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Wiens geschont werde. Er suchte ihn zu überzeugen, daß alle die Wichte nichts zu verlieren haben, und den guten Bürgern durch den Rückzug des Militärs aus Wien, auch ihre leßte Stüße genommen ward. Se. Excellenz erwiederte, daß er nichts mehr zu thun im Stande sey, da er durch die Verfügungen Sr. Majestät unter den Befehlen des Fürsten zu Windischgräß stehe, und sich von nun an in Allem an ihn zu wenden sey.

Weißenberger erhielt die Retour-Depesche mit dieser Antwort, welche sowohl beim Ober-Commando, als auch in der Permanenz des Reichstages nicht wenig Sensation hervorbrachte.

In der Abendsißung der constituirenden Reichsversammlung meldete der Abgeordnete Schneider, daß die Nationalgarde von Vielig in Schlesien der Stadt Wien habe zu Hülfe eilen wollen, um der hiesigen einen Theil ihres beschwerlichen Dienstes abzunehmen, daß dieselbe jedoch in Prerau von dem dort gelegenen Militär entwaffnet und festgehalten worden sey. Einige, die entkommen, hätten ihm diese Nachricht überbracht.

Abg. Schusella berichtete im Namen der permanenten Commission:

a. Daß ein Nationalgarde, Namens Walter, in Stein bedroht gewesen sey, vom Militär standrechtlich behandelt zu werden, - daß sich die Commission daher augenblicklich für ihn verwendet habe, und er dem zu Folge auch wirklich hier angelangt sey. Solches geschah durch den energischen Hauptmann Knoth.

b. Daß das Stenographen-Bureau des Reichstages unter sich eine Sammlung für Nationalgarden und Legionisten veranstaltet habe, deren Resultat, 90 fl. C. M., fie der Commission mit dem Bemerken übergeben hätten, daß, da ihre Geschäfte ihnen nicht gestatteten, selbst Waffendienst zu leisten, sie wenigstens in anderer Weise für die Vertheidigung Wiens wirken möchten.

c. Daß der Studenten-Ausschuß versichert habe, daß die verschiedenen Gerüchte einer beabsichtigten Sprengung des Reichstages falsch seyen, und daß insbesondere die Studentenschaft verspreche, den Reichstag unter allen Umständen auf's Kräftigste zu vertheidigen.

Der Präsident lud sodann zur Fortseßung der Debatte über die an Se. Majestät den Kaiser beabsichtigte neuerliche Adresse, so wie über die an die Völker Desterreichs zu erlassende Proklamation ein, in Folge deren der Entwurf der Adresse an Se. Majestät folgenden Inhalts :

,,Eure Majestát! In der Antwort, welche Euer Majestät auf die Adresse des constituirenden Reichstages vom 13. October zu ertheilen geruhten, haben Euer Majestät die Absicht geäußert, Alles aufbieten zu wollen, um die Ruhe und Sicherheit in der Hauptstadt wieder herzustellen, und dem constituirenden Reichstage die mögliche Gewährschaft für seine ferneren ungestörten Berathungen zu verschaffen.

Der constituirende Reichstag hält es für seine Pflicht, Euer Majestät die bestimmteste Versicherung zu ertheilen, daß dem erwähnten allerhöchsten Ausspruche ein Irrthum über den wahren Sachverhalt zu Grunde liege, indem die Ruhe und Sicherheit (!) im Innern der Hauptstadt feiner Wiederherstellung bedarf, sondern einzig die in der Umgebung Wiens lagernden Truppen und die von denselben unternommenen, drohenden und feindseligen Handlungen die Bevölkerung Wiens in jener Aufregung und wachsamen Rüstung erhalten, welche gegenüber einem stündlich besorgten Angriffe, und einer immer näher rückenden Cernirung eine unabweisbare Nothwendigkeit ist.

Der Reichstag spricht demnach, im Interesse wahrer Volksfreiheit, welche zu verwirklichen Euer Majestät ihren Völkern schon so oft die heiligsten Zuficherungen gegeben haben, so wie im Interesse des constitutionellen Thrones, feine volle Ueberzeugung dahin aus, daß die Garantien der Aufrechthaltung der Ruhe und Sicherheit nur in der schleunigen Bildung des von Eurer Majestät zugesagten volksthümlichen Ministeriums, in dem alsogleichen Zurückziehen der gegenwärtig in Nieder-Oesterreich concentrirten Truppen, und in der Feststellung der Garnison Wiens auf ein Minimum, unter sofortiger Beeidigung des Militärs auf die von Euer Majestät sanctionirten Errungenschaften, so wie unter wiederholter Anerkennung des Grundsaßes, daß das Einschreiten des Militärs im Innern des Landes nur über Aufforderung der Civilbehörden erfolgen dürfe, gefunden werden können.

Zugleich hält der Reichstag zur Wahrung seiner Würde die feierliche Erklärung für nothwendig, daß er niemals in seiner vollkommen freien Berathung von irgend einer Seite gestört worden ist, und daß er seine Verlegung an einen anderen Ort für keine Gewährschaft der ferneren Freiheit in der Berathung, sondern nur als eine hiermit jurückgewiesene Anmuthung betrachten könnte, als habe er seine hohe Stellung, seine heilige Pflicht jemals durch Einflüsse von Außen her außer Augen gelassen, oder als sey er fähig, dieß in Zukunft zu thun.

In derselben Rücksicht hat sich der constituirende Reichstag bestimmt gefunden, sich in einer Ansprache an die von ihm vertretenen Völkerschaften über seine gegenwärtige Stellung und Wirksamkeit offen zu erklären, und Euer Majestät werden in der beiliegenden Abschrift dieses Manifestes die Grundsäße ausgesprochen finden, von welchen aus die geseßlichen Vertreter Oesterreichs für das Heil des Gesammtvaterlandes zu wirken entschlossen sind.

Dieselbe Treue, mit welcher der Reichstag für die Freiheit des Volkes einsteht, wird er auch gegenüber dem constitutionellen Throne bewahren. Euer Majestät mögen daher vertrauensvoll dem dargelegten wahren Sachverhalte und den darauf gestüßten Anträgen des Reichstages williges Gehör geben, und da durch die Lösung der höchsten Aufgabe eines Monarchen, das Glück der Völ

ker, — verwirklichen. Wien, den 18. Oct. 1848. Vom constituirenden Reichstage." ohne Abänderung angenommen wurde.

8 Uhr Abends. Der Bäckermeister, Mathias Tang aus Neulerchenfeld, berichtete beim Ober-Commando: daß er mit einem leeren Wagen nach Stockerau fahren wollte, um Mehl zu holen; als er über Jedlesee hinaus war, wurde er von einem Uhlanen-Piquet angehalten, und nicht weiter gelassen; der Korporal bedeutete ihm, daß er kein Mehl zu holen brauche.

Ein aus Linzer Nationalgarden und Akademikern bestehender Zug von bei läufig 140 Bewaffneten traf ein, und wurde mit Jubel empfangen.

„Circulare der Nieder-Oesterreichischen Regierung über eine DisciplinarVerordnung der Nationalwehre. Der constituirende Reichstag hat bei der Sißung vom 16. und 17. Oct. 1. J. über Antrag seines permanenten Ausschusses folgende Disciplinar-Verordnung für die mobile Nationalwehre zu erlassen beschlossen:

1. Derjenige, welcher sich in die mobile Volkswehr einreihen läßt, hat zu schwören, die Rechte des Volkes und des constitutionellen Thrones zu wahren, und den Befehlen des Ober-Commandanten der Wiener Nationalgarde unbedingt Folge zu leisten.

2. Kriegsrechtlich wird behandelt: 1. Derjenige, welcher den Befehlen seines Vorgeseßten im Dienste vor dem Feinde nicht Folge leistet, oder gar sich denselben thätlich widerseßt. 2. Wer ohne Befehl oder Erlaubniß seinen Posten vor dem Feinde verläßt.

3. Dieselbe kriegsrechtliche Behandlung findet Statt gegen denjenigen, welcher sich einen gewaltsamen Einbruch in eine Wohnung, eine Gewaltthätigkeit gegen eine Person, Plündern und etwaiges Erpressen fremden Eigenthums durch Bedrohung mit den Waffen zu Schulden kommen läßt.

4. Jeder Vorgesezte, der die erhaltenen Befehle nicht alsogleich in Vollzug bringt, unterliegt der Strafe der Cassation. Steht er vor dem Feinde, und läßt er sich vor demselben ein solches Verbrechen zu Schulden kommen, so ist er nach Artikel 2 zu behandeln.

5. Kleinere Vergehen, sowohl in als außer dem Dienste, sind hingegen dem Disciplinar-Verfahren des Corps-Commandanten unterzogen.

6. Das Ober-Commando der Nationalgarde, sowie die Corps-Commandanten werden für die genaue Vollstreckung dieser Verordnung streng verantwortlich gemacht.

7. Das Kriegsgericht wird zusammengesezt aus einem Stabsoffiziere, als Vorfißer, aus zwei Mitgliedern aller Chargen und einem Auditor. Der Angeklagte hat das Recht, sich einen Vertheidiger zu wählen, und unter Angabe erwägender Gründe, über deren Zulässigkeit das Kriegsgericht entscheidet, Richter zu verwerfen.

Dieser Reichstagsbeschluß wird in Folge der Anordnung des Ministeriums des Innern vom 18. d. M., 3. 6879, zur genauen Beobachtung allgemein kundgemacht. Wien, am 18. Oct. 1848. Anton Raimund Graf 2 am berg, f.k. Hofrath." „Herrn Fenneberg, Feldadjutant. Geehrtester Herr! Sie sind mit patriotischer Aufopferung in den Tagen der Gefahr und des Kampfes an unserer Seite gestanden, und haben uns mit Ihren reichen Erfahrungen, und durch ihre energische Thatkraft, besonders in strategischer Beziehung die segensreichsten (?) Dienste geleistet, daher wir Ihnen unsere vollste Anerkennung mit inniger Dankbarkeit hiermit mit der Ueberzeugung aussprechen, daß Sie in unserem theuren Baterlande und der Freiheit auch in der Stellung die ersprießlichsten Dienste leisten werden, zu welcher Sie unser verehrter Ober-Commandant in Erwägung Ihrer reichen Kenntnisse und patriotischen Gesinnung berufen. Wien, am 18. Oct. 1848. Bom Studenten-Ausschussse. (L. S.) Fortunsti, m. p., Vorsißer. Dr. M. Janowit, m. p., Schriftf.“

12 Uhr Nachts. Frank, Commandant der mobilen Garde am Tabor, berich tete dem Ober-Commando: daß verläßlichen Nachrichten zu Folge Uhlanen in großer Anzahl auf der Nordbahn befördert werden, schon 600 Mann in Jedlersee angelangt seyen, und daß die Zufuhr der Lebensmittel dadurch gehemmt wäre.

Brünn, 18. October. Heute Morgens kamen Nationalgarden und Studenten Brünns, welche in Wien Aushülfe geleistet, mit der Nachricht zurück, fie seyen in Lundenburg von dem dort stationirten Militär (Khevenhüller Infanterie) nicht blos entwaffnet, sondern auch ihrer Effekten, namentlich der Ringe, Uhren 2c. beraubt (?) worden. Die Aufregung, welche die so entrüstende Kunde allgemein verursachte, wurde von Stunde zu Stunde größer, und zuleßt war das Militär in Gefahr, vom Volle, namentlich von den herbeigeströmten Arbeitern, seiner Waffen auf den Wachen berdubt zu werden. Um 2 Uhr Nachmittags wurde die gesammte Nationalgarde durch Allarmtrommeln zum Schuße des Militärs aufge rufen, welchen fie dadurch gewährte, daß sie sich vor den Militär-Wachposten und um dieselben aufstellte. Gleichzeitig verkündigten wiederholte Plakate des Nationalgarde-Ober-Commando (General Malter), daß auf eine strenge Bestrafung dieses Attentates gegen die gesammte Volkswehr Oesterreichs gedrungen werden würde, und daß von Seiten des General Commando der hiesige Plazmajor Schmitt mit einer Deputation der Nationalgarde nach Lundenburg zur Vorerhebung des Thatbestandes abgesendet worden sey. Dieß beschwichtigte die äußere Aufregung zum größten Theile, obwohl die Stimmung so erbittert ist, daß ein Geringfügigstes fie auflodern machen könnte *). W. 3.

*) Der Radikale berichtete obige Thatsache auf folgende übertriebene, erlogene und bö8: willige Weise: Um 2 Uhr in der Nacht und um 12 Uhr Mittags kamen 18-20 Na

19. October.

Leszczynski kündigt 33,000 Magyaren und 42 Kanonen an.

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der magyarischen Armee. Berufung der geflüchteten Beamten nach Wien. Adresse des Gemeinderathes an den Kaifer. Aus dem demokratischen Vereine. Der Reichstags-Ausschuß proteßtirt gegen ein Plakat Messenhausers vom 18. Raub in der Salzgrieskaserne, Der Gemeinderath protestirt gegen Verleßung des

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Proklamation des Reichsverwe

Wien ist cernirt.

1 Uhr Nachts. Garde Josef Swod, des 2. Bezirkes, meldete aus dem Schwarzenberg'schen Palais, daß daselbst unter denen zur Bedeckung des Hauptquartiers beorderten Garden keine Ordnung bestehe, da weder für eine Lagerstätte noch für ihre übrigen unentbehrlichen Bedürfnisse gesorgt sey, daß mehrere Garden davongegangen sind, und er auch in der Absicht wegging, um diese Anzeige zu machen.

1 Uhr. Andreas Kampfl, Bahnwächter der Nordbahn-Station 4, zeigte beim Ober-Commando an: daß Dienstags Nachmittag Uhlanen bei der genann= ten Station angekommen sind, denen es verrathen wurde, daß er nämlich Kampfl mit dem dortigen Nationalgarde-Hauptmann Schweiger und mit einem Wachtmeister von Windischgräß-Chevaurlegers, außer Dienst, in freundschaftlichen Verhältnissen lebe. Auf dieses sey ein Rittmeister dieser Uhlanen ges kommen, habe Kampfl aus seinem Zimmer rufen lassen, sogleich einen Hieb mit dem blanken Säbel nach ihm geführt, und geschrieen: „Vorwärts, Verräther! sonst schieße ich dich nieder." — So mußte er dem Rittmeister nach Leopoldsau folgen, der ihn dann, dort angekommen, mit Füssen trat, und ihn aufhängen lassen wollte; nur auf vieles Bitten wurde Kampfl nach Jedlersee eskortirt, mit ihm ein Protokoll aufgenommen, und er dann entlassen *).

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tionalgardisten von Wien zurück, welche in Lundenburg vom Militär entwaffnet wurden. Um 1 Uhr wurde schon die glänzendste Rache ausgeübt. Alle Wach posten von der Nationalgarde erobert (?), zwei Kanonen weggenommen (?) und das Militär gezwungen, in die Kasernen einzurüden. Es herrschte ein einziger Geist in dieser Stadt, besonders nach dem schmählichen (?) Empfange, welcher beim Kaiser in Olmüß der hiesigen Deputation zu Theil wurde; Hundert demokratische Vereine könnten der Volkssache nicht so viel helfen, als die Uebergriffe der Hofpartei! Hier glaubt man allgemein, daß unter den drei oder vier Individuen, welche am 15. dieses auf den Spielberg transportirt wurden, auch Hornbostel begriffen sey (?)." Welche Lügen! *) Bechers Radikale" berichtete unter Ersuchen, alle liberalen Jou nale möchten es nachdrucken, folgendes: „(Offiziell.) Vor dem Plaß-Commando des National gardeOber-Commando erscheint Andreas Kampfel, Bahnwächter der Nordbahn auf der Hauptbahn Nr. 4, in der Nähe bei Leopoldau, und gibt an: daß am Dienstag,

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