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nur schlichte Bürger, obwohl nur (?) Industrielle, werden – ich bürge Euch dafür — im entscheidenden Augenblicke eher die hochherzigen Worte nachrufen - „Alles ist verloren, nur die Ehre nicht“ - als der Zukunft Ihrer Kinder und Enkel ein geschändetes Wien überlassen. Waffenfähige Männer von Wien ! Das kleine Sparta hatte keine Mauern, und durch Jahrhunderte sahen feine Weiber nicht den Rauch eines feindlichen Lagers.

Warum? - Die Brust seiner freien Männer war die unbezwinglichste Mauer. Mitbürger! Euer provisorischer Ober-Commandant hat dem versammelten Gemeinderath sein Schreiben an den Banus vorgelesen, und über den Inhalt der mündlichen Antwort Seiner Excellenz seine Vertheidigungs-Anträge gestellt. Es waren die Bäter der freien Gemeinde der Stadt Wien. Seinen Anträgen ist wiederholter Beifall zu Theil geworden.

Morgen werden alle Mobilen-Corps, alle Freiwilligen in das Feldlager vom Belvedere beordert werden. Herr General-Lieutenant Be m ist Lager-Commandant. An ihn und seinen Stab ist sich mit allen Meldungen zu wenden. Euer Ober-Commandant hat sich von dem Grafen Auersperg eine ähnliche bestimmte Erklärung erbeten. Die Antwort ist noch ausständig. Sie wird von mir dem hohen Reichstags-Ausschusse, so wie dem ehrwürdigen Gemeinderathe alsogleich mitgetheilt werden, und dadurch sowohl, als durch meine Kundmachung zu Eurer Kenntniß gelangen. Mitbürger! Morgen Abend befindet sich auch Euer Führer in der Mitte zahlloser (?) Tapferer in dem Feldlager vom Belvedere. Sein Hauptquartier in der Stallburg wird für einige Zeit geschlossen bleiben. Wien, am 17. Oct. 1848 Messenhauser, prov. Ober-Command."

Als Beleg, wie verblendet die Provinzialen über die Wiener Ereignisse schrieben und handelten, möge nachstehende Adresse dienen, worin der schmachvollste Mord an &at our ohne allem Zweifel als der wichtigste Theil des angeblich „glorreichen Sieges des unvergeßlichen 6 Octobers“ verstanden werden muß.

Adresse des Kärthner Volksvereins. „Legionäre, National- und Bürgergarden und Volk von Wien!"

Der neuerliche, glorreiche Sieg des unvergeßlichen 6. Octobers hat mit ehernem Griffel ein Blatt Boltsgeschichte geschrieben, welches der Zeitensturm von Jahrtausenden nicht verlöschen wird! Männer mit der flammendsten Begeisterung im Herzen und der kühnsten Todesverachtung in den Blicken, haben einen Kampf geschlagen, der wie ein rächender Wetterstahl, die freiheitsmörderische Hofpartei zu Boden schmetterte! — Es war ein Kampf auf Leben oder Sterben, und das Volk von Wien hat den unumstößlichen Beweis geliefert, daß an dem Heldenmuthe und der Begeisterung einer tapferen, todesmuthigen Nation, welche das Panier der Freiheit bis zum leßten Herzensschlage schwingt, alle Machina

tionen einer nichtswürdigen Camarilla zerschellen müssen, wie die ohnmächtige Brandung an dem unerschütterlichen Felsenriffe!

Wir halten es daher für unsere heiligste Pflicht, der tapferen akademischen Legion, National- und Bürgergarde, so wie allen tapferen Kämpfern des 6. Oc= tobers für den ruhmvoll erfochtenen Sieg, unseren heißesten Dank auszudrücken. Der Freiheit unser Gut, für's Volk unser Blut! - Klagenfurt, 17. Oct. 1848.

Im Namen des Kärnthner Volksvereines.

Dr. Jof. Hanet, prov. Obmann.

K. Kroner, Schriftführer." Wir, für unsere Person und für 200,000 und mehr einheimische Bewohner Wiens, halten es für eine wahrhaft heilige Pflicht, obiger Adresse gegen= über, den 6. October keineswegs einen glorreichen, oder ruhmvoll erfochtenen Sieg, zu nennen, vielmehr die ohne Ober-Commando-Befehl erfolgte Ausrückung von circa 14 Compagnien Garden zum Schuße rebellirender, betrunkener, demoralisirter, verführter Grenadiere, die dem Kriegsgerichte verfallen waren; deren mörderisches Feuer auf die ihre Pflicht erfüllenden Truppen; die eben so niederträchtige als barbarische Ermordung des wehrlosen Kriegsministers; die räuberische Plünderung des Zeughauses, halten wir für eine beispiellose Dummheit zu Gunsten der in Unrecht begriffenen Magyaren, und zum fürchterlichsten Nachtheil der Stadt Wien, - für eine Schmach,,,welche der Zeitensturm von Jahrtausenden nicht verlöschen wird- und alle dabei Betheiligten für Mörder und Verbrecher, die die Ehre der Stadt Wien gebrandmarkt haben.

Am 17. 11 Uhr Mittags bekam der dem Obersten Schaumburg als Ordonnanz-Offizier zugetheilte Bürger-Hauptmann Knoth den Auftrag, mit Depeschen nach Stein zu dem dortigen Militär-Commandanten abzugehen, und hauptsächlich dahin zu wirken, daß ein in Stein gefangen gehaltener Garde befreit werde. Als er mit seiner Begleitung Abends 9 Uhr in Stein anlangte, wurde er zu dem Feldmarschall-Lieutenant von Ramberg geführt, welcher von Knoth die Reichstags-Depesche übernahm, und ihn versicherte, daß er in Betreff des gefangenen Garden durchaus nichts thun könne. In Bezug der Wiener Angelegenheit aber sprach sich der General sehr energisch aus; er erklärte, daß dem in Wien herrschenden Terrorismus gesteuert werden müsse, der Presse müsse ein Zügel angelegt, die Mörder Latour's zur Strafe gezogen, und überhaupt der Zustand der Stadt Wien geregelt, und zur gefeßlichen Freiheit zurückgeführt werden. Der General gab Knoth zugleich die vollste Versicherung, daß es niemals dem Militär einfallen könne, von den Errungenschaften auch nur das Geringste zu schmälern; er erzählte ferner, der gefangene Garde sey mit Depeschen von Messenhauser, welche an die Nationalgarden-Commandos von Krems, Stein und Langenlois gerichtet waren, aufgefangen worden, und zwar nur des halb, weil derselbe in Krems auf offener Straße Aufruhr gepredigt, und die Be

völkerung aufgereizt habe; die Depeschen seyen ihm sodann abgenommen, commissionell dem dortigen Kreishauptmanne und dem Nationalgarde-Commandanten mit dem Bedeuten mitgetheilt worden, daß es ihnen frei stehe, mit ihren Garden Wien zu Hülfe zu eilen, wie die Depesche von Messenhauser aufforderte. Die Nationalgarde der genannten Städte habe jedoch erklärt, daß fie diese Aufforderung nicht uur ablehne, sondern auch im Falle der Gefahr gemeinschaftlich mit dem Militär wirken wolle.

Rachts 12 Uhr wurde Knoth vom Generalen entlassen, und verfügte sich am andern Tage Früh 9 1hr wieder zu demselben, wo er den Obersten Pott fand, und sich mit legterem in dessen Bureau verfügte. Daselbst waren mehrere Stabsoffisiere versammelt, und es wurde Knot h mitgetheilt, man könne den Gefangenen nicht frei geben, man müsse ein Beispiel statuiren. Da der Parlamentär sah, daß er keine Hoffnung habe, den Gefangenen zu befreien, so begab er sich wieder zum Feldmarschall-Lieutenant von Ramberg, um Alles anzuwenden, damit die Befreiung des Garden erfolge.

Nach langem Zögern, und nachdem Knoth auf das Herz des Generalen einzuwirken gesucht, wurde endlich dessen Bitte gewährt.

Knoth verfügte sich sodann mit dieser Nachricht in die Versammlung der Stabs- Offiziere, wo sogleich Oberst Pott ihn einlud, sich in dessen Begleitung in die Kaserne zu verfügen, um den Gefangenen dort zu übernehmen.

Bei dem Gefangenen angekommen, wurde ihm die Freilassung verkündet, und derselbe dem Parlamentär gegen Abgabe dessen Ehrenwortes übergeben, daß er ihn nach Wien mitnehme. Knoth mußte nun, um in Rücksicht seines gegebenen Ehrenwortes gesichert zu seyn, den Gefangenen fortan selbst als Gefangenen betrachten, und übergab ihn der beihabenden Ordonnanz und dem Trompeter zur Bewachung. Mit Oberst Pott zur Versammlung zurückgekehrt, wartete Knoth nur noch auf die Depesche für den Reichstag, um sogleich mit dem Dampfboote nach Wien abzureisen.

Da erschien der genannte General, und theilte in einer starken Aufregung der Versammlung mit, daß so eben Berichte eingelangt wären, welchen zu Folge am Spiß bei Wien, von einer Nationalgarde-Abtheilung das Piquet der Quartiermacher eines Uhlanen-Regiments aufgehoben worden sey; er müsse daher Satisfaction nehmen, und er werde es durchaus nicht dulden, daß der Gefangene nach Wien abgehe; er müsse Repressalien gebrauchen. Knoth erklärte je doch, daß seit der Freigebung der Gefangene sein Eigenthum, und daß das Eigenthum eines Parlamentärs heilig sey.

Dieses, und der edle Charakter des Generals bewirkten, daß der Parlamentär seine Depesche erhielt, und mit dem Gefangenen die Rückreise nach Wien antreten durfte.

Die Grazer Zeitung brachte folgende Proklamation des Generals Grafen Auersperg, die derselbe bei der Verlegung seines Hauptquartiers in die Umgebung Wiens erlassen hat:

,,Landleute Desterreichs und der Steyermark! Die Partei des Umsturzes, deren rastlosen Umtrieben es gelungen, die sonst so friedliche, wohlhabende und glückliche Residenz in die größte Verwirrung zu stürzen, trachtet auch bei Euch einen unbegründeten Haß gegen alles Bestehende zu erregen, und Euch zur bewaffneten Auflehnung gegen die Militärmacht, als die einzige Stüße gefeßlicher Ordnung, zu verleiten. Als treuer Diener unseres constitutionellen Kaisers und Herrn, als aufrichtiger Desterreicher warne ich Euch, biedere Landleute, derlei trügerischen Verlockungen nicht zu trauen!

Gebt Euch vielmehr der vollen Ueberzeugung hin, daß Euer ferneres Glück, Euer Wohlstand, Eure Zufriedenheit nur im geseßlichen Wege gekräftiget und aufrecht erhalten werden kann, und weiset mit Entschiedenheit als treue Staatsbürger alle jene zurück, die Euch zum Gegentheile verleiten und die, haben sie Euch zu ihren elenden Zwecken mißbraucht, Euch auch ficherem Elende und zu später Reue entgegenführen.

Hauptquartier Inzersdorf, am 13. October 1848.

Graf Auersperg, m. p., command. General.“

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Prag, 18. October, 1'/. 1hr Morgens. Mit dem eben anlangenden Wiener Personentrain kamen auch die Deputirten unseres Stadtverordneten - Collegiums aus dem f. Hoflager zu Olmüß zurück. Sie wurden auf das freundlichste von dem Kaiser empfangen, bezüglich ihrer Vermittlungsanträge aber erklärte Se. Majestät, daß in dieser Angelegenheit an einen Mittelweg nicht mehr zu denken, und ein Entschluß fest gefaßt sey. Sr. Majestät liege gewiß das Wohl aller Völker am Herzen, und eben deshalb zur Erhaltung dieses Wohles seyen entschiedene Schritte nöthig. — Fürst Lobkowiß versicherte der Deputation, daß der Kaiser mit besonderer Freude aus ihrem Munde die Beweise unwandelbarer Loyalität vernommen habe, daß an den Errungenschaften des März und Mai auch nicht das Geringste geschmälert werden solle, daß die Maßregeln gegen Wien kein Bombard.ment und keine Freiheitsschmälerung bezwecken, sondern

daß man blos durch eine enge Cernirung die Bürgerschaft zwingen wolle, die Proletarier und die akademische Legion selbst zu entwaffnen, und den Frieden und einen geregelten Zustand herzustellen. Ungarn allein sey es, und Pesth insbesondere, gegen das mit Strenge verfahren werden soll.

Bis zum 19. soll die Cernirung Wiens durch 30 Bataillone Linientruppen, 22 Eskadrons Kavallerie und 8 Batterien Artillerie, nebst den kroatischen Schaaren bewerkstelliget werden, und um dieselbe Zeit auch die Belagerung Pesth's beginnen. Zu diesem leßteren Zwecke werden sich die polnische und serbische Armee konzentriren, und auch das Truppenkorps des Generals Roth, das nicht gefangen sey, zu ihnen stoßen. Im Laufe des morgigen Tages erwartet man ein kaiserliches Manifest, worin die Beschlüsse des Reichstags anerkannt und die Erklärung gegeben wird, die vollständige Freiheit der Völker aufrecht zu erhalten.

,,Die Stellung der Truppen des Bans und deren Bewegungen lassen errathen, daß derselbe sich mehr gegen die heranrückende ungarische Armee vorsicht, als an eine Offensive gegen die Hauptstadt denkt. Es herrschte doch auch unter dem Offizier corps eine vollkommene Unkenntniß dessen, was in den nächsten Stunden geschehen sollte. Die Umgegend bei Baden und Wiener - Neustadt ist nur schwach von Truppen beseßt; die Bahnhöfe hat das Militär inne, aller Verkehr auf der Eisenbahn ist mit Ausnahme der Truppentransporte unterbrochen. Die famösen Rothmåntler, die Triarier des banischen Heeres, ha ben sich gegen Osten der ungarischen Gränze zugewendet; im Bahnhofe zu Wiener-Neustadt kann man jedoch noch andere Stüßen der Gesammtmonarchie im banischen Sinne auf faulem Stroh gelagert sehen. Die Rothmäntler bettelten (?) um Silbermünze, Cigarren u. s. w. für Banknoten. Von europäischer Civilisation haben sie bisher nichts profitirt, als das Wort Aula. Dabei machten sie die Bewegung des Salsabschneidens, und deuteten auf ihr großes Messer im Gürtel. Daß Jellačič von f. k. Truppen sprechen kann, wenn er an diese, im Einzelnen lächerlichen, im Ganzen skandalösen Horden denkt, ist einer der unbegreiflichen Züge seines romantischen Sinnes. Excesse und Plünderungen find nirgends vorgefallen, die Kroaten halten ziemlich Mannszucht. Zu fürchten wären sie auch nur als Räuber, nicht als Soldaten. Das Landvoll ist durch starke Requisitionen gedrückt, Unzufriedenheit herrscht jedoch nur gegen Jella či č, der unrechtmäßig ins Land gekommen, nicht gegen den gemeinen Mann. Die aus Wien ge= flüchteten Freunde der Ruhe und Ordnung" werden in den Umgebungen Wiens nicht sehr freundlich aufgenommen, sie ziehen daher meist weiter hinauf gegen das Gebirge. Nur Baden ist ein nobles Asyl. Im Bahnhof zu Neustadt wurde unter die Mannschaft des Regimentes Paumgarten eine Dankadresse an Jellačič und Windischgräß vertheilt. Woher und wessen Inhalts konnte

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