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Von den Gemeinden Ober-Sulz, Bockflüß und Wolfpassing liefen an die Approvifionirungs-Commission beim Gemeinderathe Lieferungen vonViktualien und Geldbeträge ein, für welche in der Wiener Zeitung der Dank öffentlich ausgedrückt wurde.

Der Gemeinderath beschloß, die Cammer al-Gefällen-Verwaltung zu ersuchen, die Einfuhr aller Viktualien bei allen Linienämtern an sich selbst einlaufen zu lassen, um einen genauen Ausweis darüber erhalten zu können.

Stifft theilte mehrere Privat-Mittheilungen aus dem Reichstags-Ausschusse dem Gemeinderathe mit, worauf Freund erinnerte, daß der Ausschuß ersucht werden möge, alle derlei Nachrichten dem Gemeinderathe sogleich mitzutheilen, um sie, nach Würth's Vorschlag, veröffentlichen zu können.

Das im Gemeinderathe eingelangte Ansuchen des Ober-Commando um 4000 Laib Brod kam nach Angerer's Aussage für heute schon zu spät; über das weitere Ansuchen um Tabak und Cigarren wurde nach Braun's Antrag beschlossen, Limito-Tabak zn verabreichen, und Planker erbot sich, den Preis wie für das Militär zu erwirken, worauf Wessely seinen früheren Antrag zurückzog, einen Accord mit einem Groß-Trafikanten auf Lieferung zu schließen, indem er Cigarren für höchst überflüssig und kostspielig erklärte.

Auf das vom Ober-Commando an den Gemeinderath eingelangte Ansuchen um Reitpferde, wurde an alle Vorstadt-Gemeinden um einen Ausweis über die vorhandenen Pferde geschrieben, und deren Bericht auf Winter's Antrag sogleich dem Ober-Commando übergeben.

Die erzherzoglich modenesische Haus-Direktion machte dem Gemeinderathe die Anzeige, daß im erzherzoglichen Hause in der Rabengasse ein Spital errichtet wurde, eben so langte auch die Anzeige ein, daß Fürst Liechtenstein sein Haus in der Schenkenstraße zur Verfügung stelle. Der Berwaltungsrath ersuchte um Anschaffung von chirurgischen Instrumenten für den 9. und 10. Bezirk, in welchen, wie Braun meldete, auch mehrere Spitäler errichtet worden sind.

Die an den Gemeinderath eingereichte Klage des Zimmermeisters Groß, daß ihm alles Holz weggetragen wurde, wurde an das Ober-Commando gewiesen. An den Gemeinderath langte der Auftrag vom Reichstags-Ausschusse ein, derselbe solle dem Ober-Commando jede (!) demselben zu seiner Disposition nöthige Summe zur Verfügung stellen.

Wessely beantragte: Forderung eines neuen Vorschusses vom Finanzminister, worüber Brodhuber meinte, der Gemeinderath wäre nun aller Sorge überhoben, während Gräff nicht einsah, wo der Gemeinderath das Geld hernehmen sollte. Bernbrunn beantragte, dem Reichstags-Ausschusse zu berichten, daß der Gemeinderath alle dem Ober-Commando unbedingt auszubezahlende Gelder von den erhaltenen Vorschuß-Kapitalien leisten, diese Ausgaben aber bei Verrechnung der Vorschuß - Kapitalien als Staatsausgaben betrachtet werden.

Martyrt berichtete dem Gemeinderathe, daß die Auszahlungen für Löhnungen allein vom 11. bis 15 October 29,614 fl. 13 fr. C. M. betragen haben, somit täglich beinahe 6000 fl. C. M..

Schierer wollte eine Deputation, welche dem Reichstags-Ausschusse ausdrücklich erklären möge, daß dieß Staatsausgaben sehen; Freund hingegen beantragte, dem Reichstag schriftlich zu erklären, daß alle bisherigen und noch zu machenden Auslagen, die sich auf die Vertheidigungs-Maßregeln gegen die Truppenmacht beziehen, nicht in das Bereich der Communal-Ausgaben gehören, und der Gemeinderath sich vorbehalte, bei späterer Liquidirung eine genaue Ausscheidung derjenigen Ausgaben vorzunehmen, welche nach den bestehenden gesezlichen Bestimmungen aus den Mitteln der Gemeinde nicht zu bestreiten sind, um fie der Staatslasse zu überweisen. Mayer wollte die Anfrage stellen, ob der Ober-Commandant Rechnung und wem zu legen habe. Martyrt hingegen wollte darin schon, daß der Gemeinderath einen Betrag von 200,000 fl. C. M. erhalten hat, die Anerkennung des Principes finden, daß die Kosten vom Staate getragen werden.

Beer wollte eine einfache Note an den Reichstags-Ausschuß, worin der Gemeinderath Befolgung des ihm gewordenen Auftrages zusage, vorausge sest, daß die Kosten vom Staate bestritten werden. Brodhuber fand eine Inkonsequenz darin, alle Ausgaben als nicht die Commune betreffend zu erklären, da sie doch schon selbstständige Verfügungen wegen Löhnung u. s. w. getroffen habe, und sieht schon in dem Worte „Aushülfe“ keinen bestimmten Ausdruck. Worüber Maurer bemerkte, daß dem Gemeinderathe der Reichstag vor Bewilligung des Aushülfs-Betrages schon eine Menge Auszahlungen für Vertheidigungs-Maßregeln überwiesen habe. Dr. Kubenik hingegen empfahl alle nöthige Vorsicht und Schärfe in Entscheidung dieser Angelegenheit. Vor der Abstimmung zog Bernbrunn seinen Antrag zurück, worauf Freund's Antrag angenommen wurde, und der Antragsteller mit der Verfassung einer Adresse an den Reichstag beauftragt wurde.

Hierauf erschien der Ober-Commandant Messenhauser im Gemeinderathe, stellte sich demselben vor, und erklärte, in dem jeßigen Zeitpunkte, wo nur Vertrauen und Zusammenwirken zum Ziele führe, nehme auch er das Vertrauen des Gemeinderathes in Anspruch. Er wies darauf hin, daß er die früheren Vertheidigungs- Maßregeln ohne Plan und Ordnung, ja nicht einmal einen gut organisirten Generalstab vorgefunden, den er sich jezt hauptsächlich durch Mitwirkung des General-Lieutenants Bem und des Hrn. Jelovicki gebildet habe. Er brachte die Nachricht, daß die ungarische Armee bereits in Bruck an der Leitha eingetroffen, und schon morgen in Fischamend zu erwarten sey; er habe nun bereits ein Schreiben an den Ban erlassen, dessen Inhalt und Antwort

er später der Versammlung mittheilen werde. Er erklärte, von der Ueberzeugung ausgegangen zu seyn, daß wir nie dulden sollen, daß unsere Freiheit und Rechte, von welcher Seite immer unterdrückt werden, und sehe in Jellačič und Auersperg offene Feinde dagegen; andererseits wolle er den Rechtsboden nicht verlassen, und zeigte an, daß seine Maßregeln nur dazu dienen, das Heiligste zu schüßen. Das Heranrücken der Ungarn jedoch, und ihr Zusammenstoß mit den Kroaten mache es strategisch nothwendig, im Belvedere und Schwarzenberggarten ein Lager von 15,000 Mann mobiler Colonnen und Nationalgarde zu bilden. Er ersuchte nun die Versammlung, ihn sowohl in allen Maßregeln überhaupt, als auch besonders in der Beischaffung aller zum Hauptquartier nöthigen Hülfsmittel schnell und kräftig zu unterstüßen, und machte folgende Eintheilung bekannt:

1. Das Hauptquartier des Ober- Commandanten mit dem General Bem, Chef des ersten Treffens.

2. Der General Quartiermeister stab mit dem Director der Artillerie und Befestigung.

3. Die Feldadjutantur sammt allen Ordonanz-Offizieren und der Bedeckung des Hauptquartiers.

4. Die Intendantur in folgenden Zweigen:

a. Comitee des Hauptzahlamtes. b. für Brod, Fleisch, Wein und Limito - Rauchtabak. c. für Holz und Stroh. d. für Vorspann. e. für Geschüß- und Zugpferde. f. für Reitpferde. g. für Ausrüstung.

5. Ausrüstungs-Departement, wobei der Ober- Commandant anzeigte, daß von den Ungarn zwanzig Zentner Pulver zugesichert, und er um 2,000,000 scharfe Patronen angesucht habe.

6. Departement zur Erzeugung von Kriegsmateriale. 7. Feld-Haupt- Spital.

8. Oberstes Kriegsgericht.
9. Quartier - Amt.

Schließlich wünschte der Ober-Commandant noch eine Anstellung von drei gewandten Publicisten bei seiner Person. Der Vorsißende des Gemeinderathes drückte hierüber dem Ober-Commandanten den Dank für seine Mittheilung aus, und gab ihm die Versicherung, daß ihn der Gemeinderath in allen Maßregeln mit vollem Vertrauen, und allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln kräftig unterstüßen werde.

Dr. Beer wollte den Grundsaß vom Gemeinderathe ausgesprochen wissen, daß derselbe sich in ökonomischer und finanzieller Beziehung nur mit der Beischaffung der nöthigen Mittel zur Vertheidigung zu befassen habe, daß aber weder strategische, noch politische Berathungen in sein Bereich gehören; Bern

brunn hingegen beantragte, alle Wünsche des Ober-Commando bereitwillig zu erfüllen, leßteres aber aufzufordern, eine gemischte Commission aus einem Theile des Ober-Commando und des Gemeinderathes zur Berathung darüber zu bilden, welche Gegenstände und in welcher Zeit sie als nothwendig beigeschafft werden müssen.

Wessely sah aus dem ganzen Ansuchen des Ober-Commandanten nichts, was zu einer politischen Berathung veranlassen könnte, und wünschte schnelles Handeln. Kubenik erklärte die Zuziehung von Mitgliedern des Ober-Commando für unnöthig. Gräff wollte über diese Forderungen den Reichstag befragt wissen. Stifft sprach seine innige Ueberzeugung aus, daß er bisher an der Nothwendigkeit einer friedlichen Ausgleichung der Wirren geglaubt habe, und vom Reichstage sich nicht erklären könne, wie er dem Führer einer Bürgerwehr, der doch kein General sey, eine so ungeheuer wichtige Maßregel ganz allein habe übertragen können. Er sah in diesem ganzen Verfahren Provocirung zum Bürgerkriege, und gibt sein Votum zu Protokoll. Hierauf verlangte Martyrt, daß der Reichstags-Ausschuß schriftlich bestätige, daß der Ober-Commandant im Auftrage des Reichstages handle. Worauf Bernbrunn's Antrag angenommen wurde, und die Herren Stifft, Bernbrunn, Martyrt, Brants, Freund und Beer begaben sich zum Ober-Commando. —

Knol, Regierungsrath und Protomedicus, erschien im Gemeinderathe über Einladung des Ober-Commandanten, und theilte seine Ansichten über die Errichtung der neuen Spitäler und Verbandpläge mit.

Ueber Auftrag des Reichstags-Ausschusses, daß die Auszahlung der Unterstüßungs-Beiträge für die mittellosen Garden in Reindorf verfügt werde, wünschte Würth eine Commission, welche sich ausschließlich mit Auszahlung dieser Beträge befassen soll, Brodhuber hingegen bemerkte, daß die Beträge für die Nationalgarden bei dem Ober-Commando, und nur in einigen Fällen hierorts ausgezahlt werden sollten, worüber auf Dr. Winter's Antrag beschlossen wurde, sich mit dem Ober-Commando in das Einvernehmen zu seßen, wozu Brodhuber und Wagdorf bestimmt wurden. Schierer frug an, ob das Bureau den am 12. October gefaßten Beschluß, bezüglich der Abmahnung des Publikums von Feindseligkeiten gegen das Militär, zur Ausführung gebracht habe, worauf Würth auf das Plakat vom 12. October hinwies, Freund hingegen die Meinung aussprach, vom Ausschusse könne, als in einer rein strategischen Angelegenheit, kein Befehl über Angriff oder nicht, erlassen werden. Deßhalb habe er es nur in die Hände des Ober- Commando gelegt, und legteres habe den Gemeinderath nur von seinen Maßregeln verständiget. Kubenik machte auf die ungeheuren Folgen eines Angriffes aufmerksam, und beantragte, der Gemeinderath spreche die Ansicht aus, daß dem Nationalgarde-Ober-Commando für fich nicht das Recht zustehen könne, die Offensive zu ergreifen. Folwarzny sah

nicht ein, warum nur der Ober-Commandant der Nationalgarde das Recht habe, Krieg und Frieden zu diktiren, und protestirt gegen die Kühnheit, ein Lager zu beziehen, ehe der Reichstag es ausgesprochen.

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Gräff wollte eine Deputation in corpore in dieser Angelegenheit an die Plenarversammlung des Reichstages. Stifft glaubte, daß kein Krieg ohne Kriegsrath geführt werden könne, und wollte daher die Meinung der Bürgerschaft eingeholt wissen, und Wessely verwahrte sich nochmal gegen jede Einmischung in eine Angelegenheit, die er nur für rein strategisch ansehen kann.

Freund wunderte sich über den Umschlag der Stimmung im Gemeinderathe gerade jezt, wo man immer noch in einer revolutionären Stellung begriffen, und die Umstände fich eher gebessert haben, noch marken kann; Waßdorf beharrte darauf, daß die Commune nie über Angriff entscheiden könne. Schierer sprach sich wiederholt für strenge Einhaltung von bloßen VertheidigungsMaßregeln.

Bondi erwiederte Freund, daß die Stimmung des Ge meinderaths stets dieselbe sey, und mehr Muth dazu ge höre, innerhalb seiner Gränzen konsequent zu blefben, als dieselben zu überschreiten.

Kubenik modificirte sodann seinen früheren Antrag dahin, der Reichstag wolle erklären, daß nur Er das Recht habe, Angriff zu befehlen, worüber sich noch eine längere Debatte über die Stellung des Reichstages und Ausschusses entspann, endlich Kubenik's Antrag angenommen, und Stifft, Kaltenbäd und Kubenit mit der Abfassung der Adresse an den Reichstag beauftragt wurde.

Da der Reichstag die Magyaren nicht berufen wollte, that es der demokras tische Verein, zu dessen Mitgliedern viele Reichstags-Deputirte gehörten. —

„Kundmachung! Die ungarische Armee unter den Feldherren Czany i und Moga hat heute die Gränze überschritten. Oberst Ivanko und der kühne Parteiführer Percel bilden die Flügel. Das Zusammenstoßen der gegenseitigen Armeen wird demnächst unfehlbar unter den Mauern Wiens erfolgen. Mein mir von dem hohen Reichstage übertragener Auftrag bemüssigt mich, allsogleich ein Lager in der Stellung des Belveders aufzuschlagen und zu besetzen. Schon gestern ist der Anfang gemacht worden, alle mobilen Corps dahin zu senden. Dasselbe wird in imposanter Stärke, wie sie der Wehrkraft der großen Hauptstadt würdig, aufgestellt bleiben. Lager-Commandant ist General-Lieutenant Bem. Das Hauptquartier des Ober-Commandanten wird daselbst ungesäumt vorberei tet. Die Verpflegung der lagernden Truppen wird von Morgen an im Lager selbst bewilligt werden. Natural-Zuschuß ist vorläufig ein Seitel Wein pr. Kopf bewilliget. Bloß Limito-Rauchtabak kann erfolgt werden. Alle verschiedenen

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