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die mit der Studenten-Legion sympathisirenden Garden", man warb Bauern für einen großartigen Fackelzug dem Bauernbefreier Kudlich, und lud die exaltirten Führer der Magyaren ein, um den Reichstag durch feurige Reden zu stürmen, und ihn entweder zum Sturze des Bans und des Ministeriums zu nöthigen, oder eine Revolution in Wien zum Ausbruche zu bringen. Doch scheiterte auch dieses Mittel an einer zwar zufällig nationalen, im Grunde aber nur im strengsten Rechte beruhenden Opposition, für welche sich eine unerwartet starke Majorität ergab. Jezt galt es der Umsturzpartei, das Aeußerste zu wagen. Pulszky und Konsorten arbeiteten aus allen Kräften auf ihr Ziel los, und wie weit sie es am 6. Oktober brachten, mit welchen Mitteln und durch wessen Hände weiß nun die Welt. (De. C.)

So weit hat sich der geniale Abgeordnete Brauner ausgesprochen.

Der konstituirende Reichstag als oberste Staatsgewalt, ein Konterfei der Pariser-Deputirten-Kammer vor dem Beginne der Pariser Februar-Revolution, basirte sich auf eine, von der thatkräftigen Minorität terrorisirte Majorität, verschwendete seine Zeit mit dem Punkte ob dem i, statt die Constitutions-llrkunde zu verfassen, zu welcher er einberufen wurde, statt mindestens ein prov. Preßgesetz festzustellen, um der Zügellosigkeit der Journalistik einen Damm zu seßen, statt das Organisirungsgeseß für die Nationalgarde zu berathen, und leßtere dadurch als Schuß und Schirm des konstitutionellen Lebens zu erstarken.

So trug der Reichstag selbst bei, die schwierigen Verhältnisse noch schwieriger zu machen, viele Deputirte vergeudeten die kostbare Zeit mit leerem Phrasengeschwäge, mit unaufhörlichen Interpellationen das Ministerium neckend, ermüdend und herabseßend, durch Verwerfung der Entschädigung bei Ablösung der Urbarialrechte das Eigenthum und die ganze sociale Ordnung in Frage stellend, und nach dem Beifalle einer Faktion und Befriedigung ihres Ehrgeizes haschend, statt auf praktischem Wege das Wohl des Staates zu fördern. Dieser Reichstag war als oberste Staatsgewalt der Lenker der Ereignisse, und einzelne Mitglieder sogar Lenker der Oktober-Revolution, ehe selbe ausgebrochen, während die von diesem beherrschten Regierungsorgane, mit den Mitteln mäkelten, mit welchen der frechen, demoralisirten und demoralisirenden Presse, durch eine tüchtige, und dem Volke durch Billigkeit zugängliche Journalistik entgegen gewirkt werden konnte, mit den Mitteln mäckelten, mit welchen den mit magyarischen und anderem Gelde unterstüßten demokratischen Vereinen, der eben so mächtige, gemäBigte dynastisch-konstitutionelle Verein entgegen gesezt werden konnte. Kurz die auf diese Weise beherrschten Regierungsorgane gruben den wohlberechneten Minen der Umsturzpartei durchaus keine Gegenminen, und stellten der rastlosen Thätigkeit dieser Partei nichts entgegen, als das gegebene Wort des Kaisers: von seinen ertheilten Zugeständnissen und Zusicherungen nichts zu schmälern. Die in

Ungarn rebellirenden Magyaren maßten sich die Suprematie über die weit zahlreicheren übrigen Völkerschaften des Königreichs an, sagten sich faktisch vom österreichischen Staatenverbande los, geberdeten sich als ein unabhängiger, selbstständiger Staat, schickten ohne Erlaubniß des rechtmäßigen Königs Gesandtschaften in fremde Staaten, emittirten. Massen Papiergeldes u. v. A., endlich ermordeten sie den vom Könige abgesendeten Kommissär und Pacifikator Lamberg auf eine barbarische Art.

Zu dem Allen kamen auch die Kriegs-Ereignisse in Ungarn. Die Ereig nisse in Ungarn, besonders aber die Ermordung des Grafen Lamberg in Pesth waren Vorboten jener in Wien.

Ein in Pesth lebender Deutscher erzählt die Borgänge am 28. September in der ungarischen Hauptstadt folgendermassen :

Der Beschluß des Repräsentantenhauses vom 27. September Nachts, den königlichen Commissär Grafen Lamberg als ungeseßlich und ungültig anzusehen, und jeden als Hochverräther zu hängen, der den Befehlen des Kaisers nachkomme, war am 28. Früh an allen Ecken Pesth's in magyarischer Sprache zu lesen. Nur in magyarischer Sprache, ungeachtet in Pesth-Ofen 70,000 Deutsche (?) leben, die aber von den Magyaren als gar nicht existirend betrachtet zu werden scheinen.

Eine Aufregung, größer als in den Märztagen, gab sich in Folge dessen kund. Niemo arbeitete; die Straffen wogten von Menschen. Die Magyaren sagten am Morgen, der königliche Commissär müsse gehängt werden, sobald er eintreffe. Sie bearbeiteten die ganze Volksmasse, belegten den König mit den empörendsten Schimpfnamen, und forderten jeden auf, ferner nicht mehr dessen Befehlen nachzukommen. Sie brauchten keinen König, und wenn sie einen haben wollten, würden sie Kossuth dazu erwählen. So riefen die Verräther!

Ungeachtet dieser Zusammenrottungen, ungeachtet der bewaffneten Haufen, welche durch die Stadt zogen, wurden von Seite der magyarischen Behörden gar keine Vorkehrungen getroffen, die Ruhe aufrecht zu erhalten, und die als Gesandter völkerrechtlich heilige Person des Grafen Lamberg vor Beleidigung zu schüßen, den man jeden Augenblick erwartete.

Dazu kam das Gerücht, eine Estaffete habe die Nachricht gebracht, die Schlacht bei Stuhlweissenburg daure seit 3 Uhr Morgens, um 7 Uhr sey schon der linke Flügel des Bans gänzlich vernichtet worden. Das goß Oel ins Feuer; der Uebermuth kannte keine Grenzen mehr. Um 1 Uhr wollte ich auf den Blocksberg gehen, da behauptet wurde, man höre von dort den Donner der Kanonen. Als ich an die Wache der Donaubrücke kam, stuzten athemlos ein Paar Magyaren herbei und verlangten einen Tambour zum Allarmschlagen. Lamberg sey in Ofen, sagten sie, man müsse ihn fangen und aufknüpfen. Ei

hieß, er sei im Generalkommandogebäude beim FML. Srabowsky. Die wüthende Menge stürzte dorthin. Ein Wachposten der Nationalgarde sagte aus, vor einer halben Stunde sey der königliche Commissär angefahren und sey bei Hrabowsky abgestiegen.

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Jezt begann eine Szene furchtbarer Art. Mit wildem Gelüfte stürzte die Menge in das Gebäude. Alle Thüren wurden erbrochen besonders zeichnete sich ein Sappeur der akademischen Legion aus, dessen gewichtige Art jedesmal auf den dritten oder vierten Hieb die festesten Thüren sprengte. Alle Räume wurden durchsucht, Fenster, Kisten, Kasten zertrümmert. Die kranke Beschließersfrau, mit einem sechswöchentlichen Kinde auf dem Arme, bat ihre Wohnung zu verschonen. Wüthend drangen Magyaren auf sie ein - die Mitglieder der Legion stellten sich als Schußwehr vor sie hin, und zwei derselben durchsuchten die Wohnung.

Im ersten Stockwerke trat Hrabowsky besonnen der Menge entgegen, und sprach vermittelnde Worte. Ein Wiener Legionär rief ihm zu: „Halt's Maul, Schwarzgelber, wir kennen Dich!" Hierauf wurde er erfaßt, eingesperrt und Wache vor die Thüre des Zimmers aufgestellt.

Man fand den Grafen Lamberg nicht, er hatte sich durch einen rückwärtigen Ausgang geflüchtet, und eilte nach Pesth, um sich unter den Schuß des Repräsentantenhauses zu stellen.

Ich kann nicht unerwähnt lassen, daß ein Anführer der Legion, die sich auf dem Zeughausplaße bei den Kanonen versammelte, ihr bedeutete : „Die Legion sey keine Polizei — sie sollten nur die Kanonen bewachen!" Während sich dieß auf der Festung zutrug, wurde in beiden Städten Allarm geschlagen, alle Gewölbe wurden gesperrt, die Nationalgarde rückte aus, und die Man war Strassen wogten vom Volke, den Freiwilligen und den Bauern. der Meinung, die Festung sey von Lamberg abgesperrt, man wolle Pesth von Ofen aus bombardiren, der Ban sey vor den Schanzen und die Raizen in Ofen erschlügen die Schanzarbeiter. Kein Wort war Wahres daran.

Der unglückliche Graf Lamberg, der im Vertrauen auf die Unverleßlichkeit eines königl. Commissärs ohne Begleitung und Bedeckung nach Ofen gefommen war, hatte mittlerweile einen Fiaker aufgefunden, und fuhr über die Schiffbrücke nach Pesth, den sichern Schuß des Gesetzes zu erreichen.

Auf der Mitte der Brücke stand ein Haufe Nationalgarden und Sensenmänner, vermisch mit teuflisch wildem Volke. Ein Paar Wiener Legionäre waren an der Spiße. Diese hielten den Fiaker auf und erkannten den Grafen Lamberg. Einer tratt vor mit der Frage: Wer sind Sie?" „Der königliche Commissär Graf Lamberg," war die feste Antwort. „Dann fahre zur Hölle!“ schrie der Akademiker und spaltete ihm den Kopf.

Und nun folgte eine Szene die schwer wiederzugeben ist:

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Man riß den halbtodten, schrecklich blutenden Grafen aus dem Wagen, und schleifte ihn über die Brücke die Blutspur war bis in die Stadt zu verfolgen. Man durchstach ihn mit Bajonetten schnitt ihm Glieder mit den Sensen ab, schligte ihm den Leib auf, daß die Eingeweide herausquollen.

In der großen Bankgasse angelangt, wurde der Leichnam des Ermordeten, Berstümmelten, vom Pöbel in Empfang genommen. Man zerrte und riß ihn hin und her seine ganze Kleidung wurde buchstäblich in Feßen gerissen, man zerstampfte ihn mit den Füssen spießte ihn auf Bajonnete und zeigte die geschändete Leiche dem teuflisch jubelnden Pöbel.

Ein Ruf, den ich hier nicht wiederholen will, erschallte in einer Stadt, die 70,000 deutsche Einwohner zählt!

Ich möchte rasen vor Wuth!

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Ich schäme mich ein Deutscher zu seyn — wenn man ungestraft den deutschen Namen so lästern darf.

und deutsche Jünglinge ziehen hinab, für die Magyaren zu streiten - - für dieselben Magyaren, die den Deutschen mit allem Ingrimme fanatischer Leidenschaft hassen.

Die armen verblendeten Wiener Akademiker sind zu beklagen, sie tödten ihr eigenes Geschlecht — sie helfen die deutsche Nationalität in Ungarn vernichten.

Endlich langte der Menschensturm am Invalidenpalais an. Dem Körper des Grafen Lamberg — in dem man mit Mühe die Menschengestalt erkannte, und dem die leßten Feßen vom Leibe gerissen waren, wurde ein Strick um den Hals gebunden, in diesem Zustande wollte man ihn auf einen Laternpfahl aufhängen.

Die Nationalgarde verhinderte es - die geschändete Leiche wurde in's Invalidenpalais gebracht, und von dort während der Nacht in's Rochusspital geschafft.

Der Mörder, von dem man sagte, er sei ein Deutscher, wurde jubelnd durch die Stadt geführt, ihmEljén zugerufen, und der blutige Säbel vor ihm hergetragen. Zur Ehre des deutschen Namens sey es gesagt, der Mörder war kein Deutscher, sondern ein Ungar, der in Wien Medizin studirte.

Und nun deutsche Männer, Bürger Wiens - gehen Euch endlich die Augen auf, welch' frevelndes Spiel die Magyaren spielen?

Ringt sich nicht ein Schrei des Entseßens aus Eurer Brust, ob dieser namenlosen Schandthaten an einem deutschen Manne verübt. Welch' Gefühl muß Euch ergreifen, wenn ihr vernehmt, mit welchen Lästerungen der deutsche Name bei dem schändlichsten Bubenstücke belegt ward?

Wird man endlich glauben, daß die dünkelhafte Anmassung der Magyaren, ihr unerträglicher Uibermuth die Schilderhebung aller Nichtmagyaren hervorgerufen hat?

Wird man nach dieser Gräuelszene in der Hauptstadt des Landes, unter den Augen der Behörden ausgeführt, die gar keine Vorkehrungen getroffen hatten, endlich glauben, daß die Magyaren die griechischen Tempel im Banate geschändet, und durch Mord, Sengen, Plündern und ungeseßliches Hängen die Nichtmagyaren zur Verzweiflung gebracht haben?

Wem jezt die Augen nicht aufgehen der wird nie sehen.

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Für diejenigen, welche in den leßten 6 Jahren, wenn auch nur wenige Wochen, in Ungarn, namentlich in Pesth-Ofen gelebt, und sich um die Stimmung der Deutschen und der andern Nichtmagvaren bekümmert haben, hätte es eines solchen himmelschreienden Beispiels nicht bedurft, um einzusehen; daß diese 4 Millionen Magyaren die im Ungarlande lebenden 11 Millionen Nichtmagyaren in ihrer Nationalität auf jede Weise drücken, schmähen und tyrannisch dahin streben und wirken, diese 11 Millionen Nichtmagyaren zu zwingen, die ungarische Sprache zu erlernen, und sie somit zu Magyaren zu machen!

Aber der Arm der Nemesis streckt sich schon nach dem herrschsüchtigen Volke aus.

Die 11 Millionen Slawen in Norden und Süden, in Often und Westen werden nach solcher Schandthat noch gewaltiger sich erheben, wie sie es bereits gethan, die Gleichberechtigung aller Nationalitäten herstellen, und den Magyaren die Herrschaft aus den Händen reißen.

dunkle Wolken zogen sich

Nach der Mordthat zürnte selbst der Himmel zusammen, ein heftiger Sturmwind heulte, und der niederprasselnde Regen trieb die Haufen in die Wirthshäuser, wo die Magyaren in unüberschwenglicher Suada ihren Heldenmuth priesen und sich in den Himmel erhoben. Ist's vielleicht der Heldenmuth, dem zufolge sie das Land an der Drau biz Stuhlweissenburg ohne Schwertstreich dem Feinde preisgeben? Die Patrouillen gingen die ganze Nacht. Die Nationalgarde war fortwährend unter Waffen. Auf Polizeibefehl mußte jedes Fenster der Stadt die ganze Nacht hindurch beleuchtet seyn.

Biele Excesse fanden statt alle Wagen wurden angehalten, und nach Waffen durchsucht — lebensgefährliche Verwundungen wurden von den tobenden Bauern bei dieser Gelegenheit beigebracht.

Heute bedauert ein krokodillthränenreiches Plakat, von Kossuth, Niary 2c. unterzeichnet, das gestrige Ereigniß, und fordert die Bewohner zur Ruhe auf. Dieselben Gleißner, welche heute beklagen, waren gestern die Veranlassung zu dem Schand- und Brandmale der Magyaren!

Die Siegesnachrichten bestätigen sich nicht es ist bis jezt noch keine Schlacht geschlagen.

Viele, die gestern noch die Herren Obenaus waren, lassen heute schon die Flügel hängen.

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