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bar innewohnende Sinn für Freiheit und Recht; Bürge dafür ist die unauslöschliche Treue, welche diese Völker ihrem angestammten Herrscher zu allen Zeiten zu bewahren bemüht gewesen sind.

Euere Majestät! die ehrerbietigst Unterzeichneten erscheinen im Auftrage der Hauptstadt Böhmens, um im Namen derselben ihrem constitutionellen Kaiser und König, die schon oft ausgesprochene Versicherung innigster Ergebenheit, Anhänglichkeit und Pflichttreue zu wiederholen, sie sprechen aber auch die vertrauensvolle Erwartung aus, daß Euere f. f. Majestät in den Ihren Völkern bisher gemachten, allerhöchsten Zugeständnissen der constitutionellen Rechte und Freiheiten keine Einschränkung werde eintreten lassen.

Eine Bitte ist es vorzüglich, deren Erfüllung die ehrerbiethigst Gefertigten dem Vaterherzen Euerer Majestät mit Zuversicht anvertrauen, es ist dieß, daß unsere Schwesterstadt Wien, die in Folge anßerordentlicher Ereignisse zu dem. Kaiserstaate in eine außerordentliche Stellung hineingerissen wurde, nicht mit Maßregeln der Strenge, sondern mit väterlicher Huld und Milde auf den ihr als Kaiserstadt angewiesenen Standpunkt zurückgeführt werde. Bei dem Umstande, daß Wien von einer Waffengewalt umgeben ist, welche die Besorgniß erweckte, als sey durch sie die Freiheit gefährdet, ist eine Vermittlung nöthig.

Die f. Hauptstadt Prag, welche die Schrecken einer Belagerung in jüngster Zeit erfahren, und darum mit der herzlichsten Theilnahme auf die Schwesterstadt blickt, die Hauptstadt Prag, die in der gegenwärtigen abnormen StelLung Wiens Gefahr für die Ruhe und das materielle Wohl der österreichischen Monarchie zu erkennen glaubt, hat es, unbekannt mit den eigentlichen Ursachen der Bewegung, für ihre Pflicht angesehen, sich durch die ehrerbiethigst gefertigten Abgeordneten zu der Vermittlung anzubiethen, falls Euere Majestät diese zu genehmigen für gut erachten. Es läßt sich erwarten, daß die Bürger Wiens ihre Brüder, die Bürger Prags," bei einer solchen Sendung mit Bertraueu aufnehmen werden.

Die ehrerbiethigst Gefertigten bitten Euere Majestät dringend, diese aus dem treuesten Herzen und in der reinsten Absicht angebothene Vermittlung anzunehmen, und ihnen unter Erlassung eines Manifestes an die Völker Oesterreichs, welches denselben die Aufrechthaltung aller bisherigen Concessionen zusichert, die Gränzen vorzuzeichnen, innerhalb welcher sie mit Wien zu verhandeln berechtigt seyn sollen.

Könnte die Hauptstadt Prag, könnten die ehrerbiethigst Gefertigten, als deren Abgeordnete auf diesem friedlichen Wege wirksam seyn, so würden sie darin die Anerkennung ihrer redlichen Gesinnung und Pflichttreue bethätigt finden."

Olmüş, den 16. October 1848. (Folgen die Unterschriften der Deputation.) Eine Frau vom Spig brachte von dort ein Plakat in das Studenten-Comitee, welches in der Umgebung stark zirkulirte, und berichtete, daß auch ein anderes,

mit der Unterschrift des Kaisers hie und da sichtbar sey, sie habe aber Leßteres nicht erhalten können. Ersteres lautet folgendermaßen:

„An die Oesterreicher. Die schrecklichen Ereignisse des 6. Octobers, wo sich eine Partei, die unablässig an dem Zerfallen der schönen österreichischen Gesammtmonarchie arbeitet, nach Ausübung der blutigsten Gräuel, der Herrschaft bemächtigte, haben mich mit den meiner Führung anvertrauten f. k. Truppen vor die Mauern der Hauptstadt gerufen.

Biedere Desterreicher, hegt keine Besorgnisse, weder vor mir noch vor meinen Truppen, und laßt Euch durch die lügenhaften Gerüchte, die böswillige Feinde über mich und meine Absichten ausstreuen, nicht täuschen. Ich will ein freies, ein nach Innen und Außen starkes mächtiges Desterreich unter unserem constitutionellen Kaiser und König, ich will Aufrechthaltung der uns verliehenen und von Sr. Majestät garantirten Rechte, die das Volk von manchen bisher drűckend gewesenen Lasten der Besteuerung, Frohne u. s. w. befreit haben, und ich will, daß alle Nationen ohne Unterschied an diesen Begünstigungen gleichen Antheil haben sollen. Dieß, Oesterreicher, ist in wenigen Worten mein Glaubensbekenntniß, nehmt zugleich die Versicherung hin, daß ich als f. f. österr. General es als meine besondere Pflicht ansehe, unter meinen Truppen miltärische Ordnung und Disciplin aufrecht zu erhalten, so wie ich überhaupt Euere erlangten Rechte und Freiheiten ebenso zu achten als zu schüßen stets bereit seyn werde. Bleibt daher ruhig bei Euren Häusern und Geschäften, damit in der jegi gen, von jedem Rechtlichen ohnehin so schwer empfundenen Zeit, Eucre Drangsale nicht noch mehr vermehrt werden. Rothneusiedel, den 13. October 1848.

Jellačič, m. p., FML. und Ban."

Am 16. October spät Abends ertheilte Messenhauser den Befehl, daß sämmtliche Abtheilungen des Nationalgarde - Ober - Commando, mit Ausnahme des Central - Bureau's, das Lager im fürstlich Schwarzenberg'schen Palais zu beziehen haben. Mit gleicher Eile, als das Hauptquartier in diesem Palais am 12. October I. I. von Seite des k. k. Militärs verlassen wurde, in eben so übertriebener Eile wurde es von Seite der Nationalgarde bezogen. Wagen auf Wagen rollten über das, kurz vorher noch aufgerissene, und nur oberflächlich eingelegte Stadtpflaster; Ordonnanz- und Plaß-Offiziere zu Pferd, Burschen mit Handpferden, Bagage-Wägen, Truppenabtheilungen, alles im Dunkel der Nacht, beim halbgeöffneten und halbverbarrikadirten Kärnthnerthor über die Fahrstrasse nächst der Wien dem Schwarzenberg'schen Garten zu; es glich einer Flucht, die sich durch eine neugierige, in banger Betrachtung versunkene Menge Volkes unter Lärm und Toben mühsam einen Weg bahnen mußte.

Daselbst angelangt, quartirte sich Jeder ein, so gut er konnte; die sechste Compagnie des Bezirkes Wieden, unter Hauptmann Josef Schmid und Lieute

nant Kißling, hatte sich bereit erklärt, permanent die Wache während der Dauer des Lagers dort zu halten, und stand schon seit 12. Oct., als dem Tage des Abzuges des t. t. Militärs aus dem Schwarzenberg'schen Palais, auf der Wache.

Den andern Tag Morgens kam der Feldadjutant Fenneberg, und theilte die Lokalitäten des Schwarzenberg'schen Palais für die verschiedenen Abtheilungen des Ober-Commando ein.

Die große Borhalle war dem Generalstabe, der Saal der Feldadjutantur, das daranstoffende große Zimmer dem Kriegsgerichte eingeräumt. Der OberCommandant bewohnte die Appartements links im ersten Stockwerke nächst der Auffahrt, mit der Aussicht auf das Plateau gegen die Stadt.

Im zweiten Stocke befanden sich die Zimmer für die ad latus: Schaumburg, Thurn, Aigner und ihre Kanzleien, später wurden diese Kanzleien in den 3. Stock verlegt; das Artillerei - Commando, die Haupt - Kasse und die Intendantur; im dritten Stock wurden die Zimmer für das Plag-Commando und für die Ordonnanz-Offiziere angewiesen.

Gegen Mittag den 17. October bezog das Ober- Commando förmlich das Lager, und bestand aus Nachfolgenden:

Hauptquartier des Ober-Commando.

im Schwarzenberg- Palais.

Ober-Commandant: Messenhauser. - Ad latus: Schaumburg, Thurn, Aigner. -Feldadjutantur: Fenneberg.

Generalstab:

Haug. - Artillerie-Commando: Kurth. - Kriegsgericht: Fenneberg, später Knoth. Plaz-Commando: Du Beine mit den Plag-OffiIntendantur: Höffinger, Seltenhammer, Rohr.

zieren.

Haupt-kassa: Grimm, Blaschke.

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Stallamt: Sensel, — Feldpresse.

Hauptquartier im oberen Belvedere.

Chef: General Bem, Defensions- Commandant.

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Oberste: Wutschel, Wittenberger, Preßlern von Sternau, Jelovicki, Artillerie. Majore: Burian, Braulich. - General Adjutanten: Peplowski, Kopezki, Liersch, Redakteur - Adjutant. Feld-Adjutanten: Caurairy, Young, Valentin, Stallungen; 3ach, Munition; Soresti. Defensions-Offizier: Wehle aus Schleswig-Holstein. Telegraphen Bureau: Hoffmann. - Commandant der Polen Legion: de Poto Potocki.

Central - Geschäfts - Bureau

in der Stallburg in der Stadt;

Chef: Moriz Schneider. Stellvertreter und Ordonnanz-Offiziere: Schindler, Dunder. - Plaß- Offiziere: Dunder, Eyselsberg,

Robiersti, Kölbl, Leibenfrost, Pizzala, Stüß, Unterstei ner, Zimmermann. Zugetheilt: Geinberg. Kanzleipersonale: Saazer, Expeditor; Schneider, Straff, Rettich, Kanzellisten. Lithograph: Prey.

Das Belvedere war schon früher vom General - Lieutenant Bem mit seinem Hauptquartier bezogen, welches größtentheils aus den Polen und der polnischen Legion, dem Arbeiter - Verein „Concordia“ u. dgl. bestanden hat, und stand ganz unabhängig von jenem des Schwarzenberggartens. Im Belvedere waren sechs Kanonen, im Schwarzenberg'schen Garten keine. Nur ein geringer Theil der Eliten, welche aus den, nach dem Tagsbefehle vom 17. October von jeder Compagnie in das Schwarzenberg'sche Hauptquartier beorderten Garden bestanden hat, konnte anfänglich unter Dach gebracht werden, daher die Besazung desselben größtentheils auf dem Plateau vor dem Palais im Freien kampiren mußte. Ein müßiges Leben, welches von einem Lager nichts hatte, als daß des Nachts Wachfeuer angebrannt wurden, um welche auf Stroh gelagert Elitgarden das bekannte Fuchslied und Arndt's „deutsches Vaterland“ sangen, und bei welchen die Zeit bei schlechtem Wein und gutem Kommißbrot, theils mit den selbsterfundenen, und dann wirklich geglaubten spartanischen Heldenthaten jedes Einzelnen, und mit der Hoffnung auf die seit mehreren Tagen schon bei der Spinnerinn am Kreuze, ja sogar schon in der Leopoldstadt fichtbar geworden seyn sollenden, aber nicht gekommenen Magyaren, vertrieben wurde.

Im Uebrigen wurde im Schwarzenberg'schen Lager strenge Zucht und Ord-nung gehalten; nach 10 Uhr Abends durfte kein Garde mehr das Lager verLassen; mit der Waffe wurde Niemand hinausgelassen, außer mittelst eines Ausweises des Plaß-Commando. Täglich mußten die Zugs-Unteroffiziere die Namens-Listen der Garden überreichen, nach welchen denselben bei der Intendantur die Nationen an Brot und Wein im Allgemeinen angewiesen, und von den inspicirenden Plas - Offizieren verabsolgt wurden; die Löhnungen à 25 kr. per Kopf wurden auf gleiche Weise nach diesen Listen bei der Haupt-Kassa abgefaßt.

Nach den täglich überreichten Listen war der Stand der Elitgarde im Schwarzenberg'schen Garten 400 Köpfe, außer den dem Ober- Commando zugewiesenen Offizieren; somit bestand das sogenannte Lager nur aus dieser Zahl *).

Noch immer blieb im Volke das Gerücht verbreitet, daß Leichen Erschlagener im Schwarzenberg'schen Palais vergraben seyen; der Inspektor des Hauses, welcher sich vor den Zudringlichen durchaus nicht mehr erwehren konnte, stellte an den Plaß-Hauptmann Baron du Beine, welcher mit den schon früher angeführten sechzehn Plaß-Offizieren auch dahin commandirt war,

*) Der gesammte Stab des Ober-Commando wird am 31. aufgeführt werden.

das Ansuchen, Maßregeln zu veranlassen, um diesen Molestirungen und Verdächtigungen endlich ein Ziel zu seßen.

In Folge dessen wurden von der 6. Compagnie Wieden sämmtliche Einund Ausgänge des Schwarzenberg'schen Gartens doppelt beseßt, und OberCommandant Messenhauser ließ an den Haupteingängen Plakate anschlagen, in welchen das Publikum verständiget wurde, daß die verbreiteten Gerüchte, als sehen im Schwarzenberg'schen Garten Leichen mehrerer Erschlagenen verborgen, — unbegründet find, indem derselbe sowohl, als auch das Palais selbst, genau untersucht worden, und durchaus nichts aufgefunden wurde, was zu diesen Vermuthungen Anlaß geben könnte. Das müßige Nomadenleben fing bald an, unbehagen unter der Besagung hervorzurufen; es wurde auf Mittel gedacht, das Lagerleben etwas aufzufrischen, daher täglich Vormittag um 11 Uhr Wachparaden angeordnet wurden, bei welchen sowohl, als auch Nachmittags um 5 Uhr abwechselnd Strauß's Musikbanden spielten.

Die Wachparade wurde immer auf dem Plateau des Schwarzenbergschen Palais abgehalten, zu welcher die akademische Legion aus der HeumarktCaserne, die polnischen und andere Mobilgarden, sowohl aus dem Velvedere, als auch von der Artillerie- und Salzgries-Caserne zugezogen wurden. Diese Wehrmannschaft bei diesen Wachparaden überstieg jedoch mit Inbegriff Aller nie die Zahl von 800 Köpfen, welches im sonderbarsten Contraste mit Messen= hauser's Rede im Gemeinderathe vom 16. Oct. steht, in welcher er von einem Lager von 15,000 Mobilgarden sprach. Dieses Lager ist errichtet worden, um einestheils dem Einflusse vieler Getreuen in der Stadt zu entgegnen, anderseits, weil die Stallburg für beide Hauptquartiere zu wenig Raum darbot, dann um die Höhen des Belvederes inne zu haben, und um die Bewaffneten des 6. Oct. zu concentriren, mit denselben, vereint mit den Magyaren, die f. Truppen angreifen zu können. Lestere Absicht sprach Messenhauser selbst aus. ——

Als eine Hauptvertheidigungslinie vom strategischen Standpunkte aus betrachtet, scheinen diese beiden, die Stadt sowohl, als die Linien beherrschenden Höhenpunkte des Schwarzenberg'schen Palais und des Belveders wahrlich von Seite der die Vertheidigung leitenden Größen unmöglich betrachtet worden. zu seyn, weil sonst andere Besaßungs- und Vertheidigungsmaßregeln getroffen worden seyn mußten, als die oben angeführten waren.

Nachstehende Aufrufe wurden veröffentlicht:

Aufruf. Alle jene Individuen, welche höhere militärische Kenntnisse befigen und bereit sind, ihre Fähigkeiten dem Intereffe (!) des Waterlandes zu widmen, werden hiermit aufgefordert, sich im Hauptquartier im Bureau des Generalstabes zu melden, wo sie eine ihren Kenntnissen entsprechende Stellung erhalten werden. Die Dauer der Anstellungen ist vorläufig auf einen Monat festgeseßt. Wien am 17. October 1848."

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