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Ich stelle die fremden Gesandten, die k. k. und Nationalgebäude, so wie das f. f. Militärgut und deren Personen unter den Schuß der Ehre des betref= fenden Bezirkes. Für die innere Stadt ist keinerlei Gefahr zu besorgen. Es darf demnach nicht befremden, wenn ich alles Geschüß aus der Stadt im Lager concentrire. Von dort aus werde ich Hülfe auf die bedrohten Punkte senden.

Damit die Personen meines Hauptquartiers schon von Weitem erkennbar find, finde ich zu verordnen: Der Ober-Commandant, der Herr General-Lieutenant Bem, Herr Artillerie-Oberst Jelowicki, und die von mir morgen er nannt werdenden Corps-Commandanten tragen weiße Reiherbüsche; alle Herren Offiziere des Generalstabes grüne Federbüsche, dazu die Feldbinde nach früherem Befehle. Der Chef des Haupt-Geschäfts-Bureau wird diese Abzeichen, so wie jene der Garde des Hauptquartiers noch heute in das Lager abliefern. Die Vertheilung daselbst erfolgt durch die Feld-Adjutantur.

So eben erhalte ich die Nachricht, daß die dritte Compagnie des Stubenviertels, unter dem Commando des Herrn Oberlieutenants Brentano, das Ansuchen stellt, sich den mobilen Corps im Lager anzuschließen. Ich fühle mich von dem ausgezeichneten Geiste dieser Compagnie auf das Angenehmste überrascht. Dieses schöne Beispiel von Hingebung wird Nachahmung finden. Ich glaube die ganze Compagnie zu ehren, indem ich ihren Führer, Herrn Oberlieutenant Brentano, sofort zum Hauptmann ernenne. Dieser trefflichen Compagnie wird die erste Bewachung des Hauptquartiers anvertraut.

In mehreren Bezirken hat sich der Irrthum verbreitet, als würden den unbemittelten Garden für 24stündigen Wachdienst 40 Kreuzer verabfolgt. Solches ist völlig unrichtet. Der Rückersaß darf wohl nicht angesprochen werden, aber dem Herrn Bezirks-Chef Naessel drücke ich allgemein mein tiefes Bedauern aus, daß Unbesonnene sich soweit vergaßen, ihn in kränkenden Verdacht zu ziehen.

Da ich, wie schon erwähnt, heute mein Hauptquartier in das Belvedere verlege, so belasse ich behufs des ungestörten Geschäftsverkehrs mit den hohen Behörden das Central-Geschäfts-Bureau unter Leitung des Herrn Hauptmanns Schneider in der Stallburg.

An dieses Bureau sind sonach alle ämtlichen Correspondenzen, welche nicht militärische Gegenstände betreffen, zu richten, und von da aus wird auch deren Erledigung erfolgen.

Zur Aufrechthaltung der Disciplin sind bereits von dem hohen Reichstage Disciplinar-Verordnungen erlassen worden.

Sie werden im Laufe des Tages öffentlich bekannt gemacht werden.

Wien, am 17. October 1848.

Messenhauser, m. p. provisorischer Ober- Commandant.“

Antwort Sr. Excellenz des Herrn Grafen von Auersperg. An das löbl. Nationalgarden-Oberkommando der Hauptstadt Wien.

Hauptquartier Inzersdorf, den 17. October 1848.

Einem löblichen Ober-Commando bestätige ich den Empfang der schägbaren Zuschrift vom 16., und beeile mich sie mit Nachstehendem zu erledigen.

Zuvörderst wolle ein löbliches Ober-Commando gefälligst in Erwägung ziehen, daß der Anlaß des jeßigen, allerdings höchst betrübenden Zustandes, keineswegs durch das f. f. Militär oder seine Führer hervorgerufen worden ist, son dern, daß es die Wiener Bevölkerung, und namentlich ein Theil der Nationalgarde war, welche uns mit bewaffneter Hand angriff, und dadurch die blutigen folgenschweren Ereignisse des 6. Octobers herbeiführte, in deren Folge ich es, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, für nothwendig erachtete, meine Truppen zwischen dem Schwarzenberg'schen Sommerpallaste, und dem Belvedere in einer vom Publikum abgeschlossenen Stellung zu concentriren.

Ich würde diese Stellung noch länger beibehalten haben, wenn nicht die Erschwernisse, welche von Seiten der Wiener Bevölkerung der Verpflegung meiner Truppen gemacht wurden, und die mannigfachen Versuche, sie ihrem Diensteide untreu zu machen, die ich bei so naher Berührung nicht hintanzuhalten vermochte, und welche bei dem entschiedenen Abscheu der Truppen gegen solche Zumuthungen nur die bedauerlichsten Gewaltthätigkeiten gegen die Verführer veranlaßten, mich zu dem Entschlusse bewogen hätten, in den Umgegenden Wiens eine nicht die Stadt bedrohende, sondern bloß mich verwahrende Aufstellung zu nehmen. Nachdem das k. k. Zeughaus, ungeachtet es unter die Obhut der Nationalgarde gestellt wurde, geplündert, das Volk bis in die untersten Schichten ungeseßlicher Weise bewaffnet worden ist, und aus der Stadt Aufrufe zu einem allgemeinen Aufgebot des Landstarmes erlassen wurden, so sehe ich mich dadurch um so mehr zu erhöhter Vorsicht aufgefordert, als ich unter solchen Umständen unmöglich annehmen kann, daß die Wirksamkeit der Behörden, zu welchen ich Vertrauen hegen könnte, sich unter dem drohenden Einflusse des bewaffneten Proletariats frei und geseßlich bewegen könne.

Bei solcher außerordentlichen Lage der Dinge, wo auch noch die leitende Behörde des Staats: ein unverantwortliches Ministerium nur dem Namen nach, ein Kriegs-Ministerium aber gar nicht besteht, kann ich nichts anderes thun, als in defensiver Stellung die allerhöchsten Befehle Sr. Majestät abzuwarten, welchen ich täglich entgegensehe. Graf Auersperg, m. p."

Kundmachung. Von der medicinischen Fakultät wird hiermit bekannt gegeben, daß bereits nachfolgende Aushülfs-Spitäler für Verwundete organisirt worden sind:

A) Aus öffentlichen Fonds.

1. In der innern Stadt im Convictgebäude nächst der Universität auf 160200 Betten;

2. In der Leopoldstadt, a) im Augartengebäude 150 Betten; b) bei den barmherzigen Schwestern 20 Betten;

3) Auf dem Rennwege bei den Büsserinen 200 Betten;

4. In der Rossau im Kloster der P. P. Serviten 50 Betten.

B) Durch Privat-Wohlthäter und die Unterstüßung des Gemeinderathes.

1. In der innern Stadt: a) am Bauernmarkt im Liechtensteinischen Hause, Nr. 587; b) in der Preßgasse, Nr. 454, mit 20 Betten; c) im Benediktinerstift Schotten, 30 Betten; d) in der Herrengasse im Liechtensteinischen Pallast, mit 6 Betten; e) nächst der Burg bei den Augustinern, 20 Betten; f) im alten Hauptmauthgebäude am Fleischmarkt, 20 Betten ;

2. In der Leopoldstadt bei den barmherzigen Brüdern (circa 29 Betten, da die übrigen noch mit Verwundeten vom 6. October belegt find.) 3. Landstraße. Erdberger Hauptstraße, Nr. 99, mit 15 Betten; 4. Auf der Landstraße bei den Elisabetherinnen mit 50 Betten;

5. Auf der Wieden, in der milit. Stadtwach-Kaserne, mit 60 Betten;
6. Auf der Mariahilfer Hauptstraße, in der f. k. Ingen. Akad. 80 Betten;
7. Am Josefstädter-Glacis, bei der ungar. Garde, 30 Betten;

8. In St. Ulrich in der Schottengasse am Schottenbergl Nr. 6, 12 Betten; 9. In der Josephstadt: a) im Blinden Institute an der LerchenfelderLinie, 6 Betten; b) im Löwenburgischen Convict, bei den Piaristen, 20 Betten; 10. I der Rossau im Judenspital, 12 Betten.

Gleichzeitig wird das Publikum und die Herren Garden aufmerksam ge= macht, daß es zweckmäßig erscheint, so lange nur einzelne Verwundungen, wie es in diesen Tagen der Fall war, vorfallen, die Verwundeten nicht in die kleineren Aushilfs-Spitäler abzugeben, sondern in die gewöhnlichen öffentlichen Kranfenhäuser zu transportiren, und zwar :

Verwundete von der St. Maryer u. Erdberg. Linie in d. Bürg.-Spital zu St.Mary. Belveder, Favoriten- und Magleinsdorfer-Linie in das Wiedner-Bezirks-Spital;

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Hundsthurmer-, und Mariahilfer-Linie zu den barmherzigen
Schwestern in Gumpendorf;

Lerchenfelder-, Hernalser- und Nußdorfer Linie in das allge-
meine Krankenhaus;

Verwundete aus der Au, dem Prater, und von der Tabor-Linie zu den barmherzigen Brüdern.

Endlich erlaubt man sich an die edlen Frauen Wiens das Ansuchen um Beiträge von alter Leinwand, Charpie und Binden zu wiederholen.

Die Namen der Beitragenden werden durch die Wien. Zeitung veröffentlicht. Wien, den 17. October 1848. Dr. Lerch, Dekan. Dr. Köck, Pronotar.“

,,Kundmachung wegen Allarmirung. In den Vorstädten erfolgt ein Alarm durch die Herren Distrikts- und Bezirks-Chefs. Niemand Anderer ist dazu befugt. Bewegungen des Feindes gegen die Stadt signalisiren die Vorposten und Piquets durch Schüsse und Meldungen.

Allarm in den Vorstädten ist in der innern Stadt nicht abzunehmen. Solcher kann einzig und allein von mir, dem Chef des Generalstabes, oder meinem Feldadjutanten, Herrn Hauptmann Fenneberg, ausgehen. Jeder Urheber eines unbefugten Allarms, welcher nuglose Aufregung und beklagenswerthen Mißbrauch, der ohnedieß auf das äußerste angestrengten Kräfte der Garde zur unausbleiblichen Folge hat, wird ohne Unterschied der Person verhaftet. Die Ahndung muß streng seyn, weil im gewissen Verhältnisse auch ein lebermaß des Eifers zum Frevel wird. Wien, am 17. October 1848.

Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant."

,,Kundmachung. Auf Befehl des Nationalgarde-Ober-Commando wird die Werbung für das mobile Corps der Nationalgarde des Karolinenviertels, im deutschen Hause in der Singerstraße fortgeseßt und zwar: Vormittags von 9 bis 12 Uhr; Nachmittags von 3 bis 6 Uhr. Wien, den 17. October 1848. Julius Reyer, Werb-Commissär."

Am 17. kam die offizielle Anzeige an die Obersthofämter, daß in einem Gasthause auf der Wieden durch zwei mit Calabreser-Hüten bekleidete Individuen, in Gegenwart von vielen Proletariern, der Plan besprochen worden sey, die t. f. Hofburg in Brand zu stecken, und zwar von der Seite des k. k. NaturalienCabinettes und der k. k. Hofbibliothek aus, indem sich daselbst viele brennbare Materialien befinden, wobei besonders der in Spiritus aufbewahrten Gegenstände der naturhistorischen Sammlungen Erwähnung gemacht wurde.

Schon um diese Zeit wurde die Bewachung der t. k. Hofburg mit ihren unermeßlichen Schäßen beinahe lediglich den Hofleuten überlassen, da die Nationals garde-Hauptwache in der Burg so sehr durch den angestrengten Dienst zusammen geschmolzen war, daß durch einige Tage, statt der früher beseßten zweiunddreißig Tag und siebenunddreißig Nachtposten, nur mehr sieben Posten versehen werden konnten, und die k. k. Militärwache bereits am 8. dieses Monats von der Hofburgwache abgezogen war.

Auf die wiederholten dringendsten Vorstellungen des in der Hofburg zurück

gebliebenen Plazoffiziers von Heidt, in Unterstügung mit dem vom Nationalgarde-Plaß-Commando mit dem Hofburgdienste betrauten Plaßoffizier Untersteiner, wurden aus den vier Stadtbezirken vierzig Garden zum PatrouillenDienst auf dem Burg-Territorio gegen Zusicherung einer Zulage aus dem Hofärar von täglich 1 fl. C. M. pr. Kopf requirirt.

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Der Nothstand war um jene Zeit unter den Garden schon so hoch gestiegen, daß beinahe täglich von Garden der Burghauptwache, welche oft mehrere Tage ohne Ablösung blieben, die rührendsten Schilderungen ihrer traurigen Lage vorkamen, welche nach Möglichkeit zu mildern, vom Hofe aus gesorgt wurde. Der Gemeinderath gab zur Bewachung der Sammlungs - Cabinette im Augustinergange zwölf bis achtzehn Munizipalgarden in die Burg, und auch die Trabanten-Leibgarde und die Hofburgwachleute wurden verstärkt in die Hofburg gezogen, um gemeinschaftlich mit der Nationalgarde theils den Patrouillendienst, theils die Wachposten im Inneren zu versehen.

Hiebei kann man nicht unberührt lassen, daß von Seite des a. h. Hofes auf eine wirklich großmüthige Art und Weise für die in den Hofgebäuden Wache haltenden Garden gesorgt wurde, indem die bedeutenden, und besonders in leg terer Zeit verstärkten Wachcommanden täglich durchschnittlich mit 500 Portionen Wein, 500 Portionen Brod und 300 Portionen Fleisch unentgeldlich betheilt wurden, welche der unbescheidenen Anforderungen wegen, nur gegen Anweisungen des Plaz-Hauptmanns du Beine, und nach dessen Commandirung in das Lager vom Plaß-Oberlieutenant Dunder vom 10. bis 30. ausgefolgt wurden. Auch dieser Dienst war kein beneidenswerther.

Vormittag inspicirte der Plaß-Hauptmann du Beine das k. k. MilitärTransport-Sammelhaus, woselbst, wie erwähnt, der Play-Offizier Ruf seit 14. d. M. permanent zur Verfügung des Haus-Commandanten, f. k. Hauptmanns Hilbert, sich mit einer angemessenen Schußwache befand.

Ruf fand bei dem Antritte seiner Dienstleistung im k. k. TransportSammelhause ungefähr 100 Mann Militär, welche Zahl sich aber schon in den nächsten zwei Tagen durch Eintreffen von Rekonvalescenten aus dem k. k. Militär-Spitale, von Wachmannschaften einzelner aufgehobener Wachposten wc. 2. bis auf 400 Mann der verschiedensten Waffengattungen und Nationalitäten vermehrte; vorherrschend jedoch waren Soldaten polnischer Regimenter.

Anfangs zeigten sich die Massen dieser Leute wohl etwas schwierig, ja Einzelne stießen sogar Drohungen gegen den Play-Offizier und die Wachmannschaft der Nationalgarde aus, wahrscheinlich weil sie glaubten, als seyen sie gefangen; als ihnen jedoch Ruf bemerkte, daß sowohl er, als die Nationalgarde-Wachmannschaft nur zu ihrem und des Hauses Schuße hier seyen, daß er sie keineswegs als Gefangene behandeln, sondern gerne jedem anständig adjuftirten Manne

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