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dem Ausschusse übermacht worden sind, welche von demselben mit Dank angenommen und ihrer Bestimmung zugeführt wurden, auch habe der Ausschuß beschlossen, dieses durch die Zeitungen zu veröffentlichen.

3. Berichtete er, daß der commandirende General, Feldmarschall-Lieutenant Graf Auersperg, auf die an ihn von dem Ausschusse gerichtete Zuschrift vom 16. October 1848, rücksichtlich der vorgekommenen Nachricht, daß in seinem Lager fünf Civil-Individuen standrechtlich, ein Abgeordneter des Reichstages schmählich behandelt, und Drohungen gegen den Reichstag gemacht worden seyen, mit der Zuschrift vom 17. October 1848, aus dem Hauptquartier Inzersdorf dem Ausschusse geantwortet, und mit derselben die obigen und ähnliche Angaben und Nachrichten als lügenhaft erklärt hat (siehe diese Seite 503.).

4. Daß der Abgeordnete Forster dem Ausschusse eine Erklärung der Bürgerschaft der Stadt Eger, dd. 12. October 1848, vorgelegt hat, in welcher diese Stadt ihre Gesinnungen in Bezug auf die neuesten Ereignisse in Wien kund gibt und erklärt, daß es Feigheit oder Verrath am Volke und dem Kaiser wäre, wenn jegt die Repräsentanten des Volkes den Reichstag verlassen würden (siehe diese Seite 347.).

5. Berichtete er, daß der Abgeordnete Fischer im Namen der, vermöge Beschlusses vom 13. October 1848 an Se. Majestät nach Ölmüß abgesendeten Deputation einen Bericht vom 17. October aus Olmüß über diese Reise und die Ankunft in Olmüß, dann über den Empfang und die Antwort Sr. Majestät eingeschickt hat.

Es wurde nun von ihm der Bericht, so wie die demselben schriftlich beiliegende Antwort des Kaisers vorgelesen.

Diese Urkunden lauten wie folgt:

,,Die vermöge Beschlusses des hohen Reichstages, dd. 13. October 1848, an Se. Majest. den constitutionellen Kaiser abgeordnete Deputation ging in Wien am 14. d. M. früh um 5 Uhr ab, und kam in Olmüş Nachmittags um 2Uhr an. Se. Majestät der Kaiser traf 2. Stunden später, also um 1/. 5 Uhr Abends in dieser Stadt ein.

Nach 6 Uhr fragte sie bei dem Fürsten Lobkowiß, der im Gefolge des Kaisers ist, um die Zeit an, zu welcher sie Se. Majestät zu empfangen bereit sey. Der Fürst nahm alsogleich mit dem Kaiser Rücksprache und zeigte den Deputirten an, daß die Audienz am folgenden Tage, d. i. am 15. d. M. 11 Uhr früh Statt finden werde.

Am 15. d. M. um 10 Uhr Morgens ließ Se. Majestät der Kaiser der Deputation eröffnen, er wünsche, daß sie sich vor der Audienz über den Zweck ihrer Mission mit dem Herrn Minister Wessenberg berede. Dieses geschah, die Deputation übergab dem Minister die Adresse des hohen Reichstages, und bestrebte

sich, ihn auf jene Höhe zu stellen, von welcher aus er die Nothwendigkeit des Völker-Congresses ermessen und bei Sr. Majestät vertreten könne.

Nachmittag wurde der Deputation durch den Minister die Eröffnung gemacht, Se. Majestät werde die Deputation um /. 7 Uhr Abends empfangen.

Nachdem der Abgeordnete Wierzch ljski an Se. Majestät eine entsprechende Anrede gehalten hatte, zog der Kaiser die anliegende Schrift aus seinem Rocke, verlas sie in Gegenwart ihrer Majestät der Kaiserin und des Fürsten Lobkowiß, und begab sich wieder in seine Gemächer zurück.

Nachdem der entscheidende Einfluß Sr. fais. Hoheit des Erzherzogs Franz Carl auf alle Staatsangelegenheiten allgemein bekannt ist, so hielt es die Deputation in ihrer Pflicht, ihm den Zweck ihrer Mission mit allen Gründen und insbesondere mit der unumwundensten Schilderung der Gefahr darzulegen, in welche die Fortseßung des ungarisch-kroatischen Krieges das Gesammtvaterland zu stürzen bedroht. Se. kaiserl. Hoheit der Erzherzog erklärte hierauf, er werde Alles, was in seinen Kräften liegt, beitragen, daß die obwaltenden Zerwürfnisse eine friedliche Erledigung finden werden.

Auf die telegraphische Nachricht des Abgeordneten Wiser hat die Depu tation ihre Rückreise nach Wien verschoben.

Olmüş, am 17. October 1848.

Die oben berührte Antwort Sr. Majestät lautete:

Fischer, m. p."

,,Aus der Mir überreichten Adresse des Reichstages ersehe Ich mit Vergnügen, daß derselbe das Gesammtwohl aller Völkerschaften des österreichischen Kaiserstaates vor Augen habe, und die Bemühungen des Reichstages, der dro henden Anarchie entgegen zu wirken, erhalten Meine vollkommene Anerkennung. Ich werde Meinerseits Alles aufbieten, um die nöthige Ruhe und Sicherheit in der Hauptstadt wieder herzustellen, um dem constituirenden Reichstage die mögliche Gewährschaft für seine ferneren ungestörten Berathungen zu verschaffen.“

Hierauf wurde von demselben Berichterstatter die in der Sizung vom 17. October Abends beschlossene Adresse an Se. Majestät, und eine Proklamation an die Völker Oesterreichs vorgelesen. Es entspann sich nun die Debatte über die Adresse an Se. Majestät, bei welcher der Abgeordnete Potocki den Antrag stellte, daß man mit der Debatte so lange abwarte, bis die schon oben genannte Deputation einen vollständigeren und erschöpfenderen Bericht über ihre Wirksam keit und die Folgen derselben erstattet haben wird. Aus diesem Anlasse berichtete mündlich auch der Abgeordnete Wiser über die Resultate der ihm von dem Ministerium übertragenen Sendung in das Hoflager Sr. Majestät.

Hierauf stellte der Abgeordnete Goldmark über den Antrag des Abgeordneten Potocki, der, weil er nicht überreicht wurde, auch nicht zur Abstimmung kam, den Gegenantrag, die Adresse sogleich in Berathung zu ziehen, welches auch

geschah. Es sprachen noch mehrere Abgeordnete über dieselbe, und die Debatte wurde ihrem Ende zugeführt. Als nun über die Adresse abgestimmt werden sollte, bemerkte der Präfident, daß sich nur 161 Abgeordnete in der Kammer befinden, dieselbe somit nicht beschlußfähig sey, und er trug daher darauf an, daß die Sigung einstweilen unterbrochen und um 6 Vhr Abends wieder aufgenommen werde. Dieser Antrag wurde angenommen und daher die Sißung um '/1⁄2 2 Uhr unterbrochen.

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11 Uhr Vormittag. Ein Mitglied des Pesther Landsturmes Ramens Walzel, machte beim Ober-Commando die Anzeige: daß in Wien ein gewisser Dittmann in ganz eigener Uniform gekleidet, mit ungarischen Farben und Bändern geziert umhergehe, sich für den Adjutanten eines Generalstabs-Offiziers ausgibt, aber weder ein Ungar, noch Adjutant sey. Auch ist derselbe schon in der Uniform der Wiener Freiwilligen gesehen worden. Ein bekannter Aufwiegler.

11. Uhr Vormittag. Johann Brunner, Ordonnanz beim SchüßenCorps, machte beim Ober-Commando die Anzeige: daß ein kais. Ingenieur-Offizier als Schuster gekleidet, mit einem Bund Leder in ein Haus auf dem Kohlmarkt gegangen sey. Zur Verhaftung desselben wurden Anstalten getroffen.

11 Uhr. Garde Müller des Bezirkes Landstraße zeigte beim OberCommando an, daß die Posten auf der Landstraße in der verflossenen Nacht so schlecht beseßt waren, daß ein Offizier, der diese visitirte, bei einer Kanone nur einen einzigen Mann traf, und als er die Garden der zum Dienst dahin beorderten Compagnie zur Rede stellte, noch insultirt wurde.

11. Uhr Mittags. Commandant Frank, vom 2. mobilen ArbeiterCorps, berichtete von Floridsdorf dem Ober-Commando: daß nach Aussage zweier aus Leopoldau eingetroffenen Bauern, in Leopoldau ein Regiment uhlanen zur Bequartierung angesagt sey, von welchem Regimente sich bereits ein Rittmeister mit einem Mann dort befindet. In der Umgebung befinden sich auch kleine Abtheilungen Cürassiere und Chevaurlegers. Man vermuthet, daß dieselben nach Gerasdorf, Stammersdorf 2c. verlegt werden.

Nach eben eingelangten Berichten eines von Stockerau kommenden Mannes, sendet das Militär schon die Vorhut gegen Wien. In Purkersdorf sollen sich Jäger befinden und ebenfalls vorrücken.

2 Uhr Nachmittag. Garde Post pischil, vom 11. Bezirke, brachte zum Ober-Commando einen von Auspig in Mähren erhaltenen Brief, den ein Freund an ihn geschrieben, und worin gesagt wird, daß täglich sehr viel Militär (aber nur Nachts) durch Auspiß nach Wien marschire; und zwar nicht mit der Eisenbahn, sondern auf der Straße. Windisch grä g - schreibt derselbe von den Pragern aufgefordert (?) worden seyn, als Vermittler aufzutreten, und wegen den Gräuelthaten in Wien, nach Oesterreich zu ziehen. — Sie versprachen

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ihm die größte Treue, und er soll daher das ganze Militär aus Prag und Böhmen herausziehen.

Die dortigen Bürger erboten sich, die Wachdienste im Lande zu verrichten, in Prag alle Posten selbst zu beseßen. Auch soll diese an Windischgräß mit dieser Bitte gesendete Deputation sich erbothen haben, ihm 200 der vornehmsten Bürger bis zu seiner Rückkehr als Geißeln zu stellen, daß sie für Sicherheit und Ordnung während seiner Abwesenheit wachen werden, und die Prager BürgerGrenadiere sollen sich sogar angeboten haben, mit Windisch gräß nach Wien zu ziehen (?). Ferner sagte auch dieser Brief, daß Wien auf jeden Fall in Belagerungszustand verseßt werden wird, und daß Militär täglich durch Mähren ziehe, als ob es Soldaten vom Himmel regne.

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Der Rittmeister Martiniß und Adjutant Berger wurden in das Belvedere zum General Bem berufen, woselbst ein großer Kriegsrath Behufs eines projektirten Ausfalles abgehalten wurde Bem hatte die Schreibtafel in der Hand, und verzeichnete in solche die Stärke aller Corps. Als die Reihe an die Cavallerie kam, fragte er Martiniß im gebrochenen Deutsch: „Wie stark ist National garde-Cavallerie?“ „Bierhundert Garden," war die Antwort. Bem notirte sich diese Zahl freudig lächelnd und sagte: „Ah, bravo! und alle zum Einhauen in der Schlacht?" 3ur Schlacht? Nemlehet!" sprach Perger lakonisch den Kopf schüttelnd, und Martinig bemerkte ernst: 3ur Schlacht nicht Einen!" ,,Ah, ah! bloß zur Parade!" erwiederte Bem mit Geringschäßung. Martinig jedoch sagte mit kräftiger, imponirender Stimme : „Nicht blos zur Parade, auch zum Dienste; wir sind jedoch Bürger, werden Haus, Hof und unsere Familien besch ü Ben. In einer Schlacht haben wir nichts zu thun!" SALB nun Bem sah, daß er hier mit Männern zu thun habe, deren patriotische Gesinnung nicht zu ändern sey, wendete er sich weg; wagte jedoch nicht irgend Etwas gegen diese Ehrenmänner zu unternehmen.

An demselben Tage wurde der Plaß-Offizier v. Sensel commandirt, den Stall des Ober-Commando zu übernehmen, und war beauftragt, zu den in selben vorhandenen fünf Hof- und zwei Ober-Commando-Pferden, noch die nöthigen zu requiriren, und das Hauptquartier beritten zu machen. Zu diesem Behufe wurde ihm vom Ober-Commandanten die nöthige Vollmacht ertheilt. An diesem Tage übernahm er daher einundzwanzig Pferde von Scha wél, und zwanzig von Rott gegen tägliche Vergütung auf Kosten der Gemeinde, so daß schon an diesem Tage achtundvierzig Pferde zur Disposition vorhanden waren.

„Neueste Nachricht! Heute ist dem Ober-Commandanten die Nachricht zugekommen, daß der hohe Reichstag von Ungarn den Beschluß gefaßt habe, die

ungarische Armee unter Csanyi und Moga würde, obwohl sie bereits die Landesgränze überschritten, nur dann vorrücken, wenn sie von den legalen Behörden zu Hülfe gerufen würde. Indem der Ober-Commandant diese mit den früheren Nachrichten aus dem ungarischen Lager im Widerspruche stehende Wendung der Dinge zur öffentlichen Kenntniß bringt, hat er sich bereits mit einem Gesuche an den hohen Reichstag zu Wien, an die Vertreter unserer Gemeinde gewandt, um über die Richtigkeit, Annahme, Modificirung oder Verwerfung seines Inhaltes zu berathen.

Persönliche Angelegenheit. Es ist dem Ober- Commando die beglaubigte Anzeige zugekommen, daß sich in einer Vorstadt das Gerücht verbreitet habe, als habe sich der Ober- Commandant gestern den 17. dieses aus der Stadt entfernt. Ich habe den Befehl gegeben, dem Urheber dieses Gerüchtes auf die Spur zu kommen, denselben sofort zu verhaften, um ihn als einen böswilligen Verläumder der verdienten Ahndung zuzuführen. Wien, den 18. Oct. 1848 Abends. Messenhauser, m. p., provisorischer Ober-Commandant."

Gut Unterrichtete versicherten, der Ober-Commandant wäre Behuf einer Berathung mit den Magyaren in Ungarn gewesen. Die ihn wegfahren gesehen, hielten seine Entfernung für Flucht. Das Plakat erzeugte unter den Umstürzlingen eine üble, unter den Gutgesinnten eine gute Stimmung. Erstere waren entmuthigt weil die Magyaren weder mit, noch ohne Land kamen *). Das be waffnete Volk hielt sich an die Zusage der Magyaren :,,den Feind überall zu verfolgen" und wurde mißtrauisch, es fing an einzusehen, daß die Magyaren zu ohnmächtig seyen, Jellačič anzugreifen. Selbst radikale Berichte gestehen, daß die Kossuth'sche Politik nicht so offen und ehrlich zu Werke ging, als man es erwartet hatte, und daß die Erhebung am 6. im Interesse der Magyaren geschah. Magyarische Emissäre waren bemüht, das gesunkene Vertrauen zu den Magyaren zu beleben, und verbreiteten das leere Gerücht, der russische Gesandte

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oder gar der Kaiser Nikolaus, habe gedroht in Ungarn einzufallen wenn Kossuth die österr. Grenze überschreite, als wenn dieselben mit einem Rebellen verkehren würden und wollten. Ungeachtet der Hoffnungslo figkeit auf magyarische Hülfe, hielten sich die Wiener für unüberwindlich, worin fie durch den Reichstags-Ausschuß bestärkt wurden.

4 Uhr Nachmittags. Wolfgang Geisler von Ober-Döbling machte beim Ober-Commando die Anzeige: daß er so eben von Stammersdorf komme, wo ein Quartiermeister die Einquartirung für 2000 Mann Militär, größtentheils Artillerie, angekündigt habe. Die Bauern wären darüber sehr ungehalten.

5 Uhr. B.... meldete beim Ober- Commando: in Grüßendorf bei Klosterneuburg sind Nationalgarden aus Oberösterreich angesagt. Die in Klo*) Mit einem ganzen Lande! Vergl. Seite 528.

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