aller niederen Schichten der Bewohner des großen constitutionellen österreichischen Kaiserstaates. Warum sollten wir es uns versagen, unsere Freude, unsere Dankesgefühle in schlichten Worten der hohen Reichsversammlung bekannt zu geben? Ja, wir danken innigst dafür, daß die hohe Reichstags-Versammlung durch Weisheit geleitet, nach Recht und Billigkeit über diesen wichtig= sten Punct, der das Ziel unseres unverrückten Augenmerkes gewesen, so glücklich, so zufriedenstellig für uns entschieden hat. Wir sind zu jedem billigen Opfer bereit, wollen auch in Ruhe und Ordnung mit aller Geduld ausharren, bis das große Werk der Verfassung vollendet ist, welches alle Nationen des großen constitutionellen Kaiserstaates Desterreich auf jene Stufe des Glückes bringen soll, dessen Menschen zu genießen fähig sind. Wir wissen und verstehen es zwar nicht, auf welch' durchgreifende Art und Weise die hohe Reichstags-Versammlung diesen Riesenbau zu erstreben gewillt ist; aber Gott bitten wir täglich, er möge alle Glieder der hohen Versammlung zu Wien mit dem Geiste der Wahrheit und Friedfertigkeit überschatten und kräftigen, damit eine alle Nationen einigende und befriedigende, auf der Bahn der Volksfreiheit feststehende, das Vaterland beglückende, unsern allerdurchlauchtigsten conftitutionellen Monarchen Recht und Macht dauerhaft sichernde Staatsverfassung ins Leben trete, welches gewiß dann geschieht, wenn ein jeder von den großen Baumeistern der Stimme seines guten Gewissens, den warmen Schlägen seines ehrlichen, durch Weisheit und gesunden Verstand geleiteten Herzens, stets Gehör und Folgsamkeit schenkt, und nur Recht und Wahrheit die Grundpfeiler aller moralischen Festigkeit bei jeder Gelegenheit zum Ziele sich steckt. Dieß ist unser Gebet zu Gott, er wird es erhören und das Werk wird einst seine Meister loben!

In Kürze wollen wir jedoch auch noch einige Wünsche aussprechen, die für die Wohlfahrt der gefertigten Landbewohner von wesentlichem Belange find: 1. Das Stämpel-Patent vom Jahre 1840 übt auf uns niedere Schichten einen ungerechten und harten Druck aus. 2. Unser Schulwesen bedarf dringend Verbesserung. 3. Unsere Nationalgarde möchte durch ein Geseß und Reorganisirung zu jenem Körper gekräftiget werden, welcher der feste Schuß und Schirm für die wahre Volksfreiheit und den constitutionellen Thron ist. 4. Ein Jagdgeset, ähnlich dem mährischen, wäre für das Land zur Aufrechthaltung der Ordnung schon jeßt sehr wünschenswerth. 5. Bitten wir für unsere Herren Landbeamte! Es wäre traurig, wenn viele aus denselben dem Zufalle, dem Nothstande und der Verzweiflung mit ihren Familien ausgesegt seyn sollten. Besonders würde dieses den ehrlichen Mann treffen, denn er war nicht in der Lage, von seinem Gehalte etwas aufzusparen, vielmehr mußte er um ehrlich zu bleiben, nach und nach sein Pri

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