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derathe beschlossen, diese Waffen dem Ober-Commando zur Verfügung zu stellen; Bernbrunn's Antrag, so lange kein Kampf sey, diese Waffen versiegelt in der Kaserne zu belassen, blieb in der Minorität und Freund's Antrag, dieserwegen eine Commission an den Reichstag zu senden, wurde verworfen.

Ein an den Gemeinderath ergangener Erlaß des Ministeriums über Organifirung und Eintheilung der Spitäler wurde Dr. Beer und Dr. Folwarzny übergeben, um sich mit der medicinischen Fakultät ins Einvernehmen zu sehen. Vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten wurde dem Gemeinderath angezeigt, daß die zur Commission mit dem Landrathe Lewinski beizuziehenden Mitglieder keine Gemeinderäthe zu seyn brauchen, worauf Freund darauf bestand, es sollen Mitglieder des Gemeinderaths seyn, und über Gräff's Antrag, einen Bericht an das Ministerium zu machen, daß die Mitglieder des Gemeinderathes dabei Stimme haben müssen, beschließt der Gemeinderath, daß seine Mitglieder nicht nur als Zeugen, sondern als Glieder der Commission angesehen werden sollen. Das Observatorium 3n St. Stephan während der Octobertage.

Schon am 7. October, als sich die Truppen im Schwarzenbergischen Palais konzentrirten, sandte das Studenten-Commitee einige seiner Mitglieder zeitweise auf die Spiße des Thurmes, um von dort aus die Bewegungen des Militärs zu beobachten. Die gewöhnliche Thurmwache wurde schon damals angewiesen, über etwaige Vorkommnisse im Rayon der Umgebungen Wiens, sofort an die Aula Bericht zu erstatten.

Als am 10. die Anzeige gemacht wurde, daß man in der Gegend von Bruck her, Truppenkörper bemerke, sandte das Studenten-Comitee den Dr. Sattler, welcher Mitglied dieses Comitees war, mit dem Auftrage auf den Thurm, dort ein regelmäßiges Observatorium einzurichten. Von der Sternwarte wurden die nöthigen Instrumente requirirt. Bier Akademiker wurden dem Dr. Sattler als Gehilfen zugetheilt.

Gleich als Messenhauser das Ober- Commando übernommen, wurde bei Creirung des Generalstabes das Observatorium unter dessen Auspizien gestellt. Nun wurde alles mehr systematisch geordnet. Der Legionär Seiler wurde als Wach-Commandant mit sechs Legions-Ordonnanzen und zwei Sicherheitswächtern in dem Wachzimmer am Fuße des Thurmes stationirt. Oben mußten die ununterbrochenen Observationen in ein Protokoll eingetragen werden, vier Schreiber kopirten die Berichte zu gleicher Zeit, die in vier verschiedenen Exemplaren für das Ober-Commando, für General B em, für den Gemeinderath und für das Studenten-Comitee stündlich expedirt wurden. Die vier gleichlautenden Berichte wurden jedesmal in eine runde Kapsel geschlossen, und vermittelst der im Thurme angebrachten Röhre hinabgeworfen. Eine halbe Minute später zeigte die

Klingel an, daß die Berichte unten in Empfang genommen und durch die Ordonnanzen weiter befördert wurden. Auf der Sternwarte der Universität, so wie im Hauptquartiere Bems im Belvedere, waren ebenfalls Leute aufgestellt, die Beobachtungen mittelst der dort aufgestellten Instrumente machen mußten. Diese drei, sich gegenseitig controllirenden Observatorien hatten durch kleine Fähnchen ein telegraphisches System unter sich eingeführt, mittelst welchem Irrthümer berichtigt, oder Wahrnehmungen bestätiget wurden.

Die Verpflegung aller waffentragenden Mittellofen betreffend. Mitbürger! Für Eueren Unterhalt Sorge zu tragen, ist sowohl meiner Pflicht, als meinem Billigkeits- und Gerechtigkeitsgefühle die heiligste Angelegenheit. Ich kenne keine heiligere, und zwar deshalb, weil sie die menschlichste ist; allein die Herren Bezirks Chefs und Commandanten der selbstständigen Abtheilungen müssen mich in demselben Geiste der Pflicht und der Menschlichkeit thatkräftig unterstüßen. Alle Arbeiten ohne Unterschied, große wie kleine, dringende wie unwichtige, ganz allein auszuführen, überstiege am Ende eines Menschen Kraft. Eine eiserne Gesundheit müßte brechen. Ich befehle, unter strengster Verantwortlichkeit der Commandanten, daß die nominativ verfaßten Gelderforderniß-Aufsäße sämmtlich bis 9 Uhr Morgens in meinem Bureau eingelangt seyn müssen. Um 9 Uhr ens dige ich diese Eingaben alle ohne Ausnahmen. Eingaben, die später einlaufen, werden im Laufe des Tages unmöglich mehr berücksichtiget werden können.

Wien, den 15. October 1848. Messenhauser, m. p., pr. Ob.-Com.“

„Kundmachung. Die Mitglieder der gesammten Volkswehr, auf deren gutem Geiste, Eintracht und Ordnung das Schicksal Wiens und Oesterreichs ruht, werden hiermit Seitens der Permanenz des hohen Reichstages in ihrem eigenen, wie des gemeinsamen Vaterlandes Interesse aufgefordert, sich allen Anordnungen der Leiter der Volkswehr pünktlich zu unterziehen. Nur durch Unterordnung und aufopfernde Selbstverläugnung Aller kann das hohe Ziel, die Aufrechthaltung und Bewahrung unserer constitutionellen Freiheiten erreicht werden. Die schwerste Verantwortung wie die Verachtung aller Gutgesinnten wird das Loos Jener seyn, welche aus Gleichgültigkeit oder abfichtlicher Nachläßigkeit ihre Pflichten außer Acht lassen, und sich den Anordnungen der vom hohen Reichstage wie von dem Vertrauen der Bevölkerung an ihre Stelle gefeßten Führer widerseßen. Wien, 15. October 1848. Vom Reichstags-Ausschusse.

Fr. Schusella, m. p., prov. Obmann. Bioland, m. p., Schriftführer." Messenhauser's erste Zuschrift an den Ban:

An Se. Excellenz den Banus von Kroatien, Baron Jellačič. Euer Excellenz ist es bekannt, daß der hohe, nach der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung aller deutsch-österreichischen Länder wie ich mehr und mehr flar

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sehe — souveräne Reichstag, in Anbetracht der durch die Ereignisse des sechsten Octobers hervorgerufenen außerordentlichen Ereignisse, Ereignisse von vielen vorhergesehen mit dem Auftrage betraut worden, Sorge für die Vertheidigung der Hauptstadt Wien und Umgebung, so weit der Wirkungskreis des Wiener Nationalgarde-Ober-Commando reicht, in Vertheidigungs-Zustand zu seßen. Euer Ercellenz dürfte es nicht minder bekannt seyn, daß ich durch die Gewalt, welche die Geschicke und Verhängnisse des merkwürdigsten aller Jahre 1848 charakterisirt, aus der Einsamkeit eines fast einsiedlerischen Lebens durch Berufung und Sanktionirung des hohen Ministeriums und des hohen Reichstags-Ausschusses, an die Spiße der Nationalgarde von Wien sammt den Umgebungen getreten bin. Sollte bei dem bisher noch ungestörten Personenverkehr dieser Vorfall Euer Excellenz unbekannt geblieben seyn, so ist die Mittheilung desselben der erste Grund dieses meines Schreibens. Das fernere Motiv des Erlasses dieser Note an Euer Excellenz ist Folgendes: Der Inhalt des im Auftrage des Reichstages vom Reichstags-Ausschusse an Euer Excellenz unter dem 14. October erlassenen, und durch Plakat der gesammten Bevölkerung veröffentlichten Schreibens, wäre schon als Privatmann, nicht bloß der Ausdruck meiner persönlichen Ansicht, sondern auch meiner tiefsten Ueberzeugung gewesen. Seit dem 13. October, unterbrochen durch ein kurzes Interregnum — in den Centralpunkt der Geschäfte der WienerVolkswehr gestellt, belehren mich in jeder Stunde Organe der verbrüderten Volkswehr aus allen Provinzen der auf dem Reichstage durch den freien Volkswillen vertretenen Staaten, daß Euer Excellenz mit ihren unterstehenden ArmeeCorps, trop aller Versicherungen von friedlichen Absichten, als eine vollkommene feindliche Macht angesehen werden. Euer Excellenz Erscheinen, mit Theilen eines aus Ungarn weichenden Heeres, sind der Gegenstand allgemeiner Befürchtung ; aber nicht jener Befürchtung, welche die ihrer Errungenschaften sich bewußte Volkswehr der Hauptstadt Wien veranlassen konnte, rath- und thatlos die Hände in den Schoos zu legen, und sich von dem Feldherrn einer Armee, in Marsch geseßt ohne Mandat eines verantwortlichen Ministeriums, sey es nun das urgarische zu Buda-Pesth, oder das unserige zu Wien, ich wiederhole, sich von dem Feldherrn einer Armee, dessen Verbindung mit dem f. f. Armee-Corps Sr. Excellenz des Herrn Grafen von Auersperg dem Verständnisse der denkenden Bevőlkerung nicht klar genug vorliegt, Geseß e, oder was einerlei ist, das Verzweiflungsmittel einer Capitulation vorschreiben zu lassen. Von einem solchen Geiste des sich Selbstverlassens der unmännlichen Unterwerfung unter einen, durch Schlachtlinien sich ankündigenden Willen, der mich über die Freiheits-Gedanken meiner deutschen und nichtdeutschen österreichischen Mitbürger erröthen machen müßte, sind dem gefertigten Ober-Commandanten seit seiner kurzen Amtsthätigkeit keinerlei Symptome vorgekommen. Im Gegentheile. Von allen Seiten laufen Klagen, di

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rekte und indirekte Proteste von Einzelnen, Körperschaften, Gemeinden, deren Gesammt-Ausdruck als das Echo der Landesstimmen angesehen werden muß, in meinem Hauptquartiere ein. Tausende und aber Tausende erwarten von mir, dem Leiter der Vertheidigung der Hauptstadt Wien, die Losung zum Angriffe gegen die Armee Euer Excellenz, allein nicht so, auch gegen die f. f. Truppen Seiner Excellenz des Herrn Grafen Auersperg. Vertheidigung und nicht Angriff, liegt in meinem ausgesprochenen und hinlänglich bekannten Auftrage. Allein, wie dieß in dem gestrigen Schreiben des hohen Reichstags-Ausschusses Euer Excellenz eröffnet worden, die durch Ihre Truppen vollzogene Entwaffnung der geseßmäßig organisirten Nationalgarden der Dorfschaften, die drückenden Requifitionen, die Verhinderung der freien Passage, die Absperrung der Zufuhr von Lebensmitteln und die Besetzung der zum Bezirke der Hauptstadt gehörigen Ortschaften, legen mir die gebieterische, unabweisliche und heilige Pflicht auf, mir von den Absichten Euer Excellenz in möglichst beschleunigter Zeitfcist volle Ueberzeugung zu verschaffen. Sind die Absichten Euer Excellenz durchaus friedlicher Natur, wird kein Angriff auf die Stadt, wozu ich jedoch immer die Umgebung rechne unternommen wird den Absichten Euer Excellenz bloß durch die Formel: aus strategischen Gründen, ein gehäßiger Schein angeklebt, so habe eben auch ich aus strategischen Gründen von Euer Excellenz die vollste, bestimmteste, dem einfachsten Verständnisse der Bevölkerung flare Verständigung über die folgenden Punkte, mir, in schon angedeuteter Zeitfrist, zu erbitten. 1. Sind Euer Excellenz geneigt, Ihre Truppen aus der Umgebung von Wien derart zurückzuziehen, daß ich im beharrlichsten Befolg meiner vom hohen Reichstage erhaltenen Mission nicht bemüssiget bin, auf der Grundlage eines scheinbaren Friedens zum Schuße der Hauptstadt und der Umgebung, zum Schuße von Personen und Dingen, zum Schuße von Nationalund Privat-Eigenthum, zum Schuße von schwer erseßbaren Gütern die außerordentlichsten Vertheidigungsmaßregeln zu treffen? Für einen Kampf entbrenne er nun in den Mauern der Hauptstadt oder in deren Außenbezirken, Rüstungen aufzubieten, welche eine, für die Beschäftigungen des Friedens und der Cultur bestimmte Bevölkerung in Soldaten umwandelt, welche den schwer gedrückten steuerpflichtigen Bürgern noch größere unerschwingliche Auslagen aufzwingen muß, welche Bestürzung ohne Maß, Befürchtungen ohne Ende, mit einem Worte, welche den edelsten Kern, der auf dem hohen Reichstage tagenden Bevölkerung, an derem Wohlstande alle österreichischen Mitbürger fremder Nationalitäten ohne Unterschied betheiligt sind, die tödlichsten Wunden auf unabsehbare Jahre schlägt? 2. Sind Euer Excellenz geneigt, jeden Akt der Feindseligkeit gegen die meinem Schuße vertraute Bevölkerung, Eingeborne wie Fremde, sofort einzustellen? 3. Sind Euer Excellenz geneigt, sich sofort aus der drohenden

Stellung, die ihre unter absolutistischen Bannern agirende Heeresmacht unter den Mauern, man kann sagen, derzeit selbst unter den Kanonen der Hauptstadt einnimmt, in der allerkürzesten Zeitfrist, ohne Rücksicht auf strategische oder politische Gründe, von deren Richtigkeit ich die unermeßliche Mehrheit der mir anvertrauten Volkswehren völlig fruchtlos würde überzeugen wollen nach dem Süden zu, in ihr Heimathland zurückzuziehen? Die ungeheuere Verantwortlichkeit, die seit der wahrlich durch keinen demokratischen Ehrgeiß eines Emporkömmlings, sondern durch das Gebot reinster Bürgerpflicht erfolgten Uebernahme meines schwierigen Amtes auf meinem alleinigen Haupte ruht, bemüssiget mich diese meine erste Note an Euer Excellenz fast in dem düsteren Charakter eines Ultimatums abgehen zu lassen. - Ich gewärtige in Bälde Euer Excellenz geneigte Antwort. Da ich sowohl als Mann des Volkes, als Vorstand des Wehrkörpers der Stadt Wien, in Entscheidungen, ob Kampf, ob Friede seyn wird, nur offen verkehren kann um darnach bloß als Organ der entschiedensten Mehrheit zu handeln so habe ich die weitere Ehre Euer Excellenz mitzutheilen, daß ich den Inhalt dieses Schreibens der Kenntniß des Publikums nicht entziehe. Ferners, daß ich geistige Waffen, den roheren, des menschenmordenden Kampfes vorziehend die gesammte Presse der Hauptstadt des Vaterlandes, aller Culturstaaten des Welttheiles aufrufe, sich des Inhaltes meiner ersten Ansprache an Euere Excellenz zu bemächtigen. Wien, am 15. October 1848. Messenhauser, m. p., pr. O. Com."

Auf diese lange undeutsche Zuschrift gab der Van dem damit gesendeten Legions-Commandanten Aigner folgende mündliche Antwort:,,Sagen Sie Ihrem provisorischen Commandanten, daß sich der Van in keine Erörterungen der überbrachten langen Note, welche sogar drohende Stellen enthält, einläßt, und sagen Sie ihm, daß wenn es seine Absicht ist, die Ruhe und Ordnung in der Residenz hergestellt zu wissen, daß eine darauf bezügliche Mittheilung von ihm, dem Commandanten, in einem zehn Zeilen langen Conterte genügt, um den Ban zur Erreichung dieses Zweckes zu unterstüßen."

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Am 15. October erhielt der Ober- Commando - Kassier Jos. Grimm einen Auftrag vom Ober-Commandanten Messenhauser, dem GeneralLieutenant Bem unverzüglich 10,000 fl. CM. auszubezahlen, welchen Befehl er unter dem Vorwande, daß er in diesem Augenblicke nicht mit der nöthigen Barschaft versehen sey, keine Folge gab, worauf ihm bis zum Schluße seiner Amtirung, nämlich den 17. October, diese Anweisung nicht mehr vorkam. 9. Uhr Abends. Johann Plank, wohnhaft in der Rossau Nr. 23, machte beim Ober-Commando die Anzeige, daß dessen Vater in Erdberg wohnhaft, an diesem Morgen vor die Erdberger-Linie hinausgegangen sey, weil er in der Nähe, wo bereits die Militär - Vorposten standen, einen Küchengarten habe,

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