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nalgarde im Vereine mit dem Gemeinderathe, und von den energischen Maßregeln, die von dieser Seite in unseren schweren Tagen ergriffen worden sind, können und müssen wir den glänzendsten Erfolg unseres Kampfes erwarten. Wir bitten Euch daher, wackere Mitbürger, diese Angelegenheiten nicht von einer andern Seite geschlichtet sehen zu wollen. So scheint der Irrthum` sich zu verbreiten, als wenn es dem hohen Reichstage zustehe, einen Angriff gegen unsern Feind Jellačič zu befehlen, und wir können nur diesen Irrthum berichtigend bemerken, daß der Reichstag keine Exekutiv- sondern gefeßgebende Gewalt ist. Also Brüder! Eintracht, Ausdauer und Muth! Wien, den 16. October 1848. Vom Ausschusse der Studenten."

Am 14. wollte derselbe Ausschuß, der Reichstag solle den Landsturm mit kräftiger Hand leiten und die Berechtigung des Uebertritts des Militärs anerkennen, und hier heißt es ganz richtig, der Reichstag wäre keine Exekutivgewalt.

Seit Messenhauser Ober-Commandant geworden, waren vornehmlich mehrere Deputirte beim Ober-Commando häufig zu sehen, welche auf die Vertheidigung Einfluß genommen. Darunter Goldmark, Füster, Sierakowski, Violand, welche am häufigsten ein- und ausgingen.

Die Cernirung von Wien schritt vorwärts, die Lebensmittel wurden abgenommen. Die Sterblichkeit war gering; die Bewohner hatten keine Zeit krank zu seyn.

Ungeachtet der ämtlich erhobenen Fakta und des Plakates wegen Brandschaßungen, schreibt dennoch C. Grüner *) Folgendes: „In der Stadt herrschte die größte Ordnung und nicht ein Fall von Raub oder Plünderung der Proletarier kam vor. Man mußte sie sehen diese kräftigen unverdorbenen Menschen, wie sie begeistert (trunken?) mit der Waffe dastanden, wie sie vor jedem Legionär mit einer gewissen (!) Ehrfurcht die Müge zogen, und keinem (!) wird es einfallen zu sagen: in Wien herrschte Anarchie. Im Verlaufe der leßten Tage verlor das Central-Comitee aller demokratischen Vereine sehr an Credit, da an die Spiße sich ein Mann gedrängt hatte, der von unserer (d. H. Grüner's) Partei, von Jedem desavouirt wurde, nemlich Herr Chaisés, wie er sich nennt. Die besseren (?) Kräfte wurden dem Ober- Commando zugetheilt, oder zogen sich zurück, weil keine Einheit, kein Führer da war. Dr. Tausenau, der eigentliche Agitator, so wie Schütte waren fort. Der erstere war nach Pesth gegangen, um die Ungarn anzueifern **), der andere war bald da bald dort gesehen und schlüpfte wie ein Aal überall durch. Einer der thätigsten und wür

*) Geschichte der October-Revolution in Wien, kl. 8, Leipzig, Köhler 1849. 2 fl. C. M. Es ist dieß eine magere Plakaten-Sammlung mit ultraradikalen Bemerfungen aber keine Geschichte. Auch das müssen die Wiener noch bezahlen! **) Besser, er floh, weil ihn die Proletarier als einen Dieb hängen wollten.

digsten (!) Führer war Dr. A. J. Becher, Redakteur des „Radikalen", welcher bis auf den leßten Augenblick konsequent und unerschrocken blieb. Das Militär erlaubte sich die rohesten Gewaltthätigkeiten. So wurde der Deputirte Sturm in W. Neustadt ohne die geringste (?) Veranlassung festgenommen, und unter der strengsten Bewachung zwei Tage lang in förmlicher Gefangenschaft gehalten. Die Offiziere nannten die Volksvertreter die Mörder Latour's. Zwei Studenten, die mit demselben Train, wie der obgenannte Deputirte aus Steyermark kamen, sollten auf Befehl eines Majors erschossen (?) werden, indessen war der Oberst gegen den Antrag (?) des Majors, und es hatte sein Bewenden, daß sie mit den gemeinsten Schimpfwörtern benannt wurden, und nur der Umstand, daß sich einer der Studenten als Baron (!) auswies (!), besänftigte etwas die Wuth."

Die Ungarn sind da! hieß es abermals, aber es waren nur jene da, die das Gerücht schon so oft ausgestreut hatten. Im ungarischen Lager soll eine Meuterei ausgebrochen seyn, wodurch die Ankunft verzögert wurde.

Ein Weib, aller Weiblichkeit bar sammelte Unterschriften zu einer Petition an den Reichstag, daß derselbe den Landsturm aufbieten möge. Es war dieß die sogenannte Präsidentin des sogenannten ersten demokratischen FrauenVereines, Perin, die ihrem ehrenvollen Familiennamen wahrlich keine Ehre machte. Was haben Weiber mit Politik zu schaffen? Man kann die Geliebte eines Demagogen seyn, und doch Weib bleiben; aber freches Eindrängen in Bölkerfragen bleibe fern dem weiblichen Gemüthe. Und die Guilotinedoch darauf werden wir später kommen, Du unglückliches, fanatisirtes Weib! *)

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Aus allen Theilen der Monarchie und Deutschlands kamen Adressen an den Reichstag, ohne Zweifel von einzelnen Deputirten angeregt, welch' erstere ebenso viele Zeugnisse der politischen Unmündigkeit der einzelnen Provinzialen, voll bombastischer Phrasen und hochtrabender Metaphern, darboten. Solche sind bei den Ereignissen vorhergehender und nachkommender Tage enthalten, um damit die betreffenden Corporationen nun erkennen was sie gewollt und gethan, und was sie hätten wollen und thun können. Sie sollen wohl überlegen, ob sie in Zukunft nicht Waffen gegen jene schmieden, denen sie solche vernünftigerweise reichen sollten. An Erfahrungen fehlt es wahrlich nicht!

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Die Stadt hatte ein ruhigeres Aussehen, die meisten Gewölbe waren geöffnet, Viele gingen ihren Geschäften nach; von größeren Geschäften keine Spur. *) Wer so wie ich Blut in Strömen fließen sah, wer die todtverbreitenden Geschoße, das Zischen der Kugeln gehört, die vielen Menschen im blühenden und vorgerückten Alter todt hingestreckt betrachtet hatte, dann, wer selbst so viele Lebensgefahren bestand wie ich mahne mich nicht um Nachsicht gegen politische, blutrünstige Verbrechen der Ueberlebenden. Ich schreibe nur was war und wahr! Dr.

Gegen Mittag verbreitete sich das lügenhafte Gerücht von einer in Prag ausgebrochenen Revolution und von Erstürmung des dortigen Zeughauses.

Robert Blum, Fröbel, Hartmann, Trampusch, Frankfurter Deputirte, kamen in Wien an, gesendet von der Linken des Reichstages. Ihr heilloses Wirken begann. Die mobilen Corps, deren Zahl bedeutend wuchs, wurden in Eid genommen und aufmerksam gemacht, daß Subordinationsfehler, eigenmächtige Fouragirungen c. kriegsrechtlich behandelt werden. Man forderte Disciplin von Arbeitern, und suchte das Militär zur Meuterei zu bewegen. Man sollte aufbauen, und zerstörte nur.

Dem Betragen der Kroaten wurde viel Lob gespendet, hingegen jenes der Truppen bitter getadelt. Rohheiten aller Art, Confiscationen von Lebensmit teln c. waren an der Tagesordnung. Freilich waren die Kroaten am 6. nicht in Wien, und sind auch nicht so schändlich bedient worden.

Die Flucht vieler Calabreser und Standredner wurde immer bemerkbarer. Die zurückgebliebenen Revolutionsmacher machten anscheinend scherzhafte Hängen bezeichnende Gesten.

„Kundmachung! Ich erweitere meinen dießfallsigen Befehl betreffs der Dienstleistung des berühmten Herrn General Lieutenant Bem dahin, daß ich demselben die Inspection und Organisation der Vertheidigung sämmtlicher Linien und Außenwälle der Stadt mit unumschränkter Vollmacht übertrage. Der Herr General-Lieutenant postirt das Geschüß; er veranlaßt Verstärkungen und deren Abberufung, desgleichen ist Er es, welcher das für die mobilen Corps im Belvedere und Schwarzenberggarten bestimmte Lager einrichtet. Das Hauptquartier des Herrn General-Lieutenants ist im Lager. Seine Anordnungen stehen im tief= sten Einklang mit meinem strategischen Plane. - Es wäre strafbares Verkennen des großen Zweckes, der Vertheidigung der Hauptstadt, den weisen Befehlen des Herrn Generals Bem, mit Lauheit Folge leisten zu wollen. Ich bin bei dem trefflichen Geiste aller Chefs und Commandanten vom Gegentheile überzeugt. Die Commandanten der beiden berittenen Garden haben wechselweise ein Detachement zu seiner Verfügung zu stellen. Der Intendant wird ungesäumt angewiesen, sich dem Herrn General im Lager vorzustellen. Wien, den 16. October 1848. Messenhauser, m. p., prov. Öber-Commandant."

,,An Seine Excellenz den Herrn Feldmarschall - Lieutenant Grafen von Auersperg. Der Unterzeichnete hat die Ehre, Euer Excellenz eine Abschrift Desjenigen zu übersenden, was er dem Herrn Banus von Kroatien im Laufe dieses Vormittags mitzutheilen länger keinen Augenblick mehr fäumen konnte. Indem Euer Excellenz sich von dem vollen Jahalte meiner Note an den Herrn Banus unterrichten, werden Sie die gebieterische Nothwendigkeit um so leichter erkennen, die mich bemüssigt, eine ähnliche Erklärung mir auch von Euer Excellenz

zu erbitten. Ich glaube die Gränzen meiner Befugnisse als Ober-Commandant der Nationalgarde und der Stadt Wien sammt Umgebung, in keiner Weise zu überschreiten, wenn ich, um mein Ersuchsschreiben klar zu formuliren: 1. Eine Aufklärung mir erbitte, ob ein Stand der Dinge, der also lautet: der Herr Banus, Heerführer kroatischer Nationaltruppen, und Seine Excellenz der Heerführer des aus Wien, in Folge der Ereignisse vom 6. October ausmarschierten f. f. Armeecorps werden die Stadt nicht angreifen, so lange wir nicht selbst an greifen, ich sage, der gefertigte Ober-Commandant kann in keiner Art umhin, fich, seinem Generalstabe, der Heeresmacht seiner gesammten Volkswehr, so wie der gesammten Bevölkernng Wiens die einfache Frage vorzulegen, ob ein solcher Stand der Dinge noch so länger, mit allen aufreibenden, vernichtenden Wirkungen fortbestehen könne? Ja, ob ein solcher trüber Stand der Dinge noch länger fortbestehen dürfe. An Euer Excellenz ist es, hierüber meiner gesammten Garde und der Bevölkerung, schon aus Menschlichkeit in der allerkürzesten Zeitfrist die bündigste Aufklärung zu geben; 2. Ich glaube die schwere Verantwortlichkeit, meiner, mir vom hohen Reichstage gestellten Aufgabe, nämlich: die Stadt Wien sammt Umgebung in Vertheidigungs-Zustand zu seßen, nur ganz richtig aufzufassen, wenn ich Armeecorps, die ich durch ihre Concentrirung, die Beschaffenheit ihrer Ausrüstung, ihre Stellung in Schlachtordnung, ihre Bewegungen als nicht im Friedenszustande befindlich ansehe. Solche Armee corps find weit entfernt davon, daß sie, unter dem Charakter von Garnisonirung, oder als auf dem Marsche begriffen, aufgefaßt werden könnten. Das gefertigte Ober-Commando ist sowohl durch den Inhalt des, im Auftrage des hohen Reichstages vom Reichstags-Ausschusse unter dem 14. October an den Herrn Ban erlassenen Schreibens, aber noch mehr durch die weitaus überwiegende Mehrheit der, in Befolg des hohen Reichstags-Auftrages für den schon erwähnten Vertheidigungszweck unter die Waffen berufener Wehrmänner zu der Auffassung gekommen, daß die Absichten des Herrn Banus im direkten Widerspruche mit seinen Versicherungen stehen; folglich daß das Erscheinen des Herrn Banus unter den Mauern Wiens als feindlich und den Errungenschaften als Gefahrdrohend angesehen werden müsse. Obschon ich nun erst durch die Antwort des Herrn Banus völlige unzweifelhafte Gewißheit über den vorherrschenden Glauben in der Bevölkerung, in der Garde, und in meinem Generalstabe zu erhalten vermag, so drängen mich doch die Gewichte der Consequenzen eines so unnatürlichen Zustandes der Dinge zu der Nothwendigkeit, Euer Excellenz zu den baldigsten Mittheilungen zu ersuchen, ob die Armee des Herrn Banus und jene von Euer Excellenz, als Cinen Zweck verfolgend, also mithin kombinirt, und für Angriff und Bertheidigung fest vers einigt, die Gränzen desjenigen Gebietes in stummer Ruhe bedrohen, welches ich, wie ich bei jeder Gelegenheit und aus jedem Anlaß erinnere und ausdrücklich

wiederholen muß, im hohen Reichstagsauftrage berufen bin, in Vertheidigungszustand zu seßen. Man vertheidigt doch nur Haus und Hof, Wall und Stadt gegen drohende Gefahren oder gegen offene Feinde. Hierüber erlaube ich mir im Namen der Wehrmannschaften der Stadt Wien und Umgebung um so mehr um die beschleunigte Mittheilung zu ersuchen, da ich es weder vor meinem Gewissen, weder vor meiner Bürgerpflicht, noch weniger aber vor meinem militärischen Berufe zu verantworten glaube, die Qualen der Ungewißheit für Hunderttausende in verderblichem Zaudern zu verlängern. Die Aufklärung des Herrn Banus und jene von Euer Excellenz werden mich in den Stand seßen, die Ausgangspunkte meiner Stellung vollkommen einzusehen, und was ich viel höher schäge und noch viel sehnlicher wünsche, Sie werden mich in den Stand seßen, die Bevölkerung der Stadt und Umgebung über Das aufzuklären, was sie zu hoffen, was sie zu befürchten habe. Ich erlaube mir noch schließlich mein Schreiben an Euer Excellenz durch die Mittheilung zu vervollständigen, daß ich es mir in meinem diplomatischen Verkehr zur unverbrüchlichen Richtschnur gemacht habe, was schon aus meinem Schreiben an den Herrn Banus hervorgeht, offen vor dem ganzen Volke zu verhandeln. Tausend und tausend einlaufende Gesuche von Garden aller Provinzen klären mich ja hinlänglich darüber auf, daß die seit dem 6. October in Flammen ausgebrochene Bewegung der Stadt Wien leine Fractionssache sey. Sie ist sonnenklar eine Volkssache. Genehmigen Euer Excellenz den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung.

Wien, am 16. October 1848.

Messenhauser, m. p., provisorischer Ober- Commandant."

Folgende herzliche Zuschristen aus unserer Schwesterstadt Berlin sind uns so eben zugekommen, und wir beeilen uns dieselben zu veröffentlichen, weil sie an die Nationalgarde gerichtet sind, und weil sie Zeugniß geben von der thatsächlichen Sympathie, die unsere Brüder in Deutschland für uns fühlen." Bom Ausschusse der Studenten."

An die akademische Legion und die Nationalgarde zu Wien. Brüder! Unser Verein, ergriffen von dem rühmlichen Kampfe, den Ihr siegreich gegen die Despotie begonnen, hält es für heilige Pflicht, Euch seiner innigsten Theilnahme zu versichern, und sendet Euch den beiliegenden Brudergruß, mit der Bitte, denselben zur Kenntniß von Wiens Bürgern zu bringen. Mit herzlichem Gruß zeichnet der demokratische Bürgerwehrverein zu Berlin."" Berlin, d. 13. Oct. 1848.

Berlins demokratischer Bürgerwehrverein an die Wiener. Brüder, Ihr habt den ehrlosen Verrath der despotischen Partei, der an Euch und an dem edlen Volle der Ungarn verübt wurde, blutig gerächt. Wir bewundern den Aufschwung Eurer glorreichen Revolution und mit Herz und Hand stehen wir zu Euch. Ihr seid mitten im Kampfe, noch ist die Nachricht Eures lezten Sieges nicht zu uns

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