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sterneuburg stationirten Pioniere haben Vorposten ausgestellt, um deren Ankunft in Wien zu verhindern. Die aus einigen hundert Mann Pionieren bestehende Besagung soll von den Klosterneuburger Bürgern sehr unterstüßt werden, überhaupt find die Bewohner dieser Stadt sehr thätig bei der Beförderung der ankommenden f. f. Truppen. Noch seh zwar keine Schiffbrücke geschlagen, aber man erwartet jeden Augenblick, daß es geschieht. In Grüßendorf und im Gebirge herrscht der beste Geist für Wien.

Um 5 Uhr zeigte sich ein auffallendes, prachtvolles Licht-Phänomen, mittlerer Wiener Zeit, in südwestlicher Richtung von Wien. Es währte ungefähr 10 Minuten und veränderte unter dieser Zeit mehrmal seine prachtvolle Farbenmischung, ging von Blaßgelb in glänzendes Gold, dann in eine Schichte Violet und in ein sehr schönes sanftes Grün über, wobei sich eine schlangenförmig gebildete Wolke besonders bemerkbar machte. Die magische Beleuchtung des Stephansdomes durch diese Wolkenspiegelung - hielten Viele für ein schwarzgelbes Vorzeichen.

Von Seite des Verwaltungsrathes und Ober-Commandos der Wiener Nationalgarde wurden an mehrere Mitglieder jener Commission, welche beauftragt ist, alle in Wien vorhandenen Munitions- und Waffenvorräthe zu eruiren, Vollmachten ausgestellt, durch welche dieselben ermächtiget sind, auf ihr Verlangen in den, einer Untersuchung zu unterziehenden Gebäuden, alle bezeichneten Lokalitäten zu eröffnen, und in nothwendig befundenen Fällen die Eröffnung der unzugänglichen Lokalitäten mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu bewirken. Da aber die Ertheilung einer solchen, das Hausrecht des freien Bürgers verlegenden Vollmacht gegen die bestehenden Geseße ist, so erklärt der Gemeinderath dieselben hiermit für ungiltig. Wien, am 18. October 1848.

Vom Gemeinderathe der Stadt Wien." ,,Kundmachung. Die Cassa des National-Garde-Ober-Commando's befindet sich im Hauptquartier des Ober-Commandanten im fürstlich Schwarzenberg'schen Palais am Rennweg.

Mit Ausnahme der Zahlungen für die mobilen Corps, welche bei dem Gemeinderathe in dem ständischen Gebäude angewiesen, und im Ober-Kammeramte ausbezahlt werden, werden alle die Nationalgarde betreffenden Zahlungen bei der obgenannten Kasse des National-Garde-Ober-Commandos im fürstlich Schwarzenberg'schen Palais ausbezahlt. Wein, Brot und Tabak werden von der Approv ifionirungs-Commission des Gemeinderathes im Magistratsgebäude erfolgt. In der Stallburg aber befindet sich derzeit keine Cassa. Wien, den 18. October 1848. Von der Central-Kanzlei des Nationalgarde-Ober-Commando."

Bei Gelegenheit, als der Plazoffizier Dunder mit dem Concepte dieses Plakats wegen den darin ausgesprochenen Bestimmungen in der Permanenz des Gemeinderathes anwesend war, kam die Seite 266 besprochene Depution an

geblich des Gemeinderathes zur Sprache. Genannter Plazoffizier erzählte den ganzen Vorgang und frug die Mitglieder, ob die Deputation wirklich vom Ges meinderathe ausgegangen sey. Die Anwesenden, Schiffner, Brandmayer u. A. versicherten insgesammt eine derlei Deputation zum Ober-Commando in der ausgesprochenen Abficht, die Magyaren herbeizurufen, nie entsendet zu haben! woraus ersichtlich wurde, daß der demokratische Clubb dieses Mittel angewendet hatte, um zu seinem vorgesteckten Ziele zu gelangen. Hiedurch wurde der Gemeinderath aufmerksam gemacht, auf die demselben untergestellten Machinationen der Umsturzpartei. Daß Messenhauser auch nicht redlich zu Werke ging, bewies nachfolgende, höchst wichtige Veröffentlichung:

,,Verichtigung. Der Gemeinderath der Stadt Wien bringt zur Kenntniß seiner Mitbürger, daß der Herr Ober-Commandant der Nationalgarde, nicht, wie es in seiner heutigen Kundmachung enthalten ist, sich mit seinem Gesuche, betreffs der ungarischen Armee an den Gemeinderath wendete, sondern nur dasselbe in der Plenar-Sizung vom 18. October mit dem ausdrücklichen Bemerken, es sohin dem Reichstage vorlegen zu wollen, vorlas. Das Gesuch selbst liegt also dem Gemeinderathe nicht vor. Wien, am 18. October 1848.

Von der Permanenz des Gemeinderathes der Stadt Wien."

Der „Freimüthige“ vom 18. October sagte: „Die Nachricht, daß sich die Ungarn zu Folge Beschlusses der ungarischen Reichskammer zurückziehen mußten, hat wenig oder gar keine Besorgnisse (?) in der Stadt erregt. Besorgte Männer, oder wenn man will weniger starke Gemüther, sehen in dem Abzuge des ungar. Heeres jede Verhütung einer Offensive unsererseits, die offenbar würde viel Menschenleben gekostet haben. Zwischen den Mauern Wiens, bis auf die Zähne bewaffnet, und gut verproviantirt, kann uns der Feind nicht an den Leib; mag er außen alle Mühseligkeiten der rauhen Jahreszeit genießen, wir werden in Ruhe und Ordnung unseren Geschäften nachgehen, und auf den friedlichen Ausgleich warten, wenn uns Frieden gebothen wird, hingegen mannhaft und muthig jeden Schlag zurückschlagen, der gegen uns und unsere Freiheit geführt wird! Daß gegen die Ungarn Erbitterung herrscht, wollen wir nicht verhehlen. Man zeiht sie der perfidesten Undankbarkeit. Der 6. October, dann alle Leiden der Stadt Wien sind durch die Ungarn hervorgerufen worden *), und nun ziehen sie

*) Dasselbe Blatt sagte an einem andern Orte, daß die Camarilla den 6. October hervorgerufen habe; andere behaupteten, es hätten dieß die Aristokraten gethan, denen der Pöbel überhaupt alles Unglück in Wien zusfeb. So sagte ein politischer Schneider: Seitdem die Herrschaften und der reiche Adel Wien verlassen haben, haben wir nichts zu thun, und alle Geschäfte gehen schlecht." Darauf erwiederte

sich zurück, lassen ihren Feind vor unseren Mauern, ohne uns irgend eine Verständigung zukommen zu lassen! Und geht nicht auch ihre Freiheit mit der unseren zu Grabe? Wir betrauern tief, daß wir so bitter enttäuscht worden sind. Das Studenten-Comitee wird noch den leßten Schritt versuchen, und im Vereine mit Deputationen mehrerer hiesiger Corporationen den Gemeinderath ersuchen, die Ungarn zur Bekämpfung des gemeinsamen Feindes zu bestimmen. Und was macht Kossuth? Schläft Kossuth wenn Wien wacht?" Nach dem vorangeführten Geständnisse des genannten Kossuth'schen Parteiblattes, kann man wohl nicht mehr zweifeln, wer den 6. October hervorgerufen.

Nachmittags wurde Behufs Beruhigung der Bevölkerung Nachstehendes von einem aufwiegelnden Bombast- und Kossuth-Gardisten veröffentlicht:

„Eine Stimme aus Ungarn an das edle Volt Wiens! Brüder im heiligen Freiheitskampfe, Männer! erprobt durch die höchsten patriotischen Tugenden!

An Euch wende ich mich im Namen einer ganzen Nation, im Namen jener Nation, die Ihr bisher edel und hochherzig und worttreu nanntet; die aber jeßt, einseitige Gerüchte Euch als niedrig, treubrüchig und unedel darstellen. Laßt mich daher das Wort ergreifen, um Euch eines bessern zu belehren, um Euch Beruhigung zu geben, und um überhaupt unglückliche Spaltung und MißHelligkeit zwischen zwei für Freiheit und Vaterland mit gleicher Gluth kämpfenden Nationen abzuwenden.

Der Ungar hat nie, ja niemals (?) sein Wort gebrochen, selbst dem erwiesenen Treubruch, der offenen Tirannei gegenüber nicht. Er hat oft gelitten und geduldet, da sein Vertrauen, welches er in Versprechungen seßte, oft zu seinem Unglücke durch die schändlichste Wortbrüchigkeit belohnt wurde.

Könnt Ihr also glauben, daß der Ungar jest, wo er für die heilige Sache der Freiheit gegen die ihn von allen Seiten umgebenden, und nach seinem Gut und Blut lechzenden Barbaren und Räuberhorden kämpft, sein, dem Brudervolke, dem Waffengefährten und innigsten Brudergenossen gegebenes Wort brechen, und seinem Versprechen, dem Edelmuth gegenüber, untreu sich zeigen warde ? der politische Schuster: „Sie haben recht, die verfluchten Aristokraten haben uns alle Adeligen und Herrschaften vertrieben.". Zwei Jungen rauften; der ältere und stärkere wurde gefragt, warum er den andern schlage: „Das ist ein schwarzgelber Republikaner, er hat gestohlen," war die Antwort. Am Gånsemarkte erzählten sich die Weiber allen Ernstes, die Camarilla sch schiech, einäugig, bucklig, rauche und schnupfe, und überhaupt eine häßliche Frauensperson. Ein Siegel der Philosophen lautete buchstäblich: ADJUDANTUR des philosophischen Corps. Ich fragte einen philosophischen Schärpenträger, warum ersteres Wort mit d grav rt ist. „No, schreibt man Jude nicht mit d?" war die Antwort. zur Charakteristik der Volkssouveräne.

Dieß Dr.

Nein, und ewig nein! Das thut der Ungar nicht, und sollte er selbst dadurch sein Todesurtheil unterschreiben.

Hört die wahre Sachlage einfach und kurz, wie die Wahrheit zu seyn pflegt. Verflossenen Samstag bekam das ungarische Repräsentantenhaus eine Depesche aus dem Lager, worin angedeutet wurde, daß das Lager in Folge reactionärer (?) Umtriebe auf Aufreizungen, fast einer Desorganisation (!) entgegengehe, daß in mehreren Bataillonen Auflehnungen vorgekommen seyen und das Aergste von dieser Uneinigkeit zu erwarten sey.

Diese unverhoffte Nachricht brachte Mißmuth und Bestürzung in die enthu siastische Hauptstadt, welches selbst im Parlamente nicht ohne Wirkung bleiben konnte. In diesem Gemüthszustande faßte das Repräsentantenhaus den Beschluß, wornach die Truppen vor der Hand nicht eher die Gränze überschreiten sollten, bis die beirrte Stimmung und die böswillig gestörte Eintracht wieder hergestellt seyn würde. Indeß gelang es den Anstrengungen der Armee-Commandanten die erwünschte Ordnung, Eintracht und Disciplin wieder herzustellen, noch bevor der Courier mit dem Reichtags-Beschlusse in dem Lager anlangte. Die Armee brach also mit frischem Muthe und kampflustig auf, ließ die Leitha hinter sich, um gegen unsern gemeinschaftlichen Feind einzuschreiten.

So stand die Sache Montags, als die Armee bereits auf österreichischem Boden war, und jezt erst langte der Befehl des Landtags wegen Nichtüberschreiten der Gränze an.

Jezt mußte ein Rückzug stattfinden; damit der Befehl des Landtags unbedingt befolgt werde; und so war der Anlaß zu Euerem Mißtrauen gegeben, von dessen weiterem Bestehen uns Gott behüthen möge. Auf daher, edles Wiener Volk! Der Ungar kennt das Wort „Vergessen“ nicht; und er erinnert sich seiner Freunde, wie seiner Feinde. Ich komme vom Lager, komme voller Hoffnung und mit der größten Zuversicht für den Sieg unserer gemeinschaftlichen Sache, worüber Gottes Gerechtigkeit wache!

Kossuth kommt morgen gewiß ins Lager, wenn er heute nicht vielleicht schon dort ist, und Ihr wißt, daß, wenn er seine Reiseschuhe anlegt, sich unter seinen Fußstapfen, wie in der Fabel, mächtige Heere erheben, deren Hauch ein vernichtender Sturm seyn wird, gegenüber der Niederträchtigkeit und dem Verrathe. Weg daher mit dem Verdachte! Hoffnung und Zuversicht belebe Euere Herzen, damit wir vereinigt seyen im Siege wie im Tode!

seyn muß

"

Seyd frischen Muthes! Kossuth kommt mit einer Armee, und wenn es
mit einem ganzen Lande! Sieg sey unsere Losung!"
Ludwig Csernátoni, Mitredacteur des radikalen Blattes
Marczius tizenötödike und Kossuth-Gardist."
Um 1/8 Uhr erschien der Ober-Commandant der Nationalgarde im Ge-

Lebet wohl!

meinderathe und verlas, wie bereits erwähnt, ein von ihm an den Reichstag gestell tes Gesuch, in welchem er denselben bittet, ihm seine Vollmachten als Commandant der Garden auch auf die Umgebung Wiens zu erweitern, und die Berufung der ungar. Armee selbst anzuordnen. Nach Lesung dieses Gesuches interpellirte der Präsident den Ober-Commandanten wegen der von ihm gewünschten Commission aus Mite gliedern des Gemeinderathes und der Garde, um seine strategischen Maßregeln baldigst in Ausführung zu bringen, und erklärte, daß der Gemeinderath stets mit der größten Bereitwilligkeit und in kürzester Zeit seine Wünsche auszuführen bemüht seyn wird, um seiner Seits nicht den Vorwurf eines Versäumnisses auf fich zu laden. Hierauf erschienen mehrere Offiziere der Nationalgarde im Gemeinderathe und machten durch Herrn Brants den Vorschlag, auch von Seite der Nationalgarde eine Deputation mit einer Adresse an Se. Majestät abzuschicken; welchem Vorschlag die allgemeine Zustimmung ertheilt wurde.

Der Präsident verlas eine Anzeige der Permanenz des Reichstages, mit welcher dem Gemeinderathe Druck Exemplare der Disciplinar-Vorschriften für Mobilgarden zur Vertheilung überschickt wurden.

Um 10 Uhr erschien im Gemeinderathe abermahl die Deputation vom Studenten- Comitee sich anzufragen über die vom Ober-Commandanten gemachten Mittheilungen, und zu ersuchen, ihnen die an Se. Majestät gerichtete Adresse, und die vom Gemeinderathe in der ungarischen Angelegenheit gemachten Schritte kund zu geben. Der Präsident beantwortete hierauf der Deputation die gewünschten Punkte, ließ die Adresse an Se. Majestät vorlesen, und erklärte, es werde in Betreff der ungarischen Angelegenheit die schriftliche motivirte Antwort erfolgen.

Am 18. kam Oberlieutenant Weißenberger in das Bureau des OberCommando, und Fenneberg faßte ihn bei der Hand mit den Worten: „Dieß ist mein Mann, den brauche ich." Frappirt über diese Anrede erkundigte sich ersterer, inwieferne man seine Dienste benöthige und erfuhr, daß er als Parlamentär eine Depesche an Grafen Auersperg in's Hauptquartier nach Inzersdorf zu überbringen habe. Derselbe ritt bei der Favorittenlinie hinaus, und traf den ersten Militärposten in der Laxenburger Allee in der Richtung vom Landgut. Nachdem sich derselbe als Parlamentär legitimirt, wurden ihm die Augen verbunden, und er in Begleitung von vier Mann ins Hauptquartier gebracht. Auf dem Wege dahin wurde er angehalten, und über eine vorgezeigte Vollmacht ziemlich viel gelacht, namentlich über Fenneberg, von dem die Vollmacht unterzeichnet war.

Im Hauptquartier übergab derselbe seine Depesche und hielt es für seine Pflicht, Se. Excellenz auf die wahre Sachlage von Wien aufmerksam zu machen, und ihn zu bitten, so viel in seiner Kraft stehe, auf einen friedlichen Vergleich hinzuwirken, damit Menschenleben und das Eigenthum der gutgesinnten Bürger

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