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„Aufforderung zum Eintritt in das Wiener Scharfschüßen - Regiment. Von dem Herrn Generalen Bem, Commandanten der mobilen Nationalgarden, ward mir der ehrenhafte (?) Auftrag nebst vollkommener Vollmacht ertheilt, ein Regiment Scharfschüßen zu errichten. Dieselben beziehen nachstehende Gebühren: Ober- und Unterjäger täglich pr. Kopf 30 kr. C. M., Schüßen detto 25 kr. Jeder derselben bekommt täglich eine Portion Brot und auch Limito-Rauchtabak. Für vollkommene und zum Jägerdienste zweckmäßige Adjustirung und Armirung wird von Seite des Commandos die größte Sorge getragen werden. Dieses Corps wird auch für die Zukunft (?) bestehen, doch steht Jedem nach einem Monate der Austritt frey.

Ich fordere daher alle guten Schüßen und mit Waffen vertraute Männer auf, fich einem so schönen Corps einreihen zu wollen, und dadurch bei dem Mangel an Jägern dem Vaterlande ersprießliche Dienste zu leisten. Die Einschreibung geschieht im alten Universitätsgebäude, in der Wachstube der steyrischen Schüßen, von 8 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends, und auf änderen Werbpläßen. Wien, am 17. October 1848. Ferdinand Eisenbach, Commandant.“ Zu diesem Aufrufe fügte der Vorfißer des Grazer demokratischen Vereins, J. L. Stieger, in der Wiener Zeitung den am 19. enthaltenen Nachtrag.

Dr. Becher brachte in seinem „Radikalen" die erlogene Nachricht von der Revolution in Prag, Jellinek, 2. Hauk, Kolisch und Reinisch aufregende Artikel gegen Jellačič, gegen den Reichstag, gegen die Czechen.

In Mahler's Zeitschrift der Freimüthige" kamen aufgefangene Briefe von Privat- und Amtspersonen vor. Ein Beweis, daß die Umsturzpartei weder die Heiligkeit des Briefgeheimnisses, noch des Eigenthums und des häuslichen Heerdes respektirte.

Zum Ober-Commando gelangte eine große Anzahl aufgegriffener Briefe, welche — wenn sie ins Central-Geschäftsbureau gelangten, von dem Plazoffizier Dunder ausgefolgt, in andern Fällen aber dem Feldadjutanten oder dem Reichstags-Ausschusse zugemittelt wurden. Das Central-Geschäftsbureau unter dem Vorstande Schneider, so wie die demselben zugetheilten Plaßoffiziere haben sich jederzeit gegen die Eröffnung von Briefen verwahrt, und die Heiligkeit des Briefgeheimnisses geehrt — nicht so die einzelnen Mitglieder des Messenhauser'schen Stabes.

Anmerkung. Zur Seite 107 ist zu bemerken, daß Josef Eßlein, gewesener Feldwebel beim Regimente Großherzog Baden, welcher als Bataillons-Chef der LeopoldStädter Garde 2. Bataillons, dieselbe zur Unterstügung der Abmarschweigerung der deutschen Grenadiere anzuführen standhaft sich weigerte.

Seite 436 muß es statt Hauner überall 2. Ružiczka, Feuerwerker der Nas tionalgarde Artillerie" heißen.

17. October.

Hauptquartier im Schwarzenberg-Palais und im Belvedere.

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Auersperg an

Messenhauser. — Aushilfs-Spitäler. — Die k. k. Burg soll in Brand gesteckt werden. Die Mannschaft des k. k. Militär-Transport - Sammelhauses. Die Deputirten der Linken aus Frankfurt im Reichstage. Eingabe der Madame Perin beim Reichstage. Auersperg an den Reichstag. Adresse des Kärnthner Folks; Vereins. Auersperg an die Landleute,

3 Uhr Morgens. Vom Stephansthurme wurde dem Ober-Commando gemeldet: Stadt und Umgebung sind ganz ruhig. Die Wachfeuer sind wie um Mitternacht sichtbar, die am Laaerberge flackern hell auf. Bei zwei Wachfeuern sieht man nur den Widerschein, weil sie nicht auf der Kuppe des Berges, sondern auf dem jenseitigen Abhange angezündet find.

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7 Uhr. Wurde vom Stephansthurme dem Ober-Commando gemeldet, daß sich alles in demselben Zustande wie um 3 Uhr befinde.

7. Uhr. Wurde dem Ober-Commando gemeldet, daß 50 Schritte unter dem Ziegelofen Blank's am Simmeringer Damm eine Schanze aufgeworfen wurde, und mit zwei Kanonen beseßt ist.

Im Donau-Canale sind bei zwanzig Schiffe größerer Gattung sichtbar.

Die Gränzwache bei der Freudenau zu entfernen, wäre nothwendig, indem sie mit dem Militär in Verbindung steht, oder in Unterhandlung, und besonders ein Böhme, Namens Blaha, soll der Verdächtigste unter derselben seyn.

Des Morgens wurde die Stadt durch eine lebhafte Kanonade allarmirt. Bei der Marger-Linie wurde ein Erdanwurf für ein anzubringendes Geschüß gemacht, weßwegen die Kroaten vom Friedhof aus, wo sie verschanzt waren, mit Sechspfündern und Granaten feuerten. Dieses Feuern wurde aus der Vorstadt lebhaft erwiedert, worauf die Kroaten das ihrige einstellten.

Sicheren Nachrichten zufolge erklärten die Magyaren nicht heranrücken zu können, wenn sie vom Wiener Reichstage nicht berufen werden. Den Wienern gingen die Augen immer noch nicht auf, als eine fremde Zeitung schrieb, daß man Anarchie zu Gunsten der Magyaren herbeigeführt, daß man in Wien eine Revolution gemacht, um die Unabhängigkeit Ungarns zu erzwingen, welche einen eigenen Kriegsminister, eine besondere Armee, und einen Gesandten in Paris haben wollte. Das hieß sich doch offen von dem übrigen Oesterreich lossagen und demselben sich feindselig erklären! Man sagte freilich, dieß geschehe „im deutschen Interesse"; allein konnte man auch nur einen Augenblick glauben, daß für Deutschland Wien mehr werth seyn würde, wenn es sich in eine Gränzstadt verwandelt, hinter welcher die Allianz mit Frankreich angefangen hätte?

Nachstehender, in der Zeitschrift der Freimüthige" von einem sogenannten Volksfreunde veröffentlichte, terroristische Artikel, verdient zur Würdigung der ,,October-Revolution“ der Geschichte überliefert zu werden, und zwar :

,,Ein wichtiger Vorschlag! Der Gemeinderath hat die Idee einer Kriegssteuer für die flüchtigen Wiener Feiglinge bereits in Anregung gebracht. Wir glauben, daß diese Idee dem hohen Reichstage vorgelegt und folgendermassen in Ausführung gebracht werden sollte :

1. Es soll eine Commission beauftragt werden, ein Verzeichniß anzufertigen, welches sämmtliche von Wien auf der Flucht begriffene, und seit den Tagen der Gefahr von der Stadt und den Vorstädten abwesende Hauseigenthümer ent hält, und ihnen eine Steuer für die Bewachung und den Schuß ihres Eigenthums aufzuerlegen, indem eine Plünderung von Seite des Feindes am wenigsten mittellosen Garden gelegen seyn dürfte, und die Reichen in dem bedrängten Augenblicke, wo dem Vaterlande Gefahr droht, sich demselben durch die Flucht entzogen haben.

2. Das Ober-Commando sollte ebenfalls einen summarischen Ausweis sämmtlicher Compagnien und einzelner Nationalgarden abverlangen, um zur Neberzeugung zu gelangen, welche Garden ihren heiligen Beruf, die Freiheit zu schüßen, auffaßten, um einst auf selbe bei Verleihung von öffentlichen Aemtern () oder sonstigen Begünstigungen (!) Rücksicht zu nehmen.

Wie nothwendig dieß wäre, mögen folgende thatsächliche Beispiele beweisen. Die 6. Compagnie eines Vorstadt-Bezirkes, welche aus 200 Mann, meist wohlhabenden Bürgern, Kaufleuten, Hausherren u. s. w. bestand, löste sich gänzlich auf, und nur eine geringe Anzahl ließ sich in den übrigen Compagnien einreihen. Bom ganzen Bezirke Schottenviertel bestehen höchstens 200 Mann dienstfähige Garden, die übrigen find lauter Arbeiter. Bon einem Bolfsfreunde." Aufruf vom Nationalgarde Ober-Commando. Der Anmarsch der ungarischen Armee bemüssiget mich, zur Deckung der Ost- und Südseite der Stadt das Lager vom Belvedere beziehen zu lassen. Es sind in den Reihen der Nationalgarde viele Männer, welche schon früher in allen Theilen des Militärs Dienste geleistet haben. Es ergeht an sie im Namen ihrer Bürger- und Vaterlandspflicht (!) der Aufruf des Ober-Commandanten, sich bekannt zu geben, ihre Dienste im Lager anzubieten.

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Diejenigen, welche diesem meinem Rufe zu entsprechen Willens find, mögen sich alsogleich in das Lager begeben, und beim Herrn General-Lieutenant Be m fich anmelden. Militärs innerhalb der Mauern Wiens, Offiziere, erfahrene und thatkräftige Männer, tapfere Soldaten, welche eben so geneigt seyn dürften, als Freiwillige in meiner mobilen Garde, respective dem Lager Dienste zu leisten.

Es find Dienste für die gemeinsame Sache der Freiheit. - Allen theuren,

heiligen, unveräußerlichen Errungenschaften droht Gefahr und Vernichtung durch die heraufziehenden Schrecken einer Militär-Herrschaft.

Erhebt Euch! kämpft mit uns! Der Dank des schönen Wien, die Bewunderung aller freien Völker wird strahlender Lohn Eurer Thaten seyn.

Sämmtliche Herren Freiwilligen wollen sich sogleich in das Lager zum Herrn General-Lieutenant Bem begeben, dort werden sie alsogleich auf die ihren Wünschen und ihrer Begeisterung entsprechende Weise verwendet werden. €8 bedarf keiner Erinnerung, daß alle vom Tage ihres Eintrittes aus der HauptOperations-Caffe ihre Gebühr erhalten. Wien am 17. October 1848.

Messenhauser, m. p., prov. Ober-Commandant.^

„Zur Nachricht! Jene Herren, welche in das Akademiker-Freicorps eingereiht find, wollen täglich auf unserer Hauptwache, Seminargebäude am Stephansplak, nachsehen, wo die Namen vierundzwanzig Stunden vorher angegeben sind, die den Dienst zu besorgen haben. Freicorps-Commando, den 17. October 1848. Kupka, Hauptmann.“

„Tagsbefehl. Indem die mobilen Corps das Feldlager vom Belvedere beziehen, habe ich für die übrige Garde folgende Befehle und Anordnungen zu erlassen.

1. Die Herren Bezirks-Commandanten haften mir für die leberwachung ihres ganzen Bezirkes. Sie müssen mit ihren eigenen Kräften für die Befestigung der äußeren Linien und Thore wirken.

2. An den Thoren darf, so lange von mir kein weiterer Befehl erlassen wird, die Zufuhr und der Personenverkehr keinerlei Störung erleiden.

3. Die Bezirke Leopoldstadt, Landstraße, Wieden erhalten von morgen an die nöthigen Verpflegsgelder aus der Operations-Casse im Belvedere, die übrigen Bezirke dagegen vom Gemeinderathe.

4. Zur Vermeidung möglicher Störungen in der Verpflegung haben sämmtliche Herren Bezirks-Chefs noch heute ein Verlagsquantum von 1000 fl. zu erheben. 5. Ich befehle und verordne, daß die Bedeckung des Hauptquartiers in folgender Art gebildet werde:

a) Aus je vier Garden von allen Compagnien, und je acht Garden aus jeder Escadron, sämmtlich entschlossene muthige Männer. Sie werden den Titel ,,Garden des Hauptquartiers“ führen. Ihnen ist die Vertheidigung des Hauptquartiers anvertraut. Ich werde ein besonderes Abzeichen für sie bekannt geben. Die Herren Bezirks-Chefs haben sogleich nach Erhalt dieses Befehles ihre sämmtlichen Garden ohne zu allarmiren zu versammeln, und diese vier Vertrauensmänner auswählen zu lassen. Sie müssen bei persönlicher strenger Verantwortung der Herren Bezirks-Chefs, von mir und dem hohen Reichstage, bis 6 Uhr Abends zuverlässig im Lager eingetroffen seyn

und sich in der Feld-Adjutantur gemeldet haben. -Sie treten fogleich in die Verpflegung des Hauptquartiers.

b) Die akademische Legion gibt zu der Bedeckung des Hauptquartiers eine voll ständige Compagnie mit ihren Offizieren, und wird nicht abgelöst.

c) Eine Compagnie, gebildet aus Vertrauensmännern von allen mobilen Corps. d) Aus je einem Zuge der steyerischen Schüßen, der Brünner Freiwilligen und der polnischen Legion.

Verpflegung der akademischen Legion. Da die gesammte akademische Legion lagert, so erhält sie auch daselbst ihre Verpflegung, und zwar derart:

Die Herren Offiziere nach ihrem Range wie die übrigen. Die Legionärs für den Kopf gleich den andern nur 25 Kreuzer. Ihr Bewußtseyn wird ihnen die materielle Verkürzung ihrer entschiedensten Verdienste erseßen.

Bis 6 Uhr Abends haben die Herren Bezirks-Chefs einen Herren Offizier mit zwei behenden Ordonnanzen, welche vor drei Tagen nicht abgelöst werden, ebenfalls unfehlbar in das Lager eintreffen zu machen. Alle diese Herren haben sich bei dem Plaß-Hauptmann Du Bein zu melden, und unterstehen den höheren Befehlen des Feld-Adjutanten Hauptmann Fenneberg.

Die beim Antritte meines Commandos aus der Wahl der Herren BezirksChefs hervorgegangenen und vom hohen Reichstags-Ausschusse bestätigten drei Stellvertreter des Ober-Commandanten: Herr Oberst Schaumburg, Herr Hauptmann Thurn, und Herr Commandant Aigner, haben sich gleichfalls bis Abends im Lager einzufinden. Sie haben sich daselbst mit einem Adjutanten und zwei Ordonnanzen versehen zu lassen, und werden morgen bei den in Schlachtordnung befindlichen Truppen Commandos erhalten.

Als Hauptbefehle und Verordnungen mache ich Folgendes bekannt :

Bei dem Erscheinen der ungarischen Armee erfolgt die Allarmirung der Stadt auf meinen Befehl vom Lager aus. Eine weiße Rauchsäule von St. Stephan wird nebst dem Trommelwirbel das Zeichen seyn.

Hierauf haben alle Wehrmänner sich auf ihren Sammelpläßen einzufinden, die Herren Bezirks-Commandanten die Freiwilligen aufzurufen, welche als Reserve auf das Glacis vor dem Verbrennhause mit den gehörigen Chargen abzuschicken find.

Dort werden sie von Generalstabs - Offizieren empfangen, und als die Reserve des Lagers aufgestellt. Zur Sicherung ihrer Bezirke haben die Herren Bezirks-Chefs Vedetten an den Außenlinien, Unterstüßungen und Reserven auszustellen. Die Hauptmacht bleibt in Ruhe in Bereitschaft. Auf Familienvåter ist die größte von Billigkeit und Menschlichkeit gebotene Rücksicht zu nehmen. Sie find zum Patrouilliren, zum Wachdienste im Innern der Bezirke zu verwenden.

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