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Anerkennung der Berechtigung des Webertrittes *) zum Volte.
Durch entschiedene volle Unterordnung unter das dem Reichstag verantwortliche
Ministerium. Wir bauen auf Euch und hoffen, Ihr werdet handeln, Euerer und
Euerer Stellung würdig. Videant consules ne respublica detrimentum
capiat! Wien, den 14. October 1848. Vom Ausschusse der Studenten."
C. Hoffer, m. p., Vorfizer.

L. S.

Alois Paßruk, m. p., Schriftführer.“

Bom deutschen Central-Bereine für Böhmen in Reichenberg.

,,Hohe Reichsversammlung! Die leßten Ereignisse Wiens haben neuerlich auf eine schreckvolle Weise den Körper der ganzen Monarchie erschüttert, und das Gemüth jedes Staatsbürgers erbebt vor dem Bilde der Zukunft, welches man in seinen blutigen Conturen ihm vor die Seele heraufbeschwor. Für kein Land der Erde können die Folgen einer Revolution der Art, wie sie uns die lezten Tage brachten, und mit welcher der Bürgerkrieg Hand in Hand wüthet, unheilbringender seyn, als für Oesterreich, kein Land der Erde muß solche politische Ers schütterungen mehr fürchten, als Desterreich, indem durch ein derartiges Ereig niß der Zerfall dieses Länder-Complexes, das Auflösen der einzelnen Heterogenen mit aller Mühe seit der legten Neugestaltung unserer politischen Existenz zusam mengehaltenen Gebiete von seinem Stamme, seine einzige Zukunft ist. Schon damals, als der Reichstag in Wien zusammentrat, konnte man die Macht nicht nennen, welche im Stande wäre, die nationalen Interessen Desterreichs zu vers einigen, und so eine Harmonie für die Zukunft zu begründen. Schon damals konnte man bange Ahnungen nicht unterdrücken, und jeßt - wie durch einen Zauberschlag stehen wir am gefürchteten Abgrunde.“

Mitten in diesen erschütternden Ereignissen haben wir unsere vertrauensvollen Blicke auf unsere Vertreter gerichtet, in der sichern Vorausseßung, fie allein seyen durch die traurige Nothwendigkeit angewiesen, mit Kraft und Ausdauer die Geburt der Anarchie und die Zerstücklung der österreichischen Macht zu unterdrücken.

Wir haben uns in unserer Hoffnung nicht getäuscht, die hohe Reichsversammlung hat durch ihre in den leßten Tagen an den Tag gelegte Handlungsweise eine große That gethan, fie hat den Boden der constitutionellen Monarchie, tros des gefahrvollen Lebens nicht verlassen, sich vielmehr vereint zum heilbringenden Wirken für die Völker Oesterreich's.

Leider aber waren viele Mitglieder der hohen Versammlung nicht so stark,

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Der Reichstag sollte die Truppen zum Verrath, zum Treubruch Nichts spricht so laut für die schlechte Unterrichtsals dieses und die Studenten selbst.

*) Horibile dictu!
und Meineid auffordern!
Anstalt der hohen Schule

--

Dr..

oder wollten es nicht seyn, den Augenblick zu verstehen, sie verließen mitten in der härtesten Bedrängniß unseres gemeinschaftlichen Vaterlandes den Reichstag, und wollen auch die Beschlüsse der für Ordnung und Ruhe fühlenden Ausharrenden als Minoritätsbeschlüsse nicht mehr beachten. Diese Handlungsweise als ein Verrath am Vaterlande, muß uns mit Schmerz erfüllen, zugleich aber die heiligste Pflicht auferlegen, der, Gott sey Dank, noch immer in der Majorität sich befindenden Reichsversammlung hiermit die heiligste und ungeheucheltste Verficherung laut aussprechen, an ihren, für das Wohl und Heil der Monarchie getroffenen Verfügungen in diesem furchtbaren Schwanken fest zu halten, und ihre dießfälligen Beschlüsse für legal und als geheiligt durch die Wichtigkeit des Augenblickes für die Zukunft auch ferner anzuerkennen.

Möge Eine hohe Reichsversammlung diese Versicherung so hinnehmen, wie sie vom gefertigten Vereine im Namen aller Redlich- und Gutdenkenden hier gegeben werden, und möge fie darauf bauen, daß das nördliche Böhmen auch diese Gesinnungen in den Herzen seiner Bewohner treu bewahren wolle.

Reichenberg, am 14. October 1848.

Gust. Schirmer, m. p., Schriftf.

Dr. Fischer, m. p., Obmann. uchasy, m. p., Schriftführer."

Vom deutschen Central-Vereine für Böhmen und Reichenberg.

„Aufruf an die Wiener Reichs-Deputirten und ihre Wähler.

Nach der Revolution des März, nach dem Sturze Metternich's und seines Systems, sah sich Desterreich einer Aufgabe gegenübergestellt, die, so riesengroß ihre Lösung für jedes Volk seyn würde, für den Kaiserstaat und seine Einwohner noch ihre ganz besondere Schwierigkeit hatte; denn der völlige Umbau des Staates mußte nun mitten unter einer unsäglichen Verwirrung, unter Waffengetőse, unter dem Streite feindlicher Volksthümlichkeiten begonnen werden.

Als Desterreichs Völker diejenigen aus ihrer Mitte wählten, welche sie für die Unterrichtetsten in Bezug auf die Bedürfnisse des Landes, für die Treugefinntesten und Biedersten zu erkennen glaubten, und als sie diese Männer im Juli nach Wien sandten, um daselbst am Reichstage zu berathen und zu beschließen, über eine Masse von Institutionen, deren Ermöglichung selbst dem Kühnsten bange machte, erkannten die Völker die große Aufgabe, welche ihren Vertretern zu lösen oblag, nicht weniger, als diese selbst sie kannten. Und es war nicht abzusehen, daß die Abgesandten der Völker würden ruhig tagen können, bis fie zu Ende wären mit der Verfassung und dem Preßgefeß, und mit der Ordnung für die Volksbewaffnung, mit der Steuerfrage und mit der Regelung der bäuerlichen Verhältnisse, mit der Gemeindeverfassung und der Neugestaltung des Volksunterrichtes, denn feindselige Bewegungen im Innern und tobende Stürme von außen her bedrohten ein Berathungswerk, das vor Allem Besonnenheit und Einigkeit erforderte, um zur Reife zu gelangen.

Was der Reichstag bisher geleistet, und wie er des Volkes Recht ins Auge zu fassen und es zu wahren gestrebt habe, ist jeßt nicht zu erörtern, wohl aber geben uns die neuesten Ergebnisse in Wien zu einer Frage an die Reichstags-Abgeordneten Anlaß, und dieselbe ist wichtig genug, um sie durch den Mund ihrer Wähler an sie gelangen zu lassen.

Welche Stellung hat der Reichstag gegenüber einer Regierungsgewalt angenommen, welche durch die abermalige Flucht des Kaisers, durch die faktische Auflösung des Ministeriums und durch eine angedrohte Belagerung Wiens zu einem Schattenbilde geworden ist? Der Reichstag hat diese Frage zum Theil beantwortet, er hat sich permanent erklärt, und sich zu einem Wohlfahrts-Ausschusse umgestaltet, welcher sich vor der Hand damit beschäftigt, eine Gewaltmaßregel von der Hauptstadt abzuwenden, für deren Ausführung weder I e llačič mit seinen Kroaten, noch Fürst Windischgräß mit seinen Grenadieren eine Berufung oder ein Creditiv vorzuweisen vermögen.

Nur eine kleine Anzahl, meist dem Lande Böhmen angehörigen ReichsDeputirter, hat die Gefahr, in welcher Desterreichs Hauptstadt schwebt, zu ihrer eigenen gemacht und sich von dem Posten eigenmächtig entfernt, welcher ihnen durch das Vertrauen des Volkes angewiesen war, und welchen sie eben so wenig verlassen durften, als der Soldat seine Fahne, soll anders nicht das Urtheil über fie ergehen, daß fie pflichtvergessen und feige gewichen sind vor einer Gefahr, die wenn sie ihnen wirklich persönlich gedroht haben sollte, unter den gegenwärtigen Verhältnissen nur als ein Anklagepunkt, der durch den Umstand gravirend wird, daß diese Flüchtlinge sich nun in Prag und Brünn zusammenschaaren und Berathungen pflegen, von denen mit Recht vermuthet werden kann, daß ihnen eine ganz andere Tendenz zum Grunde liegt, als diejenige, welche in diesem Augenblicke noch 202 Deputirte in Wien zur ihrigen machen; die Tendenz, die Ruhe in Wien um jeden Preis wieder herzustellen, und als wahre Patrioten die Errungenschaften des März vor den Gelüsten der Reaction, vor den Gelüsten schlecht verhüllter Separations-Ideen (?) zu bewahren. Es ergeht sohin an alle jene Bezirke der österreichischen Monarchie, welche Deputirte zum Wiener Reichstag absendeten, der Aufruf, es nicht zu dulden, daß ihre Abgeordneten Wien eher verlassen, als nicht die Kammer als aufgelöst erklärt wird, daß sie mit allem Ernste auf die Rückkehr derjenigen dringen, welche treulos oder furchtsam den Ehrenfig verlassen haben, dessen sie ihre Comittenten würdig erachten, und sie dieses Gebot auch auf diejenigen Abgeordneten ausdehnen, welche sich, besonders berücksichtigenswerthe Verhältnisse ausgenommen, mit Urlaub außer dem Bereiche ihrer übernommenen heiligen Pflichten begeben haben.

An Euch aber, Ihr Vertreter des Volkes, ergeht die dringende Aufforderung, Euren Pflichten als Männer nachzukommen, und auszuharren auf dem

Felde der Ehre, bis entweder der Sieg errungen, oder Eurem Kampfe durch eine Verfügung Einhalt gethan wird, welchen sich das souveräne Volk selbst anzuerkennen, keinen Anstand nimmt. Reichenberg, den 14. October 1848.

Dr. Fischer, m. p., uchash, m. p., Gustav Schirmer, m. p., Schriftführer. Schriftführer."

Obmann.

Nachstehender fulminanter Ruf wurde veröffentlicht, und zwar :

„Warnungsruf der Ungarn an die Desterreicher. Ein unerhörter Verrath an Ehre, Recht, und der heiligsten Volkstreue verübt, machte es den räuberischen Horden, mit welchen Jellačič in unser Vaterland einbrach, allein möglich, bis nahe an die Hauptstadt vorzudringen.

Das schändlich getäuschte (!) Ungarn bedurfte aber nur zu erwachen, um seinen Zustand der dringendsten Nothwehr zu erkennen, um diesem verbrecherischen Wagnisse ein Ziel zu seßen. Troß dem, daß selbst manche ehrliche Kries gerschaaren in einer nicht genug zu beklagenden Begriffsverwirrung nicht erkannten, wie die Fahnen Desterreichs geschändet (sic) wurden, und sich der verråtherischen Führung Jellači č's Preis gaben, fand dieser zwischen Stuhlweißenburg und Ofen sein „bis hierher und nicht weiter" — das ihm unsere tapfere Armee, obwohl damals der Zahl nach bei Weitem schwächer (?) in einem entscheidenden Siege (?) mit blutiger Schrift vorzeichnete. Von unserer tapferen Armee hart gedrängt, bat (?) der Verräther um Waffenstillstand (!) Obwohl so oft getäuscht, verschlossen wir doch unser Ohr nicht der Menschlichkeit und gewährten ihm sein Begehren; und fiche, ehrvergessen bricht der treulose Feind den Waffenstillstand, ändert seine beiderseitige auf Treue und Glauben festgeseßte Stellung, und wendet sich vor Ablauf des Waffenstillstandes mit Raub und Verwüstung (?) gegen Raab.

Unsere über diesen Treubruch entrüstete Armee, die sich an Zahl, Kriegsmaterial und Hilfsmitteln aller Art von Tag zu Tag verstärkt, verfolgt den Feind, und das mißhandelte Volk erhebt sich in Schaaren gegen die Räuber und Mordbrenner, deren wir bald Meister zu werden hoffen. Ereilen wir ihn aber nicht, so mag es kommen, daß er mit seinen Schaaren in Oesterreichs gesegnete Gefilde einbricht, um sein hier mißlungenes Attentat gegen Recht und Freiheit (?) auch unter Wiens Mauern zu versuchen.

Gleiche Interessen und gleiche Gefahren für das Heiligste der Menschen und Völker verbinden uns mit Euch, Ihr Brüder von Oesterreich! wohl fester für die Zukunft, als es die Bande des Absolutismus vermochten, die unsere Vergangenheit umschlangen.

Das Hochgefühl, mit dem uns die Wendung unseres gemeinschaftlichen Geschickes erfüllt, nicht minder die unabweisliche Pflicht, die Euch gegenüber

Völker- und Nachbarrecht uns auferlegen, gebietet, daß wir Euch vor der auch Eurem Lande drohenden Gefahr des feindlichen Räuber-Einbruches ohne Verzug

warnen.

Höret unsere Stimme! Sähet Ihr unsere verwüsteten Fluren, unsere niedergebrannten Dörfer, unsere gebrandschaßten und geplünderten Städte, unsere gemordeten Greise und Kinder, unsere geschändeten Weiber und Töchter; wäret Ihr Zeugen des unsäglichen Elends aller Art, das dieses große Verbrechen am Völkerrechte über unser friedliches Land brachte; wüßtet Ihr, was uns in den so würde Euch heiligsten Zuständen bevorstand, im Falle Jellačič flegte, grauen vor dem schrecklichen Bilde des Jammers, der über Euch kommen würde, wenn Jellačič in Desterreich erreichen sollte, was ihm in Ungarn mißlang.

Glaubet ja nicht, daß kaiserlicher Befehl und Macht den Verräther in seinem sträflichen Unternehmen aufhalten könnte; denn wisset, Jellačič entblödete sich nicht, öffentlich zu erklären: „daß er wohl schon 21 Handschreiben des und Se. Kaisers erhielt, die er leider nicht in der Lage war zu befolgen, Majestät der Kaiser könne ihm noch 21 Handbilette senden, welche ihn von seinem Ziele weglenken wollten, er würde sie nicht befolgen. Er müsse für Se. Majestät handeln, wäre es auch wider dessen Willen." Was nun das Ziel des Verräthers sey? Brüder! Könnt Ihr daran noch zweifeln, nach dem, was sich bei uns so schrecklich und klar gezeigt hat, und was sich den Völkern Oester. reichs und unserm verrathenen (?) Monarchen ebenso schrecklich erweisen würde, gelänge es nicht, die drohende Gefahr abzuwenden.

Wir find Brüder, Freunde unter dem Paniere der Freiheit! diese mit vereinter Kraft zu schüßen, sey unsere heiligste Aufgabe!

Pesth, im October 1848. In Abwesenheit des Minister-Präsidenten:

Der reichstägige Ausschuß für die Landes-Vertheidigung.“

Die von den Magyaren verübten Schandthaten in Ungarn geben auf diesen ominösen Warnungsruf die beste Antwort, und beweisen zur Genüge, daß die betreffenden Schlächter das jüngste in Europa existirende, aus Aften hierher eingedrungene, wahrhaft asiatisch - barbarische Volk sind.

Nachtrag. Am 12. Nachmittags gelangte an das NationalgardeBezirks-Commando Wieden nachstehende Erledigung vom Verwaltungsrathe :

,,Der Verwaltungsrath in seiner Permanenz hat so eben beschlossen, über das gestellte Ansuchen des Bezirkes Wieden, daß von jedem Bezirke und jedem Corps Vertrauensmänner gewählt, und dem Ober-Commandanten an die Seite gegeben werden sollen, um denselben für die gegenwärtigen wichtigen Verhält nisse der Stadt Wien in Commando-Sachen als Beirath

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